Erziehung zum solidarischen Humanismus
Erziehung zum solidarischen Humanismus Für den Aufbau einer »Zivilisation der Liebe« 50 Jahre nach Populorum progressio |
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Kongregation für das katholische Bildungswesen
von Papst
Franziskus
Orientierungshilfen
16. April 2017
Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist |
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. 50 Jahre ist es her, dass die Kirche mit der Enzyklika Populorum progressio den Männern und Frauen guten Willens die weltweite Bedeutung der sozialen Frage verkündet hat.<ref> Paul VI., Enzyklika Populorum progressio (26. März 1967), 3.</ref> Diese Verkündigung war nicht darauf beschränkt, zu einer Weitung der Perspektive anzuregen, damit immer größere Teile der Menschheit in den Blick genommen werden können, sondern hat ein neues ethisch-soziales Modell vorgelegt. Diesem Modell zufolge sollte der Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit und Solidarität von einer Sichtweise getragen sein, die den globalen Horizont der sozialen Entscheidungen zu erfassen vermag. Die Grundlagen dieser neuen ethischen Sichtweise waren einige Jahre zuvor gelegt worden, als das II. Vatikanische Konzil das Prinzip von der globalen wechselseitigen Abhängigkeit und dem gemeinsamen Schicksal aller Völker der Erde formulierte.<ref> II. Vatikanisches Konzil, Pastoralkonstitution Gaudium et spes über die Kirche in der Welt von heute (28. Oktober 1965), 4‒5.</ref> Dieses Erklärungsmuster hat sich in den darauffolgenden Jahren vielfach bewährt. Der Mensch von heute hat wiederholt die Erfahrung gemacht, dass das, was in einem Teil der Welt geschieht, andere Teile beeinflussen und dass niemand sich in einer Welt, in der Leid oder Elend existieren, grundsätzlich sicher fühlen kann. Während man die Notwendigkeit, sich um das Wohl des anderen zu kümmern, als wäre es das eigene, damals gerade erst zu ahnen begann, besitzt diese Mahnung heute in der politischen Agenda der zivilen Systeme eine unverkennbare Priorität.<ref>Päpstlicher Rat für Gerechtigkeit und Frieden, Kompendium der Soziallehre der Kirche (2004), 167.</ref>
2. In diesem Sinne kann Populorum progressio als programmatisches Manifest des kirchlichen Sendungsauftrags im Zeitalter der Globalisierung betrachtet werden.<ref>Nicht von ungefähr wird Populorum progressio aufgrund der Reichweite ihres sozialen Diskurses häufig in einem Atemzug mit der Enzyklika Rerum novarum Leos XIII. genannt: vgl. Johannes Paul II., Enzyklika Sollicitudo rei socialis (30. Dezember 1987), 2‒3; Benedikt XVI., Enzyklika Caritas in veritate (29. Juni 2009), 8.</ref> Bis heute leitet die Weisheit, die ihren Lehren entspringt, das Denken und Handeln derer, die eine Gesellschaft auf dem »Humanismus im Vollsinn des Wortes«<ref>Paul VI., Enzyklika Populorum progressio (26. März 1967), 42.</ref> aufbauen wollen, und bietet – immer eingedenk des Prinzips der Subsidiarität – »umsetzbare Modelle sozialer Integration« an, wo die »individuelle und die gemeinschaftliche Dimension«<ref>Franziskus, Ansprache an die Teilnehmer an der Konferenz des Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen zum 50. Jahrestag von »Populorum progressio«.</ref> fruchtbar aufeinandertreffen. Diese Integration drückt die Ziele der »Kirche ‚im Aufbruch‘« aus, denn jene »verkürzt die Distanzen, erniedrigt sich nötigenfalls bis zur Demütigung […], begleitet die Menschheit in all ihren Vorgängen, so hart und langwierig sie auch sein mögen«.<ref>Franziskus, Apostolisches Schreiben Evangelii Gaudium über die Verkündigung des Evangeliums in der Welt von heute, 24.</ref> Die Inhalte des solidarischen Humanismus müssen gelebt und bezeugt, formuliert und weitergegeben werden,<ref> »Die Liebe in der Wahrheit – caritas in veritate – ist eine große Herausforderung für die Kirche in einer Welt der fortschreitenden und um sich greifenden Globalisierung. Die Gefahr unserer Zeit besteht darin, dass der tatsächlichen Abhängigkeit der Menschen und der Völker untereinander keine ethische Wechselbeziehung von Gewissen und Verstand der Beteiligten entspricht, aus der eine wirklich menschliche Entwicklung als Ergebnis hervorgehen könnte,« Benedikt XVI., Enzyklika Caritas in veritate (29. Juni 2009), 9.</ref> in einer Welt, die von vielfältigen kulturellen Unterschieden gekennzeichnet, von heterogenen Auffassungen über das Gute und das Leben durchzogen und durch das Zusammenleben verschiedener Glaubensüberzeugungen charakterisiert ist. Um diesen Prozess zu ermöglichen, muss man, wie Papst Franziskus in seiner Enzyklika Laudato si‘ bekräftigt, »berücksichtigen, dass die Denkmuster wirklich die Verhaltensweisen beeinflussen. Die Erziehung wird unwirksam, und ihre Anstrengungen werden unfruchtbar sein, wenn sie nicht auch dafür sorgt, ein neues Bild vom Menschen, vom Leben, von der Gesellschaft und von der Beziehung zur Natur zu verbreiten«.<ref> Franziskus, Enzyklika über die Sorge für das gemeinsame Haus Laudato si’ (24. Mai 2015), 215.</ref>
Mit dem vorliegenden Dokument möchte die Kongregation für das Katholische Bildungswesen Grundlinien für die Erziehung zum solidarischen Humanismus vorschlagen.
I. Aktuelle Szenarien
3. Die heutige, vielgestaltige und in beständigem Wandel begriffene Welt ist von vielfältigen Krisen durchzogen. Sie sind unterschiedlicher Art: Wirtschafts-, Finanz- und Arbeitskrisen; Krisen der Politik, der Demokratie und der Beteiligung; Umwelt- und Naturkrisen; Bevölkerungs- und Migrationskrisen usw. Die durch diese Krisen hervorgebrachten Phänomene stellen sich Tag für Tag in ihrer ganzen Dramatik dar. Der Frieden ist ständig bedroht, und neben den traditionellen Kriegen, die zwischen regulären Armeen ausgetragen werden, greift die Unsicherheit um sich, die durch den internationalen Terrorismus hervorgebracht wird; unter seinen Schlägen entstehen Gefühle gegenseitigen Misstrauens und Hasses und begünstigen so die Entwicklung populistischer, demagogischer Regungen, die zu einer Radikalisierung des Aufeinandertreffens verschiedener Kulturen beitragen und die Probleme noch zu verschärfen drohen. Kriege, Konflikte und Terrorismus sind zuweilen Ursache, zuweilen aber auch Wirkung der wirtschaftlichen Missverhältnisse und der ungerechten Verteilung der geschaffenen Güter.
4. Solche Ungerechtigkeiten bringen Elend, Arbeitslosigkeit und Ausbeutung hervor. Aus den Statistiken der internationalen Organisationen werden die Merkmale der derzeitigen humanitären Notlage ersichtlich, die, wenn man die Auswirkungen der Unterentwicklung und der Migrationen auf die jungen Generationen betrachtet, auch die Zukunft betrifft. Und auch die Industriegesellschaften, in denen die marginalisierten Bereiche zugenommen haben, können nicht behaupten, dass diese Gefahr sie nichts anginge.<ref> Vgl. UNICEF, Bericht zur Lage der Kinder, Florenz 2016; Figli della recessione. L’impatto della crisi economica sul benessere dei bambini nei paesi ricchi, Unicef-Office of Research Innocenti, Florenz 2014.</ref> Von besonderer Bedeutung ist das komplexe Phänomen der Migrationen, das auf dem gesamten Planeten verbreitet ist und nicht nur Begegnungen, sondern auch Zusammenstöße von Kulturen, nicht nur solidarische Gastfreundschaft, sondern auch intolerante und unversöhnliche Populismen generiert. Wir haben es mit einem Prozess zu tun, der treffend als epochaler Wandel definiert worden ist.<ref> Vgl. INTERNATIONAL ORGANIZATION FOR MIGRATION, World Migration Report 2015 – Migrants and Cities: New Partnerships to Manage Mobility, Genf (IOM) 2015.</ref> Darin manifestiert sich ein Niedergang des Humanismus, der häufig auf Gleichgültigkeit als Paradigma gegründet ist.
5. Die Liste der Probleme ließe sich verlängern, doch dürfen auch die positiven Möglichkeiten nicht verschwiegen werden, die die gegenwärtige Welt bietet. Die Globalisierung der Beziehungen ist auch die Globalisierung der Solidarität. Hierfür haben wir anlässlich der großen vom Krieg verursachten humanitären Tragödien oder bei Naturkatastrophen zahlreiche Beispiele erlebt, wenn sich Bürger aus allen Regionen der Welt an Solidaritätsbekundungen und Hilfs- und Wohltätigkeitsinitiativen beteiligt haben. Ebenso sind in den vergangenen Jahren soziale Initiativen, Bewegungen und Vereinigungen zugunsten einer faireren Globalisierung entstanden, die die Bedürfnisse der Völker in wirtschaftlichen Schwierigkeiten berücksichtigt. Die Gründer und Teilnehmer vieler dieser Initiativen sind nicht selten Bürger der reicheren Nationen, die doch von den Vorteilen der Ungleichheiten profitieren könnten, stattdessen aber oft unentgeltlich und entschlossen für die Grundsätze der sozialen Gerechtigkeit kämpfen.
6. Es ist paradox, dass der heutige Mensch, was die Kenntnis der Kräfte der Natur, der Wissenschaft und der Technik betrifft, wichtige Ziele erreicht hat, es ihm aber gleichzeitig an Visionen mangelt für ein öffentliches Miteinander, das geeignet ist, dem Einzelnen und der Allgemeinheit ein akzeptables und würdevolles Dasein zu ermöglichen. Vielleicht hat es bislang an der gemeinsamen Entfaltung der zivilen Chancen mithilfe eines Bildungsplans gefehlt, der die Gründe für die Zusammenarbeit in einer solidarischen Welt zu transportieren vermag. Die soziale Frage ist, wie Benedikt XVI. gesagt hat, heute eine anthropologische Frage,<ref> Benedikt XVI., Enzyklika Caritas in veritate (29. Juni 2009), 75.</ref> die an eine Bildungsverantwortung appelliert, deren Übernahme nicht länger aufgeschoben werden darf. Aus diesem Grund bedarf es »eines neuen Schwungs des Denkens, um die Implikationen unseres Familieseins besser zu verstehen; die wechselseitigen Unternehmungen der Völker dieser Erde fordern uns zu diesem Schwung auf, damit die Integration im Zeichen der Solidarität und nicht der Verdrängung vollzogen wird«.<ref> Ebd., 53.</ref>
II. Bildung menschlicher machen
7. »Aufgrund ihrer Erfahrung in allem, was den Menschen betrifft«, wie die Enzyklika Populorum progressio vor 50 Jahren betont hat,<ref> Paul VI., Enzyklika Populorum progressio (26. März 1967), 13; vgl. Paul VI., Ansprache an die Vereinten Nationen (4. Oktober 1965).</ref> hat die Kirche sowohl den Auftrag als auch die nötige Sachkenntnis, um Wege der Bildung aufzuzeigen, die den derzeitigen Herausforderungen angemessen sind. Ihre Vision von Bildung steht im Dienst der höchsten Ziele des Menschseins. Diese Ziele wurden in der Konzilserklärung Gravissimum educationis mit Weitblick herausgestellt: die harmonische, auf allmähliche Vertiefung des Verantwortungsbewusstseins ausgerichtete Entfaltung der körperlichen, sittlichen und geistigen Anlagen; das Wachsen in der wahren Freiheit; die positive und kluge Geschlechtserziehung.<ref> Vgl. II. Vatikanisches Konzil, Erklärung Gravissimum educationis über die christliche Erziehung (28. Oktober 1965), 1B.</ref> Entlang dieser Perspektive zeichnete sich ab, dass die Bildung im Dienst eines neuen Humanismus stehen sollte, der die Dialogbereitschaft der sozialen Person und ihren Einsatz für die Verwirklichung des Gemeinwohls beinhaltet.<ref> Ebd. , 1.</ref>
8. Die Forderungen, auf die in Gravissimum educationis hingewiesen wird, sind nach wie vor aktuell. Obwohl die auf dem Materialismus, dem Idealismus, dem Individualismus und dem Kollektivismus basierenden anthropologischen Vorstellungen im Niedergang begriffen sind, üben sie noch immer einen gewissen kulturellen Einfluss aus. Sie begreifen Bildung oft als Trainingsstrecke zur Vorbereitung des Individuums auf das öffentliche Leben, in welchem die unterschiedlichen ideologischen Strömungen am Werk sind und miteinander um die kulturelle Vorherrschaft ringen. In diesem Kontext kommt die Bildung der Person anderen Forderungen nach, wie der nach dem Bekenntnis zur Kultur des Konsums, zur Ideologie des Konflikts, zum relativistischen Denken usw. Deshalb ist es notwendig, Bildung menschlicher zu machen, das heißt zu einem Prozess, der es jeder Person ermöglicht, ihre tiefen Begabungen, ihre Berufung zu entfalten und damit zur Berufung ihrer Gemeinschaft beizutragen. »Bildung menschlicher zu machen«<ref> Franziskus, Ansprache an die Teilnehmer der Vollversammlung der Kongregation für das Katholische Bildungswesen (9. Februar 2017).</ref> heißt, die Person ins Zentrum der Bildung zu stellen – im Rahmen von Beziehungen, die eine lebendige, wechselseitig abhängige, an ein gemeinsames Schicksal gebundene Gemeinschaft entstehen lassen. Dies sind die Merkmale des solidarischen Humanismus.
9. Bildung menschlicher zu machen heißt ferner, zur Kenntnis zu nehmen, dass der erzieherische Pakt zwischen den Generationen aktualisiert werden muss. Wieder und wieder erklärt die Kirche, dass »die gute Erziehung in der Familie das Rückgrat des Humanismus ist«,<ref> Franziskus, Generalaudienz (20. Mai 2015).</ref> und hieraus die Bedeutungen einer auf gegenseitigem Vertrauen und auf der Wechselseitigkeit der Pflichten beruhenden Erziehung im Dienst des gesamten sozialen Gefüges erwachsen. <ref> Ebd.</ref> Aus diesen Gründen sind die schulischen und akademischen Einrichtungen, die die Person ins Zentrum ihres Auftrags stellen wollen, aufgerufen, die Familie als erste natürliche Gesellschaft zu respektieren und ihr in richtig verstandener Subsidiarität zur Seite zu stehen.
10. Eine menschlichere Bildung beschränkt sich folglich nicht darauf, Bildungsdienstleistungen zu erbringen, sondern fragt auch danach, wie sich diese auf die Gesamtheit der persönlichen, moralischen und sozialen Einstellungen der Teilnehmer des Bildungsprozesses auswirken; sie erwartet von den Lehrenden nicht nur, dass sie lehren, und von den Lernenden nicht nur, dass sie lernen, sondern spornt jeden an, im Sinne des solidarischen Humanismus zu leben, zu lernen und zu handeln; sie entwirft nicht Räume für Spaltung und Gegenüberstellung, sondern schlägt im Gegenteil Orte der Begegnung und des Vergleichs vor, um tragfähige Bildungsprojekte zu realisieren; es handelt sich um eine Bildung, die gleichzeitig solidarisch und offen ist, die die Mauern der Ausgrenzung einreißt, den Reichtum und die Verschiedenheit der individuellen Talente fördert, und ihre Hörsäle und Klassenzimmer auf jeden Winkel des sozialen Erlebens ausweitet, innerhalb dessen Bildung Haltungen der Solidarität, des Teilens und der Gemeinschaft erzeugen kann.<ref> Franziskus, Ansprache an die Teilnehmer am Weltkongress zum Thema Erziehung, den die Kongregation für das katholische Bildungswesen organisiert hat (21. November 2015).</ref>
III. Kultur des Dialogs
11. Die Berufung zur Solidarität lädt die Menschen des 21. Jahrhunderts dazu ein, sich an den Herausforderungen des multikulturellen Zusammenlebens zu messen. In den globalen Gesellschaften leben Tag für Tag Bürger unterschiedlicher Traditionen, Kulturen, Religionen und Weltanschauungen zusammen, was häufig zu Unverständnis und Konflikten führt. Unter derartigen Umständen werden die Religionen häufig als Strukturen mit monolithischen, starren Prinzipien und Wertanschauungen betrachtet, die nicht geeignet sind, die Menschheit einer globalen Gesellschaft entgegenzuführen. Doch die katholische Kirche »lehnt nichts von alledem ab, was in diesen Religionen wahr und heilig ist«, und es ist ihre Pflicht, »das Kreuz Christi als Zeichen der universalen Liebe Gottes und als Quelle aller Gnaden zu verkünden.«<ref> II. Vatikanisches Konzil, Erklärung Nostra aetate über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen (28. Oktober 1965), 2, 4.</ref> Gleichfalls ist sie davon überzeugt, dass die Schwierigkeiten tatsächlich oft daraus resultieren, dass es an einer Erziehung zum solidarischen Humanismus fehlt, die auf einer Erziehung zur Kultur des Dialogs basiert.
12. Die Kultur des Dialogs rät nicht einfach dazu, miteinander zu reden, um einander kennenzulernen und so die befremdliche Wirkung der Begegnung zwischen Bürgern unterschiedlicher Kulturen abzuschwächen. Der echte Dialog findet in einem ethischen Rahmen aus Voraussetzungen und Haltungen der Bildung sowie aus sozialen Zielsetzungen statt. Die ethischen Voraussetzungen des Dialogs sind Freiheit und Gleichheit: Die Dialogteilnehmer müssen von ihren nicht notwendigen Eigeninteressen frei und bereit sein, die Würde aller Gesprächspartner anzuerkennen. Diese Haltungen werden von der Übereinstimmung mit dem je eigenen Wertesystem getragen. Dies äußert sich in der grundsätzlichen Absicht, Handlung und Aussage in Einklang zu bringen, mit anderen Worten, die verkündeten ethischen Prinzipien (z. B. Frieden, Gleichheit, Respekt, Demokratie…) mit den getroffenen sozialen und zivilen Entscheidungen zu verknüpfen. Es handelt sich um eine »Grammatik des Dialogs«, wie Papst Franziskus aufgezeigt hat, die imstande ist, »Brücken zu bauen und […] neue Antworten auf die vielen Herausforderungen unserer Zeit zu finden.«<ref> Franziskus, Ansprache an die Teilnehmer der Vollversammlung der Kongregation für das Katholische Bildungswesen (9. Februar 2017).</ref>
13. Im ethisch-religiösen Pluralismus können die Religionen folglich hilfreich und nicht etwa hinderlich für das öffentliche Miteinander sein. Auf der Grundlage ihrer positiven Werte der Liebe, der Hoffnung und des Heils und in einem performativen und kohärenten Beziehungsrahmen können die Religionen entscheidend dazu beitragen, dass die sozialen Ziele des Friedens und der Gerechtigkeit verfolgt werden. So gesehen vertritt die Kultur des Dialogs eine konstruktive Auffassung der zivilen Beziehungen. Statt die Religion auf die individuelle, private und vertrauliche Sphäre zu beschränken und die Bürger zu zwingen, im öffentlichen Raum einzig die ethischen und rechtlichen Normen des Staates zu leben, kehrt sie die Verhältnisse um und lädt die religiösen Bekenntnisse ein, sich öffentlich zu ihren positiven ethischen Werten zu bekennen.
14. Der Erziehung zum solidarischen Humanismus eignet die überaus schwerwiegende Verantwortung, Bürger heranzubilden, die über eine angemessene Dialogkultur verfügen. Im Übrigen wird die interkulturelle Dimension häufig in den Schulklassen jeder Art und Stufe sowie in den universitären Bildungseinrichtungen gelebt, weshalb die Verbreitung der Kultur des Dialogs genau hier ansetzen muss. Der Werterahmen, in dem der zum Dialog gebildete Bürger lebt, denkt und handelt, wird von relationalen Prinzipien (Unentgeltlichkeit, Freiheit, Gleichheit, Kohärenz, Frieden und Gemeinwohl) getragen, die sich positiv und entscheidend in den didaktischen und pädagogischen Programmen der Einrichtungen und Organisationen niederschlagen, denen der solidarische Humanismus am Herzen liegt.
15. Es liegt in der Natur der Bildung, dass sie die Grundlagen für einen friedlichen Dialog schaffen und mit dem vorrangigen Ziel, eine bessere Welt aufzubauen, die Begegnung zwischen dem je Unterscheidenden ermöglichen kann. Es geht in erster Linie um einen Bildungsprozess, bei dem das Streben nach einem friedlichen und bereichernden Zusammenleben auf einem weitergefassten Begriff des Menschseins – in seiner psychologischen, kulturellen und spirituellen Ausprägung – fußt, der im Sinne einer ganzheitlichen und transzendenten Vorstellung von der Entwicklung der Person und der Gesellschaft über jede Form von Egozentrismus und Ethnozentrismus hinausgeht.<ref> Vgl. Kongregation für das katholische Bildungswesen, Educare al dialogo interculturale nella scuola cattolica. Vivere insieme per una civiltà dell’amore, Vatikanstadt 2013, Nr. 45.</ref>
IV. Die Hoffnung globalisieren
16. Dass »Entwicklung gleichbedeutend ist mit Frieden« schlussfolgert die Enzyklika Populorum progressio.<ref> Paul VI., Enzyklika Populorum progressio (26. März 1967), 87.</ref> Diese Aussage hat in den nachfolgenden Jahrzehnten Unterstützung und Bestätigung gefunden, wie auch die Richtungen der nachhaltigen Entwicklung aus ökonomischer, sozialer und ökologischer Sicht eine Klärung erfahren haben. Dennoch bleiben Entwicklung und Fortschritt Prozessbeschreibungen und sagen nicht viel über die letzten Ziele des historisch-sozialen Werdens aus. Weit davon entfernt, den Mythos von einem der Vernunft und der Freiheit notwendig innewohnenden Fortschritt hochzuhalten, bindet die katholische Kirche die Entwicklung an die Verkündigung der christlichen Erlösung, die keine unbestimmte Zukunftsutopie, sondern schon jetzt »Substanz der Wirklichkeit« ist, insofern als durch sie in uns »das schon da ist, worauf wir hoffen: das ganze, das wirkliche Leben.«<ref> Benedikt XVI., Enzyklika Spe salvi (30. November 2007), 7.</ref>
17. Mithin ist es nötig, dass wir durch die Hoffnung auf das Heil bereits dessen lebendige Zeichen sind. Wie kann die Botschaft des Heils in Jesus Christus in der globalisierten Welt verbreitet werden? »Nicht die Wissenschaft erlöst den Menschen. Erlöst wird der Mensch durch die Liebe.«<ref> Ebd., 26.</ref> Die christliche Liebe bietet allumfassende und inklusive Sozialgrammatiken. Diese Liebe prägt die Wissenschaften, die, von ihr durchdrungen, den Menschen begleiten werden, wenn er in der Schöpfung nach Sinn und Wahrheit sucht. Die Erziehung zum solidarischen Humanismus muss damit von der Gewissheit der Hoffnungsbotschaft ausgehen, die in der Wahrheit Jesu Christi enthalten ist. Also obliegt es ihr, diese Hoffnung als eine von der Vernunft und vom aktiven Leben transportierte Botschaft bei den Völkern in allen Teilen der Welt auszustrahlen.
18. Die Hoffnung zu globalisieren ist der spezifische Sendungsauftrag der Erziehung zum solidarischen Humanismus. Dieser Auftrag wird durch den Aufbau erzieherischer und pädagogischer Beziehungen erfüllt, die zur christlichen Liebe befähigen und Solidargemeinschaften schaffen, in denen das Gemeinwohl in Tugend an das Wohl jedes einzelnen Mitglieds geknüpft ist, das den Inhalt der Wissenschaften im Sinne der vollen Verwirklichung der Person und seiner Zugehörigkeit zur Menschheit einsetzt. Gerade die christliche Bildung kann diese elementare Aufgabe erfüllen, denn christliche Bildung bedeutet »entstehen, wachsen lassen, sie steht in der Dynamik des Leben-Schenkens. Und Leben, das geboren wird, ist die sprudelndste Quelle der Hoffnung«.<ref> Franziskus, Ansprache an die Teilnehmer der Vollversammlung der Kongregation für das Katholische Bildungswesen (9. Februar 2017).</ref>
19. Die Hoffnung zu globalisieren bedeutet auch, die Hoffnungen der Globalisierung zu stützen. Einerseits hat nämlich die Globalisierung die Chancen auf Wachstum vervielfacht und im Hinblick auf die sozialen Beziehungen neue und unerhörte Möglichkeiten eröffnet. Andererseits hat sie, von einigen Vorteilen abgesehen, Ungleichheit und Ausbeutung verursacht und auf perverse Art und Weise dazu geführt, dass einige Völker auf dramatische Weise aus den Kreisläufen des Wohlstands ausgeschlossen werden. Eine Globalisierung ohne Vision, ohne Hoffnung, das heißt ohne eine Botschaft, welche Verkündigung und zugleich konkretes Leben ist, wird zwangsläufig Konflikte hervorbringen und Leid und Elend schaffen.
V. Für eine echte Inklusion
20. Um ihrer Funktion zu entsprechen, verfolgen die Bildungsprojekte der Erziehung zum solidarischen Humanismus einige grundlegende Ziele. Der Hauptzweck besteht darin, jedem Bürger zu erlauben, dass er sich aktiv am Aufbau des solidarischen Humanismus beteiligt fühlen kann. Die Instrumente, die dabei zum Einsatz kommen, müssen den Pluralismus begünstigen, indem sie Dialogräume bereitstellen, die auf die Vertretung der ethischen und normativen Forderungen abzielen. Die Erziehung zum solidarischen Humanismus muss mit besonderer Aufmerksamkeit dafür Sorge tragen, dass die Wissenschaften in dem Bewusstsein erlernt werden, dass das Handeln der Person in einem ethischen Universum verortet ist. Insbesondere muss sich eine solche richtige Auffassung vom ethischen Universum auf die Öffnung immer weiterer Horizonte des Gemeinwohls zubewegen und schließlich auf die gesamte Menschheitsfamilie erstrecken.
21. Ein solcher Inklusionsprozess reicht über die derzeit auf der Erde lebenden Menschen hinaus. Der wissenschaftliche und technologische Fortschritt der letzten Jahre hat gezeigt, dass die in der Gegenwart getroffenen Entscheidungen die Lebensweisen der Bürger der künftigen Generationen beeinflussen können und in manchen Fällen sogar ihre Existenz an sich. »Der Begriff des Gemeinwohls bezieht auch die zukünftigen Generationen mit ein.«<ref> Franziskus, Enzyklika über die Sorge für das gemeinsame Haus Laudato si’ (24. Mai 2015), 159.</ref> Der Bürger von heute muss in der Tat nicht nur mit seinen Zeitgenossen, wo auch immer sie leben, sondern auch mit den künftigen Bürgern des Planeten solidarisch sein. Weil das »Problem ist, dass wir noch nicht über die Kultur verfügen, die es braucht, um dieser Krise entgegenzutreten«, ist es »notwendig, leaderships zu bilden, die Wege aufzeigen, indem sie versuchen, die Bedürfnisse der gegenwärtigen Generationen unter Einbeziehung aller zu berücksichtigen, ohne die kommenden Generationen zu beeinträchtigen«,<ref>Ebd., 53.</ref> weshalb die spezifische Aufgabe, die durch die Erziehung zum solidarischen Humanismus gelöst werden kann, darin besteht, zum Aufbau einer solchen auf einer generationenübergreifenden Ethik basierenden Kultur beizutragen.
22. Das bedeutet, dass die Bildung ihren klassischen Aktionsradius erweitert. Während die Schule bislang als die Einrichtung gegolten hat, die die Bürger von morgen heranbildet, und die Weiterbildungseinrichtungen sich der heutigen Bürger angenommen haben, so sorgt die Erziehung zum solidarischen Humanismus für die Menschheit der Zukunft, für die Nachwelt, mit der man solidarisch sein muss, indem man verantwortungsvolle Entscheidungen trifft. Das gilt umso mehr für die akademische Bildung, weil durch sie die nötigen Fähigkeiten vermittelt werden, um diejenigen Entscheidungen zu treffen, die im Hinblick auf das menschlich-soziale, das natürliche, das ökologische und andere Gleichgewichte den Ausschlag geben.<ref> Vgl. Johannes Paul II., Apostolische Konstitution Ex corde Ecclesiae (15. August 1990), 34.</ref> Die Themen, die in den universitären Lehrveranstaltungen entfaltet werden, müssten sich demgemäß nach einem Kriterium richten, das für die Bewertung ihrer Qualität entscheidend ist: dass sie den Bedürfnissen der künftigen Generationen gerecht werden.
23. Damit eine echte Inklusion stattfinden kann, muss noch ein weiterer Schritt vollzogen und auch zu den Generationen, die uns vorangegangen sind, eine Beziehung der Solidarität hergestellt werden. Leider hat der Erfolg des technokratischen Paradigmas in einigen Fällen zu einer Minderung des historischen, wissenschaftlichen und humanistischen – mit dessen literarischem und künstlerischem Erbe – Wissens geführt, wohingegen eine richtige Sicht der Geschichte und der Geisteshaltung, mit der unsere Vorfahren ihre Herausforderungen angenommen und gemeistert haben, dem Menschen im komplexen Abenteuer der Gleichzeitigkeit helfen kann. Die menschlichen Gesellschaften, die Gemeinschaften, die Völker, die Nationen sind das Ergebnis von Phasen in der Geschichte, in denen eine spezifische, in beständiger Ausarbeitung begriffene Identität zutage tritt. Die Früchte der Verbindung zwischen dem historischen Werden einer Gemeinschaft und ihrer Berufung zum Gemeinwohl und zur Erfüllung des solidarischen Humanismus zu ernten, setzt die Bildung eines historischen Bewusstseins voraus, das auf dem Wissen um die untrennbare Einheit basiert, aus dem heraus die Vorfahren, die Heutigen und die Nachwelt über die Grade der Verwandtschaft hinweg anerkennen, dass sie alle gleichermaßen Kinder des einen Vaters sind und zwischen ihnen folglich eine Beziehung allumfassender Solidarität besteht.<ref> Paul VI., Enzyklika Populorum progressio (26. März 1967), 17.</ref>
VI. Netze der Kooperation
24. Schon die Enzyklika Populorum progressio empfiehlt die Entwicklung von Programmen, »die aufeinander abgestimmt sind«,<ref> Ebd., 50.</ref> und auch heute ist die Notwendigkeit offensichtlich, die Bildungs- und Forschungsinitiativen in dem Bewusstsein, dass »sie nicht verzettelt werden und noch weniger aus Geltungssucht und Machtstreben einander entgegenarbeiten« dürfen,<ref> Ebd.</ref> auf das gemeinsame Ziel des solidarischen Humanismus hin zu bündeln. Netzwerke der Kooperation zu knüpfen heißt aus erzieherischer Sicht, schulisch wie akademisch, inklusive Dynamiken zu aktivieren und beständig nach neuen Möglichkeiten zu suchen, unterschiedliche Personen – und zwar insbesondere jene, die nur schwerlich in den Genuss eines auf ihre Bedürfnisse abgestimmten Bildungsplans kommen ‒ in den betreffenden Kreislauf des Lehrens und Lernens einzubeziehen. Angesichts der Tatsache, dass Bildung weltweit noch immer eine knappe Ressource ist, und in Anbetracht dessen, dass Teile der Menschheit unter dem Mangel an Einrichtungen leiden, die ihrer Entwicklung dienen, besteht die erste Aufgabe der Erziehung zum solidarischen Humanismus darin, sich zu vernetzen und Strukturen der Kooperation zu organisieren.
25. Eine Erziehung zum solidarischen Humanismus entwickelt Netzwerke der Kooperation in den verschiedenen Bildungsbereichen und -aktivitäten und vornehmlich der akademischen Bildung. Vor allem verlangt sie von den erzieherischen Akteuren eine der Zusammenarbeit angemessene Einstellung. Insbesondere bevorzugt sie bei der Vorbereitung der Bildungsprogramme aufseiten der Lehrenden ein kollegiales und, was die Modalitäten des Lernens und die Bildungsumgebungen betrifft, aufseiten der Lernenden ein kooperatives Verhalten. Und nicht nur das: die Solidarität zwischen Lehrenden und Lernenden als lebendigen, durch einen erzieherischen Pakt und eine generationenübergreifende Ethik miteinander verbundenen Zellen des solidarischen Humanismus muss zunehmend inklusiv, plural und demokratisch sein.
26. Die Universität muss die wesentliche Schmiede sein, die die Ausbildung zur Kooperation in der wissenschaftlichen Forschung leistet, indem sie in jedem Wissensbereich – in den Bahnen des solidarischen Humanismus ‒ der Organisation kollektiver Forschungen den Vorzug gibt, deren Ergebnisse nicht nur durch die wissenschaftliche Objektivität aufgrund der Anwendung geeigneter Denkweisen, Methoden und Techniken, sondern auch durch die Erfahrung der Solidarität unter den Forschern untermauert werden können. Es geht darum, die Bildung gemischter Forschungsgruppen aus Lehrpersonal, jungen Forschern und Studierenden zu begünstigen und außerdem die Zusammenarbeit zwischen akademischen Einrichtungen anzuregen, die in einem internationalen Kontext verortet sind. Die Netzwerke der Kooperation sind zwischen Akteuren im Bildungsbereich und anderen Akteuren, etwa aus der Welt der Berufe, der Künste, des Handels, des Unternehmertums und allen anderen Segmenten der Gesellschaft, in denen sich der solidarische Humanismus verbreiten muss, zu knüpfen.
27. Von verschiedenen Seiten wird eine Bildung gefordert, die die Tücken der kulturellen Vermassungsprozesse ‒ mit ihren schädlichen Auswirkungen der Gleichmacherei und des manipulativen Konsumismus ‒ zu meistern vermag. Die Entstehung von Netzwerken der Kooperation im Rahmen der Erziehung zum solidarischen Humanismus kann solche Herausforderungen insofern bewältigen helfen, als sie Dezentralisierung und Spezialisierung ermöglicht. Im Hinblick auf eine erzieherische Subsidiarität ist es sowohl auf nationaler wie internationaler Ebene vorzuziehen, dass Verantwortung und Erfahrungen geteilt werden, was für die Ressourcenoptimierung und Risikovermeidung unerlässlich ist. Auf diese Weise wird ein Netzwerk nicht nur der Forschung, sondern insbesondere des Dienstes geknüpft, in dem man sich gegenseitig hilft und an neuen Entdeckungen teilhaben lässt und in dem die Hochschulen »Professoren zeitweilig unter sich austauschen und alle Initiativen fördern, die zu stärkerer Hilfeleistung beitragen.«<ref> II. Vatikanisches Konzil, Erklärung Gravissimum educationis über die christliche Erziehung, 12.</ref>
VII. Ausblick
28. Die schulische und universitäre Bildung und Lehre haben schon immer im Zentrum des Angebots der katholischen Kirche im öffentlichen Leben gestanden. Sie hat die Freiheit der Lehre verteidigt, als die für die Erziehung zu den religiösen Werten in den säkularisierten und laizistischen Kulturen verfügbaren Räume sich einzuengen schienen. Als die modernen Gesellschaften, von wissenschaftlichen und technologischen, juristischen und kulturellen Errungenschaften getäuscht, die katholische Kirche für bedeutungslos hielten, hat sie durch Bildung das öffentliche Miteinander weiter mit Grundsätzen und Werten versorgt. Heute wie zu allen Zeiten kommt der katholischen Kirche noch immer die Verantwortung zu, mit ihrem spezifischen Erbe an Wahrheit und Werten zum Aufbau des solidarischen Humanismus für eine Welt beizutragen, die bereit ist, den prophetischen Gehalt der Enzyklika Populorum progressio auf die Gegenwart anzuwenden.
29. Um der von beständigem Wandel durchzogenen globalen Welt eine Seele zu geben, betont die Kongregation für das katholische Bildungswesen von neuem, dass der Aufbau der »Zivilisation der Liebe«<ref> Am 17. Mai 1970, Pfingstsonntag, hat Paul VI. zum ersten Mal von der »Zivilisation der Liebe» gesprochen (Insegnamenti, VIII/1970, 506) und den Ausdruck im Lauf seines Pontifikats noch mehrere Male wiederaufgegriffen.</ref> Priorität haben muss, und ruft alle diejenigen, die sich von Berufs oder Berufung wegen in Bildungsprozessen gleich welcher Ebene engagieren, dazu auf, diese ihre Erfahrung im Zeichen der herausgearbeiteten Prinzipien und Werte mit Hingabe und Weisheit zu leben. Dieses Dikasterium hat hier ‒ nach dem Weltkongress »Erziehung heute und morgen. Eine immer neue Leidenschaft« (Rom/Castel Gandolfo, 18. bis 21. November 2015) – die Überlegungen und Herausforderungen aufgegriffen, die sowohl vonseiten der Lehrenden, Lernenden und Eltern wie auch vonseiten der Teilkirchen, der Ordensfamilien und der in der weiten Welt der Erziehung engagierten Vereinigungen thematisiert worden sind.
30. Die vorliegenden Orientierungshilfen richten sich an alle, die mit Leidenschaft daran beteiligt sind, den Bildungsauftrag der Kirche auf den verschiedenen Kontinenten tagtäglich zu erneuern. Außerdem sollen sie als nützliches Hilfsmittel für den konstruktiven Dialog mit der Zivilgesellschaft und den internationalen Organisationen dienen. Gleichzeitig hat Papst Franziskus für jene »wissenschaftlichen und kulturellen Zwecke, die darauf ausgerichtet sind, die katholische Erziehung in der Welt zu fördern«, die Stiftung »Gravissimum educationis«<ref> Franziskus, Chirografo per l’erezione della Fondazione »Gravissimum Educationis« (28. Oktober 2015).</ref> ins Leben gerufen.<ref>Ebd.</ref>
31. Abschließend sei gesagt, dass die Themen und Horizonte, die es ‒ ausgehend von der Kultur des Dialogs, der Globalisierung der Hoffnung, der Inklusion und den Netzwerken der Kooperation ‒ zu erforschen gilt, sowohl an die Erfahrung von Bildung und Lehre als auch an die Tätigkeit des Studierens und Forschens appellieren. Es wird daher notwendig sein, den Austausch solcher Erfahrungen und der Forschungsergebnisse zu fördern, damit alle, die sich für die Erziehung zum solidarischen Humanismus einsetzen, die Möglichkeit haben, die Bedeutung ihrer eigenen Initiative im globalen Prozess des Aufbaus einer auf die Werte der christlichen Solidarität gegründeten Welt zu erkennen.
Giuseppe Kardinal Versaldi,
Präfekt
Erzbischof Angelo Vincenzo Zani,
Anmerkungen
<references />