Sertum laetitiae (Wortlaut)

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Enzyklika
Sertum laetitiae

von Papst
Pius XII.
an die Bischöfe der USA
150. Jahrestag der Konstitution zur Errichtung der kirchlichen Hierarchie in den Staaten von Amerika
1. November 1939

(Offizieller lateinischer Text: AAS XXXI [1939] 635-644)

(Quelle: Arthur Fridolin Utz O.P., Joseph-Fulko Groner O.P, Hrsg.: Aufbau und Entfaltung des gesellschaftlichen Lebens, Soziale Summe Pius' XII. (1939-1958), (Übersetzerkollegium: Die Herausgeber, Franz Schmal und H. Schäufele), Paulus Verlag Freiburg/Schweiz. Imprimatur Friburgi Helv., die 5. Maii 1954 N. Luyten O.P. Imprimatur Friburgi Helv., die 29. Junii 1954 R. Pittet, v.g.; Band II, Seite 1413-1430. Die Nummerierung folgt der englischen Fassung)

Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


1. Amerika ist durch den Einfluss der Religion groß geworden

1 Vom Wunsche beseelt, den Strauß heiliger Freude zu vermehren, überqueren Wir im Geiste den weiten Ozean, und siehe, Wir sind in Eurer Mitte, während Ihr mit allen Euren Gläubigen das hundertfünfzigjährige Jubiläum der Errichtung der kirchlichen Hierarchie in den Vereinigten Staaten von Amerika feiert. Dies tun Wir überaus gern. Denn damit ist Uns gleich zu Beginn Unseres höchsten Pontifikats je festlicher, desto willkommener die Gelegenheit geboten, offen zu bekunden, mit welcher Hochachtung und mit welchem Interesse Wir das jugendkräftige und berühmte amerikanische Volk begleiten.

2 Denen, die Eure Annalen aufschlagen und den Ursachen dessen, was geschehen ist, nachspüren, springt in die Augen, dass zum Ruhm und zur Wohlfahrt, deren sich Euer Vaterland erfreut, nicht wenig der Triumph der göttlichen Religion beigetragen hat, die, weil sie aus dem Himmel stammt, zwar die Menschen durch Einrichtungen und Gesetze zur ewigen Seligkeit führen soll, die aber auch das sterbliche Leben mit soviel Segnungen überschüttet, dass sie selbst dann, wenn sie nur dazu gegründet worden wäre, die Erdgeborenen während der kurzen Frist ihres diesseitigen Lebens glücklich zu machen, nicht mehr dazu beisteuern könnte.

2. Erinnerungen aus der religiösen Geschichte der Vereinigten Staaten

a) Freundschaft Washingtons mit dem Bischof von Baltimore

3 Es ist Uns eine Freude, Wohlbekanntes ins Gedächtnis zurückzurufen. Als Papst Pius VI. Euren Vorfahren den Amerikaner John Carroll als ersten Bischof mit dem Sitz in Baltimore schenkte, war die Zahl der Katholiken in Eurem Land klein und kümmerlich. Zugleich schwebten die Vereinigten Staaten damals in einem so gefährlichen Zustand, dass ihre Einheit und ihr Zusammenhalt auf dem Spiele stand. Denn, weil ein grausamer Krieg lange Zeit getobt hatte, drückte eine riesige Schuldenlast auf die Staatskasse, lag die Industrie darnieder und waren die durch die Not geschwächten Bürger in einander bekämpfende Parteien gespalten. Das bedrängte, ja sogar schon zerfallende Staatswesen richtete der berühmte, durch seinen zähen Mut und seine Weisheit hervorragende George Washington wieder auf. Diesen aber verband eine treue Freundschaft mit dem ehrwürdigen Bischof von Baltimore. So sind die beiden durch die Bande der Freundschaft vereinten Männer, der Vater des Vaterlandes und der erste ehrwürdige Oberhirte der Kirche in jenem Uns so teuren lande, - zum bleibenden Vorbild für ihre Nachkommen und zum Denkmal für alle Zeiten gleichsam einander die Hände reichend - ein Wahrzeichen dafür, dass es dem amerikanischen Volk eine hohe und heilige Verpflichtung ist, den Glauben an Christus in Ehren zu halten, weil er ja die Grundlage der Gerechtigkeit und der guten Sitte in sich birgt und deshalb die Bausteine der gemeinsamen Wohlfahrt und des Fortschrittes liefert.

b) Die Hilfe der aus Europa geflohenen Priester

4 Warum drüben die Katholische Kirche prächtig aufblühte, ist auf viele Ursachen zurückzuführen. Mit einer, die würdig ist, in Erinnerung gebracht zu werden, wollen Wir Uns näher befassen. Jene Priester, die unter dem Druck wütender Verfolgungen fliehen mussten und drüben landeten, brachten dem erwähnten ehrwürdigen Hirten willkommene Hilfe und säten, ihn kräftig unterstützend, die kostbare Saat, die zu einer reichen Tugendernte heranreifte. Einige von ihnen, die später mit der Bischofswürde bekleidet wurden, machten sich um das Wachstum der Katholischen Kirche besonders verdient. Wie es nach dem Zeugnis der Geschichte meistens einzutreten pflegt, wird das apostolische Feuer immer dann, wenn es, von ungeheucheltem Glauben und aufrichtiger Liebe genährt, großmütige Herzen entflammt, durch die losbrechenden Stürme der Verfolgung nicht ausgelöscht, sondern mächtig ausgebreitet.

c) Das Rundschreiben « Longinqua oceani» Leos XIII.

5 Als über das Ereignis, das Euer Herz mit berechtigter Freude erfüllt, hundert Jahre verstrichen waren, hielt Papst Leo XIII. seligen Andenkens in seinem Weltrundschreiben Longinqua oceani Rückschau und Rechenschaft über den Weg, den die Kirche drüben zurückgelegt hatte. Seiner Darstellung fügte er einige Mahnungen und Weisungen hinzu, in denen die Weisheit und das Wohlwollen einander die Waage halten.

6 Was Unser erlauchter Vorgänger damals ausgezeichnet schrieb, verdient immer wieder erwogen zu werden. In den letzten fünfzig Jahren hat die Kirche drüben ihren Lauf nicht verlangsamt, sondern vielmehr sich weiter verbreitet und größeren Zuwachs erreicht.

3. Die hervorragende Qualität des nordamerikanischen Katholizismus

a) Lebendiges Glaubensleben

Drüben blüht ja ein Leben, das die Gnade des Heiligen Geistes im innersten Heiligtum des Herzens nährt. In dichten Scharen kommen die Gläubigen fleißig in die Kirchen. Sie gehen häufig zum Tisch des Herrn, an dem die Speise der Engel gereicht, das Brot der Starken genossen wird. Sie beteiligen sich mit großem Eifer an den ignatianischen Exerzitien, die in der Weltabgeschlossenheit abgehalten werden. Viele sind der zu Höherem rufenden Stimme Gottes gefolgt und ergreifen den Priester- oder den Ordensstand.

7 Heute bestehen drüben neunzehn Kirchenprovinzen, einhundertfünfzehn Bistümer, beinahe zweihundert kirchliche Seminarien und unzählige Kirchen und Kapellen, niedere und hohe Schulen, Studien-, Kranken-, Armenhäuser und Klöster. Mit Fug und Recht bewundern Besucher den Aufbau und die Arbeitsweise, nach der Eure Schulen jedweder Art geleitet werden, getragen von der Spendefreudigkeit der Christgläubigen, behütet von der wachsamen Sorge der Bischöfe. Aus diesen Schulen gehen Scharen von wohlgebildeten und wohlerzogenen Bürgern hervor, die wegen ihrer Ehrfurcht vor den göttlichen und menschlichen Gesetzen mit Recht für die Stärke, die Blüte und den Ruhm der Kirche und des Vaterlandes gehalten werden.

b) Eifer für die Heidenmission und die Betreuung der Neger im eigenen Land

8 Missionsvereine, besonders das Päpstliche Werk der Glaubensverbreitung, die durch Festigkeit und Arbeitseifer vorbildlich sind, unterstützen durch Gebet, Geldspenden und andere Hilfsmittel verschiedener Art die Herolde des Evangeliums, die das Zeichen des heilbringenden Kreuzes in die Heidenländer tragen. Wir können Uns nicht zurückhalten, die Eurer Nation eigentümlichen Missionswerke, die sich mit erfinderischem Eifer der Verbreitung des katholischen Glaubens widmen, offen und frei mit Unserem Lob zu ehren. Sie sind unter folgenden Namen bekannt: Die «Catholic Church Extension Society», eine durch den Glanz ihrer frommen Spenden berühmte Gesellschaft; die «Catholic Near East Welfare Association», eine Vereinigung, die der christlichen Sache im Nahen Osten, wo sie mit so großen Schwierigkeiten ringt, wirksame Hilfe leistet; die «Indian and Negroes Mission», ein vom dritten Baltimorer Konzil gutgeheißenes Unternehmen (Vgl. die Akten dieses Konzils, Kap. 2.), das Wir bestätigen und empfehlen, weil die ganz besondere Liebe zu den Mitbürgern es erforderlich macht.

9 Denn Wir gestehen, dass Wir, von Gott dazu gedrängt, gegen Eure Negerbevölkerung eine väterliche Liebe empfinden, weil Wir wissen, dass sie, was die Religion und die Bildung betrifft, eine besondere Sorge und Ermutigung nötig haben und verdienen. Deshalb rufen Wir die Hilfe Gottes in reichem Maße auf sie herab und bitten um überfließenden Segen für jene die sich mit großmütigem Eifer ihrer annehmen.

10 Über die senden Eure auf kühne Taten emsig bedachten Landsleute um Gott für das unsagbar große Geschenk des unverkürzten Glaubens würdiger zu danken, dem Heer der Missionare geschlossene Kämpferscharen, die durch mühevolle Geduld, und beugsame Ausdauer und hervorragenden Unternehmungsgeist zur Förderung des Reiches Christi Verdienste ernten, die der Erdkreis bewundert und der Himmel mit entsprechender Kronen vergelten wird.

c) Soziale Einrichtungen

11 Nicht weniger erstarken drüben jene Unternehmungen, die im Schoß des Vaterlandes den Kindern der Kirche auf verschiedene Weise nützlich sind: die praktisch eingerichteten und geleiteten Caritasverbände, die, von den Seelsorgern beraten und von Ordensgesellschaften unterstützt, den Armen, Notleidenden und Kranken die Geschenke der christlichen Freigebigkeit bringen und das Elend lindern. Bei der Ausübung dieses höchst erhabenen Dienstes erblicken die scharfsichtigen und liebevollen Augen des Glaubens in den Armen und Bedrängten Christus, den mildreichsten Erlöser, dessen leidende mystische Glieder sie sind.

d) Laienorganisationen

12 Vor allen anderen männlichen Laienvereinigungen, die sämtlich aufzuzählen lange dauern würde, haben sich unverwelkliche Ruhmeslorbeeren verdient die Katholische Aktion, die Männerkongregationen und die «Bruderschaft der christlichen Lehre», die sich schon ihrer Früchte, noch mehr aber der Hoffnung auf die künftige Ernte erfreuen. Desgleichen die «Gesellschaft vom Heiligen Namen», die sehr gut zur Förderung des Gottesdienstes und der Frömmigkeit anleitet.

13 Die vielgestaltige Tätigkeit der katholischen Laien, die ihre Kräfte je nach den Zeitverhältnissen in die verschiedenen Gegenden entsendet, untersteht jenem Rat, der den Namen «National Catholic Welfare Conference» erhalten hat und Eurem bischöflichen Dienst einsatzfähige Werkzeuge liefert.

14 Die wichtigsten dieser Einrichtungen besichtigten Wir kurz im Oktober 1936, als Wir eine Reise über das Meer unternahmen und die sehr große Freude erlebten, Euch und Eure Welt von Angesicht kennenzulernen. Unverlierbar und beglückend haftet das Bild dessen, was Wir damals mit eigenen Augen gesehen haben, in Unserem Gedächtnis.

4. Dank an Gott, Anerkennung des Geleisteten und Ermunterung zu weiterer Arbeit

15 Deshalb sagen Wir Gott in gebührender Ehrfurcht gemeinsam mit Euch Dank und lobsingen ihm: «Confitemini Deo caeli, quoniam in aeternum misericordia ejus !» - «Preiset den Gott des Himmels! Denn ewig währet sein Erbarmen» (Ps 135, 26). Wie er, dessen Güte keine Grenzen kennt, Euer Land mit dem Reichtum seiner Milde überhäuft hat, so hat er auch Euren Kirchengemeinden Stärke und Tatkraft verliehen und ihre rastlosen Anstrengungen mit Früchten überschüttet. Nachdem Wir nun Gott, von dem alles Gute kommt, den schuldigen Dank abgestattet haben, anerkennen Wir, Geliebte, dass eben diese reiche Ernte, die Wir heute mit Euch frohen Herzens vor Uns sehen, auch dem rüstigen Geist und der emsigen Arbeit der Hirten und der Schafe zu verdanken ist, aus denen drüben die Herde Christi besteht. Wir anerkennen, dass sie zu verdanken ist Eurem Klerus, der, zu entschlossener Tat geneigt, Eure Befehle mit hochherzigem Eifer ausführt, den Mitgliedern aller Männerorden und Ordensgesellschaften, die, durch Tugendschmuck berühmt, den Acker Gottes wetteifernd bebauen, desgleichen auch den Schwestern, die als Lilien Christi und Augenweide der Heiligen ungezählt, oft schweigend und den Menschen unbekannt, vom Feuer der Gottesliebe entflammt, sich vorbildlich der Sache des Evangeliums weihen.

16 Unser Lob soll Euch zum Heile dienen. Die Betrachtung der vollbrachten Leistungen darf nicht zum Erlahmen des Eifers und zum Müßiggang verleiten, nicht den Genuss eitlen Ruhms, der den Geist kitzelt, hervorrufen, sondern soll zu neuer Begeisterung entflammen, damit das Schädliche ferngehalten werde und das, was heilsam, nützlich und lobenswert ist, immer stärker und kräftiger gedeihe. Wenn ein Christ der Ehre seines Namens treu bleibt, ist er jederzeit Apostel. Ein Streiter Christi darf niemals aus dem Kampf ausscheiden. Nur der Tod setzt seiner Teilnahme am Ringen ein Ende.

5. Die verheerenden persönlichen und sozialen Folgen der Religionslosigkeit

17 Ihr wisst, wo Eure Sorge frischer erwachen soll und wo die Priester und die Gläubigen zur Arbeit aufgerufen werden müssen, damit die christliche Religion nach Überwindung der Hindernisse die Geister erhebe, die Sitten lenke und einzig und allein um des Heiles willen auch die Adern und die innersten Lebensbahnen der bürgerlichen Gemeinschaft durchpulse. Wenn auch der Fortschritt der äußeren und leiblichen Güter, der dem Leben immer praktischere und ausgiebigere Erleichterungen bringt, nicht verachtet werden darf, genügt er dennoch keineswegs dem Menschen, der zu Höherem und Erhabenerem geboren ist. Nach Gottes Bild und Gleichnis geschaffen, sucht er Gott mit einem unbezwingbaren Drang des Geistes und ist immer niedergeschlagen und traurig, wenn er seine Liebe dorthin richtet, wo die höchste Wahrheit und das unendliche Gut nicht zu finden ist.

18 Gott aber, von dem zu weichen sterben, zu dem zu gelangen leben, in dem zu stehen erstrahlen heißt, erreicht man nicht durch die Bezwingung des körperlichen Raumes, sondern unter Christi Führung durch einen ganz ehrlichen Glauben, durch ein unbeflecktes Gewissen, durch einen guten Willen, durch heilige Werke, durch das Erkämpfen und Anwenden jener wahren Freiheit, deren erhabene Gesetze das Evangelium verkündet hat. Wenn dagegen die Gebote Gottes verachtet werden, muss man nicht nur an der ewigen Seligkeit verzweifeln, die ihren Ort außerhalb der kurzen Zeitspanne des Erdenlebens hat, sondern es wankt auch das Fundament, auf dem die unverfälschte Kultur und Menschlichkeit ruht, und es sind Ruinen zu erwarten, über die einmal Tränen vergossen werden. Denn was zum Ewigen führt, ist auch die beständige Kraft und der sichere Halt des Zeitlichen. Wie können das gemeinsame Wohl und der Glanz der feinen Sitte bestehen, wenn die Rechte mit Füßen getreten, die Tugenden weggeworfen und verachtet werden? Ist nicht Gott der Urheber und Erhalter der Rechte, nicht der Spender und Vergelter, Ursprung und Lohn der Tugenden? Er, dem unter den Gesetzgebern keiner gleicht (Vgl. Job 36,22)? Hier liegt, wie die wahrhaft Wissenden gestehen, allüberall die bittere und ergiebige Wurzel der Übel: die Ablehnung der göttlichen Majestät, die Vernachlässigung der himmlischen Gebote Gottes oder eine gewisse beklagenswerte Unbeständigkeit, die zwischen Recht und Unrecht, zwischen Gut und Böse hin- und herwankt.

19 Von dort kommt die blinde und maßlose Eigenliebe, der Durst nach Vergnügen, das Laster der Trunksucht, die verschwenderische und schamlose Kleidertracht, die Zunahme der Verbrechen, die sogar unter Minderjährigen nicht ungewöhnlich ist, die Gier nach der Macht, die Vernachlässigung der Armen, der Hunger nach unrecht erworbenem Reichtum, die Landflucht, das leichtsinnige Heiraten, die Ehescheidungen, die Auflösung der Familien, das Erkalten der gegenseitigen Liebe zwischen den Eltern und Kindern, die Geburtenverhütung, die Schwächung des Volkes, die verkehrte Einstellung gegenüber der Obrigkeit, sei es mangelnde Ehrfurcht, sei es knechtische Unterwürfigkeit, sei es hartnäckige Widersetzlichkeit, die Pflichtvergessenheit gegenüber dem eigenen Vaterland und gegenüber der Gesamtmenschheit.

6. Besondere Besorgnisse

a) Säkularisierte Schulen

20 Vor allem beklagen Wir es - wenn auch väterlich - sehr, dass drüben in so vielen Schulen Christus oft geschmäht oder stillschweigend übergangen wird, dass alles, was die Welt und das Menschengeschlecht angeht, rein natürlich und verstandesmäßig erklärt wird und dass zur Erziehung der Jugend neue Wege und Methoden versucht werden, die zwangsläufig bei der geistigen und sittlichen Heranbildung jene für das Volk so traurigen Früchte zeitigen müssen.

b) Gefährdung der Familie

21 Ähnlich verhält es sich mit dem häuslichen Leben. Wie das häusliche Leben sich wahrer Seligkeit erfreut, wenn die Gebote Christi gehalten werden, so geht es elend zugrunde und wird von Lastern verwüstet, wenn das Evangelium weggeworfen wird: «Wer das Gesetz hält, der wird von ihm erfüllt. Wer aber hinterlistig handelt, dem wird es zum Anstoß gereichen» (Spr 32, 19). Was gibt es Fröhlicheres, was Ergötzlicheres auf Erden als die christliche Familie! Vor dem Altar des Herrn begründet, wo die Liebe ein heiliges und immerwährendes Band genannt wird, erstarkt und wächst die christliche Familie durch eben diese von übernatürlicher Gnade genährte Liebe.

22 Da ist die «Ehe ehrbar in allem und unbefleckt das Ehebett» (Hebr 13,4). Die stummen Wände des Hauses hallen nicht wider von Streit und Händeln. Sie sehen nicht das verborgene Martyrium, das die Enthüllung verschlagener Untreue bereitet. Ein restloses Vertrauen vertreibt die Anfechtungen des Verdachtes. Die gegenseitige Liebe mildert das Leid, steigert die Freude. Da werden die Kinder nicht als schwere Last, sondern als süße Unterpfänder betrachtet. Weder eine schmutzige Bequemlichkeitsberechnung noch eine unfruchtbare Wollust bewirkt, dass das Geschenk des Lebens hintertrieben wird und der köstliche Name «Bruder» oder «Schwester» aus der Gewohnheit kommt. Mit welchem Eifer bemühen sich dort die Eltern, dass die Kinder kräftig heranwachsen und, die rechten, oft vor Augen geführten Wege der Vorfahren wandelnd, durch einen unverfälschten Glauben und durch Ehrbarkeit der Sitten hervorleuchten. Durch so viele Wohltaten angetrieben, werden die Kinder es für ihre höchste Pflicht halten, ihre Eltern zu ehren, ihre Wünsche zu erfüllen, sie in ihren späteren Jahren treu zu unterstützen, ihr Greisenalter durch eine Liebe zu ergötzen, die der Tod nicht auslöscht, sondern die im Himmel nur noch herrlicher und mächtiger auflodert. Die im Unglück nicht übermäßig klagenden, im Glück nicht undankbaren christlichen Hausbewohner vertrauen allezeit auf Gott, dessen Königsherrschaft sie sich unterwerfen, in dessen Willen sie ruhen, auf dessen Hilfe sie nicht vergebens harren.

c) Ehescheidung

23 Deshalb sollen jene, die in den Kirchengemeinden das Hirten- und Lehramt ausüben und mit emsiger Gewandtheit sich darum bemühen, dass dem Herrn ein vollkommenes Volk herangezogen werde, die Gläubigen oftmals dazu drängen («compellere»), Familien nach dem weisen Gesetz des Evangeliums zu gründen und aufrechtzuerhalten. Aus demselben Grund ist aufs höchste dafür zu sorgen, dass der Glaubenssatz, der lehrt, die Ehe stelle ein nach göttlichem Recht einziges und unlösbares Band dar, von den Eheschließenden gottesfürchtig geglaubt und gewissenhaft befolgt wird.

24 Dass dieses Hauptstück der katholischen Lehre von größter Bedeutung dafür ist, dass die Familien festen Bestand haben, dass die bürgerliche Gesellschaft Fortschritte macht, dass die Völker gesund erstarken und der Glanz wahrer Menschlichkeit erstrahlt, bekennen sogar nicht wenige, die unserem Glauben fern stehen, die aber wegen ihrer politischen Weisheit hohes Ansehen genießen. O wenn doch Euer Vaterland lieber durch fremde als durch eigene Erfahrung erkannt hätte, welches Übermaß von Unheil die zügellosen Ehescheidungen hervorbringen! Es treibe die Ehrfurcht vor der Religion, es treibe die Liebe zum edlen amerikanischen Volk dazu an, die grässlich um sich greifende Krankheit zu heilen und auszurotten.

25 Deren Folgen hat Papst Leo XIII. so kernig und treffend beschrieben: «Durch die Ehescheidungen wird das Eheband unbeständig; die Liebe wird geschwächt; der Untreue werden verhängnisvolle Anreize gegeben; der Bewahrung und Heranbildung der Kinder wird geschadet; der Auflösung der häuslichen Gemeinschaft wird Tür und Tor geöffnet; die Saat der Zwietracht wird unter die Familien gestreut; die Würde der Frau wird geschmälert und herabgedrückt; die Frauen kommen in die Gefahr, unter die Ausgestoßenen gezählt zu werden, nachdem sie der Wollust ihrer Männer gedient haben. Und weil nichts die Zerstörung der Familien und die Unterhöhlung der Staaten so wirksam herbeizuführen vermag wie die Verderbnis der Sitten, deshalb ist leicht ersichtlich, dass die Ehescheidungen der Wohlfahrt der Familien und der Staaten den größten Schaden zufügen» (Weltrundschreiben Arcanum)

d) Mischehen

26 Wir zweifeln nicht im geringsten daran, dass bei jenen Heiraten, bei denen einer der Eheschließenden dem katholischen Glauben ablehnend gegenübersteht oder das Sakrament der Taufe nicht empfangen hat, in Eurem Land die Vorschriften des kirchlichen Gesetzbuches sorgfältig eingehalten werden. Solche Ehen sind, wie Ihr selbst häufig erfahren habt, oft nur kurze Zeit glücklich und bringen für gewöhnlich der Katholischen Kirche großen Schaden.

7. Voraussetzungen zum wirksamen Kampf gegen den sittlichen Niedergang

a) Gebildete Priester

Das stärkste Mittel, so schwerwiegende Nachteile auszuschalten, besteht darin, den einzelnen die Fülle der göttlichen Wahrheit aufleuchten und den Völkern den Weg des Heils völlig sichtbar werden zu lassen.

27 Deshalb ermahnen Wir die Priester angelegentlich, sie mögen von der Kenntnis der menschlichen und göttlichen Dinge überströmen, sich nicht mit dem in jungen Jahren erworbenen Wissen zufriedengeben, das Gesetz des Herrn, dessen Worte reiner sind als Silber, mit wachem Geist erwägen, die keuschen Freuden der Heiligen Schrift beständig verkosten und genießen, die Geschichte der Kirche, ihre Dogmen und ihre Sakramente, ihre Gesetze und ihre Vorschriften, ihre Liturgie und ihre Sprache im Verlauf der Jahre immer tiefer erforschen, damit sie sowohl durch die Tugend als auch durch die Pracht und das Rüstzeug der Wahrheit wachsen.

28 Sie mögen auch das Studium der Literatur und weltlicher Fächer betreiben, besonders jener, die mit der Religion enger zusammenhängen, damit sie die heilbringenden Gebote gefällig und gewandt vorzutragen und selbst gelehrte Geister unter die süße Bürde und das leichte Joch Christi zu beugen imstande seien.

b) Geschulte Laien

29 Wie glücklich ist die Kirche, wenn sie so «in Saphiren eingebettet ist» (Vgl. Is. 54, 11). Die Eigenart unserer Zeit fordert außerdem, dass auch die Laien, besonders jene, die mit der kirchlichen Hierarchie zusammenarbeiten, durch Bücher, Diskussionen und Studienzirkel sich nicht nur eine dürftige und kraftlose, sondern eine reiche und gediegene Kenntnis in religiösen Dingen verschaffen, damit sie selbst daraus Nutzen ziehen, die Unwissenden lehren, die hartnäckigen Gegner widerlegen und die guten Freunde stützen können.

c) Presse find Rundfunk

30 Mit nicht geringer Freude haben Wir vernommen, dass drüben Eure Presse die katholische Sache eifrig unterstützt und dass Marconis Radio, durch das ein gesprochenes Wort sofort überall auf der ganzen Erde gehört wird, - eine wundervolle Erfindung, die ein Gleichnis des die ganze Menschheit umfangenden apostolischen Glaubens darstellt - oft und vorteilhaft angewandt wird, damit das, was die Kirche betrifft, möglichst weite Verbreitung finde. Wir loben das glücklich Geleistete. Doch mögen jene, die diese Aufgabe erfüllen, sorgfältig darauf achten, dass sie auch bei der Auslegung und Verbreitung sozialer Dinge sich an die Weisungen des kirchlichen Lehramtes halten. Ihren eigenen Vorteil vergessend, nicht nach eitlem Ruhm haschend, nicht den Nutzen der Parteien verfolgend, mögen sie sprechen «wie aus Gott, vor Gott, in Christus» (2 Kor. 2,17).

d) Die Washingtoner Universität

31 Damit der wissenschaftliche Fortschritt in seinem ganzen Umfang drüben immer mehr gedeihe, ergreifen Wir gern die glücklich gebotene Gelegenheit, offen zu bekennen, dass die Washingtoner Universität Uns in höchstem Grad am Herzen liegt. Mit Freuden erinnern Wir Uns daran, dass Papst Leo XIII. diese berühmte Heimstätte der Wissenschaft bei ihrer Gründung mit herzlichen Glückwünschen begrüßte und Unser letzter Vorgänger ihr wiederholt Zeichen seiner außerordentlichen Liebe zukommen ließ. Denn es war seine innerste Überzeugung, dass, wenn diese große, sich schon reicher Verdienste erfreuende Schule immer mehr Kraft und Berühmtheit gewänne, nicht nur die Kirche, sondern auch das Ansehen und die Wohlfahrt Eurer Mitbürger Zuwachs erfahren würden.

32 Weil Wir diese Hoffnung teilen, bitten Wir Euch durch dieses Schreiben, Ihr möget es Euch aufs höchste angelegen sein lassen und keine Mühe scheuen, damit dieses Werk dank Eurem Wohlwollen seine Schwierigkeiten überwinde und die darauf gesetzten außergewöhnlichen Hoffnungen durch immer erfreulichere Zunahme überreich erfülle.

e) Das amerikanische Kolleg in Rom

Außerdem begrüßen Wir es sehr, dass Ihr in Rom für das Päpstliche Kolleg, das der Ausbildung nordamerikanischer Theologiestudenten dient, ein würdigeres und zweckmäßigeres Gebäude errichten wollt.

33 Wenn die geistig hervorragenden jungen Männer mit Nutzen ferne Länder aufsuchen, um ihre wissenschaftliche Schulung zu vervollkommnen, so beweist eine glückliche und langjährige Erfahrung, dass es für die Priesteramtskandidaten eine überaus große Hilfe bedeutet, hier, nahe beim Stuhl Petri, herangebildet zu werden, wo die Quelle des Glaubens am reinsten sprudelt, wo so viele Denkmäler aus dem christlichen Altertum und so viele Spuren von Heiligen großmütige Herzen zu kühnen Taten entflammen.

8. Soziale Fragen

34 Auf etwas sehr Wichtiges möchten Wir noch zu sprechen kommen, auf die soziale Frage, die ungelöst lange und unheilvoll die Staaten verfolgt und zwischen die Klassen der Bürger Neid und Zwietracht sät. Wie es sich in dieser Beziehung drüben verhält, welche Schwierigkeiten und Unruhen die soziale Frage hervorruft, braucht Wissenden nicht mit vielen Worten dargelegt zu werden.

a) Reich find arm

Der erste Grundsatz auf diesem Gebiet fordert, dass die Güter, die Gott für alle Menschen geschaffen hat, unter Führung der Gerechtigkeit und unter Begleitung der Liebe in angemessener Weise allen zufließen. Dass es immer Arme und Reiche gegeben hat, lehrt die Geschichte aller Zeiten. Dass es immer Arme und Reiche geben wird, lässt die Unabänderlichkeit des Menschenloses voraussehen. Ehrwürdig sind die den Herrn fürchtenden Armen, derer das Himmelreich ist und die leicht an übernatürlichen Gnaden Überfluss haben. Die Reichen aber sind, wenn sie rechtschaffen und ehrlich handeln, Gottes Ausspender und Verwalter der irdischen Güter. Als Werkzeuge der göttlichen Vorsehung helfen sie den Armen, aus deren Händen sie oft die Gaben der Seele empfangen und durch deren Führung sie das ewige Leben zu erlangen hoffen.

35 Gott, der weise Lenker aller Dinge, hat bestimmt, dass es zur Ausübung und Erprobung der Tugenden auf Erden Reiche und zugleich auch Arme gibt. Doch will er nicht, dass die einen im Überfluss schwimmen, die anderen dagegen in äußerstes Elend geraten, so dass ihnen selbst das Lebensnotwendige fehlt. Eine gute Mutter der Tugenden ist die ehrenhafte Armut, die sich ihren Lebensunterhalt durch tägliche Arbeit erwirbt gemäß dem Wort der Heiligen Schrift: «Bettelarmut und Reichtum gib mir nicht! Gewähre mir nur soviel, als ich zu meinem Lebensunterhalt nötig habe» (Spr 30, 8).

b) Zahlung zureichenden Arbeitslohnes

36 Wenn die Reichen und Wohlhabenden schon aus ganz selbstverständlichem Mitleid gegen die Armen freigebig sein sollen, so sind sie umso mehr verpflichtet, ihnen, was gerecht ist, zukommen zu lassen. Deshalb sollen die Löhne, wie es recht ist, so hoch sein, dass sie für sie selbst und ihre Familien genügen. Ernst sind die Worte, die Unser Vorgänger Papst Pius XI. gerade über diese Pflicht geschrieben hat: «Auf jede nur mögliche Weise ist darauf hinzuarbeiten, dass der Arbeitsverdienst der Familienväter zur angemessenen Bestreitung des gemeinsamen häuslichen Aufwandes ausreiche. Falls dies unter den gegenwärtigen Verhältnissen nicht in allen Fällen möglich ist, verlangt die soziale Gerechtigkeit gebieterisch, dass unverzüglich jene Änderungen in die Wege geleitet werden, die jedem erwachsenen Arbeiter einen solchen Lohn sicherstellen. Mit verdienter Anerkennung sei hier auch gedacht aller von weiser und verständnisvoller Absicht getragenen Versuche und Bestrebungen, durch geeignete Maßnahmen oder Einrichtungen den Arbeitsverdienst so mit den Familienkosten steigen zu lassen, dass entsprechend deren Steigerung Zulagen gewährt werden, ja sogar, wenn der Fall eintreten sollte, dass auch unvermeidliche Sonderbelastungen gedeckt werden» (Weltrundschreiben Quadragesimo anno).

37 Überdies möge es so weit kommen, dass jedweder, der die Kräfte besitzt, um für sich und die Seinen das tägliche Brot zu verdienen, eine angemessene, passende Arbeitsgelegenheit erhalte. Gar sehr geht Uns zu Herzen das Los und die Lage jener, die drüben in sehr großer Zahl keine Arbeit finden, obwohl sie kräftig, fähig und willig sind und eifrig danach suchen.

38 Möge die Weisheit der Staatslenker, die weitschauende Hochherzigkeit der Arbeitgeber und das rasche Eintreten besserer Zeiten bewirken, dass so gerechte Hoffnungen durch den gemeinsamen Fortschritt aller in Erfüllung gehen.

c) Organisationsfreiheit

39 Weil außerdem die Menschen ihrer Natur nach soziale Wesen sind und weil es gut und recht ist, mit vereinten Kräften für geziemendes Einkommen zu sorgen, so ist es ohne Unrecht nicht möglich, sowohl den Arbeitgebern als auch den Industrie- und Landarbeitern die Freiheit zu verweigern oder zu beschränken, sich in Verbänden zusammenzuschließen, durch die sie ihre Rechte verteidigen und in höherem Maße jene Vorteile erlangen können, die das Wohl der Seele und des Leibes sowie die harmlosen Freuden des Lebens betreffen. Doch solchen Vereinigungen, die in vergangenen Jahrhunderten dem christlichen Staatswesen einen unsterblichen Ruhm, den Künsten und Wissenschaften einen wunderbaren Glanz verschafft haben, darf nicht überall ein und dieselbe Zucht und Ordnung auferlegt werden, die doch je nach der Wesensart der Völker und je nach den zeitlichen und sachlichen Umständen an den verschiedenen Orten verschieden sein können.

40 Diese Vereinigungen mögen ihren lebendigen Antrieb stets den Grundsätzen der gesunden Freiheit entnehmen, sich von den erhabenen Gesetzen der Gerechtigkeit und der Ehrenhaftigkeit beseelen lassen und unter ihrer Führung so handeln, dass sie bei der Förderung ihrer Standesinteressen nicht die Rechte anderer verletzen, dass sie sich stets um einträchtiges Zusammenleben bemühen und dem gemeinsamen Wohl der bürgerlichen Gesellschaft Hochachtung entgegenbringen.

d) Einträchtiges Zusammenstehen auf dem Boden der kirchlichen Soziallehre

41 Es ist Uns eine Freude zu wissen, dass das soeben erwähnte Dokument des päpstlichen Lehramtes sowie das gleichartige Weltrundschreiben Papst Leos XIII. Rerum novarum, in denen die soziale Frage nach den Forderungen des Evangeliums und der Philosophia perennis gelöst wird, drüben lange und ausgiebig von gewissen höchst auserlesenen Männern studiert werden, die der hochherzige Entschluss antreibt, die Liebe und das Zusammengehörigkeitsgefühl unter den Menschen wiederherzustellen, - ja, dass sogar einige Arbeitgeber selbst die immer wieder auflebenden Streitigkeiten mit den Arbeitern diesen Lehren entsprechend unter Beachtung des Gemeinwohls und der Würde der menschlichen Person schlichten wollen.

42 Welcher Ruhm wird es sein, wenn das von Natur aus zu groß angelegtem Handeln und zu großmütigem Helfen («magnificentia et munificentia») geneigte amerikanische Volk dadurch, dass es die schwierige, seit Jahren schwebende soziale Frage auf den vom Licht des Evangeliums beleuchteten sicheren Wegen ganz und gut löst, das Fundament für ein glücklicheres Zeitalter gelegt haben wird! Damit dies nach Wunsch in Erfüllung gehe, sollen die Kräfte nicht durch Zwietracht vernichtet, sondern durch Eintracht so viel als möglich vermehrt werden. Zu dieser heilsamen Einigkeit der Geister und der Herzen, der Quelle großer Taten, rufen Wir, von der Liebe gedrängt, auch jene auf, die von der Mutter Kirche mit Schmerz als von ihr getrennte Brüder betrachtet werden. Als Unser Vorgänger entschlafen war und Wir selbst kurz nach seinem Hinscheiden nach dem unerforschlichen Ratschluss der Vaterliebe Gottes den Thron Petri bestiegen hatten, brachten viele von diesen - dies ist Uns nicht entgangen - mündlich und schriftlich ihre ehrerbietige und hochedle Gesinnung zum Ausdruck. Daraus schöpften Wir - das bekennen Wir offen - eine Hoffnung, welche die Zeit nicht entreißt, die der vorahnende Geist hegt und pflegt, die Uns in rauen und harten Tagen tröstet.

Schlusswort

43 Möge die Riesengröße der Arbeit, die zur Ehre des liebreichsten Erlösers und zum Heil der Seelen mit Eifer aufgenommen werden muss, Euch, Geliebte, nicht abschrecken, sondern vielmehr Euch, die Ihr auf Gottes Hilfe baut, antreiben, da doch kühne Aufgaben umso kraftvollere Tugenden zeugen und umso strahlendere Verdienste hervorbringen.

44 Die Anstrengungen, durch die unsere Feinde in dichten Scharen das Reich Christi zu vernichten suchen, mögen uns ein Ansporn sein, einträchtig sein Reich aufzubauen, zu festigen und voranzubringen. Kein grösseres Glück kann den einzelnen Menschen, den Familien und den Völkern zuteil werden, als dem Urheber des Heils zu gehorchen, seine Gebote zu halten und sein Reich willig anzunehmen. Denn dadurch werden wir frei und reich an guten Werken, ist es doch «das Reich der Wahrheit und des Lebens, das Reich der Heiligkeit und der Gnade, das Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens» (Aus der Präfation der Christkönigsmesse).

45 Während Wir aus ganzem Herzen wünschen, dass Ihr und die Schafe, für deren Wohl Ihr als eifrige Hirten Sorge tragt, Fortschritte macht, um täglich Besseres und Herrlicheres zu erreichen, und auch aus den beschlossenen Festlichkeiten eine reiche Tugendernte einbringen könnt, erteilen Wir Euch im Herrn als Zeichen Unseres Wohlwollens den Apostolischen Segen.

Gegeben zu Rom bei St. Peter, den 1. November 1939, am Fest Allerheiligen,

im ersten Jahr Unseres Pontifikates.

Pius XII. PP.

Weblinks