Athanasius Schneider: Dominus est

Aus kathPedia
Zur Navigation springenZur Suche springen
DOMINUS EST - ES IST DER HERR

Gedanken eines Bischofs aus Zentralasien über die heilige Kommunion
Athanasius Schneider

Übersetzt von Gertrud Rieger und Esther Ruch SJM Verlag 2009 (67 Seiten, 3. unveränderte Auflage; ISBN 978-3-932426-44-5),
Zur Veröffentlichung genehmigt für Kathpedia von Bischof Athanasius Schneider am 2. Mai 2024.
Papst Benedikt XVI. spendet die Sakramentale Kommunion, erste Umschlagseite des Buches

Vorwort des deutschen Verlegers

Das Büchlein "Dominus est"- "Es ist der Herr" macht uns in der heutigen Katholischen Kirche darauf aufmerksam, dass wir zu einer Haltung tiefer Ehrfurcht zurückkehren müssen. Es ist das Verdienst des Autors Weihbischof Athanasius Schneider, auf diese Haltung hingewiesen zu haben. Er zeigt uns den Weg, um die Kirche zu erneuern. In der Tat die Liturgie der heiligen Messe, besonders in der Frage des Kommunionempfangs, ist in den letzten Jahrzehnten immer mehr fehlgelaufen. Bemerkenswerter Weise ist nun von den höchsten kirchlichen Stellen her eine neue Wegweisung spürbar. Papst Benedikt XVI. lässt in den großen Hl. Messen, die er zelebriert, wieder die Kommunionbank aufstellen und spendet das Allerheiligste in Form der Mundkommunion. Der Sekretär der Kongregation für den Gottesdienst Erzbischof Ranjith schreibt das Vorwort für das vorliegende Buch und der Kardinalpräfekt der gleichen Kongregation Kardinal Arinze lobt es ausdrücklich. Die Anbetung Gottes drückt naturgemäß ihre innere Gesinnung in äußeren Formen wie Verneigungen und Kniebeugen aus. Der Gestus der knienden Mundkommunion ist erhabener als der bei der Handkommunion und zeigt mehr die Demut auf, da wir ja unseren höchsten Herrn Jesus, Gott selbst empfangen. Die Gläubigen, die zum Altar hinzutreten, umJesu Leib und Blut zu empfangen, empfangen die Speise für das ewige Leben. Es ist der Herr selbst, der als ihr Erlöser und Heiland zu ihnen kommt. Müssen wir darum nicht niederknien, um Jesus in einer wahren Haltung demütiger Anbetung zu empfangen?

Neusäß, am Rosenkranzfest, 7. Oktober 2008 P. Otto Maier SJM

Vorwort

Im Buch der Geheimen Offenbarung erzählt der hl. Johannes, dass er sich in Anbetung zu Füßen des Engels Gottes niederwarf, nachdem er gesehen und gehört hatte, was ihm offenbart worden war (vgl. Offb 22, 8). Sich niederwerfen oder niederknien vor der Majestät der Gegenwart Gottes in demütiger Anbetung, war eine Gewohnheit der Ehrfurcht, die Israel immer vor der Gegenwart des Herrn vollzog. So steht im ersten Buch der Könige: "Als Salomon das Gebet und die Bitten vollendet hatte, die er an den Herrn gerichtet hatte, erhob er sich vor dem Altar des Herrn, wo er gekniet hatte mit zum Himmel erhobenen Handflächen und segnete die ganze Versammlung Israels" (1 Kön 8, 54 - 55). Die Haltung während des Bittgebetes ist klar: er kniete vor dem Altar.

Die gleiche Tradition wird auch im Neuen Testament sichtbar, wo wir Petrus auf die Knie niederfallen sehen vor Jesus (vgl. Lk 5, 8); ebenfalls Jairus, als er Jesus um die Heilung seiner Tochter bat (Lk 8, 41); der Samariter, der zurückkehrte, um Ihm zu danken, und Maria die Schwester von Lazarus, als sie um das Geschenk des Lebens für ihren Bruder bat (Joh 11, 32). Der gleichen Haltung des sich Niederwerfens vor der staunenswürdigen Gegenwart und der göttlichen Offenbarung, begegnet man vor allem im Buch der Geheimen Offenbarung (Offb 5, 8.14 und 19, 4).

Eng verbunden mit dieser Tradition war die Überzeugung, dass der Heilige Tempel in Jerusalem die Wohnstatt Gottes sei, und deswegen musste man im Tempel eine Körperhaltung einnehmen, welche ein tiefes Empfinden der Demut und der Ehrfurcht vor der Gegenwart Gottes ausdrückte.

Auch die tiefe Überzeugung in der Kirche, dass in den eucharistischen Gestalten der Herr wahrhaftig und wirklich gegenwärtig ist, und die zunehmende Gewohnheit, die hl. Kommunion im Tabernakel aufzubewahren, trug zur Praxis bei, sich in einer Haltung der demütigen Anbetung des Herrn in der Eucharistie niederzuknien.

In der Tat verkündete das Konzil von Trient im Hinblick auf die reale Gegenwart Christi unter den eucharistischen Gestalten: " ... dass, im hocherhabenen Sakrament der hl. Eucharistie nach der Wandlung des Brotes und des Weines unser Herr Jesus Christus als wahrer Gott und Mensch in der Tat wahrhaft, wirklich und wesentlich unter der Gestalt jener mit den Sinnen erfassbaren Dinge enthalten ist." (DS 1651).

Ferner hatte der hl. Thomas von Aquin die heilige Eucharistie als latens Deitas (verborgene Gottheit) bezeichnet (hl. Thomas von Aquin: Hymnen). Der Glaube an die wirkliche Gegenwart Christi unter den eucharistischen Gestalten gehörte also schon damals zum Wesenskern des Glaubens der Katholischen Kirche und war schon damals ein wesentlicher Bestandteil der katholischen Identität. Es war klar, dass man die Kirche nicht auferbauen konnte, wenn man nur im Geringsten an diesen Glauben rührte.

Folglich musste die Eucharistie, das in den Leib Christi wesensverwandelte Brot und der in das Blut Christi verwandelte Wein, Gott in unserer Mitte, mit Staunen und mit der größtmöglichen Ehrfurcht in einer Haltung demütiger Anbetung empfangen werden. Papst Benedikt XVI. erinnert an die Worte des hl. Augustinus: "Niemand aber isst diesen Leib, wenn er Ihn nicht vorher angebetet hat; wir sündigen, wenn wir nicht anbeten" (Enarrationes in Psalmos 98, 9: CCL XXXIX, 1385) und er unterstreicht, "die Eucharistie empfangen bedeutet: sich in eine Haltung der Anbetung begeben dem gegenüber, den wir empfangen ( ... ) nur in der Anbetung kann eine tiefe und wahre Empfangsbereitschaft reifen" (Sacramentum Caritatis, 66).

Gemäß dieser Tradition ist es klar, dass es konsequent und unerlässlich geworden ist, Gesten und Haltungen des Leibes und des Geistes anzunehmen, die das Schweigen, die innere Sammlung, die demütige Annahme unserer Armseligkeit erleichtern vor der unendlichen Größe und Heiligkeit desjenigen, der uns in den eucharistischen Gestalten entgegen kommt. Die beste Art, unseren Sinn für die Ehrfurcht dem eucharistischen Herrn gegenüber auszudrücken, besteht darin, dem Beispiel des Apostels Petrus zu folgen, der sich vor dem Herrn auf die Knie warf und ausrief: "Herr, geh weg von mir, denn ich bin ein Sünder!" wie uns das Evangelium berichtet. (Lk 5, 8).

Nun aber bemerkt man in einigen Kirchen, dass diese Praxis immer mehr verschwindet und die Verantwortlichen nicht nur die Gläubigen nötigen, die hl. Eucharistie stehend zu empfangen, sondern sie haben sogar alle Kniebänke entfernt und zwingen so ihre Gläubigen zu sitzen oder zu stehen, sogar während der Erhebung der eucharistischen Gestalten, die zur Anbetung gezeigt werden. Es ist seltsam, dass eine solche Maßnahme in den Diözesen von den Verantwortlichen der Liturgie verfügt wurde oder in den Kirchen von den Pfarrern, ohne auch nur im Geringsten die Gläubigen zu befragen, wo man doch heute mehr denn je in gewissen Kreisen von Demokratie in der Kirche spricht. Gleichzeitig muss man zugeben, wenn man von der Handkommunion spricht, dass dies eine Praxis ist, die missbräuchlich und in aller Eile in einigen Gebieten der Kirche sofort nach dem Konzil eingeführt wurde; auf diese Weise veränderte man die vorausgegangene, jahrhundertealte Praxis und die neue Praxis wurde zur Regel für die ganze Kirche. Man rechtfertigte diesen Wechsel, indem man sagte, dies entspräche besser dem Evangelium und der alten Praxis der Kirche. Es ist wahr: was man auf die Zunge empfangt, kann man auch auf die Hand empfangen, da dieser Körperteil von gleicher Würde ist. Um diese Praxis zu rechtfertigen verweisen einige auf die Worte Jesu: "Nimm und iss" (Mk 14, 22; Mt 26, 26).

Was auch immer die Gründe sein mögen, diese Praxis zu rechtfertigen, wir können nicht die Augen verschliessen vor dem, was auf Weltebene geschieht, wo diese Praxis durchgeführt wird. Diese Geste trägt zu einer schrittweisen und zunehmenden Schwächung der Haltung der Ehrfurcht den heiligen eucharistischen Gestalten gegenüber bei. Die vorausgehende Praxis bewahrte besser den Sinn für die Ehrfurcht. Dagegen haben sich ein alarmierender Mangel an Sammlung und ein Geist allgemeiner Unaufmerksamkeit eingeschlichen. Man sieht heute oft Kommunizierende, die an ihre Plätze zurückkehren, so als wäre nichts Außergewöhnliches geschehen. Am meisten zerstreut sind die Kinder und die Jugendlichen. In vielen Fällen kann man den Geist der Ernsthaftigkeit und des inneren Schweigens nicht erkennen, der die Gegenwart Gottes in der Seele anzeigen müsste.

Dann gibt es auch die Missbräuche von jenen, die die heiligen Gestalten als Andenken mitnehmen; die Missbräuche von jenen, die sie verkaufen, oder noch schlimmer, die sie in satanischen Riten entweihen. Solche Ereignisse wurden aufgedeckt. Selbst bei großen Konzelebrationen, auch in Rom, fand man verschiedene Male die heiligen Gestalten auf den Boden geworfen.

Diese Situation lässt uns nicht nur nachdenken über den schwerwiegenden Glaubensverlust, sondern auch über die Schändung und die Beleidigung des Herrn, der sich herabließ, uns zu begegnen, um uns Ihm gleichförmig zu machen, damit sich in uns die Heiligkeit Gottes widerspiegle.

Der Papst spricht von der Notwendigkeit, nicht nur die wahre und tiefe Bedeutung der Eucharistie zu verstehen, sondern sie auch würdig und ehrfürchtig zu feiern. Er sagt, dass man sich der Bedeutung der Gesten und der Körperhaltung bewusst sein soll, wie z.B. "das Niederknien während der herausragenden Momente des eucharistischen Hochgebetes" (Sacramentum Caritatis, 65). Ferner, wenn er vom Empfang der hl. Kommunion spricht, lädt er alle ein "das Möglichste zu tun, dass die Geste in ihrer Schlichtheit, dem Wert der persönlichen Begegnung mit dem Herrn Jesus Christus im Sakrament entspreche" (Sacramentum Caritatis, 50).

In dieser Sichtweise ist das Büchlein zu würdigen, das S.E. Bischof Athanasius Schneider, Weihbischof von Karaganda in Kasachstan, mit dem bezeichnenden Titel "Dominus Est (Es ist der Herr)" geschrieben hat. Es will einen Beitrag leisten zur aktuellen Diskussion über die Eucharistie, die reale und wesenhafte Gegenwart Christi unter den Gestalten des Brotes und des Weines. Es ist bedeutungsvoll, dass Bischof Schneider seine Darlegung mit einem persönlichen Bericht beginnt, der an den tiefen eucharistischen Glauben seiner Mutter und zweier anderer Frauen erinnert, einen Glauben der bewahrt wurde unter vielen Leiden und Opfern, die der kleinen Gemeinde der gläubigen Katholiken in jenem Land während der Jahre der sowjetischen Verfolgung abverlangt wurde. Ausgehend von dieser seiner Erfahrung die in ihm einen großen Glauben, Staunen und Verehrung für den in der Eucharistie gegenwärtigen Herrn weckte, legt er uns hier einen historischtheologischen Exkurs vor, der klar aufzeigt, wie die Praxis, die hl. Kommunion in den Mund und kniend zu empfangen, über einen langen Zeitraum von der Kirche angenommen und praktiziert wurde.

Ich glaube, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen ist, die oben erwähnte Praxis genau zu bewerten und falls notwendig, diese Praxis aufzugeben, welche in der Tat weder vom Sacrosanctum Concilium [Liturgiekonstitution des II. Vatikanischen Konzils] selbst, noch von den Konzilsvätern erwähnt, sondern nach einer missbräuchlichen Einführung in einigen Ländern angenommen wurde. Heute ist es mehr denn je notwendig, den Gläubigen zu helfen, einen lebendigen Glauben an die reale Gegenwart Christi unter den eucharistischen Gestalten zu erneuern mit dem Ziel, das Leben der Kirche selbst zu stärken und es zu verteidigen inmitten von gefährlichen Verdrehungen des Glaubens, die eine solche Situation zu verursachen fortfahrt. Die Gründe für eine solche Initiative sollten nicht so sehr akademische sein, sondern vielmehr pastorale, geistliche wie auch liturgische - kurz einfach das, was den Glauben besser auferbaut.

Bischof Schneider zeigt in diesem Sinne lobenswerten Mut, weil er verstanden hat die wahre Bedeutung der Worte des hl. Paulus zu erfassen: "alles geschehe so, dass es aufbaut." (1 Kor 14, 26)

MALCOLM RANJITH
Sekretär der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung

I. CHRISTUS VINCIT CHRISTUS REGNAT, CHRISTUS IMPERAT

"Eucharistische" Frauen und die heilige Kommunion im sowjetischen Untergrund

Das kommunistische Regime der Sowjetunion, das ca. 70 Jahre dauerte (1917-1991), erhob den Anspruch, eine Art irdisches Paradies auf dieser Erde zu errichten. Aber dieses Reich konnte keinen Bestand haben, da es auf der Lüge aufgebaut war, auf der Missachtung der Menschenwürde, auf der Leugnung Gottes, ja bis hin zum Hass auf Gott und auf seine Kirche. Es war ein Reich, in dem Gott und die geistlichen Werte weder Raum haben konnten noch durften. Jedes Zeichen, das die Menschen an Gott, an Christus und an die Kirche erinnern konnte, wurde aus dem öffentlichen Leben und aus dem Gesichtsfeld der Menschen entfernt. Es gab jedoch eine Wirklichkeit, welche die Menschen am meisten an Gott erinnerte: der Priester. Aus diesem Grund durfte der Priester nicht sichtbar sein, mehr noch, er durfte nicht einmal existieren.

Für die Verfolger Christi und seiner Kirche war der Priester die gefährlichste Person. Vielleicht erkannten sie unbewusst den Grund, warum der Priester als die gefährlichste Person galt. Der wahre Grund war dieser: Nur der Priester konnte den Menschen Gott geben, konnte Christus geben in der konkretesten und unmittelbarsten Weise, d.h. durch die Eucharistie und die heilige Kommunion. Daher war die Feier der heiligen Messe verboten. Aber keine menschliche Macht war im Stande, die Kraft Gottes zu besiegen, die im Geheimnis der Kirche und vor allem in den Sakramenten wirkte.

Während dieser dunklen Jahre war die Kirche im riesigen Sowjetreich gezwungen im Untergrund zu leben. Aber das Wichtigste war dies: Die Kirche war lebendig, sogar äußerst lebendig, obwohl ihr die sichtbaren Strukturen fehlten, obwohl ihr die Sakralbauten fehlten, obwohl es einen sehr großen Priestermangel gab. Die Kirche war sehr lebendig, weil ihr die Eucharistie nicht fehlte - auch wenn sie für die Gläubigen nur selten zugänglich war -, weil ihr Seelen mit starkem Glauben an das eucharistische Geheimnis nicht fehlten, weil ihr Frauen nicht fehlten, oftmals Mütter und Großmütter mit einer "priesterlichen" Seele, die die Eucharistie mit außergewöhnlicher Liebe, Zartgefühl und größtmöglicher Ehrfurcht aufbewahrten und sogar austeilten, eben im Geiste der Christen der ersten Jahrhunderte, welcher sich in dem Leitspruch ausdrückte: "cum amore ac timore" (mit Liebe und Ehrfurcht).

Unter den zahlreichen Beispielen "eucharistischer" Frauen aus der Zeit des sowjetischen Untergrunds soll hier das Beispiel von drei Frauen vorgestellt werden, die dem Verfasser persönlich bekannt sind: Maria Schneider (Mutter des Verfassers), Pulcheria Koch (Schwester des Grossvaters des Verfassers), Maria Stang (Angehörige einer Pfarrei in der Diözese Karaganda).

* * * * *

Maria Schneider, meine Mutter, erzählte mir: Nach dem Zweiten Weltkrieg deportierte das stalinistische Regime viele Deutsche aus der Schwarzmeergegend und aus dem Wolgagebiet zur Zwangsarbeit in das Uralgebirge. Alle wurden in armseligen Hütten in einem Ghetto der Stadt interniert. Darunter waren mehrere tausend deutsche Katholiken. Oft begaben sich unter größter Geheimhaltung einige katholische Priester zu ihnen, um ihnen die Sakramente zu spenden. Sie taten dies und setzten dabei ihr Leben aufs Spiel. Unter diesen Priestern, die öfter kamen, war Pater Alexij Saritsky, ukrainischer griechisch-katholischer Priester, der auch im lateinischen Ritus zelebrierte. Er starb als Märtyrer am 30. Oktober 1963 in der Nähe von Karaganda und wurde von Papst Johannes Paul II. im Jahr 2001 selig gesprochen. Die Gläubigen nannten ihn liebevoll den "Vagabunden Gottes". Im Januar 1958 kam Pater Alexij plötzlich heimlich aus seinem Exil in Karaganda /Kasachstan in die Stadt Krasnokamsk bei Perm im Ural.

Pater Alexij bemühte sich darum, so viele Gläubige wie möglich auf den Empfang der heiligen Kommunion vorzubereiten. Deshalb hörte er buchstäblich Tag und Nacht Beichte, ohne zu schlafen und zu essen. Die Gläubigen ermahnten ihn: "Herr Pater, sie müssen essen und schlafen!" Er aber antwortete: "Ich kann nicht, weil mich die Polizei von einem Augenblick zum anderen festnehmen kann und dann blieben viele Personen ohne Beichte und folglich ohne Kommunion." Als alle gebeichtet hatten, begann Pater Alexij die heilige Messe zu lesen. Plötzlich ertönte eine Stimme: "Die Polizei ist in der Nähe!" Maria Schneider wohnte der heiligen Messe bei und sagte zum Priester: "Pater, ich kann Sie verstecken, fliehen wir!" Die Frau führte den Priester in ein Haus außerhalb des deutschen Ghettos und versteckte ihn in einem Zimmer, wohin sie auch etwas zu essen brachte. Dabei sagte sie: "Pater, jetzt können Sie endlich essen und ein wenig ausruhen und wenn die Nacht beginnt, fliehen wir in die nächste Stadt." Pater Alexij war traurig, weil alle gebeichtet hatten, aber die heilige Kommunion nicht hatten empfangen können, da die kaum begonnene heilige Messe unterbrochen worden war durch das plötzliche Auftauchen der Polizei. Maria Schneider sagte: "Pater, alle Gläubigen machen mit großem Glauben und großer Hingabe die geistige Kommunion und wir hoffen, dass Sie zurückkehren können, um uns die heilige Kommunion zu reichen."

Als der Abend kam, begann man die Flucht vorzubereiten. Maria Schneider ließ ihre beiden kleinen Kinder (einen kleinen Jungen von zwei Jahren und ein Mädchen von sechs Monaten) bei ihrer Mutter und rief Pulcheria Koch (die Tante ihres Gatten). Die zwei Frauen riefen Pater Alexij und flohen zwölf Kilometer durch den Wald, im Schnee und bei einer Kälte von minus 30 Grad. Sie kamen zu einem kleinen Bahnhof, kauften die Fahrkarte für Pater Alexij und setzten sich in den Wartesaal, weil sie noch eine Stunde auf die Ankunft des Zuges warten mussten. Plötzlich öffnete sich die Tür und ein Polizist trat ein. Er ging direkt auf Pater Alexij zu und fragte ihn: "Und Sie, wohin fahren Sie?" Der Pater war vor Schreck nicht fähig zu antworten. Er fürchtete nicht um sein eigenes Leben, sondern um das Leben und das Schicksal der jungen Mutter Maria Schneider. Die junge Frau jedoch antwortete dem Polizisten: "Dies ist unser Freund und wir begleiten ihn. Hier ist seine Fahrkarte", und sie zeigte dem Polizisten die Fahrkarte. Als dieser die Fahrkarte sah, sagte er zum Priester: "Steigen Sie bitte nicht in den letzten Wagen, denn dieser wird an der nächsten Station vom übrigen Zug abgehängt. Gute Reise!". Und sogleich verließ der Polizist den Wartesaal. Pater Alexij schaute Maria Schneider an und sagte zu ihr: "Gott hat uns einen Engel geschickt! Ich werde nie vergessen, was Sie für mich getan haben. Wenn Gott es mir erlaubt, werde ich zurückkehren, um euch die heilige Kommunion zu reichen und in jeder meiner Messen werde ich für Sie und Ihre Kinder beten."

Nach einem Jahr konnte Pater Alexij nach Krasnokamsk zurückkehren. Dieses Mal konnte er die heilige Messe zelebrieren und den Gläubigen die heilige Kommunion spenden. Maria Schneider bat ihn um einen Gefallen: "Pater, könnten Sie mir eine konsekrierte Hostie hier lassen? Denn meine Mutter ist schwer krank und sie möchte die heilige Kommunion empfangen, bevor sie stirbt." Pater Alexij gab ihr eine konsekrierte Hostie unter der Bedingung, dass sie die heilige Kommunion mit der größtmöglichen Ehrfurcht behandle. Maria Schneider versprach, dies zu tun. Bevor sie mit ihrer Familie nach Kirgistan übersiedelte, reichte Maria ihrer Mutter die heilige Kommunion. Dafür zog sie neue weiße Handschuhe an und gab die Kommunion ihrer Mutter mit einer Pinzette. Danach verbrannte sie den Umschlag, in welchem die geweihte Hostie aufbewahrt worden war.

* * * * *

Die Familien von Maria Schneider und Pulcheria Koch übersiedelten darauf hin nach Kirgistan. 1962 kam Pater Alexij heimlich nach Kirgistan und suchte Maria und Pulcheria in der Stadt Tokmak auf. Er feierte die heilige Messe im Haus von Maria Schneider und darauf noch ein weiteres Mal im Haus von Pulcheria Koch. Pater Alexij ließ Pulcheria eine konsekrierte Hostie zurück, aus Dankbarkeit dieser alten Frau gegenüber, die ihm geholfen hatte, in der Dunkelheit und in der Winterkälte aus dem Uralgebirge zu fliehen. Dabei gab er ihr jedoch eine genaue Anweisung: "Ich lasse Ihnen eine konsekrierte Hostie da. Haltet die ersten neun Monate hindurch die Andacht zu Ehren des heiligsten Herzens Jesu. An jedem ersten Freitag im Monat setzen Sie in Ihrem Haus das Allerheiligste aus und laden zur Anbetung Personen ein, denen sie absolut vertrauen können, und alles muss sich unter größter Geheimhaltung vollziehen. Nach den neun Monaten können Sie die Hostie konsumieren, aber tun Sie es mit großer Ehrfurcht!" So geschah es. Durch neun Monate hindurch wurde in Tokmak heimlich eucharistische Anbetung gehalten. Auch Maria Schneider gehörte zu den Frauen, die an dieser Anbetung teilnahmen. Vor der kleinen Hostie kniend wünschten alle diese anbetenden Frauen, diese wahrhaft eucharistischen Frauen, glühend, die heilige Kommunion zu empfangen.

Es gab jedoch nur eine einzige kleine Hostie, aber viele Personen, die zu kommunizieren wünschten. Deshalb hatte Pater Alexij entschieden, dass am Ende der neun Monate nur Pulcheria sie empfangen solle und alle anderen Frauen die geistige Kommunion machen sollten. Diese geistigen Kommunionen waren jedoch auch sehr kostbar, weil sie diese eucharistischen Frauen befähigten, ihren Kindern sozusagen mit der Muttermilch einen tiefen Glauben und eine große Liebe zur Eucharistie weiter zu geben.

Die Übergabe der kleinen konsekrierten Hostie an Pulcheria Koch in der Stadt Tokmak in Kirgistan war die letzte pastorale Handlung des seligen Alexij Saritski. Unmittelbar nachdem er von seiner Misssionsreise in Kirgistan nach Karaganda zurückgekehrt war, wurde Pater Alexij im April 1962 von der Geheimpolizei verhaftet und ins Konzentrationslager von Dolinka bei Karaganda gebracht. Nach vielen Misshandlungen und Demütigungen erhielt Pater Alexij am 30. Oktober 1963 die Palme der Märtyrer "ex aerumnis carceris" [infolge der Leiden im Kerker]. An diesem Tag wird in allen katholischen Kirchen von Kasachstan und Russland sein liturgisches Gedächtnis gefeiert; die griechisch-katholische Kirche der Ukraine gedenkt seiner zusammen mit den anderen ukrainischen Märtyrern am 27. Juni. Er war ein Heiliger der Eucharistie, der es verstand, eucharistische Frauen heranzubilden. Diese Frauen waren wie Blumen, die im Dunkel und in der Verlassenheit des Untergrundes herangewachsen waren und so der Kirche wirklich Lebendigkeit verliehen.

* * * * *

Das dritte Beispiel einer eucharistischen Frau ist das von Maria Stang, einer Wolgadeutschen, die nach Kasachstan deportiert worden war. Diese heilige Mutter und Groß- 20 mutter hatte ein Leben unglaublicher Leiden, ständiger Entbehrungen und Opfer. Doch sie war ein Mensch von großem Glauben, großer Hoffnung und geistlicher Freude. Schon als junges Mädchen wollte sie ihr Leben Gott weihen. Durch die kommunistische Verfolgung und die Deportation wurde ihr Lebensweg sehr schmerzvoll. Maria Stang schrieb in ihren Erinnerungen: "Sie haben uns die Priester weggenommen. Im nahen Dorf gab es noch die Kirche, aber leider keinen Priester mehr. Es gab kein Allerheiligstes mehr. Aber ohne den Priester, ohne das Allerheiligste war die Kirche so kalt. Ich musste bitterlich weinen."

Von da ab begann Maria, jeden Tag zu beten und Gott Opfer zu bringen mit den folgenden Worten: " Herr, gib uns wieder einen Priester, gib uns die heilige Kommunion! Ich erleide gerne alles aus Liebe zu Dir, o heiligstes Herz Jesu!" An diesem weit abgelegenen Ort der Deportation im östlichen Kasachstan versammelte Maria Stang in ihrem Haus jeden Sonntag heimlich andere Frauen zum Gebet. Während dieser sonntäglichen Versammlungen haben die Frauen oft geweint und gebetet: "Maria, unsere heiligste und liebste Mutter, sieh, wie arm wir sind. Gib uns von neuem Priester, Lehrer und Hirten!"

Vom Jahr 1965 an konnte Maria Stang einmal im Jahr nach Kirgistan reisen, wo ein katholischer Priester im Exil lebte (in einer Entfernung von über 1000 km). In den entlegenen Dörfern des östlichen Kasachstan sahen die katholischen Deutschen schon seit über 20 Jahren keinen Priester mehr. Maria schreibt: "Als ich in Frunse (dem heutigen Bischkek) in Kirgistan ankam, fand ich einen Priester. Als ich in sein Haus eintrat, sah ich einen Tabernakel. Ich hatte mir nicht vorstellen können, dass ich in meinem Leben noch einmal einen Tabernakel und den Herrn in der Eucharistie sehen würde. Ich kniete nieder und begann zu weinen. Dann näherte ich mich dem Tabernakel und küsste ihn." Bevor sie in ihr Dorf in Kasachstan zurückreiste, übergab ihr der Priester eine Büchse mit einigen konsekrierten Hostien. Als sich die Gläubigen zum ersten Mal in der Gegenwart des Allerheiligsten versammelten, sagte Maria zu ihnen: "Wir haben eine Freude und ein Glück, wie es sich keiner vorstellen kann: Wir haben den Herrn in der Eucharistie unter uns und dürfen ihn empfangen." Die Anwesenden antworteten: "Wir können die Kommunion nicht empfangen, denn wir haben schon seit so vielen Jahren nicht mehr gebeichtet." Dann berieten sich die Gläubigen untereinander und fassten den folgenden Entschluss: "Die Zeiten sind so schwierig und da uns das Allerheiligste aus mehr als 1000 km gebracht wurde, wird uns Gott gnädig sein. In geistiger Weise wollen wir in den Beichtstuhl vor den Priester treten. Wir wollen einen Akt der vollkommenen Reue erwecken und jeder von uns wird sich eine Buße auferlegen." So taten es alle und dann empfingen sie kniend und unter Tränen die heilige Kommunion. Es waren gleichzeitig Tränen der Reue und der Freude.

Dreißig Jahre lang versammelte Maria Stang die Gläubigen zum Gebet, lehrte die Kinder und die Erwachsenen den Katechismus, bereitete die Brautleute auf das Sakrament der Ehe vor, vollzog die Beerdigungsriten und spendete vor allem die heilige Kommunion. Jedes Mal teilte sie die heilige Kommunion mit brennendem Herzen und ehrfürchtiger Scheu aus. Sie war eine Frau mit einem wahrhaft priesterlichen Herzen, eine eucharistische Frau!

II. CUM AMORE AC TIMORE - Mit Liebe und Ehrfurcht

Einige historisch-liturgische Anmerkungen zur heiligen Kommunion

I.

Der große Papst Johannes Paul II. hat der Kirche in seiner letzten Enzyklika mit dem Titel Ecclesia de Eucharistia ("Die Kirche lebt von der Eucharistie") eine flammende Ermahnung hinterlassen, die wahrhaft wie ein Testament klingt:

"Wir müssen mit aller Sorgfalt darauf bedacht sein, keine der Dimensionen oder Erfordernisse der Eucharistie abzumindern. Nur auf diese Weise zeigen wir, dass wir uns wahrhaft der Größe dieses Geschenkes bewusst sind .... Es besteht keinerlei Gefahr, die Sorgfalt im Umgang mit diesem Geheimnis zu übertreiben." (Nr. 61)

Das Bewusstsein von der Größe des eucharistischen Geheimnisses zeigt sich besonders klar in der Art und Weise, wie der Leib des Herrn gespendet und empfangen wird. Dies wird deutlich im Ritus der Kommunion, insoweit diese die Vollendung des eucharistischen Opfers darstellt. Durch den Glauben ist sie der Höhepunkt der persönlichen Begegnung und Vereinigung mit Christus, der wirklich und wesenhaft unter dem demütigen Schleier der eucharistischen Gestalten gegenwärtig ist. Dieser Augenblick der eucharistischen Liturgie hat wahrhaft eine herausragende Bedeutung, die eine besondere pastorale Erfordernis einschließt, auch was den rituellen Gesichtspunkt der Geste betrifft.

II.

Im Bewusstsein der Größe und Bedeutung des Augenblicks der heiligen Kommunion hat die Kirche in ihrer 2000-jährigen Tradition versucht, einen geeigneten rituellen Ausdruck zu finden, um ihren Glauben, ihre Liebe und ihre Ehrfurcht auf eine möglichst vollkommene Weise zu bekunden. Das hat sich gezeigt, als die Kirche im Lauf einer organischen Entwicklung spätestens ab dem 6. Jahrhundert begann, die heiligen eucharistischen Gestalten direkt in den Mund zu spenden. So bezeugen es die Biographie von Papst Gregor dem Großen (Papst in den Jahren 590-604) (Vgl. Vita s. Gregorii, PL 75, 103) und ein Hinweis desselben Papstes (In seinem Werk Dialoge III [PL 77, 224] erzählt Papst Gregor der Große, wie Papst Agapitus (535-536) die heilige Kommunion in den Mund spendete). Die Synode von Cordoba von 839 verurteilte die Sekte der sogenannten "Casianer" aufgrund ihrer Weigerung, die heilige Kommunion direkt in den Mund zu empfangen (Vgl. Jungmann, J.A., Missarum solemnia. Eine genetische Erklärung der römischen Messe, Wien 1948, II, S. 463, Anm. 52). In der Folge bekräftigte die Synode von Rouen im Jahr 878 die gültige Norm, den Leib des Herrn auf die Zunge zu spenden, und drohte den Priestern mit Amtsenthebung für den Fall, dass sie den Laien die heilige Kommunion auf die Hand spendeten (Vgl. Mansi X, 1199-1200). Im Abendland ist ab dem 6. Jahrhundert im Umfeld von Klöstern (z. B. in den Klöstern des heiligen Kolumban) festzustellen, dass man sich niederwirft und hinkniet, bevor man den Leib des Herrn empfangt (Vgl. Regula coenobialis, 9). Später (im 11. und 12. Jahrhundert) verbreitete sich diese Geste immer mehr (Vgl. Jungmann, a.a.O., S. 456 f, S. 458, Anm. 25).

Am Ende der Epoche der Kirchenväter war die Praxis, die heilige Kommunion direkt in den Mund zu empfangen, weit verbreitet und fast allgemeingültig. Diese organische Entwicklung kann als die Frucht der Spiritualität und der Verehrung der Eucharistie aus der Zeit der Kirchenväter betrachtet werden. Es gibt in der Tat einige Ermahnungen der Kirchenväter über die höchstmögliche Verehrung und Sorgfalt dem eucharistischen Leib des Herrn gegenüber, insbesondere im Hinblick auf die Bruchstücke des konsekrierten Brotes. Als man zu begreifen begann, dass die Bedingungen, unter denen die Erfordernisse der Ehrfurcht und des hochheiligen Charakters des eucharistischen Brotes nicht mehr garantiert werden konnten, hat die Kirche sowohl im Abendland wie auch im Morgenland in einer bewundernswerten Übereinstimmung und gleichsam instinktiv die Notwendigkeit erkannt, die heilige Kommunion den Laien nur in den Mund zu spenden.

Der bekannte Liturgiker J. A. Jungmann erklärte, dass aufgrund der Spendung der heiligen Kommunion direkt in den Mund verschiedene Bedenken ausgeschlossen werden konnten: dass die Gläubigen saubere Hände haben müssen, das noch viel schwerwiegendere Bedenken, dass kein Bruchstück des konsekrierten Brotes verloren gehe und die Notwendigkeit, die Handfläche nach dem Empfang des Sakramentes zu reinigen. Das Kommuniontuch und später die Kommunionpatene werden der Ausdruck einer vermehrten Sorgfalt dem eucharistischen Sakrament gegenüber sein.(7)

Zu dieser Entwicklung hat in gleicher Weise eine wachsende Vertiefung des Glaubens an die Realpräsenz beigetra- (7) A.a.O., S. 463 f. 26 gen, der sich im Abendland z. B. in der Praxis der Anbetung des feierlich ausgesetzten Allerheiligsten ausdrückte.

III.

Der eucharistische Leib und das eucharistische Blut sind das Geschenk schlechthin, das Christus der Kirche, Seiner Braut, hinterlassen hat. In der Enzyklika Ecclesia de Eucharistia ("Die Kirche lebt aus der Eucharistie") spricht Papst Johannes Paul II. vom "anbetenden Staunen vor dem unfassbaren Geschenk der Eucharistie" (Nr. 48), das sich auch in den äußeren Gesten ausdrücken müsse:

"Im Strom dieser erhabenen Bedeutung des Geheimnisses versteht man, wie sich der Glaube der Kirche an das eucharistische Geheimnis in der Geschichte nicht nur durch die Notwendigkeit einer inneren Andachtshaltung ausgedrückt hat, sondern auch durch eine Reihe von äußeren Ausdrucksformen. " (ebd., Nr. 49)

Folglich ist die Haltung, die am meisten diesem Geschenk entspricht, die Haltung des Empfangens, die Haltung der Demut des römischen Hauptmanns, die Haltung, sich nähren zu lassen, eben die Haltung des Kindes. Dies wird auch in den folgenden bekannten Worten des eucharistischen Hymnus ausgedrückt: "Das Brot der Engel wird zum Brot der Menschen .... Oh wunderbares Geschehen, der arme und niedrige Diener isst seinen Herrn. " ("Panis angelicus fit panis hominum. O res mirabilis manducal Dominum servus pauper et humilis": Hymnus Sacris solemniis aus dem Stundengebet zum Hochfest des Leibes und Herrn).

Das Wort Christi, das uns einlädt, das Reich Gottes wie ein Kind anzunehmen (vgl. Lk 18, 17), kann in sehr wirkungsvoller und schöner Weise auch durch die Geste illustriert werden, das eucharistische Brot direkt in den Mund und kniend zu empfangen. Dieser Ritus drückt zusammen mit der Geste der Demut des römischen Hauptmanns und der Geste des anbetenden Staunens in angemessener und glücklicher Weise die innere Haltung des Kindes aus, das sich nähren lässt. Papst Johannes Paul II. betonte die Notwendigkeit von äußeren Ausdrucksformen der Ehrfurcht vor dem eucharistischen Brot:

"Wenn auch das Wesen des Gastmahls Vertraulichkeit nahe legt, ist die Kirche doch niemals der Versuchung erlegen, diese Vertraulichkeit ihrem Bräutigam gegenüber zu banalisieren und zu vergessen, dass Er auch ihr Herr ist ... Das eucharistische Gastmahl ist wahrhaftig ein heiliges Gastmahl, in welchem die Einfachheit der Zeichen den Abgrund der Heiligkeit Gottes verbirgt. Das Brot, das auf unseren Altären gebrochen wird, ... ist Brot der Engel, dem man sich nur mit der Demut des römischen Hauptmanns aus dem Evangelium nähern kann." (Enzyklika Ecclesia de Eucharistia, Nr. 48)

Die Haltung des Kindes ist die passendste und tiefste Haltung eines Christen vor seinem Erlöser, der ihn mit Seinem Leib und Seinem Blut nährt, wie es die folgenden bewegenden Worte des Klemens von Alexandrien ausdrücken:

"Der Logos ist alles für das Kind: Vater, Mutter, Erzieher, Ernährer. 'Esst, sagt Er, und trinkt Mein Blut' ... Oh unfassbares Geheimnis!" (10)

Es ist denkbar, dass Christus beim Letzten Abendmahl jedem Apostel das Brot direkt in den Mund gegeben hat und nicht nur dem Judas Iskariot (vgl. Joh 13, 26-27). In der Tat gab es im Bereich des Mittleren Ostens zur Zeit Jesu eine traditionelle Praxis, die noch bis heute andauert: Der Hausherr speist seine Gäste mit der eigenen Hand, indem er den Gästen ein symbolisches Stückchen Speise in den Mund gibt.

Eine andere biblische Überlegung ergibt sich aus der Berufungsgeschichte des Propheten Ezechiel. Ezechiel erhielt das Wort Gottes symbolisch direkt in den Mund: "Öffne den Mund und iss, was ich dir gebe. Ich schaute auf und siehe, eine Hand, die zu mir ausgestreckt war, hielt eine Buchrolle .... Ich öffnete den Mund und er ließ mich diese Buchrolle essen. Ich aß sie und sie war für meinen Mund süß wie Honig." (Ez 2, 8-9; 3, 2-3)

In der heiligen Kommunion empfangen wir das Wort, das Fleisch geworden ist, das zur Speise geworden ist für uns, für uns Kinder. Wenn wir uns der heiligen Kommunion nahen, können wir uns also diese Geste des Propheten Ezechiel ins Gedächtnis rufen oder auch das Wort des Psalms 81, 11, das sich in der Liturgie des Stundengebetes vom Hochfest des Leibes und Blutes Christi findet: "Öffne deinen Mund, ich will ihn füllen" (dilata os tuum, et implebo illud), (Paedagogus I, 42, 3).

In der heiligen Kommunion ernährt uns Christus wirklich mit Seinem Leib und Blut und dies wird in der Zeit der Kirchenväter mit dem mütterlichen Stillen verglichen, wie es die folgenden aussagekräftigen Worte des heiligen Johannes Chrysostomus formulieren:

"Durch dieses eucharistische Geheimnis vereinigt sich Christus mit jedem Gläubigen, und die, die er gezeugt hat, nährt er selbst und vertraut sie nicht einem anderen an. Seht ihr nicht, mit welcher Heftigkeit die Neugeborenen ihre Lippen der Brust der Mutter nähern? Nun, auch wir nähern uns mit einem solch glühenden Begehren diesem heiligen Tisch und der Brust voll dieses geistigen Trankes; ja sogar mit einem noch glühenderen Begehren als die Säuglinge." (In Joan. homo 82,5).

Die Geste eines erwachsenen Menschen, der kniet und seinen Mund öffnet, um sich wie ein kleines Kind nähren zu lassen, entspricht in einer sehr glücklichen und eindrucksvollen Weise den Ermahnungen der Kirchenväter bezüglich der Haltung, die man während der heiligen Kommunion einnehmen soll, und zwar: "mit Liebe und Ehrfurcht! (cum amore ac timore!)." (Vgl. S. Cyprianus, Ad Quirinum, III, 94; S. Basilius M., Regulae brevius tract., 172 [ PG 31, 1196]; S. loannes Chrys. ,Hom. Nativ., 7 [PG 49, 360]).

Die Geste, die für die Anbetung am typischsten ist, ist die biblische Geste sich niederzuknien, wie sie die ersten Christen aufgenommen und praktiziert haben. Für Tertullian, der zwischen dem 2. und 3. Jahrhundert lebte, ist die höchste Form des Gebetes der Akt der Anbetung Gottes, der sich auch in der Geste der Kniebeuge ausdrücken muss:

"Es beten alle Engel, es betet jedes Geschöpf, es beten das Vieh und die wilden Tiere und sie beugen die Knie." (De oratione, 29).

Der heilige Augustinus wies darauf hin, dass wir sündigen, wenn wir den eucharistischen Leib des Herrn nicht anbeten, wenn wir ihn empfangen:

"Niemand esse dieses Fleisch, wenn er es vorher nicht angebetet hat. Wir sündigen, wenn wir es nicht anbeten. " (Ennarr. in Ps. 98,9 (PL 37, 1264): "Nemo illam carnem manducat, nisi prius adoraverit ... peccemus non adorando.")

In einer alten Kommunionordnung aus der liturgischen Tradition der koptischen Kirche wurde festgelegt:

"Alle sollen sich zu Boden werfen, Kleine und Große, und so beginne die Austeilung der Kommunion. " (Collectiones Canonum Copticae: H. Denzinger, Ritus Orientalium, Würzburg 1863, Bd. I, S. 405: "Omnes prosternent se adorantes usque ad terram, parvi et magni incipientque distribuere Communionem").

Nach den Mystagogischen Katechesen, die dem hl. Cyrill von Jerusalem zugeschrieben werden, muss der Gläubige die heilige Kommunion mit einer Geste der Anbetung und Verehrung empfangen:

"Strecke nicht die Hände aus, sondern nähere dich mit einer Geste der Anbetung und Verehrung (τρόπω πρόσκυνησως καί σεβάσνατος) dem Kelch des Blutes Christi." (Catech. Myst., 5, 22)

Der heilige Johannes Chrysostomus ermahnt jene, die sich dem eucharistischen Leib des Herrn nahen, die Magier aus dem Osten im Geist und in der Geste der Anbetung nachzuahmen:

"Nahen wir uns Ihm also mit Feuereifer und mit brennender Liebe. Diesen Leib beteten eben diese Magier an, obwohl er in einer Futterkrippe lag. Nun, diese Männer, welche die Religion nicht kannten und Barbaren waren, beteten den Herrn mit großer Furcht und bebend an. Suchen wir also, die wir Bürger des Himmels sind, diese Barbaren wenigstens nachzuahmen! Du siehst, im Unterschied zu den Magiern, diesen Leib nicht einfach nur, sondern du hast seine ganze Kraft und seine ganze heilbringende Macht erfahren. Spornen wir uns also selber an, zittern wir und zeigen wir eine Frömmigkeit, die größer ist als die der Magier. " (In 1 Cor. hom. 24, 5)

Schon im 6. Jahrhundert war in den griechischen und syro-orientalischen Kirchen vor dem Empfang der heiligen Kommunion eine dreifache Niederwerfung vorgeschrieben.(Vgl. Jungmann, a.a.O., S. 458, Anm. 25)

Über die enge Verbindung von Anbetung und heiliger Kommunion äußerte sich Joseph Kardinal Ratzinger sehr eindringlich in folgender Weise: Sich von der heiligen Eucharistie nähren ist ein spirituelles Ereignis, das die ganze menschliche Wirklichkeit umfasst. Sich nähren von ihr, heißt sie anbeten. Aus diesem Grund ist die Anbetung nicht etwas, das zur Kommunion hinzugefügt wird: Die "Kommunion erreicht ihre Tiefe nur, wenn sie getragen und umfangen wird von der Anbetung."(Der Geist der Liturgie. Eine Einführung, Freiburg 2002, S. 78) Vor der Demut Christi und Seiner Liebe, die sich uns in den eucharistischen Gestalten mitteilt, kann man also nicht anders als sich niederknien. Joseph Kardinal Ratzinger bemerkte noch: "Daher ist das Beugen der Knie vor der Gegenwart des lebendigen Gottes unverzichtbar." (A.a.O., S. 164) In der Geheimen Offenbarung, dem Buch der himmlischen Liturgie, kann die Geste des Sich-Niederwerfens der 24 Ältesten vor dem Lamme das Modell und der Maßstab (A.a.O., S. 160) sein, wie die Kirche auf Erden dem Lamm Gottes begegnen soll, wenn die Gläubigen sich Ihm nähern und Es unter den eucharistischen Gestalten berühren.

Die liturgischen Vorschriften der Kirche verlangen keine Geste der Anbetung für jene, welche die Kommunion kniend empfangen, da die Tatsache des Sich-Niederkniens in sich selbst schon die Anbetung ausdrückt. Jene dagegen, die stehend kommunizieren, sind gehalten, vorher eine Geste der Ehrerbietung, d.h. der Anbetung zu machen.(Vgl. Instruktion Eucharisticum mysterium, Nr. 34; Instruktion Inaestimabile donum, Nr. 11)

Maria, die Mutter des Herrn, ist das Vorbild der inneren und äußeren Haltung, mit der wir den Leib des Herrn empfangen sollen. Im Augenblick der Menschwerdung des Gottessohnes bezeugte sie die höchste Empfangsbereitschaft und Demut: "Siehe, ich bin die Magd." Die äußere Geste, die am meisten mit dieser Haltung übereinstimmt, ist jene des Kniens (wie man es nicht selten auf Bildern der Verkündigung findet). Das Vorbild der liebevollen Anbetung der Jungfrau Maria "muss jede unserer eucharistischen Kommunionen durchdringen" sagte Papst Johannes Paul II. (Enzyklika Ecclesia de eucharistia, Nr. 55). In diesem irdischen Leben ist der Augenblick des Empfangs der heiligen Kommunion für den Gläubigen sicher die passendste Gelegenheit, nach außen zu zeigen, dass seine innere Haltung sich in den Abgrund der Anbetung und einer grenzenlosen Liebe versenkt. (Vgl. Enzyklika Ecclesia de eucharistia, Nr. 62).

In die gleiche Richtung weist auch der selige Papst Johannes XXIII. als er sagte:

"Der selige Eymard hinterließ ein Schreiben, in dem steht; 'Wenn wir uns in die Nachfolge Jesu begeben, darf Maria nie beiseite gelassen werden und dieser schöne Titel 'Unsere Liebe Frau vom allerheiligsten Sakrament' lässt uns alle auf die Knie fallen wie Kinder, die angesichts des großen Geheimnisses der Liebe ihres gebenedeiten Kindes Jesus dem Beispiel ihrer guten Mutter folgen.' " (La Madonna e Papa Giovanni, Catania 1969, S. 60).

Die Art und Weise, die hl. Kommunion zu spenden - manchmal ungenügend in ihrer Bedeutung gewürdigt - erhält tatsächlich eine bedeutungsvolle Wichtigkeit und hat Folgen für den Glauben und die Frömmigkeit der Gläubigen, insofern sie sichtbar den Glauben, die Liebe und das Zartgefühl widerspiegelt, womit die Kirche ihren göttlichen Herrn und Bräutigam in den unscheinbaren Gestalten von Brot und Wein behandelt.

Das Bewusstsein, dass in den schlichten eucharistischen Gestalten wirklich die ganze Majestät Christi, des Königs des Himmels, gegenwärtig ist, vor dem sich die Engel in Anbetung niederwerfen, war zur Zeit der Kirchenväter außerordentlich lebendig. Unter so vielen Zeugnissen genügt es, die folgende bewegende Ermahnung des heiligen Johannes Chrysostomus anzuführen:

"Schon hier macht dir dieses Geheimnis die Erde zum Himmel. Öffne also die Tore des Himmels, ja nicht allein vom Himmel, sondern vom Himmel der Himmel, und schaue, so wirst du die Wahrheit dessen, was dir gesagt wurde, sehen können. Wie in einem Königspalast in der Tat weder die Mauern noch das goldene Dach den prächtigsten Teil von allem darstellen, sondern der Leib des Königs, der auf dem Thron sitzt; so gilt das gleiche für den König, der in den Himmeln wohnt. Also, diesen Leib kannst du nun hier auf der Erde sehen. Ich zeige dir nämlich in der Tat nicht Engel, nicht Erzengel, nicht den Himmel noch die Himmel der Himmel, sondern den Herrn selbst. " (In 1 Cor. hom. 24,5).

IV.

Die Kirchenväter zeigten eine lebhafte Besorgnis, dass auch nicht das geringste Teilchen des eucharistischen Brotes verloren gehe, wie es eine Ermahnung des hl. Cyrill von Jerusalem in so aussagekräftiger Weise belegt:

"Trittst Du heran, dann darfst du nicht die Handflächen flach ausstrecken und nicht die Finger spreizen. Sondern mach aus der linken Hand einen Thron für deine rechte Hand, denn diese soll den König empfangen ... Sei wachsam, damit du nichts vom Leib des Herrn verlierst. Wenn du etwas fallen ließest, müsstest du es so betrachten, wie wenn du eines der Glieder deines eigenen Körpers abgetrennt hättest. Sage mir, ich bitte dich, wenn dir jemand Goldkörner gäbe, würdest du sie dann nicht mit der höchsten Vorsicht und Sorgfalt behandeln und darauf bedacht sein, nichts zu verlieren? Müsstest du nicht mit noch größerer Vorsicht und Wachsamkeit darum besorgt sein, dass nichts und nicht einmal ein Bröselchen des Herrenleibes auf die Erde fallen könne, weil es weitaus kostbarer als das Gold oder alle Edelsteine ist?" (Catech. Myst.,5, 21 (PG 33, 1125).

Schon Tertullian bezeugte die Angst und die schmerzvolle Sorge der Kirche (im 2. und 3. Jahrhundert), dass kein Teilchen verloren gehe:

"Wir leiden Angst, dass ja nichts aus dem Kelch oder vom Brot auf den Boden falle. " (De Corona, 3: "Calicis aut panis aliquid decuti in terram anxie patimur.").

Die höchste Sorgfalt und Verehrung für die Teilchen des eucharistischen Brotes waren ein charakteristisches Phänomen in den christlichen Gemeinden des 3. Jahrhunderts, die Origenes kannte:

"Ihr, die ihr üblicherweise an den göttlichen Geheimnissen teilnehmt und den Leib des Herrn dabei empfangt, wisst, wie sehr ihr mit jeglicher Sorgfalt und Verehrung darauf bedacht sein sollt, damit auch nicht ein Teilchen zu Boden falle und nicht etwas von der konsekrierten Gabe verloren gehe." (In Ex. hom. 13, 3).

Dass ein eucharistisches Teilchen auf den Boden falle betrachtete der hl. Hieronymus als besorgniserregend und eine geistliche Gefahr:

"Wenn wir zum Empfang des Leibes Christi schreiten - wer gläubig ist, versteht es - bringen wir uns in Gefahr, wenn ein Teilchen zu Boden fiele." (In Ps. 147, 14).

In der liturgischen Tradition der koptischen Kirche findet sich die folgende Warnung:

"Es gibt keinen Unterschied zwischen den größeren oder kleineren Teilen der Eucharistie, sogar den allerkleinsten, die man auch mit scharfer Sicht nicht erkennen kann; diese verdienen die gleiche Verehrung und besitzen die gleiche Würde wie das ganze Brot." ("Nulla differentia est inter maiores aut minores Eucharistiae partes, etiam minutissimas, adeo ut oculorum acie animadverti non possint, quae eandem venerationem merentur eandemque prorsus dignitatem habent ac totum ipsum." Denzinger, a.a.O., Bd I, S. 96 (Anmerkungen von Ferge Allah Elchmini aus dem Jahr 1239).

In einigen orientalischen Liturgien wird das konsekrierte Brot mit dem Namen "Perle" (margarita) bezeichnet. So heißt es in den Collectiones Canonum Coptiae: "Gott möge es verhüten, dass etwas von den Perlen oder von den konsekrierten Bruchstücken an den Fingern hängen bleibe oder zu Boden falle!" ("Deus prohibeat, ne quid ex margaritis seu ex particulis consecratis adhaereat, aut in terram decidat": Denzinger, a.a.O., Bd I, S. 95).

In der Tradition der syrischen Kirche wurde das eucharistische Brot mit dem Feuer des Heiligen Geistes verglichen. Es gab ein lebendiges Glaubensbewusstsein der Gegenwart Christi bis hinein in die kleinsten Bruchstücklein des eucharistischen Brotes, wie es der heilige Ephraem bestätigt:

"Jesus hat das Brot mit sich selbst und dem Geist erfüllt und hat es seinen lebendigen Leib genannt. Das, was ich euch jetzt gegeben habe, sagte Jesus, betrachtet es nicht als Brot, und tretet nicht einmal seine Krümel mit den Füßen. Das kleinste Bruchstück dieses Brotes kann Millionen von Menschen heiligen und genügt, um all denen das Leben zu geben, die es essen. " (Sermones in hebdomada sancta, 4, 4).

Die äußerste Wachsamkeit und Sorge der Kirche der ersten Jahrhunderte, dass auch nicht ein Bruchstück des eucharistischen Brotes verloren gehe, war ein allgemein verbreitetes Phänomen: Rom (vgl. hl. Hippolyt, Traditio apostolica, 32), Nordafrika (vgl. Tertullian, De corona, 3, 4), Gallien (vgl. hl. Caesarius von Arles, sermo 78, 2), Ägypten (vgl. Origenes, In exodum homo 13, 3), Antiochien und Konstantinopel (vgl. hl. Johannes Chrysostomus, Ec10ga quod non indige accedendum sit ad divina mysteria), Palästina (vgl. hl. Hieronymus, In Ps. 147, 14), Syrien (vgl. hl. Ephraem, In hebd. sanctam, sermo 4, 4).

In einer Zeit, da die Kommunion nur in den Mund gespendet und sogar eine Kommunionpatene verwendet wurde, erließ Papst Pius XI. die folgende verbindliche Ermahnung: "In der Verwaltung des Sakramentes der Eucharistie muss ein besonderer Eifer darauf verwendet werden, dass die Bruchstücke der konsekrierten Hostien nicht verloren gehen, da in einem jeden von ihnen der ganze Leib Christi gegenwärtig ist. Aus diesem Grund muss höchste Sorge getragen werden, dass von der Hostie nicht leicht Stücklein abbrechen und zu Boden fallen, wo sie sich - eine schreckliche Vorstellung! - mit dem Schmutz vermischen und mit Füßen zertreten werden könnten. " (Instruktion der hl. Kongregation für die Disziplin der Sakramente vom 26. März 1929: AAS 21 (1929) 635).

Bei einem Geschehen, das im Leben der Kirche von so großer Bedeutung ist wie der sakramentale Empfang des Herrenleibes, müssen eine entsprechende Sorgfalt, Wachsamkeit und Aufmerksamkeit herrschen. Als der große Papst Johannes Paul II. über den Empfang der heiligen Kommunion sprach, stellte er "beklagenswerte Mängel an Ehrfurcht den eucharistischen Gestalten gegenüber" fest, "Mängel, die ... auch die Hirten der Kirche schwer belasten, die vielleicht weniger wachsam waren in Bezug auf die Haltung der Gläubigen gegenüber der Eucharistie." (Apostolisches Schreiben Dominicae cenae vom 24.02.1980, Nr. 11: Enchiridion Vaticanum 7, Nr. 213). Daher muss man der besonderen und geschichtlichen Umstände Rechnung tragen, welche die Kommunizierenden betreffen, damit nichts geschehe, was der Ehrfurcht gegenüber diesem Sakrament schaden könnte, wie der hl. Thomas von Aquin mahnend bemerkte (Vgl. Summa theol., III q. 80, a. 12c.). Jedes Sakrament weist zwei Aspekte auf, die nicht von einander getrennt werden können: die Anbetung Gottes und das Heil der Menschen (Summa theol., III. q. 60, a. 5c, ad 3). Die Form des Ritus muss daher mit der größtmöglichen Sicherheit die Ehrfurcht und den heiligen Charakter der Eucharistie gewährleisten.

Gerade diesen Aspekt der Übereinstimmung von innerer Disposition und ihrem Ausdruck in der äußeren Geste erklärte der selige Columba Marmion mit äußerst eindrucksvollen und von Glaubenseifer erfüllten Worten im folgenden Gebet, das sich an Jesus in der Eucharistie wendet:

"Herr Jesus, aus Liebe zu uns, um uns an Dich zu ziehen, um unsere Speise zu werden, verbirgst Du Deine Majestät. Je mehr Du Deine Gottheit verbirgst, umso mehr verlangen wir Dich anzubeten, umso mehr verlangen wir, uns mit Ehrfurcht und Liebe zu Deinen Füßen niederzuknien. " (Le Christ dans ses m)'steres, Paris 1938, Kap. XVIII, Nr. 4).

Der selige Columba Marmion erklärt den Grund für die äußere Verehrung der eucharistischen Gestalten ausgehend vom Gebet der Kirche: "Herr, gib uns die Gnade, die heiligen Geheimnisse Deines Leibes und Deines Blutes zu verehren." Warum verehren? Weil Christus Gott ist, weil die Wirklichkeit der heiligen Gestalten eine heilige und göttliche Wirklichkeit ist. Derjenige, der sich in der Eucharistie verbirgt, ist Derjenige, der mit dem Vater und dem Heiligen Geist das Unendliche Sein ist, der Allmächtige:

"Oh Christus Jesus, wirklich gegenwärtig, ich werfe mich zu Deinen Füssen nieder. Dir werde alle Anbetung zuteil in dem Sakrament, das Du uns am Vorabend Deines Leidens als Zeugnis Deiner übergroßen Liebe hinterlassen wolltest!" (Vgl. ebd.).

V.

In der Alten Kirche mussten sich die Männer die Handfläche waschen, bevor sie das konsekrierte Brot empfingen (Vgl. S. Athanasius, ep.heort. 5. Für weitere Angaben vgl. Jungmann, a.a.O. S. 461, Anm. 43). Außerdem verneigte sich der Gläubige tief und empfing den Leib des Herrn mit dem Mund direkt aus der Fläche der rechten Hand und nicht aus der linken Hand.(Vgl. S. Cyprianus, Ep., 58, 9; S. Cyrillus Hieros., Cat. Myst. 5, 21; S. Joannes Chrys; In 1 Cor. Ohm 25, 5; Theodorus Mops. Catech. hom. 16, 27. In der Kommunionspendung auf die Hand, die in den Kirchen des Römischen Ritus in etwa seit dem Jahr 1968 üblich ist, wird das eucharistische Brot in die linke Hand empfangen statt in die Rechte, wie es in der Alten Kirche Vorschrift war. Überdies nimmt der Gläubige bei der gegenwärtig üblichen Form der Kommunionspendung den Leib des Herrn, der ihm in die Hand gelegt wurde, selbst mit den Fingern auf und führt ihn dann zum Mund). Die Handfläche diente gleichsam als Patene oder Korporale (besonders für die Frauen). So kann man es in einer Predigt des hl. Caesarius von Arles (470-542) lesen:

"Alle Männer, die zu kommunizieren verlangen, müssen ihre Hände waschen. Und alle Frauen müssen ein Linnentüchlein hinhalten, auf dem sie den Leib des Herrn empfangen." (Sermo 227, 5 (PL 39, 2168).

Normalerweise wurde die Handfläche nach dem Empfang des eucharistischen Brotes gereinigt oder gewaschen, wie es bis heute bei der Kommunion der Geistlichen im byzantinischen Ritus Vorschrift ist.

Die Alte Kirche wachte darüber, dass der Empfang des Herrenleibes auf die Hand auch äußerlich von einer Haltung tiefer Anbetung begleitet wurde, wie man es in der folgenden Predigt Theodors von Mopsuestia feststellen kann:

"Jeder von uns nähert sich, indem er mit der Anbetung eine geschuldete Pflicht erfüllt und so ein Glaubensbekenntnis ablegt, dass er im Begriff steht, den Leib des Königs zu empfangen. Du jedoch, bete den Leib des Herrn,nachdem du Ihn in deine eigenen Hände empfangen hast, mit großer und aufrichtiger Liebe an, schaue ihn mit deinen Augen fest an, küsse ihn. " (Hom.Catech. 16, 27).

In den alten Hochgebeten der chaldäischen Kirche war es bis hin zum zelebrierenden Priester jedem verboten, das eucharistische Brot mit den Fingern in den eigenen Mund zu nehmen. Stattdessen musste jeder den Leib des Herrn aus der Handfläche aufnehmen und ihn mit dieser direkt in den Mund führen; als Beweggrund wurde angegeben, dass es sich nicht um eine übliche Speise handle, sondern um eine himmlische Speise:

"Dem Priester wird befohlen, das Bruchstück des konsekrierten Brotes unmittelbar aus seiner Handfläche zu empfangen. Es sei ihm nicht gestattet, sie mit der Hand in den Mund zu führen, sondern er muss sie mit dem Mund aufnehmen, da es sich um eine himmlische Speise handelt. " (Hochgebet des Johannes Bar-Abgari: "Sacerdoli praecipit, ut palmis manuum particulam sumat, neve corporis particulam manu ori infirat, sed ore capiat, quia caelestis est cibus ": Denzinger, a.a.O., Bd I, S. 81).

Im chaldäischen und syro-malabarischen Ritus gibt es eine Besonderheit, welche die tiefe Ehrfurcht im Umgang mit dem konsekrierten Brot ausdrückt: Bevor der Priester in der eucharistischen Liturgie mit seinen Fingern den Leib des Herrn berührt, werden seine Hände beweihräuchert. Joseph Kardinal Ratzinger hatte folgende Bemerkung gemacht: Die Tatsache, dass der Priester selbst den Leib des Herrn nimmt, unterscheidet ihn nicht nur vom Laien, sondern muss ihn anspornen, sich bewusst zu sein, dass er sich vor dem mysterium tremendum [dem schauderregenden Geheimnis] befindet und dass er in der Person Christi handelt. (Vgl. Kirche, Ökumene, Politik. Neue Versuche zur Ekklesiologie, Einsiedeln 1987, S. 19).

Die Tatsache, dass ein sterblicher Mensch den Leib des Herrn unmittelbar in seine Hände nimmt, erforderte für den hl. Johannes Chrysostomus die Haltung einer großen geistlichen Reife:

"Der Priester berührt mit seinen Händen ständig Gott. Welche Reinheit, welche Andacht erfordert das von ihm! Bedenke also, wie diese Hände sein müssen, die so Heiliges berühren!" (De sacerdotio, VI, 4).

In der alten syrischen Kirche wurde der Kommunionritus mit der Szene verglichen, in welcher der Prophet Jesaja von einem der Seraphim gereinigt wird. In einer seiner Predigten lässt der heilige Ephraem Christus mit folgenden Worten sprechen:

"Die herbeigebrachte Kohle heiligte die Lippen Jesajas. Ich bin es, der - jetzt durch das Brot zu euch gebracht - euch geheiligt hat. Die Zange, die der Prophet gesehen hat und mit der die Kohle vom Altar genommen wurde, war das Bild, das auf Mich im hohen Sakrament vorauswies. Jesaja hat Mich gesehen, so wie ihr Mich jetzt seht, wie ich Meine rechte Hand ausstrecke und das lebendige Brot in euren Mund lege. Die Zange ist Meine rechte Hand. Ich stehe an der Stelle des Seraphs. Die Kohle ist Mein Leib. Ihr alle seid Jesaja. " (Sermones in hebdomada sancta, 4, 5).

Diese Beschreibung erlaubt den Schluss, dass in der syrischen Kirche zur Zeit des hl. Ephraem die heilige Kommunion direkt in den Mund gespendet wurde. Das kann man auch in der sogenannten Liturgie des heiligen Jakobus feststellen, die noch älter war als die, welche nach dem hl. Johannes Chrysostomus benannt wurde.(Vgl. Maldonado, L., La Plegaria Eucaristica, Madrid 1967, SS. 422-440). In der Liturgie des heiligen Jakobus spricht der Priester, bevor er die heilige Kommunion an die Gläubigen austeilt, folgendes Gebet:

"Der Herr segne uns und mache uns würdig, mit makellosen Händen die brennende Kohle zu ergreifen und sie den Gläubigen in den Mund zu legen." (Nach der altslawischen Ausgabe: Bozestwennaya Liturgia Swjatago Apostola Iakowa Brata Boziya i perwago ierarcha Ierusalima, Roma-Grottoferrata 1970, S. 91).

Im westsyrischen Ritus spricht der Priester zur Kommunionausteilung folgende Gebetsformel:

"Die versöhnende und belebende Kohle des Leibes und des Blutes Christi, unseres Gottes, wird dem Gläubigen gegeben zur Verzeihung der Beleidigungen und zur Vergebung der Sünden."

Ein ähnliches Zeugnis findet sich beim hl. Johannes von Damaskus:

"Empfangen wir die göttliche Kohle, damit wir durch unsere Teilnahme im göttlichen Feuer entflammt und vergöttlicht werden. Jesaja hat diese Kohle gesehen. Denn die Kohle ist nicht einfach Holz, sondern mit dem Feuer vereinigtes Holz. In gleicher Weise ist das Brot der Kommunion nicht einfaches Brot, sondern Brot, das mit der Gottheit vereint ist. " (De fide orthod. 4, 13).

Aufgrund der in den ersten Jahrhunderten gemachten Erfahrungen der organischen Entwicklung im theologischen Verständnis des eucharistischen Geheimnisses und in der Entwicklung des entsprechenden Ritus wurde die Gepflogenheit, die Kommunion auf die Hand zu spenden, am Ende der Zeit der Kirchenväter auf eine besondere Gruppe beschränkt, d.h. auf den Klerus, wie es bis jetzt in den orientalischen Riten der Fall ist. Den Laien begann man sodann das (in den orientalischen Riten in den konsekrierten Wein eingetauchte) eucharistische Brot direkt in den Mund zu spenden. Auf die Hand wird in den östlichen Riten nur das nicht konsekrierte Brot, das sogenannte 'antidoron', ausgeteilt (Vgl. K. Ch. FeIrny, Customs and Practices Surrounding Holy Communion in the Eastern Orthodox Churches in Ch. Caspers (Hrsg.), Bread of Heaven. Customs and Practices Surrounding Holy Communion, Kampen 1995, SS. 41-59. Vgl. auch J. M. Hanssens, Le céremonial de la communion eucharistique dans les rites orientaux: Gregorianum 41 (1961) 30-62). So wird ganz deutlich auch der Unterschied aufgezeigt zwischen dem eucharistischen Brot und dem nur gesegneten Brot.

VI.

Vor einigen Jahren machte Joseph Kardinal Ratzinger die folgende besorgte Feststellung im Hinblick darauf, wie sich an einigen Orten der Ablauf der Kommunion gestaltet:

"In dem unterschiedslosen Kommunizieren steigen wir nicht mehr bis zur Größe des Kommuniongeschehens hinauf, sondern ziehen die Gabe des Herrn ins Gewöhnliche des Selbstverfügbaren, des Alltäglichen hinab" (Das Fest des Glaubens. Versuche zur Theologie des Gottesdienstes, Einsiedeln 1981, S. 131).

Diese Worte des damaligen Joseph Kardinal Ratzinger sind wie ein Echo der Ermahnungen der Kirchenväter in Bezug auf den Kommunionempfang, wie wir sie Z. B. in den folgenden Aussagen des hl. Johannes Chrysostomus, des Lehrers der Eucharistie, formuliert finden:

"Bedenke, welche Heiligkeit du haben müsstest von dem Augenblick an, in welchem du Zeichen erhalten hast, die noch größer sind als jene, welche die Juden im Allerheiligsten erhalten hatten. In der Tat: Nicht die Cherubim empfingst du, dass sie in dir wohnen, sondern den Herrn dieser Cherubim; du hast weder die Arche noch das Manna, noch die steinernen Tafeln und nicht einmal den Stab Aarons, sondern du hast den Leib und das Blut des Herrn, den Geist anstelle des Buchstabens; du hast eine unaussprechliche Gabe. Nun also: Mit umso viel grösseren Zeichen und mit umso verehrungswürdigeren Geheimnissen du geehrt worden bist, von umso größerer Heiligkeit bist du verpflichtet Rechenschaft abzulegen. " (Hom. in Ps. 133, 2: PG 55, 386).

Das authentische und enge Band, das in diesem Bereich die frühe (patristische) Kirche mit der gegenwärtigen verbindet, ist die ehrfurchtsvolle Sorgfalt, mit der wir dem Leib des Herrn auch in den kleinsten Partikeln begegnen (Vgl. J.R. Laise, Comunión en la mano. Documentos e histona, San Luis 1997, SS. 68-69).

Ausgehend von der Art und Weise der Kommunionspendung, insbesondere von dem Brauch, dass nur die Priester das eucharistische Brot berühren sollen, formuliert der Heilige Stuhl in einer vor kurzem erschienenen und an die orientalischen katholischen Kirchen gerichteten Instruktion ein Kriterium, das in sich für die liturgische Praxis der gesamten Kirche gültig ist:

"Auch wenn dies die Berücksichtigung anderer, wenngleich legitimer Kriterien ausschließt und den Verzicht auf einige Bequemlichkeiten bedeutet, so bringt eine Abänderung des traditionellen Brauchs die Gefahr eines unorganischen Eindringens in den spirituellen Rahmen mit sich, auf den man sich berufen hat. " (Instruktion Il Padre inestimabile für die Anwendung der liturgischen Vorschriften des Kodex der Kanones der Orientalischen Kirchen, 6. Januar 1996, Nr. 58).

In dem Maße, in dem eine Kultur feststellbar ist, die sich vom Glauben entfernt hat und Den nicht mehr kennt, vor Dem man niederkniet, ist die liturgische Geste des Hinkniens die angemessene Geste, ja sogar eine "von innen her nötige Gebärde", wie Joseph Kardinal Ratzinger bemerkte (Einführung, a.a.O., SS. 166-167).

Der große Papst Johannes Paul II. wies mit Nachdruck auf die Tatsache hin, dass die Kirche von heute angesichts der anti-sakralen Kultur der Moderne eine besondere Verpflichtung fühlen müsse im Hinblick auf die Heiligkeit der Eucharistie:

"Man muss immer daran erinnern, und vielleicht vor allem in der heutigen Zeit, in der wir vor dem Hintergrund der (zumindest an gewissen Orten) allgemein verbreiteten Tendenz einer Entheiligung aller Dinge die Neigung feststellen, die Unterscheidung zwischen "sacrum" und "profanum" aufzuheben. In einer solchen Wirklichkeit hat die Kirche die besondere Pflicht, das "sacrum" der Eucharistie zu gewährleisten und zu stärken. In unserer pluralistischen und vor allem auch bewusst säkularisierten Gesellschaft garantiert der lebendige Glaube der christlichen Gemeinschaft diesem "sacrum" das Bürgerrecht" (Apostolisches Schreiben Dominicae cenae, Nr. 8).

VII.

Die Kirche bezeugt gerade durch den Ritus ihren Glauben an Christus und betet Ihn an, der gegenwärtig ist im Mysterium der Eucharistie und den Gläubigen als Speise gereicht wird (Vgl. Kongregation für den Gottesdienst, Instruktion Memonale Domini: Enchiridion Vaticanum III, Nr. 1273). Die Art, wie man mit dem eucharistischen Brot umgeht, hat einen höchst pädagogischen Stellenwert. Der Ritus muss ein treues Zeugnis dessen sein, was die Kirche glaubt. Der Ritus muss im Dienste des Glaubens (des Dogmas) ein Erzieher sein. Die liturgische Geste, in ganz besonderer Weise die Geste, mit der wir den eucharistischen Herrn, also den "Heiligen über allen Heiligen" empfangen, verlangt vom Körper und von der Seele eine Haltung, die den Erfordernissen des Geistes entspricht. Der Diener Gottes John Henry Kardinal Newman lehrte in diesem Sinn:

"Glauben und kein Zeichen der Ehrerbietung machen, ein Gottesdienst mit Vertraulichkeiten, nach dem eigenen Geschmack, ist etwas Regelwidriges und ein selbst in den falschen Religionen unbekanntes Phänomen, ganz zu schweigen von den wahren Religionen. Gottesdienst, Ausdrucksformen von Gottesdienst - wie Niederknien, sich die Schuhe ausziehen, Schweigen u.ä. werden als notwendig erachtet, um sich in gebührender Weise Gott nähern zu können" ("Reverence in Worship": Parochial and Plain Sermons, San Francisco 1997, Bd. 8, S. 1571).

Der hl. Johannes Chrysostomus tadelt die Priester und Diakone, welche die heilige Kommunion aus Menschenfurcht und ohne die geschuldete Achtsamkeit austeilen:

"Auch wenn jemand sich der Kommunion aus Unwissenheit nähert, fürchte dich nicht, ihn daran zu hindern. Fürchte Gott, nicht den Menschen. Wenn du nämlich den Menschen fürchtest, wird dich dieser verhöhnen; wenn du hingegen Gott fürchtest, wirst du auch von den Menschen geachtet werden. Ich wäre eher bereit zu sterben, als das Blut des Herrn einer unwürdigen Person zu reichen; ich würde eher mein Blut vergießen, als das verehrungswürdige Blut des Herrn in unangemessener Weise zu spenden" (Hom.82,6 in Ev.}oh: PG 58, 746).

Der hl. Franz von Assisi ermahnte die Kleriker und lud sie zu einer außerordentlichen Wachsamkeit und Ehrfurcht beim Austeilen der heiligen Kommunion ein:

"Es gibt einige ... , die sie [die Eucharistie] in unbedachter Weise austeilen .... Bewegen uns alle diese Profanierungen nicht zum Mitleiden, wenn wir daran denken, dass dieser Herr, der so gut ist, sich unseren Händen überlässt, und jeden Tag halten wir Ihn und empfangen Ihn mit unserem Mund? Haben wir vielleicht vergessen, dass eines Tages wir es sein werden, die in Seine Hände fallen?" (Lettera al clero: Gli scritti di S. Francesco d'Assisi. Nuova edizione critica e versione italiana, ed. K. Esser, Padova 1995, S. 197).

Wir dürfen auch nicht die immer aktuelle Mahnung des Römischen Katechismus vergessen, der im Grunde die Unterweisung des Apostels Paulus aus 1 Kor 11, 27-30 übersetzt: "Unter allen heiligen Geheimnissen gibt es kein einziges, das mit dem Allerheiligsten Sakrament der Eucharistie verglichen werden könnte: Und daher gibt es keine Beleidigung, die uns eine schlimmere Strafe Gottes befürchten lassen könnte als jene, welche die Gläubigen trifft, die ein Geheimnis, das ganz Heiligkeit ist und in sich sogar den Urheber und die Quelle der Heiligkeit selbst enthält, weder heilig noch ehrfurchtsvoll behandeln." ("Qµemadmodum ex omnibus mysteriis, quae nobis tamquam divinae gratiae certissima instrumenta Dominus Salvator noster commendavit, nullum est quod cum sanctissimo Eucharistiae sacramento comparari queat, ita etiam nulla gravior alicuius sceleris animadversio a Deo metuenda est, quam si res omnis sanctitatis plena, vel potius quae ipsum sanctitatis auctorem et fontem continet, neque sancte neque religiose a fidelibus tractetur. ": Catechismus Romanus, Pars II, cap. 4, ed. P. Rodriguez, Cittit di Vaticano 1989, S. 235).

VIII.

Die Kirche des lateinischen Ritus könnte heute von den Ostkirchen in vieler Hinsicht lernen, wie man den eucharistischen Christus während der Kommunion behandeln soll. Es sei hier nur eines der zahllosen und wunderschönen Zeugnisse angeführt:

"Der Heilige zieht auf der Patene und im Kelch in Herrlichkeit und Majestät in einer feierlichen Prozession hinaus, begleitet von den Priestern und den Diakonen. Tausende von Engeln und feurigen Dienern des Geistes ziehen vor dem Leib unseres Herrn her und verherrlichen ihn. " (Spiegazione dei Misten' della Chiesa, zugeschrieben dem Narsai von Nisibi, zitiert in der Instruktion Il Padre inestimabile, a.a.o. Narsai von Nisibi (399-502) war ein herausragender Theologe der nestorianischen Kirche).

Der Grundsatz der Kirchenväter, wie man Christus während der Kommunion behandeln soll, war folgender: "cum amore ac timore! (mit Liebe und Ehrfurcht!)" Das bezeugen z.B. auch diese bewegenden Worte des hl. Johannes Chrysostomus, des eucharistischen Lehrers:

"Gehen wir mit der geschuldeten Bescheidenheit zur Begegnung mit dem König der Himmel. Und küssen wir beim Empfang diese heilige und makellose Hostie mit ganzer Hingabe und erwärmen wir unseren Geist und unsere Seele, indem wir sie mit unserem Blick umfangen, damit unsere Vereinigung mit ihr uns nicht zum Gericht und zur Verdammnis gereiche, sondern damit wir heilig werden und unseren Nächsten erbauen." (Hom. in Nativ.7 [PG 49, 361])

Die orientalischen Kirchen haben diese innere und gleichermaßen äußere Haltung auch in der Moderne und bis in unsere Tage bewahrt. In seiner Schrift "Betrachtungen über die Göttliche Liturgie" ( Vgl. Nikolaj V. Gogol' 1809-1852. Betrachtungen über die Göttliche Liturgie. Mit einen Beitrag von Prof Dr. Fairy v. Lilienfeld, Würzburg 1989) kommentierte der berühmte (russische Schriftsteller Nicolaj Gogol' den Augenblick des Empfangs der heiligen Kommunion folgendermaßen:

"Flammend vor Sehnsucht nach Gott, brennend im Feuer heiliger Liebe zu Ihm, treten die Kommunikanten heran ... Jeder wiederholt still das Bekenntnis des Glaubens an den Gekreuzigten. Nach dem Gebet dieses Bekenntnisses nähert sich jeder gleichsam nicht mehr zum Priester, sondern zum feurigen Seraph. Er öffnet seine Lippen, um mit dem heiligen Löffel die feurige Kohle des Leibes und Blutes Christi zu empfangen." (A.a.O., SS. 105.110).

Ein moderner Heiliger der russisch-orthodoxen Kirche, der Priester Johannes von Kronstadt ( †1908), beschreibt den geistigen und den die Gebärde betreffenden Aspekt im Augenblick der heiligen Kommunion auf folgende Weise:

"Was würde geschehen, wenn Du, Herr, mein Gott Jesus Christus, das Licht Deiner Gottheit aus Deinem heiligsten Sakrament aufstrahlen ließest, wenn der Priester es in seinen Händen zu einem Kranken trägt. Vor diesem Licht würden sich alle, die ihm begegneten oder es sähen, unwillkürlich zu Boden werfen, da ja auch die Engel ihr Antlitz vor diesem Sakrament verhüllen. Wie viele gibt es hingegen, die dieses himmlische Sakrament mit Gleichgültigkeit behandeln!" (Vgl. Swjatoj prawednyi Joann Kronshtadskij, Moya zisnj wo Christ je, Moskau 2006, S. 248, Nr. 444). In einer Erklärung zur Göttlichen Liturgie, die kürzlich von der russisch-orthodoxen Kirche herausgegeben wurde, findet sich die folgende Anweisung für die Gläubigen, die kommunizieren wollen:
"Jene Laien, die sich auf den Empfang der heiligen Geheimnisse vorbereitet haben, sollen sich nach der Aufforderung des Diakons dem Kelch mit Gottesfurcht nähern, weil sie sich dem Feuer nähern; sie sollen sich mit Glauben an das Sakrament und mit Liebe zu Christus nähern. Jeder soll sich zur Erde niederwerfen und Christus anbeten, der in den heiligen Geheimnissen wahrhaft gegenwärtig ist. " (Der Verlagsrat der russisch-orthodoxen Kirche hat vor kurzem die Erklärung der Göttlichen Liturgie des gelehrten Bischofs Bessarion Neciayew (1828-1905) herausgegeben: Ob'yasneniye Bozestvennoy Liturgii, Moskau 2006, S. 389).

Die Alte Kirche und die Kirchenväter haben ein großes Feingefühl für die Bedeutung der rituellen Geste an den Tag gelegt. Denn die erste und andauernde Wirkung des Heiligen und des liturgischen Ritus besteht darin, den Menschen von der Alltäglichkeit loszulösen und zu befreien (Nach dem Wort von Romano Guardini: "Die erste, immer wieder zu erfahrende Wirkung des Liturgischen ist: Es löst vom Täglichen ab und befreit": Vorschule des Betens, Einsiedeln 1943, S. 260).

IX.

Die authentische Geisteshaltung der eucharistischen Verehrung der Kirchenväter entwickelte sich organisch am Ende der Antike in der gesamten Kirche (Ost und West) in den entsprechenden Gebärden, mit denen man die heilige Kommunion in den Mund empfing, nachdem man vorher eine Verneigung bis zum Boden (im Osten) oder sich niedergekniet hatte (im Westen). Erhellend ist in diesem Zusammenhang ein Vergleich mit der Entwicklung des Kommunionritus in den protestantischen Gemeinden. In den ersten lutherischen Gemeinden empfing man die Kommunion in den Mund und kniend, da Luther ja die Realpräsenz nicht leugnete. Zwingli und Calvin und ihre Nachfolger hingegen, welche die Realpräsenz leugneten, führten noch im 16. Jahrhundert die Kommunionspendung auf die Hand und im Stehen ein:

"Aufrecht zu stehen und sich zu bewegen, um die Kommunion zu empfangen, war das Übliche." (Vgl. Luth, J.R., Communion in the Churches ofthe Dutch Reformation to the Present Day in: Ch. Caspers (Hrsg.), Bread of Heaven. Customs and Practices Surrounding Hoiy Communion, Kampen 1995, S. 101).

Die gleiche Praxis konnte man in den kalvinistischen Gemeinden in Genf feststellen:

"Es war üblich sich zu bewegen und aufrecht zu stehen, um die Kommunion zu empfangen. Das Volk stand vor dem Altartisch und empfing die Gestalten mit den eigenen Händen. " (Ebd.).

Einige Synoden der kalvinistischen Kirche Hollands haben im 16. und 17. Jahrhundert ausdrückliche Verbote erlassen, die Kommunion kniend zu empfangen.

"In den ersten Zeiten kniete sich das Volk während des Gebetes nieder und empfing auch die Kommunion kniend, aber einige Synoden haben dies verboten, um jeden Verdacht zu vermeiden, dass das Brot verehrt werden könnte." (Ebd., S. 108).

Im Bewusstsein der Christen des zweiten Jahrtausends (seien es nun Katholiken oder Protestanten) war also die Gebärde, die Kommunion stehend oder kniend zu empfangen, kein unbedeutender Aspekt. In einigen diözesanen Ausgaben des nach tridentinischen Rituale Romanum war noch der alte Brauch enthalten, den Gläubigen sofort nach der Kommunion des Leibes Christi unkonsekrierten Wein zu reichen, um damit den Mund zu reinigen. In diesen Fällen schrieb man den Gläubigen vor, diesen Wein nicht kniend, sondern vielmehr stehend zu empfangen (Vgl. Heinz, A., Liturgical Rules and Popular Religious Customs Surrounding Holy Communion between the Council oI Trent and Ihe Catholic Restoralion in the 19 th Cenlury: in: Ch.Caspers (Hrsg.), Bread of Heaven, a.a.O. SS. 137-138).

Darüber hinaus muss man dem hocherzieherischen Wert einer sakralen und erhabenen Gebärde Rechnung tragen. Eine alltägliche Geste hat keine erzieherische Wirkung, die dazu beitragen könnte, dass das Empfinden für das Sakrale wächst. Man muss sich vor Augen halten, dass gerade der moderne Mensch so wenig zu einem liturgischen und sakralen Akt fähig ist, wie es Romano Guardini in einem schon 1965 verfassten Artikel zu Recht und auf prophetische Weise anmerkte:

Der Mensch von heute ist nicht fähig zu einem liturgischen Akt. Für eine solche Handlung genügt nicht die Unterweisung, es braucht die Erziehung, ja sogar die Initiation, die im Grunde nichts anders ist als die Einübung dieses Aktes. (Der Artikel ist erschienen in der Zeitschrift Humanitas 20 [1965]).

Wenn jede liturgische Feier vorzüglich eine sakrale Handlung ist (vgl. II. Vatikanisches Konzil, Sacrosanctum Concilium, Nr. 7), dann muss es auch und vor allem der Ritus und die Gebärde beim Empfang der heiligen Kommunion sein, dem Allerheiligsten schlechthin. Papst Benedikt XVI. unterstreicht in seiner post-synodalen apostolischen Ermahnung Sacramentum caritatis den Aspekt des Sakralen in Bezug auf die heilige Kommunion:

"Die heilige Eucharistie zu empfangen bedeutet, sich in die Haltung der Anbetung demjenigen gegenüber zu begeben, den wir empfangen." (Nr. 66)

Die Haltung der Anbetung demjenigen gegenüber, der unter der demütigen Gestalt des konsekrierten Stückleins Brot nicht nur mit seinem Leib und seinem Blut wahrhaftig gegenwärtig ist, sondern auch mit der Majestät Seiner Gottheit, druckt sich in natürlicherer und sinnfälligerer Weise in der biblischen Gebärde der Anbetung auf den Knien oder des sich Niederwerfens aus. Wenn der hl. Franz von Assisi von weitem einen Kirchturm sah, kniete er sich nieder und betete den in der heiligen Eucharistie gegenwärtigen Jesus an.

Würde es der innersten Wirklichkeit des konsekrierten Brotes nicht besser entsprechen, wenn auch der Gläubige von heute sich bei dessen Empfang zur Erde hinkniete und den Mund öffnete wie der Prophet, der das Wort Gottes empfing (vgl. Ez 2) und sich wie ein Kind nähren ließe (da die Kommunion ein geistiges Stillen ist)? Eine solche Haltung haben die Generationen von Katholiken in allen Kirchen während fast des ganzen zweiten Jahrtausends gezeigt. Diese Geste wäre auch ein eindrucksvolles Zeichen des Glaubensbekenntnisses an die wirkliche Gegenwart Gottes inmitten der Gläubigen. Wenn ein Ungläubiger dazukäme und einen solchen Akt der Anbetung und der geistlichen Schlichtheit beobachten würde, würde auch er "sich vielleicht zu Boden werfen und Gott anbeten und verkünden, dass Gott wahrhaftig mit euch ist" (1 Kor 14, 24-25). Solcher Art müssten die Begegnungen der Gläubigen mit dem eucharistischen Christus im erhabenen und heiligen Augenblick der Kommunion sein. Der bekannte englische Konvertit Frederick William Faber (1814-1863) wurde zur Konversion bewegt, als er 1843 in der Lateranbasilika Zeuge einer zu Herzen gehenden Geste der Anbetung und des Glaubens an die Realpräsenz Christi in der Eucharistie wurde. Für einen Katholiken jener Zeit war es eine gewöhnliche und übliche Szene, für Faber jedoch war es ein für sein ganzes Leben unvergesslicher Augenblick. Er beschreibt ihn so:

"Wir alle knieten uns mit dem Papst nieder. Nie habe ich ein bewegenderes Schauspiel gesehen. Die Kardinäle und Prälaten auf den Knien, die Soldaten auf den Knien, die farbenfrohe Menge auf den Knien; inmitten des Glanzes der herrlichen Kirche war der betagte, in Weiß gekleidete Papst vor dem erhabenen und allerheiligsten Leib unseres Herrn demütig auf die Knie niedergeworfen: Und all dies geschah in tiefem Schweigen. Welch heiliges Schauspiel war das!" (Vgl. Holböck, F., Das Allerheiligste und die Heiligen, Stein a.R., 1986, S. 356).

Abschluss

Vor dem Hintergrund der zweitausendjährigen Geschichte der Frömmigkeit und der liturgischen Tradition der universalen Kirche in Ost und West, vor allem aber im Hinblick auf die organische Entwicklung des patristischen Erbes, lässt sich folgende Zusammenfassung geben:

1. Die organische Entwicklung der eucharistischen Frömmigkeit als Frucht der Frömmigkeit der Kirchenväter hat alle Kirchen sowohl im Osten wie im Westen noch im ersten Jahrtausend dazu geführt, die heilige Kommunion den Gläubigen direkt in den Mund zu spenden. Zu Beginn des zweiten Jahrtausends hat man im Westen die zutiefst biblische Geste dazugefügt, sich niederzuknien. In den verschiedenen liturgischen Traditionen des Ostens umgibt man den Augenblick des Empfangs des Herrenleibes mit erhabenen Zeremonien und oft verlangt man von den Gläubigen, dass sie vorher eine Verneigung bis zum Boden machen.

2. Die Kirche schreibt den Gebrauch der Kommunionpatene vor, um zu verhindern, dass ein Bruchstück der heiligen Hostie zu Boden falle (vgl. Missale Romanum, Institutio generalis, Nr. 118; Redemptionis sacramentum, Nr. 93) und sieht vor, dass der Bischof sich nach der Kommunionspendung die Hände wasche (vgl. Caeremoniale episcoporum, Nr. 166). Wenn die Kommunion auf die Hand ausgeteilt wird, geschieht es hingegen nicht selten, dass sich Partikel von der Hostie lösen, die zu Boden fallen oder an der Handfläche oder den Fingern der Kommunizierenden haften bleiben.

3. Insofern der Augenblick der heiligen Kommunion die Begegnung des Gläubigen mit der Göttlichen Person des Erlösers ist, erfordert er naturgemäß auch äußerlich ausgedrückte sakrale Zeichen wie das Niederknien (am Morgen des Ostersonntags haben die Frauen den auferstandenen Herrn angebetet, wobei sie sich vor ihm zur Erde niederwarfen, (vgl. Mt 28, 9) und auch die Apostel haben dies getan (vgl. Lk 24, 52), und vielleicht der Apostel Thomas, als er ausrief "mein Herr und mein Gott!" (Joh 20, 28)

4. Sich nähren lassen wie ein kleines Kind, indem man die Kommunion direkt in den Mund empfängt, drückt vom Ritus her auf die beste Art und Weise den Charater des Empfangens und des Kind-Seins vor Christus aus, der uns nährt und der uns geistigerweise "stillt". Der Erwachsene dagegen führt die Speise mit seinen Fingern selbst zum Mund.

5. Die Kirche schreibt vor, dass der Gläubige sich bei der Feier der heiligen Messe im Augenblick der Wandlung niederzuknien habe. Wäre es liturgisch nicht angemessener, wenn der Gläubige den Herrn im Augenblick der heiligen Kommunion, in welchem er Ihm, dem König der Könige, auch körperlich am nächsten kommt, kniend grüßen und Ihn auch so empfangen würde?

6. Die Geste, den Leib des Herrn in den Mund und kniend zu empfangen, könnte ein sichtbares Zeugnis des Glaubens der Kirche an das eucharistische Geheimnis sein und auch ein heilender und erzieherischer Faktor für die moderne Kultur, für welche das Hinknien und die geistliche Kindschaft völlig fremde Gegebenheiten sind.

7. Der Wunsch, der erhabenen Person Christi auch im Augenblick der heiligen Kommunion Zuneigung und Ehre auf sichtbare Weise entgegenzubringen, müsste sich dem Geist und dem Beispiel der zweitausendjährigen Tradition der Kirche anpassen, dem "cum amore ac timore!" ("mit Liebe und Ehrfurcht!", dem Leitspruch der Kirchenväter des ersten Jahrtausends) und dem "quantum potes, tantum aude!" ("Was du kannst, das sollst du wagen!", Sequenz Lauda, Sion, Salvatorem des hl. Thomas von Aquin, dem Leitspruch des zweiten Jahrtausends).

Zum Schluss geben wir Raum einem bewegenden Gebet von Anna Stang, einer deutschen Mutter und Großmutter aus dem Wolgagebiet, die vom stalinistischen Regime nach Kasachstan deportiert worden war. Diese Frau mit einer priesterlichen Seele bewahrte die heilige Kommunion auf und brachte sie während der kommunistischen Verfolgung den in den endlosen Steppen Kasachstans verstreuten Gläubigen. Dabei betete sie mit folgenden Worten:

"Dort, wo mein geliebter Jesus wohnt, wo Er im Tabernakel thront, dort will ich ständig knien. Dort will ich unablässig beten. Jesus, ich liebe Dich aus tiefster Seele. Verborgene Liebe, ich bete Dich an. Verlassene Liebe, ich bete Dich an. Verachtete Liebe, ich bete Dich an. Mit Füssen getretene Liebe, ich bete Dich an. Unendliche Liebe, Liebe, die Du für uns am Kreuz gestorben bist, ich bete Dich an. Mein geliebter Herr und Heiland, mache, dass ich ganz und gar Liebe sei, ganz und gar Sühne für das allerheiligste Sakrament im Herzen Deiner mildreichsten Mutter Maria. Amen."

Gebe es Gott, dass die Hirten der Kirche das Haus Gottes, das die Kirche ist, erneuern können, indem sie den eucharistischen Jesus ins Zentrum stellen, ihm den ersten Platz einräumen und so handeln, dass Ihm auch im Augenblick der heiligen Kommunion Zeichen der Verehrung und der Anbetung zuteil werden. "Die Kirche muss von der Eucharistie her erneuert werden" (Ecclesia ab Eucharistia emendanda est!) Die heilige Hostie ist nicht etwas, sondern Jemand. "ER ist da!", so hat der hl. Johannes Maria Vianney, der heilige Pfarrer von Ars, das Geheimnis der Eucharistie zusammengefasst. Denn es geht hier um nichts anderes und um niemand Größeren als um den Herrn selbst: "Dominus estl" - Es ist der Herr!