Veni creator Spiritus

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Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde; die Erde aber war wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser (Gen 1,1) - Simon Mathurin Lantara, 1752

Veni Creator Spiritus (Komm, Schöpfer Geist) ist wie die Sequenz "Veni Sancte Spiritus" einer der wenigen an die dritte göttliche Person, den Heiligen Geist, gerichteten Hymnen römischer Liturgie. Er ist auch dogmengeschichtlich bedeutsam.

Verfasser

Der Hymnus stammt aus dem 9. Jahrhundert und geht textlich auf den heiligen Rabanus Maurus zurück, wobei die siebte Strophe ursprünglich anders als der liturgische Text lautete.<ref>So die deutsche Wikipedia.</ref> Nach einer Hypothese Heinrich Lausbergs wurde er wohl nicht für die Synode von Aachen 809 verfasst, doch ist er wahrscheinlich in deren zeitlich-geistigem Umfeld entstanden.<ref>Stefan Langenbahn in: LThK 3. Auflage, Band 10, Sp. 591.</ref>

Liturgischer Gebrauch

Der Beginn des Hymnus im Graduale Romanum

Seinen liturgischen Ort hat der Hymnus im Stundengebet in der Vesper ab Christi Himmelfahrt bis einschließlich zweiten Vesper von Pfingsten. Fakultativ (keine Verwendungspflicht) wird er bei der Bischofs- (CE 499), Priester- (CE 527, 569), Diakonen (CE 551, 569), bei der Profess<ref>Siehe Feierliche Profess unserer Sr. Raphaela Brüggenthies OSB</ref> und Jungfrauenweihe<ref>Siehe die Junfrauenweihe im Pontifikale</ref>, bei Kirch-<ref>Weihe einer neuen Kirche </ref> und Altarweihe, zur Eröffnung von Segensfeiern (z. T. von Gesten begleitet),<ref>Stefan Langenbahn in: LThK 3. Auflage, Band 10, Sp. 591+592.</ref> sowie zum Beginn von Synoden<ref>z.B. beim II. Vatikanum.</ref> und beim Einzug der Kardinäle ins Konklave.

Der Hymnus wurde vor der Liturgiereform 1970 zusätzlich zur Terz des Pfingstfestes und der Pfingstoktav verwendet. Außerdem wurde er im Mittelalter gelegentlich auch während der Messe (Vormesse, Epiklese) oder (neben der Antiphon Veni Sancte Spiritus) zu Beginn geistlicher Übungen verwendet.<ref>Lucas Kunz in: LThK 2. Auflage, Band 10, Sp. 665.</ref>

Geschichte

Im 10. Jahrhundert fand der Hymnus Aufnahme in die Tagzeitenliturgie von Pfingsten. Er ist erstmals auf der Synode von Reims (1049) im Kontext einer Kirchenversammlung nachweisbar. Die Aufnahme in Pontifikalriten, v.a. in die Weihe- und Professliturgie, erfolgte verzögert. Für das Mittelalter und darüber hinaus sind zahlreiche Verwendungsmöglichkeiten vor und während der Messe, in der Tagzeitenliturgie sowie bei anderen Riten und Anlässen bekannt. Der lateinische Text ist nicht einheitlich überliefert (AHMA 50, 193f.; ursprünglich sechs ambrosianische Strophen, siebte doxologische Strophe ist sekundär für die heute in der Liturgie verwendete Version wurden die humanistischen Textkorrekturen des 16. Jahrhunderts beseitigt; lat. Fassung [6 Strophen]: LitHor 2, 731 795 812, Stundenbuch 2, 612, Gotteslob 2013, Nr. 341).<ref>Stefan Langenbahn in: LThK 3. Auflage, Band 10, Sp. 591+592.</ref>

Das Veni creator spiritus ist "eminent populär" (Aimé-Georges Martimort) und Bestandteil des ökumenischen Liedgutes. Es fand Widerhall in Musik (z.B. bei Gustav Mahler, Symphonie n. 8, 1. Satz) und Dichtkunst (z.B. bei Franz Werfel).<ref>Stefan Langenbahn in: LThK 3. Auflage, Band 10, Sp. 591+592.</ref>

Der verwendete liturgische Text

Lateinischer Text: A) Deutsche Übertragung von Heinrich Bone B) Deutsche Übertragung von Friedrich Dörr C)

1. Veni, creátor Spíritus,
mentes tuórum vísita:
imple supérna grátia,
quae tu creásti péctora.

2. Qui díceris Paráclitus,
donum Dei altíssimi,
fons vivus, ígnis, cáritas
et spiritális únctio.

3. Tu septifórmis múnere,
dextrae Dei tu dígitus,
tu rite promíssum Pátris
sermóne dítans gúttura.

4. Accénde lumen sénsibus,
infúnde amórem córdibus,
infírma nostri córporis
virtúte firmans pérpeti.

5. Hostem repéllas lóngius
pacémque dones prótinus;
ductóre sic te práevio
vitémus omne nóxium.

6. Per te sciámus da Patrem
noscámus atque Fílium,
te utriúsque Spíritum
credámus omni témpore.

7. Déo Pátri sit glória, et Fílio,
qui a mórtuis
surréxit, ac Paráclito,
in saeculórum sáecula.
Amen.

1. Komm, Schöpfer Geist, kehr bei uns ein,
besuch das Herz der Kinder dein:
Die deine Macht erschaffen hat,
erfülle nun mit deiner Gnad´.

2. Der du der Tröster wirst genannt,
vom höchsten Gott ein Gnadenpfand,
du Lebensbrunn, Licht, Lieb und Glut,
der Seele Salbung, höchstes Gut.

3. O Schatz, der siebenfältig ziert,
o Finger Gottes, der uns führt,
Geschenk, vom Vater zugesagt,
du, der die Zungen reden macht.

4. Zünd an in uns des Lichtes Schein,
gieß Liebe in die Herzen ein,
stärk unsres Leibs Gebrechlichkeit
mit deiner Kraft zu jeder Zeit.

5. Treib weit von uns des Feinds Gewalt,
in deinem Frieden uns erhalt,
dass wir, geführt von deinem Licht,
in Sünd und Elend fallen nicht.

6. Den Vater auf dem ew´gen Thron
lehr uns erkennen und den Sohn;
dich, beider Geist, sei´n wir bereit,
zu preisen gläubig alle Zeit.

7. Dem Vater Lob im höchsten Thron
und seinem auferstandnen Sohn,
dem Tröster auch sei Lob geweiht
jetzt und in alle Ewigkeit.
Amen.

1. Komm, Heilger Geist, der Leben schafft,
erfülle uns mit deiner Kraft.
Dein Schöpferwort rief uns zum Sein:
Nun hauch uns Gottes Odem ein.

2. Komm, Tröster, der die Herzen lenkt,
du Beistand, den der Vater schenkt;
aus dir strömt Leben, Licht und Glut,
gu gibst uns Schwachen Kraft und Mut.

3. Dich sendet Gottes Allmacht aus
in Feuer und in Sturmes Braus;
du öffnest uns den stummen Mund
und machst der Welt die Wahrheit kund.

4. Entflamme Sinne und Gemüt,
dass Liebe unser Herz durchglüht
und unser schwaches Fleisch und Blut
in deiner Kraft das Gute tut.

5. Die Macht des Bösen banne weit,
schenk deinen Frieden allezeit.
Erhalte uns auf rechter Bahn,
dass Unheil uns nicht schaden kann.

6. Lass gläubig uns den Vater sehn,
sein Ebenbild, den Sohn, verstehn
und dir vertraun, der uns durchdringt
und uns das Leben Gottes bringt.

7. Den Vater auf dem ewgen Thron
und seinen auferstandnen Sohn,
dich, Odem Gottes, Heilger Geist,
auf ewig Erd und Himmel preist.
Amen.

Möglicher vollkommener Ablass

Wenn der Hymnus an Pfingsten in einer Kirche oder öffentlichen Kapelle gesungen wird, kann ein vollkommener Ablass unter den gewöhnlichen Bedingungen erlangt werden, ebenso an Neujahr, um die Kraft Gottes für den Verlauf des gesamten Jahres herabzurufen (vgl. Enchiridion indulgentiarum 1999).

Rezeption in der Musik (Auswahl)

Chorwerke

  • Joseph Renner, Veni Creator Spiritus, Chor 8-stimmig (1900).
  • Carl Orff, Veni Creator Spiritus, für zwei Chöre (1953).
  • Johann Nepomuk David, Veni Creator Spiritus, für gemischten Chor (1957).
  • Walter Steffens, Veni, Creator Spiritus, für Klavier und gemischten Chor (1981).
  • Carlo Pedini, Veni Creator Spiritus, für Flöte, Chor und Orgel (2000).

Orchesterwerke

  • Gustav Mahler, Thema Veni Creator Spiritus im 1. Satz der Symphonie No. 8 (1910).
  • Karol Szymanowski, Veni Creator, Sopran-Solo, Chor und Orchester (1930).
  • Hermann Schroeder, Veni Creator Spiritus, Hymnus für großes Orchester (1961).
  • Ross Edwards, Veni Creator Spiritus, für Streichorchester (1997).

Orgelwerke

  • Johann Gottfried Walther, Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist, 3 Choralvorspiele für Orgel.
  • Johann Sebastian Bach, Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist, Choralvorspiel für Orgel (BWV 667).
  • Maurice Duruflé, Prélude, Adagio et Choral varié sur le Veni Creator, für Orgel op. 4 (1930).
  • Zoltán Gardonyi, Partita sopra Veni Creator Spiritus, für Orgel (1958).
  • Jean Langlais, Trois Méditations sur la Sainte Trinité, für Orgel (1962).
  • Peter Maxwell Davies, Veni Creator Spiritus, für Orgel op. 225 (2002).
  • Ludger Stühlmeyer, Komm, Heilger Geist, der Leben schafft, Choralbearbeitung für Orgel-Solo (2016). Erzbischof Nikola Eterovic zugeeignet.

Literatur

Weblinks

Anmerkungen

  • A) Lateinischer Text:<ref>Geborgen in Gott, Tag- und Nachtgebete", Adamas Verlag Köln 1999, S. 90+91 (5. Auflage; kirchliche Druckerlaubnis durch Kardinal Joachim Meisner; Gotteslob 2013, Nr. 341 (ohne letzte Strophe); Gotteslob 1975, Nr. 240 (ohne letzte Strophe).</ref>
  • B) Deutsche Übertragung von Heinrich Bone<ref>Tag- und Nachtgebete", S. 90+91; von Heinrich Bone 1847 im Gotteslob 2013, Nr. 351 oder 1975, Nr. 245 - es fehlt die 6. Strophe; angegebene 6. Strophe ist die Siebte.</ref>
  • C) Deutsche Übertragung von Friedrich Dörr <ref> 1971; Gotteslob 1975, Nr. 241 bzw. 2013, Nr. 342 (ohne letzte Strophe).</ref>