Marcel Lefebvre: Unterschied zwischen den Versionen

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== Biographie ==
 
== Biographie ==
  
Marcel Lefebvre wurde als drittes Kind einer Industriellenfamilie am 29. November 1905 in Tourcoing, Nordfrankreich (Diözese Lille), geboren. Von den insgesamt 8 Geschwistern wurden er und sein älterer Bruder Missionspriester, drei Schwestern gingen ins Kloster. Nach seinem Studium in Rom, das er mit einem doppelten Doktor – Philosophie und Theologie – beendete, wurde er am 21. September 1929 in Lille zum Priester geweiht. Im Jahr 1932 trat er in den Missionsorden der "Väter vom Hl. Geist" ein und ging als Missionar nach Gabun, Afrika.
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Marcel Lefebvre wurde am 29. November 1905 in Tourcoing, Frankreich geboren. Er studierte u.a. in Rom, trat dem Orden der Spiritaner bei und wurde 1929 in Lille zum [[Priester]] geweiht. Er wandte sich bald der Afrikamission zu, weshalb er in innerfranzösische Konflikte nicht verwickelt war. Als erfolgreicher Leiter des Priesterseminars in Gabun rückte er in der Nachkriegszeit in den Episkopat auf. Am 14. September 1955 wurde Marcel Lefebvre erster [[Erzbischof]] von Dakar. Als Gegner der afrikanischemn Unabhängigkeitsbewegungen war er nach verdienstreichen Jahren in Afrika nicht mehr tragbar. Daher ernannte ihn Papst [[Johannes XXIII.]] Anfang 1962 zum Erzbischof-Bischof von Tulle in Frankreich. Dieses Amt übte er nur bis Juli 1962 aus, da er zum Generaloberen der Spiritaner gewählt wurde. Als solcher nahm er am II. Vatikanum teil. Er verfasste mehrere kritische Stellungnahmen, befürwortete jedoch die Liturgiereform. Wegen nachkonziliarer Konflikte in seinem Orden trat er 1968 vom Amt des Generaloberen zurück. Bald danach wurde er Gründer und Generaloberer der 1970 gegründeten, 1974 kirchenrechtlich aufgehobenen, seit 1988 schismatischen „Priesterbruderschaft St. Pius X.“, die zunächst vor allem als Trägerin eines Priesterseminars tridentinischer Prägung in Econe (Schweiz) wirkte. Bekannt wurde Lefebvre jetzt durch seine massive Ablehnung der [[Liturgiereform]]. In seiner Grundsatzerklärung vom 21. November 1974 stellte er die These auf, dass kein Katholik, wenn ihm an seinem Seelenheil liege, diese Reform billigen könne. Diese Position zwang den Hl. Stuhl zu einer forcierten Durchsetzung des Missale Romanum von 1970. Papst [[Paul VI.]] sah sich 1976 wegen unerlaubter Priesterweihen dazu gezwungen, Lefebvre von seinen Ämtern zu suspendieren. Dieser leistete keinen Gehorsam, obwohl ihn der Papst abermals im September 1976 in Privataudienz empfing. Mit Schreiben vom 11. Oktober 1976 stellte der Papst definitiv fest, dass sich Lefebvre angesichts des von ihm neu eingeführten, absolut falschen Traditionsbegriffs im Irrtum befinde. Durch vier gegen den ausdrücklichen Willen des Papstes vollzogene und damit unerlaubte Bischofsweihen im Jahr 1988 zog sich Lefebvre als Tatstrafe die [[Exkommunikation]] zu. Papst [[Johannes Paul II.]] hat am 2. Juli im Apostolischen Schreiben ''Ecclesia Dei'' die Bischofsweihen als schismatischen Akt verurteilt und die Exkommunikation Lefebvres offiziell festgestellt.  
  
In Gabun war er als Professor am Priesterseminar tätig, aber auch als einfacher Missionar im Busch, wobei er sein Geschick u.a. als Baumeister, Buchdrucker, Elektriker, Automechaniker und einziger Chauffeur des einzigen Automobils des Bistums unter Beweis stellen musste. In Afrika zählen heute ein Kardinal, zwei Bischöfe und zwei Staatsoberhäupter zu den ehemaligen Schülern Marcel Lefebvres.
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Da die Feier der tridentinischen Liturgie bereits seit 1984 im Falle eines pastoralen Bedürfnisses gestattet wird, also ihre Zelebration nur von 1974 bis 1984 auf persönlich begründete Ausnahmen beschränkt war, ist längst nicht mehr die "alte Messe" der zentrale Streitpunkt zwischen dem Heiligen Stuhl und den fast 500 Priestern der Lefebvre-Bruderschaft. Diese verlangt vielmehr die "Rückkehr" Roms zu einer vom [[Integralismus]] geprägten Identität. Da Rom aber nie im vollen Sinn des Begriffs integralistisch orientiert war, kann der Vatikan auf diese Forderung nicht eingehen, zumal sie die Erfüllung des kirchlichen Auftrags unmöglich machen würde. Aus römischer Sicht verbreitete Lefebvre eine Lesart der katholischen Tradition, die nicht dem kirchlichen Selbstverständnis entspricht und diesem auch in früheren Zeiten nicht entsprochen hätte.
 
 
1947 wurde Lefebvre zum Bischof geweiht, ein Jahr später wurde er Erzbischof und von Papst Pius XII. zum Apostolischen Delegaten für das ganze französisch-sprechende Afrika ernannt. "Apostolischer Delegat" bedeutet, dass er der verlängerte Arm des Papstes war, im Namen des Papstes zuständig für alle afrikanischen Länder, in denen französisch gesprochen wurde (und das waren nicht wenige!). 1955 machte ihn der Papst zum ersten Erzbischof von Dakar.
 
 
 
Im Jahr 1960 berief Papst Johannes XXIII. Erzbischof Lefebvre in die Vorbereitungskommission für das Zweite Vatikanische Konzil und ernannte ihn zum päpstlichen Thronassistenten. Am Konzil selbst nahm Erzbischof Lefebvre teil in seiner Eigenschaft als Generaloberer (= höchster Oberer) der Väter vom Heiligen Geist (1962 war er in dieses Amt gewählt worden). Er war während des Konzils einer der führenden Köpfe einer Vereinigung von etwa 450 konservativen Konzilsvätern, die große Gefahren für den Glauben befürchteten durch die auf dem Konzil eingeführten Neuerungen. Mgr. Lefebvre bangte dabei vor allem um die Länder Afrikas, die ihm ja besonders am Herzen lagen, und deren noch jungen und ungefestigten Glauben er sehr gefährdet sah.
 
 
 
1968 trat er von seinem Amt als Generaloberer der Väter vom Hl. Geist zurück, weil er die Reformen, die im Gefolge des II. Vatikanischen Konzils auch in diesem Orden vorgenommen wurden, nicht mittragen konnte. Er zog sich nach Rom zurück mit der Absicht, sich zur Ruhe zu setzen.
 
 
 
Hier wurde er jedoch ein Jahr später von einigen Seminaristen "aufgestöbert", die in Rom studierten und die Verhältnisse am Seminar und an der Universität als zunehmend unerträglich empfanden. Überall herrschte Umsturz und Revolte, an eine geordnete Priesterausbildung war nicht zu denken. Sie baten daher Erzbischof Lefebvre, etwas für sie zu unternehmen. So kam es schließlich zur Gründung der Priesterbruderschaft St. Pius X.
 
 
 
Aufgrund der Bischofsweihen hat man über Erzbischof Lefebvre die Strafe der "Exkommunikation" ausgesprochen. Dies war sicherlich nicht gerechtfertigt, da Mgr. Lefebvre nichts anderes am Herzen lag, als die "Familie der Tradition" am Leben zu erhalten, indem er die Weitergabe des Weihesakramentes sicherstellte.
 
 
 
Erzbischof Lefebvre starb am 25. März 1991. Die Priesterbruderschaft St. Pius X. jedoch besteht fort. Sie umfasst heute 417 Priester, 62 Brüder und ebenso viele Schwestern sowie 183 Seminaristen. Im deutschen Distrikt gibt es 12 Priorate, 3 Schulen, ein Seminar, ein Karmel-Kloster, ein Schwesternnoviziat, ein Altenheim und etwa 30 Kapellen.
 
  
 
==Weblink==
 
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*[http://www.vatican.va/roman_curia/pontifical_commissions/ecclsdei/documents/hf_jp-ii_motu-proprio_02071988_ecclesia-dei_ge.html Apostolisches Schreiben "Ecclesia Dei"]
 
*[http://www.vatican.va/roman_curia/pontifical_commissions/ecclsdei/documents/hf_jp-ii_motu-proprio_02071988_ecclesia-dei_ge.html Apostolisches Schreiben "Ecclesia Dei"]
 
*[http://www.fsspx.info Informationsseite der FSSPX im deutschen Sprachraum"]
 
 
 
  
 
[[Kategorie:Bischöfe|Lefebvre, Marcel]]
 
[[Kategorie:Bischöfe|Lefebvre, Marcel]]

Version vom 26. Oktober 2006, 19:38 Uhr

Marcel Lefebvre (* 29. November 1905 in Tourcoing, Frankreich; † 25. März 1991 in Martigny, Schweiz) ist ein Bischof der katholischen Kirche, der 1988 von Papst Johannes Paul II. exkommunziert wurde.

Biographie

Marcel Lefebvre wurde am 29. November 1905 in Tourcoing, Frankreich geboren. Er studierte u.a. in Rom, trat dem Orden der Spiritaner bei und wurde 1929 in Lille zum Priester geweiht. Er wandte sich bald der Afrikamission zu, weshalb er in innerfranzösische Konflikte nicht verwickelt war. Als erfolgreicher Leiter des Priesterseminars in Gabun rückte er in der Nachkriegszeit in den Episkopat auf. Am 14. September 1955 wurde Marcel Lefebvre erster Erzbischof von Dakar. Als Gegner der afrikanischemn Unabhängigkeitsbewegungen war er nach verdienstreichen Jahren in Afrika nicht mehr tragbar. Daher ernannte ihn Papst Johannes XXIII. Anfang 1962 zum Erzbischof-Bischof von Tulle in Frankreich. Dieses Amt übte er nur bis Juli 1962 aus, da er zum Generaloberen der Spiritaner gewählt wurde. Als solcher nahm er am II. Vatikanum teil. Er verfasste mehrere kritische Stellungnahmen, befürwortete jedoch die Liturgiereform. Wegen nachkonziliarer Konflikte in seinem Orden trat er 1968 vom Amt des Generaloberen zurück. Bald danach wurde er Gründer und Generaloberer der 1970 gegründeten, 1974 kirchenrechtlich aufgehobenen, seit 1988 schismatischen „Priesterbruderschaft St. Pius X.“, die zunächst vor allem als Trägerin eines Priesterseminars tridentinischer Prägung in Econe (Schweiz) wirkte. Bekannt wurde Lefebvre jetzt durch seine massive Ablehnung der Liturgiereform. In seiner Grundsatzerklärung vom 21. November 1974 stellte er die These auf, dass kein Katholik, wenn ihm an seinem Seelenheil liege, diese Reform billigen könne. Diese Position zwang den Hl. Stuhl zu einer forcierten Durchsetzung des Missale Romanum von 1970. Papst Paul VI. sah sich 1976 wegen unerlaubter Priesterweihen dazu gezwungen, Lefebvre von seinen Ämtern zu suspendieren. Dieser leistete keinen Gehorsam, obwohl ihn der Papst abermals im September 1976 in Privataudienz empfing. Mit Schreiben vom 11. Oktober 1976 stellte der Papst definitiv fest, dass sich Lefebvre angesichts des von ihm neu eingeführten, absolut falschen Traditionsbegriffs im Irrtum befinde. Durch vier gegen den ausdrücklichen Willen des Papstes vollzogene und damit unerlaubte Bischofsweihen im Jahr 1988 zog sich Lefebvre als Tatstrafe die Exkommunikation zu. Papst Johannes Paul II. hat am 2. Juli im Apostolischen Schreiben Ecclesia Dei die Bischofsweihen als schismatischen Akt verurteilt und die Exkommunikation Lefebvres offiziell festgestellt.

Da die Feier der tridentinischen Liturgie bereits seit 1984 im Falle eines pastoralen Bedürfnisses gestattet wird, also ihre Zelebration nur von 1974 bis 1984 auf persönlich begründete Ausnahmen beschränkt war, ist längst nicht mehr die "alte Messe" der zentrale Streitpunkt zwischen dem Heiligen Stuhl und den fast 500 Priestern der Lefebvre-Bruderschaft. Diese verlangt vielmehr die "Rückkehr" Roms zu einer vom Integralismus geprägten Identität. Da Rom aber nie im vollen Sinn des Begriffs integralistisch orientiert war, kann der Vatikan auf diese Forderung nicht eingehen, zumal sie die Erfüllung des kirchlichen Auftrags unmöglich machen würde. Aus römischer Sicht verbreitete Lefebvre eine Lesart der katholischen Tradition, die nicht dem kirchlichen Selbstverständnis entspricht und diesem auch in früheren Zeiten nicht entsprochen hätte.

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