Centesimus annus: Unterschied zwischen den Versionen

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K (terminologische Korrektur (die Enzyklika hat sechs Kapitel und 62 Nummern, und so sollte auch zitiert werden))
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== Inhalt ==
 
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In der Enzyklika erinnert der Papst am Beginn an die große Enzyklika Rerum Novarum von Papst Leo XIII. und betont die Aktualität der Enzyklika. "Das Wiederlesen der Enzyklika in der Wirklichkeit unserer Zeit erlaubt uns, die stete Sorge und das ständige Bemühen der Kirche jenen Menschen gegenüber richtig einzuschätzen, denen die besondere Vorliebe Jesu galt. Der Inhalt der Enzyklika ist ein sprechendes Zeugnis für die Kontinuität dessen in der Kirche, was man heute »die vorrangige Option für die Armen« nennt; eine Option, die ich als einen »besonderen Vorrang in der Weise, wie die christliche Liebe ausgeübt wird«, definiert habe. Die Enzyklika über die »Arbeiterfrage« ist also eine Enzyklika über die Armen und über das schreckliche Los, in das der neue und nicht selten gewaltsame Prozess der Industrialisierung riesige Menschenmassen gestoßen hatte. Auch heute noch rufen in weiten Teilen der Welt ähnliche wirtschaftliche, soziale und politische Umwälzungen dieselben Übel hervor." (Vgl. Kapitel 11)
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In der Enzyklika erinnert der Papst am Beginn an die große Enzyklika Rerum Novarum von Papst Leo XIII. und betont die Aktualität der Enzyklika. "Das Wiederlesen der Enzyklika in der Wirklichkeit unserer Zeit erlaubt uns, die stete Sorge und das ständige Bemühen der Kirche jenen Menschen gegenüber richtig einzuschätzen, denen die besondere Vorliebe Jesu galt. Der Inhalt der Enzyklika ist ein sprechendes Zeugnis für die Kontinuität dessen in der Kirche, was man heute »die vorrangige Option für die Armen« nennt; eine Option, die ich als einen »besonderen Vorrang in der Weise, wie die christliche Liebe ausgeübt wird«, definiert habe. Die Enzyklika über die »Arbeiterfrage« ist also eine Enzyklika über die Armen und über das schreckliche Los, in das der neue und nicht selten gewaltsame Prozess der Industrialisierung riesige Menschenmassen gestoßen hatte. Auch heute noch rufen in weiten Teilen der Welt ähnliche wirtschaftliche, soziale und politische Umwälzungen dieselben Übel hervor." (Vgl. Nr. 11)
  
Dann verweist der Papst im Kapitel 12 auf die aktuellen Zusammenbrüche des Sozialismus im Jahre 1989
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Dann verweist der Papst in Nr. 12 auf die aktuellen Zusammenbrüche des Sozialismus im Jahre 1989
 
"Diese und die radikalen Umgestaltungen lassen sich nur auf Grund der unmittelbar vorhergehenden Situationen erklären. Sie haben das, was Leo XIII. voraussah und was die immer besorgteren Warnungen seiner Nachfolger ankündigten, gleichsam festgeschrieben und institutionalisiert. Papst Leo sah in der Tat unter allen Aspekten, politisch, sozial und wirtschaftlich, die negativen Folgen einer Gesellschaftsordnung voraus, wie sie der Sozialismus vorlegte, der sich freilich damals noch im Stadium der Sozialphilosophie und einer mehr oder weniger strukturierten Bewegung befand."
 
"Diese und die radikalen Umgestaltungen lassen sich nur auf Grund der unmittelbar vorhergehenden Situationen erklären. Sie haben das, was Leo XIII. voraussah und was die immer besorgteren Warnungen seiner Nachfolger ankündigten, gleichsam festgeschrieben und institutionalisiert. Papst Leo sah in der Tat unter allen Aspekten, politisch, sozial und wirtschaftlich, die negativen Folgen einer Gesellschaftsordnung voraus, wie sie der Sozialismus vorlegte, der sich freilich damals noch im Stadium der Sozialphilosophie und einer mehr oder weniger strukturierten Bewegung befand."
  
Zum Jahr 1989 schreibt er später auch noch in weiteren Kapitel und erklärt, warum die Umbrüche stattfinden: "Die wahre Ursache der jüngsten Ereignisse ist jedoch die vom Atheismus hervorgerufene geistige Leere. Sie hat die jungen Generationen ohne Orientierung gelassen und sie nicht selten veranlasst, bei ihrer ununterdrückbaren Suche nach der eigenen Identität und nach dem Sinn des Lebens die religiösen Wurzeln der Kultur ihrer Nationen und die Person Christi selbst wiederzuentdecken als einzige Antwort auf die im Herzen jedes Menschen vorhandene Sehnsucht nach Glück, Wahrheit und Leben. Diesem Suchen ist das Zeugnis all derer entgegengekommen, die unter schwierigen Umständen und unter Verfolgungen Gott die Treue hielten. Der Marxismus hatte versprochen, das Verlangen nach Gott aus dem Herzen des Menschen zu tilgen. Die Ergebnisse aber haben bewiesen, dass dies nicht gelingen kann, ohne dieses Herz selber zu zerrütten." (Vgl. Kapitel 24 ff.)
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Zum Jahr 1989 schreibt er später auch noch in weiteren Textabschnitten und erklärt, warum die Umbrüche stattfinden: "Die wahre Ursache der jüngsten Ereignisse ist jedoch die vom Atheismus hervorgerufene geistige Leere. Sie hat die jungen Generationen ohne Orientierung gelassen und sie nicht selten veranlasst, bei ihrer ununterdrückbaren Suche nach der eigenen Identität und nach dem Sinn des Lebens die religiösen Wurzeln der Kultur ihrer Nationen und die Person Christi selbst wiederzuentdecken als einzige Antwort auf die im Herzen jedes Menschen vorhandene Sehnsucht nach Glück, Wahrheit und Leben. Diesem Suchen ist das Zeugnis all derer entgegengekommen, die unter schwierigen Umständen und unter Verfolgungen Gott die Treue hielten. Der Marxismus hatte versprochen, das Verlangen nach Gott aus dem Herzen des Menschen zu tilgen. Die Ergebnisse aber haben bewiesen, dass dies nicht gelingen kann, ohne dieses Herz selber zu zerrütten." (Vgl. Nr. 24 ff.)
  
Der Papst schreibt, dass der Grundirrtum des Sozialismus "anthropologischer Natur" sei. "Er betrachtet den einzelnen Menschen lediglich als ein Instrument und Molekül des gesellschaftlichen Organismus, so dass das Wohl des einzelnen dem Ablauf des wirtschaftlich-gesellschaftlichen Mechanismus völlig untergeordnet wird; gleichzeitig ist man der Meinung, dass eben dieses Wohl unabhängig von freier Entscheidung und ohne eine ganz persönliche und unübertragbare Verantwortung gegenüber dem Guten verwirklicht werden könne. Der Mensch wird auf diese Weise zu einem Bündel gesellschaftlicher Beziehungen verkürzt, es verschwindet der Begriff der Person als autonomes Subjekt moralischer Entscheidung, das gerade dadurch die gesellschaftliche Ordnung aufbaut. Aus dieser verfehlten Sicht der Person folgen die Verkehrung des Rechtes, das den Raum für die Ausübung der Freiheit bestimmt, und ebenso die Ablehnung des Privateigentums. Der Mensch, der gar nichts hat, was er »sein eigen« nennen kann, und jeder Möglichkeit entbehrt, sich durch eigene Initiative seinen Lebensunterhalt zu verdienen, wird völlig abhängig von den gesellschaftlichen Mechanismen und von denen, die sie kontrollieren. Es wird dem Menschen äußerst schwer, seine Würde als Person zu erkennen. Damit aber wird der Weg zur Errichtung einer echten menschlichen Gemeinschaft verbaut." (Vgl. Kapitel 13)
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Der Papst schreibt, dass der Grundirrtum des Sozialismus "anthropologischer Natur" sei. "Er betrachtet den einzelnen Menschen lediglich als ein Instrument und Molekül des gesellschaftlichen Organismus, so dass das Wohl des einzelnen dem Ablauf des wirtschaftlich-gesellschaftlichen Mechanismus völlig untergeordnet wird; gleichzeitig ist man der Meinung, dass eben dieses Wohl unabhängig von freier Entscheidung und ohne eine ganz persönliche und unübertragbare Verantwortung gegenüber dem Guten verwirklicht werden könne. Der Mensch wird auf diese Weise zu einem Bündel gesellschaftlicher Beziehungen verkürzt, es verschwindet der Begriff der Person als autonomes Subjekt moralischer Entscheidung, das gerade dadurch die gesellschaftliche Ordnung aufbaut. Aus dieser verfehlten Sicht der Person folgen die Verkehrung des Rechtes, das den Raum für die Ausübung der Freiheit bestimmt, und ebenso die Ablehnung des Privateigentums. Der Mensch, der gar nichts hat, was er »sein eigen« nennen kann, und jeder Möglichkeit entbehrt, sich durch eigene Initiative seinen Lebensunterhalt zu verdienen, wird völlig abhängig von den gesellschaftlichen Mechanismen und von denen, die sie kontrollieren. Es wird dem Menschen äußerst schwer, seine Würde als Person zu erkennen. Damit aber wird der Weg zur Errichtung einer echten menschlichen Gemeinschaft verbaut." (Vgl. Nr. 13)
  
Die Hauptursache für den Sozialismus wird im Atheismus gesehen. "Aus derselben atheistischen Wurzel stammt auch die Wahl der Methode des Sozialismus, die in Rerum novarum verurteilt wird. Es handelt sich um den Klassenkampf." (Vgl. Kapitel 14)
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Die Hauptursache für den Sozialismus wird im Atheismus gesehen. "Aus derselben atheistischen Wurzel stammt auch die Wahl der Methode des Sozialismus, die in Rerum novarum verurteilt wird. Es handelt sich um den Klassenkampf." (Vgl. Nr. 14)
  
In einem weiteren Teil der Enzyklika geht Johannes Paul II. der Frage über das Privateigentum und die universale Bestimmung der Güter nach. "Zugleich mit der Verkündigung des Rechtes auf Privateigentum stellte der Papst mit gleicher Eindringlichkeit fest, dass der »Gebrauch« der Güter, der der Freiheit anvertraut ist, der ursprünglichen Zielbestimmung der geschaffenen Güter für alle und dem im Evangelium bekundeten Willen Jesu Christi untergeordnet sei. So schrieb er: »Es ergeht also die Mahnung... an die mit Glücksgütern Gesegneten ... Die auffälligen Drohungen Jesu Christi an die Reichen müssten diese mit Furcht erfüllen, denn dem ewigen Richter wird einst strengste Rechenschaft über den Gebrauch der Güter dieses Lebens abgelegt werden müssen«. Und indem er den hl. Thomas von Aquin zitiert, fährt er fort: »Fragt man nun, wie der Gebrauch des Besitzes beschaffen sein müsse, so antwortet die Kirche ...: "Der Mensch muss die äußeren Dinge nicht wie ein Eigentum, sondern wie gemeinsames Gut betrachten"«, denn »über den Gesetzen und den Urteilen der Menschen steht das Gesetz und der Richtspruch Christi«." (Vgl. Kapitel 30)
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In einem weiteren Teil der Enzyklika geht Johannes Paul II. der Frage über das Privateigentum und die universale Bestimmung der Güter nach. "Zugleich mit der Verkündigung des Rechtes auf Privateigentum stellte der Papst mit gleicher Eindringlichkeit fest, dass der »Gebrauch« der Güter, der der Freiheit anvertraut ist, der ursprünglichen Zielbestimmung der geschaffenen Güter für alle und dem im Evangelium bekundeten Willen Jesu Christi untergeordnet sei. So schrieb er: »Es ergeht also die Mahnung... an die mit Glücksgütern Gesegneten ... Die auffälligen Drohungen Jesu Christi an die Reichen müssten diese mit Furcht erfüllen, denn dem ewigen Richter wird einst strengste Rechenschaft über den Gebrauch der Güter dieses Lebens abgelegt werden müssen«. Und indem er den hl. Thomas von Aquin zitiert, fährt er fort: »Fragt man nun, wie der Gebrauch des Besitzes beschaffen sein müsse, so antwortet die Kirche ...: "Der Mensch muss die äußeren Dinge nicht wie ein Eigentum, sondern wie gemeinsames Gut betrachten"«, denn »über den Gesetzen und den Urteilen der Menschen steht das Gesetz und der Richtspruch Christi«." (Vgl. Nr. 30)
  
Der Papst stellt auch klar, dass die Kirch kein eigenes Wirtschaftsmodell hat. "Die Kirche hat keine eigenen Modelle vorzulegen. Die konkreten und erfolgreichen Modelle können nur im Rahmen der jeweils verschiedenen historischen Situationen durch das Bemühen aller Verantwortlichen gefunden werden, die sich den konkreten Problemen in allen ihren eng miteinander verflochtenen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Aspekten stellen." (Vgl. Kapitel 43)
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Der Papst stellt auch klar, dass die Kirch kein eigenes Wirtschaftsmodell hat. "Die Kirche hat keine eigenen Modelle vorzulegen. Die konkreten und erfolgreichen Modelle können nur im Rahmen der jeweils verschiedenen historischen Situationen durch das Bemühen aller Verantwortlichen gefunden werden, die sich den konkreten Problemen in allen ihren eng miteinander verflochtenen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Aspekten stellen." (Vgl. Nr. 43)
  
Interessantes findet sich auch im 5. Teil mit dem Thema "Staat und Kultur", wo es heißt: "Die Kirche weiß das System der Demokratie zu schätzen, insoweit es die Beteiligung der Bürger an den politischen Entscheidungen sicherstellt und den Regierten die Möglichkeit garantiert, sowohl ihre Regierungen zu wählen und zu kontrollieren als auch dort, wo es sich als notwendig erweist, sie auf friedliche Weise zu ersetzen. 93 Sie kann daher nicht die Bildung schmaler Führungsgruppen billigen, die aus Sonderinteressen oder aus ideologischen Absichten die Staatsmacht an sich reißen." (Vgl. Kapitel 46)  
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Interessantes findet sich auch im 5. Kapitel mit dem Thema "Staat und Kultur", wo es heißt: "Die Kirche weiß das System der Demokratie zu schätzen, insoweit es die Beteiligung der Bürger an den politischen Entscheidungen sicherstellt und den Regierten die Möglichkeit garantiert, sowohl ihre Regierungen zu wählen und zu kontrollieren als auch dort, wo es sich als notwendig erweist, sie auf friedliche Weise zu ersetzen. 93 Sie kann daher nicht die Bildung schmaler Führungsgruppen billigen, die aus Sonderinteressen oder aus ideologischen Absichten die Staatsmacht an sich reißen." (Vgl. Nr. 46)  
  
Weiters heißt es, dass die Kirche Fanatismus und Fundamentelismus ablehnt und die Freiheit des einzelnen achtet. Eine Freiheit kann aber nur im Zusammenhang mit der Wahrheit richtig verstanden werden: "Die Kirche verschließt auch nicht die Augen vor der Gefahr des Fanatismus oder [[Fundamentalismus]] derer, die glauben, im Namen einer angeblich wissenschaftlichen oder religiösen Ideologie den anderen Menschen ihre Auffassung von dem, was wahr und gut ist, aufzwingen zu können. Die christliche Wahrheit ist nicht von dieser Art. Der christliche Glaube, der keine Ideologie ist, maßt sich nicht an, die bunte sozio-politische Wirklichkeit in ein strenges Schema einzuzwängen. Er anerkennt, dass sich das Leben des Menschen in der Geschichte unter verschiedenen und nicht immer vollkommenen Bedingungen verwirklicht. Darum gehört zum Vorgehen der Kirche, die stets die transzendente Würde der Person beteuert, die Achtung der Freiheit." (Vgl. 46)
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Weiters heißt es, dass die Kirche Fanatismus und Fundamentelismus ablehnt und die Freiheit des einzelnen achtet. Eine Freiheit kann aber nur im Zusammenhang mit der Wahrheit richtig verstanden werden: "Die Kirche verschließt auch nicht die Augen vor der Gefahr des Fanatismus oder [[Fundamentalismus]] derer, die glauben, im Namen einer angeblich wissenschaftlichen oder religiösen Ideologie den anderen Menschen ihre Auffassung von dem, was wahr und gut ist, aufzwingen zu können. Die christliche Wahrheit ist nicht von dieser Art. Der christliche Glaube, der keine Ideologie ist, maßt sich nicht an, die bunte sozio-politische Wirklichkeit in ein strenges Schema einzuzwängen. Er anerkennt, dass sich das Leben des Menschen in der Geschichte unter verschiedenen und nicht immer vollkommenen Bedingungen verwirklicht. Darum gehört zum Vorgehen der Kirche, die stets die transzendente Würde der Person beteuert, die Achtung der Freiheit." (Vgl. Nr. 46)
  
"Aber die Freiheit erhält erst durch die Annahme der Wahrheit ihren vollen Wert. In einer Welt ohne Wahrheit verliert die Freiheit ihre Grundlage, und der Mensch ist der Gewalt der Leidenschaften und offenen oder verborgenen Bedingtheiten ausgesetzt." (Vgl. 46)  
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"Aber die Freiheit erhält erst durch die Annahme der Wahrheit ihren vollen Wert. In einer Welt ohne Wahrheit verliert die Freiheit ihre Grundlage, und der Mensch ist der Gewalt der Leidenschaften und offenen oder verborgenen Bedingtheiten ausgesetzt." (Vgl. Nr. 46)  
  
Im abschließenden sechsten Teil wird nochmals betont, dass der Mensch der Weg der Kirche ist.
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Im abschließenden sechsten Kapitel wird nochmals betont, dass der Mensch der Weg der Kirche ist.
"Die heutige Soziallehre hat besonders den Menschen im Auge, insofern er in das komplizierte Beziehungsgeflecht der modernen Gesellschaften eingebunden ist. Die Humanwissenschaften und die Philosophie dienen dazu, die zentrale Stellung des Menschen in der Gesellschaft zu deuten und ihn in die Lage zu versetzen, sich selbst als »soziales Wesen« besser zu begreifen. Allein der Glaube enthüllt ihm voll seine wahre Identität. Von dieser Identität geht die Soziallehre der Kirche aus. Ihr Ziel ist es, unter Zuhilfenahme sämtlicher Beiträge der Wissenschaften und der Philosophie dem Menschen auf dem Weg zu seinem Heil beizustehen." (Vgl. 54)
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"Die heutige Soziallehre hat besonders den Menschen im Auge, insofern er in das komplizierte Beziehungsgeflecht der modernen Gesellschaften eingebunden ist. Die Humanwissenschaften und die Philosophie dienen dazu, die zentrale Stellung des Menschen in der Gesellschaft zu deuten und ihn in die Lage zu versetzen, sich selbst als »soziales Wesen« besser zu begreifen. Allein der Glaube enthüllt ihm voll seine wahre Identität. Von dieser Identität geht die Soziallehre der Kirche aus. Ihr Ziel ist es, unter Zuhilfenahme sämtlicher Beiträge der Wissenschaften und der Philosophie dem Menschen auf dem Weg zu seinem Heil beizustehen." (Vgl. Nr. 54)
  
  

Version vom 27. September 2010, 16:51 Uhr

Die Enzyklika Centesimus annus wurde am 1. Mai 1991 von Papst Johannes Paul II. veröffentlicht. Der Anlass für die Sozialenzyklika war 100 Jahre "Rerum Novarum". Centesimus Annus war nach Laborem exercens und Sollicitudo rei socialis bereits die dritte Sozialenzyklika von Johannes Paul II.

Inhalt

In der Enzyklika erinnert der Papst am Beginn an die große Enzyklika Rerum Novarum von Papst Leo XIII. und betont die Aktualität der Enzyklika. "Das Wiederlesen der Enzyklika in der Wirklichkeit unserer Zeit erlaubt uns, die stete Sorge und das ständige Bemühen der Kirche jenen Menschen gegenüber richtig einzuschätzen, denen die besondere Vorliebe Jesu galt. Der Inhalt der Enzyklika ist ein sprechendes Zeugnis für die Kontinuität dessen in der Kirche, was man heute »die vorrangige Option für die Armen« nennt; eine Option, die ich als einen »besonderen Vorrang in der Weise, wie die christliche Liebe ausgeübt wird«, definiert habe. Die Enzyklika über die »Arbeiterfrage« ist also eine Enzyklika über die Armen und über das schreckliche Los, in das der neue und nicht selten gewaltsame Prozess der Industrialisierung riesige Menschenmassen gestoßen hatte. Auch heute noch rufen in weiten Teilen der Welt ähnliche wirtschaftliche, soziale und politische Umwälzungen dieselben Übel hervor." (Vgl. Nr. 11)

Dann verweist der Papst in Nr. 12 auf die aktuellen Zusammenbrüche des Sozialismus im Jahre 1989 "Diese und die radikalen Umgestaltungen lassen sich nur auf Grund der unmittelbar vorhergehenden Situationen erklären. Sie haben das, was Leo XIII. voraussah und was die immer besorgteren Warnungen seiner Nachfolger ankündigten, gleichsam festgeschrieben und institutionalisiert. Papst Leo sah in der Tat unter allen Aspekten, politisch, sozial und wirtschaftlich, die negativen Folgen einer Gesellschaftsordnung voraus, wie sie der Sozialismus vorlegte, der sich freilich damals noch im Stadium der Sozialphilosophie und einer mehr oder weniger strukturierten Bewegung befand."

Zum Jahr 1989 schreibt er später auch noch in weiteren Textabschnitten und erklärt, warum die Umbrüche stattfinden: "Die wahre Ursache der jüngsten Ereignisse ist jedoch die vom Atheismus hervorgerufene geistige Leere. Sie hat die jungen Generationen ohne Orientierung gelassen und sie nicht selten veranlasst, bei ihrer ununterdrückbaren Suche nach der eigenen Identität und nach dem Sinn des Lebens die religiösen Wurzeln der Kultur ihrer Nationen und die Person Christi selbst wiederzuentdecken als einzige Antwort auf die im Herzen jedes Menschen vorhandene Sehnsucht nach Glück, Wahrheit und Leben. Diesem Suchen ist das Zeugnis all derer entgegengekommen, die unter schwierigen Umständen und unter Verfolgungen Gott die Treue hielten. Der Marxismus hatte versprochen, das Verlangen nach Gott aus dem Herzen des Menschen zu tilgen. Die Ergebnisse aber haben bewiesen, dass dies nicht gelingen kann, ohne dieses Herz selber zu zerrütten." (Vgl. Nr. 24 ff.)

Der Papst schreibt, dass der Grundirrtum des Sozialismus "anthropologischer Natur" sei. "Er betrachtet den einzelnen Menschen lediglich als ein Instrument und Molekül des gesellschaftlichen Organismus, so dass das Wohl des einzelnen dem Ablauf des wirtschaftlich-gesellschaftlichen Mechanismus völlig untergeordnet wird; gleichzeitig ist man der Meinung, dass eben dieses Wohl unabhängig von freier Entscheidung und ohne eine ganz persönliche und unübertragbare Verantwortung gegenüber dem Guten verwirklicht werden könne. Der Mensch wird auf diese Weise zu einem Bündel gesellschaftlicher Beziehungen verkürzt, es verschwindet der Begriff der Person als autonomes Subjekt moralischer Entscheidung, das gerade dadurch die gesellschaftliche Ordnung aufbaut. Aus dieser verfehlten Sicht der Person folgen die Verkehrung des Rechtes, das den Raum für die Ausübung der Freiheit bestimmt, und ebenso die Ablehnung des Privateigentums. Der Mensch, der gar nichts hat, was er »sein eigen« nennen kann, und jeder Möglichkeit entbehrt, sich durch eigene Initiative seinen Lebensunterhalt zu verdienen, wird völlig abhängig von den gesellschaftlichen Mechanismen und von denen, die sie kontrollieren. Es wird dem Menschen äußerst schwer, seine Würde als Person zu erkennen. Damit aber wird der Weg zur Errichtung einer echten menschlichen Gemeinschaft verbaut." (Vgl. Nr. 13)

Die Hauptursache für den Sozialismus wird im Atheismus gesehen. "Aus derselben atheistischen Wurzel stammt auch die Wahl der Methode des Sozialismus, die in Rerum novarum verurteilt wird. Es handelt sich um den Klassenkampf." (Vgl. Nr. 14)

In einem weiteren Teil der Enzyklika geht Johannes Paul II. der Frage über das Privateigentum und die universale Bestimmung der Güter nach. "Zugleich mit der Verkündigung des Rechtes auf Privateigentum stellte der Papst mit gleicher Eindringlichkeit fest, dass der »Gebrauch« der Güter, der der Freiheit anvertraut ist, der ursprünglichen Zielbestimmung der geschaffenen Güter für alle und dem im Evangelium bekundeten Willen Jesu Christi untergeordnet sei. So schrieb er: »Es ergeht also die Mahnung... an die mit Glücksgütern Gesegneten ... Die auffälligen Drohungen Jesu Christi an die Reichen müssten diese mit Furcht erfüllen, denn dem ewigen Richter wird einst strengste Rechenschaft über den Gebrauch der Güter dieses Lebens abgelegt werden müssen«. Und indem er den hl. Thomas von Aquin zitiert, fährt er fort: »Fragt man nun, wie der Gebrauch des Besitzes beschaffen sein müsse, so antwortet die Kirche ...: "Der Mensch muss die äußeren Dinge nicht wie ein Eigentum, sondern wie gemeinsames Gut betrachten"«, denn »über den Gesetzen und den Urteilen der Menschen steht das Gesetz und der Richtspruch Christi«." (Vgl. Nr. 30)

Der Papst stellt auch klar, dass die Kirch kein eigenes Wirtschaftsmodell hat. "Die Kirche hat keine eigenen Modelle vorzulegen. Die konkreten und erfolgreichen Modelle können nur im Rahmen der jeweils verschiedenen historischen Situationen durch das Bemühen aller Verantwortlichen gefunden werden, die sich den konkreten Problemen in allen ihren eng miteinander verflochtenen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Aspekten stellen." (Vgl. Nr. 43)

Interessantes findet sich auch im 5. Kapitel mit dem Thema "Staat und Kultur", wo es heißt: "Die Kirche weiß das System der Demokratie zu schätzen, insoweit es die Beteiligung der Bürger an den politischen Entscheidungen sicherstellt und den Regierten die Möglichkeit garantiert, sowohl ihre Regierungen zu wählen und zu kontrollieren als auch dort, wo es sich als notwendig erweist, sie auf friedliche Weise zu ersetzen. 93 Sie kann daher nicht die Bildung schmaler Führungsgruppen billigen, die aus Sonderinteressen oder aus ideologischen Absichten die Staatsmacht an sich reißen." (Vgl. Nr. 46)

Weiters heißt es, dass die Kirche Fanatismus und Fundamentelismus ablehnt und die Freiheit des einzelnen achtet. Eine Freiheit kann aber nur im Zusammenhang mit der Wahrheit richtig verstanden werden: "Die Kirche verschließt auch nicht die Augen vor der Gefahr des Fanatismus oder Fundamentalismus derer, die glauben, im Namen einer angeblich wissenschaftlichen oder religiösen Ideologie den anderen Menschen ihre Auffassung von dem, was wahr und gut ist, aufzwingen zu können. Die christliche Wahrheit ist nicht von dieser Art. Der christliche Glaube, der keine Ideologie ist, maßt sich nicht an, die bunte sozio-politische Wirklichkeit in ein strenges Schema einzuzwängen. Er anerkennt, dass sich das Leben des Menschen in der Geschichte unter verschiedenen und nicht immer vollkommenen Bedingungen verwirklicht. Darum gehört zum Vorgehen der Kirche, die stets die transzendente Würde der Person beteuert, die Achtung der Freiheit." (Vgl. Nr. 46)

"Aber die Freiheit erhält erst durch die Annahme der Wahrheit ihren vollen Wert. In einer Welt ohne Wahrheit verliert die Freiheit ihre Grundlage, und der Mensch ist der Gewalt der Leidenschaften und offenen oder verborgenen Bedingtheiten ausgesetzt." (Vgl. Nr. 46)

Im abschließenden sechsten Kapitel wird nochmals betont, dass der Mensch der Weg der Kirche ist. "Die heutige Soziallehre hat besonders den Menschen im Auge, insofern er in das komplizierte Beziehungsgeflecht der modernen Gesellschaften eingebunden ist. Die Humanwissenschaften und die Philosophie dienen dazu, die zentrale Stellung des Menschen in der Gesellschaft zu deuten und ihn in die Lage zu versetzen, sich selbst als »soziales Wesen« besser zu begreifen. Allein der Glaube enthüllt ihm voll seine wahre Identität. Von dieser Identität geht die Soziallehre der Kirche aus. Ihr Ziel ist es, unter Zuhilfenahme sämtlicher Beiträge der Wissenschaften und der Philosophie dem Menschen auf dem Weg zu seinem Heil beizustehen." (Vgl. Nr. 54)


Siehe auch: Liste von Lehramtstexten

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