Kardinal de Richelieu: Unterschied zwischen den Versionen
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− | [[Image:KardinalRichelieu.jpg|thumb|right|Richelieu, "dreifaltig"]]'''Armand-Jean du Plessis, duc de Richelieu''', genannt vor allem '''Kardinal Richelieu''', (* 9. September 1585 auf Schloss Richelieu; † 4. Dezember 1642 in [[Paris]]), ist der "Erfinder" der modernen ''Staatsraison'' und Wegbereiter des frz. [[Absolutismus]]. Als führender "Berufspolitiker" seiner Zeit diente er dem frz. König Ludwig XIII. seit 1624 bis 1642 als erster Minister, durchaus mit einer Machtfülle ausgestattet, die heutigen Premierministern entspricht, jedoch vom Vertrauen des Königs abhängig. Er wurde bereits jung (Reform-) [[Bischof]] von Luçon (1608) und führte dort die Dekrete ein, die das [[Konzil von Trient]] beschlossen hatte. Papst [[Gregor XV.]] erhob ihn auf Betreiben der Königinmutter zum [[Kardinal]] (1622), daher "rote Eminenz" genannt, in Kontrast zu seinem Vertrauten, dem Kapuziner père Joseph, der "grauen Eminenz". Er war der 1. [[Herzog]] von Richelieu (1631) und 1. [[Herzog]] von Fronsac (1634). Überdies wirkte er auch als Generalabt von [[Cluny]], [[Cîteaux]] und [[Prémontré]] zugleich. | + | [[Image:KardinalRichelieu.jpg|thumb|right|Richelieu, "dreifaltig"]]'''Armand-Jean du Plessis, duc de Richelieu''', genannt vor allem '''Kardinal Richelieu''', (* 9. September 1585 auf Schloss Richelieu; † 4. Dezember 1642 in [[Paris]]), ist der "Erfinder" der modernen ''Staatsraison'' und Wegbereiter des frz. [[Absolutismus]]. Als führender "Berufspolitiker" seiner Zeit diente er dem frz. König Ludwig XIII. seit 1624 bis 1642 als erster Minister, durchaus mit einer Machtfülle ausgestattet, die heutigen Premierministern entspricht, jedoch vom Vertrauen des Königs abhängig. Er wurde bereits jung (Reform-) [[Bischof]] von Luçon (1608) und führte dort die Dekrete ein, die das [[Konzil von Trient]] beschlossen hatte. Papst [[Gregor XV.]] erhob ihn auf Betreiben der Königinmutter zum [[Kardinal]] (1622), daher "rote Eminenz" genannt, in Kontrast zu seinem Vertrauten, dem Kapuziner ''père Joseph'', eigentlich [[François Le Clerc du Tremblay]], der "grauen Eminenz". Er war der 1. [[Herzog]] von Richelieu (1631) und 1. [[Herzog]] von Fronsac (1634). Überdies wirkte er auch als Generalabt von [[Cluny]], [[Cîteaux]] und [[Prémontré]] zugleich. |
− | Seine vorrangigen Ziele waren die neuzeitliche Umgestaltung [[Frankreich]]s in einen absolutistischen [[Staat]] und das Beenden der [[Habsburg|habsburgischen]] Vormachtstellung in [[Europa]]. Zu diesem Zweck scheute er keine Art von Konflikt oder Bündnis, auch nicht mit dem Protestantismus. Das brachte die [[Gegenreformation]] zum Erliegen und trug Richelieu den Hass des Frommen (''parti devot'') ein, die er früh bekämpfte. Die geistliche Bewegung des [[Jansenismus]] wäre ohne die Opposition gegenüber den politischen Maximen Richelieus und seiner Nachahmer nicht so stark geworden. Richelieu war in der Bevölkerung extrem unbeliebt, wovon auch Romane wie ''Die drei Musketiere'' beredtes Zeugnis geben. | + | Seine vorrangigen Ziele waren die neuzeitliche Umgestaltung [[Frankreich]]s in einen absolutistischen [[Staat]] und das Beenden der [[Habsburg|habsburgischen]] Vormachtstellung in [[Europa]]. Zu diesem Zweck scheute er keine Art von Konflikt oder Bündnis, auch nicht mit dem Protestantismus. (Im eigenen Land bekämpfte er die Hugenotten rücksichtslos.) Das brachte die [[Gegenreformation]] zum Erliegen und trug Richelieu den Hass des Frommen (''parti devot'') ein, die er früh bekämpfte. Die geistliche Bewegung des [[Jansenismus]] wäre ohne die Opposition gegenüber den politischen Maximen Richelieus und seiner Nachahmer nicht so stark geworden. Richelieu war in der Bevölkerung extrem unbeliebt, wovon auch Romane wie ''Die drei Musketiere'' beredtes Zeugnis geben. |
− | Er war jedoch ein herausragender Staatsmann, überdies in der ''persönlichen Frömmigkeit'' über jeden [[Zweifel]] erhaben, wenn auch als Theologe unbedeutend. | + | Er war jedoch ein herausragender Staatsmann, vielseitig interessiert, Gründer der [[Académie française]] und überdies in der ''persönlichen Frömmigkeit'' über jeden [[Zweifel]] erhaben, wenn auch als Theologe unbedeutend. Er verfasste aber sogar eine Apologie des [[Katholizismus]]. |
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Version vom 4. September 2008, 09:42 Uhr
Armand-Jean du Plessis, duc de Richelieu, genannt vor allem Kardinal Richelieu, (* 9. September 1585 auf Schloss Richelieu; † 4. Dezember 1642 in Paris), ist der "Erfinder" der modernen Staatsraison und Wegbereiter des frz. Absolutismus. Als führender "Berufspolitiker" seiner Zeit diente er dem frz. König Ludwig XIII. seit 1624 bis 1642 als erster Minister, durchaus mit einer Machtfülle ausgestattet, die heutigen Premierministern entspricht, jedoch vom Vertrauen des Königs abhängig. Er wurde bereits jung (Reform-) Bischof von Luçon (1608) und führte dort die Dekrete ein, die das Konzil von Trient beschlossen hatte. Papst Gregor XV. erhob ihn auf Betreiben der Königinmutter zum Kardinal (1622), daher "rote Eminenz" genannt, in Kontrast zu seinem Vertrauten, dem Kapuziner père Joseph, eigentlich François Le Clerc du Tremblay, der "grauen Eminenz". Er war der 1. Herzog von Richelieu (1631) und 1. Herzog von Fronsac (1634). Überdies wirkte er auch als Generalabt von Cluny, Cîteaux und Prémontré zugleich.
Seine vorrangigen Ziele waren die neuzeitliche Umgestaltung Frankreichs in einen absolutistischen Staat und das Beenden der habsburgischen Vormachtstellung in Europa. Zu diesem Zweck scheute er keine Art von Konflikt oder Bündnis, auch nicht mit dem Protestantismus. (Im eigenen Land bekämpfte er die Hugenotten rücksichtslos.) Das brachte die Gegenreformation zum Erliegen und trug Richelieu den Hass des Frommen (parti devot) ein, die er früh bekämpfte. Die geistliche Bewegung des Jansenismus wäre ohne die Opposition gegenüber den politischen Maximen Richelieus und seiner Nachahmer nicht so stark geworden. Richelieu war in der Bevölkerung extrem unbeliebt, wovon auch Romane wie Die drei Musketiere beredtes Zeugnis geben.
Er war jedoch ein herausragender Staatsmann, vielseitig interessiert, Gründer der Académie française und überdies in der persönlichen Frömmigkeit über jeden Zweifel erhaben, wenn auch als Theologe unbedeutend. Er verfasste aber sogar eine Apologie des Katholizismus.