Pergrata nobis (Wortlaut)
Pergrata nobis |
---|
von Papst
Leo XIII.
an die Bischöfe Portugals
Die Einmischung des Staates in kirchliche Angelegenheiten
14. September 1886
(Quelle: Die katholische Sozialdoktrin in ihrer geschichtlichen Entfaltung, Hrsg. Arthur Utz + Birgitta Gräfin von Galen, XXVI 115-130, Scientia humana Institut Aachen 1976, Imprimatur Friburgi Helv., die 2. decembris 1975 Th. Perroud, V.G. Die Nummerierung folgt der englischen Fassung, siehe Weblink; auch in: Leo XIII., Lumen de coelo - Bezeugt in seinen Allocutionen, Rundschreiben, Constitutionen, öffentlichen Briefen und Akten, Verlag "St. Norbertus" Buch- und Kunstdruckerei Wien 1903, Buch VI, S. 3-11; in Fraktur abgedruckt)
Gruß und Apostolischen Segen !
Inhaltsverzeichnis
- 1 Anlass des Schreibens: Die Verträge zwischen der Kirche und dem Staat
- 2 Lob Portugals
- 3 Die Eintracht zwischen Kirche und Staat ist eine Wohltat für die Gesellschaft
- 4 Die Notwendigkeit, die Interessen der Kirche und die Interessen der politischen Parteien gut zu unterscheiden
- 5 Die Pflicht des Staates, die Interessen der Katholiken zu wahren
- 6 Die Wiedereröffnung der Seminarien und die Ausbildung der Priesteramtskandidaten
- 7 Appell an die Priester zur Heiligkeit
- 8 Die Forderung nach einer guten Presse
- 9 Schlusswort und Segen
- 10 Weblinks
Anlass des Schreibens: Die Verträge zwischen der Kirche und dem Staat
1 Sehr angenehm war Uns Euer gemeinsames Schreiben, das Wir im vergangenen Monat empfingen und das vor allem davon Zeugnis gab, dass Ihr und Eure Mitbürger mit Genugtuung von den kürzlich zwischen dem Apostolischen Stuhl und dem Königreich Portugal geschlossenen Verträgen Kenntnis genommen habt und dass Ihr darüber erfreut seid wie über eine Angelegenheit, die gut durchgeführt wurde und von nicht geringem Nutzen für das allgemeine Wohl sein wird. - Wie Ihr gesehen habt, war es in der ganzen Angelegenheit vor allem Unsere Absicht, dass zur Ehre der obersten Gewalt alles bestehen bleiben sollte, was die Römischen Päpste Euren um die katholische Sache so verdienten Königen gewährt hatten, und zugleich eine bessere Ordnung und Vorteile für die christliche Sache in Indien erreicht werden sollten. Dieses Ziel glauben Wir zum Teil erreicht zu haben; zum Teil hoffen Wir es mit Gottes Hilfe und Beistand noch zu erreichen. - Wenn Wir daher angesichts der erwähnten wohltuenden Regelung in die Zukunft schauen, scheint es erlaubt, nicht nur zu hoffen, sondern in fester Zuversicht zu erwarten, dass auch in Zukunft die christliche Sache in Portugal zum Wohle der Allgemeinheit weiter aufblühen und tagtäglich mehr sich entfalten wird.
2 Damit diese Hoffnung voll erfüllt werde, wollen Wir als erster, soweit Uns Gott dabei gnädig beisteht, Unseren Beitrag dazu leisten. Die größte Hilfe werden Wir dabei zweifellos in Eurer bischöflichen Klugheit und Wachsamkeit, im Eifer und in der Entschlossenheit Eures Klerus und in der Bereitwilligkeit des portugiesischen Volkes finden. Auch wird in einer so edlen und nützlichen Sache die Mitwirkung der Männer, die den Staat regieren, nicht fehlen; woran Wir umso weniger zweifeln, als Uns ihre Weisheit und Gerechtigkeit bekannt sind, die sie erst kürzlich wieder bewiesen haben und so auch in Zukunft beweisen werden; und dies umso mehr, als der Eifer für den katholischen Glauben und die Gewohnheit, sich Verdienste um die Kirche zu erwerben, bei den Portugiesen nichts Ungewöhnliches oder Neues sind, sondern von alters her und seit langem allbekannt sind.
Lob Portugals
3 Denn obgleich Portugal am äußersten Rand der Iberischen Halbinsel liegt und in enge Grenzen eingeschrieben ist, haben Eure berühmten Könige die Grenzen des Reiches nach Afrika, nach Asien, nach Ozeanien erweitert, sodass Portugal den hervorragendsten Völkern In nichts nachstand, viele sogar überragte. - Doch woher haben sie die der Größe dieser Unternehmungen entsprechende Kraft geschöpft? Wenn man es richtig beurteilen will, aus der Liebe und Verehrung für die Religion. Denn es ist bekannt, dass die meisten von ihnen bei ihren mühevollen und gefährlichen Expeditionen zu unbekannten, unzivilisierten Völkern im Geiste so gesinnt waren, dass sie mehr Christus dem Herrn dienen wollten als ihrem eigenen Nutzen und Ruhm und eher das Christentum verbreiten als ihr Reich vergrößern wollten. Zusammen mit dem Bild der Wunden Jesu Christi, das das allgemeine Feldzeichen des Volkes war, pflegten Eure Vorfahren auf den Dreiruderern und auf dem Schlachtfeld das heilige Kreuz ehrfürchtig und vertrauensvoll voranzutragen, um kundzutun, dass ihre berühmten Siege, deren Ruhm unvergänglich ist, weniger durch die Waffen als durch die Hilfe dieses Kreuzes errungen wurden. - Diese Frömmigkeit leuchtete am meisten hervor, als die Könige Portugals apostolisch gesinnte Männer auch aus fremden Nationen anwarben, die den Fußspuren des hl. Franziskus Xaverius folgen sollten und die von den Päpsten nicht selten mit der Amtsgewalt eines Apostolischen Nuntius ausgestattet wurden. Es ist der einzigartige und unvergängliche Ruhm Eurer Vorfahren, als erste fernen Völkern das Licht des christlichen Glaubens gebracht zu haben und sich durch diese hervorragende Tat zugleich große Verdienste um den Apostolischen Stuhl erworben zu haben.
4 So haben es Unsere Vorgänger auch niemals unterlassen, Eurem Volke zumindest ihre Dankbarkeit kundzutun; die deutlichsten Beweise dafür sind die den Königen verliehenen einzigartigen Auszeichnungen. Wir Unsererseits fühlen jedes Mal, wenn Wir die Großtaten dieses relativ kleinen Volkes betrachten, das Verlangen, Portugal als Beispiel für die Kraft der Religion und der Frömmigkeit hinzustellen, und ein mit Bewunderung gemischtes Wohlwollen. So glauben Wir, Euch Unsere väterliche Liebe auch neuerdings wieder bewiesen zu haben; als Wir nämlich die Kontroverse bezüglich der Angelegenheiten Ostindiens beilegten, haben Wir Uns, soweit Unsere Amtspflicht es zuließ, Portugal gegenüber großzügig und nachsichtig gezeigt. Und da es recht und billig ist, dass einem die gleiche Gesinnung, die man selber hegt, auch von anderen entgegengebracht wird, stellen Wir Unsererseits auch hohe Anforderungen an die Zuneigung und das Entgegenkommen der Regierung der Republik. Wir hoffen nämlich, dass sie nicht nur auf das im Vertrag Enthaltene größte Sorgfalt verwendet, sondern dass sie auch mit Uns und Euch bereitwillig dazu beitragen wird, die Schäden, die der Kirche in Eurem Lande zugefügt wurden, wiedergutzumachen.
Die Eintracht zwischen Kirche und Staat ist eine Wohltat für die Gesellschaft
5 Und es handelt sich um nichts Geringes, vor allem wenn man die Lage des Klerus und der religiösen Orden betrachtet; ihr Unglück hat sich nicht nur auf die Kirche, sondern auch auf den Staat ausgewirkt; denn dieser sah sich kluger und tatkräftiger Mitarbeiter beraubt, deren Unterstützung für die Sitten des Volkes, für die Erziehung der Jugend, für die Gründung christlicher Institutionen in den Kolonien von nicht geringem Nutzen gewesen wäre, vor allem heute, da ein weites Feld für die Missionierung im Innern Afrikas offen vor uns liegt.
6 Wenn wir nun aber den Grund all dieser Übel betrachten, so ist die zügellose Pflichtvergessenheit, die im vergangenen Jahrhundert zu mächtig zugenommen hat, nicht die erste noch die wichtigste Ursache. Zwar hat sie sich wie eine ansteckende Krankheit in den Seelen Eurer Landsleute ausgebreitet und in ihrem Verlauf schwerwiegende Schäden verursacht; trotzdem scheinen jene nicht weit von der Wahrheit abzuweichen, die meinen, dass das größte Unheil von der durch das Wirken der politischen Parteien hervorgerufenen inneren Zwietracht, die das Volk zum Aufruhr treibt, herstamme. Denn keine Macht hat die Anhänglichkeit der Portugiesen an die Religion und ihre alte Treue zum Papsttum auslöschen, keine Ränke sie erschüttern können. Selbst inmitten der Wirren in Eurem Staat hat das Volk die Überzeugung bewahrt, dass die Verbindung und das gute Einvernehmen der Staaten mit der Kirche das oberste Prinzip ist, nach dem christliche Staaten regiert werden sollen; aus diesem Grund blieb das heilige Band der religiösen Einheit nicht nur unverletzt erhalten, es wurde auch durch die Autorität und die Kraft der Gesetze zum Fundament der Staatsverfassung. Diese erfreulichen und erinnernswerten Dinge zeigen, dass die Lage der katholischen Sache ohne große Schwierigkeit um vieles verbessert werden kann, wenn man nur die geeigneten Mittel anwendet. Die gute Saat ist noch lebenskräftig; wenn sie sich durch die Standhaftigkeit des Geistes und die Eintracht des Willens entfaltet, wird sie die erwünschten Früchte in Fülle hervorbringen.
7 Diejenigen aber, die das Reich regieren und deren Mitwirken bei der Verbesserung der der Kirche abträglichen Zustände so notwendig ist, werden ohne Schwierigkeit einsehen, dass, ebenso wie der portugiesische Name durch die Kraft und die Wirkung der katholischen Religion Ruhm erlangt hat, nur ein Weg zur Beseitigung der Ursachen des Übels offen steht, dass nämlich die Republik beständig unter der Führung und Anleitung eben dieser Religion verwaltet wird. Wenn dies geschieht, wird die Regierung der Republik mit dem Geist, den Sitten und dem Willen des Volkes in Einklang sein. Denn das katholische Bekenntnis ist die offizielle und legitime Religion des portugiesischen Reiches; daher ist es ganz und gar folgerichtig, dass sie durch den Schutz des Gesetzes und die Macht der Behörden geschützt wird und jegliche öffentliche Unterstützung zu ihrer Sicherheit, zu ihrer Erhaltung, zur Wahrung ihrer Würde genießt. Der politischen wie der kirchlichen Gewalt soll demnach die legitime Freiheit und Aktivität erhalten bleiben, und alle sollen davon überzeugt sein, was die tagtägliche Erfahrung beweist, dass die Kirche sich nicht in missgünstiger Rivalität der Staatsgewalt entgegenstellen wird, sondern Vieles und Großes zum Wohl der Staatsbürger und zur öffentlichen Ordnung beiträgt.
Die Notwendigkeit, die Interessen der Kirche und die Interessen der politischen Parteien gut zu unterscheiden
8 Auf der anderen Seite müssen die Träger der geistlichen Gewalt bei allem, was sie von Amts wegen tun, so handeln, dass die Regierenden einsehen, dass sie ihnen vollständig vertrauen können und müssen, und dass sie nicht etwa glauben, irgendeinen Grund zu haben, Gesetze beizubehalten, die im Interesse der Kirche nicht beibehalten werden sollten. Anlass zu Verdacht und Misstrauen gibt zumeist der Streit der politischen Parteien; das wisst Ihr zur Genüge aus der Erfahrung. Es ist vor allem die erste und höchste Pflicht der Katholiken und namentlich der Kleriker, nichts zu unternehmen, nichts zu äußern, was dem Gehorsam und der Treue gegenüber der Kirche widerspricht oder mit der Wahrung ihrer Rechte unvereinbar ist. Denn obwohl jeder in rein politischen Angelegenheiten das Recht hat, seine eigene Meinung, sofern sie nicht der Religion und der Gerechtigkeit widerspricht, redlich und rechtmäßig zu verteidigen, so seht Ihr doch, Ehrwürdige Brüder, den verhängnisvollen Irrtum derjenigen - sofern es unter Euch solche gibt -, die die Sache der Religion nicht hinreichend von der Sache des Staates unterscheiden und im Namen der Religion politische Parteien fördern.
9 Wo klug und maßvoll gehandelt wird, kann nicht nur kein Anlass zu Misstrauen mehr gegeben werden, auch die von Uns so sehr gewünschte Eintracht unter den Katholiken wird gefestigt. Denn wenn sie vorher schwieriger herzustellen war, so deshalb, weil allzu viele vielleicht mehr als angemessen an ihrer Meinung festhielten und glaubten, um nichts und aus keinem Anlass von den Interessen ihrer Parteien abweichen zu dürfen. Diese Interessen stehen, selbst wenn sie irrgewissen Grenzen auch nicht missbilligt werden können, dieser höchsten und so sehr erwünschten Eintracht sehr im Wege.
10 Es wird daher Eure Pflicht sein, Ehrwürdige Brüder, mit aller Kraft Euch eifrig und umsichtig zu bemühen, die heilsame Eintracht der Seelen herbeizuführen und mit Klugheit alles zu beseitigen, was ihr entgegensteht. Dies wird umso leichter gelingen, wenn Ihr in einer Sache von so großer Bedeutung nicht einzeln, sondern mit vereinten Kräften Hand ans Werk legt. Dazu scheint es vor allem angebracht, dass Ihr in gemeinsamer Beratung die Wahl über das Ziel und die zu seiner Erreichung geeigneten Mittel trefft; und Ihr werdet dabei kaum fehlgehen, wenn Ihr als Norm vor Augen behaltet, was in derartigen Angelegenheiten schon mehrfach vom Apostolischen Stuhl erklärt und vorgeschrieben wurde, vor allem in Unserer Enzyklika über die christliche Staatsordnung.
Die Pflicht des Staates, die Interessen der Katholiken zu wahren
11 Im übrigen wollen Wir nicht alles einzeln darstellen, was nach einem geeigneten Heilmittel verlangt, zumal all dies Euch, Ehrwürdige Brüder, genauer bekannt ist, weil Euch das erdrückende Unheil aus nächster Nähe und mehr als alle andern getroffen hat. Ebenso wenig werden Wir alles aufzählen, was angemessenes Eingreifen der Staatsgewalt erfordert, um die katholische Sache in gebührender Weise zu fördern. Da die Regierenden des Staates nämlich weder an Unserer väterlichen Gesinnung noch an Eurem Gehorsam gegenüber den staatlichen Gesetzen zweifeln können, kann man zu Recht hoffen, dass sie Unsere wie Eure Gesinnung zu schätzen wissen und darauf bedacht sein werden, die Freiheit und Würde der so vielfältig bedrängten Kirche in gebührendem Maß wiederherzustellen. Wir selber werden jederzeit bereitwillig das Unsere tun und Uns bezüglich der kirchlichen Angelegenheiten in gemeinsamer Übereinkunft für das entscheiden, was am meisten angebracht erscheint, wobei Wir gern bereit sind, ehrliche und gerechte Bedingungen anzunehmen.
Die Wiedereröffnung der Seminarien und die Ausbildung der Priesteramtskandidaten
12 Es gibt aber einige Dinge, und zwar von nicht geringer Bedeutung, für die gerade Ihr, Ehrwürdige Brüder, Abhilfe schaffen müsst. Eines davon ist der Mangel an Priestern, der vor allem dadurch verursacht wurde, dass an vielen Orten über mehrere Jahre hin sogar die Seminarien zur Ausbildung der Priesteramtskandidaten gefehlt haben. Aus diesem Grund waren auch die christliche Unterweisung des Volkes wie die Spendung der Sakramente nur unzureichend und unter großen Mühen sichergestellt. Nun aber, da durch einen besonderen Gnadenerweis der göttlichen Vorsehung die einzelnen Diözesen ihre Seminare haben oder dort, wo sie noch nicht wieder errichtet wurden, bald, wie Wir hoffen und wünschen, wieder errichtet werden, besteht die Möglichkeit, die Reihen der Priester wieder aufzufüllen, sofern nur die Ausbildung der Alumnen in angemessener Weise geregelt wird. In dieser Hinsicht legen Wir volles Vertrauen in Eure Uns wohlbekannte Klugheit und Einsicht; aber damit Euch Unser Rat hierbei nicht fehlt, mögt Ihr das, was Wir vor kurzem an Unsere ehrwürdigen Brüder, die Bischöfe Ungarns, in einer ähnlichen Situation geschrieben haben, als an Euch gerichtet betrachtet.
13 "Zwei Dinge sind in der Ausbildung des Klerus absolut notwendig: die Wissenschaft zur Pflege des Geistes und die Tugend zur Vervollkommnung der Seele. Zu den Humanwissenschaften, in denen die Jugend gewöhnlich unterrichtet wird, sollen die theologischen und kanonischen Wissenschaften hinzukommen, wobei dafür gesorgt sein muss, dass die Doktrin gesund und in jeder Weise unverdorben ist, dass sie mit der Lehre der Kirche völlig übereinstimmt, vor allem in diesen Zeiten, und sich auszeichnet durch ihren Gehalt und ihre Vielseitigkeit, um die Fähigkeit zu vermitteln, zu ermahnen ... und mit den Widersprechenden diskutieren zu können. Die Heiligkeit des Lebens, ohne die die Wissenschaft sich aufbläht, ohne aufzubauen, umfasst nicht nur die sittliche Rechtschaffenheit und Ehrbarkeit, sondern auch die Gesamtheit der priesterlichen Tugenden, die bewirken, dass die guten Priester zum Ebenbild Jesu Christi, des ewigen Hohenpriesters, werden … Über diese Seminarien sollt Ihr sorgfältigst und aufmerksamste wachen; sorgt dafür, dass erlesene Männer mit dem Unterricht der verschiedenen wissenschaftlichen Fächer betraut werden, die eine gesunde Lehre mit einem tadellosen Lebenswandel verbinden, dass Ihr ihnen in einer so bedeutenden Angelegenheit berechtigtes Vertrauen schenken könnt. Wählt die Rektoren und Spirituale unter jenen, die sich durch Klugheit, Umsicht und Erfahrung empfehlen; die Ordnung des Gemeinschaftslebens soll mit Eurer Autorität so geregelt werden, dass das religiöse Leben der Alumnen in keiner Weise beeinträchtigt wird, dass ihnen vielmehr alle Mittel geboten werden, die die Frömmigkeit fördern; so sollen sie auch durch geeignete Übungen angehalten werden, in den priesterlichen Tugenden beständig Fortschritte zu machen."
Appell an die Priester zur Heiligkeit
14 Danach muss Eure Wachsamkeit sich in höchstem und besonderem Maße auf die Priester richten, denn je geringer die Zahl der Arbeiter ist, um so eifriger müssen sie sich der Arbeit im Weinberg des Herrn widmen. Das Wort des Evangeliums: "Die Ernte ist groß", könnt Ihr offensichtlich auch für Euch in Anspruch nehmen, denn das Volk Portugals hat stets die religiösen Grundsätze liebgewonnen und eifrig und bereitwillig befolgt, wenn es sah, dass die Priester, seine Lehrer, sich durch Tugend und Gelehrsamkeit auszeichneten. Daher ist auch die Arbeit des Klerus in der Bildung des Volkes, vor allem der Jugend, erstaunlich erfolgreich, wenn sie angemessen und sorgfältig vermittelt wird. Aber um in den Menschen die Liebe zur Tugend zu entfachen und zu erhalten, ist erfahrungsgemäß das Beispiel von entscheidender Wirksamkeit. Daher sollen alle, die das Priesteramt innehaben, nicht nur darauf achten, dass in ihnen nichts angetroffen werde, was den Pflichten und Grundsätzen ihres Standes widerspricht, sondern dass sie sich auch durch die Heiligkeit der Sitten und des Lebens hervortun "wie Kerzen auf einem Leuchter, die allen im Hause leuchten sollen".
Die Forderung nach einer guten Presse
15 Als drittes schließlich müsst Ihr Eure Sorge unablässig auf die Erzeugnisse der Presse, sowohl auf jene, die täglich, als auch auf jene, die in bestimmten Zeitabständen herauskommen, richten. Ihr kennt die Zeitverhältnisse, Ehrwürdige Brüder, auf der einen Seite sind die Menschen von einem unersättlichen Hang zum Lesen erfasst; auf der anderen Seite wird eine gewaltige Flut verderblicher Schriften zügellos verbreitet; so kann man kaum ermessen, wie viel Verderben für die guten Sitten, wie viel Schaden für die Religion täglich daraus entsteht. Hört daher nicht auf, nach Möglichkeit und auf jede Weise zu mahnen und zu warnen, wie Ihr es bisher schon getan habt, um die Menschen von diesen trüben Quellen abzubringen und zu den heiligen Brunnen zu führen. Es würde aber sehr nützlich sein, wenn unter Eurer Aufsicht und Leitung eine Tageszeitung herausgegeben würde, die ein Heilmittel gegen das überall verbreitete Gift des Bösen sein kann, indem sie die Wahrheit, die Tugend und die Religion verteidigt. Und was jene anbelangt, die in ernster und gewissenhafter Absicht die Schriftstellerei mit der Liebe und dem Eifer für die katholische Sache verbinden, so müssen sie, wenn sie ernsthaft wollen, dass Ihre Bemühungen in jeder Beziehung erfolgreich und verdienstvoll sind, sich beständig daran erinnern, was von jenen verlangt wird, die sich für die höchste Sache einsetzen. Das heißt, sie müssen, wenn sie schreiben, mit größter Sorgfalt Mäßigung, Klugheit und vor allem Liebe, die die Mutter und Begleiterin aller Tugenden ist, beweisen. Denn die brüderliche Liebe ist, wie Ihr wisst, unvereinbar mit leichtfertigen Verdächtigungen und unbesonnenen Vorwürfen. Daraus ist zu ersehen, dass jene falsch und ungerecht handeln, die zur Unterstützung ihrer eigenen politischen Partei keine Bedenken hegen, andere in den Verdacht bringen, nicht den rechten katholischen Glauben zu besitzen, nur weil sie einer anderen Partei angehören, so als ob die Ehre des katholischen Bekenntnisses notwendigerweise mit dieser oder jener politischen Partei verbunden sei.
Schlusswort und Segen
16 Diese Unsere Mahnungen und Warnungen seien Eurer Autorität anempfohlen; es ist unerlässlich, dass alle, denen Ihr vorsteht, Eure Autorität achten und ihr gehorchen, vor allem jedoch die Priester, die, ob sie nun in der Seelsorge tätig sind oder an den Schulen unterrichten, der Amtsgewalt der Bischöfe unterstellt bleiben; und sie sollen auch den anderen wie in allen Tugenden so auch in Gehorsam und Ergebenheit gegenüber der Autorität der Bischöfe durch ihr Beispiel vorangehen.
17 Damit all dies sich Unseren Wünschen gemäß glücklich fügt, lasst uns den himmlischen Beistand erflehen; vor allem wenden Wir Uns an das Heiligste Herz unseres Erlösers Jesu Christi, diese nie versiegende Quelle göttlicher Gnaden, das bei Euch schon seit langem in besonderer Weise verehrt wird. Lasst uns auch den Schutz der unbefleckten Gottesmutter Maria erflehen, deren ganz besonderer Hilfe Portugal sich rühmt; ebenso der hl. Elisabeth von Portugal, der heiligsten aller heiligen Königinnen, und der heiligen Märtyrer, die seit den frühesten Zeiten der Kirche durch ihr vergossenes Blut das Christentum in Portugal begründet und gefestigt haben.
18 Inzwischen erteilen Wir Euch, Eurem Klerus und dem ganzen Volk als Zeichen Unseres Wohlwollens und als Unterpfand himmlischer Gaben voll Liebe im Herrn den Apostolischen Segen.
im neunten Jahr Unseres Pontifikats.