Sapienza-Rede

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Die Sapienza-Rede (für den 17. Januar 2008 vorbereitet) des Papstes Benedikt XVI. enthält bemerkenswerte Aussagen zum Verhältnis von Religion und Wissenschaft, Theologie und Philosophie sowie mittelbar zum Problem des Laizismus selbst. Sie knüpft damit u.a. an die Vorlesung von Regensburg an (12. September 2006). Da der Papst vor den Protesten einer intoleranten Minderheit zurückweichen musste und seinen Besuch bei der römischen Universität La Sapienza<ref>Wikipedia: Universität La Sapienza</ref> absagen musste, wurde die Rede dort am 17. Januar 2008 vom Vize-Rektor vorgelesen.

Aus dem Kommentar von G.M. Vian, Osservatore Romano (17.01.2008):

"In Kontinuität mit seinen Vorgängern hätte Benedikt XVI. an einen Ort zurückkehren wollen, an dem er schon als Kardinal am 15.2.1990 gewesen war, um die Notwendigkeit einer positiven Dialektik zwischen Glaube und Vernunft zu vertreten, aber er musste darauf verzichten. Schon Paul VI., als er die Oppositionshaltung [1964] wahrnahm, die auf Allgemeinplätzen und polemischen Tönen jener gründete, die ihre Augen verschlossen und das Gemüt feindselig bewahren, wollte sie beruhigen: der Papst – so sagte er – wird ihr geschlossenes Denken nicht mit Gewalt aufbrechen, er wird keine Tür aus den Angeln reißen, und er wird draußen bleiben und anklopfen, wie der von der Offenbarung des Johannes beschriebene „Zeuge“ (Offb 3,20), und denen, die nicht aufmachen, sagen: lerne, verstehe dich selbst, lies in deiner Seele, schau auf die wahre Erfahrung, die unsere Zeit gerade in der Negation der religiösen Werte und der transzendenten Wahrheiten lebt, und du wirst in so weit verbreiteter Qual eine riesige Zahl angsterfüllter Ruinen finden; angefangen bei der größten und trostlosesten: der Verzweiflung, dem Absurden, dem dürren Nichts."<ref> Ansprache Paul VI. (1964)</ref>

"Tu sei la nostra sapienza!"

Nach dem Angelus am 20. Januar 2008 sagte der Papst vor über 200.000 Betern auf dem Petersplatz zum Fall Sapienza:

"Leider ist bekanntlich ein Klima entstanden, das meinen Besuch bei der Feier nicht opportun erscheinen ließ. Ich habe ihn schweren Herzens verschoben. Aber ich habe dennoch den Text senden wollen, den ich eigens nach Weihnachten vorbereitet hatte. Der universitären Welt – die für viele Jahre die meine war – bin ich in der Liebe zur Wahrheitssuche, zur Auseinandersetzung und zum offenen und respektvollen Dialog über verschiedene Positionen verbunden. Dies ist alles auch die Mission der Kirche, die darin treu Jesus nachfolgt, dem Lehrer des Lebens, der Wahrheit und der Liebe. Als sozusagen emeritierter Professor, der in seinem Leben zahlreichen Studenten begegnet ist, ermutige ich Euch, liebe Studenten und Professoren, immer respektvoll anderen Meinungen zu begegnen und mit freiem und verantwortungsvollen Geist die Wahrheit und das Gute zu suchen."

Nach dem Bericht von Radio Vatikan waren bei der Kundgebung katholische Bewegungen wie Comunione e Liberazione und Sant' Egidio mit starken Abordnungen vertreten. Zahlreiche Transparente von Universitäten, auch von der Sapienza, waren auf dem Platz zu sehen. Man merkte Benedikt an, dass er sich über diese Solidarität freute. Am Schluss des Angelus dankte er noch einmal allen, die gekommen waren: „Gehen wir weiter in diesem Geist der Brüderlichkeit, der Liebe für die Wahrheit."

Der italienische Wortlaut vom 20. Januar 2008:

"Cari amici, desidero adesso anzitutto salutare i giovani universitari, che sono tanti - grazie per la presenza - i professori e voi tutti che siete venuti oggi così numerosi in Piazza San Pietro per partecipare alla preghiera dell'Angelus e per esprimermi la vostra solidarietà; è bello vedere questa comune fraternità della fede, grazie per questo. Un pensiero di saluto va anche ai molti altri che si uniscono a noi spiritualmente. Vi ringrazio di cuore, cari amici; ringrazio il Cardinale Vicario che si è fatto promotore di questo momento di incontro. Come sapete, avevo accolto molto volentieri il cortese invito che mi era stato rivolto ad intervenire giovedì scorso all'inaugurazione dell'anno accademico della "Sapienza - Università di Roma" ed ho lavorato con grande gioia al mio discorso. Conosco bene questo Ateneo, lo stimo e sono affezionato agli studenti che lo frequentano: ogni anno in più occasioni molti di essi vengono ad incontrarmi in Vaticano, insieme ai colleghi delle altre Università. Purtroppo, com'è noto, il clima che si era creato ha reso inopportuna la mia presenza alla cerimonia. Ho soprasseduto mio malgrado, ma ho voluto comunque inviare il testo che avevo preparato nei giorni dopo Natale per questa occasione. All'ambiente universitario, che per lunghi anni è stato il mio mondo, mi legano l'amore per la ricerca della verità, per il confronto, per il dialogo franco e rispettoso delle reciproche posizioni. Tutto ciò è anche missione della Chiesa, impegnata a seguire fedelmente Gesù, Maestro di vita, di verità e di amore. Come professore, per così dire, emerito che ha incontrato tanti studenti nella sua vita, vi incoraggio tutti, cari universitari, ad essere sempre rispettosi delle opinioni altrui e a ricercare, con spirito libero e responsabile, la verità e il bene. A tutti e a ciascuno rinnovo l'espressione della mia gratitudine, assicurando il mio affetto e la mia preghiera."

Bemerkenswert daran ist vor allem, dass der Hl. Vater den Vorgang persönlich und unbefangen kommentiert und zugleich zum Respekt für die Meinungen anderer ermutigt.

Unwissenschaftlichkeit als Ursache des Professorenprotests

"Jene 67 Professoren der römischen Universität „La Sapienza“, die sich gegen den Besuch Benedikt XVI. an ihrer Uni ausgesprochen hatten, begründeten ihre Kritik mit einem Zitat, das sie in der Online-Enzyklopädie Wikipedia fanden und aus dem Kontext herausrissen. Das schreibt die Zeitung „Osservatore Romano“.
Die Professoren hätten sich selbst als Verteidiger der „Freiheit der Forschung und des Wissens“ bezeichnet, heißt es in dem Beitrag. Dabei hätten sie „falsche Informationen als wahr angesehen“ und nicht geprüft, ob das Zitat den Fakten entspreche. Kein wissenschaftlich arbeitender Mensch würde Wikipedia „als ausschließliche Quelle für seine Forschungen heranziehen, ohne den Wahrheitsgehalt des Inhalts zu prüfen“, heißt es weiter.
Die Professoren hatten behauptet, dass Joseph Ratzinger während einer Rede in Parma am 15. März 1990 den Prozess der Inquisition gegen Galileo Galilei<ref>Wikipedia: Galileo Galilei</ref> (1564-1642) gerechtfertigt habe. Tatsächlich hatte Ratzinger den skeptisch-agnostischen Philosophen P. Feyerabend<ref>Wikipedia: Paul Feyerabend</ref> zitiert." <ref>Roms papstkritische Intellektuelle und ein Falschzitat aus Wikipedia, kath.net am 8. Februar 2008</ref>

Wortlaut der Rede

Anmerkungen

<references />