Totalitarismus

Aus kathPedia
Version vom 16. Juni 2016, 14:33 Uhr von Oswald (Diskussion | Beiträge) (Link)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springenZur Suche springen

Totalitarismus war zunächst ein positiv besetzter Begriff der Propaganda im italienischen Faschismus (= fascismo, ital. von lat. fasces, Rutenbündel; Herrschaftszeichen der röm. Konsuln, Symbol der strafenden Staatsgewalt), um die bewusst totale Beanspruchung aller mit Leib und Seele durch die neue Dynamik der "Politik für alle" zu etikettieren.

Im heute üblichen Sinn ist Totalitarismus ein von den Politikwissenschaften, insbesondere durch Hannah Arendt fundiert, weiterentwickelter Begriff, der die im 20. Jahrhundert erschienenen Phänomene eines monströsen Angriffs der (verabsolutierten) Staatsgewalt auf die Würde des Menschen mittels eines Oberbegriffs zusammenzufassen beabsichtigt. Das Erstarken der Staatsgewalt gegenüber der gesellschaftlichen Ordnung schon im 19. Jahrhundert schuf die Ursachen, von Papst Gregor XVI. und Papst Pius IX. bereits in Umrissen erkannt, von Papst Leo XIII. vollends richtig diagnostiziert, für einen nie gekannten Zugriff der politischen Macht auf alle ihr unterworfenen Menschen und auf jeden Menschen ganz, mit Leib und Seele.

Diese "Ordnungsvergessenheit" entlud sich in den Kriegen, humanitären Katastrophen und Staatsexzessen des 20. Jahrhunderts bis etwa 1989. Nur noch wenige Regionen der Welt sind gegenwärtig vom Totalitarismus bedroht, wobei die Abgrenzung im Einzelfall nicht leicht fällt; und jedenfalls noch keine "Entwarnung" auf Dauer formuliert werden kann. Tendenziell ist der Gedanke der Menschenrechte, wenn auch nicht ohne Zweideutigkeiten, heute im Völkerrecht verankert (vgl. UNO-Ansprache des Papstes 2008).

Kritik

Der Begriff Totalitarismus, der keinerlei Individualismus gelten lässt, wird gelegentlich (von "links") als zu unpräzise kritisiert, da man parteiisch gegen den "Faschismus" und für den Sozialismus argumentieren möchte. Mit solchen Subtitilitäten gerät man aber auf eine schiefe Ebene. Denn wenn Zahlenspiele erst einmal anfangen, so wird man einräumen müssen, dass der atheistische Kommunismus weit mehr Menschenopfer gefordert hat als die autoritären Bewegungen in Spanien und Portugal, Österreich und Ungarn, der Faschismus in Italien u.a. zusammengenommen.

Der heidnisch-politische Modernismus (sozuzusagen eine "politische Theologie") der "Hitler-Bewegung" in Deutschland hingegen, ursächlich für den II. Weltkrieg, fällt nach allgemeiner Meinung (so schon Pius XII., vgl. Summi pontificatus 1939) aus jeder Vergleichbarkeit heraus. Diese fügte, wegen ihres Rassismus und Antisemitismus, dem Totalitarismus eine besondere Qualität der Menschenverachtung ideologischer Art hinzu, die sich eben nicht nur aus der exorbitanten Summe der Opferzahlen ergibt.

Insofern darf der Begriff "Totalitarismus", jedenfalls was seine gegen Religion und Kirche gerichtete Angriffsrichtung betrifft, durchaus als zuverlässige Bezeichnung für das die Menschheit am meisten bedrohende Gesamtphänomen innerhalb der Moderne bewertet werden.