Exegese: Unterschied zwischen den Versionen

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* [[Michael Fiedrowicz]]: ''Prinzipien der Schriftauslegung in der alten Kirche'', ([[Traditio Christiana]], Band 10). Peter Lang Verlag Wien u. a. 1998 (202 Seiten, ISBN 3-906760-70-7).
 
* [[Michael Fiedrowicz]]: ''Prinzipien der Schriftauslegung in der alten Kirche'', ([[Traditio Christiana]], Band 10). Peter Lang Verlag Wien u. a. 1998 (202 Seiten, ISBN 3-906760-70-7).
* Johann Mader: ''Allgemeine Einleitung in das Alte und Neue Testament'', Verlag der Aschendoffschen Verlagsbuchhandlung Münster i.W. 1928 (164 Seiten, [[Imprimatur]], Curiae 8. III 1928 † Georgias, Ep. Cur.).Vierte, verbesserte Auflage).
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* Johann Mader: ''Allgemeine Einleitung in das Alte und Neue Testament'', Verlag der Aschendoffschen Verlagsbuchhandlung Münster i.W. 1928 (164 Seiten, [[Imprimatur]], Curiae 8. III 1928 † Georgias, Ep. Cur.).Vierte, verbesserte Auflage, in Fraktur abgedruckt).
  
 
== → [[Heilige Schrift#Päpstliche Schreiben zur Heiligen Schrift|Lehramtstexte zur Exegese]] ==
 
== → [[Heilige Schrift#Päpstliche Schreiben zur Heiligen Schrift|Lehramtstexte zur Exegese]] ==

Version vom 4. Februar 2022, 15:57 Uhr

Vorlage:Unvollständig Biblische Exegese ist die Erforschung und Auslegung der Heiligen Schrift. Sie ist Voraussetzung für eine angemessene Hermeneutik.

Erforschung von Gottes Wort im Menschenwort

Die Bibel wird seitens der Kirche als vom Heiligen Geist inspiriert angesehen. Das Zweite Vatikanische Konzil sagt in seiner dogmatischen Konstitution Dei verbum über die göttliche Offenbarung: "Da also alles, was die inspirierten Verfasser oder Hagiographen aussagen, als vom Heiligen Geist ausgesagt zu gelten hat, ist von den Büchern der Schrift zu bekennen, daß sie sicher, getreu und ohne Irrtum die Wahrheit lehren, die Gott um unseres Heiles willen in heiligen Schriften aufgezeichnet haben wollte. [...] Da Gott in der Heiligen Schrift durch Menschen nach Menschenart gesprochen hat, muß der Schrifterklärer, um zu erfassen, was Gott uns mitteilen wollte, sorgfältig erforschen, was die heiligen Schriftsteller wirklich zu sagen beabsichtigten und was Gott mit ihren Worten kundtun wollte."<ref>DV Nr. 11f.</ref>

Unter "Wahrheit" ist nicht ausschließlich historische Faktizität zu verstehen. Das Konzil weist darauf hin, dass "die Wahrheit je anders dargelegt und ausgedrückt [wird] in Texten von in verschiedenem Sinn geschichtlicher, prophetischer oder dichterischer Art oder in anderen Redegattungen"; deshalb müsse unter anderem auf die "literarischen Gattungen" geachtet werden, um die Aussageabsicht der biblischen Schriftsteller zu ermitteln. "Weiterhin hat der Erklärer nach dem Sinn zu forschen, wie ihn aus einer gegebenen Situation heraus der Hagiograph den Bedingungen seiner Zeit und Kultur entsprechend - mit Hilfe der damals üblichen literarischen Gattungen - hat ausdrücken wollen und wirklich zum Ausdruck gebracht hat. Will man richtig verstehen, was der heilige Verfasser in seiner Schrift aussagen wollte, so muß man schließlich genau auf die vorgegebenen umweltbedingten Denk-, Sprach- und Erzählformen achten, die zur Zeit des Verfassers herrschten, wie auf die Formen, die damals im menschlichen Alltagsverkehr üblich waren."<ref>DV Nr. 12.</ref> Dies leistet die biblische Exegese mit ihren unterschiedlichen literarkritischen und hermeneutischen Methoden.

Verschiedene Sinne der Heiligen Schrift und ihre Auslgegung

Der Kirchenlehrer Bonaventura erklärt: "Durch den tropologischen Sinn sollen wir die Kenntnis erlangen, wie wir sittlich zu handeln haben, durch den allegorischen Sinn das zu Glaubende in seiner Wahrheit verstehen, durch den anagogischen Sinn erfassen, was wir mit Freude ersehnen sollen. Denn geläutert durch ein kraftvoll-tugendhaftes Handeln (virtuosa operatio), erleuchtet durch einen strahlend-lichten Glauben (radiosa fides) und vollendet durch glühende Liebe (ardentissima caritas), sollen wir schließlich den Lohn der ewigen Glückseligkeit erlangen" (S. 32-33).

Der Ausleger möge also beachten, dass man nicht für jede Stelle eine Allegorie zu suchen hat; nicht alles ist mystisch auszulegen. Daher müssen wir darauf hinweisen: Die Heilige Schrift hat vier Bereiche. Im einen spricht sie, dem Buchstaben nach, von den Dingen der natürlichen Welt, bezeichnet aber damit unsere Erlösung - wie es aus dem Schöpfungsbericht klar wird. In einem anderen Bereich geht es um Geschehnisse und Entwicklungen des Volkes Israel, und damit wird die Erlösung des Menschengeschlechtes bezeichnet. In einem dritten Bereich spricht die Schrift unverhüllt von unserer Erlösung und erläutert, was sich darauf bezieht: Glauben und Sitten. In einem vierten Bereich verkündet sie das Geheimnis unseres Heils voraus, und zwar teilweise in unverhüllter Rede, teilweise aber auch in rätselhaften und dunklen Worten. Stellen aus verschiedenen Bereichen sind daher nicht alle auf die gleiche Weise auszulegen (S. 37-38).

Der Ausleger der Hl. Schrift muß sich nach einer dreifachen Regel richten, die man dem Werk «De doctrina christiana» (III, 10) des heiligen Augustinus entnehmen kann.

Erstens: Wo die erste Wortbedeutung Dinge der Schöpfung oder einzelne Akte des menschlichen Lebens bezeichnet, da werden in erster Linie die durch die Worte bezeichneten Dinge gemeint, und dann die Geheimnisse unserer Erlösung. Wo aber die erste Wortbedeutung sich auf den Glauben und die Liebe (d.h. das vom Menschen geforderte Handeln) beziehen, da darf man nicht nach einer Allegorie suchen.

Zweitens: Wo die Worte der Schrift Dinge der Schöpfung oder Handel und Wandel des Volkes Israel bezeichnen, da möge man anhand einer anderen Schriftstelle suchen, was eine jede einzelne Sache bedeutet, und dann durch [Schrift-] Worte, die unverhüllt von der Wahrheit des Glaubens oder der Lauterkeit der Sitten sprechen, ihre Bedeutung freilegen. Zum Beispiel, wenn es heißt: Die Schafe werfen Zwillinge (Hld 4,2 Vg), dann ist zu zeigen, daß man unter «Schafen» Menschen verstehen soll, und die zweifache Frucht die zweifache Caritas (Gottes- und Nächstenliebe) ist.

Drittens: Wenn eine Schriftstelle einen wörtlichen und einen geistlichen Sinn hat, dann muss der Ausleger untersuchen, ob das Bezeichnete historisch oder geistlich gemeint ist; sofern nicht vielleicht beides möglich ist. Wenn beide - eine historische Bedeutung und eine geistliche gegeben sind, dann muss man den wörtlichen und den geistlichen Sinn bejahen. Wenn nicht, dann gilt es nur den geistlichen Sinn zu bejahen. Zum Beispiel: dass der Sabbat des Gesetzes auf immer bleibe (Ex 12, 16f.), das Priestertum (Ex 40,13; Num 25,13), der Besitz des Landes (Gen 17,8) und der Bund der Beschneidung (Gen 17,13) ewig seien - all das ist auf die geistliche Bedeutung zu beziehen.

Will also ein Ausleger sich im Wald der Heiligen Schrift sicher bewegen, so muss er zuerst die Wahrheit der Heiligen Schrift durch klare Worte kennengelernt haben. Das heißt, er soll darauf achten, wie die Schrift den Beginn, die Entwicklung und das Ende «des zweifachen Leibes» [einer zweifachen Körperschaft] beschreibt: der Guten, die sich hier erniedrigen, um zukünftig für ewig erhöht zu werden, und der Bösen, die sich hier selbst erhöhen, um auf ewig erniedrigt zu werden (Mt 23,12). Daher handelt die Heilige Schrift über das gesamte Universum: das Oberste und das Unterste, das Erste und das Letzte, und was dazwischen liegt; so bildet sie gleichsam ein geistiges Kreuz, auf dem das ganze Gebilde des Universums (tota machina universi) geschrieben steht und mit dem Licht des menschlichen Geistes gewissermaßen geschaut werden kann. Um die Schrift zu verstehen, muß man vom Ursprung aller Dinge wissen: von Gott, und von der Erschaffung der Dinge, dem Sündenfall, der Erlösung durch das Blut Jesu Christi, die Neuschaffung (reformatio) durch die Gnade, die Heilung durch die Sakramente, und schließlich von der Vergeltung durch Strafe oder Herrlichkeit in Ewigkeit (S. 37-40).<ref>ganzer Abschnitt: Kirchenlehrer Bonaventura: Breviloquium, Übertragen, eingeleitet und mit einem Glossar versehen von Marianne Schlosser (Christliche Meister 52), Johannes Verlag Einsiedeln Freiburg 2017 (328 Seiten; Dritte Auflage; ISBN 978-3-89411-373-9).</ref>

Geschichte

Einen neuen Aufschwung nahm die Exegese mit dem Unterricht der „Scholastiker“. Obwohl ihr Augenmerk darauf gerichtet war, die echte Leseart der lateinischen Übersetzung aufzuspüren, verwandten sie doch noch größeren Eifer und Fleiß auf die Auslegung und Erklärung. Wohlgeordnet und deutlich, besser als je zuvor, wurden die verschiedenen Bedeutungen des heiligen Textes unterschieden, die Tragweite eines jeden Wortes in theologischer Beziehung abgewogen, die Teile der Bücher und der Inhalt genau begrenzt. Aufgespürt wurde das Thema der Schriften und der logische Zusammenhang der Gedanken entwickelt. (vgl. Providentissimus deus, Nr. 7).

Eine Auslegungshilfe kann die Textkritik sein.

Literatur

  • Michael Fiedrowicz: Prinzipien der Schriftauslegung in der alten Kirche, (Traditio Christiana, Band 10). Peter Lang Verlag Wien u. a. 1998 (202 Seiten, ISBN 3-906760-70-7).
  • Johann Mader: Allgemeine Einleitung in das Alte und Neue Testament, Verlag der Aschendoffschen Verlagsbuchhandlung Münster i.W. 1928 (164 Seiten, Imprimatur, Curiae 8. III 1928 † Georgias, Ep. Cur.).Vierte, verbesserte Auflage, in Fraktur abgedruckt).

Lehramtstexte zur Exegese

Weblinks

Anmerkungen

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