Jesuiten: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 23. August 2008, 19:27 Uhr
Die Jesuiten, eigentlich Gesellschaft Jesu (Societas Jesu, Abk.: S.J.), sind der größte Männerorden der Kirche. Sie wurden am 15. August 1534 vom heiligen Ignatius von Loyola gegründet und 1540 von Papst Paul III. bestätigt. Die Ordensgemeinschaft breitete sich im 16. Jh. in Europa aus und betätigte sich stark in der Katholischen Reform, insbesondere im Bildungswesen. Als Missionare waren und sind die Jesuiten in Asien, Afrika und Amerika tätig. Der Zentralismus und das strenge Gehorsamsprinzip wurden strukturelles Vorbild für zahlreiche neuzeitliche Ordensgründungen. Die Jesuiten versprechen besonderen Papstgehorsam. Ignatius gründete keinen weiblichen Zweig.
Die Jesuiten haben laut Annuario Pontificio 2005 19.850 Mitglieder, davon 13.965 Priester. [1]
Generaloberer der Gesellschaft Jesu ist seit 19. Januar 2008 Adolfo Nicolas [2]
Inhaltsverzeichnis
Geschichte der Ordensgemeinschaft
Ihren Anfang nahm die Geschichte der Jesuiten auf dem Barbara-Kolleg in Paris. Peter Faber aus Savoyen, Franz Xaver aus Navarra, Diego Lainez und Alfonso Salmeron sowie Nicolas Bobadilla aus Leon und sechste Simon Rodriguez waren die ersten Gefährten des heiligen Ignatius, die am 15. August 1534 in der Kapelle des hl. Dionysius die Gelübde der Armut und der Keuschheit ablegten. Eigentlich hatten sie vor, nach Beendigung ihrer Studien in Jerusalem zu wirken - Ignatius hatte die heiligen Stätten Jahre zuvor besucht - doch diese Pläne scheiterten an der Expansion des osmanischen Reiches. So zogen die ersten Jesuiten 1539 nach Rom und wirkten dort in der Krankenfürsorge und auf den Universitäten. Ignatius verfasste hier die Formula Instituti, die die Grundzüge der Gesellschaft Jesu umfasst:
- Arbeiten für die christliche Lebensführung und Glaubenserkenntnis durch Predigt, Exerzitien, Caritas und Katechese
- Gehorsam gegenüber dem Papst, grundsätzliche Bereitschaft zum weltweiten Einsatz
- Gehorsam gegenüber dem Oberen in allen Fragen
- Strenge Einhaltung der Armut
- Kein gemeinschaftliches Chorgebet, sondern privates Stundengebet
Am 27. September 1540 erkannte Papst Paul III. in der Bulle Regimini militantis Ecclesiae der Gründung den Jesuitenorden an.
Von Beginn an verbreite sich der Jesuitenorden auf der ganzen Welt, so wirkte Franz Xaver in Indien und Japan, Peter Faber und später Petrus Canisius wirkten im Sinne der Gegenreformation im deutschen Reich und zu Ignatius Tod 1556 gab es bereits eine funktionierende Provinz in Brasilien.
Der große, supranationale Einfluss der bestens ausgebildeten Jesuiten auf Kirche und Staat im 17. und 18. Jahrhundert rief so starken Widerstand seitens der Monarchien hervor, dass Klemens XIV. unter dem Druck der romanischen Staaten den Orden am 21. Juli 1773 durch das Breve "Dominus ac Redemptor" auflöste (Jesuitenverbot). Der Orden überlebte insbesondere in Preußen und Russland, verlor aber den Großteil seiner Niederlassungen, Bildungsinstitute und Besitzungen. 1814 wurde der Orden durch Pius VII. wieder eingeführt und wirkte für die Wiedererstarkung des Papsttums. Auch im 19. und 20. Jahrhundert hatten die Jesuiten in vielen Staaten Schwierigkeiten (in Deutschland 1872–1917 verboten, in der Schweiz 1848-1973). Kritiker behaupten, der Orden habe sich vom Verbot eigentlich nicht erholt, sei jedenfalls nie wieder "der alte" Jesuitenorden geworden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts standen etliche Jesuiten tatsächlich dem Integralismus nahe, in den letzten Jahrzehnten bemühen sich viele, ähnlich vehement, um eine besonders ausgeprägte, also wiederum "gegenwartsnahe" Modernität.
Mitgliederentwicklung
Grafik
Jahr | Ordensmitglieder gesamt | Priester |
---|---|---|
1556 | ca. 1.000 | |
1580 | ca. 5.100 | |
1600 | ca. 8.000 | |
1616 | 13.112 | |
1640 | ca. 16.000 | |
1749 | 22.589 | |
1773-1814 | Aufgehoben (Ausnahme: Russland) |
|
1814 | 600 | |
1853 | 5.200 | |
1884 | 11.500 | |
1933 | 22.936 | 10.166 |
1950 | 29.032 | |
1961 | 35.086 | |
1970 | 33.828 | 21.025 |
1980 | 27.082 | 19.908 |
1990 | 25.594 | 17.308 |
2000 | 21.490 | 15.105 |
2005 | 19.850 | 13.965 |
Bekannte Jesuiten
- Ignatius von Loyola, Ordensgründer (1491-1556)
- Franz Xaver (1506-1552)
- Petrus Canisius (1521-1597), Kirchenlehrer
- Robert Bellarmin (1542-1621), Kirchenlehrer
- Friedrich Spee von Langenfeld (1591-1635)
- Claude de la Colombière (1641-1682)
- Louis Billot (1846-1931)
- Sebastian Tromp (1889-1975)
- Gustav Gundlach
- Hugo Rahner (1900-1968)
- Karl Rahner (1904-1984)
- Hans Urs von Balthasar (1905-1988; 1950 ausgetreten)
- Kardinal Augustin Bea (1881-1968)
- Kardinal Jean Danielou
- Kardinal Henri de Lubac (1896-1991)
- Kardinal Paolo Dezza
- Kardinal Roberto Tucci *1921
- Kardinal Albert Vanhoye *1923
- Federico Lombardi, Pressesprecher des Vatikans (*29.08.1942)
- Peter Hans Kolvenbach (Generaloberer der Jesuiten von 1984-2008)
Medien
- CD: Radio Horeb, Sendung Spiritualität, 10. Januar 2008, Orden stellen sich vor: Jesuiten (Die CD ist kostenlos – jedoch Spende erwünscht; sie kann hier unter diesen Angaben mit Adresse bestellt werden) oder Herunterladen (Download): 2008-01-10_sp.mp3 [3]