Jansenismus

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Der Jansenismus war eine starke geistliche Bewegung im 17. und 18. Jahrhundert. Der Sammelname für diese mehr und mehr häretische Strömung stammt von dem flämischen Professor in Löwen Cornelis Jansen (1585-1638), der 1636 Bischof von Ypern wurde. Sein auf umfangreichen Quellenstudien beruhendes Buch über Augustinus wurde posthum 1640 von Freunden herausgegeben und schon 1642 römisch zensiert. Jansenius wandte sich sowohl gegen den Calvinismus wie gegen den von den Jesuiten favorisierten Molinismus. Zu dem Grundproblem der Vereinbarkeit der menschlichen Freiheit mit der göttlichen Gnade (gratia efficax) betonen die so gen. "Jansenisten" die Vorherbestimmung Gottes und förderten so eine streng religiöse Lebensauffassung.

Der Streit spizte sich zu, weil frz. Jansenisten (insb. der Abtei Port Royal und seitens Antoine Arnauld) mehr und mehr in Opposition zum frz. König Ludwig XIV. gerieten, der sich in dieser Frage mit dem Papsttum und den Jesuiten verbündete. Im Jahr 1653 wurden fünf Thesen des Jansenismus durch Innozenz X., mutmaßlich ex cathedra, mit der Bulle Cum occasione verurteilt. Die Jansenisten akzeptierten die Verurteilung, behaupteten aber, dass diese fünf Sätze nicht von Jansenius stammten. Der versuchte Mittelweg eines silence respectueux ("respektvolles" Schweigen gegenüber Rom) scheiterte an Papst Clemens XI., der dies als schweigenden Ungehorsam qualifiziert und mit der Bulle Unigenitus von 1713 die endgültige Unterdrückung des Jansenismus durchsetzte. Dieser hatte mittlerweile stark antipäpstliche, gallikanische Züge angenommen. Einige Grundhaltungen überdauerten im frz. Katholizismus bis in das 20. Jahrhundert und sind erst in der Zwischenkriegszeit marginalisiert worden.

In den Niederlanden und dem heutigen Belgien waren die Anhänger des Augustinismus von Jansenius milder eingestellt als in Frankreich. Von dort strahlte die geistliche Bewegung auch in deutsche Gebiete aus, etwa in das Oratorium des Wallfahrtsortes Kevelaer.

Jüngere Forschungen sehen in einer tendenziell egalitären Ekklesiologie mit Stärkung der Laien, auch der Ordensfrauen, in Bemühungen um eine verständliche Liturgie und einer kinderfreundlichen Pädagogik auch fortschrittliche Züge. So war der jansenistisch-schismatischen Kirche von Utrecht schließlich eine Union mit dem "Altkatholiken" möglich.