A un alto concetto

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Ansprache
A un alto concetto

von Papst
Pius XII.
an Neuvermählte
Die unverletzliche Würde der einen und unauflöslichen Ehe

22. April 1942

(Quelle: Ansprachen Pius XII. an Neuvermählte, Josef Habbel Verlag Regensburg 1950, S. 188-195, Übersetzt und eingeleitet von DDr. Friedrich Zimmermann. Imprimatur Regensburg, den 11. Juli 1949 J. Franz, Generalvikar; Download).

Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


Ihr werdet leicht zu einer erhabenen Auffassung des von euch begonnenen Lebens gelangen, geliebte Neuvermählte, wenn ihr an der Hand eures Gebetbuches noch einmal aufmerksam die ergreifenden Zeremonien der Trauung betrachtet, bei der die heilige Liturgie ganz erfüllt und beherrscht ist von dem Band, das von jenem Augenblick an Braut und Bräutigam verbinden soll. Wie viele frohe Gedanken, welches Verlangen hat euch zum heiligen Altare geführt! Wie viele Hoffnungen und Glücksbilder haben euren Weg erhellt! Aber dieses Band ist nur eines und unauflöslich. Ego conjungo vos - "Ich verbinde euch" im Namen Gottes, hat der Priester gesprochen, der bevollmächtigte Zeuge der Ehe, die ihr geschlossen habt; und die Kirche hat diesen Bund, den ihr mit der Weihe und Kraft eines Sakramentes geschlossen habt, unter ihren Schutz und ihre Hut genommen und eure Namen in das große Buch der christlichen Ehen eingetragen, während sie am Abschluss der Trauung das Gebet an Gott richtete: "ut qui te auctore iunguntur, te auxiliante serventur", - "dass durch deine Hilfe gerettet werden, die durch deine Kraft verbunden werden" (Rit. Rom.). Der Ehebund ist einer. Schaut ins irdische Paradies, das erste Abbild des Familienparadieses, auf den ersten vom Schöpfer zwischen Mann und Frau geschlossenen Ehebund, von dem der menschgewordene Sohn Gottes eines Tages sagen wird: "Was Gott verbunden hat, soll der Mensch nicht trennen; denn sie sind nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch" (Mt. 19, 6). In dieser Verbindung unserer Stammeltern im Garten der Wonne ist das ganze Menschengeschlecht, ist die ganze Reihe der Geschlechter zusammengefasst, die die Erde erfüllen und um ihre Eroberung kämpfen und mit dem Schweiß ihrer Stirn sie bezwingen sollen, damit sie ihnen das Brot gibt, das benetzt ist mit der Bitterkeit der ersten Schuld, die von der verbotenen Frucht des Gartens kam. Warum hat denn Gott im Paradies Mann und Frau verbunden? Nicht nur darum, dass sie diesen Garten des Glücks behüten, sondern auch, so werden Wir mit den Worten des großen Lehrers von Aquino sagen, dass sie durch die Ehe hingeordnet seien auf das Ziel der Erzeugung und Erziehung der Nachkommenschaft und außerdem auf die Gemeinschaft des Familienlebens (vgl. S. Th. Suppl. q. 44 a. 1). Der Einheit des Ehebundes seht ihr das Siegel der Unauflöslichkeit aufgedrückt. Es ist zwar eine Verbindung, zu der die Natur drängt, die aber nicht notwendig von den Gesetzen der Natur verlangt wird, sondern kraft des freien Willens geschlossen wird; aber der einfache Wille der Vertragschließenden kann das Band zwar knüpfen, aber nicht lösen. Das gilt nicht nur für die christlichen Ehen, sondern im allgemeinen auch für jede gültige Ehe, die auf Erden durch die gegenseitige Erklärung der Brautleute geschlossen worden ist. Das Ja, das von euren Lippen kommt, weil ihr es so wollt, knüpft um euch das Eheband und verbindet für immer eure Willen. Seine Wirkung ist unwiderruflich: das Wort, der vernehmbare Ausdruck eures Willens, geht vorüber, aber die Erklärung selbst, in aller Form festgelegt, vergeht nicht, ist ewig, denn sie ist eine Erklärung für die beständige Dauer des Bandes, während eine Erklärung der Eheleute, nur für eine gewisse Zeit zusammenleben zu wollen, die Ehe nicht zu begründen vermöchte. Die Vereinigung eurer Jaworte ist unteilbar; deshalb gibt es keine wahre Ehe ohne Untrennbarkeit und keine Untrennbarkeit ohne wahre Ehe (vgl. S. Th. Suppl. q. 41 a. 1; q. 49 a. 3).

Lasst denn eure Gedanken höher gehen, geliebte Neuvermählte, und erinnert euch daran, dass die Ehe nicht nur ein Naturvertrag ist, sondern auch für christliche Seelen ein großes Sakrament, ein großes Zeichen der Gnade und von etwas Heiligem, wie es die bräutliche Verbindung Christi mit der Kirche ist, die Er erschaffen und mit Seinem Blute sich erworben hat, um die Kinder der Menschen zu einem geistigen Leben zu erneuern, diejenigen nämlich, die an Seinen Namen glauben, die nicht aus dem Blute noch aus dem Willen des Fleisches noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind (Joh 1, 12-13). Siegel und Licht des Sakramentes, das den Dienst der Natur gleichsam umwandelt, geben der Ehe eine Würde von erhabener Ehrbarkeit, die umfasst und in sich vereinigt nicht nur die Unauflöslichkeit, sondern auch noch alles, was zum Begriff des Sakramentes gehört (vgl. S. Th. Suppl. q. 49 a. 2 ad 4 u. 7). Aber wenn der Wille der Eheleute den Ehebund, falls er einmal geschlossen ist, nicht mehr lösen kann, kann es denn die Macht, die über den Eheleuten steht und die von Christus für das religiöse Leben der Menschen eingesetzt worden ist? Das Band der christlichen Ehe ist so stark, dass keine Macht der Welt, auch die Unsere, d. h. des Stellvertreters Christi, es nicht lösen kann, wenn es durch die Ausübung der ehelichen Rechte voll wirksam geworden ist. Allerdings können Wir erkennen und erklären, dass eine Ehe, die gültig geschlossen worden ist, in Wirklichkeit keine war, weil ein trennendes Ehehindernis oder ein Mangel der Willenserklärung oder ein wesentlicher Formfehler vorliegt. Wir können auch in bestimmten Fällen aus schwerwiegenden Gründen Ehen lösen, die keinen sakramentalen Charakter tragen. Wir können endlich, wenn ein gerechter und entsprechender Grund dafür vorliegt, den Bund christlicher Eheleute lösen, das Ja, das sie vor dem Altare gesprochen haben, wenn feststeht, dass die Ehe seit dem Beginn der ehelichen Gemeinschaft nicht vollzogen worden ist. Aber wenn das einmal eingetreten ist, bleibt dieser Bund jeder menschlichen Einmischung entzogen. Hat denn nicht Christus die eheliche Gemeinschaft auf jene grundlegende Würde zurückgeführt, die der Schöpfer am paradiesischen Morgen des Menschengeschlechts ihr gegeben hat, zu der unverletzlichen Würde der einen und unauflöslichen Ehe? Jesus Christus, der Erlöser der gefallenen Menschheit, war nicht gekommen, das göttliche Gesetz aufzuheben, sondern es zu erfüllen und wiederherzustellen; es zu bekräftigen als Gesetzgeber, der mehr war als Moses, als Weiser, der mehr war als Salomon, als Prophet, der mehr war als die Propheten, wie er vorher verkündet worden war als einer wie Moses, den Gott unter dem Volke Israel erwecken, auf dessen Lippen der Herr Sein Wort legen würde, während jeder, der nicht auf ihn höre, aus dem Volke Gottes ausgetilgt werden solle (vgl. Dtn 18, 15 ff; ApG 3, 22-23). Deshalb hat Christus mit Seinem unvergänglichen Wort in der Ehe den Mann erhoben und die Frau erlöst, die von alters her zur Sklavin erniedrigt worden war und die der strenge Beurteiler Roms verglichen hatte mit der "entfesselten Natur und einem ungezähmten Tier" (T. Livi ab urbe condita, XXXIV, 2); wie der Erlöser selbst in Seiner Person nicht nur den Mann, sondern auch die Frau erhoben hatte, indem Er von einer Frau die menschliche Natur annahm und Seine Mutter, die Gesegnete unter allen Frauen, erhob zu einem fleckenlosen Spiegel der Tugend und Gnade für jede christliche Familie zu allen Zeiten, sie, die im Himmel gekrönt ist als Königin der Engel und Heiligen.

Jesus und Maria heiligten durch ihre Gegenwart die Hochzeit von Kana: dort wirkte der göttliche Sohn der Jungfrau Sein erstes Wunder, gleichsam um rechtzeitig zu zeigen, dass Er Seine Sendung in die Welt und für das Reich Gottes begann mit der Heiligung der Familie und des Ehebandes, das der Quell des Lebens ist. Dort begann die Erhöhung der Ehe, die erhoben werden sollte in die übernatürliche Welt der Zeichen, die heiligende Gnade bringen, zum Sinnbild der Vereinigung Christi mit der Kirche (Eph 5, 32); einer Vereinigung, die nicht getrennt und aufgehoben werden kann, die genährt ist mit jener unbeschränkten und unbegrenzten Liebe, die aus dem Herzen Christi strömt. Wie könnte die eheliche Liebe Abbild dieser Verbindung sein und so heißen, wenn sie bewusst begrenzt, an Bedingungen geknüpft, lösbar wäre, wenn sie nur ein Liebesfeuer auf Zeit wäre? Nein, erhoben zur heiligen und hehren Würde eines Sakramentes, so innig und eng verbunden mit der Liebe des Erlösers und dem Werke der Erlösung, kann sie nur unlösbar und ewig sein und als solche bejaht werden.

Dieses Gesetz der Unauflöslichkeit haben die menschlichen Leidenschaften, die von ihm gezügelt und in der willkürlichen Befriedigung ihrer ungeordneten Triebe gehemmt wurden, zu allen Zeiten als Joch betrachtet und es auf jede Weise zu erschüttern versucht. Sie sahen in ihm nur eine harte Tyrannei, die willkürlich die Gewissen mit einer unerträglichen Last beschwere, mit einer den geheiligten Rechten der menschlichen Persönlichkeit widerstreitenden Sklaverei. Allerdings kann ein Band bisweilen eine Last bedeuten, eine Knechtschaft, wie die Ketten, die den Gefangenen fesseln. Aber es kann auch eine starke Hilfe und eine sichere Gewähr bedeuten, wie das Seil, das den Bergsteiger in den Alpen mit denen verbindet, die mit ihm aufsteigen, oder wie die Verbindungen, die die Teile des menschlichen Körpers zusammenhalten und ihn frei und ungehindert in seinen Bewegungen machen; und das ist der Fall bei dem unauflöslichen Band der Ehe.

Dieses Gesetz der Unauflöslichkeit muss aufgefasst werden und sich erweisen als Offenbarung wachsamer Mutterliebe, besonders wenn man sie in jenem übernatürlichen Lichte sieht, in das Christus sie gerückt hat. Inmitten der Schwierigkeiten, Bedrängnisse und Regungen, die das Leben vielleicht auf euren Weg säen wird, werden die bei den Seelen, die so untrennbar verbunden sind, nicht allein und ohne Waffe sein; die allmächtige Hilfe Gottes, die besondere Frucht des Sakramentes, wird beständig mit ihnen sein, um fortwährend ihre Schwäche zu stützen, um jedes Opfer leicht zu machen, um sie zu stärken und zu trösten, selbst wenn die härtesten Prüfungen länger dauern. Wenn der Gehorsam gegen das göttliche Gesetz verlangt, dass man die in der Stunde der Versuchung auftauchenden Vorspiegelungen irdischer Freuden abweist, dass man darauf verzichtet, "sich auszuleben", dann wird die Gnade noch da sein, um an die Lehren des Glaubens in ihrer ganzen Bedeutung zu erinnern: nämlich daran, dass das einzig wahre Leben, das nie in Gefahr gebracht werden darf, das des Himmels ist, eben jenes, das durch solche Opfer, wie schwer sie auch seien, gesichert wird. Wie alle Ereignisse des gegenwärtigen Lebens sind diese Opfer etwas Vorübergehendes, die einfach bestimmt sind, auf den Endzustand des ewigen Lebens vorzubereiten. Und dieses wird um so glücklicher und strahlender sein, je mutiger und hochherziger die unvermeidlichen Trübsale des gegenwärtigen Lebens ertragen werden.

Das sind aber ernste Betrachtungen, werdet ihr vielleicht versucht sein zu sagen, während alles uns zulacht auf dem Wege, der sich vor uns auftut. Gibt denn die gegenseitige Liebe, deren wir so sicher sind, uns nicht schon die Gewähr der unvergänglichen Verbindung unserer Herzen? Geliebte Söhne und Töchter! Denkt an die Mahnung des Psalmisten: "Wenn der Herr die Stadt nicht behütet, wacht der Wächter umsonst" (Ps. 126, 1). Auch diese so schöne und starke Stadt eures augenblicklichen Glückes kann nur Gott unverletzt bewahren durch Sein Gesetz und Seine Gnade. Alles, was bloß menschlich ist, ist allzu gebrechlich und kann sich nicht selbst genügen, aber die Treue gegen die Gebote Gottes wird die unverletzliche Beständigkeit eurer Liebe und eurer Freude durch die Wechselfälle des Lebens sichern. Das erflehen Wir für euch vom Herrn, während Wir von ganzem Herzen euch Unsern väterlichen Apostolischen Segen erteilen.