Gebietsabtei Wettingen-Mehrerau
Die Territorialabtei Wettingen-Mehrerau (lat. Abbatia territorialis Beatae Mariae Virginis de Maris Stella et de Augia Majore) ist ein Zisterzienserkloster mit Sitz bei Bregenz (Vorarlberg). Aufgrund der Sonderstellung von Wettingen-Mehrerau als Territorialabtei ist ihr Abt Mitglied der Österreichischen Bischofskonferenz.
Der Abt trägt den Titel Abt von Wettingen und Prior von Mehrerau; er steht der Zisterzienserkongregation von Mehrerau als Praeses natus vor.
Geschichte
Ursprünglich wurde das Kloster von Graf Ulrich X. von Bregenz in Andelsbuch im Bregenzerwald an Stelle einer Einsiedelei gegründet. 1083 wurden Benediktiner aus dem Kloster Petershausen (Konstanz) dort angesiedelt. 1090 erfolgte der Umzug ans Bodenseeufer bei Bregenz und am 27. Oktober 1097 erfolgte durch Bischof Gebhard III. von Konstanz die Grundsteinlegung der neuen St. Petrus und St. Paulus geweihten Kirche. 1125 war der Kirchenbau im Kloster „St. Peter in der Au“ abgeschlossen und die Kirche wurde geweiht.
Im Zuge des Investiturstreites in Schwaben bzw. im Bodenseegebiet wurde die Mehrerau 1245 in den Kämpfen zwischen Papsttum und Kaisertum von den Anhängern Kaiser Friedrichs II. ausgeplündert und niedergebrannt. Bei der Auflösung der Abtei wurden viele Gebäude vollständig abgerissen und die Bibliothek in alle Winde zerstreut.
Während der Appenzellerkriege (1401–1429) wurde die Mehrerau nicht in große Mitleidenschaft gezogen und auch während des Dreißigjährigen Krieges, der die Stadt Bregenz 1647 aufs schwerste heimsuchte, wurden die Konventgebäude zwar geplündert, aber nicht beschädigt.<ref>Karl Heinz Burmeister: Zur Ausstattung der romanischen Kirche des Klosters Mehrerau. In: Vierteljahresschrift für Geschichte und Gegenwart Vorarlbergs. 60. Jahrgang 2008, Heft 3.</ref>
Unter Abt Gebhard Raminger (1582–1616) wurde das ganze Klostergebäude renoviert und der prächtige Bibliothekssaal erbaut. 1682 verfasste der Mehrerauer Benediktinerpater Placidus Helbock eine kurzgefasste Gründungsgeschichte des Klosters unter dem Titel Monasterii Brigantini prima origo.<ref>Alois Niederstätter: Zur Konstruktion von Geschichte(n): die „seligen Geschwister“ Diedo, Merbod und Ilga. In: Vierteljahresschrift für Geschichte und Gegenwart Vorarlbergs. 60. Jahrgang 2008, Heft 3</ref> Bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts konnte das Kloster durch Schenkungen der Montforter Grafen (Nachfolger der Grafen von Bregenz) seinen Besitz vergrößern und anstelle der früheren romanischen Basilika von 1740 bis 1743 unter Abt Franciscus Pappus von Tratzberg durch den Vorarlberger Barockbaumeister Franz Anton Beer einen Neubau der Klosterkirche errichten lassen.
1805 kam Bregenz zum Königreich Bayern und das Kloster wurde aufgehoben.<ref>"Die bewegte Geschichte der Mehrerau", OTS-Presseaussendung, 18. Februar 2009</ref> Das Kloster wurde geplündert, die barocke Kirche zerstört und die Konventgebäude als Fabrik und Kaserne adaptiert.
Nach 1850 wurde das Kloster wieder besiedelt und mit Genehmigung von Kaiser Franz Joseph wurde es zur Zuflucht der Zisterzienser des Klosters Wettingen im Kanton Aargau in der Schweiz, das 1841 geschlossen worden war. Am 18. Oktober 1854 wurde die Abtei unter dem Namen „Wettingen-Mehrerau“ eröffnet.
Im 19. Jahrhundert fiel Mehrerau eine Schlüsselrolle beim Wiedererstarken des Zisterzienserordens zu. Wettingen war zunächst Mitglied der Schweizerischen, dann der Österreichischen Kongregation. 1888 lösten sich Wettingen und die Abtei Marienstatt von der Österreichischen Kongregation und bildeten gemeinsam mit den Schweizer Frauenklöstern, die Wettingen-Mehrerau unterstellt waren, die Mehrerauer Kongregation. Von ihr gingen Neugründungen in Sittich (Slowenien) und Mogila (Polen) aus.
1919 kaufte das Kloster die Wallfahrtskirche Birnau und das nahe gelegene Schloss Maurach; es betreibt sie bis heute als Priorat. In Mehrerau betreibt das Kloster ein Sanatorium, das als Belegspital geführt wird, und das Collegium Bernardi, ein Gymnasium mit Internat. Das Kloster ist auch im Bereich der Holz- und Landwirtschaft tätig, so durch einen Klostergutshof, eine Klostergärtnerei, eine Zimmerei sowie eine Tischlerei. Rund um das Kloster Mehrerau ist seit 2009 dem Streuobst ein Obstlehrpfad gewidmet. Auf dem Rundweg werden an 20 Stationen die Streuobstsorten des Unteren Rheintals vorgestellt.<ref>"Ferienzeitung" Urlaubsideen rund um den Apfel. Lehrpfad, Museen und Feste. In: Bodensee Ferienzeitung. Ausgabe 2/2009. Südkurier Medienhaus, Konstanz 2009, S. 6.</ref><ref>Artikel gekürzt aus: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Territorialabtei_Wettingen-Mehrerau&diff=207519326&oldid=206667941, abgerufen am 19. Januar 2021</ref>
Weblinks
Anmerkungen
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