Johannes XII.
Johannes XII. [ziviler Name: Oktavian] (* 937; † 14. Mai 964) war Papst der Kirche vom 16. Dezember 955 bis 4. Dezember 963. Er selbst zählt zu den unwürdigsten Kandidaten, die je das Amt des Pontifex inne hatten.
Biografie
Oktavian war der uneheliche Sohn von Alberich II., der zwischen 932 und 954 Fürst von Rom war. Bei seinem Tod ließ Alberich die Führer Roms schwören, dass sie Oktavian nicht nur zu seinem politischen Erben sondern nach dem Ableben Papst Agapets II. im Oktober 955 auch zum nächsten Papst erwählen sollten. Obwohl dies gegen das Gesetz von Papst Symmachus vom 1. März 499 war, wonach der Nachfolger eines Papstes nicht zu dessen Lebzeiten bestimmt werden sollte, trat es am 16. Dezember 955 in Kraft, als mit Oktavian ein erst 18 Jahre alter Knabe zum Papst gewählt wurde.
Dieser änderte nach Johannes II. als zweiter Papst der Geschichte seinen bürgerlichen in einen geistigen Namen, und nannte sich Johannes XII. Johannes führte ein ausschweifendes Leben, und soll, zeitgenössischen Berichten zufolge, den Lateran in ein Bordell verwandelt haben. Unter ihm war die so genannte Pornokratie am Höhepunkt angelangt.
Dennoch war Johannes ein Mann, der die Autorität des Papsttums festigte, und zahlreiche Bischöfe, darunter Oskytel von York im Jahr 957 und Dunstan von Canterbury 960 zu Bischöfen weihte. Seinem Vater gleich reformierte er das Ordenswesen und ließ die Abteien von Farfa und Subiaco finanzielle und materielle Unterstützung zukommen. Er selbst machte im Mai 958 eine Wallfahrt nach Subiaco.
Politisch jedoch beging Johannes Fehler. 958 versuchte er, mit einem militärischen Schlag Capua und Benevent in den Kirchenstaat zu integrieren, was jedoch scheiterte. Ein Jahr später wurde der Kirchenstaat von Berengar II., dem König von Italien, überfallen, der auch Spoleto eroberte. Johannes schickte Ende 960 Gesandte zu König Otto I. von Deutschland, ersuchte um Hilfe, und versprach ihm die Kaiserkrone. Vermutlich handelte Johannes als Marionette der Opposition, die seinen Lebenswandel nicht gut hießen. Otto I., der bereits knapp 9 Jahre, seit 951, auf die Gelegenheit hoffte, ließ sich auf den Handel mit Johannes ein, und traf im Spätsommer 961 in der Lombardei ein, wo er Berengar II. zurück treiben konnte. Nach seiner Ankunft in Rom, am 31. Januar 962, salbte Johannes am 2. Februar ihn und seine Frau, Königin Adelheid zum Kaiser. Mit Ottos Unterstützung war so das Heilige Römische Reich geschaffen worden, welches bis 1806 Bestand haben sollte. Am 13. Februar 962 erließ Otto das Ottonische Privileg, in welchem der Kirchenstaat auf zwei Drittel Italiens expandiert wurde. Auch erließ er eine Klausel, in der er freie Papstwahlen ermöglichte, obwohl diese erst 30 Jahre später, 993, offiziell hinzugefügt wurde. Im Gegenzug stand Johannes in Ottos Schuld, und sollte ihn künftig in jeglichen Angelegenheiten zur Seite stehen, was dem Papst Johannes nicht gefiel.
Als Otto 963 Rom verließ, um erneut gegen Berengar II. vorzugehen, verbündete sich Johannes mit Alberich, Berengars Sohn, gegen seinen einstigen Verbündeten, Otto. Selbst Ungarn sollte in dieser Intrige eine Rolle spielen. Als Otto davon erfuhr, kehrte er am 7. November 963 nach Rom zurück. Johannes floh mit dem päpstlichen Schatz nach Tivoli.
Auf einer einberufenen Synode wurde Johannes Untreue und sein lasterhafter Lebensstil vorgeworfen. Johannes selbst wurde am 4. Dezember 963 seines Amtes enthoben. Auch erließ Otto ein Gesetz, wonach kein Papst ohne seine Zustimmung geweiht werden dürfe, so dass dieser am selben Tag Leo VIII. als Nachfolger des Johannes bestimmte. Bis heute ist die Absetzung des Johannes umstritten, da keine Erdenmacht einen Papst der Kirche entmachten hätte können.
Am 3. Januar 964 beging Johannes einen blutigen Aufstand gegen den Vatikan. Sein Geschick wie Leos Schwäche ermöglichten es, dass Johannes wie einige seiner Anhänger im Februar 964, kurz nach Ottos Abzug aus Rom, den Vatikan zurück erorberten, und in Folge dessen blutige Rache an Leos Anhängern nahmen. Auf einer Synode, die am 26. Februar 964 abgehalten wurde, ließ Johannes Ottos Akten mit seiner Absetzung annullieren. Doch sein Triumph währte nicht lange, da Otto auf Rom marschierte. Im April 964 suchte der junge Papst Schutz in der Campagna, und hoffte auf eine Aussöhnung mit Otto.
In der Campagna starb er einen Monat später, am 14. Mai 964, im Alter von etwa 27 Jahren. Über seinen Tod gibt es zwei Versionen. Während ein Teil der Chronisten von einem Schlaganfall redet, den Johannes erlitten haben soll, als er bei einer verheirateten Frau im Bett lag, schmückt ein anderer Teil die Geschichte mit einem Mord aus, den der Ehemann der Frau an Johannes begangen haben soll. Wahrscheinlicher jedoch ist, dass Johannes Ersteres passiert ist.
Siehe auch: Liste der Römisch-Deutschen Kaiser
Vorgänger Agapet II. |
Papst 955-963 |
Nachfolger Leo VIII. |