Sollemnis conventus (Wortlaut): Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 6. November 2008, 19:21 Uhr

Thomas von Aquin.JPG
Ansprache
Sollemnis conventus
unseres Heiligen Vaters
Pius XII.
an die Kleriker von Rom
über das betende Studium
24. Juni 1939 (1)

(Quelle: Heilslehre der Kirche, Dokumente von Pius IX. bis Pius XII. Deutsche Ausgabe des französischen Originals von P. Cattin O.P. und H. Th. Conus O.P. besorgt von Anton Rohrbasser, Paulus Verlag Freiburg Schweiz 1953, S. 848-857; Imprimatur Friburgi Helv., die 22. maii 1953 L. Weber V. G.)

Allgemeiner Hinweis: Die in der Kathpedia veröffentlichen Lehramstexte, dürfen nicht als offizielle Übersetzungen betrachtet werden, selbst wenn die Quellangaben dies vermuten ließen. Nur die Texte auf der Vatikanseite [1] können als offiziell angesehen werden (Schreiben der Libreria Editrice Vaticana vom 21. Januar 2008).

Einleitung

Begrüßung der zukünftigen Lichtträger und Gnadenspender

1 Die feierliche Festversammlung, die euch hier zusammenführt, um dem Statthalter Jesu Christi auf Erden eure Ehrerbietung und Ergebenheit zu bezeugen, erfüllt Uns mit Freude und gereicht Uns zu großem Trost. Haben Wir doch eine Versammlung vor Augen, die sich durch mannigfache Würde wie durch hohes Wissen auszeichnet. Gewiss erfreut Uns der Anblick dieser zahlreichen Elite hervorragender Professoren der theologischen Wissenschaften mitsamt den Leitern der Studienhäuser, die ihre ganze Sorgfalt darauf verwenden, die ihnen anvertrauten Studenten zu guten Priestern heranzubilden. Eine ganz besondere Freude aber bereitet Uns diese auserlesene Schar junger Kleriker, nicht nur aus Rom und Italien, sondern aus ganz Europa und aus allen Teilen der Welt. Beim Anblick dieser jungen Männer, die alle, von der gleichen Absicht beseelt, ein und demselben Ziel zustreben: unter der Leitung und dem Lehramt des Nachfolgers des heiligen Petrus die Lehre und die Gnade Jesu Christi in die Herzen der Menschen zu säen, können Wir nicht umhin, dem Allmächtigen innigsten Dank zu sagen für diese reiche Ernte göttlicher Berufungen. Dies umso mehr, als die hier versammelten jungen Kleriker nur die Vertreter jener sind, die zu Tausenden in der übrigen Welt sich ebenfalls dem Priesterstande weihen wollen.

Unser Herr Jesus Christus sprach zu den Aposteln das bekannte Wort: Ihr seid das Licht der Welt (2). Das Licht erleuchtet, die Sonne erwärmt. Das ist euer Ideal, das ist das Programm des katholischen Priestertums: eine übernatürliche Sonne zu sein, die mit der Wahrheit Christi den Geist der Menschen erleuchtet und ihr Herz mit der Liebe Christi entflammt. Diesem Ziel, diesem Programm muss daher die gesamte Vorbereitung und Ausbildung des angehenden Priesters entsprechen. Wollt ihr Leuchten der christlichen Wahrheit sein, so müsst ihr vorerst selber von dieser Wahrheit erleuchtet sein. Und darum widmet ihr euch dem Studium der heiligen Wissenschaften. Wollt ihr die Liebe Christi in die Herzen der Menschen einpflanzen, so müsst ihr als erste von dieser Liebe entflammt sein. Darauf zielt eure religiöse und aszetische Erziehung.

Vorbereitung durch das Studium

2 Ihr wißt wohl, vielgeliebte Söhne, dass die kirchlichen Studien durch die Konstitution Deus scientiarum Dominus geregelt sind, die Unser unvergesslicher Vorgänger Pius XI. erlassen hat (3). Diese Konstitution stellt die ausdrückliche Unterscheidung auf die auch in der Lehrpraxis gewissenhaft einzuhalten ist zwischen den Hauptfächern (zu denen sich die Hilfswissenschaften gesellen) und den Spezialfächern. Die Hauptfächer und darauf sollen die Professoren im Unterricht und bei den Prüfungen achten - müssen den ersten Platz einnehmen und gewissermaßen im Mittelpunkt der Studien stehen. Die Spezialfächer hingegen müssen in den Vorlesungen und Übungen die Hauptfächer in angemessener Weise begleiten und ergänzen, aber ohne allzu viel Zeit und Arbeit in Anspruch zu nehmen und ohne das gründliche und wirklich maßgebende Studium der Hauptdisziplinen im geringsten zu beeinträchtigen.

Unter Führung des heiligen Thomas

3 Ferner ist die wohlweisliche Vorschrift genau zu befolgen, die besagt: «Die Professoren der Philosophie und der Theologie sollen bei ihren Forschungen und Vorlesungen die Methode, die Lehre und die Grundsätze des heiligen Thomas befolgen und sich gewissenhaft daran halten» (4). Darin besteht ja das Merkmal der Philosophie des Aquinaten, dass sie die menschlichen Vernunftwahrheiten ins hellste Licht rückt und deren harmonische Beziehungen mit Geschick aufzeigt, dass sie ferner im höchsten Maße geeignet ist zur Darlegung und Verteidigung der Glaubensdogmen und schließlich eine wirksame Waffe bietet zur Widerlegung der Grundirrtümer aller Zeiten und zu ihrer erfolgreichen Überwindung. Deshalb müsst ihr bei euren Studien von einer glühenden Liebe zum heiligen Thomas beseelt sein. Bemüht euch nach besten Kräften, geliebte Söhne, seine lichtvolle Lehre mit Verständnis zu erfassen. Nehmt bereitwillig auf, was sicher zu dieser Lehre gehört und mit Recht als ihr Hauptelement bezeichnet wird.

Wir halten es für angezeigt, hier an diese Richtlinien Unserer Vorgänger zu erinnern und sie nötigenfalls restlos zu bestätigen. Desgleichen machen Wir Uns die Ermahnungen Unserer Vorgänger zu eigen, die den wahren Fortschritt in der Wissenschaft sowie eine legitime Freiheit in der Forschung gewahrt wissen wollen. Wir billigen es durchaus und empfehlen es, dass das althergebrachte Wissensgut gegebenenfalls mit den neuen wissenschaftlichen Entdeckungen in Einklang gebracht werde; dass ferner in jenen Fragen, über die bei den zuständigen Interpreten des Doctor angelicus Meinungsverschiedenheiten bestehen, volle Freiheit der Diskussion herrsche, und dass schließlich die Ergebnisse der historischen Forschung zum besseren Verständnis der Schriften des Aquinaten herbeigezogen werden. “Kein Privater maße sich an, als Kirchenlehrer aufzutreten“ (5). Ebenso sehr „hüte man sich, mehr voneinander zu verlangen, als die Kirche selber, unsere Mutter und Erzieherin, von allen fordert (6). Und schließlich vermeide man jeden unnützen Gelehrtenstreit.

Werden alle diese Normen befolgt, wie Wir es erwarten, so sind davon große Vorteile für die Wissenschaft zu erhoffen. Denn durch die Empfehlung der Lehre des heiligen Thomas wird der edle Wettstreit in der Erforschung und Verbreitung der Wahrheit in keiner Weise unterdrückt, sondern vielmehr angespornt und in sichere Bahnen geleitet.

Studium und Geistesbildung

4 Damit aber eure Ausbildung, liebe junge Theologen, reiche Früchte zeitige, ist es sehr wichtig, dass die wissenschaftlichen Kenntnisse, die ihr euch während der Studienzeit aneignet, euch nicht nur zum Erfolg im Examen dienen; sie sollen überdies eurem Geist ein bestimmtes Gepräge geben, das so tief haftet, dass es für immer unveräußerlich bleibt. Dann werdet ihr gegebenenfalls eurem Wissensvorrat das nötige Rüstzeug entnehmen können, um in Wort und Schrift die katholische Wahrheit zu vertreten und die Menschen zu Christus zu führen.

Warnung vor dem Relativismus

5 Das eben Gesagte gilt sowohl für die geoffenbarten göttlichen Wahrheiten, als auch für die verstandesmäßigen Vorbedingungen der Offenbarung, d. h. für die Darlegung und Verteidigung der Prinzipien der christlichen Philosophie.

Ein gewisser Relativismus, der von Unserem Vorgänger Pius XI. dem dogmatischen Modernismus gleichgestellt, streng verurteilt und als „moralischer, rechtlicher und sozialer Modernismus“ (7) bezeichnet wurde, anerkennt nicht mehr die Norm des Wahren und Falschen, des Guten und Bösen als unveränderliches Sittengesetz. Er will vielmehr die ständig sich wandelnden Bedürfnisse der Individuen, der Klassen und Staaten zum obersten Prinzip erheben.

Diesem Modernismus werdet ihr als Verkünder des Evangeliums unerschrocken die volle und absolute Wahrheit entgegenstellen, die von Gott stammt. Er ist der notwendige Urquell der, Rechte und Pflichten aller Einzelpersonen, der Familie, der Staaten und der Klassen. Lässt man sie außer acht, so ist es unmöglich, Würde und Wohlergehen der menschlichen Gesellschaft sicherzustellen. Diese Pflicht werdet ihr in ausgezeichneter Weise erfüllen, wenn diese Wahrheiten euch dermaßen zum geistigen Besitz geworden sind, dass ihr bereit seid, euch für sie genau wie für die Glaubenswahrheiten einzusetzen, und zu ihrer Verteidigung weder Mühe noch Ungemach scheut.

Sodann müsst ihr darauf bedacht sein, die Wahrheit so darzulegen, dass sie richtig aufgefasst und verstanden wird. Bedient euch daher stets einer klaren, unzweideutigen Ausdrucksweise und vermeidet jene überflüssigen und gefährlichen Neubildungen, die allzu leicht zur Fälschung der Wahrheitssubstanz führen. Das war stets Regel und Brauch der katholischen Kirche und steht im Einklang mit dem Wort des heiligen Paulus: Jesus Christus ...war nicht Ja und Nein zugleich, sondern es gab bei ihm nur das Ja (8).

Bedeutung der theologischen Studien heute

Positive und spekulative Theologie

6 Was nun den Bereich der von Gott geoffenbarten Wahrheiten und der katholischen Glaubensgeheimnisse betrifft, so lässt sich nicht leugnen, dass die gewaltigen Fortschritte in der Erforschung und Auswertung der Naturkräfte, aber noch weit mehr die lärmende Reklame zugunsten dieser Errungenschaften einer rein materiellen Kultur den Geist sehr vieler Menschen derart in Verwirrung bringt, dass sie für die Übernatur kaum noch Verständnis aufbringen. Anderseits ist es nicht weniger wahr, dass der eifrige, zutiefst von den Glaubenswahrheiten durchdrungene und vom Geiste Gottes erfüllte Priester in der Gewinnung der Seelen für Christus heutzutage größere und glänzendere Erfolge erzielt als vielleicht je zuvor. Wollt ihr selber nach dem Vorbild und durch die Fürbitte des heiligen Paulus solche Priester werden, dann muss euch nichts mehr am Herzen liegen als das Studium der Theologie, sowohl der biblisch-positiven als der spekulativen Theologie. Seid fest davon überzeugt, dass die Gläubigen unserer Tage ein lebhaftes Verlangen haben nach guten Seelsorgern und wohlvorbereiteten Beichtvätern!

Studiert also mit heiligem Eifer die Moraltheologie und das Kirchenrecht. Auch diese letztere Disziplin steht im Dienste des Seelenheils, ist es doch Sinn und Zweck all ihrer Normen und Gesetze, die Menschen dahin zu führen, dass sie in der Gnade Gottes heilig leben und sterben.

Die Kirchengeschichte

7 Die Geschichtswissenschaften sollen sich, insofern sie Lehrfach sind; nicht nur in Fragen der historischen Kritik und der Apologetik erschöpfen, obgleich auch diese Fragen ihre Bedeutung haben. Ihnen fällt vielmehr die Aufgabe zu, die äußere Tätigkeit der Kirche darzustellen: ihre Leistungen und Heimsuchungen, die angewandten Mittel und Methoden zur erfolgreichen Erfüllung ihrer Sendung, ihre karitative Tätigkeit, Gefahren und Hindernisse für ihre gedeihliche Entfaltung, günstige und nachteilige Entwicklung des Verhältnisses zwischen Kirche und Staat, die möglichen Zugeständnisse der Kirche dem Staat gegenüber und die Gebiete, auf denen sie unnachgiebig sein muss. Die Kirchengeschichte soll den Studenten ein wohlabgewogenes Urteil über die Lage der Kirche ermöglichen und in ihren Herzen eine aufrichtige Liebe zu ihr entzünden. Das gilt namentlich für euch, geliebte Söhne, die ihr in dieser Ewigen Stadt studiert, wo archäologische Denkmäler, reichhaltige Bibliotheken und den Forschern offenstehende Archive euch die Geschichte der Kirche durch alle Jahrhunderte sozusagen lebendig vor Augen führen.

Die Schriftlesung

8 Um jedoch in der Beharrlichkeit und im Tugendstreben nicht nachzulassen, schöpfet, wenn immer möglich jeden Tag, aus den unerschöpflichen Quellen der Heiligen Schrift, vor allem aus dem Neuen Testament, den echten Geist Jesu Christi und der Apostel, damit er aus eurer Gesinnung, euren Worten und Werken wie ein Licht aufstrahle Arbeitet unermüdlich, selbst während der Ferienzeit, so dass eure Vorgesetzten sich mit vollem Vertrauen auf das Schriftwort berufen können: Euer Licht leuchte vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater lobpreisen, der im Himmel ist (9).

Vorbereitung durch Gebet und Opfergeist

9 Wesentliche Aufgabe eures göttlichen Berufes ist es, der Liebe und der Gnade Jesu Christi die Wege zu den Herzen zu ebnen. Um dieses Ziel zu erreichen, müsst ihr jedoch vorerst selber von der Liebe zu Christus entflammt sein. Entzündet daher die Christusliebe in euch durch die Verbindung mit ihm in Gebet und Opfer.

Wir sagen: durch die Vereinigung mit Christus im Gebet. Und fragt ihr Uns, welche Parole Wir zu Beginn Unseres Pontifikates für die Priester der katholischen Kirche ausgeben, so lautet Unsere Antwort: Betet! Betet immer mehr und mit wachsendem Eifer !

Selbstverleugnung: Kern aller Aszese

10 Ferner durch die. Vereinigung mit Christus im Opfer: im eucharistischen Opfer gewiss, aber auch durch das Opfer eurer selbst. Eine der Wirkungen der allerheiligsten Eucharistie, sei es in der heiligen Kommunion, sei es in der Opferfeier, besteht ja bekanntlich darin, dass sie die Kraft verleiht zum Opfer seiner selbst, zur Selbstverleugnung. Es mag verschiedene Formen der christlichen Aszese geben, die alle berechtigt sind und sich in manchen untergeordneten Punkten voneinander unterscheiden. Aber keine von ihnen kennt einen andern Weg zur Gottesliebe als das persönliche Opfer. Christi Forderung an all seine Jünger lautet: Wer mir nachfolgen will, verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach (10). Er hat ausdrücklich erklärt, der Weg zur Gottesliebe führe über die Beobachtung der Gebote Gottes (11). Und am Ende seines irdischen Lebens bat er seinen Aposteln jene erstaunliche Weisheit hinterlassen: Wahrlich, wahrlich sage ich euch, wenn das Weizenkorn nicht in die Erde, fällt und stirbt, so bleibt es für sich allein, wenn es aber stirbt bringt es reiche Frucht (12).

Das Ganzopfer des Zölibates

11 Der Priesterberuf verlangt von euch besondere Opfer. Das größte ist die restlose Hingabe an Christus im Zölibat. Prüft euch selbst! Und sollte sich der eine oder der andere diesem Opfer nicht gewachsen fühlen, dann beschwören wir ihn, das Seminar zu verlassen und sich nach etwas anderem umzusehen, um anderwärts ein ehrbares und gedeihliches Leben zu führen, an statt mit Widerwillen im Heiligtum zu verbleiben, nicht ohne die Gefahr übrigens, ewig verloren zu gehen und der Kirche Schande zu bereiten. Jene aber, die dem Priesterstande bereits angehören oder zum Beitritt entschlossen sind, ermahnen Wir zur großmütigen und vorbehaltlosen Selbsthingabe.

Lasst euch im Opfermut nicht von den zahllosen Gläubigen übertreffen, die heute alles, selbst das bitterste Ungemach geduldig auf sich nehmen zur größeren Ehre Gottes und für den christlichen Glauben. Geht ihnen vielmehr in diesen Kämpfen mit dem guten Beispiel voran und scheut weder Mühe noch Arbeit, um ihnen im Leben und im, Sterben die Gnade Gottes zu bringen.

Die Nächstenliebe: Kennzeichen des Priesters

12 Zudem haben wir von Gott das Gebot: Wer Gott liebt, soll auch seinen Bruder lieben (13). Diese Nächstenliebe wird von Jesus als Merkmal des Christen bezeichnet (14); umso mehr muss sie das Kennzeichen des katholischen Priesters sein. Ohne Nächstenliebe gibt es auch keine Gottesliebe, wie es der heilige Paulus unmissverständlich andeutet, wenn er in seinem hohen Lied auf die Liebe die Verherrlichung der Gottesliebe mit dem Lobpreis der Nächstenliebe verbindet (15). Die Nächstenliebe kennt keine Grenzpfähle, sie umfasst alle Menschen aller Sprachen, aller Nationen und aller Rassen.

So benützt denn, geliebte Söhne, die außerordentlich günstige Gelegenheit, die euch der Aufenthalt in Rom bietet, um diese Liebe zu üben gegenüber einer unzähligen Schar junger Leute, die zwar aus den verschiedensten, voneinander weit entfernten Nationen stammen, aber doch derselben Zeit angehören, denselben Glauben bekennen, eins sind im gleichen Beruf und in derselben Liebe zu Christus, und die alle dieselben Rechte in der Kirche genießen. Benützt, sagen Wir, diese Gelegenheit, um in der Nächstenliebe zu erstarken, und vermeidet alles, was in Worten oder Werken diese Liebe auch nur leicht verletzen könnte. Überlasst andern die politischen Streitigkeiten ! Das sind keine Gesprächsstoffe für euch. Tauscht vielmehr unter euch Gedanken und Beobachtungen aus, die sich auf die Apostolatsaufgaben beziehen und für die Seelsorge, das Wohlergehen und die Entfaltung der Kirche von Interesse sein können.

Der priesterliche Gehorsam

13 Wollt ihr in der Christusliebe wachsen, so müsst ihr schließlich dem Statthalter Christi Gehorsam, kindliches Vertrauen und Liebe entgegenbringen. In seiner Person zollt ihr ja Christus selber Ehrfurcht und Gehorsam, in seiner Person tritt euch Christus entgegen. Fälschlicherweise unterscheidet man nämlich zwischen einer Rechtskirche und einer Liebeskirche. Das stimmt nicht; vielmehr ist die Rechtskirche, deren Haupt der Papst ist, zugleich auch Kirche Christi" Liebeskirche und gemeinsame Familie der Christen.

Zwischen Uns und euch sollen also die innigsten Beziehungen herrschen, wie sie in einer wahrhaft christlichen Familie den Vater mit den Kindern und die Kinder mit dem Vater verbinden. Da ihr ja hier in Rom lebt und Zeugen seid, dass der Apostolische Stuhl ohne menschliche Rücksichten an nichts anderes denkt und nichts anderes wünscht, als das Glück, das Wohlergehen und das Seelenheil der Gläubigen und der Menschheit insgesamt, teilt auch euren in der ganzen Welt zerstreuten Brüdern das Vertrauen mit, das ihr durch eigene Erfahrung erworben habt, damit ihr alle mit dem Heiligen Vater eins seid in der Liebe Christi.

Schluss

Freud und Leid des Apostolates

14 Erleuchtet durch die göttliche Wahrheit und beseelt von der Liebe Christi, werdet ihr euer Apostolat mitten in den wilden Stürmen einer Welt ausüben, die der Wahrheit und der Liebe feindselig gesinnt ist, und inmitten von Schwierigkeiten und Prüfungen, die das Vorrecht und gewissermaßen die natürlichen und unumgänglichen Begleiter jeder apostolischen Tätigkeit sind. Und doch wird euer Wirken vermöge der Gnade Gottes nicht ohne Segen bleiben für das Heil der Seelen noch ohne jenen ermutigenden Trost für euch selber, dessen Überfülle den Völkerapostel bekennen ließ: Durch Christus wird uns überreicher Trost zuteil (16).

Vertrauen auf Christi Verheißung

15 Gott allein weiß, welche Wege seine Vorsehung einen jeden von euch führen wird; welche Aufstiege und welche Abstiege euch erwarten, und welche Gänge vielleicht über steinige und dornige Pfade. Eins aber bleibt im Leben eines jeden Priesters, der von der Wahrheit und der Liebe Christi durchdrungen ist, letzten Endes sicher und bestimmt: die Hoffnung auf Ihn, der uns den Sieg verliehen hat durch unsern Herrn Jesus Christus (17).

Wo könnte diese übernatürliche Sieges Gewissheit tiefer verwurzelt sein als gerade in euch? Habt ihr doch am Grabe der Apostel und bei den Katakomben der Märtyrer jenen Geist in euch aufgenommen, der schon in früheren Zeiten die Menschheit erneuert hat, jenen Geist, der sich wohl bewusst ist, dass die Verheißungen Jesu Christi ewig ihre Kraft bewahren.

Inzwischen, vielgeliebte Söhne, erinnern Wir euch nachdrücklich an das Wort des heiligen Paulus, in dem seine ganze Freude und Zuversicht im Hinblick auf den Segen seines Apostolates zum Ausdruck kommt: Darum, meine lieben Brüder, steht fest und unerschütterlich voll Eifer im Werke des Herrn allezeit. Ihr wißt ja, dass eure Mühe nicht vergeblich ist im Herrn (18).

Erfüllt von dieser Hoffnung erflehen Wir für euch alle und für jeden einzelnen unter euch die Überfülle der Gnaden des ewigen Vaters und erteilen euch als Unterpfand dieser Gnade des Lichtes und der Kraft in väterlicher Liebe den Apostolischen Segen.

Papst Pius XIi.

Anmerkungen

(1) Pius XII., Ansprache an die Kleriker von Rom. AAS XXXI (1939) 245-251.

(2) 1 Matth. 5,14.

(3) Vgl. Pius XI., Apostolische Konstitution Deus scientiarum Dominus vom 24. Mai 1931. AAS XXIII (1931) 241-262.

(4) Cod. iur. can. c. 1366, § 2.

(5) Benedikt XV., Rundschreiben Ad beatissimi Apostolorum vom 1. November 1914. AAS VI (1914) 576.

(6) Pius XI., Rundschreiben Studiorum ducem vom 29. Juni 1923. AAS XV (1923) 324. Vgl. HK Nr.1947.

(7) Pius XI., Rundschreiben Ubi arcano vom 23. Dezember 1922. AAS XIV (1922) 696. Vgl. HK Nr. 1557.

(8) 2 Kor. 1,19.

(9) Matth. 5,16.

(10) Luk. 9,23.

(11) VgI. Joh. 15,10.

(12) Joh. 12,24-25.

(13) 1 Joh. 4,21.

(14) Vgl. Joh. 13,35.

(15) Vgl. 1 Kor. 13.

(16) 2 Kot. 1,5.

(17) 1 Kor. 15,57.

(18) 1 Kor. 15,58.