Antiphon: Unterschied zwischen den Versionen

Aus kathPedia
Zur Navigation springenZur Suche springen
 
K (Anmerkungen: + Kat)
 
(9 dazwischenliegende Versionen von 3 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
Als '''Antiphon''' bezeichnet man einen kurzen, einprägsamen Satz, der einem liturgischen Element vorangestellt wird. Sie wird vom Vorbeter, [[Kantor]] oder [[Lektor]] vorgetragen bzw. vorgesungen, und vom Volk wiederholt.
+
Eine '''Antiphon''' (von griechisch ἀντίφωνος ''antiphonos''  „entgegentönend, antwortend“, also ''Gegengesang'' oder ''Wechselgesang'') ist ein Kehrvers oder Refrain, der in der Liturgie einen [[Psalm]] oder ein [[Canticum]] einrahmt. Sie wird vom [[Kantor]], [[Lektor]] oder [[Schola]] vorgesungen oder vorgetragen und von allen wiederholt. In der "antiphonalen", gegenchörigen Singweise wird die Antiphon am Ende von Psalm oder Canticum von allen wiederholt ("Rahmenvers"), gegebenenfalls auch nach jeweils zwei Versen eingeschoben ("Kehrvers").  
  
Im [[Stundengebet]] steht jedem Psalmgebet eine Antiphon voraus. Der [[Psalm]] wird weiters nach dem [[Gloria_Patri|Ehre sei dem Vater]] mit einer Wiederholung der Antiphon durch das Volk abgeschlossen.
+
Die Antiphon gehört zum [[Proprium]] der Tagesliturgie, nimmt inhaltlich Bezug auf das Tagesfest oder die Zeit des Kirchenjahres und deutet sie. Oft ist sie der [[Heilige_Schrift|Bibel]] entnommen.  
  
Inhaltlich nimmt die Antiphon meist Bezug auf den Inhalt des folgenden Teils der [[Liturgie]] oder auch auf die Jahreszeit im Kirchenjahr und ist oft (aber nicht immer) ein Satz aus der [[Heilige_Schrift|Hl. Schrift]].  
+
== Heilige Messe ==
 +
Antiphonen in der [[Heilige Messe|heiligen Messe]] sind der [[Introitus]], das [[Graduale]], das [[Offertorium]] und die [[Communio]]. Es sind Prozessionsgesänge, die alle ursprünglich auch einen Psalm in antiphonaler Singeweise begleiteten, welcher sich in der Länge nach der Dauer der jeweiligen liturgischen Prozession richtete. Etwa ab dem 10. Jahrhundert verfiel diese Praxis allmählich, der Psalm verschwand.<ref>[[Josef Andreas Jungmann]] SJ: Missarum Sollemnia. Eine genetische Erklärung der römischen Messe. Herder Verlag, Wien, Freiburg, Basel, 5. Auflage 1962, Band 2, S. 491.</ref> Bis 1970 war im Introitus ein Psalmvers erhalten. Das 1970 erneuerte [[Missale Romanum]] enthält kein Offertorium mehr, die Antiphon zum Introitus heißt zwar noch ''antiphona ad introitum'', ist jedoch zum fakultativen "Eröffnungsvers" ohne Psalm geworden, der "von allen oder einigen Gläubigen oder vom Lektor vorgetragen werden [kann], notfalls vom Priester selbst nach der Begrüßung", falls zum Einzug nicht gesungen werden kann ([[Allgemeine Einführung in das Römische Messbuch]] Nr. 26<ref>[http://www.liturgie.de/liturgie/index.php?bereich=publikationen&datei=pub/oP/dok/AllEinfrMessbuch AER]</ref>), die ''Communio'' ist jetzt "Antiphona ad communionem", "Kommunionvers", in ähnlicher Funktion.
  
[[Kategorie: Liturgie]]
+
== Stundengebet ==
 +
Im [[Stundengebet]] hat jeder Psalm und jedes Canticum eine Antiphon. Sie helfen, "die Psalmen zu einem christlichen Gebet zu machen", sind Elemente einer variablen Gestaltung des Stundengebetes und geben ihnen ein anlassbezogenes Kolorit.<ref>Heinrich Rennings: Art. "Antiphon" in: [[Lexikon für Theologie und Kirche]], 3. Auflage, Bd. 1, Sp. 775, nach [[AES]] der Liturgia horarum und der deutschen "Feier des Stundengebets", 110.113-120.125.</ref>
 +
 
 +
Die [[O-Antiphonen]] sind Antiphonen zum [[Magnificat]] der [[Vesper]] vom 17. bis 23. Dezember, die jeweils mit „O“ beginnen.
 +
 
 +
Eine [[Marianische Antiphon]] ist ein an die Gottesmutter gerichteter Gesang, für den sich die Bezeichnung "Antiphon" eingebürgert hat, obwohl es sich nicht um antiphonales Singen handelt.
 +
 
 +
== Literatur ==
 +
* Heinrich Rennings: Art. "Antiphon" in: [[Lexikon für Theologie und Kirche]], 3. Auflage, Bd. 1, Sp. 774f.5
 +
 
 +
== Anmerkungen ==
 +
<references />
 +
 
 +
[[Kategorie: Liturgische Gebete]]
 +
[[Kategorie: Kirchenmusik|Antiphon]]
 +
[[Kategorie:Heilige Messe]]

Aktuelle Version vom 5. September 2017, 13:17 Uhr

Eine Antiphon (von griechisch ἀντίφωνος antiphonos „entgegentönend, antwortend“, also Gegengesang oder Wechselgesang) ist ein Kehrvers oder Refrain, der in der Liturgie einen Psalm oder ein Canticum einrahmt. Sie wird vom Kantor, Lektor oder Schola vorgesungen oder vorgetragen und von allen wiederholt. In der "antiphonalen", gegenchörigen Singweise wird die Antiphon am Ende von Psalm oder Canticum von allen wiederholt ("Rahmenvers"), gegebenenfalls auch nach jeweils zwei Versen eingeschoben ("Kehrvers").

Die Antiphon gehört zum Proprium der Tagesliturgie, nimmt inhaltlich Bezug auf das Tagesfest oder die Zeit des Kirchenjahres und deutet sie. Oft ist sie der Bibel entnommen.

Heilige Messe

Antiphonen in der heiligen Messe sind der Introitus, das Graduale, das Offertorium und die Communio. Es sind Prozessionsgesänge, die alle ursprünglich auch einen Psalm in antiphonaler Singeweise begleiteten, welcher sich in der Länge nach der Dauer der jeweiligen liturgischen Prozession richtete. Etwa ab dem 10. Jahrhundert verfiel diese Praxis allmählich, der Psalm verschwand.<ref>Josef Andreas Jungmann SJ: Missarum Sollemnia. Eine genetische Erklärung der römischen Messe. Herder Verlag, Wien, Freiburg, Basel, 5. Auflage 1962, Band 2, S. 491.</ref> Bis 1970 war im Introitus ein Psalmvers erhalten. Das 1970 erneuerte Missale Romanum enthält kein Offertorium mehr, die Antiphon zum Introitus heißt zwar noch antiphona ad introitum, ist jedoch zum fakultativen "Eröffnungsvers" ohne Psalm geworden, der "von allen oder einigen Gläubigen oder vom Lektor vorgetragen werden [kann], notfalls vom Priester selbst nach der Begrüßung", falls zum Einzug nicht gesungen werden kann (Allgemeine Einführung in das Römische Messbuch Nr. 26<ref>AER</ref>), die Communio ist jetzt "Antiphona ad communionem", "Kommunionvers", in ähnlicher Funktion.

Stundengebet

Im Stundengebet hat jeder Psalm und jedes Canticum eine Antiphon. Sie helfen, "die Psalmen zu einem christlichen Gebet zu machen", sind Elemente einer variablen Gestaltung des Stundengebetes und geben ihnen ein anlassbezogenes Kolorit.<ref>Heinrich Rennings: Art. "Antiphon" in: Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Auflage, Bd. 1, Sp. 775, nach AES der Liturgia horarum und der deutschen "Feier des Stundengebets", 110.113-120.125.</ref>

Die O-Antiphonen sind Antiphonen zum Magnificat der Vesper vom 17. bis 23. Dezember, die jeweils mit „O“ beginnen.

Eine Marianische Antiphon ist ein an die Gottesmutter gerichteter Gesang, für den sich die Bezeichnung "Antiphon" eingebürgert hat, obwohl es sich nicht um antiphonales Singen handelt.

Literatur

Anmerkungen

<references />