Hierarchie der Wahrheiten

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Hierarchie oder Rangordnung der Wahrheiten (lateinisch: hierarchia veritatum) "bedeutet, dass die verschiedenen Glaubenswahrheiten um ein Zentrum, einen Mittelpunkt angeordnet und auf ihn hingeordnet sind,"<ref name="start">Joseph Kardinal Ratzinger/Christoph Schönborn: Kleine Einführung zum Katechismus der Katholischen Kirche, Verlag Neue Stadt 1993, S. 40+41 (96 Seiten; 2. Auflage; ISBN 3-87996-312-6).</ref> "je nach der verschiedenen Art ihres Zusammenhangs mit dem Fundament des christlichen Glaubens."(UR, Nr. 11).

Bedeutung

Der Gedanke der Hierachie der Wahrheiten sagt aus, dass unter den Dogmen "wechselseitge Verbindungen" (nexus mysteriorium)<ref>KKK 90: Zur Auslegung der Dogmen, zitiert wird I. Vatikanisches Konzil: Dei filius, DH 3016,</ref> bestehen und gewisse Dogmen in anderen, grundlegenderen begründet sind und durch sie erhellt werden.<ref>Kongregation des Heiligen Offiziums : Erklärung Mysterium ecclesiae über die Kirche und ihre Verteidigung gegen einige Irrtümer von heute vom 24. Juni 1973, Nr. 4.</ref> Nicht alle haben "den gleichen hervorragenden, gleichsam zentralen Platz des in Jesus Christus geoffenbarten Heilsmysteriums".<ref> Sekretariat für die Förderung der Einheit der Christen, Ökumenisches Direktorium Teil 2: Spiritus domini vom 16. April 1970, Nr. 5.</ref> "Alle offenbarten Wahrheiten entspringen aus derselben göttlichen Quelle und werden mit ein und demselben Glauben geglaubt, doch einige von ihnen sind wichtiger, um unmittelbarer das Eigentliche des Evangeliums auszudrücken." Das gilt sowohl für die Glaubensdogmen als auch für das Ganze der Lehre der Kirche, einschließlich der Morallehre.<ref>Apostolisches Schreiben Evangelii gaudium vom 24. November 2013, Nr. 36.</ref>

Im Bezug zur Ökumene betont ein Arbeitsdokument des Päpstlichen Rates für die Förderung der Einheit der Christen 1970: "Im Leben wie auch in der Lehre einer jeden Kirche (bzw. kirchlichen Gemeinschaft) erscheint nicht alles auf der gleichen Ebene; gewiss fordern alle offenbarten Wahrheiten dieselbe Glaubenszustimmung; aber gemäß ihrer mehr oder weniger großen Nähe zum Fundament des offenbarten Geheimnisses stehen sie in einem jeweils verschiedenen Verhältnis zueinander, und ihre Beziehungen miteinander sind verschieden. Zum Beispiel setzt das Dogma von der Unbefleckten Empfängnis Mariens, das nicht von der Erklärung des Konzils von Ephesus über Maria, die Mutter Gottes, isoliert werden darf, um recht erkannt und in authentischem Glauben gelebt zu werden, das Dogma von der Gnade voraus, mit dem es zusammengehört und das seinerseits notwendig auf der Lehre von der erlösenden Fleischwerdung des Wortes beruht."<ref>Sekretariat für die Förderung der Einheit der Christen: Arbeitsdokument En mars 1966 Erwägungen und Hinweise zum Ökumenischen Dialog mit erläuternder Vorbemerkung vom 15. August 1970.</ref>

Fundamental für den christlichen Glauben ist "das trinitarisch-christologische Geheimnis als dogmatische Konzentration des göttlichen Handelns", und von zentraler Bedeutung sind "alle Glaubensaussagen, die unmittelbar auf das eschatologische Heil hinweisen (Trinität, Inkarnation, Geistsendung)." Eine hierachisch geordnete Struktur der Glaubenssätze "setzt voraus, dass jeder Satz als Ausdruck der einen Wahrheit der Offenbarung wahr, aber nicht von gleicher Bedeutung für Lehre und Leben ist." "Kein Satz darf explizit geleugnet werden", jedoch ist denkbar, dass vom einzelnen Menschen nicht alle Glaubensinhalte essentiell gleich intensiv bejaht und gelebt werden können und müssen.<ref>Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Aufl., Bd. 5 Sp. 84f. (Wolfgang Beinert, Art. "Hierarchia veritatum"; dazu DH 3683.</ref>

Entstehung des Begriffs

In der Sache ist die Hierarchie der Wahrheiten ein uraltes hermeneutisches Prinzip. Es wurde ausdrücklich bei den Beratungen des Zweiten Vatikanischen Konzils am 25. November 1963 von Erzbischof Andrea Pangrazio (Gorizia, Italien) in einer Rede formuliert und in den Text des Dekrets über den Ökumenismus "Unitatis redintegratio" aufgenommen.<ref>Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Aufl., Bd. 5 Sp. 84 (Wolfgang Beinert, Art. "Hierarchia veritatum".</ref>

„"Beim ökumenischen Dialog [müssen] die katholischen Theologen, wenn sie in Treue zur Lehre der Kirche in gemeinsamer Forschungsarbeit mit den getrennten Brüdern die göttlichen Geheimnisse zu ergründen suchen, mit Wahrheitsliebe, mit Liebe und Demut vorgehen. Beim Vergleich der Lehren miteinander soll man nicht vergessen, dass es eine Rangordnung oder 'Hierarchie' der Wahrheiten innerhalb der katholischen Lehre gibt, wie nach der verschiedenen Art ihres Zusammenhangs mit dem Fundament des christlichen Glaubens. So wird der Weg bereitet werden, auf dem alle in diesem brüderlichen Wettbewerb zur tieferen Erkenntnis und deutlicheren Darstellung der unerforschlichen Reichtümer Christi angeregt werden ({{#ifeq: Brief des Apostels Paulus an die Epheser | Hierarchie der Wahrheiten |{{#if: Eph|Eph|Brief des Apostels Paulus an die Epheser}}|{{#if: Eph |Eph|Brief des Apostels Paulus an die Epheser}}}} 3{{#if:8|,8}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }})."“{{#if: Unitatis redintegratio Nr. 11<ref>Nr. 11.</ref> || }}

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Reichweite

Papst Johannes Paul II. schreibt 1980 über den ökumenischen Dialog: Man kann "vom ökumenischen Gesichtspunkt der Einheit der Christen her in keiner Weise verlangen, dass die Kirche auf bestimmte von ihr verkündete Wahrheiten verzichtet. Dies wäre im Widerspruch zu dem Weg, den das Konzil gezeigt hat. … Ich habe schon auf die 'Hierarchie' oder Rangordnung der Wahrheiten innerhalb der katholischen Lehre hingewiesen, deren sich die Theologen bewusst sein müssen, insbesondere” beim Vergleich der Lehren miteinander“.<ref>Johannes Paul II.: Schreiben an DBK vom 15. Mai 1980 in Bezug zu Prof. Hans Küng vom 15. Mai 1980.</ref>

"Hierarchie der Wahrheiten" im Sinne des Konzils meint nicht, dass man sich auf einige Kernpunkte des Glaubens beschränken und das Übrige vernachlässigen kann, und es meint ebenso wenig, dass es "sichere" und "weniger sichere" Wahrheiten gibt. Joseph Kardinal Ratzinger hat dies wiederholt ausgeführt: Die "Hierarchie der Wahrheiten" sei nicht als ein "Prinzip der Subtraktion" zu verstehen, als könnte der Glauben auf einige wesentliche Punkte reduziert werden, während der Rest als nicht so bedeutend in das Belieben des einzelnen gestellt wäre. "Hierarchie der Wahrheiten" bedeute vielmehr ein organisches Strukturprinzip, das nicht mit den Gewissheitsgraden verwechselt werden dürfe. "Hierarchie der Wahrheiten" bedeutet, dass die verschiedenen Glaubenswahrheiten um ein Zentrum, einen Mittelpunkt angeordnet und auf ihn hingeordnet sind, aber nicht, dass Wahrheiten, die nicht im Zentrum stehen, deswegen weniger wahr wären.<ref name="start" />

Päpstliche Schreiben

Franziskus

Literatur

siehe auch: Analogie des Glaubens

Anmerkungen

<references />