Pius XII.: Unterschied zwischen den Versionen

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Nach dem plötzlichen Ableben des Papstes am Vorabend der Zehnjahresfeier der Lateranverträge, wurde Pacelli, an seinem 63. Geburtstag, dem 2. März 1939 in einem der kürzesten Konklave der jüngeren Kirchengeschichte von 63 Wählern in nur 3 Wahlgängen zum Papst gewählt. Seit [[Paul III.]] war keine Wahl mehr so zügig verlaufen, seit [[Innozenz XIII.]] ist auch kein Römer mehr gewählt worden. Man meinte: "Auch aus dem Jenseits gibt Pius XI. noch seine Befehle", da der Vorgänger diesen Nachfolger mit aller Deutlichkeit empfohlen hatte. Man behauptet, Pacelli sei nahezu einstimmig gewählt worden. Kardinal Baudrillart äußerte jedoch, er habe (vielleicht bereits im 2. Wahlgang) 48 Stimmen erzielt. Die Krönung erfolgte am 12. März 1939 auf der Loggia der Petersbasilika. Wie zuvor in der Geschichte nur 1655 und 1667 wurde der Kardinalstaatssekretär des Vorgängers selbst zum Papst gewählt und schloss, auch das eine Seltenheit, auch namentlich direkt an den Vorgänger an. Da Pius XII. von 1944 bis 1952 ohne Kardinalstaatssekretär arbeitete und seit 1952 zwei "Pro-Staatssekretäre" (seit 1955 nur noch [[Domenico Tardini]]) ohne Kardinalsrang beschäftigte, tut man ihm sicherlich nicht Unrecht, wenn man festhält, dass Pius XII. in seiner Selbsteinschätzung unbedingt der Nachfolger seines Vorgängers blieb; sein Leitwort war gleichfalls friedensbetont: ''Opus iustitiae pax''. Schon mit der Antrittsenzyklika [[Summi pontificatus]] vom 20. Oktober 1939 (deutsch (!) in: [[AAS]] XXXI (1939), S. 565-594) verurteilte Papst Pius den [[Krieg]] und zugleich jeglichen [[Totalitarismus]], darin noch deutlicher, als es sein Vorgänger schon tat. In der öffentlichen Reputation überholte der zwölfte Pius in der Nachkriegszeit den weltweit bereits überaus verehrten Pius XI. aber so sehr, dass er für die Zeitgenossen geradezu zum Inbegriff des römischen Papsttums überhaupt wurde. In der Kriegs- und Nachkriegszeit bis etwa 1950 etablierte "der Papst" eine universale Präsenz des Petrusamts, die für alle Nachfolger normativ blieb.
 
Nach dem plötzlichen Ableben des Papstes am Vorabend der Zehnjahresfeier der Lateranverträge, wurde Pacelli, an seinem 63. Geburtstag, dem 2. März 1939 in einem der kürzesten Konklave der jüngeren Kirchengeschichte von 63 Wählern in nur 3 Wahlgängen zum Papst gewählt. Seit [[Paul III.]] war keine Wahl mehr so zügig verlaufen, seit [[Innozenz XIII.]] ist auch kein Römer mehr gewählt worden. Man meinte: "Auch aus dem Jenseits gibt Pius XI. noch seine Befehle", da der Vorgänger diesen Nachfolger mit aller Deutlichkeit empfohlen hatte. Man behauptet, Pacelli sei nahezu einstimmig gewählt worden. Kardinal Baudrillart äußerte jedoch, er habe (vielleicht bereits im 2. Wahlgang) 48 Stimmen erzielt. Die Krönung erfolgte am 12. März 1939 auf der Loggia der Petersbasilika. Wie zuvor in der Geschichte nur 1655 und 1667 wurde der Kardinalstaatssekretär des Vorgängers selbst zum Papst gewählt und schloss, auch das eine Seltenheit, auch namentlich direkt an den Vorgänger an. Da Pius XII. von 1944 bis 1952 ohne Kardinalstaatssekretär arbeitete und seit 1952 zwei "Pro-Staatssekretäre" (seit 1955 nur noch [[Domenico Tardini]]) ohne Kardinalsrang beschäftigte, tut man ihm sicherlich nicht Unrecht, wenn man festhält, dass Pius XII. in seiner Selbsteinschätzung unbedingt der Nachfolger seines Vorgängers blieb; sein Leitwort war gleichfalls friedensbetont: ''Opus iustitiae pax''. Schon mit der Antrittsenzyklika [[Summi pontificatus]] vom 20. Oktober 1939 (deutsch (!) in: [[AAS]] XXXI (1939), S. 565-594) verurteilte Papst Pius den [[Krieg]] und zugleich jeglichen [[Totalitarismus]], darin noch deutlicher, als es sein Vorgänger schon tat. In der öffentlichen Reputation überholte der zwölfte Pius in der Nachkriegszeit den weltweit bereits überaus verehrten Pius XI. aber so sehr, dass er für die Zeitgenossen geradezu zum Inbegriff des römischen Papsttums überhaupt wurde. In der Kriegs- und Nachkriegszeit bis etwa 1950 etablierte "der Papst" eine universale Präsenz des Petrusamts, die für alle Nachfolger normativ blieb.
  
Pius XII. wandte sich mit einer unübertrefflichen Energie und Zähigkeit den vielfältigen Problemen der Kirche in der Welt von heute zu und unternahm es in einem persönlichen Kraftakt ohnegleichen, eine behutsame Heranführung des Katholizismus an die Moderne zu gewährleisten. Diese Absicht fand Ausdruck in den epochalen Enzykliken von 1943 zur Ekklesiologie ([[Mystici Corporis]]) und zur Bibelwissenschaft ([[Divino afflante spiritu]]) sowie 1947 zur Liturgie ([[Mediator Dei]]), die heute als Vorbereitung der Konzeptionen des II. Vatikanischen Konzils (insb. in [[Lumen Gentium]] resp. [[Dei Verbum]]) bleibende Bedeutung erhalten haben.  
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Pius XII. wandte sich mit einer unübertrefflichen Energie und Zähigkeit den vielfältigen Problemen der Kirche in der Welt von heute zu und unternahm es in einem persönlichen Kraftakt ohnegleichen, eine behutsame Heranführung des Katholizismus an die Moderne zu gewährleisten. Diese Absicht fand Ausdruck in den epochalen Enzykliken von 1943 zur Ekklesiologie ([[Mystici Corporis]]) und zur Bibelwissenschaft ([[Divino afflante spiritu]]) sowie 1947 zur Liturgie ([[Mediator Dei]]), die heute als Vorbereitung der Konzeptionen des II. Vatikanischen Konzils (insb. in [[Lumen Gentium]] resp. [[Dei Verbum]]) bleibende Bedeutung erhalten haben. So ist Pius XII. nach der [[Heilige Schrift|Heiligen Schrift]] die häufigst zitierte Quelle in den Dokumenten des II. Vatikanischen Konzils. Sie sind nicht nur einfache Quellenangaben, sondern müssten als Interpretationsschlüssel verstanden werden. <ref>So Papst [[Benedikt XVI.]] vor einem historischen Symposium „Das Erbe Pius’ XII. und sein Einfluss auf das II. Vatikanische Konzil” vom 6. bis 8. November 2008. Vgl. [[kath.net]]: [http://www.kath.net/detail.php?id=21291 Papst bricht Lanze für Pius XII.], Meldung vom 9. November 2008.</ref>Insgesamt verfasste Pius XII. über 40 Enzykliken und entwickelte in zahlreichen Stellungnahmen auch die [[Soziallehre]] der Kirche bedeutend weiter, insbesondere durch die 1944 ausgesprochene Zustimmung, dass die demokratische Regierungsform im Staat gegenüber autoritären Konzepten vorzugswürdig sei. Nur 30 Jahre nach Ausbruch des I. Weltkriegs, der die monarchische Staatsidee ruinierte, gab die Kirche damit ihre Indifferenz gegenüber den Verfassungen der weltlichen Autorität auf. Der Gedanke universaler Menschenrechte wurde jedoch erst von [[Johannes XXIII.]] explizit aufgegriffen, so sehr Pius XII. auch zu allen humanen und sozialen Fragen das Wort ergriff (vgl. die "Soziale Summe" mit über 4.000 Druckseiten, s.u.). [In seine Zeit fällt die Ernennung des Afrikamissionars und [[Spiritaner]]s [[Marcel Lefebvre]] zum ersten Erzbischof von [[Dakar]] (1955). Dieser wird allerdings 1962 abberufen, da er für die Kirche in Afrika nicht mehr tragbar erscheint.]  
So ist Pius XII. nach der [[Heilige Schrift|Heiligen Schrift]] die häufigst zitierte Quelle in den Dokumenten des II. Vatikanischen Konzils. Sie sind nicht nur einfache Quellenangaben, sondern müssten als Interpretationsschlüssel verstanden werden (so [[Benedikt XVI.]]). Insgesamt verfasste Pius XII. über 40 Enzykliken und entwickelte in zahlreichen Stellungnahmen auch die [[Soziallehre]] der Kirche bedeutend weiter, insbesondere durch die 1944 ausgesprochene Zustimmung, dass die demokratische Regierungsform im Staat gegenüber autoritären Konzepten vorzugswürdig sei. Nur 30 Jahre nach Ausbruch des I. Weltkriegs, der die monarchische Staatsidee ruinierte, gab die Kirche damit ihre Indifferenz gegenüber den Verfassungen der weltlichen Autorität auf. Der Gedanke universaler Menschenrechte wurde jedoch erst von [[Johannes XXIII.]] explizit aufgegriffen, so sehr Pius XII. auch zu allen humanen und sozialen Fragen das Wort ergriff (vgl. die "Soziale Summe" mit über 4.000 Druckseiten, s.u.). [In seine Zeit fällt die Ernennung des Afrikamissionars und [[Spiritaner]]s [[Marcel Lefebvre]] zum ersten Erzbischof von [[Dakar]] (1955). Dieser wird allerdings 1962 abberufen, da er für die Kirche in Afrika nicht mehr tragbar erscheint.]  
 
  
 
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Von bleibender Bedeutung ist insbesondere die Lehre des Papstes von der [[Völkergemeinschaft]], die er insbesondere 1939-45 in mehreren Rundfunkbotschaften vortrug. Diese Lehre ist von internationalen Organisationen wie der [[UNO]] nur sehr bruchstückhaft berücksichtigt worden. Hier wäre es, wie schon oft zuvor, dem Menschheitsfortschritt dienlich gewesen, Wort und Weisung aus Rom mit größerem Ernst zu beherzigen.
 
Von bleibender Bedeutung ist insbesondere die Lehre des Papstes von der [[Völkergemeinschaft]], die er insbesondere 1939-45 in mehreren Rundfunkbotschaften vortrug. Diese Lehre ist von internationalen Organisationen wie der [[UNO]] nur sehr bruchstückhaft berücksichtigt worden. Hier wäre es, wie schon oft zuvor, dem Menschheitsfortschritt dienlich gewesen, Wort und Weisung aus Rom mit größerem Ernst zu beherzigen.
  

Version vom 9. November 2008, 19:17 Uhr

Papst Pius XII. segnet
Papst Pius XII., Kirche St. Paul - Rom

Pius XII. (*2. März 1876 in Rom; † 9. Oktober 1958 in Castel Gandolfo) war Papst der katholischen Kirche.

Biographie

Sein Vater Filippo Pacelli, verheiratet mit Virginia Graziosi, war Jurist und entstammte einer Familie von Landedelleuten aus Acquapendente, deren Mitglieder schon häufiger im Dienst des Papsttums gestanden hatten. Auch Francesco Pacelli, Bruder des späteren Papstes, war päpstlicher Advokat und als solcher maßgeblich an der Aushandlung der Lateranverträge von 1929 beteiligt. (Der König von Italien erhob ihn infolgedessen in erblichen Adelsstand.) Die Priesterweihe erfolgte am 2. April 1899, am Vorabend des von Papst Leo XIII. ausgerufenen Jubiläumsjahrs 1900. Am 8. Februar 1901 trat Pacelli, mittlerweile Dr. jur. und 1902 auch Dr. theol., als Apprendista in das von Kardinal Mariano Rampolla del Tindaro geprägte Staatssekretariat ein.

Von 1909 bis 1914 lehrte Pacelli auch Kirchenrecht an der päpstlichen Diplomatenakademie. Er wurde 1914 von Pius X. zum Sekretär der Kongregation für außerordentliche kirchliche Angelegenheiten (heute: die "außenpolitische" Sektion des Staatssekretariats) ernannt. Zusammen mit Kardinalstaatssekretär Pietro Gasparri arbeitete Pacelli an der Kodifikation des Kirchenrechts (CIC 1917). Die Bischofsweihe durch Papst Benedikt XV. erfolgte am 13. Mai 1917 in der Sixtinischen Kapelle. Es war (noch unbekannt) dieselbe Stunde der Erscheinung der Rosenkranzkönigin in Fatima, was die Marienfrömmigkeit des Papstes in späteren Jahren stark prägte. Seither wirkte Pacelli als Nuntius in Bayern und Deutschland und unternahm im Auftrag des Papstes energische Versuche zur Friedensvermittlung im 1. Weltkrieg.

Als Nuntius seit 1925 nach Berlin übergesiedelt, erreichte Pacelli den Abschluss 1925 des Bayernkonkordates wie 1929 des Preußenkonkordates. Am 15. Dezember 1929 wurde Pacelli durch seinen Förderer, den Papst Pius XI. zum Kardinal erhoben mit der Titelkirche S. Giovanni e Paolo. Am 7. Februar 1930 wurde er zum Kardinalstaatssekretär ernannt und prägte in dieser Funktion die späten Jahre des Papstes mit. Diese waren, unter dem Leitwort Pax Christi in regno Christi, geprägt durch die schwierige Auseinandersetzung mit den totalitären Anmaßungen in vielen Ländern: In Mexiko, Spanien und Russland ereigneten sich Kirchenverfolgungen, aber auch der Faschismus in Italien und seit 1933 der Nationalsozialismus in Deutschland stellten die Kirche vor die Herausforderung durch naturalistische Ideologien, die Pius XI. als "sozialen Modernismus" brandmarkte. In das Jahr 1933 fällt auch die Unterzeichnung des bis heute gültigen Reichskonkordates, das u.a. die Ernennung von Bischöfen in Deutschland regelt. Seit der Verurteilung der Ideologie der Action francaise in Frankreich 1926 gestalteten sich die Beziehungen zur frz. Republik jedoch zunehmend kooperativ. Frankreich blieb als einziges katholisch geprägtes Land in Europa bis 1940 demokratisch. Pacelli wirkte für Pius XI. auch auf konstruktive Beziehungen zu den parlamentarisch regierten Vereinigten Staaten und Großbritannien hin.

Pontifikat

Pius XII. signiert

Nach dem plötzlichen Ableben des Papstes am Vorabend der Zehnjahresfeier der Lateranverträge, wurde Pacelli, an seinem 63. Geburtstag, dem 2. März 1939 in einem der kürzesten Konklave der jüngeren Kirchengeschichte von 63 Wählern in nur 3 Wahlgängen zum Papst gewählt. Seit Paul III. war keine Wahl mehr so zügig verlaufen, seit Innozenz XIII. ist auch kein Römer mehr gewählt worden. Man meinte: "Auch aus dem Jenseits gibt Pius XI. noch seine Befehle", da der Vorgänger diesen Nachfolger mit aller Deutlichkeit empfohlen hatte. Man behauptet, Pacelli sei nahezu einstimmig gewählt worden. Kardinal Baudrillart äußerte jedoch, er habe (vielleicht bereits im 2. Wahlgang) 48 Stimmen erzielt. Die Krönung erfolgte am 12. März 1939 auf der Loggia der Petersbasilika. Wie zuvor in der Geschichte nur 1655 und 1667 wurde der Kardinalstaatssekretär des Vorgängers selbst zum Papst gewählt und schloss, auch das eine Seltenheit, auch namentlich direkt an den Vorgänger an. Da Pius XII. von 1944 bis 1952 ohne Kardinalstaatssekretär arbeitete und seit 1952 zwei "Pro-Staatssekretäre" (seit 1955 nur noch Domenico Tardini) ohne Kardinalsrang beschäftigte, tut man ihm sicherlich nicht Unrecht, wenn man festhält, dass Pius XII. in seiner Selbsteinschätzung unbedingt der Nachfolger seines Vorgängers blieb; sein Leitwort war gleichfalls friedensbetont: Opus iustitiae pax. Schon mit der Antrittsenzyklika Summi pontificatus vom 20. Oktober 1939 (deutsch (!) in: AAS XXXI (1939), S. 565-594) verurteilte Papst Pius den Krieg und zugleich jeglichen Totalitarismus, darin noch deutlicher, als es sein Vorgänger schon tat. In der öffentlichen Reputation überholte der zwölfte Pius in der Nachkriegszeit den weltweit bereits überaus verehrten Pius XI. aber so sehr, dass er für die Zeitgenossen geradezu zum Inbegriff des römischen Papsttums überhaupt wurde. In der Kriegs- und Nachkriegszeit bis etwa 1950 etablierte "der Papst" eine universale Präsenz des Petrusamts, die für alle Nachfolger normativ blieb.

Pius XII. wandte sich mit einer unübertrefflichen Energie und Zähigkeit den vielfältigen Problemen der Kirche in der Welt von heute zu und unternahm es in einem persönlichen Kraftakt ohnegleichen, eine behutsame Heranführung des Katholizismus an die Moderne zu gewährleisten. Diese Absicht fand Ausdruck in den epochalen Enzykliken von 1943 zur Ekklesiologie (Mystici Corporis) und zur Bibelwissenschaft (Divino afflante spiritu) sowie 1947 zur Liturgie (Mediator Dei), die heute als Vorbereitung der Konzeptionen des II. Vatikanischen Konzils (insb. in Lumen Gentium resp. Dei Verbum) bleibende Bedeutung erhalten haben. So ist Pius XII. nach der Heiligen Schrift die häufigst zitierte Quelle in den Dokumenten des II. Vatikanischen Konzils. Sie sind nicht nur einfache Quellenangaben, sondern müssten als Interpretationsschlüssel verstanden werden. <ref>So Papst Benedikt XVI. vor einem historischen Symposium „Das Erbe Pius’ XII. und sein Einfluss auf das II. Vatikanische Konzil” vom 6. bis 8. November 2008. Vgl. kath.net: Papst bricht Lanze für Pius XII., Meldung vom 9. November 2008.</ref>Insgesamt verfasste Pius XII. über 40 Enzykliken und entwickelte in zahlreichen Stellungnahmen auch die Soziallehre der Kirche bedeutend weiter, insbesondere durch die 1944 ausgesprochene Zustimmung, dass die demokratische Regierungsform im Staat gegenüber autoritären Konzepten vorzugswürdig sei. Nur 30 Jahre nach Ausbruch des I. Weltkriegs, der die monarchische Staatsidee ruinierte, gab die Kirche damit ihre Indifferenz gegenüber den Verfassungen der weltlichen Autorität auf. Der Gedanke universaler Menschenrechte wurde jedoch erst von Johannes XXIII. explizit aufgegriffen, so sehr Pius XII. auch zu allen humanen und sozialen Fragen das Wort ergriff (vgl. die "Soziale Summe" mit über 4.000 Druckseiten, s.u.). [In seine Zeit fällt die Ernennung des Afrikamissionars und Spiritaners Marcel Lefebvre zum ersten Erzbischof von Dakar (1955). Dieser wird allerdings 1962 abberufen, da er für die Kirche in Afrika nicht mehr tragbar erscheint.]

Völkergemeinschaft

Pius XII. mit Nuntius Roncalli

Von bleibender Bedeutung ist insbesondere die Lehre des Papstes von der Völkergemeinschaft, die er insbesondere 1939-45 in mehreren Rundfunkbotschaften vortrug. Diese Lehre ist von internationalen Organisationen wie der UNO nur sehr bruchstückhaft berücksichtigt worden. Hier wäre es, wie schon oft zuvor, dem Menschheitsfortschritt dienlich gewesen, Wort und Weisung aus Rom mit größerem Ernst zu beherzigen.

Im Alter wurde der Papst von Ahnungen heimgesucht, dass der auf seine Person zugeschnittene Versuch, den universalen Anspruch des Katholizismus in die Zukunft zu führen, allein nicht ausreichen würde, um die Konfrontation mit der Moderne zu bestehen. Zu dem frz. Philosophen Jean Guitton sagte der Papst 1957, dass er wisse, er sei "der letzte Papst"; sozusagen das letzte Glied in einer langen Kette römischer Tradition. (Als Förderer der Ausgrabungen am Petrusgrab wurde Pius XII. ganz nahe bei Petrus bestattet.) So wie Pius XI. die drängenden Fragen nach der Bibel, Liturgie und Kirchenlehre, und auch den Durchbruch zum demokratischen Bewusstsein, im Alter seinem Nachfolger überließ, so überließ Pius XII. die (von ihm geheim untersuchte, um 1950 aber abschlägig beschiedene) Frage nach einer Wiedereröffnung des 1. Vatikanischen Konzils auch seinen Nachfolgern.

Gegenüber dem Jesuiten Riccardo Lombardi, dessen Bewegung der Papst inmitten der inneritalienischen Richtungskämpfe (Christdemokratie gegen Kommunisten) stark unterstützte, soll Pius XII. sogar gesagt haben, sein Nachfolger werde ein Konzil einberufen.

Pius XII., das dritte Reich und die Juden

Pius PP XII.

Der deutsche Nuntius Eugenio Pacelli, der spätere Papst Pius XII. hat das Rundschreiben Mit brennender Sorge von Pius XI., über die Lage der Katholischen Kirche im dritten Reich, vom 14. März 1937 wesentlich mitgestaltet. Als Pius XII. nun Papst geworden war, versuchte er mit mehreren Radioansprachen die Kriegführenden Länder zum Frieden aufzurufen. Er wollte in einer sehr energischen Enzyklika die Verfolgung der Juden anprangern. Doch die deutschen Bischöfe befürchteten, dass ein solches Rundschreiben die Verfolgung der Juden noch mehr verschärfen würde. Aufgrund der Aussagen von Schwester Pasqualina, einer deutschen Ordensschwester, die Pius XII. in Rom den Haushalt führte, weiß man, dass es zwischen dem Papst einserseits und verschiedenen Bischöfen anderseits, darüber zu Gesprächen gekommen ist. In Holland, wo die Bischöfe damals gegen die Verfolgung der Juden offen aufgetreten sind, hat es sich gezeigt, dass die Verfolgung noch zugenommen hat (Vergeltungsschlag gegen 4.000 niederländische Juden). Unter anderem hat man Edith Stein, die berühmte jüdische Konvertitin, die zum katholischen Glauben übergetreten war, aus einem holländischen Karmel herausgeholt und nach Auschwitz ins Konzentrationslager deportiert; 1943 lässt der Papst zwei Schreiben verfassen, in denen er um Hilfe für jüdische Familien bittet. Der Vatikan hat auf verschiedenste Weise versucht, den bedrängten Juden zu helfen. Nach der Aussage des berühmten Vertreters der Judentums, Pinchaz Lapide, hat der Papst 700 000 Juden das Leben gerettet. In den Kellern und Räumen des Vatikans und in Castel Gandolfo waren sehr viele Juden versteckt. Die deutschen Machthaber haben dies zwar gewusst, getrauten sich jedoch nicht den Vatikan zu erobern, um die Juden herauszuholen. Auch wenn die Kritik kaum verstummen wird: Diese Tatsachen zeigen, dass die Hypothese - Pius XII., hätte zu wenig für die Juden getan - der Grundlagen entbehrt. Schon auf seiner Reise nach Jerusalem im Januar 1964 verteidigte Paul VI. seinen Vorgänger und Förderer diesbezüglich (DDr. Peter Egger in Radio Horeb). "Fatima Ruft" (Nr. 202, 3/2008) schreibt:

"Obwohl seine weltlichen Mittel und seine Macht bescheiden waren, half er in dieser Zeit wo er nur konnte. Auf seine persönliche Veranlassung hin wurden tausende Juden in Klöstern und kirchlichen Einrichtungen versteckt und so vor der Vernichtung gerettet. Dem römischen Großrabbiner Zolli gewährte er höchstpersönlich Asyl. Dieses Zeugnis der christlichen Nächstenliebe beeindruckte den Rabbi so tief, dass er zum katholischen Glauben fand und als Taufnamen den Namen des Papstes Eugenio, wählte."

Vor allem Jahre 2008, wurde versucht diese Fakten in der Öffentlichkeit so darzustellen, um Papst Pius XII. irgendwie zu beschädigen, einerseits um eine mögliche Seligsprechung abzuwenden, jedoch vor allem um Zwist zwischen Juden und Christen zu säen. Kardinal Paul Josef Cordes nannte die Leute "Nachgeborene Besserwisser" und P. Eberhard von Gemmingen hält die Diskussion für naiv, da in den ersten zwanzig Jahren nach den Zweiten Weltkrieg, sich viele Juden dankbar ausdrückten.

Das Sonnenwunder

Ein Sonnenwunder - jenem von Fatima ähnlich – erlebte Papst Pius XII. möglicherweise am 31. Oktober 1950, dem Vortag der Verkündigung des Dogmas von der Aufnahme Mariens in den Himmel. Der Papst begab sich wie täglich um 16.00 Uhr auf einen Spaziergang in die vatikanischen Gärten. Der Himmel war leicht bewölkt und Pius XII., der gedankenversunken einherging, sah plötzlich die Sonne zwischen den Wolken hervortreten, in Farben strahlend. Dann begann sie sich zu drehen und fing an über dem Horizont zu tanzen. Ein beglückendes Schauspiel für den Heiligen Vater, der darin eine himmlische Bestätigung für die Verkündigung des Mariendogmas sehen konnte, zumal sich dieses Phänomen am Tag der Verkündigung des Dogmas der Aufnahme Mariens in den Himmel wiederholte. Dieses Geschehen berichtete der Papst nur wenigen Vertrauten und einigen Kardinälen. Unter ihnen Kardinal Federico Tedeschini, der diesen Vorgang ein Jahr später, am 13. Oktober 1951, dem 34. Gedenktag des großen Sonnenwunders in Fatima den Pilgern an der portugiesischen Wallfahrtsstätte öffentlich verkündete: "Die Vision der tanzenden Sonne hat sich vor den Augen des Heiligen Vaters voriges Jahr in den vatikanischen Gärten wiederholt."

Auch die langjährige Haushälterin des Papstes, Schwester Pasqualina Lehnert, bestätigte in ihren Erinnerungen das große Ereignis in den vatikanischen Gärten (vgl. Fatima Ruft, 3/2008, Nr. 202; vgl. auch Johannes Maria Höcht, Fatima und Pius XII., S. 291 ff; 312 ff).

Ausklang

Der Papst mit Msgr. Montini

Am 1. November 1950 verkündete der Papst im Heiligen Jahr, zu dem über 3 Mio. Pilger nach Rom strömten, die Definition der Leiblichen Aufnahme der Jungfrau und Gottesmutter Maria in die himmlische Herrlichkeit Christi. Dieses Dogma markiert nicht nur den einzigen Anwendungsfall der Inanspruchnahme päpstlicher Unfehlbarkeit ex cathedra seit 1870 (zuvor hatte nur Pius IX. 1854 die Immaculata definiert), sondern das eigentliche "Wort in die Zeit", Antwort auf einen allzu vordergründigen Humanismus, der die Letzten Dinge mit Schweigen übergeht. Pius XII. starb nach einem grausamen Todeskampf am 9. Oktober 1958, nach über vierjährigen Krankheitsphasen, die seine Schaffenskraft (und damit die gesamte Kurie) lähmte, in Castel Gandolfo, dem päpstlichen Sommersitz, den er immer ausgiebiger genutzt hatte.

Wichtige Entscheidungen

Seligsprechungsprozess

Schon sieben Jahre nach seinem Heimgang wurde durch Paul VI. der Seligsprechungsprozess eingeleitet. Im Februar 2008 bekräftigte der inzwischen emeritierte Präfekt der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, Kardinal José Saraiva Martins, dass der Seligsprechungsprozeß für Papst Pius XII. nicht ad acta gelegt wurde, sondern fortschreitet. Relator im Seligsprechungsprozess Pius XII. ist der bekannte Historiker Professor P. Peter Gumpel (*1923). Am am 2. März 2006, bei einer Begegnung mit dem römischen Klerus im Vatikan, antwortete Papst Benedikt XVI. auf die Frage eines Priesters: "Danke für diese Wortmeldung. Er (Papst Pius XII.) war der Papst meiner Jugend. Wir haben ihn alle verehrt. Wie richtig gesagt wurde, hat er das deutsche Volk sehr geliebt, er hat es auch verteidigt in der großen Katastrophe nach dem Krieg. Und ich muß hinzufügen, daß er zuerst Nuntius in München war, bevor er Nuntius in Berlin wurde, denn Berlin hatte anfangs noch keine päpstliche Vertretung. Er war wirklich nahe bei uns. Mir scheint dies eine Gelegenheit zu sein, allen großen Päpsten des vergangenen Jahrhunderts Dank zu bezeigen."

Wie am 4. September 2008 vom Büro für Liturgische Feiern mit dem Heiligen Vater bekanntgegeben wurde, hat Papst Benedikt XVI. (Predigt siehe dort) am 50. Jahrestag des Todes von Pius XII., am 9. Oktober 2008 eine feierliche Messe im Petersdom zelebriert.


In der angeblichen Erscheinung der Gottesmutter in Sievernich (Deutschland) im Jahre 2000-2002 zeigte sich Maria als „Die Makellose“ mit Heiligen und heiligmäßigen Personen, darunter Pius XII. (vgl. Martin Müller, Ich bin MARIA, die Makellose, Botschaften von Sievernich, Fe-Medienverlag 2003, 2. Auflage).

Hinweis

Die Schreiben des Papstes werden in der Liste von Lehramtstexten gesammelt; siehe auch: Ansprache Con sempre zum Nationalsozialismus am 2. Juni 1945.

Literatur

  • Ansprachen Pius XII. an Neuvermählte, Verlag Josef Habbel Regensburg 1950 (1. Auflage; 1953 – 2. Auflage), Übersetzt und eingeleitet von DDr. Friedrich Zimmermann (Imprimatur Regensburg, den 12. Juli 1949 J. Franz, Generalvikar).
  • Herder-Korrespondenz, (Herder) Freiburg im Breisgau (Untertitel von 1948-1967: Orbis catholicus) 1. Jg. (= Oktober 1946-September 1947) zwei Jahrgänge in einem Band gebunden. Monatszeitschrift, Heft für Gesellschaft und Religion; bis Mitte(Ende der Sechziger Jahre informativ: päpstliche Dokumente im Wortlaut.
  • Gerechtigkeit schafft Frieden, Reden und Enzykliken des Heiligen Vaters Pius XII., Herausgegeben von Wilhelm Jussen SJ, Hansa Verlag Josef Toth Hamburg 1946, mit Sachregister, Kirchliche Druckerlaubnis Osnabrück am 9. Juli 1946 der bischöfliche Generalvikar Dr. Seling.
  • Arthur-Fridolin Utz O.P., Joseph-Fulko Groner O.P., Hrsg. (zitiert: Utz-Groner): Aufbau und Entfaltung des gesellschaftlichen Lebens, Soziale Summe Pius XII. (1939-1958), Übersetzerkollegium: Herausgeber und Franz Schmal u. H. Schäufele, Paulus-Verlag, Freiburg/Schweiz. Imprimatur Friburgi Helv., die 5. Maii 1954 N. Luyten O.P. Imprimatur Friburgi Helv., die 29. Junii 1954 R. Pittet, v.g. Band II: 1954, Band III: 1961 (1. Ausgabe).
  • Pius XII. sagt(Sammlung). Nach den vatikanischen Archiven zusammengestellt von Michael Chinigo, Frankfurt am Main 1958 (Fischer Bücherei Nr. 269) = Neuausgabe der von Bruno Wuestenberg besorgten deutschen Ausgabe Der Papst sagt (s.o.), Frankfurt am Main 1956 (Heinrich Scheffler).
  • Der Papst sagt (Sammlung). Nach den vatikanischen Archiven, Verlag Heinrich Scheffler, Frankfurt am Main, Zusammengestellt von Michael Chinigo, neu bearbeitet und erheblich erweitert 1959 (4. Auflage; Mit dem Segen des Staatssekretariates Seiner Heiligkeit, dem Erzbischof von Köln und der kirchlichen Druckerlaubnis; Limburg an der Lahn, den 15. August 1955.
  • Pius XII., Ruf an die Frau, Aus den Rundschreiben, Ansprachen, Briefen und Konstitutionen des Heiligen Vaters, Zusammengestellt von Dr. Käthe Seibel-Royer, Mit kirchlicher Druckgenehmigung des bischöflichen Seckauer Ordinariates zu Graz am 20. August 1956, Zl. 4082, und Segen Pius XII., Styria Verlag Österreich 1956 (2. Auflage).
  • Der Papst an die Deutschen, Pius XII. als Apostolischer Nuntius und als Papst in seinen deutschsprachigen Reden und Sendschreiben von 1917 bis 1956; Nach den vatikanischen Archiven, Herausgegeben von Bruno Wuestenberg und Joseph Zabkar, Verlag Heinrich Scheffler, Frankfurt am Main 1956, Mit kirchlicher Druckerlaubnis Limburg an der Lahn, 7. September 1956.
  • Päpstliche Dokumente, Sebaldus Verlag Nürnberg, Band 1 Pius XII. - Krieg und Frieden. Friedensarbeit Eugenio Pacelli's als Nuntius und Papst von 1917 bis 1947. Nürnberg (Imprimatur Eystadii (Eichstätt) 28.10.1947, Dr. Josephus Schroeffer, vicarius generalis.

Sekundärliteratur (Auswahl)

  • Johannes Maria Höcht, Fatima und Pius XII., Maria, Schützeri des Abendlandes, Der Kampf um Russland und die Abwendung des dritten Weltkrieges, Credo Verlag Wiesbaden 1959 (7. durchgesehene und erweiterte AusgabeImprimatur Limburgi ad Lahnam 21. Aug. 1959, Dr. Höhle vic. Gen.)
  • Jean d'Hospital, Drei Päpste. Pius XII., Johannes XXIII. und Paul VI., Wien-Hamburg 1971 (frz.: Trois papes au tournant de l'histoire, 1969).
  • Wilhelm Sandfuchs, Papst Pius XII. Ein Lebensbild, Karlsruhe (Badenia) 2. Aufl. 1956.
  • Konstantin Prinz von Bayern, Der Papst. Ein Lebensbild, Wörishofen 1952.
  • Nazareno Padellaro, Pius XII., Bonn 1952.
  • C. Vervoort, Pius XII., Antwerpen-Zürich-Bonn (Pergamon) 1949. Deutsch von Hans. H. Reykers.
  • Francois Charles-Roux, Huit ans au Vatican, Paris 1947.
  • Otto Walter, Pius XII. Leben und Persönlichkeit, Olten 1940.
  • Martha Schad, Gottes mächtige Dienerin - Schwester Pascalina und Papst Pius XII., Herbig Verlag (Ort?) 2007 (255 Seiten), ISBN 3-7766-2531-8
  • Hans-Peter Oschwald, Pius XII. Der letzte Stellvertreter, Gütersloh 2008.
  • Klaus Kühlwein, Warum der Papst schwieg. Pius XII. und der Holocaust, Düsseldorf (Patmos) 2008.
  • Michael Hesemann, Der Papst, der Hitler trotzte, Augsburg 2008.
  • Karl Braun, Papst Pius XII., Begegnung in Wort und Bild (128 Seiten geb. DINA 4 Format) Fe-Medienverlag 2008 (zum 50. Todestag).

Medien

  • CD: Radio Horeb [1], 3.10.2007, Credosendung 20, 30 Uhr, DDDr. Peter Egger, (Die CD ist kostenlos – jedoch Spende erwünscht; sie kann hier unter diesen Angaben mit Adresse bestellt werden)

Weblinks

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Vorgänger
Pius XI.
Papst
1939 - 1958
Nachfolger
Johannes XXIII.