Anselm von Canterbury

Aus kathPedia
Version vom 3. Februar 2023, 14:48 Uhr von Oswald (Diskussion | Beiträge)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springenZur Suche springen
Anselm von Canterbury

Anselm von Canterbury OSB (* um 1033 in Aosta, † 21. April 1109 in Canterbury) ist ein Kirchenlehrer. Er wird als Begründer der Scholastik ("Vater der Scholastik")<ref> Die Bezeichnung geht auf Martin Grabmann zurück: Martin Grabmann: Die scholastische Methode von ihren ersten Anfängen in der Väterliteratur bis zum Beginn des 12. Jahrhunderts. In: ders.: Die Geschichte der scholastischen Methode, Bd. 1. Freiburg im Breisgau 1909, S. 259.</ref> angesehen und ist Hauptrepräsentant der Frühscholastik. Sein liturgischer Gedenktag ist der 21. April.

Biografie

Anselm wurde als Sohn eines italienischen Adeligen in der Lombardei geboren, verließ jedoch nach dem Tod der Mutter und Spannungen mit dem Vater das Elternhaus und trat 1060 in das Benediktinerkloster von Le Bec in der Normandie ein. Er war für seine Frömmigkeit und Gelehrsamkeit weithin bekannt.

Nachdem sein Lehrer Lanfranc zum Erzbischof von Canterbury ernannt worden war, wurde Anselm 1078 zum Abt von Bec gewählt. 15 Jahre später folgte er Lanfranc nach dessen Tod auf den Bischofsstuhl von Canterbury. Er war nicht nur erbitterter Gegner der Laieninvestitur (Geistliche Ämter werden vom Herrscher besetzt) sondern konnte auch ein Gesetz gegen Sklaverei durchsetzen. Seine Konflikte mit den Herrschern zwangen ihn 1097 ins Exil nach Italien, das 1100 endete. Drei Jahre später folgte, nach neuerlichen Auseinandersetzungen mit den Machthabern, wiederum ein Bann für drei Jahre.

Anselm war einer der größten mittelalterlichen Theologen und gilt als "Vater der Scholastik". Sein Leitsatz "Credo, ut intelligam" - "Ich glaube, um zu erkennen" trieb seine theologische und wissenschaftliche Arbeit voran. Doch bei aller Wissenschaftlichkeit war Anselm ein zutiefst frommer Mensch, ein Mystiker, dessen Gebete ebenso berühmt sind wie seine philosophisch-theologischen Werke.

Sein theologisches Hauptwerk ist "Cur Deus homo", "Warum Gott Mensch wurde", eine Abhandlung über die Menschwerdung und das Leiden Christi als Weg der Sühne für die Sünden der Welt.

Bedeutung des heiligen Anselm

Ein beredtes Zeugnis für die Bedeutung, welche die Zeitgenossen Anselms seinem Wirken beimaßen, legen die Einleitungsworte zu fast allen seinen Werken ab. Aus ihnen geht hervor, wie sehr man Anselm zu theologischen Arbeiten drängte, mit welcher Ungeduld man auf sein Wort wartete. Seine Werke wurden schon abgeschrieben und verbreitet, noch bevor AnseIm sie abgeschlossen, oder bevor er ihnen die letzte formelle Vollendung gegeben hatte. Die besondere philosophische Leistung Anselms liegt nach Rudolf Allers im Aufbau der Gottesbeweise. Anselm hat überhaupt "als erster unter den christlichen Denkern eigentliche Beweise für das Dasein Gottes vorgelegt". Anselm ist also ein Philosoph im wahren Sinne des Wortes; er sucht Fragen nach dem göttlichen Sein, nur auf die Vernunft gestützt, zu lösen. Darum setzte er - obwohl er ein gläubiger Christ war -, sofern er philosophierte, den Glauben nicht voraus, dieser war Ihm nur, im Nachsinnen, Prüfstein. Was Anselm voraussetzte, war nach Allers kein Glaube, sondern platonisch-neuplatonisch-augustinische Weltschau. Mit seiner Methode und Form ist Anselm, der selbst kein eigentliches System entwickelt hat, aber dem Ordnungsgedanken eine überragende Bedeutung schenkt, zum Vater der Scholastik und Vorläufer der mittelalterlichen Systematik geworden.<ref>aus: Anselm Stolz: Anselm von Canterbury (Gestalten des christlichen Abendlandes, Band 1), Verlag Kösel-Pustet München 1937, Schlusswort S. 324+325 (335 Seiten, Imprimatur Monachii, die 29. Aprilis 1937, F. Buchwieser).</ref>

Zitate

  • Fides quaerens intellectum – „Glaube, der nach Einsicht sucht“
  • Credo, ut intelligam – „Ich glaube, damit ich verstehe“
  • "Nichts ist gewisser als der Tod, nichts ungewisser als seine Stunde."
  • "Der Glaube lässt uns begreifen, dass es etwas Unbegreifliches gibt."
  • "Gott ist das Vollkommenste, was es gibt; da ein Gott, der bloß gedacht wäre und nicht existierte, weniger vollkommen wäre als ein Gott, den es gibt, muss also Gott existieren."

Werke

Literatur

  • A. von Canterbury: Freiheitsschriften, Lateinisch-Deutsch, Herder Verlag Freiburg 1994 (ISBN 3-451-22113-6).
  • Anselm Bütler: Die Seinslehre des hl. Anselm von Canterbury, Dissertation, Ingenbohl, Theodosius Druck.
  • Ferdinand Bergenthal: Das Sein, der Ursprung und das Wort der Gottesgedanke des Heiligen Anselm von Canterbury, (Reihe Stimme der Meister), Dritter Band. Johann Wilhelm Naumann Verlag 1949 (173 S.)

Päpstliche Schreiben

Weblinks

Anmerkungen

<references />