Kreuzweg am Kolosseum 1994

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Der Kreuzweg am Kolosseum unter dem Vorsitz Johannes Pauls II., wurde am Karfreitag dem 1. April 1994 meditiert bzw. gebetet. Er wurde von Bartholomäus I., dem Patriarchen von Konstantinopel verfasst.

Quelle: Auf der Vatikanseite

EINLEITUNGSGEBET

V.: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

A.: Amen.

V: Brüder und Schwestern!

In der Kirche sind wir durch die Gnade des Geistes Zeitgenossen Jesu. Sein Leiden, sein Tod, sein Begräbnis, sein glorreicher Abstieg in die Unterwelt werden uns gegenwärtig, sie vollziehen sich in uns. Und das in den Fels gehauene Grab ist diese Welt, vom Tod versiegelt. Die Fastenzeit gipfelt in diesem Kreuzweg, in diesem Weg der Hoffnung, der zur Osternacht führt, die heller leuchtet als das Licht. Unsere Meditation über die vielleicht eindringlichsten Stellen aus den Evangelien macht uns bereit, Jesus zu begleiten, wie seine Mutter ihn begleitet hat, deren Herz ein Schwert durchbohrte. Doch die Stimme Christi spricht leise zu ihr: Weine nicht, Mutter, denn am dritten Tage werde ich siegreich auferstehen. (Aus der byzantinischen Liturgie) Die ganze Weltgeschichte wird in diesen drei Tagen nachvollzogen und nimmt Sinn an, wenn der Gott-Mensch uns nicht mehr auf dem Berg der Verklärung, sondern im Abgrund und in der Finsternis sucht. Er, der Un-Geteilte, dessen Wesen "communio" (Gemeinschaft) ist, führt uns alle zum Vater und stellt sich für immer zwischen uns und das Nichts.

Kurzes Schweigen.

V: Lasset uns beten.

Herr, mach unsere Herzen aus Stein zunichte beim Anblick deiner Leiden. Laß sie zu Herzen aus Fleisch werden. Laß dein Kreuz all unsere Vorurteile auflösen. Beim Anblick deines qualvollen Todeskampfes mögen unsere Gleichgültigkeit oder unsere Auflehnung vergehen. Herr, laß uns nicht mehr das Los werfen wie die Soldaten am Fuße des Kreuzes. Laß uns aus einer blinden und dummen Geschichte nicht mehr das Los ziehen um deine Kleider, damit wir das nahtlose Gewand der Kirche nicht noch mehr in Stücke zerreißen. Möge die Mutter Gottes uns in deine Geheimnisse einführen, in das Geheimnis der Liebe der Heiligsten Dreifaltigkeit, denn der Vater ist in dir, wenn du leidest und der Geist wacht über dich, wenn du stirbst. Dir, Vater, sei durch Christus, im Heiligen Geist, aller Ruhm und alle Ehre, jetzt und in Ewigkeit.

A.: Amen.

ERSTE STATION: Jesus am Őlberg

V.: Herr, dein Kreuz verehren wir.

A.: Und wir bekennen deine Auferstehung.

Aus dem Evangelium nach Markus (14, 32-36)

Sie kamen zu einem Grundstück, das Getsemani heißt. Jesus nahm Petrus, Jakobus und Johannes mit sich und er sagte zu ihnen:. "Meine Seele ist zu Tode betrübt. Bleibt hier und wacht!" Und er ging ein Stück weiter, warf sich auf die Erde nieder und betete: "Abba, Vater, alles ist dir möglich. Nimm diesen Kelch von mir! Aber nicht, was ich will, sondern was du willst (soll geschehen)."

Meditation

Tausendjähriger Olivenhain. Die Oliven müssen gepreßt werden, damit das Feueröl, der Heilige Geist, auf die Wunden der Welt ausströme.

Leiden Jesu, Einsamkeit, die engsten Freunde sind eingeschlafen. Herr, befreie uns von diesem Schlaf, wenn das Leiden Christi sich fortsetzt im Leiden der Menschen.

Leiden Jesu, Schweigen des Vaters. "Ich und der Vater sind eins" (Joh 10, 30), ein einziger Wille, eine einzige Liebe, doch der menschliche Wille Christi schreit vor Angst, gerade so, als zerreiße sein tiefstes, gottmenschliches Sein. Menschlicher Wille Jesu, Solidarität mit all unseren Einsamkeiten, mit den Traurigkeiten und Auflehnungen, von uns Verbannten, fern vom Olivenhain.

In Christus erfährt Gott auf menschliche Weise all unseren Todeskampf, den ungeheuren Todeskampf der Geschichte, den ungeheuren Hiobsschrei unseres Schicksals, Blutschweiß.

Doch siehe, es erhebt sich das Vertrauen aus der Finsternis, eine zitternde Stimme, noch ungewiß, nicht das, was ich will, nein, das, was du willst . . . Zustimmung. In Jesus stimmt die Menschheit dem Willen des Vaters zu. Möge uns dieser Wille einhüllen, durch die Finsternis hindurch. Die Oliven sind ausgepreßt. In jedem Baum erwacht das siegreiche Kreuz. Garten Eden - Garten des Urspungs: "Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein" (Lk 23, 43).

Gebet

Blutiges Antlitz und doch Antlitz des Vaters, Gesicht, das in der Dunkelheit von Blut trieft, und das wir übersehen haben.

Du, der unendlich Nahe, wandle in unseren Herzen die Angst in Dankbarkeit. Möge das Leid der Menschen in dir Auferstehung werden.

Ruhm und Lob sei dir, Christus, der du einer von uns wirst mehr als wir selbst. Erfülle all unsere Todeskämpfe, all unsere Tode, mit dir, mit deiner Liebe.

A.: Vater unser im Himmel; geheiligt werde dein Name; dein Reich komme; dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute; vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern; und führe uns nicht in Versuchung; sondern erlöse uns von dem Bösen.

Christi Mutter stand mit Schmerzen bei dem Kreuz und weint von Herzen, als ihr lieber Sohn da hing.

ZWEITE STATION: Judas verrät Jesus - Jesus wird verhaftet

V.: Herr, dein Kreuz verehren wir.

A.: Und wir bekennen deine Auferstehung.

Aus dem Evangelium nach Markus (14, 32-36)

Noch während er redete, kam Judas, einer der Zwő1f, mit einer Schar von Männern, die mit Schwertern und Knüppeln bewaffnet waren; sie waren von den Hohenpriestern, den Schriftgelehrten und den Ältesten geschickt worden. Und er kam und sagte: "Rabbi!" Und er küßte ihn. Da ergriffen sie ihn und nahmen ihn fest.

Meditation

Die einen schlafen ein, und der andere, der wacht, verrät. Stumpfheit, Verrat, soll das unsere Geschichte sein? Der Kuß, der von Liebe spricht, wird zum Zeichen des Hasses. Das ganze Leiden Jesu ist verratene Freundschaft, in Haß verwandelte Liebe.

Im Dunkeln blitzen Schwerter auf, doch Gott wehrt sich nicht. In seiner unendlichen Achtung für den Menschen liefert er sich den Mördern aus.

Er liefert sich den Händen der Mörder aus und wird es zulassen, daß sie ihn töten, damiter ihnen durch den Tod sein eigenes Leben schenken kann.

Die, dieglauben, Gott zu besitzen, Hohepriester, Schriftgelehrte und Älteste, wissen ihn lieber in der Ferne als unbeugsamen Herrscher. Und als der menschgewordene Gott zu ihnen kommt, sanften und demütigen Herzens, werfen sie ihn ins Gefängnis.

Gebet

Herr, ich werde dir nicht den Judaskuß geben, sondern ich bekenne mich zu dir wie der Missetäter: Denk an mich, wenn du in dein Reich kommst. (Aus der byzantinischen Liturgie)

Wir wissen über Judas nur, daß er verzweifelt war. Das Erbarmen Gottes kennt keine Grenzen. Doch befreie uns, Herr, von dem Judas, den jeder von unsin sich trägt, wenn Geldgier oder Machthunger sich unserer bemächtigen. Erinnere unsdaran, Herr, daß die Schwerter, die durchbohren, und die Knüppel, die schlagen, den Tod bringen, ihn aber nicht besiegen können.

Zu oft schon haben unsere Kirchen ihre Feinde verfolgt. Gib nun den Christen die Kraft zur demütigen Liebe.

A.: Vater unser ...

Durch die Seele voller Trauer, seufzend unter Todesschauer, jetzt das Schwert des Leidens ging.

DRITTE STATION: Jesus wird vom Hohen Rat verurteilt

V.: Herr, dein Kreuz verehren wir.

A.: Und wir bekennen deine Auferstehung.

Aus dem Evangelium nach Markus (14, 55.60-61.62.64)

Die Hohenprίester und der ganze Hohe Rat bemühten sich um Zeugenaussagen gegen Jesus, um ihn zum Tode verurteilen zu können; sie fanden aber nichts. Da stand der Hohepriester auf, trat in die Mitte und fragte Jesus: "Bist du der Messias, der Sohn des Hochgelobten?" Jesus sagte: "Ich bin es." Und sie fällten einstimmig das Urteil: Er ist schuldig und muß sterben.

Meditation

Seit langem schon verdammen ihn Gelehrte und Mächtige. Einige sagen: Es hat ihn nie gegeben. Vielleicht hat es ihn gegeben, sagen andere; doch wissen wir nichts von ihm. Oder aber: Er ist ein großer Seher, ein großer Prophet, aber er ist ein Mensch und nichts anderes als ein Mensch. Und wir, wir denken wenig an ihn. Wir leben so, als gäbe es ihn nicht. Und doch stellt sich uns eines Tages die Frage: Bist du der Christus, in dem der Gott der Gnade sich uns gibt? Aber dann mit den Glocken der Kirchen, mit der Schönheit der Ikonen, in der Tiefe unseres Herzens bricht Jesus sein Schweigen und sagt: "Ich bin es", und sagt: "Ich bin", was bedeutet "Ich bin Gott." Es bleibt uns nichts anderes, als ihn zu töten, oder aber, uns ihm zu Füßen zu werfen und seine Worte zu wiederholen: "Ich preise dich, Vater, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen hast, den Unmündigen aber offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen" (Mt 11, 25-27).

Gebet

Jesus, der du unschuldig bist und dessen Herkunft eine andere ist, wir haben großen Durst nach Unschuld, wir, die wir täglich die Liebe töten.

Gib uns die Gemeinschaft mit den Unschuldigen, den Törichten in Christus, mit denen, die nichts kannten, - nichts, vielleicht, außer dich - als sie in dieGaskammern geworfen wurden, oder in die Hölle der Kälte, als sie in die Folterkammern geworfen wurden, jene Folterkammer, die das Leben oft ist.

Du bist nicht gekommen, um zu verurteilen, sondern um zu retten; du bist nicht gekommen, um gefangenzunehmen, sondern um zu befreien. Bringe deine Unschuld ein in unsere Kämpfe, in die großen Kämpfe des Geistes, damit sie gewaltlos und ohne Haß bleiben. Bringe deine Unschuld ein in unsere Liebe, in unsere Familien. Lege deine Unschuld in unseren Blick, damit wir in dir das Angesicht des Vaters betrachten. Damit wir in dir die Flamme der Dinge entdecken, Ikone der Gesichter.

A.: Vater unser ...

Welch ein Schmerz der Auserkornen, da sie sah den Eingebornen, wie er mit dem Tode rang!

VIERTE STATION: Jesus wird von Petrus verleugnet

V.: Herr, dein Kreuz verehren wir.

A.: Und wir bekennen deine Auferstehung.

Aus dem Evangelium nach Markus (14, 72)

Gleich darauf krähte der Hahn zum zweltenmal, und Petrus erinnerte sich, daß Jesus zu ihm gesagt hatte: Ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er begann zu weinen.

Meditation

Der Hahnenschrei kündigt den Tag an, den Tag des Reiches ohne Untergang. Und Petrus ängstigt sich: Denn das Reich kommt nicht durch himmlische Heerscharen oder Männer mit Schwertern und Kriegsgerät, sondern es kommt durch den Tod seiner selbst und vor allem durch den Tod des Herrn.

"Nein, all dies soll dir nicht angetan werden", hatte Petrus zu Jesus gesagt, der ihm sein Leiden ankündigte. Aber es wird ihm angetan.

Jesus hatte die heimliche Schwäche des Stärksten erahnt, den ungeduldigen Eifer, der sich plötzlich zurückzieht: "Noch heute nacht, ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen".

Judas hat sich erhängt, am Heil verzweifelnd, gerade am Tag des universalen Heils (h1. Nίcolaus Cabasilas). Doch Petrus bricht in Tränen aus. Tränen des Petrus, in denen er seinen Stolz ertränkt. Tränen des Petrus. Er wird der Erste sein, aber nur als reumütiger Sünder, der nicht im Ruhm, sondern in Liebe vorsteht (hl. Ignatius v. Antiochien).

Gebet

Herr, gib uns die Tränen des Petrus, wenn wir nicht sehen wollen, daß das Leiden der Preis für Ostern ist, daß du den Tod besiegst - aber durch den Tod. Wenn wir nicht sehen wollen, daß das Kreuz der einzige Baum des Lebens ist. Gib uns, die wir auf unseren Glauben stolz sind und begierig, schon an seiner Schwelle Trunkenheit zu verkosten, die wir aber sogleich zu Fall kommen, wenn uns ein Schrecken überfällt, gib uns die Tränen des Petrus: dein unendliches Verzeihen.

A.: Vater unser ...

Angst und Trauer, Qual und Bangen, alles Leid hielt sie umfangen, das nur je ein Herz durchdrang.

FÜNFTE STATION: Jesus wird von Pilatus verurteilt

V.: Herr, dein Kreuz verehren wir.

A.: Und wir bekennen deine Auferstehung.

Aus dem Evangelium nach Markus (15, 14-15)

Sie schrien noch lauter: Kreuzige ihn! Darauf 1ieß Pilatus, um die Menge zufríedenzustellen, Barabbas frei und gab den Befehl, Jesus zu geißeln und zu kreuzigen.

Meditation

Die Menge hatte Jesus zugejubelt, als er in Jerusalem einzog. Jetzt schreit sie: Tötet ihn! Das sind nicht mehr dieselben Menschen, sie werden alle zusammen zu einem wilden Tier, gierig nach Folter und nach Blut. Welches Übel wohnt im Menschen, welche Macht der Finsternis führt zu diesem grausamen Ritual, das den Unschцldigen treffen will?

Jesus ist König. Er ist in Jerusalem als König eingezogen. Hier ist er nun, der König ohne Stadt (hl. Nicolaus Cabasilas). So ist unser Gott, den wir aus seiner Schöpfung ausschließen und der durch seine Fleischwerdung in der Schöpfung jeden Ausschluß in sich aufnimmt.

Grauen der Geschichte, Zerstörungshypnose, töten, um zu vergessen, daß wir sterben müssen. Grauen der Geschichte und welche Ironie: Denn Barabbas heißt "Sohn des Vaters".

Und der Mann, der regiert, Pilatus, ohne andere Wahrheit als seine Macht, schmeichelt der Menge, um ihren Wahn zu lenken und die Ordnung Cäsars zu erhalten. Schreckliche Weisheit der Herrscher, die der Volksmenge Sündenböcke liefern.

Doch bald wird alles anders sein: denn der leidende Knecht "gibt sein Leben als Sühnopfer hin, erblickt das Licht und sättigt sich an Erkenntnis" Jes, 53, 10-11). Und durch ihn werden alle Ausgeschlossenen, alle Menschen ohne Gesicht (so nannte man damals die Sklaven), das Licht erblicken und sich an Erkenntnis sättigen.

Gebet

Herr Jesus, König ohne Reich, öffne die Tür unserer Herzen, damit dein sanftes Licht, das zugleich stark ist wie ein Leben ohne Tod, in der Welt erstrahle, die voll ist mit Menschen wie Barabbas und Pilatus.

Herr Jesus, den unsere Sünden geißeln, du, der du nicht einmal weißt, was das Böse ist und der du schweigst, wenn du geohrfeigt wirst, reiße die dunkle Seite aus uns heraus, den Schwindel des Nichts, damit wir keinen Sündenbock mehr brauchen und in jedem Menschen den "Bar-abbas", den Sohn des Vaters, erkennen, den wider Erwarten befreiten Mörder.

A.: Vater unser ...

Wer könnt' ohne Tränen sehen Christi Mutter also stehen in so tiefen Jammers Not?

SECHSTE STATION: Jesus wird gegeißelt und mit Dornen gekrönt

V.: Herr, dein Kreuz verehren wir.

A.: Und wir bekennen deine Auferstehung.

Aus dem Evangelium nach Markus (15, 17-19) und nach Johannes (19, 5)

Dann legten sie ihm einen Purpurmantel um und flochten einen Dornenkranz; den setzten sie ihm auf und grüßten ihn: Heil dir, König der Juden! Sie schlugen ihm mit einem Stock auf den Kopf und spuckten ihn an. Jesus kam heraus; er trug dίeDornenkrone und den purpurroten Mantel. Pilatus sagte zu ihnen: Seht, da ist der Mensch!

Meditation

Als der Garten Eden verschlossen wurde, kündigte Gott an, daß die Erde Dornen hervorbringen würde, das der Boden verflucht sei und der Mensch vom Tod betroffen werde. Mit den Dornen unserer Leiden und unseres Hasses krönen dich die Peiniger. Der Vater "lud auf ihn die Schuld von uns allen. Mißhandelt, tat er seinen Mund nicht auf, wie ein Lamm, das man zum Schlachten führt" (Jes 53, 7).

Alle Glieder deines heiligen Fleisches haben für uns die Schande ertragen, dein Haupt die Dornen, dein Gesicht Ohrfeigen und Speichel, dein Rücken die Geißelung und deine Hand den Stock (nach der byzantinischen Liturgie). Und doch bist du König, du bist der König des Lebens. Die Henker krönen dich, kleiden dich mit dem königlichen Purpur deines Blutes. In deiner Hand ein Zepter der Verhöhnung, und doch ein Zepter: ohne es zu wissen, prophezeien sie. Und doch bist du Priester: gelassen und hoheitsvoll nimmst du den Schmerz der Welt auf dich, um ihn im Feuer deiner Liebe zu verbrennen; Du warst auf der Hochzeit in Kana. Nun bist du auf der Bluthochzeit.

Gebet

Das ist der Mensch. Zeig uns den Menschen in jedem Gesicht eines Gefolterten. Das ist der Mensch. Zeig uns in jedem Gesicht eines Hungernden - mag er nach Brot oder nach dem Sinn seines Lebens hungern - den Menschen. Das ist der Mensch. In dem gierigen Tier, das blind in den Tod geht, zeige uns das Gesicht, dein Gesicht, zeige uns im Menschen das Bild Gottes.

A: Vater unser ...

Wer nicht mit der Mutter weinen, seinen Schmerz mit ihrem einen, leiden bei des Sohnes Tod?

SIEBTE STATION: Jesus wird mit dem Kreuz beladen

V.: Herr, dein Kreuz verehren wir.

A.: Und wir bekennen deine Auferstehung.,

Aus dem Evangelium nach Markus (15, 20)

Nachdem sie so ihren Spott mit ihm getrieben hatten, nahmen sie ihm den Purpurmantel ab und zogen ihm seine eigenen Kleider wieder an. Dann führen sie Jesus hinaus, um ihn zu kreuzigen.

Meditation

Nach dem Purpшkleid kommt wieder das weiße Kleid: nach dem König der Priester; und da ist der Opferaltar: das Kreuz.

Sie haben ihn hinausgeführt, hinaus aus der heiligen Stadt, hinaus aus dem eifersüchtig gehüteten Heiligtum, das das Weltliche ausschließt: Nunmehr ist er die Quelle der Heiligkeit, für ihn ist nichts "außerhalb": nichts, was nicht geheiligt werden könnte.

Sie haben ihn hinausgeführt weit weg vom Tempel, wo sie die Lämmer schlachten: er ist das Lamm, das die Sünde der Welt auf sich nimmt; es gibt keinen anderen Tempel mehr als seinen Leib: Eucharistie, unsere Zuflucht.

Sie haben ihn hinausgeführt, fern von den Menschen und von Gott, von dem Gott zumindest, den sie behaupten zu kennen, denn "ein Gehenkter ist ein von Gott Verfluchter".(Dtn 21, 23). Doch in ihm offenbart sich der wahre Gott. Sie haben ihn hinausgeführt mit dem Kreuz.

Gebet

Jesus, der du weggejagt wurdest, mögest du nicht mehr außerhalb meiner sein. Mache mein Herz so, daß es deine Bleibe sei.

Jesus, der du weggejagt wurdest, mögest du. nicht mehr außerhalb unserer Kirchen sein, aus denen wir dich verjagen, wenn wir uns ihnen widersetzen.

Jesus, der du weggejagt wurdest, damit niemand mehr "außerhalb" sei, damit niemand mehr ausgeschlossen sei vom Festmahl, zu dem du uns von Geschlecht zu Geschlecht einlädtst (vgl. Homilie nach einem Traktat von Hyppolit über das Osterfest, Sch 27, S. 90).

O Jesus, nun bist du außerhalb dieser Welt, bald aber wirst du sie erhellen.

A.: Vater unser ...

Ach, für seiner Brüder Schulden sah sie ihn die Marter dulden, Geißeln, Dornen, Spott und Hohn!

ACHTE STATION: Simon von Zyrene hilft Jesus das Kreuz tragen

V.: Herr, dein Kreuz verehren wir.

A.: Und wir bekennen deine Auferstehung.

Aus dem Evangelium nach Markus (15,21)

Einen Mann, der gerade vom Feld kam, Simon von Zyrene, . . . zwangen sie, sein Kreuz zu tragen.

Meditation

Simon ist ein jüdischer Name, doch Zyrene ist eine griechische Stadt irgendwo in Afrika. Er ist zurückgekehrt ins Land seiner Väter, er bebaute es. Ein kräftiger Bauer, vom fruchtbarem Ackerboden beschmutzt, vielleicht in froher Stimmung, weil die Obstbäume blühen.

Und so kommt er ans Stadttor, geht vorbei und weiß nicht, was geschieht. Der Soldat der Besatzungstruppe sieht, daß er stark ist und arm und befiehlt ihm, das Kreuz Jesu zu tragen. Er ist kein Jünger, er ist kein Freund. Die Apostel haben sich zerstreut. Er aber weigert sich nicht und trägt das Kreuz, das nicht für ihn bestimmt war.

Das Leben lädt vielen Menschen das Kreuz auf, ohne daß sie wissen, daß es das Kreuz Christi ist. Sie tragen es jedesmal dann, wenn sie ihre Eigensucht überwinden, um einemUnbekannten zu essen zu geben, ihm Kleidung zu verschaffen, ihn aufzunehmen. »Wir kannten dich nicht«, sagen sie zu Christus, doch er erwidert: »Das habt ihr mir getan« (vgl. Mt 25,35-46).

In Simons Augen spiegelte sich noch der Blütenbaum, doch vielleicht hat er unter dem geronnenen Blut ein leuchtendes Antlitz gesehen, und hat gespürt, daß er mehr trug als einen Baum, der bald vertrocknen würde: er hat gespürt, daß er den Baum des Lebens trug.

Gebet

Herr, das Schicksal zwingt uns, das Kreuz zu tragen. Offenbare uns, daß es dein Kreuz ist und daß in Wahrheit du es bist, der unser Kreuz trägt.

Herr, wie Kreuze tragen wir unsere Leiden. Sie sind nicht ohne Liebe und nicht frei von Lüge. Befreie uns durch dein Leiden vom Selbstbetrug und wandle unser Leid - das nicht ohne Liebe ist - in Mitleid.

Herr, wir tragen das Kreuz unseres Tödes, des Todes derer, die wir lieben. Wenn unser Weg mühsam ist, laß uns erkennen, daß du auf uns wartest, du, der du aus meinem Kreuz dein Kreuz machst, das Kreuz der Auferstehung.

A.: Vater unser ...

Ach, das Blut, das er vergossen, ist für mich dahingeflossen; 1aß mich teilen seine Pein.

NEUNTE STATION: Jesus trifft die Frauen von Jerusalem

V.: Herr, dein Kreuz verehren wir.

A.: Und wir bekennen deine Auferstehung.

Aus dem Evangelium nach Lukas (23,27-28.31)

Es folgte eine große Menschenmenge, darunter auch Frauen, die um ihn klagten und weinten. Jesus wandte sich zu ihnen um und sagte: Ihr Frauen von Jerusalem, weint nicht über mich; weint über euch und eure Kinder! Denn wenn das mit dem grünen Holz geschieht, was wird dann erst mit dem dürren werden?

Meditation

Männer haben Jesus verurteilt, aber Frauen folgen ihm und weinen. Unter den Feinden Jesu sind keine Frauen. Die Frauen schlagen sich Zeichen gekränkter Mütterlichkeit, schlagen sich an die Brust. Doch Jesus sagt ihnen: »Weinet nicht. Weine nicht, meine Mutter. In drei Tagen werde ich auferstehen«. (Aus der byzantinischen Liturgie).

Man darf nicht um den Priester weinen, der das Opfer der universalen Heiligkeit feiert. Ober das Schicksal des Menschen muß man weinen, über das, was der Mensch aus seinem Schicksal gemacht hat. Lazarus ist tot, man spürt schon seinen Leichengeruch. Die Feinde belagern bereits die Stadt, die Mächte des Nichts belagern den Menschen und schleppen ihn hin zum Abgrund der Leere.

Jesus nimmt dieses Schicksal an, um es zu besiegen. Er hat den Lazarus auferweckt und ist bereit, anzutreten gegen den, der trennt, gegen den, mit dem er nichts gemeinsam hat. Damit er eines Tages sagen kann: »Ich wische alle Tränen von euren Augen ab; Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn das Frühere ist vergangen« (vgl. Apg 21,4).

Gebet

Der Turm von Schilo stürzt immer noch ein, die Heere stecken die Städte immer noch in Brand. Und all das geschieht nicht, weil du uns bestrafen willst, sondern weil wir dürres Holz werden. Du, grünes Holz, schenk uns deinen Lebenssaft, damit wir wissen, wie wir die Tränen der Frauen von Jerusalem trocknen können.

Mach, daß wir alle, wie Veronika, den Schweiß von deinem Gesicht wischen, damit dein Antlitz auf unseren Ikonen - jeder Mensch ist deine Ikone, dein Abbild - für uns das Tor zur Ewigkeit sei.

A.: Vater unser ...

Laß mich wahrhaft mit dir weinen, mich mit Christi Leid vereinen, solang mir das Leben währt.

ZEHNTE STATION: Jesus wird gekreuzigt

V.: Herr, dein Kreuz verehren wir.

A.: Und wir bekennen deine Auferstehung.

Aus dem Evangelium nach Markus (15,24)

Dann kreuzigten sie ihn. Sie warfen das Los und verteilten seine Kleider unter sich und gaben jedem, was ihm zufiel.

Meditation

Heute wird der an den Galgen gehängt, der in seiner Unermeßlichkeit die Welten trägt. Er ist festgenagelt, der Bräutigam der Kirche. Eine Lanze durchbohrt ihn, den Sohn der Jungfrau. Wir beten dein Leiden an, Christus, es komme deine Auferstehung. (Nach der byzantinischen Liturgie)

Heute erfährt Jesus das Schaudern des am Kreuz ausgespannten Leibes, die angstvolle Verwirrung der Seele, und die Verachtung der Menschen. Nunmehr ist er der Bruder der Gefolterten, der Verzweifelten, der Verachteten.

Heute erfährt er, der einzig Lebendige, - »ich bin die Auferstehung und das Leben« (Joh 11,25) - geboren aus der Jungfrau, ohne ihre Jungfräulichkeit zu verletzen, eine Pein, die über alles Menschenmaß hinausgeht. Eine Torheit für die, die die Weisheit verehren, für uns jedoch Macht Gottes und Weisheit Gottes (1 Kor 1,23)

Jesus, der du die Arme für immer weit ausgebreitet hältst, möge aus deiner durchbohrten Seite das Wasser der Taufe und das Blut der Eucharistie fließen. Nur einige Tropfen Blut erneuern die ganze Welt (hl. Gregor Nazianz), das Morgenlicht des Geistes erhebt sich aus dem gefolterten Leib.

Gott mußte für uns Mensch werden und sterben, damit wir wieder leben konnten (ebd.). Der Baum der Schande wird zum Baum des Lebens, die Achse der Welt, die all unseren Schmerz sammelt, um ihn dem Feuer des Geistes darzubieten.

Dieser Baum erhebt sich von der Erde bis in den Himmel. Leiter Jakobs, Weg der Engel, seine Frucht hat alles Leben in sich, wir essen davon und wenn wir davon essen, werden wir nicht sterben (ebd. Osterpredigt).

Gebet

Kreuz Christi, du allein kannst über uns das Urteil sprechen, du allein offenbarst uns die alles Verstehen übersteigende Liebe Gottes.

Kreuz Christi, alleinige Antwort an Ijob, auf die unzähligen Menschen in der Geschichte, die wie Ijob sind: dein Anblick bringe alle Auflehnung in uns zum Schweigen und mache allen Haß lächerlich.

Kreuz Christi, laß uns in den schwierigsten Augenblicken nicht in Verzweiflung fallen, sondern uns dir zu Füßen werfen, damit der, der an dir erhöht wurde, uns alle an sich ziehe in dem Paradox seiner Herrlichkeit.

A.: Vater unser ...

Daß mein Herz von Lieb' entbrenne, daß ich nur noch Jesus kenne, daß ich liebe Gott allein.

ELFTE STATION: Jesus verheißt dem einsichtigen Missetäter sein Reich

V.: Herr, dein Kreuz verehren wir.

A.: Undwir bekennen deine Auferstehung.

Aus dem Evangelium nach Lukas (23, 39-43)

Einer der Verbrecher, die neben ihm hingen, verhöhnte ihn: Bist du denn nicht der Messias? Dann hίlf dir selbst! Der andere aber wies ihn zurecht und sagte: Nicht einmal du fürchtest Gott? Uns geschieht recht, wir erhalten den Lohn für unsere Taten, dieser aber hat nichts Unrechtes getan. Dann sagte er: Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst. Jesus antwortete ihm: Amen, ich sage dir. Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.

Meditation

Unser ganzes Schicksal läßt sich zusammenfassen in dem der beiden Missetäter. Sie sind keine Fremden für uns. Sie sind wir selbst. Wir haben keine andere Wahl als zwischen dem auf der rechten und dem auf der linken Seite. Der auf der linken Seite wendet sich mit einer letzten Versuchung an Jesus: »Wenn du der Messias bist, so rette dich selbst!« Schon die Priester und die Soldaten hatten gesagt: »Er soll sich selbst helfen, dann werden wir an ihn glauben.«

Doch während Jesus schweigt; sagt der andere Missetäter zu dem ersten: »Wir Menschen töten und werden getötet, der Tod ist tief in uns hineingeschrieben. Aber für Jesus, in dem es nichts Böses gibt, ist der Tod kein Verhängnis sondern nur ein Tod aus Liebe.«

Und der Missetäter, ohne Bewegungsfreiheit ans Kreuz genagelt, bewahrt sich die letzte Freiheit, die Freiheit des Glaubens, und ruft: »Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst!« Vielleicht hat er es erfaßt daß das Reich nicht erst zu kommen braucht, sondern schon da ist, daß es Jesus ist in seinem Opfer der Liebe. Es ist da, es ist Jesus: mit dem Vater; der ein einziger Lebenshauch ist. In Ihm wird die Erde des Leidens zum Paradies.

Und Jesus lenkt seinen Blick auf den Missetäter und sagt: »Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.«

Gebet

Jesus, jeder von uns ist sogleich der fluchende Missetäter und der einsichtige Missetäter. Herr, ich glaube, aber hilf meinem Mangel an Glauben! Ich bin festgenagelt an den Tod, es bleibt mir nichts übrig, als zu rufen: »Jesus, denk an mich, wenn du mit deinem Reich kommen wirst!«

Jesus, ich weiß nichts, ich verstehe nichts in dieser Welt der Greuel. Aber du kommst zu mir, mit offenen Armen, mit offenem Herzen, schon allein deine Gegenwart ist mein Paradies. Denk an mich, wenn du mit deinem Reich kommen wirst!

Ehre und Lob sei dir, der du nicht die Gesunden, sondern die Kranken aufnimmst, du, dem ein Bösewicht zum unerwarteten Freund wird, einer, den die Gerechtigkeit der Menschen verstoßen hat. Schon steigst du hinab in die Unterwelt und befreist, die sich für verurteilt hielten, und nun zu dir rufen: »Denk an uns, Herr, wenn du mit deinem Reich kommen wirst!«

A.: Vater unser ...

Heilge Mutter, drück die Wunden, die dein Sohn am Kreuz empfunden, tief in meine Seele ein.

ZWÖLFTE STATION: Jesus am Kreuz, die Mutter und der Jűnger

V.: Herr, dein Kreuz verehren wir.

A.: Und wir bekennen deine Auferstehung.

Aus dem Evangelium nach Johannes (19,26-27)

Als Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte er zu seiner Mutter. Frau, siehe, dein Sohn! Dann sagte er zu dem Jünger. Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm sie der Jűnger zu sich.

Meditation

Am Fuß des Kreuzes: Maria und Johannes, die Mutter und der Lieblingsjünger. Maria, die Mutter Gottes: Sie hat dem Engel ihr Jawort gegeben und vollkommen frei die Tragödie unserer Freiheit aufgehoben. In der friedvollen Klarheit ihres Leibes hat sie ein Kind getragen. Und nun durchbohrt ein Schwert ihr Herz.

Johannes, der einzige Jünger, der bis ans Ende treu bleibt. Beim letzten Abendmahl lehnte er seinen Kopf an das Herz des Meisters, an das Herz der Welt. Er bewahrte seine letzten Worte von der Einheit Jesu mit dem Vater, und die Verheißung des Heiligen Geistes.

Frau, sagt.Jesus. Frau: In ihr ist alle Fraulichkeit, alle Zärtlichkeit, alle Schönheit. Starke Frau voll Würde, die du all das in deinem Herzen bewahrst, dein auferstandener Sohn wird den Augen der Menschen entschwinden, aber sieh, du hast einen Sohn in deinem Sohne. Hüterin dieser Adoption, Mutter aller Menschen, sei gegrüßt, Gnadenvolle, der Herr ist mir dir.

Und Johannes nimmt sie in sein Haus auf, in seine Liebe, schweigend ist sie nun da, im großen Schweigen der Anbetung. Möge sie so in unseren Häusern sein, die Mutter aller Treue, aller Zärtlichkeit. Möge sie so im Haus der Welt sein, die Erde unermeßlicher Fruchtbarkeit.

Das ist der Anfang der Kirche, geboren aus dem Holz des Kreuzes. Wie ein erstes Pfingsten, als Jesus, sein Haupt neigend, den Geist aushauchte.

Gebet

Jesus, durch den Vater Sohn des Himmels, durch die Mutter Sohn der Erde, mache uns zu Kindern der Erde und des Himmels durch die Fürbitte der Gottesmutter.

Jesus, eine Lanze hat deine Seite durchbohrt, vielleicht auch dein Herz. Und dir, Maria, zerreißt ein Schwert das Herz. Herr, nimm auch uns in diesen qualvollen Austausch hinein durch die Fürbitte der Gottesmutter.

Jesus, Sohn der Jungfrau, mache uns, wie den Jünger, den du liebtest, zu Zeugen des Lichtes und des Lebens, Zeugen für das Licht des Lebens, durch die Fürbitte der Gottesmutter.

A.: Vater unser ...

Sah ihn trostlos und verlassen an dem blutgen Kreuz erblassen, ihren lieben, einzgen Sohn.

DREIZEHNTE STATION: Jesus stirbt am Kreuz

V.: Herr, dein Kreuz verehren wir.

A.: Und wir bekennen deine Auferstehung.

Aus dem Evangelium nach Markus (15, 34.36-37)

Und in der neunten Stunde rίef Jesus mit lauter Stimme: Eloi, Eloi, 1ema sabachtani? das heißt übersetzt. Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Einer lief hin, tauchte einen Schwamm in Essig, steckte ihn auf einen Stock und gab Jesus zu trinken. Jesus aber schrie laut auf. Dann hauchte er den Geist aus.

Meditation

Jesus, das menschgewordene Göttliche Wort ist bis zur äußerstenGrenze gegangen, an die die verlorene Menschheit gelangenkonnte. »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?« Unendlicher Abstand, maßlose Qual, Wunder der Liebe.

Zwischen Gott und Gott, zwischen den Vater und den menschgewordenen Sohn stellt sich unsere Verzweiflung, mit der Jesus bis auf den Grund solidarisch sein will.

Abwesenheit Gottes: Das ist die Hölle. »Mich dürstet«, sagt Jesus noch, ein Echo des Psalmwortes: »Meine Kehle ist trocken wie eine Scherbe, die Zunge klebt mir am Gaumen, du legst mich in den Staub des Todes« (Ps 22/21,16). Gott dürstet nach demMenschen, doch derMensch flieht vor ihm, er errichtet eine Trennmauer. Jesus, angenagelt an diese Mauer, sagt: »Mich dürstet, und es wird ihm Essig gegeben.

Die ewige Umarmung des Vaters und des Sohnes wird zum Abstand zwischen Himmel und Hölle. »Eloi, Eloi, 1ema sabachtani?« Als ob, für einen Augenblick, der gekreuzigte Gott zum Gottlosen geworden wäre.

In diesem Augenblick ereignet sich derUmschwung. Der menschliche Wille in Jesus stimmt, wie in Getsemani, zu. »Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist« (Lk 23,46). Der Abgrund der Verzweiflung verschwindet wie ein lächerlicher Tropfen Haß im unermeßlichen Abgrund der Liebe. Zwischen Vater und Sohn erstreckt sich nicht mehr die Hölle, sondern da ist der Heilige Geist.

Gebet

Jesus, du hast dich selbst entäußert und Knechtsgestalt angenommen bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz (vgl. Lk 23,46). Lehre uns am Tag der Angst oder der Todesnot sagen: »Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.«

Nun sind Himmel, Erde und Unterwelt voll Licht (vgl. Ostermatutin der byzantinischen Liturgie). Nichts kann uns von dir trennen. »Wohin könnte ich fliehen vor deinem Geist? Steige ich in die Unterwelt, bist du zugegen« (Ps 139/138,7.8). Geopferter Hirte, nimm uns auf deine Schultern, um uns zum Vater zurückzubringen. Möge der am meisten gepeinigte Ungläubige in dir schließlich die Antwort finden.

Lob dir, Jesus, unser Gott: Du verwandelst das Kreuz der Hoffnungslosigkeit in das österliche Kreuz.

A.: Vater unser ...

Unterm Kreuz mit dir zu stehen, unverwandt hinaufzusehen, ist es, was mein Herz begehrt.

VIERZEHNTE STATION: Jesus wird ins Grab gelegt

V.: Herr, dein Kreuz verehren wir.

A.: Und wir bekennen deine Auferstehung.

Aus dem Evangelium nach Markus (15,46)

Josef kaufte ein Leinentuch, nahm Jesus vom Kreuz, wickelte ihn in das Tuch und legte ihn in ein Grab, das in einen Felsen gehauen war.

Meditation

Ein Josef hat dich beschützt, als du noch Kind warst.. Ein anderer Josef löst dir behutsam die Nägel aus dem Kreuz. Seinen Händen bist du mehr überlassen als ein Kind den Händen seiner Mutter. Er legt die Reliquie deines makellosen Leibes in den Schoß des Felsens.

Der Stein wird davorgerollt, alles ist still. Es ist der geheimnisvolle Samstag. Alles schweigt die Schöpfung hält den Atem an. In die völlige Leere der Liebe steigt Christus hinab. Aber als Sieger.

Er glüht vom Feuer des Geistes. Bei seiner Berührung lösen sich die Bande der Menschheit auf. O Leben, wie kannst du sterben? Ich sterbe, um die Macht des Todes zu zerstören und die Toten aus der Unterwelt aufzuerwecken (vgl. byzantinische Liturgie).

Alles schweigt. Aber der große Kampf ist zu Ende.. Besiegt ist der, der entzweit Unter der Erde, in der Tiefe unserer Seelen, hat sich ein Feuerfunke entzündet.

Ostervigíl. Alles schweigt Aber voll Hoffnung. Der letzte Adam reicht dem ersten Adam die Hand. Die Muttergottes trocknet Evas Tränen (ebd.). Rings um den Todesfelsen blüht der Garten auf.

Gebet

O mein Befreier, ich war weit von dir weg geflohen in die tödliche Härte des Felsens. Aber du zerbrichst jede Schranke und nimmst alle Gefangenen mit, die Gefangenen ihrer selbst und des Teufels. Du führst sie dem anbrechenden Ostermorgen, entgegen, denn die Liebe ist stark wie, der Tod (vgl. Hld 8,6). Ich halte meine Seele in Frieden und Schweigen, wie ein kleines Kind sich an die Brust seiner Mutter schmiegt (vgl. Ps 131/130,2). Ich weiß,daß du mich finden wirst.

Königlicher Jesus, leuchte auf in der Finsternis, du Fackel des Lebens! Das Schweigen vibriere von deiner Gegenwart, die Welt sei nicht mehr als ein leeres Grab! Die beiden Adam erkennen sich gegenseitig im Licht, in den Gräbern gibt es keine Toten mehr. Christus ist von den Toten erstanden, durch den. Tod macht er den Tod zunichte. Denen, die in den Gräbern sind, bringt er das Leben. (vgl. byzantinische Liturgie).

A.: Vater unser ...

Jesus, wann mein Leib wird sterben, 1aß dann meine Seele erben deines Himmels Seligkeit. Amen.