Versuchung: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | '''Versuchung''' ist ein Anreiz, etwas sittiich Unvollkommenes oder gar Sündhaftes zu tun oder etwas pflichtgemäßes zu unterlassen. Sie kann hervorgehen von der eigenen durch die [[Erbsünde]] geschwächten [[Natur]] und ihrem ungeordneten Begehren nach irdischen Gütern ([[Begierde|Augenlust]])<ref>vgl. 1 Tim 6, 9</ref> oder nach unrechtmäßiger Befriedigung der sinnlichen Triebe des Geschmackssinnes und des Geschlechtstriebes ([[Begierde|Fleischeslust]])<ref> vgl. auch Mk 14, 38; 1 Kor 7, 5</ref> oder nach der Ehre ([[Begierde|Hoffart]]), oder sie kann vom [[Teufel]] oder von der Umwelt veranlasst sein. | ||
Alle Menschen sind Versuchungen ausgesetzt; aber keinen lässt Gott über seine Kräfte versucht werden. Der Teufel hat nicht unbeschränkte Macht. «Bellen kann er, hetzen kann er, aber beißen kann er nicht, es sei denn, es lasse sich einer beißen» (Augustinus).<ref>[[Basler Katholischer Katechismus (1947)#IV. Die freudige Erfüllung der Gebote|Basler Katholischer Katechismus (1947), Nr. 438]].</ref> | Alle Menschen sind Versuchungen ausgesetzt; aber keinen lässt Gott über seine Kräfte versucht werden. Der Teufel hat nicht unbeschränkte Macht. «Bellen kann er, hetzen kann er, aber beißen kann er nicht, es sei denn, es lasse sich einer beißen» (Augustinus).<ref>[[Basler Katholischer Katechismus (1947)#IV. Die freudige Erfüllung der Gebote|Basler Katholischer Katechismus (1947), Nr. 438]].</ref> | ||
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Die Versuchung ist noch keine [[Sünde]], solange der Mensch sich ihr nicht unnötig aussetzt oder frei nachgibt und schließlich einwilligt. Eine überwundene Versuchung stählt die Widerstandskraft gegen die Versuchung, ist ein Beweis der [[Treue]] gegen [[Gott]] und vermehrt das [[Verdienst]]. Aus diesem Grunde lässt Gott die Versuchung über die [[Mensch]]en kommen. | Die Versuchung ist noch keine [[Sünde]], solange der Mensch sich ihr nicht unnötig aussetzt oder frei nachgibt und schließlich einwilligt. Eine überwundene Versuchung stählt die Widerstandskraft gegen die Versuchung, ist ein Beweis der [[Treue]] gegen [[Gott]] und vermehrt das [[Verdienst]]. Aus diesem Grunde lässt Gott die Versuchung über die [[Mensch]]en kommen. | ||
− | Das Wachen (vgl. | + | Das Wachen (vgl. Lk 22, 46) und das einhalten der [[Gebot]]e (vgl. Offb 3,10) bewahrt vor der Versuchung. [[Gott]] wird "in der Versuchung einen Ausweg schaffen", sodass wir nicht überfordert werden und bestehen können (vgl. 1 Kor 10,13). |
− | Im [[Vater unser]] | + | Im [[Vater unser]] Mt 6, 13 betet der Christ, [[Gott]] möge ihn in der Versuchung führen. Zu dieser Interpretation gibt die aramäische Sprache und ebenso der Jakobusbrief Anlass. |
==Sinn und Wesen der Versuchung in der [[Bibel]]== | ==Sinn und Wesen der Versuchung in der [[Bibel]]== | ||
− | "Seid voll Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Versuchungen geratet. Ihr wisst, dass die [[Versuchung|Prüfung eures Glaubens]] Ausdauer bewirkt. Die Ausdauer aber soll zu einem vollendeten Werk führen; denn so werdet ihr vollendet und untadelig sein, es wird euch nichts mehr fehlen" | + | "Seid voll Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Versuchungen geratet. Ihr wisst, dass die [[Versuchung|Prüfung eures Glaubens]] Ausdauer bewirkt. Die Ausdauer aber soll zu einem vollendeten Werk führen; denn so werdet ihr vollendet und untadelig sein, es wird euch nichts mehr fehlen" Jak 1,2-4. <br> |
− | "Glücklich der Mann, der in der Versuchung standhält. Denn wenn er sich bewährt, wird er den Kranz des Lebens erhalten, der denen verheißen ist, die Gott lieben. Keiner, der in Versuchung gerät, soll sagen: Ich werde von Gott in Versuchung geführt. Denn Gott kann nicht in die Versuchung kommen, Böses zu tun, und er führt auch selbst niemand in Versuchung. Jeder wird von seiner eigenen [[Begierde]], die ihn lockt und fängt, in Versuchung geführt. Wenn die [[Begierde]] dann schwanger geworden ist, bringt sie die Sünde zur Welt; ist die [[Sünde]] reif geworden, bringt sie den [[Tod]] hervor" | + | "Glücklich der Mann, der in der Versuchung standhält. Denn wenn er sich bewährt, wird er den [[Kranz des Lebens]] erhalten, der denen verheißen ist, die Gott lieben. Keiner, der in Versuchung gerät, soll sagen: Ich werde von Gott in Versuchung geführt. Denn Gott kann nicht in die Versuchung kommen, Böses zu tun, und er führt auch selbst niemand in Versuchung. Jeder wird von seiner eigenen [[Begierde]], die ihn lockt und fängt, in Versuchung geführt. Wenn die [[Begierde]] dann schwanger geworden ist, bringt sie die Sünde zur Welt; ist die [[Sünde]] reif geworden, bringt sie den [[Tod]] hervor" Jak 1,12-15. |
− | Jesus wurde nicht durch [[Begierde]], sondern durch den [[Teufel]] für uns<ref> vgl. | + | Jesus wurde nicht durch [[Begierde]], sondern durch den [[Teufel]] für uns<ref> vgl. Mt 4,1-11; Lk 4, 1-13; Mk 1, 12-13</ref> in Versuchung geführt. Er musste "in allem seinen Brüdern gleich sein, um ein barmherziger und treuer [[Hoherpriester]] vor [[Gott]] zu sein und die [[Sünde]]n des Volkes zu [[sühne]]n Hebr 2,18. "Wir haben ja nicht einen Hohenpriester, der nicht mitfühlen könnte mit unserer Schwäche, sondern einen, der in allem wie wir in Versuchung geführt worden ist, aber nicht gesündigt hat" Hebr 4, 15. So kann er "denen helfen, die in Versuchung geführt werden" Hebr 2, 18. |
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+ | * [[Thomas von Aquin: Katechismus#Sechste Bitte: Und führe uns nicht in Versuchung]]. | ||
+ | * [[Gertrud von Helfta: Legatus divinae pietatis#70. Von dem Nutzen der Versuchung]] UND [[Gertrud von Helfta: Legatus divinae pietatis#76. Von der Läuterung durch Versuchungen und von der treuen Mitwirkung mit der Gnade|76. Von der Läuterung durch Versuchungen und von der treuen Mitwirkung mit der Gnade]]. | ||
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* [[Joseph Ratzinger]]: ''[[Gott]] und die Welt. Glauben und Leben in unserer Zeit.'' Ein Gespräch mit [[Peter Seewald]]. 2000 (395 Seiten; ISBN: 3-421-05428-2; mit umfassender Erklärung zu "Führe uns nicht in Versuchung"). | * [[Joseph Ratzinger]]: ''[[Gott]] und die Welt. Glauben und Leben in unserer Zeit.'' Ein Gespräch mit [[Peter Seewald]]. 2000 (395 Seiten; ISBN: 3-421-05428-2; mit umfassender Erklärung zu "Führe uns nicht in Versuchung"). | ||
+ | * Monika Pesthy-Simon. Dt. Übers. von Tamás Adamik, ''Die Theologie der Versuchung im frühen Christentum'' ([[Traditio Christiana]], Band 15), Peter Lang Verlag Wien u.a. 2011 (281 Seiten, ISBN 978-3-03-910603-5 kart.). | ||
== Päpstliches und Lehramt (mit Weblinks) == | == Päpstliches und Lehramt (mit Weblinks) == |
Aktuelle Version vom 4. April 2024, 10:34 Uhr
Versuchung ist ein Anreiz, etwas sittiich Unvollkommenes oder gar Sündhaftes zu tun oder etwas pflichtgemäßes zu unterlassen. Sie kann hervorgehen von der eigenen durch die Erbsünde geschwächten Natur und ihrem ungeordneten Begehren nach irdischen Gütern (Augenlust)<ref>vgl. 1 Tim 6, 9</ref> oder nach unrechtmäßiger Befriedigung der sinnlichen Triebe des Geschmackssinnes und des Geschlechtstriebes (Fleischeslust)<ref> vgl. auch Mk 14, 38; 1 Kor 7, 5</ref> oder nach der Ehre (Hoffart), oder sie kann vom Teufel oder von der Umwelt veranlasst sein.
Alle Menschen sind Versuchungen ausgesetzt; aber keinen lässt Gott über seine Kräfte versucht werden. Der Teufel hat nicht unbeschränkte Macht. «Bellen kann er, hetzen kann er, aber beißen kann er nicht, es sei denn, es lasse sich einer beißen» (Augustinus).<ref>Basler Katholischer Katechismus (1947), Nr. 438.</ref>
Die Versuchung ist noch keine Sünde, solange der Mensch sich ihr nicht unnötig aussetzt oder frei nachgibt und schließlich einwilligt. Eine überwundene Versuchung stählt die Widerstandskraft gegen die Versuchung, ist ein Beweis der Treue gegen Gott und vermehrt das Verdienst. Aus diesem Grunde lässt Gott die Versuchung über die Menschen kommen.
Das Wachen (vgl. Lk 22, 46) und das einhalten der Gebote (vgl. Offb 3,10) bewahrt vor der Versuchung. Gott wird "in der Versuchung einen Ausweg schaffen", sodass wir nicht überfordert werden und bestehen können (vgl. 1 Kor 10,13).
Im Vater unser Mt 6, 13 betet der Christ, Gott möge ihn in der Versuchung führen. Zu dieser Interpretation gibt die aramäische Sprache und ebenso der Jakobusbrief Anlass.
Inhaltsverzeichnis
Sinn und Wesen der Versuchung in der Bibel
"Seid voll Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Versuchungen geratet. Ihr wisst, dass die Prüfung eures Glaubens Ausdauer bewirkt. Die Ausdauer aber soll zu einem vollendeten Werk führen; denn so werdet ihr vollendet und untadelig sein, es wird euch nichts mehr fehlen" Jak 1,2-4.
"Glücklich der Mann, der in der Versuchung standhält. Denn wenn er sich bewährt, wird er den Kranz des Lebens erhalten, der denen verheißen ist, die Gott lieben. Keiner, der in Versuchung gerät, soll sagen: Ich werde von Gott in Versuchung geführt. Denn Gott kann nicht in die Versuchung kommen, Böses zu tun, und er führt auch selbst niemand in Versuchung. Jeder wird von seiner eigenen Begierde, die ihn lockt und fängt, in Versuchung geführt. Wenn die Begierde dann schwanger geworden ist, bringt sie die Sünde zur Welt; ist die Sünde reif geworden, bringt sie den Tod hervor" Jak 1,12-15.
Jesus wurde nicht durch Begierde, sondern durch den Teufel für uns<ref> vgl. Mt 4,1-11; Lk 4, 1-13; Mk 1, 12-13</ref> in Versuchung geführt. Er musste "in allem seinen Brüdern gleich sein, um ein barmherziger und treuer Hoherpriester vor Gott zu sein und die Sünden des Volkes zu sühnen Hebr 2,18. "Wir haben ja nicht einen Hohenpriester, der nicht mitfühlen könnte mit unserer Schwäche, sondern einen, der in allem wie wir in Versuchung geführt worden ist, aber nicht gesündigt hat" Hebr 4, 15. So kann er "denen helfen, die in Versuchung geführt werden" Hebr 2, 18.
Literatur
- Thomas von Aquin: Katechismus#Sechste Bitte: Und führe uns nicht in Versuchung.
- Gertrud von Helfta: Legatus divinae pietatis#70. Von dem Nutzen der Versuchung UND 76. Von der Läuterung durch Versuchungen und von der treuen Mitwirkung mit der Gnade.
- Joseph Ratzinger: Gott und die Welt. Glauben und Leben in unserer Zeit. Ein Gespräch mit Peter Seewald. 2000 (395 Seiten; ISBN: 3-421-05428-2; mit umfassender Erklärung zu "Führe uns nicht in Versuchung").
- Monika Pesthy-Simon. Dt. Übers. von Tamás Adamik, Die Theologie der Versuchung im frühen Christentum (Traditio Christiana, Band 15), Peter Lang Verlag Wien u.a. 2011 (281 Seiten, ISBN 978-3-03-910603-5 kart.).
Päpstliches und Lehramt (mit Weblinks)
- 1566 Catechismus Romanus, Die sechste Bitte des Vaterunsers »Und führe uns nicht in Versuchung«.
- 1598 Robert Bellarmin: Großer Katechismus#Kapitel IV: Erklärung des Vater Unser (Gebet des Herrn).
- 1925 Einheitskatechismus#Widerstehe den Versuchungen !
- Papst Benedikt XVI.: Zum Wesen der Versuchung gehört ihre moralische Gebärde Kath.net am 19. August 2007
- Und führe uns nicht in Versuchung, Benedikt XVI. Kath.net am 11. Dezember 2017
Weblinks
- {{#if: | "Führe uns nicht in Versuchung", Teil 1, 2{{#if: |, 3{{#if: |, 4{{#if: |, 5{{#if: |, 6{{#if: |, 7{{#if: |, 8 }} }} }} }} }} }} | Führe uns nicht in Versuchung }} {{#if:Richard Kocher|- Richard Kocher }} {{#if:Radio Horeb|- Radio Horeb }} {{#if:15. Februar 2018| (15. Februar 2018) }} {{#if:20:03 Min.| (Länge: 20:03 Min.) }}
- Ich werde (in der Versuchung) widerstehen, durchhalten, überstehen, bestehen
- Peter Kohlgraf zum Vaterunser: Gottesbild nicht weichspülen katholisch.de am 10. Dezember 2017
- Französische Übersetzung des 'Vater Unser' überarbeitet. Aus "führe uns nicht in Versuchung" wird im Französischen sinngemäß übersetzt "lass uns nicht in die Versuchung geraten" Kath.net am 25. Oktober 2013
- FAZ: "Wer noch nicht abgefallen ist, der mag jetzt versucht sein, es zu tun: nicht vom Glauben, aber von dem an die Weisheit seines höchsten Repräsentanten Kath.net am 11. Dezember 2017
- Exorzist: Die Versuchung - nicht die Besessenheit - ist die große Gefahr des Bösen CNA am 11. Mai 2019
Anmerkungen
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