Alfred Bengsch: Unterschied zwischen den Versionen
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Er war der erste und bisher einzige Berliner auf dem Bischofsstuhl seiner Heimatstadt. | Er war der erste und bisher einzige Berliner auf dem Bischofsstuhl seiner Heimatstadt. | ||
− | == | + | == Biografie == |
Am "Gymnasium am Lietzensee", dem späteren Canisius-Kolleg, machte er sein Abitur und begann danach sein theologisches Studium in Fulda. Bald zum Wehrdienst einberufen und im Krieg schwer verwundet, geriet er im August 1944 in amerikanische Gefangenschaft, wo er im Lagerlazarett als Seelsorgehelfer arbeitete. 1946 wurde 1950 zum Priester geweiht. Nach Kaplansjahren in der Herz-Jesu-Gemeinde in Berlin-Prenzlauer Berg wurde er zum Weiterstudium beurlaubt und promovierte 1956 in München bei Prof. [[Michael Schmaus]] zum Doktor der Theologie. 1959 ernannte ihn Papst Johannes XXIII. zum Weihbischof von Berlin. Sein Wahlspruch lautete: "Helfer eurer Freude." | Am "Gymnasium am Lietzensee", dem späteren Canisius-Kolleg, machte er sein Abitur und begann danach sein theologisches Studium in Fulda. Bald zum Wehrdienst einberufen und im Krieg schwer verwundet, geriet er im August 1944 in amerikanische Gefangenschaft, wo er im Lagerlazarett als Seelsorgehelfer arbeitete. 1946 wurde 1950 zum Priester geweiht. Nach Kaplansjahren in der Herz-Jesu-Gemeinde in Berlin-Prenzlauer Berg wurde er zum Weiterstudium beurlaubt und promovierte 1956 in München bei Prof. [[Michael Schmaus]] zum Doktor der Theologie. 1959 ernannte ihn Papst Johannes XXIII. zum Weihbischof von Berlin. Sein Wahlspruch lautete: "Helfer eurer Freude." | ||
− | ==Bischof== | + | === Bischof === |
Wenige Tage nach dem Mauerbau im August 1961 wurde er Nachfolger von Kardinal [[Julius Döpfner]] zum Bischof von Berlin berufen. Es war der Beginn der vielleicht schwersten Zeit für das gerade erst 30 Jahre alte Bistum, das nicht nur die nun geteilte Stad Berlin umfaßte, sondern auch Brandenburg und Vorpommern. Das Ungewöhnliche dieser Situation wurde sofort deutlich: Bischof Alfred wurde in zwei Kirchen in sein Amt eingeführt, in Ost- und in West-Berlin. Seine Amtssitz lag im Ostsektor. Im Jahr 1962 verlieh ihm Papst [[Johannes XXIII.]] den ''persönlichen Titel'' eines Erzbischofs. 1967 ernannte ihn Papst [[Paul VI.]] zum Kardinal. Zuerst drei, später dann zehn Tage im Monat konnte der in Ostberlin residierende Bischof den Westteil seiner Diözese besuchen. Er starb an 1979 Kehlkopfkrebs. Er war bis zu seinem Tod die lebendige Klammer, die das geteilte Bistum zusammenhielt, was sein Nachfolger, der schlesische Kardinal [[Joachim Meisner]], bestmöglich fortführte. | Wenige Tage nach dem Mauerbau im August 1961 wurde er Nachfolger von Kardinal [[Julius Döpfner]] zum Bischof von Berlin berufen. Es war der Beginn der vielleicht schwersten Zeit für das gerade erst 30 Jahre alte Bistum, das nicht nur die nun geteilte Stad Berlin umfaßte, sondern auch Brandenburg und Vorpommern. Das Ungewöhnliche dieser Situation wurde sofort deutlich: Bischof Alfred wurde in zwei Kirchen in sein Amt eingeführt, in Ost- und in West-Berlin. Seine Amtssitz lag im Ostsektor. Im Jahr 1962 verlieh ihm Papst [[Johannes XXIII.]] den ''persönlichen Titel'' eines Erzbischofs. 1967 ernannte ihn Papst [[Paul VI.]] zum Kardinal. Zuerst drei, später dann zehn Tage im Monat konnte der in Ostberlin residierende Bischof den Westteil seiner Diözese besuchen. Er starb an 1979 Kehlkopfkrebs. Er war bis zu seinem Tod die lebendige Klammer, die das geteilte Bistum zusammenhielt, was sein Nachfolger, der schlesische Kardinal [[Joachim Meisner]], bestmöglich fortführte. | ||
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− | Zu den bischöflichen Aufgaben in dieser schwierigen Diözese mit zwei völlig verschiedenen Gesellschaftsformen kam bald noch die Ernennung zum Vorsitzenden der Berliner Ordinarienkonferenz und die Berufung in die Zentralkommission zur Vorbereitung des II. Vatikanischen Konzils. | + | Zu den bischöflichen Aufgaben in dieser schwierigen Diözese mit zwei völlig verschiedenen Gesellschaftsformen kam bald noch die Ernennung zum Vorsitzenden der [[Berliner Ordinarienkonferenz]] und die Berufung in die Zentralkommission zur Vorbereitung des II. Vatikanischen Konzils. |
Bald war der junge Kardinal durch seine deutlichen Stellungnahmen zu religiösen Fragen bekannt. Erst im Laufe der Zeit wurden seine Weitsicht und sein klares Urteil bestätigt. So etwa seine Stellungnahme zur Enzyklika "[[Humanae Vitae]]", die möglicherweise die "Königsteiner Erklärung" der deutschen Bischöfe verhindert hätte, wäre sie nur nicht zunächst unbeachtet geblieben. | Bald war der junge Kardinal durch seine deutlichen Stellungnahmen zu religiösen Fragen bekannt. Erst im Laufe der Zeit wurden seine Weitsicht und sein klares Urteil bestätigt. So etwa seine Stellungnahme zur Enzyklika "[[Humanae Vitae]]", die möglicherweise die "Königsteiner Erklärung" der deutschen Bischöfe verhindert hätte, wäre sie nur nicht zunächst unbeachtet geblieben. | ||
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+ | * Berufung und Bewährung. [[Morus Verlag]] Berlin 1964 (127 S.; 2. Aufl. ; Ln). | ||
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==Literatur== | ==Literatur== | ||
* Bischöfl. Ordinariat Berlin (West): Alfred Bengsch – der Kardinal aus Berlin. Berlin:Morus 1980, ISBN 3-87554-190-1 | * Bischöfl. Ordinariat Berlin (West): Alfred Bengsch – der Kardinal aus Berlin. Berlin:Morus 1980, ISBN 3-87554-190-1 | ||
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* Ruth Jung: Eine Politik der Skepsis: Alfred Bengsch, das Bistum Berlin und die katholische Kirche in der DDR (1961–1979). In: KÖSTERS, Christoph (Hg.) und TISCHNER, Wolfgang (Hrsg.): Katholische Kirche in SBZ und DDR. Paderborn: Ferdinand Schöningh 2005, S. 147–191, ISBN 3-506-71347-7 | * Ruth Jung: Eine Politik der Skepsis: Alfred Bengsch, das Bistum Berlin und die katholische Kirche in der DDR (1961–1979). In: KÖSTERS, Christoph (Hg.) und TISCHNER, Wolfgang (Hrsg.): Katholische Kirche in SBZ und DDR. Paderborn: Ferdinand Schöningh 2005, S. 147–191, ISBN 3-506-71347-7 | ||
+ | * Kardinal A. Bengsch: Nachfolge - Ein Lesebuch von Pater Thomas Griesbach (135 Seiten) [http://www.fe-medien.de/index.htm?d_619.htm] | ||
+ | * '' Begnadeter Prediger und Theologe mit Berliner Humor Kardinal Alfred Bengsch (1921-1979)'' in: [[Osservatore Romano]] 13. August 2021, S. 6 von Prof. Dr. Stefan Samerski, Berlin. | ||
==Weblinks== | ==Weblinks== | ||
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* [http://www.gemeinden-in-berlin.de/public_html/rubriken/kirchenzeitungsarchiv/jahr1999/49_99_bengsch.html Erinnerungen an Kardinal Alfred Bengsch zu seinem 20. Todestag] | * [http://www.gemeinden-in-berlin.de/public_html/rubriken/kirchenzeitungsarchiv/jahr1999/49_99_bengsch.html Erinnerungen an Kardinal Alfred Bengsch zu seinem 20. Todestag] | ||
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* [http://www.berlinbrandenburg24.de/home/news/MenschenUndMedien/index.php?site=newsflash&nfid=493 Berliner Erzbischof Sterzinsky feierte Pontifikalrequiem zum 25. Todestag] | * [http://www.berlinbrandenburg24.de/home/news/MenschenUndMedien/index.php?site=newsflash&nfid=493 Berliner Erzbischof Sterzinsky feierte Pontifikalrequiem zum 25. Todestag] | ||
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Aktuelle Version vom 13. August 2021, 11:10 Uhr
Alfred Bengsch (*10. September 1921 in Berlin, Schöneberg; †13. Dezember 1979 in Berlin) war Erzbischof-Bischof des Bistums Berlin (heute: Erzbistum Berlin) und Kardinal.
Er war der erste und bisher einzige Berliner auf dem Bischofsstuhl seiner Heimatstadt.
Inhaltsverzeichnis
Biografie
Am "Gymnasium am Lietzensee", dem späteren Canisius-Kolleg, machte er sein Abitur und begann danach sein theologisches Studium in Fulda. Bald zum Wehrdienst einberufen und im Krieg schwer verwundet, geriet er im August 1944 in amerikanische Gefangenschaft, wo er im Lagerlazarett als Seelsorgehelfer arbeitete. 1946 wurde 1950 zum Priester geweiht. Nach Kaplansjahren in der Herz-Jesu-Gemeinde in Berlin-Prenzlauer Berg wurde er zum Weiterstudium beurlaubt und promovierte 1956 in München bei Prof. Michael Schmaus zum Doktor der Theologie. 1959 ernannte ihn Papst Johannes XXIII. zum Weihbischof von Berlin. Sein Wahlspruch lautete: "Helfer eurer Freude."
Bischof
Wenige Tage nach dem Mauerbau im August 1961 wurde er Nachfolger von Kardinal Julius Döpfner zum Bischof von Berlin berufen. Es war der Beginn der vielleicht schwersten Zeit für das gerade erst 30 Jahre alte Bistum, das nicht nur die nun geteilte Stad Berlin umfaßte, sondern auch Brandenburg und Vorpommern. Das Ungewöhnliche dieser Situation wurde sofort deutlich: Bischof Alfred wurde in zwei Kirchen in sein Amt eingeführt, in Ost- und in West-Berlin. Seine Amtssitz lag im Ostsektor. Im Jahr 1962 verlieh ihm Papst Johannes XXIII. den persönlichen Titel eines Erzbischofs. 1967 ernannte ihn Papst Paul VI. zum Kardinal. Zuerst drei, später dann zehn Tage im Monat konnte der in Ostberlin residierende Bischof den Westteil seiner Diözese besuchen. Er starb an 1979 Kehlkopfkrebs. Er war bis zu seinem Tod die lebendige Klammer, die das geteilte Bistum zusammenhielt, was sein Nachfolger, der schlesische Kardinal Joachim Meisner, bestmöglich fortführte.
Wirken
Zu den bischöflichen Aufgaben in dieser schwierigen Diözese mit zwei völlig verschiedenen Gesellschaftsformen kam bald noch die Ernennung zum Vorsitzenden der Berliner Ordinarienkonferenz und die Berufung in die Zentralkommission zur Vorbereitung des II. Vatikanischen Konzils.
Bald war der junge Kardinal durch seine deutlichen Stellungnahmen zu religiösen Fragen bekannt. Erst im Laufe der Zeit wurden seine Weitsicht und sein klares Urteil bestätigt. So etwa seine Stellungnahme zur Enzyklika "Humanae Vitae", die möglicherweise die "Königsteiner Erklärung" der deutschen Bischöfe verhindert hätte, wäre sie nur nicht zunächst unbeachtet geblieben.
Bedeutender Anteil kommt Alfred Kardinal Bengsch zu bei der Aussöhnung zwischen Deutschen und Polen. Primas Stefan Wyszynski war hier sein Gesprächspartner, ebenso Kardinal Karol Wojtyla, der dann 1978 Papst Johannes Paul II. wurde; wie man sagt, mit starker Unterstützung der deutschen Kardinäle.
Zitat
"Der Bischofsstuhl von Berlin ist ein Schleudersitz zum Himmel."
Werke
- Berufung und Bewährung. Morus Verlag Berlin 1964 (127 S.; 2. Aufl. ; Ln).
- Wo steht die Predigt heute? Morus Verlag Berlin 1974 (63 S. kart.; ISBN:3-87554-118-9).
Literatur
- Bischöfl. Ordinariat Berlin (West): Alfred Bengsch – der Kardinal aus Berlin. Berlin:Morus 1980, ISBN 3-87554-190-1
- Ruth Jung: Eine Politik der Skepsis: Alfred Bengsch, das Bistum Berlin und die katholische Kirche in der DDR (1961–1979). In: KÖSTERS, Christoph (Hg.) und TISCHNER, Wolfgang (Hrsg.): Katholische Kirche in SBZ und DDR. Paderborn: Ferdinand Schöningh 2005, S. 147–191, ISBN 3-506-71347-7
- Kardinal A. Bengsch: Nachfolge - Ein Lesebuch von Pater Thomas Griesbach (135 Seiten) [1]
- Begnadeter Prediger und Theologe mit Berliner Humor Kardinal Alfred Bengsch (1921-1979) in: Osservatore Romano 13. August 2021, S. 6 von Prof. Dr. Stefan Samerski, Berlin.
Weblinks
- Erinnerungen an Kardinal Alfred Bengsch zu seinem 20. Todestag
- Berliner Erzbischof Sterzinsky feierte Pontifikalrequiem zum 25. Todestag
- Literatur von und über Alfred Bengsch im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Tagung : 100 Jahre Alfred Bengsch
Vorgänger Julius Kardinal Döpfner |
‡ Erzbischof von Berlin 1961 - 1979 |
Nachfolger Joachim Kardinal Meisner |