Dum gravissimum

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Rundfunkbotschaft
Dum gravissimum

von Papst
Pius XII.
über die drohende Kriegsgefahr
24. August 1939

(Offizieller lateinischer Text AAS 31 [1939] 86-87)

(Quelle: Gerechtigkeit schafft Frieden, Reden und Enzykliken des Heiligen Vaters Pius XII., Herausgegeben von Wilhelm Jussen SJ, Hansa Verlag Josef Toth Hamburg 1946, S. 19-22 mit Sachregister, Kirchliche Druckerlaubnis Osnabrück am 9. Juli 1946 der bischöfliche Generalvikar Dr. Selig).

Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


Mahnung zur Besinnung

1 Eine ernste Stunde schlägt augenblicklich für die ganze Menschheitsfamilie. Eine Stunde größter Entscheidungen, denen sich Unser Herz und Unsere geistliche Autorität, nicht verschließen kann und darf; jene Autorität die von Gott stammt, um die Seelen auf den Weg des Friedens und der Gerechtigkeit zu führen.

So fühle Ich Mich hier eins mit euch allen, die ihr in diesem Augenblick das Gewicht großer Verantwortung fühlt, damit ihr zugleich mit der Unsrigen Christi Stimme hört, der die Welt in Seine Hohe Schule nahm, auf den Millionen und Millionen Seelen in dieser Bedrängnis ihr Vertrauen setzen. Sein Wort, durchdringe den Lärm der Welt!

2 So bin ich hier mit euch im Geiste vereint, ihr Hirten der Völker, ihr Männer der Staatskunst und der Waffen, ihr Schriftsteller; Redner des Rundfunks und der Tribünen, und ihr alle, die ihr auf Denken und Handeln eurer Mitbürger Einfluss habt, voll Verantwortungsgefühl für deren Schicksal.

Wir, nur mit dem Wort der Wahrheit bewaffnet, und über allen Streitigkeiten und Leidenschaften stehend, sprechen zu euch im Namen Gottes, von dem alle Vaterschaft im Himmel und auf Erden ihren Namen hat (Eph 3, 15). Wir sprechen im Namen Christi, Unseres Herrn, der alle Menschen zu Brüdern machte, im Namen des Heiligen Geistes, der höchsten göttlichen Gabe, der unerschöpflichen Quelle der Liebe in den Herzen.

Warnung vor den entsetzlichen Folgen eiones Weltkrieges

3 Heute, wo trotz Unserer wiederholten Ermahnung und Unserer besonderen Anteilnahme die Furcht vor einem blutigen allgemeinen Zusammenstoße steigt; heute, wo man aus der Spannung der Gemüter den Ausbruch des Kriegssturmes vorausahnen kann, richten Wir aus väterlichem Herzen einen neuen, warmen Aufruf an Regierungen und Völker: sie möchten Anklagen, Drohungen und Gründe wechselseitigen Misstrauens beiseite lassen und versuchen, die augenblicklichen Meinungsverschiedenheiten durch das einzig hierzu geeignete Mittel in gemeinschaftlichem und ehrlichem Einverständnis zu beheben. Sie möchten in Ruhe und Freundlichkeit die Friedensversuche ihrer Untertanen ermutigen.

4 Mit Hilfe der Vernunft, nicht mit jener der Waffen, bricht sich die Gerechtigkeit Bahn. Reiche, die nicht auf Gerechtigkeit gründen, werden von Gott nicht gesegnet. Die Loslösung von der moralischen Ordnung verrät jene, die sie selbst verraten. Drohend wächst die Gefahr, noch ist es Zeit. Nichts ist verloren mit einem Frieden, aber alles kann es sein mit einem Kriege! Möchte man das doch begreifen! Möchte man doch die Verhandlungen wieder aufnehmen! Verhandeln mit gutem Willen und Hochachtung vor gegenseitigen Rechten! Und die Völker werden merken, dass ehrlichen und vernünftigen Unterhandlungen, nie ein ehrenvoller Erfolg versagt bleibt.

5 Sie werden vor allen groß dastehen, in wirklicher Größe, wenn sie alle Stimmen der Leidenschaft, sei es der öffentlichen oder privaten, zum Schweigen bringen, und der Vernunft den Vorrang lassen. So werden sie den Völkern Blut und dem Vaterlande Trümmerfelder ersparen.

Gewähre der Allmächtige, dass die Stimme des Vaters der Christenheit, des Dieners der Diener Gottes, der zwar ohne eigenes Verdienst Christi Person, Wort um Autorität unter den Menschen vertritt, in Sinnen um Herzen willige Aufnahme finde!

Es mögenUns hören die Starken, damit sie nicht schwach werden in Ungerechtigkeit! Es mögen Uns hören die Mächtigen, wenn sie nicht wollen, dass ihre Macht und Zerstörung bringe, sondern Hilfe den Völkern und Schutz zu friedvollem Leben und Arbeit!

6 Wir flehen sie an beim Blute Christi, Dessen Sanftmut im Leben und Tod von siegreicher Kraft über die Welt war. Wir wissen und fühlen, dass alle rechten Herzen auf Unserer Seite stehen; alle, die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit; alle, die an der Not des Lebens leiden. Auf Unserer Seite stehen die Mütter, die wie Wir die Schmerzen anderer mitempfinden; die Väter, die ihn Familien verlassen mussten; die Armen, die leiden und nicht wissen warum; die Jungmänner mit ihrem ritterlichen, hochherzigen Sinn für reine, hohe Ideale. Es steht auf Unserer Seite jenes alte Europa, welches das Werk des Glaubens und des christlichen Geistes ist. Endlich die gesamte Menschheit, die nach Gerechtigkeit, Brot und Freiheit ausschaut, nicht nach dem todbringenden und zerstörenden Schwert. Auf Unserer Seite steht jener Christus, Der Sein Gebot der Bruderliebe gab; ein feierliches Grundgebot, Kernpunkt Seiner Religion, Unterpfand des Heils für Einzelne und für die Völker.,

Weil aber menschliche Anstrengung nichts vermag ohne Hilfe von oben, fordern Wir alle auf, den Blick zur Höh, zu erheben und mit heißen Bitten vom Herrn zu erflehen dass Seine Gnade reichlich auf diese erschütterte Welt herabsteige, den Hass besänftige, die Herzen wieder versöhne und die Morgendämmerung einer besseren Zukunft wieder aufleuchten lasse ...

Pius XI. PP.