19. Jahrhundert: Unterschied zwischen den Versionen
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
− | Das '''XIX. Jahrhundert''' war durch eine bereits stürmische Entwicklung gekennzeichnet, politisch, | + | Das '''XIX. Jahrhundert''' war durch eine bereits stürmische Entwicklung gekennzeichnet, politisch, [[wissenschaft]]lich, sozial (insb. durch die [[Arbeiterbewegung]]) und industriell. Zwischen euphorischer Aufnahme der Impulse der frz. [[Revolution]] von 1789 einerseits und heftiger Gegenwehr gegen [[Napoleon]] (bis 1815) blieb das ganze Jahrhundert durch die von Frankreich und England ausgehende Modernisierung geprägt. Beide Kolonialmächte weiteten ihre Imperien ''bis an die Enden der Erde'' aus, während Spanien, Portugal und auch die Niederlande zurücktraten. Auf die Restauration 1815-1830 folgten ''nationalliberale Bewegungen'', für die [[Nation]] (z.B. Deutschland, Italien) und [[Demokratie]] (in Form der Partizipation des Volkes an der [[Monarchie]], Beispiel: Belgien 1830) in eine gemeinsame Perspektive rückten, die im Revolutionsjahr 1848 ("März 48") kulminierten. |
− | Die gegenüber dem 18. Jahrhundert ''noch weiter erstarkende'' Staatsmacht griff mit ihren Ansprüchen heftig auf die religiöse Ordnung über, was die Kirche in die Defensive zwang, aber auch eine geistliche Erneuerung ermöglichte (vor allem unter [[Pius IX.]] und [[Leo XIII.]]). | + | Die gegenüber dem 18. Jahrhundert ''noch weiter erstarkende'' Staatsmacht griff mit ihren Ansprüchen heftig auf die religiöse Ordnung über, was die [[Kirche]] in die Defensive zwang, aber auch eine geistliche Erneuerung ermöglichte (vor allem unter [[Pius IX.]] und [[Leo XIII.]]). |
− | Gegen Ende des "revolutionären Jahrhunderts" schien das so gen. | + | Gegen Ende des "revolutionären Jahrhunderts" schien das so gen. wissenschaftliche Weltbild, die konstitutionelle Monarchie und die "zivilisatorische" Sendung der Kolonialreiche ("Kulturvölker") für alle Zukunft die allgemeine Perspektive des bürgerlichen [[Humanismus]] zu bieten. Im europäischen Bildungsbürgertum (nichtreligiöser Prägung) werden, wenn auch kleinlaut, diese antiquierten Standards des 19. Jahrhundert auch heute noch unkritisch tradiert, ungeachtet der Krise des Humanismus (und unter Verachtung der Armen). Möglicherweise hat Papst [[Johannes Paul II.]] hier aber eine (verspätete) "Wende" ermöglicht. |
[[Kategorie:Jahrhundert]] | [[Kategorie:Jahrhundert]] |
Version vom 28. Juli 2008, 08:04 Uhr
Das XIX. Jahrhundert war durch eine bereits stürmische Entwicklung gekennzeichnet, politisch, wissenschaftlich, sozial (insb. durch die Arbeiterbewegung) und industriell. Zwischen euphorischer Aufnahme der Impulse der frz. Revolution von 1789 einerseits und heftiger Gegenwehr gegen Napoleon (bis 1815) blieb das ganze Jahrhundert durch die von Frankreich und England ausgehende Modernisierung geprägt. Beide Kolonialmächte weiteten ihre Imperien bis an die Enden der Erde aus, während Spanien, Portugal und auch die Niederlande zurücktraten. Auf die Restauration 1815-1830 folgten nationalliberale Bewegungen, für die Nation (z.B. Deutschland, Italien) und Demokratie (in Form der Partizipation des Volkes an der Monarchie, Beispiel: Belgien 1830) in eine gemeinsame Perspektive rückten, die im Revolutionsjahr 1848 ("März 48") kulminierten.
Die gegenüber dem 18. Jahrhundert noch weiter erstarkende Staatsmacht griff mit ihren Ansprüchen heftig auf die religiöse Ordnung über, was die Kirche in die Defensive zwang, aber auch eine geistliche Erneuerung ermöglichte (vor allem unter Pius IX. und Leo XIII.).
Gegen Ende des "revolutionären Jahrhunderts" schien das so gen. wissenschaftliche Weltbild, die konstitutionelle Monarchie und die "zivilisatorische" Sendung der Kolonialreiche ("Kulturvölker") für alle Zukunft die allgemeine Perspektive des bürgerlichen Humanismus zu bieten. Im europäischen Bildungsbürgertum (nichtreligiöser Prägung) werden, wenn auch kleinlaut, diese antiquierten Standards des 19. Jahrhundert auch heute noch unkritisch tradiert, ungeachtet der Krise des Humanismus (und unter Verachtung der Armen). Möglicherweise hat Papst Johannes Paul II. hier aber eine (verspätete) "Wende" ermöglicht.