Fugger
Fugger ist eines der neben den Welsern und Höchstettern führenden Augsburger Handelshäuser, das in der Wirtschafts- wie in der Kirchen- und Kulturgeschichte des 16. Jahrhunderts Bedeutung erlangte. Die frühmoderne Kapitalkraft der Fugger gründete, nach Anfängen im Weberhandwerk und Textilhandel, in den Münz- und Montanwerten Silber, Kupfer und Quecksilber sowie in Finanz- und Bankgeschäften. Die Fugger finanzieren heute noch die päpstliche Schweizergarde.
Jakob Fugger
Jakob der Reiche (6. März 1459-1525) war jüngster Sohn von insgesamt zehn Kindern. Er stiftete 1521 die erste Sozialsiedlung der Welt für unverschuldete Augsburger Bürger (die Fuggerrei). Er galt er äußerst wohltätig und kunstsinnig. Er kann als der Vordenker eines Wirtschaftssystems gelten. Er vernetzte die Erdteile mit Handelsniederlassungen und schuf einen globalen Konzern mit einer Weltbank. Die Firmenchefs (Regierer) Jakob der Reiche und Anton (1493- 1560) brachten die Fugger zu weltweiter Bedeutung. Die Fugger übten unter den Kaisern Maximilian I. und Karl V., dessen Wahlkosten und Kriege sie vorfinanzierten, eine Art geldbeschaffender HoffaktorensteIlung aus und unterhielten ein europäisches Faktoreien- und Informationsnetz. Der Rückzug auf schwäbische Schlösser und Herrschaften, Bodenwerte und Waldbesitz sicherte den Fortbestand des aristokratisierten Hauses bis heute.
Kirchengeschichtlich gesehen
Kirchengeschichtlich gerieten die Fugger durch ihre 1495 gegründete römische Bank in Gegensatz zur Wittenberger Reformation. Während Johannes Eck mit Blick nach Augsburg das frühmoderne Kreditsystem theologisch legitimierte und Conrad Peutinger den Nutzen der Handelsgesellschaften politisch verteidigte, griff Martin Luther die "verdammte Fuckerei" mit biblischen und volkstümlichen Argumenten scharf an. Die Frömmigkeit der Fugger hielt sich hingegen an Augsburger Pfarreireformen, an caritative Stiftungen wie die bis heute von der Familie getragene Sozialsiedlung Fuggerei und an künstlerische Aufträge wie die erste deutsche Renaissancekirche, die Fugger-Kapelle bei St. Anna in Augsburg. Nach humanistisch-reichsstädtischer Zurückhaltung förderten die Fugger (mit Ausnahme des evangelischen Ulrich Il. d. J., 1526-84) die Gegenreformation, insbesondere Petrus Canisius und das 1581 gegründete Jesuitenkolleg. Marx Fugger (Regierer 1560- 97) übersetzte einen Band der Kirchengeschichte von Caesare Baronius. Die Fugger stellten auch einen Ligageneral (Ottheinrich, 1592-1644), einen Konstanzer (Jakob, 1567-1626) und zwei Regensburger Bischöfe (Sigmund Friedrich, 1542-1600, und Anton Ignaz, 1711-87). Nachhaltig wirkte die Förderung der Renaissancemusik, der bildenden Kunst und der Wissenschaften.
Literatur
- Fuggerorum et Fuggerarum Imagines. Augsburg 1618; Fugger-Archiv Dillingen und Studien zur Fugger-Geschichte, bisher 36 Bände. Dillingen 1907ff.
- G. Frhr. von Pölnitz: Jakob Fugger, 2 Bände. Tübingen 1949-51;
- G. Frhr. von Pölnitz: Anton Fugger, 3 Bände. Tübingen 1958-86;
- N. Lieb: Die Fugger und die Kunst, 2 Bände, München 1952-58;
- G. Lutz: Marx Fugger und die Annales Ecclesiastici des Baronius: Baronico Storico e la Controriforma. Sora 1982, 423-545; G. Frbr. von Pölnitz: Die Fugger Tübingen 1990;
- H. Kellenbenz: Die Fugger in Spanien und Portugal, 2 Bände. München 1990;
- B. Boshaft: Die Fugger-Kapelle bei St. Anna in Augsburg. München 1994;
- Anton Fugger (1493- 1560). Das 500jährige Jubiläum, hg. von. J. Burkhardt. Weißenhorn 1994.
- Franz von Seeburg: Die Fugger und ihre Zeit. Kösel Verlag Weimar 1922 (584 Seiten; 8. Auflage).