Clementinum paderborn: Unterschied zwischen den Versionen

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Das Clemens-Hofbauer-Kolleg, meist einfach Clementinum genannt, bestand von 1966 bis 1997 in Bad Driburg (Ostwestfalen) als staatlich anerkanntes altsprachliches Institut zur Erlangung der Hochschulreife. Hier konnten Bewerber, die über eine abgeschlossene Berufsausbildung verfügten, in vier Jahren das Abitur auf dem Zweiten Bildungsweg erreichen, um als sogenannte „Spätberufene“ eventuell einmal Priester zu werden oder einen anderen (kirchlichen) Beruf zu ergreifen. Latein und Griechisch waren zentrale Unterrichtsfächer. Angeschlossen war das Studienheim St. Clemens, in dem die Schüler internatsmäßig untergebracht waren. Träger beider Einrichtungen war das Clemens-Hofbauer-Hilfswerk für Priesterspätberufe e.V. in Bad Driburg, das heute noch das Clementinum Paderborn trägt.
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Studienheim St. Clemens (seit 1922)
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Gymnasium Clementinum (1946-1966)
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Clemens-Hofbauer-Kolleg (1966-1997)
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Die improvisationsreichen Anfangsjahre in Belecke:
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* Die Anfänge des Clementinums liegen in Belecke an der Möhne, (dem Geburtsort des jetzigen Paderborner Erzbischofes Hans-Josef Becker), heute ein Ortsteil von Warstein am Nordrand des Sauerlandes. Der Priester Bernhard Zimmermann war dort als Vikar tätig. Von Beruf zunächst Malergeselle, hatte er sich ab 1905 den Weg zum Abitur (1912) und dann zur Priesterweihe (1916) unter unsäglichen Schwierigkeiten selbst erkämpfen müssen. Anfangs des 20. Jhdts. interessierte sich noch niemand für "Spätberufene", und die Idee eines Zweiten Bildungsweges war noch nicht gedacht. Im Blick auf seine eigenen Erfahrungen und mit der Zuversicht: "Es muß einen leichteren Weg geben für Leute meines Schlages" entschloß sich Vikar Zimmermann - völlig mittellos - zur Gründung eines Internates, das Priesterspätberufene zur Allgemeinen Hochschulreife führen sollte. Am 3. Mai 1922 begann der Schulbetrieb in Belecke. Als Lehrer für die anfangs acht Schüler halfen ihm der Pfarrer aus dem Nachbarort Mühlheim und ein Vikar. Die einfachen Unterkünfte bauten sich die jungen Männer selbst, den Lebensunterhalt mussten sie sich in der Landwirtschaft erarbeiten. Zimmermann zog unentwegt durch ganz Deutschland, um Spendengelder für seine Einrichtung zu sammeln.
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* Das Interesse am Studienheim St. Clemens war enorm, handelte es sich doch um die erste Einrichtung des Zweiten Bildungsweges im gesamten deutschen Sprachraum! 1924 waren es schon 160 Schüler. Eine neue räumliche Lösung wurde unausweichlich.
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* Am 10. Februar 1925 wurde der Trägerverein, das Clemens-Hofbauer-Hilfswerk für Priesterspätberufe e.V. ins Leben gerufen.
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* In Zusammenarbeit mit dem Aschaffenburger Dekan Hufgard gründete Zimmermann im Jahr 1926 ein Clemens-Hofbauer-Hilfswerk e.V. mit angeschlossenem Studienheim auch in Aschaffenburg. Das Studienheim musste allerdings in den Wirren der NS-Zeit 1935 geschlossen werden, das Aschaffenburger Hilfswerk besteht indes noch heute.
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* Im Jahr 1926 verließen die ersten fünf Clementiner das Haus mit dem Abitur in der Tasche. Die Abiturprüfung selbst mußte allerdings "extern" in den Gymnasien von Brilon oder Warburg, später dann im Gymnasium Paulinum in Münster abgelegt werden.
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Das Clementinum in Bad Driburg:
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* Vorausblickend erwarb Zimmermann 1925 günstig ein Grundstück (26,5 Morgen) in seiner Heimatstadt Bad Driburg am Osthang des Eggegebirges ("Nordfeldmark"), das 1931 noch einmal um 31 Morgen Richtung Innenstadt erweitert werden konnte.
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* Am 1. März 1927 setzte er dort den ersten Spatenstich zu einem neuen Studienheim, das zu Ostern 1928 von 190 Schülern und einigen Lehrern bezogen und am 26. September 1928 von Erzbischof Dr. Kaspar Klein eingeweiht wurde.
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* Mit 227 Schülern wurde im Schuljahr 1928/29 der Vorkriegs-Höchststand erreicht. Der Standort Belecke wurde noch für einige Jahre aufrecht erhalten als sog. "Juvenat" für noch nicht volljährige Studierende. Auch der Vereinssitz blieb noch bis 1949 in Belecke.
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* Am 10.09.1931 feierte der erste Priester, der aus St. Clemens hervorgegangen ist, seine Hausprimiz im Clemensheim.
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* Im Frühjahr 1932 erfolgte eine erste staatliche Anerkennung, doch die Abiturprüfung durfte immer noch nicht eigenständig durchgeführt werden.
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Das Clementinum in der NS-Zeit:
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* Das Nazi-Regime führte von Beginn an mit allerlei Schikanen einen Kampf gegen das Heim und seinen Gründer. So wurden bspw. alle Schüler mit Vollendung ihres 18. Lebensjahres unverzüglich zum Reichsarbeitsdienst oder Militär eingezogen, während Schüler anderer Lehranstalten erst noch ihr Abitur vollenden durften. Am 1. April 1941 verhängte es schließlich das "Aus". Das Gebäude wurde beschlagnahmt und in eine nationalsozialistische Lehrerinnen-Bildungsanstalt umgewandelt, die von einer Direktorin namens Frey geleitet wurde.
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* Von 1922 bis zur Auflösung 1941 hatten immerhin 450 Abiturienten das Clementinum erfolgreich absolviert.
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* 93 Schüler des Clementinum kehrten nicht mehr aus dem Krieg zurück; sie sind gefallen oder gelten als vermisst.
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Neuanfang in der unmittelbaren Nachkriegszeit:
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* Nach Kriegsende drohte die Beschlagnahmung durch das amerikanische Militär. Doch das Erzbistum Paderborn konnte rechtzeitig Gebäudeteile anmieten: vom 1946 (1. Aug.) bis 1949 (17. Juli) fanden so die Theologiestudenten des völlig ausgebombten Paderborner Theologenkonvikts Collegium Leoninum und die Philosophisch-theologische Akademie Paderborn ihre vorübergehende Bleibe im Clementinum. Das zweite Geschoss wurde indes der Britischen Rheinarmee als Exerzitienhaus für ihre Soldaten abgetreten. Die den Briten zunächst streng verbotene "Fraternisation" mit den vormaligen Kriegsgegnern mündete aber schon bald in freundschaftliche Beziehungen, die noch Jahre später gepflegt wurden.
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* Die Clementiner, deren Schulbetrieb am 15.07.1945 inoffiziell und am 12.03.1946 offiziell wieder angelaufen war, wichen auf die Wirtschaftsgebäude aus oder mieteten Zimmer in der Stadt an.
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* Am 27.09.1945 tagte die westdeutsche Bischofskonrenz im Clemensheim (Köln: Kardinal Frings, Paderborn: Erzbischof Jaeger, Berlin: Graf Preysing, Münster: Graf von Galen, Osnabrück: Berning, Hildesheim: Machens, Aachen: van der Velden). Am Tag darauf stieß auch Erzbischof Griffin von Westminster dazu.
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* Am 09.11.1946 erging schließlich die volle staatliche Anerkennung als altsprachliches Gymnasium Clementinum mit Abiturgenehmigung. Der Ausbildungsgang war auf sechs Jahre angelegt.
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* Übrigens: Am 11. September 1946 wurde in den Räumen des Clementinums Bad Driburg aus den Resten der vormaligen Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften unter Leitung des Atomphysikers Prof. Dr. Otto Hahn die Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften gegründet, allerdings zunächst nur mit Geltung für die Britische Besatzungszone.
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* Geheimrat Professor Dr. Max Planck war von den NS-Terroristen enteignet und mit Lehrverbot belegt worden, weil sein Sohn an Aufstandsvorbereitungen gegen Hitler beteiligt und hingerichtet worden war. Als der damalige Direktor des Collegium Leoninum, Prof. Dr. Höfer, über den Heisenberg-Promoventen DDr. Heimo Dolch, der jetzt als Dozent der Theologie im Clemensheim tätig war, hörte, dass Max Planck obendrein ausgebombt worden war, lud er ihn sofort nach Bad Driburg ins Clemensheim ein. Planck kam gerne und mehrfach mit seiner Frau Marga nach Bad Driburg. Er weilte im Clemensheim u.a. in der Zeit vom 31.10. bis zum 26.11.1946. Das Haus versorgte in der auch für Wissenschaftler spürbaren Hungerszeit das Ehepaar Planck mit dem Lebensnotwendigen, er revanchierte sich mit Vorträgen für die Studenten.
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* Des gleichen weilten Prof. Dr. Otto Hahn mit Gattin vom 17.-26. Juni 1947 und vom 22.-24. Januar 1949 und Prof. Dr. Werner Heisenberg mit Gattin vom 15.-24. September 1948 im Clemensheim.
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* Am 28.10.1959 übergab der Gründer Bernhard Zimmermann sein Werk – das Clemens-Hofbauer-Hilfswerk für Priesterspätberufe e.V. – an die Diözesen Paderborn und Münster. Er war damals schon fast 79-jährig!
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* In Anerkennung seiner Verdienste ernannte seine Heimatstadt Bad Driburg Zimmermann zum Ehrenbürger (1953), er erhielt das Bundesverdienstkreuz (1954) und wurde von Papst Pius. XII. zum Prälaten ernannt (1956).
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* Zum 01.12.1966 wurde das Aufbaugymnasium dem mittlerweile überall entstandenen "Zweiten Bildungsweg" strukturell angepaßt und in eine vierjährige Kollegschule (Clemens-Hofbauer-Kolleg) umgewandelt.
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* Prälat Zimmermann verstarb am Karfreitag 4. April 1969, und wurde auf dem hauseigenen Friedhof im Park des Clementinums, neben der Marienkapelle, beigesetzt. An seiner Seite fanden auch einige Lehrer und Clemensschwestern ihre letzte Ruhe.
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Das Clementinum heute in Paderborn:
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* Der Erfolg des Clementinums ist beachtlich: Über 2.000 Abiturienten aus allen Regionen Deutschlands, aus Österreich und der Schweiz hat es hervorgebracht, von denen 900 den Priesterberuf ergriffen.
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* Aufgrund der rückläufigen Studierendenzahlen wurde der Schulbetrieb in Bad Driburg am 30. November 1997 eingestellt. Seither besuchen die Clementiner das Westfalenkolleg Paderborn, das vom Land NRW getragen wird. Im Jahr 1998 zog das Clementinum ganz nach Paderborn um. Es befindet sich jetzt in einem Nebentrakt des Klarissenklosters im sog. Riemekeviertel in Paderborn, Theodor-Heuss-Straße 11.
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* Das alte Hauptgebäude des Bad Driburger Clemensheimes wurde in den Jahren 2003/2004 grundlegend saniert und modernisiert. Am 18.11.2004 wurde es von der Eigentümerin, dem "Clemens-Hofbauer-Hilfswerk für Priesterspätberufe e.V.", einer neuen Bestimmung übergeben. Es dient jetzt als "Kolping-Jugendwohnheim St. Clemens" den Jugendlichen, die in Maßnahmen der Kolping-Bildungszentren gGmbH auf den Einstieg in das Berufsleben vorbereitet werden. Schon seit 1994 hat das Kolping-Bildungswerk Räumlichkeiten im Bad Driburger Clemensheim angemietet.
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Geschichte
 
  
Die Geschichte des Clementinum reicht in das Jahr 1922 zurück, als der Priester Bernhard Zimmermann, selbst Spätberufener, die Schule in Warstein-Belecke gründete und unter das Patrozinium des Hl.Clemens Maria Hofbauer stellte, der ebenfalls Spätberufener gewesen war. Das Clementinum war damals die erste Einrichtung des Zweiten Bildungswegs im gesamten deutschen Sprachraum! 1928 verlegte Zimmermann seine Gründung in seine Heimatstadt Bad Driburg, da er dort günstig ein Grundstück für die mittlerweile 190 Schüler zählende Einrichtung erwerben und bebauen konnte. 1932 erfolgte eine erste staatliche Anerkennung der Schule. Von 1946 bis 1966 firmierte die Schule als Gymnasium Clementinum, von 1966 bis 1997 als Clemens-Hofbauer-Kolleg.
 
  
Da mittlerweile in fast jeder größeren Stadt Kollegschulen des Zweiten Bildungsweges existieren, wurde das Clemens-Hofbauer-Kolleg aufgrund der rückläufigen Studierendenzahlen zum 30.11.1997 aufgelöst. Das angeschlossene Studienheim St. Clemens existiert aber in Paderborn weiter als Clementinum Paderborn. Seine Bewohner besuchen nun das Westfalenkolleg Paderborn, das in Trägerschaft des Landes Nordrhein-Westfalen steht.
 
  
 
Bekannte Köpfe
 
Bekannte Köpfe
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* Max Raabe: Sänger, Gründer des Palastorchesters
 
* Max Raabe: Sänger, Gründer des Palastorchesters
 
*  Paul Josef Kardinal Cordes (* 5. September 1934 im Ort Kirchhundem in der Gemeinde Kirchhundem)von 1962 bis 1966 Präfekt im Clementinum Bad Driburg
 
*  Paul Josef Kardinal Cordes (* 5. September 1934 im Ort Kirchhundem in der Gemeinde Kirchhundem)von 1962 bis 1966 Präfekt im Clementinum Bad Driburg
 
Weblinks
 
* [[Clementinum Paderborn]]
 
* [[Förderverein St. Klemens e.V. der Altclementiner]]
 

Version vom 10. Februar 2008, 19:29 Uhr

Studienheim St. Clemens (seit 1922) Gymnasium Clementinum (1946-1966) Clemens-Hofbauer-Kolleg (1966-1997)


Die improvisationsreichen Anfangsjahre in Belecke:

  • Die Anfänge des Clementinums liegen in Belecke an der Möhne, (dem Geburtsort des jetzigen Paderborner Erzbischofes Hans-Josef Becker), heute ein Ortsteil von Warstein am Nordrand des Sauerlandes. Der Priester Bernhard Zimmermann war dort als Vikar tätig. Von Beruf zunächst Malergeselle, hatte er sich ab 1905 den Weg zum Abitur (1912) und dann zur Priesterweihe (1916) unter unsäglichen Schwierigkeiten selbst erkämpfen müssen. Anfangs des 20. Jhdts. interessierte sich noch niemand für "Spätberufene", und die Idee eines Zweiten Bildungsweges war noch nicht gedacht. Im Blick auf seine eigenen Erfahrungen und mit der Zuversicht: "Es muß einen leichteren Weg geben für Leute meines Schlages" entschloß sich Vikar Zimmermann - völlig mittellos - zur Gründung eines Internates, das Priesterspätberufene zur Allgemeinen Hochschulreife führen sollte. Am 3. Mai 1922 begann der Schulbetrieb in Belecke. Als Lehrer für die anfangs acht Schüler halfen ihm der Pfarrer aus dem Nachbarort Mühlheim und ein Vikar. Die einfachen Unterkünfte bauten sich die jungen Männer selbst, den Lebensunterhalt mussten sie sich in der Landwirtschaft erarbeiten. Zimmermann zog unentwegt durch ganz Deutschland, um Spendengelder für seine Einrichtung zu sammeln.
  • Das Interesse am Studienheim St. Clemens war enorm, handelte es sich doch um die erste Einrichtung des Zweiten Bildungsweges im gesamten deutschen Sprachraum! 1924 waren es schon 160 Schüler. Eine neue räumliche Lösung wurde unausweichlich.
  • Am 10. Februar 1925 wurde der Trägerverein, das Clemens-Hofbauer-Hilfswerk für Priesterspätberufe e.V. ins Leben gerufen.
  • In Zusammenarbeit mit dem Aschaffenburger Dekan Hufgard gründete Zimmermann im Jahr 1926 ein Clemens-Hofbauer-Hilfswerk e.V. mit angeschlossenem Studienheim auch in Aschaffenburg. Das Studienheim musste allerdings in den Wirren der NS-Zeit 1935 geschlossen werden, das Aschaffenburger Hilfswerk besteht indes noch heute.
  • Im Jahr 1926 verließen die ersten fünf Clementiner das Haus mit dem Abitur in der Tasche. Die Abiturprüfung selbst mußte allerdings "extern" in den Gymnasien von Brilon oder Warburg, später dann im Gymnasium Paulinum in Münster abgelegt werden.

Das Clementinum in Bad Driburg:

  • Vorausblickend erwarb Zimmermann 1925 günstig ein Grundstück (26,5 Morgen) in seiner Heimatstadt Bad Driburg am Osthang des Eggegebirges ("Nordfeldmark"), das 1931 noch einmal um 31 Morgen Richtung Innenstadt erweitert werden konnte.
  • Am 1. März 1927 setzte er dort den ersten Spatenstich zu einem neuen Studienheim, das zu Ostern 1928 von 190 Schülern und einigen Lehrern bezogen und am 26. September 1928 von Erzbischof Dr. Kaspar Klein eingeweiht wurde.


  • Mit 227 Schülern wurde im Schuljahr 1928/29 der Vorkriegs-Höchststand erreicht. Der Standort Belecke wurde noch für einige Jahre aufrecht erhalten als sog. "Juvenat" für noch nicht volljährige Studierende. Auch der Vereinssitz blieb noch bis 1949 in Belecke.
  • Am 10.09.1931 feierte der erste Priester, der aus St. Clemens hervorgegangen ist, seine Hausprimiz im Clemensheim.
  • Im Frühjahr 1932 erfolgte eine erste staatliche Anerkennung, doch die Abiturprüfung durfte immer noch nicht eigenständig durchgeführt werden.


Das Clementinum in der NS-Zeit:

  • Das Nazi-Regime führte von Beginn an mit allerlei Schikanen einen Kampf gegen das Heim und seinen Gründer. So wurden bspw. alle Schüler mit Vollendung ihres 18. Lebensjahres unverzüglich zum Reichsarbeitsdienst oder Militär eingezogen, während Schüler anderer Lehranstalten erst noch ihr Abitur vollenden durften. Am 1. April 1941 verhängte es schließlich das "Aus". Das Gebäude wurde beschlagnahmt und in eine nationalsozialistische Lehrerinnen-Bildungsanstalt umgewandelt, die von einer Direktorin namens Frey geleitet wurde.
  • Von 1922 bis zur Auflösung 1941 hatten immerhin 450 Abiturienten das Clementinum erfolgreich absolviert.
  • 93 Schüler des Clementinum kehrten nicht mehr aus dem Krieg zurück; sie sind gefallen oder gelten als vermisst.


Neuanfang in der unmittelbaren Nachkriegszeit:


  • Nach Kriegsende drohte die Beschlagnahmung durch das amerikanische Militär. Doch das Erzbistum Paderborn konnte rechtzeitig Gebäudeteile anmieten: vom 1946 (1. Aug.) bis 1949 (17. Juli) fanden so die Theologiestudenten des völlig ausgebombten Paderborner Theologenkonvikts Collegium Leoninum und die Philosophisch-theologische Akademie Paderborn ihre vorübergehende Bleibe im Clementinum. Das zweite Geschoss wurde indes der Britischen Rheinarmee als Exerzitienhaus für ihre Soldaten abgetreten. Die den Briten zunächst streng verbotene "Fraternisation" mit den vormaligen Kriegsgegnern mündete aber schon bald in freundschaftliche Beziehungen, die noch Jahre später gepflegt wurden.
  • Die Clementiner, deren Schulbetrieb am 15.07.1945 inoffiziell und am 12.03.1946 offiziell wieder angelaufen war, wichen auf die Wirtschaftsgebäude aus oder mieteten Zimmer in der Stadt an.
  • Am 27.09.1945 tagte die westdeutsche Bischofskonrenz im Clemensheim (Köln: Kardinal Frings, Paderborn: Erzbischof Jaeger, Berlin: Graf Preysing, Münster: Graf von Galen, Osnabrück: Berning, Hildesheim: Machens, Aachen: van der Velden). Am Tag darauf stieß auch Erzbischof Griffin von Westminster dazu.
  • Am 09.11.1946 erging schließlich die volle staatliche Anerkennung als altsprachliches Gymnasium Clementinum mit Abiturgenehmigung. Der Ausbildungsgang war auf sechs Jahre angelegt.
  • Übrigens: Am 11. September 1946 wurde in den Räumen des Clementinums Bad Driburg aus den Resten der vormaligen Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften unter Leitung des Atomphysikers Prof. Dr. Otto Hahn die Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften gegründet, allerdings zunächst nur mit Geltung für die Britische Besatzungszone.
  • Geheimrat Professor Dr. Max Planck war von den NS-Terroristen enteignet und mit Lehrverbot belegt worden, weil sein Sohn an Aufstandsvorbereitungen gegen Hitler beteiligt und hingerichtet worden war. Als der damalige Direktor des Collegium Leoninum, Prof. Dr. Höfer, über den Heisenberg-Promoventen DDr. Heimo Dolch, der jetzt als Dozent der Theologie im Clemensheim tätig war, hörte, dass Max Planck obendrein ausgebombt worden war, lud er ihn sofort nach Bad Driburg ins Clemensheim ein. Planck kam gerne und mehrfach mit seiner Frau Marga nach Bad Driburg. Er weilte im Clemensheim u.a. in der Zeit vom 31.10. bis zum 26.11.1946. Das Haus versorgte in der auch für Wissenschaftler spürbaren Hungerszeit das Ehepaar Planck mit dem Lebensnotwendigen, er revanchierte sich mit Vorträgen für die Studenten.
  • Des gleichen weilten Prof. Dr. Otto Hahn mit Gattin vom 17.-26. Juni 1947 und vom 22.-24. Januar 1949 und Prof. Dr. Werner Heisenberg mit Gattin vom 15.-24. September 1948 im Clemensheim.
  • Am 28.10.1959 übergab der Gründer Bernhard Zimmermann sein Werk – das Clemens-Hofbauer-Hilfswerk für Priesterspätberufe e.V. – an die Diözesen Paderborn und Münster. Er war damals schon fast 79-jährig!
  • In Anerkennung seiner Verdienste ernannte seine Heimatstadt Bad Driburg Zimmermann zum Ehrenbürger (1953), er erhielt das Bundesverdienstkreuz (1954) und wurde von Papst Pius. XII. zum Prälaten ernannt (1956).
  • Zum 01.12.1966 wurde das Aufbaugymnasium dem mittlerweile überall entstandenen "Zweiten Bildungsweg" strukturell angepaßt und in eine vierjährige Kollegschule (Clemens-Hofbauer-Kolleg) umgewandelt.
  • Prälat Zimmermann verstarb am Karfreitag 4. April 1969, und wurde auf dem hauseigenen Friedhof im Park des Clementinums, neben der Marienkapelle, beigesetzt. An seiner Seite fanden auch einige Lehrer und Clemensschwestern ihre letzte Ruhe.

Das Clementinum heute in Paderborn:

  • Der Erfolg des Clementinums ist beachtlich: Über 2.000 Abiturienten aus allen Regionen Deutschlands, aus Österreich und der Schweiz hat es hervorgebracht, von denen 900 den Priesterberuf ergriffen.
  • Aufgrund der rückläufigen Studierendenzahlen wurde der Schulbetrieb in Bad Driburg am 30. November 1997 eingestellt. Seither besuchen die Clementiner das Westfalenkolleg Paderborn, das vom Land NRW getragen wird. Im Jahr 1998 zog das Clementinum ganz nach Paderborn um. Es befindet sich jetzt in einem Nebentrakt des Klarissenklosters im sog. Riemekeviertel in Paderborn, Theodor-Heuss-Straße 11.
  • Das alte Hauptgebäude des Bad Driburger Clemensheimes wurde in den Jahren 2003/2004 grundlegend saniert und modernisiert. Am 18.11.2004 wurde es von der Eigentümerin, dem "Clemens-Hofbauer-Hilfswerk für Priesterspätberufe e.V.", einer neuen Bestimmung übergeben. Es dient jetzt als "Kolping-Jugendwohnheim St. Clemens" den Jugendlichen, die in Maßnahmen der Kolping-Bildungszentren gGmbH auf den Einstieg in das Berufsleben vorbereitet werden. Schon seit 1994 hat das Kolping-Bildungswerk Räumlichkeiten im Bad Driburger Clemensheim angemietet.














Bekannte Köpfe

  • Eduard Müller: einer der vier sog. „Lübecker Märtyrer“, geboren am 20. August 1911 in Neumünster, von 1931-1933 Schüler des Clementinum, 1939 Priesterweihe in Osnabrück; engagierte sich als junger Kaplan in Lübeck im Widerstand gegen das NS-Regime und wurde am 10. November 1943 in Hamburg hingerichtet. Seligsprechungsverfahren 2004 eröffnet.
  • Max Raabe: Sänger, Gründer des Palastorchesters
  • Paul Josef Kardinal Cordes (* 5. September 1934 im Ort Kirchhundem in der Gemeinde Kirchhundem)von 1962 bis 1966 Präfekt im Clementinum Bad Driburg