Petrum et paulum apostolos

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Apostolisches Schreiben
Petrum et paulum apostolos

von Papst
Paul VI.
an alle Bischöfe, die in Frieden und Gemeinschaft mit dem Apostolischen Stuhle leben,
Einladung zur 19. Jahrhundertfeier des Martyriums Petrus und Paulus
22. Februar 1967

(Offizieller lateinischer Text: AAS 59 [1967] 193-200; Petrum et paulum apostolos (verba))

(Quelle: Johann Auer: Papst und Bischof die Hirten der Kirche, Johannes Verlag Leutesdorf 1967, S. 61-76 (1. Auflage, 77 Seiten, Imprimatur, N. 55/1967, Treveris die 6 m. Junii 1967 Dr. Hofmann, Vicarius Generalis)
Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


Apostel Petrus + Paulus
Gruß und Apostolischen Segen!
Ehrwürdige Brüder !

Einleitend

Petrus und Paulus sind die Apostel, die das gläubige Volk zu Recht die Grundpfeiler des Römischen Stuhles und der über der ganzen Welt verbreiteten Kirche Gottes nennt. Deswegen sind Wir der Überzeugung, es entspreche Unserem Amt, wenn Wir Euch, Ehrwürdige Brüder, die Ihr - jeder in seinem Amtsbereich - mit Uns verbunden seid, aufrufen, dafür Sorge zu tragen, dass die 1900-Jahr-Feier des tapferen Martyriums der Apostel gebührend begangen und gefeiert werde: Petrus, den Christus unser Herr zum Fundament seiner Kirche und zum Bischof dieser ehrwürdigen Stadt Rom erwählt hat, und Paulus, den Lehrer der Völker (1 Tim 2,7), der zugleich Lehrer und Freund der ersten römischen Christengemeinde war.

Einladung, die 1900-Jahr-Feier in diesem Jahr zu begehen

Das Datum dieses denkwürdigen geschichtlichen Ereignisses kann nicht genau nach den Aussagen der geschichtlichen Zeugnisse festgestellt werden. Sicher ist aber, dass die beiden Apostel in Rom während der grausamen Verfolgung des Kaisers Nero in den Jahren 64 bis 68 gemartert worden sind. Das Martyrium ist bezeugt durch den Brief des heiligen Clemens, des Nachfolgers des heiligen Petrus in der Führung der römischen Kirche, und zwar in seinem Brief an die Korinther, denen er die beiden Kämpfer als großes Vorbild vor Augen stellt: ,,Aus Missgunst und Neid haben sie Verfolgung erlitten und gekämpft bis zum Tode, die die größten, gerechtesten Säulen waren" (I Ep. Clementis ad Cor., sap. V 1-2, ed. Funk p. 107).

Die beiden Apostel Petrus und Paulus haben ihre Krönung erhalten in einer großen Zahl (cfr. Tacitus Annales XV 44) von Märtyrern, die man am Anfang der römischen Kirche findet, wie Clemens von Rom auch schreibt: "Jenen Männern, die ein heiliges Leben führten, ist eine große Zahl Auserwählter beigesellt worden, die wegen Missgunst viele Foltern und Qualen erlitten haben und ein großes Vorbild unter uns waren" (I Ep' Clementis VI, 1, pag. 107).

Wir überlassen es der wissensdraftlichen Diskussion, das genaue Datum des Martyriums der beiden Apostel festzustellen, und Wir haben für die Jahrhundertfeier dieses Jahr gewählt, das Beispiel Unseres verehrten Vorgängers Pius' IX. vor Augen, der das Martyrium des heiligen Petrus im Jahre 1867 feiern wollte.

Weil die erste christliche Gemeinde Roms das Martyrium von Petrus und Paulus zusammen an einem Tag feierte und die Kirche diesem Beispiel folgend das jährliche Fest beider Apostel in gemeinsamer Liturgie begeht, darum dachten Wir daran, in dieser Jahrhundertfeier das ruhmreiche Martyrium der Apostelfürsten zu verbinden.

Und auch wir sind gehalten, diesen Jahrestag wieder ins Gedächtnis zu rufen; das lehrt uns schon allein der überall verbreitete Brauch, Menschen und Geschehnisse zu feiern, die im Laufe der Zeiten ihre prägende Spur hinterließen und die - aus der Distanz von so vielen dazwischenliegenden Jahren und in der Nähe eines überdauernden Gedenkens gesehen - noch Bedeutsames über den Wert des Menschen und seiner Welt lehren, wenn man sie verständnisvoll betrachtet und sie sich gleichsam lebendig vergegenwärtigt. Ja, vielleicht erscheint dieser Wert ihren Nachfahren heute, da sie ihn neu entdecken, klarer als ihren Zeitgenossen, die ihn damals nicht immer und nicht voll würdigten. Zu diesem "Sinn für die Geschichte" werden wir heute erzogen, und das erleichtert uns eine solche Betrachtung; andererseits hält die Verehrung für geheiligte Traditionen - ein Hauptelement der katholischen Spiritualität - das Gedächtnis wach, begeistert uns und regt dazu an, solch ein Jubiläum in freudiger und frommer Festlichkeit zu gestalten: sie weckt in uns den Wunsch, altehrwürdige Geschehnisse wieder lebendig werden zu lassen und eröffnet unserem Blick den Horizont der Vergangenheit und Zukunft zugleich. Es ist, als zöge eine unsichtbare Linie durch die Zeit Verbindungen, die schließlich in der künftigen Gemeinschaft der Heiligen zusammenlaufen.

Uns scheint, diese geistliche Erfahrung müsste sich in besonderer Weise zeigen, wenn wir uns die beiden größten Apostel Petrus und Paulus ins Gedächtnis rufen; dem zeitlichen Tode zahlten sie ihren menschlichen Tribut durch das Martyrium für Christus; als ewiges Sakrament der Unsterblichkeit Christi hinterließen sie uns und unseren fernsten Nachfahren die Kirche, während sie für sich "das unvergängliche, unbefleckte und unverwelkliche Erbe gewannen, das im Himmel aufbewahrt ist" (1 Petr 1,4).

Die ganze Kirche und alle Christen sind zur Teilnahme an der Gedächtnisfeier aufgerufen

Diesen Jahrestag möchten Wir um so lieber mit Euch, ehrwürdige Brüder und geliebte Söhne, feiern, als diese heiligen Apostel Petrus und Paulus nicht nur Uns, sondern ebenso Euch gehören: Sie sind der Ruhm der ganzen Kirche; denn ihnen gilt doch der Ehrentitel, der sich im zweiten Brief an die Korinther findet: "Apostel der Kirchen, ein Abglanz Christi" (ebd. 8,23); und von ihnen geht nun der Ruf an die ganze Kirche: "Wir sind euer Ruhm, wie auch, ihr der unsrige" (2 Kor 1, l4).

Wenn dieser unselige und doch wiederum gesegnete Boden Roms ihr Blut aufgenommen hat und als unvergleichliche Siegeszeichen ihre Gräber bewahrt hat, und wenn nun der Kirche von Rom der unschätzbare Vorzug zufiel, ihre besondere Sendung zu übernehmen und fortzuführen, so gilt diese Sendung aber nicht nur der Ortskirche, sondern der ganzen Kirche; besteht jene Sendung noch hauptsächlich darin, eben als Mittelpunkt der Kirche zu wirken und deren sichtbaren und unsichtbar-geheimnisvollen Grenzen bis an die Enden der Erde auszudehnen; die Einheit also und die Katholizität, die durch die heiligen Apostel Petrus und Paulus ihre geschichtliche und örtliche Verankerung hauptsächlich in der Kirche von Rom haben, sind Eigenschaften und Unterscheidungsmale der ganzen wahren und großen Familie Christi, sind Gaben, die dem ganzen Gottesvolk gehören; deshalb bewahrt die lebendige und treue Überlieferung Roms diese Gaben auch so eifrig, verteidigt sie, verwaltet sie und sucht sie zu mehren.

Deshalb gilt diese unsere Einladung über unsere geliebte Diözese Rom hinaus, deren himmlische Patrone sie sind, Euch allen, die Ihr Nachfolger der Apostel und Hirten der Gesamtkirche seid, insofern ihr mit Uns jenes Bischofskollegium, über welches das ökumenische Konzil jüngst so Bedeutungsvolles gelehrt und in Vorausschau auf künftige kirchliche Entwicklungen ausgeführt hat; diese Einladung gilt Euch, den Gläubigen und allen, die der heiligen Kirche dienen; sie ergeht auch - Gott gebe es! - an alle Brüder, die, wenn auch noch nicht in voller Gemeinschaft mit uns, doch den Namen "Christen" tragen; gern sehen wir sie das Andenken und den Geist der beiden Apostelfürsten in Ehren halten. Mit besonderer Freude denken wir daran, dass die ehrwürdigen Orientalischen Kirchen die beiden Apostelfürsten in ihren l,iturgieformen feierlich verehren und ihren Kult im christlichen Volk lebendig erhalten. Ebenso möchten wir darauf hinweisen, dass in den getrennten Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften im Westen der Gedanke der Apostolizität lebendig ist und immer wirksamer und stärker ins Bewusstsein tritt, ein Gedanke, den der heilige Paulus wunderbar mit den Worten ausdrückt: "Wir sind auferbaut auf dem Fundament der Apostel" (Eph 2,20).

Die Feier soll vor allem im Bekenntnis des Glaubens bestehen

Aber worin besteht nun praktisch unsere Einladung? Wie sollen wir gemeinsam diesen bedeutungsvollen Jahrestag begehen ?

Umeinen wichtigen Gedenktag für die ganze Kirche besonders feierlich zu gestalten, gewährt dieser Apostolische Stuhl gewöhnlich irgendeine Vergünstigung im geistlichen Bereich (dazu sind wir auch bei dieser Gelegenheit bereit); aber dieses Mal möchten wir, anstatt zu schenken, eher um etwas bitten; anstatt Euch etwas anzubieten, möchten wir lieber ein Anliegen äußern. Unser Anliegen ist einfach und groß zugleich: Wir bitten Euch, Brüder und Unsere Söhne, Wir bitten Euch alle gemeinsam und jeden einzelnen, das Gedächtnis der heiligen Apostel Petrus und Paulus, die mit ihrem Wort und mit ihrem Blut den Glauben an Christus bezeugt haben, zu feiern, indem Ihr ein echtes und aufrichtiges Bekenntnis eben desselben Glaubens ablegt, wie ihn die von ihnen begründete und durch sie erstrahlende Kirche eifersüchtig aufgenommen und zuverlässig formuliert hat. Ein Bekenntnis des Glaubens wollen wir den heiligen Aposteln anbieten: jeder für sich und alle gemeinsam, ein freies und bewusstes Bekenntnis, ein Bekenntnis in uns und nacj außen, demütig und doch voll Freimut. Es möge aus der Tiefe eines jeden gläubigen Herzens kommen zu einem liebevollen Einklang in der ganzen Kirche.

Wie können wir Petrus und Paulus besser feiern, wie könnten wir sie mehr ehren und unsere Gemeinschaft mit ihnen ausdrücken als durch eben diesen Glauben, den wir von ihnen geerbt haben?

Ihr wisst sehr wohl, wie der himmlische Vater selbst dem Petrus geoffenbart hat, wer Jesus war: nämlich der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes, der Meister und Erlöser, von dem wir die Gnade und Wahrheit empfangen (vgl. Joh 1,14), unser Heil, die Herzmitte unseres Glaubens; Ihr wisst, dass auf dem Glauben des Petrus der ganze Bau der heiligen Kirche ruht (vgl. Mt 16, 16-19); Ihr wisst, als nach der Rede in Kapharnaum viele Jesus verließen, war es Petrus, der im Namen des Apostelkollegiums den Glauben an Christus, den Sohn Gottes, bekannte (vgl. Joh 6,68-69); Ihr wisst, dass Christus selbst mit seinem persönlichen Gebet ftir den unverbrüchlichen Glauben Petri einsteht und daww er ihm, trotz seiner menschlichen Schwächen, aufgetragen hat, seine Brüder in diesem Glauben zu stärken (vgl. Lk 22,32); Ihr wisst auch, wie das Leben der Kirche, nach der Herabkunft des Geistes am Pfingstfeste, seinen Anfang nahm mit dem Glaubenszeugnis des Petrus (vgl. Äpg 2, 32, 40). Um was Heilsameres könnten wir Petrus bitten, was könnten wir ihm zu Ehre anbieten, wenn nicht den Glauben, in dem unser Heil gründet, und das Versprechen, das er selbst fordert, nämlich "festzustehen im Glauben" (1 Petr 5, 9)?

Ebenso ist Euch bekannt, wie der heilige Paulus für den Glauben eingetreten ist: ihm verdankt die Kirche die grundlegende Lehre vom Glauben als dem Ursprung unserer Rechtfertigung, das heißt unseres Heiles und unseres übernatürlichen Gottesverhältnisses; er hat zuerst das Geheimnis des Christseins theologisch gefasst, erstmals den Glaubensakt umfassend beschrieben; er zeigt klar die Beziehung auf zwischen dem einen, unmissverständlichen Glauben und dem konkreten Bestand der sichtbaren, hierarchisch gegliederten Gemeinschaft der Kirche. Wie sollten wir ihn nicht anrufen, der uns immer Lehrer des Glaubens bleibt; wie sollten wir ihn nicht bitten um das große und immer ersehnte Glück der Wiedervereinigung aller Christen in dem einen Glauben, in der einen Hoffnung, in der einen Liebe des einen geheimnisvollen Leibes Christi (vgl. Eph 4,4-16) und wie sollten wir nicht über seinem Grabe, dem Grabe des "Apostels und Martyrers", unsere Bereitschaft erneuern, mit apostolischem Mut und missionarischem Eifer den Glauben zu bekennen, den er der Kirche und der Welt mit seinem Wort, in seinen Schriften, durch sein Beispiel und sein Blut lehrend vermittelte?

Dieses Bekenntnis des Glaubens ist in der gegenwärtigen Stunde dringend notwendig

So haben wir die freudige Hoffnung, dass die Jahrhundertfeier des Martyriums der heiligen Petrus und Paulus für die ganze Kirche vor allem ein großer Akt des Glaubens werde. In der Wiederkehr dieses Gedenktages wollen wir ein gnadenvolles Angebot der göttlichen Vorsehung an das Gottesvolk erkennen, auf dass es sich seines Glaubens erneut voll bewusst werde, ihn zu neuem Leben erwecke, auf dass es ihn läutere und stärke und so auch bekenne.

Wir können nicht übersehen, dass das in der gegenwärtigen Stunde dringend not tut. Ihr wisst ja auch, Ehrwürdige Brüder, wie die Entwicklung der heutigen Welt dahin strebt, auf staunenswerte Weise in alle irdischen Bereiche erobernd vorzudringen und wie dabei ihr Selbstbewusstsein, aber auch ihr Stolz wächst; Ihr seht aber auch, wie sie dadurch immer mehr dazu neigt, Gott zu vergessen und zu leugnen, und dadurch - infolge des religiösen Niedergangs - im geistigen, moralischen und sozialen Bereich erschüttert wird und aus dem Gleichgewicht gerät; ja, sie scheint sich schon damit abzufinden, den Menschen von dunklen Leidenschaften und unauslöschbarer Angst verwirrt zu sehen: wo Gott fehlt, da fehlt auch allen Dingen der letzte Sinn, da fehlt dem Denken das erleuchtende Urlicht, da fehlt die unverrückbare moralisehe Verpflichtung, deren die menschliche Ordnung bedarf (vgl. S. Aug. De civ. Dei, 8, 4; PL 41, 228-229 und vgl. Contra Faustum, 20, 7; PL 42, 372).

Und während unter den heutigen Menschen der Sinn für Religion immer mehr schwindet und damit dem Glauben seine natürliche Grundlage nimmt, haben sich hier und da neue Meinungen in Exegese und Dogma entwickelt, die oft kühnen, aber blinden weltlichen Philosophien entlehnt sind; sie bezweifeln oder entstellen den objektiven Sinn von Wahrheiten, welche die Kirche verbindlich lehrt; unter dem Vorwand, das religiöse Denken der Mentalität der modernen Welt anzupassen, macht man sich frei von der Leitung durch das kirchliche Lehramt; man treibt das theologische Denken in eine radikal historische Richtung; das Zeugnis der Heiligen Schrift entkleidet man seines geschichtlichen und heiligen Charakters; in das Volk Gottes versucht man eine sogenannte "nachkonziliare" Denkweise einzuführen, die aber gerade beim Konzil übersieht, wie seine Lehren und seine Gesetzgebung bei noch so großartigem Fortschritt fest mit dem überlieferten Gedankengut und Brauchtum der Kirche zusammenhängt; und so versucht man dann, den Geist gewohnter Treue zu untergraben, und will die Illusion verbreiten, man gebe dem Christentum eine neue Deutung, die aber doch ganz willkürlich und unfruchtbar ist. Was bliebe denn vom Inhalt unseres Glaubens, von der göttlichen Tugend des Glaubens, die ihn bekennt, übrig, wenn diese Versuche, die sich vom Urteil des kirchlichen Lehramtes frei machen, das Übergewicht bekämen?

Und eben jetzt führt uns die Geschichte diese Gedächtnisfeier der Apostel herauf, um unseren Glauben in seiner echten Bedeutung zu stärken, um uns anzuregen, die Lehren des letzten ökumenischen Konzils zu studieren, um die katholische Theologie zu unterstützen in ihrem Bemühen, neue und schöpferische Ausdrucksformen zu finden, die aber dem Depositum, dem gelehrten Glaubensgut der Kirche, treu sind, "eodem sensu eademque sententia" (vgl. Vinc. Lerin., Commonitorium I, 23; Pl 50, 668; DS 3020). Diese Feier bietet jedem Kinde der heiligen Kirche die günstige Gelegenheit, Jesus Christus, dem Sohne Gottes, Mittler und Vollender der Offenbarung, die bescheidene und erhabene Antwort: ich glaube, zu geben, das heißt, die völlige Zustimmung des Verstandes und Willens zu seinem Wort, zu seiner Person und zu seiner Heilssendung (cf. Hebr. 12, 2; Conc. Vat. I° Const. Dogm. De Fide Catholica, cap. 3, Denz. Schön. 3008-3020; Conc. Vat. II Const. Dogm. Lumen Gentium, 5, etc.; Const. Dogm. De Divina Revelatione, 5, 8); so kann jeder Gläubige jene großen Zeugen Christi, Petrus und Paulus, ehren, indem er als Christ seine Bereitschaft erneuert, ihren und unseren Glauben ehrlich und tatkräftig zu bekennen, und noch und noch betet und sich für die Wiedervereinigung aller Christen in der Einheit desselben Glaubens einsetzt.

== Durchführung der 1900-Jahr-Feier als "Jahr des Glaubens"

Wir wollen deshalb nicht ein besonderes Jubiläum verkündigen, da doch jenes zum feierlichen Abschluss des ökumenischen Konzils erst gerade beendet ist; aber brüderlich bitten wir Euch alle, Ehrwürdige Brüder im Bischofsamt: Ihr möchtet mit dem Wort das Glaubensbekenntnis allen erklären und darlegen und es durch besondere religiöse Feiern erheben; vor allem möchtet Ihr es feierlich und öfter wiederholt mit Euren Priestern und Gläubigen beten in der einen oder anderen Form, wie sie im katholischen Gebetsleben gebräuchlich ist.

Es wird uns eine Freude sein, zu erfahren, dass das Glaubensbekenntnis ausdrücklich zu Ehren der heiligen Petrus und Paulus gebetet wurde in jeder Kathedralkirche, in Gegenwart des Bischofs, der Priester und Seminaristen, in Gegenwart der katholischen Laien, die sich für Christi Reich einsetzen, in Gegenwart der Angehörigen religiöser Orden und möglichst vieler Gläubigen. Ähnlich möge jede Pfarrei für ihre Gemeinde tun, ebenso jedes Ordenshaus. So möchten Wir anregen, dass dieses Bekenntnis des Glaubens an einem bestimmten Tage geschehe, dass es in jeder christlichen Familie abgelegt werde, in jeder katholischen Vereinigung, in jeder katholischen Schule, in jedem katholischen Krankenhaus, in jedem Gottesdienstraum, in jeder Versammlung und überall, wo eine solche Stimme des Glaubens den aufrichtigen Gehorsam gegenüber der gemeinsamen christlichen Berufung zum Ausdruck bringen und ermutigen kann.

Einen besonderen Aufruf richten Wir an die Bibelwissenschaftler und Theologen, auf dass sie mit dem hierarchischen Lehramt der Kirche dazu beitragen, den wahren Glauben gegen jeglichen Irrtum zu verteidigen, seine unermesslichen Tiefen mehr zu ergründen, seinen Inhalt recht zu erklären und für das Studium und die Verbreitung des Glaubens gute Leitsätze zu geben. Etwas Ähnliches möchten Wir den Predigern, den Religionslehrern und Katechisten sagen.

So wird das Gedenkjahr der heiligen Petrus und Paulus ein "Jahr des Glaubens" sein. Damit es überall gleichzeitig gefeiert wird, wollen Wir es mit dem Feste der Apostel beginnen lassen, dem kommenden 29. Juni; es wird bis zu demselben Tage des folgenden Jahres dauern und möge reich sein an Gedächtnisfeiern und Sonderveranstaltungen, die alle ausgerichtet sind auf die innere Vervollkommnung, auf ein vertieftes Studium, auf das religiöse Bekenntnis, kurz: auf das tätige Zeugnis jenes heiligen Glaubens, ohne den es "unmöglich ist, Gott zu gefallen (Hebr 11,6), und durch den wir das verheißene Heil zu erlangen hoffen (vgl. Mk 16,16; Eph 2, 8 usw.).

Indem wir Euch, Ehrwürdige Brüder und geliebte Söhne, diese Ankündigung zukommen lassen, voll geistlicher Erwartung und tröstlicher Hoffnungen sind wir sicher, dass Ihr alle in aufrichtiger Gemeinschaft mit Uns fest verbunden seid. Und so, im Namen und in der Kraft der heiligen Apostel und Martyrer Petrus und Paulus, auf deren Gräbern diese römische Kirche ruht und lebendig wächst, Erbin, Schülerin und Hüterin der Einheit und Katholizität, die von ihnen hier für immer grundgelegt sind und von hier ausgehen, grüßen wir Euch von ganzem Herzen und geben Euch Unseren Segen.

22. Februar 1967 am Fest Petri Stuhlfeier
Paul VI. Papst