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− | Er | + | Er setzte den doktrinalen Absolutismus in die Praxis um. Als führender "Berufspolitiker" seiner Zeit, ungeheuer intelligent und rastlos tüchtig, diente er dem frz. König Ludwig XIII. seit 1624 bis 1642 als erster Minister (''principal ministre''), durchaus mit einer Machtfülle ausgestattet, die heutigen Premierministern entspricht, jedoch vom Vertrauen des Königs abhängig. Er wurde bereits jung (Reform-) [[Bischof]] von Luçon (1608) und führte dort die Dekrete ein, die das [[Konzil von Trient]] beschlossen hatte. Papst [[Gregor XV.]] erhob ihn auf Betreiben der Königinmutter zum [[Kardinal]] (1622), daher "rote Eminenz" genannt, in Kontrast zu seinem Vertrauten, dem Kapuziner ''père Joseph'', eigentlich [[François Le Clerc du Tremblay]], der "grauen Eminenz". Er war der 1. [[Herzog]] von Richelieu (1631) und 1. [[Herzog]] von Fronsac (1634). Überdies wirkte er auch als Generalabt von [[Cluny]], [[Cîteaux]] und [[Prémontré]] zugleich und seit 1626 als ''Surintendant général de la Navigation et du Commerce de France'' (Generalsuperintendent der Marine und des Handels). |
− | [[Kategorie: | + | Ungehorsam galt für ihn als Staatsverbrechen. Auch der Adel musste zum Staatsgehorsam erzogen werden. ''En matière de crime d'État il faut fermer la porte à la pitié.'' (Bei Staatsverbrechen muss man der Frömmigkeit die Tür zumachen.) Seine vorrangigen Ziele waren die neuzeitliche Umgestaltung [[Frankreich]]s in einen absolutistischen [[Staat]] und das Beenden der [[Habsburg|habsburgischen]] Vormachtstellung in [[Europa]]. Zu diesem Zweck scheute er keine Art von Konflikt oder Bündnis, auch nicht mit dem Protestantismus. Im eigenen Land bekämpfte er die politische Macht der Hugenotten rücksichtslos, insbesondere ihren "Staat im Staate" (politisch-militärische Privilegien, die Heinrich IV. gewährt hatte; 1626/27 Niederringung der "maritimen Republik" La Rochelle), akzeptierte aber ihre Kultfreiheit. Der Kampf gegen die habsburgische "Umkreisung" brachte die [[Gegenreformation]] zum Erliegen und trug Richelieu den Hass der Frommen (''parti devot'') ein, die er früh bekämpfte. Die geistliche Bewegung des [[Jansenismus]] wäre ohne die Opposition gegenüber den politischen Maximen Richelieus und seiner Nachahmer nicht so stark geworden. Richelieu war in der Bevölkerung extrem unbeliebt, insbesondere wegen der massiven Steuerpolitik zur Kriegsfinanzierung; wovon auch Romane wie ''Die drei Musketiere'' beredtes Zeugnis geben. |
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+ | Im ''Westfälischen Frieden'' von 1648 triumphierte die von seinem Nachfolger, Kardinal Mazarin, fortgesetzte Politik Richelieus; gegen den ohnmächtigen Protest des Papstes. Alles in allem war Richelieu jedoch ein herausragender Staatsmann, vielseitig interessiert, Gründer der [[Académie française]] und überdies in der ''persönlichen Frömmigkeit'' über jeden [[Zweifel]] erhaben, wenn auch als Theologe unbedeutend. Er verfasste allerdings eine Apologie des [[Katholizismus]]. | ||
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+ | (Aus dem ''Politischen Testament'': "Als Eure Majestät sich entschloss, mir Zutritt zu seinen Räten zu geben, versprach ich ihm, allen meinen Fleiß einzusetzen, um die Partei der Hugenotten zu zerstören, den Hochmut der Granden zu erniedrigen, alle Untertanen zu ihren Pflichten zurückzuführen und seinen Namen unter den fremden Nationen auf den Punkt zu erheben, wo er sein müsse." (Allerdings blieb insbesondere Richelieu selbst unvergessen.)) | ||
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+ | '''Alphonse Louis du Plessis, le cardinal de Lyon''' (1582-1653), älterer Bruder ''des'' Kardinals, wurde 1629 gleichfalls zum Kardinal erhoben. Er war von 1605-26 [[Kartäuser]] und hatte auf das Bistum Lucon verzichtet. Auf Betreiben seines Bruders wurde er 1626 Erzbischof von Aix und 1628 von Lyon; 1631 ''grand aumônier'' de France. | ||
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+ | [[Kategorie:Bischöfe Frankreich|Richelieu]] |
Aktuelle Version vom 20. März 2018, 21:57 Uhr
Armand-Jean du Plessis, duc de Richelieu, genannt vor allem Kardinal Richelieu, (* 9. September 1585 auf Schloss Richelieu; † 4. Dezember 1642 in Paris an Erschöpfung), ist der "Erfinder" der modernen Staatsraison und damit Wegbereiter des frz. Absolutismus.
Er setzte den doktrinalen Absolutismus in die Praxis um. Als führender "Berufspolitiker" seiner Zeit, ungeheuer intelligent und rastlos tüchtig, diente er dem frz. König Ludwig XIII. seit 1624 bis 1642 als erster Minister (principal ministre), durchaus mit einer Machtfülle ausgestattet, die heutigen Premierministern entspricht, jedoch vom Vertrauen des Königs abhängig. Er wurde bereits jung (Reform-) Bischof von Luçon (1608) und führte dort die Dekrete ein, die das Konzil von Trient beschlossen hatte. Papst Gregor XV. erhob ihn auf Betreiben der Königinmutter zum Kardinal (1622), daher "rote Eminenz" genannt, in Kontrast zu seinem Vertrauten, dem Kapuziner père Joseph, eigentlich François Le Clerc du Tremblay, der "grauen Eminenz". Er war der 1. Herzog von Richelieu (1631) und 1. Herzog von Fronsac (1634). Überdies wirkte er auch als Generalabt von Cluny, Cîteaux und Prémontré zugleich und seit 1626 als Surintendant général de la Navigation et du Commerce de France (Generalsuperintendent der Marine und des Handels).
Ungehorsam galt für ihn als Staatsverbrechen. Auch der Adel musste zum Staatsgehorsam erzogen werden. En matière de crime d'État il faut fermer la porte à la pitié. (Bei Staatsverbrechen muss man der Frömmigkeit die Tür zumachen.) Seine vorrangigen Ziele waren die neuzeitliche Umgestaltung Frankreichs in einen absolutistischen Staat und das Beenden der habsburgischen Vormachtstellung in Europa. Zu diesem Zweck scheute er keine Art von Konflikt oder Bündnis, auch nicht mit dem Protestantismus. Im eigenen Land bekämpfte er die politische Macht der Hugenotten rücksichtslos, insbesondere ihren "Staat im Staate" (politisch-militärische Privilegien, die Heinrich IV. gewährt hatte; 1626/27 Niederringung der "maritimen Republik" La Rochelle), akzeptierte aber ihre Kultfreiheit. Der Kampf gegen die habsburgische "Umkreisung" brachte die Gegenreformation zum Erliegen und trug Richelieu den Hass der Frommen (parti devot) ein, die er früh bekämpfte. Die geistliche Bewegung des Jansenismus wäre ohne die Opposition gegenüber den politischen Maximen Richelieus und seiner Nachahmer nicht so stark geworden. Richelieu war in der Bevölkerung extrem unbeliebt, insbesondere wegen der massiven Steuerpolitik zur Kriegsfinanzierung; wovon auch Romane wie Die drei Musketiere beredtes Zeugnis geben.
Im Westfälischen Frieden von 1648 triumphierte die von seinem Nachfolger, Kardinal Mazarin, fortgesetzte Politik Richelieus; gegen den ohnmächtigen Protest des Papstes. Alles in allem war Richelieu jedoch ein herausragender Staatsmann, vielseitig interessiert, Gründer der Académie française und überdies in der persönlichen Frömmigkeit über jeden Zweifel erhaben, wenn auch als Theologe unbedeutend. Er verfasste allerdings eine Apologie des Katholizismus.
- Lorsque Votre Majesté se résolut de me donner l'entrée de ses Conseils, je lui promis d'employer toute mon industrie pour ruiner le parti huguenot, rabaisser l'orgueil des grands, réduire tous les sujets en leur devoir et relever son nom dans les nations étrangères au point où il devait être.
(Aus dem Politischen Testament: "Als Eure Majestät sich entschloss, mir Zutritt zu seinen Räten zu geben, versprach ich ihm, allen meinen Fleiß einzusetzen, um die Partei der Hugenotten zu zerstören, den Hochmut der Granden zu erniedrigen, alle Untertanen zu ihren Pflichten zurückzuführen und seinen Namen unter den fremden Nationen auf den Punkt zu erheben, wo er sein müsse." (Allerdings blieb insbesondere Richelieu selbst unvergessen.))
Alphonse Louis du Plessis, le cardinal de Lyon (1582-1653), älterer Bruder des Kardinals, wurde 1629 gleichfalls zum Kardinal erhoben. Er war von 1605-26 Kartäuser und hatte auf das Bistum Lucon verzichtet. Auf Betreiben seines Bruders wurde er 1626 Erzbischof von Aix und 1628 von Lyon; 1631 grand aumônier de France.