Offenbarung
Das Fundament und die Basis des Glaubens ist die Offenbarung Gottes in seinem Wort und den Sakramenten. Der Offenbarungsinhalt ist nichts anderes als Gott selbst. Wenn von Offenbarung Gottes die Rede ist, muß stets von Unüberbietbarem und daher von der Selbstmitteilung Gottes die Rede sein. (Selbstmitteilung bedeutet allerdings nicht, dass sich Gott im mitgeteilten Wort erschöpft!) Dem, der glaubt, wird offenbar, dass er in der Gemeinschaft mit Gott lebt. Dies erfährt der Gläubige im Hören auf das Wort Gottes und in der Feier der Sakramente.
Die Offenbarung ist der Weg, der unsere Erkenntnis in Erkenntnisbereiche führt, die dem menschlichen Wissen an und für sich verschlossen sind, weil unsere Gemeinschaft mit Gott mit der Vernunft nicht an der Welt ablesbar ist. Jedoch erlaubt bereits das natürliche Licht der Vernunft, mit Gewissheit auf die Existenz Gottes als des Schöpfers der Welt zu schließen. Diese natürliche Gewissheit vermittelt jedoch nur eine erste Ahnung von den Eigenschaften Gottes.
Ihre überragende Sicherheit empfängt die Offenbarung von Ihrem Schöpfer, von Gott als dem Urquell aller Wahrheit, der nicht täuscht und sich nicht täuschen kann. Da es, wenn Gott sich selbst uns Menschen mitteilt, um Unüberbietbares geht, auf das man sich im Leben und im Sterben verlassen kann, ist somit eine Täuschung auch nicht möglich.
Hierher rührt die einzigartige Würde der Offenbarung und ihrer Erkenntnis, die alle Erfahrungswerte unserer eigenen natürlichen Erfahrung, und alle unmittelbare Evidenz des natürlichen Erkenntnisbereiches, bei weitem übersteigt.
Nur was Gott selbst verbürgt, kann auf Glaubensgewissheit (als einer Gewissheit, die alle Gewissheiten übersteigt) Anspruch erheben. Alle Glaubensaussagen müssen daher die Selbstmitteilung Gottes implizieren. Alles andere ist als Wort Gottes nicht verständlich. Nur Gott gegenüber darf der Gehorsam des Glaubens im eigentlichen Sinne geleistet werden: Der menschliche Glaube und seine Sicherheit sind nur Abglanz, Schatten jenes Lichtes, das die göttliche Autorität und der ihr geschuldete Gehorsam ausstrahlen.
So bedeutet die übernatürliche Heilsordnung eine neue Seins- und Lebensordnung für den Menschen – eingegliedert in den Lebensstrom, der vom innergöttlichen, innertrinitarischen Erkenntnis- und Liebesleben ausgeht und in jenem goldenen Zirkel zu diesem zurückkehrt: Jener Weg, der den Menschen aufnimmt, um an diesem Erkenntnis- und Liebesstrom teilzuhaben, ist Christus selbst: qui est via nobis tendendi in Deum (Thomas von Aquin).
Sofern die Kirche die Heilige Schrift mit der Tradition als Offenbarungsquellen bezeichnet (vgl. Dei Verbum), setzen diese Quellen (im Sinne von uns zugänglichen, zuverlässigen Zeugnissen), doch die eigentliche Quelle voraus, Gott selbst.