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zog 1614 nach Bahia in Brasilien, wo Antonio bei den Jesuiten zu studieren begann. Er trat dort am 5. Mai 1623 in das [[Noviziat]] der [[Gesellschaft Jesu]] ein. Schon 1626 war sein schriftstellerisches Talent bekannt. Es folgten weitere Studien in [[Theologie]], [[Logik]], [[Metaphysik]] und Mathematik. Ab 1627 lehrte er Rhetorik am Kolleg in Olinda. Er vervollständigte seine Studien in Salvador und empfing am 1. Dezember 1634 die [[Priesterweihe]]. Schon durch seine ersten Predigten erlangte er den Ruf eines bemerkenswerten Predigers. Als [[Seelsorge]]r im Zuckerrohrgebiet engagierte er sich früh für die schwarzen Sklaven. 1641 wurde er nach Portugal gesandt, um König João IV. der Loyalität Brasiliens bei der Restauration der Monarchie zu versichern. Dort predigte er am Hof und war Vertrauter des Königs, der ihn mit wichtigen diplomatischen Sendungen betraute. 1653 kehrte er nach Brasilien zurück und leitete als Oberer der Jesuiten Missionen in Amazonien (São Luís da Maranhão). 1654/55 reiste er nach Lissabon, um die Rechte der Indianer zu verteidigen. Sein Eintreten in Brasilien für die Rechte der Indios führte zu dauernden Spannungen mit europäischen Siedlern und 1661 zur Ausweisung. In Lissabon wurde er wegen seines 1659 verfassten Buchs "Esperanças de Portugal" von der portugiesischen Inquisition 1665 festgenommen. Von 1669-1675 wirkte er in [[Rom]] erfolgreich als Prediger, geschätzt von Papst [[Klemens X.]] und dessen Nachfolger [[Innozenz XI.]]. Durch ihn wurde die portugiesische Inquisition in den Jahren 1675 bis 1881 in Portugal und ihrem Imperium suspendiert. 1681 kehrte er endgültig nach Bahia in Brasilien zurück und betätigte sich als rastloser Schriftsteller. Die komplette Collection seiner Predigten begann er 1679 zu sammeln und umfasste 16 Bände, 500 Briefe in drei Bänden. Sein Alterswerk ''Clavis Prophetarum'' blieb unvollendet. | zog 1614 nach Bahia in Brasilien, wo Antonio bei den Jesuiten zu studieren begann. Er trat dort am 5. Mai 1623 in das [[Noviziat]] der [[Gesellschaft Jesu]] ein. Schon 1626 war sein schriftstellerisches Talent bekannt. Es folgten weitere Studien in [[Theologie]], [[Logik]], [[Metaphysik]] und Mathematik. Ab 1627 lehrte er Rhetorik am Kolleg in Olinda. Er vervollständigte seine Studien in Salvador und empfing am 1. Dezember 1634 die [[Priesterweihe]]. Schon durch seine ersten Predigten erlangte er den Ruf eines bemerkenswerten Predigers. Als [[Seelsorge]]r im Zuckerrohrgebiet engagierte er sich früh für die schwarzen Sklaven. 1641 wurde er nach Portugal gesandt, um König João IV. der Loyalität Brasiliens bei der Restauration der Monarchie zu versichern. Dort predigte er am Hof und war Vertrauter des Königs, der ihn mit wichtigen diplomatischen Sendungen betraute. 1653 kehrte er nach Brasilien zurück und leitete als Oberer der Jesuiten Missionen in Amazonien (São Luís da Maranhão). 1654/55 reiste er nach Lissabon, um die Rechte der Indianer zu verteidigen. Sein Eintreten in Brasilien für die Rechte der Indios führte zu dauernden Spannungen mit europäischen Siedlern und 1661 zur Ausweisung. In Lissabon wurde er wegen seines 1659 verfassten Buchs "Esperanças de Portugal" von der portugiesischen Inquisition 1665 festgenommen. Von 1669-1675 wirkte er in [[Rom]] erfolgreich als Prediger, geschätzt von Papst [[Klemens X.]] und dessen Nachfolger [[Innozenz XI.]]. Durch ihn wurde die portugiesische Inquisition in den Jahren 1675 bis 1881 in Portugal und ihrem Imperium suspendiert. 1681 kehrte er endgültig nach Bahia in Brasilien zurück und betätigte sich als rastloser Schriftsteller. Die komplette Collection seiner Predigten begann er 1679 zu sammeln und umfasste 16 Bände, 500 Briefe in drei Bänden. Sein Alterswerk ''Clavis Prophetarum'' blieb unvollendet. | ||
− | Vieiras ist eine Schlüsselfigur in der Bekämpfung in der [[Sklaverei]]. Er verteidigte die [[Juden]] und setzte sich für die Abschaffung der Unterscheidung zwischen "Neuchristen" (bekehrte Juden) und "Altchristen" (traditionelle Katholiken) ein. Seine Predigten zeichneten sich durch Klarheit, Feuer und Volkstümlichkeit aus. Er gilt als einer der größten Meister der [[portugiesisch]]en Sprache.<ref>Johannes Meier in: [[Lexikon für Theologie und Kirche]] 3. Auflage, Band 10, Artikel: Vieira Antonio, Sp. 776; Joseph Albert Otto/Friedrich Berkemeier in: [[Lexikon für Theologie und Kirche]] 2. Auflage, Band 10, Artikel: Vieira Antonio, Sp. 779; Adolf Heinen in: [[Lexikon für Theologie und Kirche]], 1. Auflage, Band X, Artikel: Vieira Antonio, Sp. 599; [https://pt.wikipedia.org/w/index.php?title=António_Vieira&diff=56173991&oldid=56162601 Artikel: António Vieira] in der | + | Vieiras ist eine Schlüsselfigur in der Bekämpfung in der [[Sklaverei]]. Er verteidigte die [[Juden]] und setzte sich für die Abschaffung der Unterscheidung zwischen "Neuchristen" (bekehrte Juden) und "Altchristen" (traditionelle Katholiken) ein. Seine Predigten zeichneten sich durch Klarheit, Feuer und Volkstümlichkeit aus. Er gilt als einer der größten Meister der [[portugiesisch]]en Sprache.<ref>Johannes Meier in: [[Lexikon für Theologie und Kirche]] 3. Auflage, Band 10, Artikel: Vieira Antonio, Sp. 776; Joseph Albert Otto/Friedrich Berkemeier in: [[Lexikon für Theologie und Kirche]] 2. Auflage, Band 10, Artikel: Vieira Antonio, Sp. 779; Adolf Heinen in: [[Lexikon für Theologie und Kirche]], 1. Auflage, Band X, Artikel: Vieira Antonio, Sp. 599; [https://pt.wikipedia.org/w/index.php?title=António_Vieira&diff=56173991&oldid=56162601 Artikel: António Vieira] in der portugisischen [[Wikipedia]], abgerufen am 17. September 2019.</ref> Seine Werke wurden von den Heiligen [[Ignatius von Loyola]] und [[Franz Borgia]] sehr hochgeschätzt und wurden als "Wunderblume der katholischen, [[aszetisch]]en Literatur" bezeichnet.<ref>Antonio Vieira: ''Predigten von Anton Vieira aus der Gesellschaft Jesu, zum erstenmal aus dem portugiesischen Original übersetzt von Dr. [[Franz Joseph Schermer]], Band 9: ''Sämmtliche Predigten auf die Feste des Herrn'', [[Georg Joseph Manz Verlag]] 1862, Anmerkung auf letzter Seite.</ref> |
== Werke: in [[deutsch]]er Sprache im Manz Verlag == | == Werke: in [[deutsch]]er Sprache im Manz Verlag == |
Aktuelle Version vom 5. März 2020, 19:22 Uhr
Antonio Vieira SJ (* 6. Februar 1608 in Lissabon, Portugal; † 18. Juli 1697 in Salvador da Bahia, Brasilien) war Prediger und Schriftsteller, Missionar und Diplomat. Er wird Apostel Brasiliens genannt. Er verfasste Meisterwerke der barocken Kanzelberedsamkeit.
Inhaltsverzeichnis
Biografie
Antonio Vieira war das erste von vier Kindern von Christoph Vieira Ravasco und Maria de Azevedo. Die Familie zog 1614 nach Bahia in Brasilien, wo Antonio bei den Jesuiten zu studieren begann. Er trat dort am 5. Mai 1623 in das Noviziat der Gesellschaft Jesu ein. Schon 1626 war sein schriftstellerisches Talent bekannt. Es folgten weitere Studien in Theologie, Logik, Metaphysik und Mathematik. Ab 1627 lehrte er Rhetorik am Kolleg in Olinda. Er vervollständigte seine Studien in Salvador und empfing am 1. Dezember 1634 die Priesterweihe. Schon durch seine ersten Predigten erlangte er den Ruf eines bemerkenswerten Predigers. Als Seelsorger im Zuckerrohrgebiet engagierte er sich früh für die schwarzen Sklaven. 1641 wurde er nach Portugal gesandt, um König João IV. der Loyalität Brasiliens bei der Restauration der Monarchie zu versichern. Dort predigte er am Hof und war Vertrauter des Königs, der ihn mit wichtigen diplomatischen Sendungen betraute. 1653 kehrte er nach Brasilien zurück und leitete als Oberer der Jesuiten Missionen in Amazonien (São Luís da Maranhão). 1654/55 reiste er nach Lissabon, um die Rechte der Indianer zu verteidigen. Sein Eintreten in Brasilien für die Rechte der Indios führte zu dauernden Spannungen mit europäischen Siedlern und 1661 zur Ausweisung. In Lissabon wurde er wegen seines 1659 verfassten Buchs "Esperanças de Portugal" von der portugiesischen Inquisition 1665 festgenommen. Von 1669-1675 wirkte er in Rom erfolgreich als Prediger, geschätzt von Papst Klemens X. und dessen Nachfolger Innozenz XI.. Durch ihn wurde die portugiesische Inquisition in den Jahren 1675 bis 1881 in Portugal und ihrem Imperium suspendiert. 1681 kehrte er endgültig nach Bahia in Brasilien zurück und betätigte sich als rastloser Schriftsteller. Die komplette Collection seiner Predigten begann er 1679 zu sammeln und umfasste 16 Bände, 500 Briefe in drei Bänden. Sein Alterswerk Clavis Prophetarum blieb unvollendet.
Vieiras ist eine Schlüsselfigur in der Bekämpfung in der Sklaverei. Er verteidigte die Juden und setzte sich für die Abschaffung der Unterscheidung zwischen "Neuchristen" (bekehrte Juden) und "Altchristen" (traditionelle Katholiken) ein. Seine Predigten zeichneten sich durch Klarheit, Feuer und Volkstümlichkeit aus. Er gilt als einer der größten Meister der portugiesischen Sprache.<ref>Johannes Meier in: Lexikon für Theologie und Kirche 3. Auflage, Band 10, Artikel: Vieira Antonio, Sp. 776; Joseph Albert Otto/Friedrich Berkemeier in: Lexikon für Theologie und Kirche 2. Auflage, Band 10, Artikel: Vieira Antonio, Sp. 779; Adolf Heinen in: Lexikon für Theologie und Kirche, 1. Auflage, Band X, Artikel: Vieira Antonio, Sp. 599; Artikel: António Vieira in der portugisischen Wikipedia, abgerufen am 17. September 2019.</ref> Seine Werke wurden von den Heiligen Ignatius von Loyola und Franz Borgia sehr hochgeschätzt und wurden als "Wunderblume der katholischen, aszetischen Literatur" bezeichnet.<ref>Antonio Vieira: Predigten von Anton Vieira aus der Gesellschaft Jesu, zum erstenmal aus dem portugiesischen Original übersetzt von Dr. Franz Joseph Schermer, Band 9: Sämmtliche Predigten auf die Feste des Herrn, Georg Joseph Manz Verlag 1862, Anmerkung auf letzter Seite.</ref>
Werke: in deutscher Sprache im Manz Verlag
- Predigten von Anton Vieira aus der Gesellschaft Jesu, zum ersten Mal aus dem portugiesischen Original übersetzt von Dr. Franz Joseph Schermer, Georg Joseph Manz Verlag Regensburg, in Frakturschrift). Hier mit Weblinks zur Bayerischen Staatsbibliothek, welche das Werk als pdf zum Download und Seitenweise mit OCR zur unkommerziellen Verwendung veröffentlicht. Durch einen Klick auf das "Bild" erscheint das Werk im Web-Archiv von Google.
- Band 1: Adventspredigten 1843 (377 S.).
- Band 2: Fastenpredigten, 1843 (453 Seiten).
- Band 3: Fastenpredigten, 1846 (420 Seiten).
- Band 4: Fastenpredigten, 1849 (426 Seiten).
- Band 5: Fastenpredigten, 1853 (486 Seiten).
- Band 6: Fastenpredigten nebst Sonntagspredigten und der Predigt auf die Werke der Barmherzigkeit, 1856 (438 S.).
- Band 7: Sämmtliche Marienpredigten: ERSTER THEIL (Rosenkranzpredigten ERSTER THEIL), 1858 (450 S.).
- Band 8: Sämmtliche Marienpredigten: ZWEITER THEIL, 1860 (466 Seiten).
- Band 9: Sämmtliche Predigten auf die Feste des Herrn, 1862 (567 S.).
- Band 10: Sämmtliche Marienpredigten: DRITTER THEIL (Rosenkranzpredigten ZWEITER THEIL), 1863 (413 S.).
- Band 11: Predigten auf die Feste der Heiligen, ERSTER THEIL, 1865 (502 S.).
- Band 12: Predigten auf die Feste der Heiligen, ZWEITER THEIL, 1871 (628 S.).
- Band 13: Sämmtliche Marienpredigten: VIERTER THEIL (Rosenkranzpredigten DRITTER THEIL), 1877 (459 S.).
weitere Werke
- Briefe aus Brasilien / António Vieira. Aus dem Portug. übers, kommentiert und hrsg. von Johann Pögl, Praesens-Verlag Wien 2010 (302 Seiten; ISBN 978-3-7069-0635-7 kart.).
- Die Predigt des heiligen Antonius an die Fische (Sermão de Santo Antonio aos Peixes) / António Vieira. [Die Übers. ... besorgte Georges Güntert], Diogenes Verlag Zürich 1994 (138 Seiten; ISBN 978-3-257-22743-7 kart.). auch im Verlag der Arche Zürich 1966 (139 Seiten).
- Die Predigt des Heiligen Antonius an die Fische / António Vieira. [Ins Dt. übers. von Georges Güntert. Mit einem Nachwort und mit Anmerkungen versehen von Gerhard Desczyk, Union-Verlag VOB Berlin 1968 (109 Seiten; Lizenz d. Verl. Die Arche, Zürich. - Ausgabe für die DDR).
Werke/Literatur
- Görres-Gesellschaft (Hsgr.):
- Rüdiger Hoffmann (Dissertation an der Uni Hamburg: António Vieiras Rochuspredigt aus dem Restaurationskriegsjahr 1642 : Einf., krit. Text u. Kommentar / von Rüdiger Hoffmann, Aschendorff Verlag Münster, Westfalen 1981 (458 Seiten; ISBN 978-3-402-05495-6 Gewebe).
- Heinz Willi Wittschier (Habilitationschrift 1972 an der Univ., Fachbereich Sprachwiss in Hamburg): António Vieiras Pestpredigt: krit. Text u. Kommentar / von Heinz Willi Wittschier, Aschendorff Verlag Münster, Westfalen 1981 (176 Seiten; ISBN 978-3-402-05491-8 Lw.).
- Die Antoniuspredigt António Vieiras an die portugiesischen Generalstände von 1642, krit. Text u. Kommentar / von Rolf Nagel, Aschendorff Verlag Münster, Westfalen 1972 (141 Seiten).
- Leopold Radegundis (Dissertation 1971 Univ., Philos. Fachbereich Sprach- u. Literaturwiss. in München): António Vieiras Predigt über "Mariä Heimsuchung" : krit. Text u. Kommentar / von Radegundis Leopold, Aschendorff Verlag Münster, Westfalen 1977 (128 Seiten; ISBN 978-3-402-05494-9 Lw.).
- Gloria Kaiser, Roman A. Siebenrock: P. Antonio Vieira SJ (1608–1697) : Biografische und systematische Zugänge zu einem Jesuiten zwischen den Welten, innsbruck university press Innsbruck 2019 (192 Seiten; ISBN 978-3-903187-74-0 Broschur).
Weblinks
- Literatur von und über Antonio Vieira im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek.
Anmerkungen
<references />