Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung

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Schlussdokument der XVI. Generalversammlung der Bischofssynode,

Zweite Sitzung 2.–27. Oktober 2024
unter Papst
Franziskus
Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung]

26. Oktober 2024
(Quelle: Deutsche Arbeitsübersetzung [nicht offiziell] des Generalsekretariats der Bischofssynode; Osservatore Romano 29. November 204, S. 8+9)

Zum Abschluss der Weltsynode zur Synodalität am Abend des 26. November hat Papst Franziskus überraschend einfach den Abschlussbericht ratifiziert und dessen sofortige Veröffentlichung genehmigt. Die Beschlüsse der Synode traten sofort in Kraft. Das Schlussdokument ist Teil des päpstlichen Lehramts. Franziskus hat angeordnet, das Dokument sofort zu verbreiten, damit es sofort in den Ortskirchen umgesetzt werden kann. Er sagte, er werde kein separates nachsynodales Dokument veröffentlichen, wie es seit Einführung der Bischofssynoden unter Papst Paul VI. der Fall war.

Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


Abkürzungen

AA Apostolisches Schreiben Apostolicam actuositatem (18. November 1965)

AG Zweites Vatikanisches Konzil: Dekret Ad gentes (7. Dezember 1965)

CCEO Codex canonum ecclesiarum orientalium (18. Oktober 1990)

CD Zweites Vatikanisches Konzil: Dekret Christus Dominus (28. Oktober 1965)

CIC Codex iuris canonici (25. Januar 1983)

CV Papst Benedikt XVI.: Enzyklika Caritas in veritate (29. Juni 2009)

DTC Generalsekretariat der Synode: Dokument für die kontinentale Phase (27. Oktober 2022)

DD Papst Franziskus: Apostolisches Schreiben Desiderio desideravi (29. Juni 2022)

DN Papst Franziskus: Enzyklika Dilexit nos (24. Oktober 2024)

DV Zweites Vatikanisches Konzil: Dogmatische Konstitution Dei Verbum (18. November 1965)

EG Papst Franziskus: Apostolische Exhortation Evangelii gaudium (24. November 2013)

EN Papst Paul VI.: Apostolische Exhortation Evangelii nuntiandi (8. Dezember 1975)

FT Papst Franziskus: Enzyklika Fratelli tutti (3. Oktober 2020)

GS Zweites Vatikanisches Konzil: Pastoralkonstitution Gaudium et spes (7. Dezember 1965)

ITC Internationale Theologische Kommission: Synodalität im Leben und in der Sendung der Kirche (2. März 2018)

LG Zweites Vatikanisches Konzil: Dogmatische Konstitution Lumen gentium (21. November 1964)

LS Papst Franziskus: Enzyklika Laudato si‘ (24. Mai 2015)

MC Papst Paul VI.: Apostolische Exhortation Marialis cultus (2. Februar 1974)

NMI Papst Johanne Paul II.: Apostolisches Schreiben Novo millennio ineunte (6. Januar 2001)

PE Papst Franziskus: Apostolische Konstitution Praedicate evangelium (19. März 2022)

SC Zweites Vatikanisches Konzil: Konstitution Sacrosanctum concilium (4. Dezember 1963)

SRS Papst Johannes Paul II.: Enzyklika Sollicitudo rei socialis (30. Dezember 1987)

UR Zweites Vatikanisches Konzil: Dekret Unitatis redintegratio (21. November 1964)

UUS Papst Johannes Paul II.: Enzyklika Ut unum sint (25. Mai 1995)

Einleitung

Jesus trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: „Friede sei mit euch!“ Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen. (Joh 20,19–20)

1. Jeder neue Schritt im Leben der Kirche ist eine Rückkehr zur Quelle. Es ist eine erneute Erfahrung der Begegnung der Jünger mit dem Auferstandenen im Abendmahlssaal am Osterabend. Wie sie fühlten auch wir uns während dieser Synodenversammlung von seiner Barmherzigkeit umfangen und von seiner Schönheit angezogen. Wir spürten seine Gegenwart in unserer Mitte, als wir das Gespräch im Geist führten und einander zuhörten: die Gegenwart dessen, der durch die Gabe des Heiligen Geistes weiterhin in seinem Volk eine Einheit aufbaut, die Harmonie inmitten von Unterschieden schafft.

2. Wenn wir den Auferstandenen betrachten, erinnern wir uns daran, dass „wir auf seinen Tod getauft sind“ (Röm 6,3). Wir haben das Zeichen seiner Wunden gesehen, das durch ein neues Leben verklärt wurde, aber für immer in seiner Menschlichkeit eingraviert ist. Es sind Wunden, die weiterhin in den Körpern vieler Brüder und Schwestern bluten, auch durch unsere eigenen Fehler. Der Blick auf den Herrn entfernt uns nicht von den Tragödien der Geschichte. Stattdessen öffnet er uns die Augen für das Leid derer um uns herum und durchdringt uns: die Gesichter kriegsgeschädigter, terrorisierter Kinder, weinender Mütter, die zerschlagenen Träume so vieler junger Menschen, Flüchtlinge, die sich auf einer fürchterlichen Reise befinden, die Opfer des Klimawandels und der sozialen Ungerechtigkeit. Ihr Leid hat nicht nur durch die Medien, sondern auch durch die Stimmen vieler, die persönlich mit ihren Familien und ihren Völkern in diese tragischen Ereignisse verwickelt waren, unter uns Widerhall gefunden. In den Tagen, in denen wir zu dieser Versammlung zusammengekommen sind, verursachten Kriege weiterhin Tod und Zerstörung, Rachegelüste und Gewissenlosigkeit. Wir schließen uns Papst Franziskus in seinen wiederholten Friedensappellen an, verurteilen die Logik der Gewalt, des Hasses und der Rache und verpflichten uns, die Logik des Dialogs, der Gemeinschaft und der Versöhnung zu fördern. Echter und dauerhafter Frieden ist möglich, und gemeinsam können wir ihn aufbauen. „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art“ (GS 1) sind einmal mehr zu Freuden und Sorgen von uns allen, den Jüngern Christi, geworden.

3. Seit der Heilige Vater uns 2021 auf diese Synode mitgenommen hat, entdecken wir immer mehr ihren Reichtum und ihre Fruchtbarkeit. Wir begannen mit dem Zuhören und achteten darauf, in den vielen Stimmen zu erfassen, „was der Geist den Gemeinden sagt“ (Offb 2,7). Unser Weg begann mit der umfassenden Befragung des Volkes Gottes in unseren Diözesen und Eparchien. Er setzte sich mit den nationalen und kontinentalen Etappen fort, in einem Kreislauf des Dialogs, der vom Generalsekretariat der Bischofssynode durch die Syntheseberichte und Arbeitsdokumente kontinuierlich weiter belebt wurde. Die Feier der XVI. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode und ihrer beiden Sitzungen hat es uns heute ermöglicht, dem Heiligen Vater und allen Kirchen das Zeugnis von allem, was wir erlebt haben, und die Frucht unseres Verständnisses für einen erneuerten missionarischen Impuls vorzustellen. Auf jeder Etappe war die Reise geprägt von der Erkenntnis des „Spürsinns des Glaubens“ des Volkes Gottes. Schritt für Schritt haben wir verstanden, dass im Zentrum der „Synode 2021–2024: Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe, Sendung“ der Aufruf zur Freude und Erneuerung der Kirche steht, indem wir dem Herrn nachfolgen, uns in den Dienst seiner Sendung stellen und nach Wegen suchen, treu zu sein.

4. Dieser Aufruf basiert auf einer gemeinsamen Taufidentität. Er wurzelt in der Vielfalt der Kontexte, in denen die Kirche präsent ist, und findet Einheit in dem einen Vater, dem einen Herrn und dem einen Geist. Er fordert alle Getauften ohne Ausnahme heraus: „Das ganze Volk Gottes ist Gegenstand der Verkündigung des Evangeliums. In ihm ist jeder Getaufte berufen, Protagonist der Sendung zu sein, denn wir sind alle missionarische Jünger“ (ITC 53). Aus diesem Grund weist uns der synodale Weg zu einer vollen und sichtbaren Einheit der Christen, wie sie durch die Anwesenheit von Delegierten anderer christlicher Traditionen bezeugt wurde. Die Einheit ist still in der heiligen Kirche Gottes und prophetisch für die ganze Welt zugegen.

5. Der gesamte synodale Weg, der in der Tradition der Kirche verwurzelt ist, fand im Lichte des konziliaren Lehramtes statt. Das Zweite Vatikanische Konzil war in der Tat wie ein Same, der auf das Feld der Welt und der Kirche geworfen wurde. Das tägliche Leben der Gläubigen, die Erfahrung der Kirchen in jedem Volk und jeder Kultur, die vielen Zeugnisse der Heiligkeit und die Reflexion der Theologen bildeten den Boden, auf dem es aufging und wuchs. Die Synode 2021–2024 schöpft weiterhin aus der Kraft dieses Samens und entwickelt sein Potenzial. Der synodale Weg setzt in der Tat in die Praxis um, was das Konzil über die Kirche als Mysterium und als Volk Gottes gelehrt hat, das durch ständige Bekehrung, die aus dem Hören des Evangeliums entsteht, zur Heiligkeit berufen ist. In diesem Sinne stellt der synodale Weg einen authentischen weiteren Akt der Rezeption des Konzils dar, wodurch seine Inspiration vertieft und seine prophetische Kraft für die heutige Welt neu belebt wird.

6. Wir können nicht leugnen, dass wir mit Müdigkeit, Widerstand gegen Veränderungen und der Versuchung konfrontiert waren, unsere eigenen Ideen über das Hören auf das Evangelium und die Praxis der Unterscheidung zu stellen. Doch die Barmherzigkeit Gottes, unseres liebevollen Vaters, reinigt unsere Herzen und befähigt uns, diesen Weg weiterzugehen. Wir haben dies anerkannt und die zweite Sitzung der Versammlung mit einer Bußvigil begonnen, in der wir beschämt für unsere Sünden um Entschuldigung gebeten und für die Opfer der Übel der Welt gebetet haben. Wir haben unsere Sünden benannt: gegen den Frieden, gegen die Schöpfung, gegen indigene Völker, Migranten, Kinder, Frauen und Arme, gegen Versäumnisse beim Zuhören und beim Aufbau von Gemeinschaft. Wir wurden zu einem neuen Verständnis gebracht, nämlich dass Synodalität Buße und Umkehr erfordert. Indem wir das Sakrament der Barmherzigkeit Gottes feiern, erfahren wir bedingungslose Liebe: Die Härte des Herzens wird besiegt und wir öffnen uns der Gemeinschaft. Deshalb wollen wir eine barmherzige Kirche sein, die in der Lage ist, mit allen die Vergebung und Versöhnung zu teilen, die von Gott kommen: reine Gnade, deren Herren wir nicht sind, sondern deren Zeugen.

7. Wir konnten die ersten Früchte des synodalen Weges bezeugen, der 2021 begann. Die einfachsten, aber wertvollsten Früchte reifen im Leben von Familien, Pfarreien, Gruppen, kleinen christlichen Gemeinschaften, Schulen und anderen Bewegungen. Hier wächst die Praxis des Gesprächs im Geist, der gemeinschaftlichen Demut, des Teilens von Berufungsgaben und der Mitverantwortung in der Sendung. Das Treffen der Pfarrer für die Synode (Sacrofano, Rom, 28. April–2. Mai 2024) ermöglichte es, den reichen Erfahrungen der Priester genau zuzuhören und ihnen bei der Erneuerung ihres Weges zu helfen. Wir sind dankbar und glücklich über die Stimmen vieler Gemeinden und Gläubigen, die dafür sorgen, dass die Kirche als ein Ort der Aufnahme, der Hoffnung und der Freude erlebt wird.

8. Die erste Sitzung der Versammlung hat weitere Ergebnisse hervorgebracht. Der Synthesebericht lenkte die Aufmerksamkeit auf Schlüsselthemen, die für das Leben der Kirche von großer Bedeutung sind. Am Ende einer internationalen Konsultation vertraute der Heilige Vater diese Themen Studiengruppen an, die sich aus Hirten und Experten aller Kontinente zusammensetzten und gebeten wurden, nach einer synodalen Methodik zu arbeiten. Die Bereiche des Lebens und der Sendung der Kirche, mit deren eingehender Untersuchung sie bereits begonnen haben, sind die folgenden:

1. einige Aspekte der Beziehung zwischen den katholischen Ostkirchen und der lateinischen Kirche;
2. den Schrei der Armen hören;
3. die Mission im digitalen Umfeld;
4. die Überarbeitung der Ratio Fundamentalis Institutionis Sacerdotalis in einer

missionarisch-synodalen Perspektive;

5. einige theologische und kanonistische Fragen zu bestimmten Amtsformen;
6. die Überarbeitung der Dokumente, die die Beziehung zwischen Bischöfen, dem

geweihten Leben und kirchlichen Vereinigungen betreffen aus einer synodal- missionarischen Perspektive;

7. einige Aspekte der Person und des Amtes des Bischofs (insbesondere: Kriterien

für die Auswahl von Kandidaten für das Bischofsamt, die richterliche Funktion der Bischöfe, die Art und Struktur der Ad-limina-Besuche) aus einer missionarisch-synodalen Perspektive;

8. die Rolle der Apostolischen Nuntien aus einer missionarisch-synodalen Perspektive;
9. theologische Kriterien und synodale Methoden für die gemeinsame Entscheidung über strittige lehrmäßige, pastorale und ethische Fragen;
10. die Aufnahme der Früchte des ökumenischen Weges des Volkes Gottes.

Darüber hinaus wurde in Absprache mit dem Dikasterium für Gesetzestexte eine kanonistische Kommission eingerichtet, die an den erforderlichen Neuerungen in Bezug auf kirchliche Normen und an der dem Symposium der Bischofskonferenzen von Afrika und Madagaskar anvertrauten Entscheidung über die pastorale Begleitung von Menschen in polygamen Ehen arbeiten soll. Die Arbeit dieser Gruppen und Kommissionen markiert den Beginn der Umsetzungsphase, bereichert die Arbeit der zweiten Sitzung und wird den Heiligen Vater bei pastoralen und Leitungsentscheidungen unterstützen.

9. Der synodale Prozess endet nicht mit dem Abschluss der aktuellen Versammlung der Bischofssynode, sondern umfasst auch die Umsetzungsphase. Als Mitglieder der Versammlung fühlen wir uns verpflichtet, sie als synodale Ausgesandte in den Gemeinden, aus denen wir kommen, zu fördern. Die Ortskirchen werden gebeten, ihren täglichen Weg mit einer synodalen Methodik der Beratung und des gegenseitigen Zuhörens fortzusetzen und konkrete Wege und Bildungsmöglichkeiten zu finden, um eine greifbare synodale Umkehr in den verschiedenen kirchlichen Kontexten (Pfarreien, Institute des geweihten Lebens und Gesellschaften des apostolischen Lebens, Bewegungen von Gläubigen, Diözesen, Bischofskonferenzen, kirchliche Zusammenschlüsse usw.) herbeizuführen. Es sollte auch eine Bewertung der Fortschritte in Bezug auf die Synodalität und die Beteiligung aller Getauften am Leben der Kirche in Betracht gezogen werden. Wir empfehlen den Bischofskonferenzen und Synoden der Kirchen sui iuris, Personal und Ressourcen bereitzustellen, um den Weg des Wachstums als synodale Kirche in der Sendung zu begleiten und den Kontakt mit dem Generalsekretariat der Synode aufrechtzuerhalten (vgl. CE 19 § 1 und 2). Wir bitten das Sekretariat, weiterhin über die synodale Qualität der Arbeitsmethode der Studiengruppen zu wachen.

10. Dieses Schlussdokument, das dem Heiligen Vater und den Kirchen als Frucht der XVI. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode überreicht wird, fasst alle bisher unternommenen Schritte zusammen. Es vereint einige wichtige Konvergenzen, die in der ersten Sitzung entstanden sind, die Beiträge der Kirchen in den Monaten zwischen der ersten und zweiten Sitzung und das, was insbesondere durch das Gespräch im Geiste während der zweiten Sitzung gereift ist. 11. Das Schlussdokument bringt das Bewusstsein zum Ausdruck, dass der Ruf zur Sendung gleichzeitig der Ruf zur Bekehrung jeder einzelnen Kirche und der ganzen Kirche ist, in Übereinstimmung mit dem Apostolischen Schreiben Evangelii gaudium (vgl. EG 30). Der Text besteht aus fünf Teilen. Der erste Teil mit dem Titel „Das Herz der Synodalität“ skizziert die theologischen und spirituellen Grundlagen, die das, was kommen wird, erhellen und nähren. Er bekräftigt das gemeinsame Verständnis von Synodalität, das in der ersten Sitzung entstanden ist, und entwickelt seine spirituellen und prophetischen Perspektiven. Die Bekehrung der Gefühle, Bilder und Gedanken, die in unseren Herzen wohnen, geht Hand in Hand mit der Bekehrung des pastoralen und missionarischen Handelns. Der zweite Teil mit dem Titel „Gemeinsam im gleichen Boot“ ist der Umkehr in den Beziehungen gewidmet, die die christliche Gemeinschaft aufbauen und die Sendung in der Verflechtung von Berufungen, Charismen und Diensten prägen. Der dritte Teil mit dem Titel „Das Netz auswerfen“ identifiziert drei Praktiken, die eng miteinander verbunden sind: kirchliche Unterscheidung, Entscheidungsprozesse und eine Kultur der Transparenz, Rechenschaftspflicht und Evaluierung. In diesem Zusammenhang sind wir auch aufgefordert, Wege der „missionarischen Transformation“ zu beschreiten, für die eine Erneuerung der Mitwirkungsgremien dringend erforderlich ist. Der vierte Teil mit dem Titel „Ein reicher Fang“ beschreibt, wie es möglich ist, den Austausch von Gaben und die Verflechtung der Bande, die uns in der Kirche vereinen, in einer Zeit, in der sich die Erfahrung, an einem Ort verwurzelt zu sein, grundlegend verändert, in neuen Formen zu kultivieren. Es folgt ein fünfter Teil, „So sende ich euch“, der uns den ersten Schritt näherbringt: die Sorge um die Bildung aller, des Volkes Gottes, in der synodalen Sendung.

12. Die Entwicklung des Schlussdokuments wird von den Auferstehungserzählungen des Evangeliums geleitet. Der Wettlauf zum Grab am Ostermorgen, die Erscheinungen des Auferstandenen im Abendmahlssaal und am Seeufer haben unsere Unterscheidung inspiriert und unseren Dialog bereichert. Wir haben das österliche Geschenk des Heiligen Geistes angerufen und ihn gebeten, uns zu lehren, was wir tun müssen, und uns gemeinsam den Weg nach vorne zu zeigen. Mit diesem Dokument erkennt die Versammlung an und bezeugt, dass die Synodalität, eine konstitutive Dimension der Kirche, bereits Teil der Erfahrung vieler unserer Gemeinschaften ist. Gleichzeitig werden Wege aufgezeigt, die es zu beschreiten, Praktiken, die es umzusetzen, und Horizonte, die es zu erforschen gilt. Der Heilige Vater, der die Kirche zur Synode einberufen hat, wird den Kirchen, die der pastoralen Fürsorge der Bischöfe anvertraut sind, sagen, wie wir unseren Weg fortsetzen können, getragen von der Hoffnung, die uns „nicht zugrunde gehen“ lässt (Röm 5,5).

Teil I – Das Herz der Synodalität

Vom Heiligen Geist zur Umkehr gerufen

„Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war. Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem anderen Jünger, den Jesus liebte“ (Joh 20,1–2).

13. Am Ostermorgen begegnen wir drei Jüngern: Maria von Magdala, Simon Petrus und dem Jünger, den Jesus liebte. Jeder von ihnen sucht den Herrn auf seine eigene Weise; jeder hat seine eigene Rolle zu spielen, um das Licht der Hoffnung aufgehen zu lassen. Maria von Magdala ist so von Liebe getrieben, dass sie als Erste am Grab ist. Durch sie aufmerksam geworden, machen sich Petrus und der Lieblingsjünger auf den Weg zum Grab. Der Lieblingsjünger eilt mit der ganzen Kraft der Jugend zum Grab. Er schaut aufmerksam, er ist der Erste, der versteht, aber er lässt Petrus den Vortritt, der der Ältere ist und die Verantwortung für die Führung trägt. Petrus, der durch den Verlust seines Herrn niedergedrückt ist, hat eine Begegnung mit der Barmherzigkeit, die er in der Kirche ausüben wird. Maria bleibt im Garten. Sie hört, wie sie beim Namen gerufen wird. Sie erkennt den Herrn. Er beauftragt sie, der Gemeinschaft der Jünger seine Auferstehung zu verkünden. Aus diesem Grund erkennt die Kirche sie als Apostelin der Apostel an. Ihre gegenseitige Abhängigkeit verkörpert das Herzstück der Synodalität.

14. Die Kirche existiert, um in der Welt Zeugnis vom entscheidenden Moment der Geschichte abzulegen: der Auferstehung Jesu. Der auferstandene Christus bringt der Welt Frieden und schenkt uns seinen Geist. Der lebendige Christus ist die Quelle wahrer Freiheit, die Grundlage für eine Hoffnung, die nicht enttäuscht, die Offenbarung des wahren Antlitzes Gottes und der endgültigen Bestimmung der Menschheit. Die Evangelien sagen uns, dass wir, um in den österlichen Glauben einzutreten und zu Zeugen desselben zu werden, unsere eigene innere Leere, die Dunkelheit der Angst, des Zweifels und der Sünde anerkennen müssen. Doch diejenigen, die inmitten der Dunkelheit den Mut finden, sich auf die Suche zu begeben, entdecken, dass sie selbst diejenigen sind, die gesucht werden. Sie werden beim Namen gerufen, ihnen wird Vergebung angeboten und sie werden ihrerseits zu ihren Brüdern und Schwestern ausgesandt.

Die Kirche als Volk Gottes, Sakrament der Einheit

15. Die Identität des Volkes Gottes erwächst aus der Taufe im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Diese Identität wird als Berufung zur Heiligkeit und als Aussendung in die Mission gelebt, indem alle Völker eingeladen werden, das Geschenk der Erlösung anzunehmen (vgl. Mt 28,18–19). Die synodal-missionarische Gemeinde entspringt der Taufe, in der Christus uns mit sich selbst bekleidet (vgl. Gal 3,27) und uns befähigt, aus dem Geist wiedergeboren zu werden (vgl. Joh 3,5–6) als Kinder Gottes. Die gesamte christliche Existenz hat ihren Ursprung und ihren Horizont im Geheimnis der Dreifaltigkeit, die in uns die Dynamik des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe hervorbringt.

16. „Gott hat es aber gefallen, die Menschen nicht einzeln, unabhängig von aller wechselseitigen Verbindung, zu heiligen und zu retten, sondern sie zu einem Volke zu machen, das ihn in Wahrheit anerkennt und ihm in Heiligkeit dienen soll“ (LG 9). Die Eucharistie, Quelle der Gemeinschaft und der Einheit, nährt das Volk Gottes auf seinem Weg zum Reich Gottes: „Ein Brot ist es. Darum sind wir viele ein Leib; denn wir alle haben teil an dem einen Brot“ (1 Kor 10,17). Die Kirche, genährt durch das Sakrament des Leibes des Herrn, ist als sein Leib konstituiert (vgl. LG 7): „Ihr aber seid der Leib Christi und jeder Einzelne ist ein Glied an ihm“ (1 Kor 12,27). Durch die Gnade belebt, ist die Kirche ein Tempel des Heiligen Geistes (vgl. LG 17); der Geist belebt und baut sie auf und macht uns alle zu lebendigen Steinen eines geistlichen Hauses (vgl. 1 Petr 2,5; LG 6).

17. Aus allen Stämmen, Sprachen, Völkern und Nationen zusammengetreten und in unterschiedlichen Kontexten und Kulturen lebend, hat uns der synodale Prozess „den geistlichen Geschmack“ (EG 268) dafür vermittelt, was es bedeutet, das Volk Gottes zu sein. Das Volk Gottes ist nie nur die bloße Summe der Getauften, sondern das gemeinschaftliche und historische Subjekt der Synodalität und der Sendung, das noch auf einer Pilgerreise durch die Zeit und bereits in Gemeinschaft mit der Kirche im Himmel ist. In der Vielfalt der Kontexte, in denen die Ortskirchen verwurzelt sind, verkündet und bezeugt das Volk Gottes die Frohe Botschaft der Erlösung. Da es in der Welt und für die Welt ist, geht es gemeinsam mit allen Völkern der Erde, im Dialog mit ihren Religionen und Kulturen, und erkennt in ihnen die Saat des Wortes, die auf dem Weg zum Reich Gottes ist. Durch Glaube und Taufe in das Volk Gottes eingegliedert, werden wir von der Jungfrau Maria, „als Zeichen der sicheren Hoffnung und des Trostes“ (LG 68), von den Aposteln, von denen, die ihren Glauben bis zur Hingabe ihres Lebens bezeugt haben, und von den Heiligen aller Zeiten und Orte unterstützt und begleitet.

18. Im heiligen Volk Gottes, das die Kirche ist, ist die Gemeinschaft der Gläubigen (communio fidelium) zugleich die Gemeinschaft der Kirchen (communio ecclesiarum), die sich in der Gemeinschaft der Bischöfe (communio episcoporum) manifestiert, und zwar aufgrund des sehr alten Grundsatzes, dass „die Kirche im Bischof und der Bischof in der Kirche ist“ (Heiliger Cyprian, Epistel 66, 8). Der Herr hat den Apostel Petrus (vgl. Mt 16,18) und seine Nachfolger in den Dienst dieser vielfältigen Gemeinschaft gestellt. Kraft des Petrusamtes ist der Bischof von Rom „das immerwährende und sichtbare Prinzip und Fundament“ (LG 23) der Einheit der Kirche.

19. „Im Herzen Gottes gibt es einen so bevorzugten Platz für die Armen“ (EG 197), für die Ausgegrenzten und Ausgeschlossenen. Deshalb stehen sie im Mittelpunkt der Kirche. Die ganze christliche Gemeinschaft ist aufgerufen, in den Armen das Antlitz und das Fleisch Christi zu erkennen, der, obwohl er reich war, für uns arm wurde, damit wir durch seine Armut reich werden können (vgl. 2 Kor 8,9). Die bevorzugte Option für die Armen ist im christologischen Glauben implizit enthalten. Die unmittelbare Kenntnis des leidenden Christus (vgl. EG 198), die die Armen besitzen, macht sie zu Verkündern einer als Geschenk empfangenen Erlösung und zu Zeugen der Freude des Evangeliums. Die Kirche ist aufgerufen, mit den Armen arm zu sein, die oft die Mehrheit der Gläubigen ausmachen, ihnen zuzuhören und gemeinsam zu lernen, wie sie die Charismen erkennen können, die sie vom Geist empfangen. Die Kirche muss auch lernen, sie als Akteure der Evangelisierung anzuerkennen.

20. „Christus ist das Licht der Völker“ (LG 1) und dieses Licht leuchtet auf das Antlitz der Kirche, auch wenn sie von der Zerbrechlichkeit des menschlichen Daseins gezeichnet ist, das von der Sünde verdunkelt wird. Die Kirche empfängt von Christus die Gabe und die Verantwortung, der wirksame Sauerteig in den Bindungen, Beziehungen und der Verwandtschaft der Menschheitsfamilie zu sein (vgl. AG 2–4) und Zeugnis für den Sinn und das Ziel ihrer Reise in der Welt abzulegen (GS 3.2 und 42.3). Die Kirche nimmt diese Verantwortung heute in einer Zeit wahr, die von einer Krise der Partizipation geprägt ist, d. h. von dem Gefühl der Menschen, nicht Teilhaber oder Akteure mit einem gemeinsamen Schicksal zu sein, von einem individualistischen Verständnis von Glück und Erlösung. Die Berufung der Kirche und ihr prophetischer Dienst (LG 12) bestehen darin, Gottes Plan zu bezeugen, die ganze Menschheit in Freiheit und Gemeinschaft mit sich selbst zu vereinen. Die Kirche ist „das im Mysterium schon gegenwärtige Reich Christi“ (LG 3) und so „stellt sie Keim und Anfang des Reiches auf Erden dar“ (LG 5). Sie geht daher gemeinsam mit der ganzen Menschheit, stark engagiert für Gerechtigkeit und Frieden, Menschenwürde und Gemeinwohl. All dies, während sie „nach der Vollendung des Reiches strebt“ (LG 5), wenn Gott „alles in allem“ sein wird (1 Kor 15,28).

Die sakramentalen Wurzeln des Volkes Gottes

21. Der synodale Weg der Kirche hat uns dazu geführt, die Wurzel der Vielfalt der Charismen, Berufungen und Dienste wiederzuentdecken: „Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einem einzigen Leib aufgenommen ... und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt“ (1 Kor 12,13). Die Taufe ist das Fundament des christlichen Lebens. Denn sie führt jeden in die größte Gabe ein: Dies bedeutet, Kinder Gottes zu sein, d. h., an der Beziehung Jesu zum Vater im Geist teilzuhaben. Es gibt nichts Höheres als diese Taufwürde, die jedem Menschen gleichermaßen verliehen wird und durch die wir eingeladen sind, uns mit Christus zu bekleiden und wie Zweige des einen Weinstocks ihm hinzugefügt zu werden. Der Name „Christ“, den wir mit Ehre tragen dürfen, enthält die Gnade, die die Grundlage unseres Lebens ist und uns befähigt, als Brüder und Schwestern gemeinsam zu leben.

22. Durch die Taufe nimmt das heilige Gottesvolk „teil an dem prophetischen Amt Christi, in der Verbreitung seines lebendigen Zeugnisses vor allem durch ein Leben in Glauben und Liebe“ (LG 12). Die Salbung durch den Heiligen Geist, die bei der Taufe empfangen wird (vgl. 1 Joh 2,20.27), befähigt alle Gläubigen, ein Gespür für die Wahrheit des Evangeliums zu haben. Wir bezeichnen dies als den „sensus fidei“. Dieser besteht in einer gewissen Wesensgleichheit mit den göttlichen Wirklichkeiten, die darauf beruhen, dass die Getauften im Heiligen Geist „Teilhaber der göttlichen Natur“ (DV 2) werden. Diese Teilhabe befähigt die Gläubigen, intuitiv zu erfassen, was in der Gemeinschaft der ganzen Kirche mit der Wahrheit der Offenbarung übereinstimmt. Deshalb ist die Kirche gewiss, dass das heilige Volk Gottes in Fragen des Glaubens nicht irren kann. Diese besondere Eigenschaft manifestiert sich, wenn sie in Fragen des Glaubens und der Moral eine allgemeine Übereinstimmung zeigen (vgl. LG 12). Die Ausübung des sensus fidei darf nicht mit der öffentlichen Meinung verwechselt werden. Sie steht immer in Verbindung mit dem Urteilsvermögen der Hirten auf den verschiedenen Ebenen des kirchlichen Lebens, wie die verschiedenen miteinander verbundenen Phasen des synodalen Prozesses gezeigt haben. Der sensus fidei zielt darauf ab, einen Konsens der Gläubigen (consensus fidelium) zu erreichen, der „ein sicheres Kriterium bei der Festlegung [ist], ob eine bestimmte Lehre oder Praxis zum apostolischen Glauben gehört“ (ITC, Sensus fidei im Leben der Kirche, 2014, 3).

23. Alle Christen nehmen durch die Taufe am sensus fidei teil. Daher ist die Taufe nicht nur die Grundlage der Synodalität, sondern auch die Grundlage der Ökumene. „Der Weg der Synodalität, den die katholische Kirche beschreitet, ist und muss ökumenisch sein, so wie der ökumenische Weg synodal ist“ (Papst Franziskus, Ansprache an Seine Heiligkeit Mar Awa III., 19. November 2022). Ökumene ist in erster Linie eine Frage der spirituellen Erneuerung. Sie erfordert Prozesse der Buße und der Heilung der Erinnerungen an vergangene Wunden und, wo nötig, den Mut, brüderliche Zurechtweisung im Geiste der Nächstenliebe zu üben. Die Versammlung war erfüllt von aufschlussreichen Zeugnissen von Christen verschiedener kirchlicher Traditionen, die Freundschaft und Gebet teilen, in Gemeinschaft zusammenleben, sich für den Dienst an Menschen in verschiedenen Formen der Armut einsetzen und sich um unser gemeinsames Haus kümmern. In vielen Regionen der Welt gibt es vor allem die Ökumene des Blutes: Christen unterschiedlicher Herkunft, die gemeinsam ihr Leben für den Glauben an Jesus Christus hingeben. Das Zeugnis ihres Martyriums ist beredter als jedes Wort: Die Einheit kommt vom Kreuz des Herrn.

24. Die Taufe wird vollständiger verstanden, wenn sie in den Kontext der christlichen Initiation gestellt wird, d. h. des Weges, auf dem der Herr uns durch den Dienst der Kirche in das PaschaMysterium einführt und uns in die trinitarische und kirchliche Gemeinschaft hineinzieht. Dieser Weg nimmt verschiedene bedeutsame und gleich bedeutende Formen an, je nachdem, in welchem Alter er unternommen wird, welche unterschiedlichen Schwerpunkte die östlichen und westlichen Traditionen setzen und welche Besonderheiten jede Ortskirche aufweist. Durch die Initiation kommt jede Person in Kontakt mit einer Vielzahl von Berufungen und kirchlichen Ämtern. Diese verkörpern das barmherzige Gesicht der Kirche, die wie eine Mutter ihre Kinder lehrt, indem sie ihnen zur Seite steht. Die Kirche hört den Taufbewerbern zu und geht auf ihre Zweifel und Fragen ein. Wir werden durch das Neue bereichert, das jeder Mensch durch seine eigene Geschichte und Kultur mitbringt. In der Ausübung dieser pastoralen Tätigkeit erlebt die christliche Gemeinschaft, oft ohne sich dessen voll bewusst zu sein, die erste Form der Synodalität.

25. Im Rahmen der christlichen Initiation bereichert das Sakrament der Firmung das Leben der Gläubigen mit der besonderen Ausgießung des Geistes, damit sie zu Zeugen des Glaubens werden. Der Geist, mit dem Jesus erfüllt war (vgl. Lk 4,1), der ihn salbte und ihn aussandte, das Evangelium zu verkünden (vgl. Lk 4,18), ist derselbe Geist, der auf die Gläubigen ausgegossen wird. Diese heiligende Salbung besiegelt ihre Zugehörigkeit zu Gott. Aus diesem Grund ist die Firmung, die die Gnade von Pfingsten im Leben des Getauften und der Gemeinschaft gegenwärtig macht, ein wertvolles Geschenk. Sie erneuert in uns das Wunder einer Kirche, die vom Feuer der Mission erfüllt ist, mit dem Mut, auf die Straßen der Welt zu gehen, und der Fähigkeit, von allen Völkern und Kulturen verstanden zu werden. Alle Gläubigen sind aufgerufen, zu diesem Elan beizutragen, indem sie die Charismen annehmen, die der Geist jedem reichlich zuteilt, und sich dafür einsetzen, diese demütig und mit schöpferischem Einfallsreichtum in den Dienst ihrer Brüder und Schwestern zu stellen.

26. Die Feier der Eucharistie, besonders an Sonntagen, ist die erste und grundlegende Art und Weise, wie sich das heilige Volk Gottes versammelt und begegnet. „Die Einheit der Kirche wird durch die Feier der Eucharistie sowohl bezeichnet als auch verwirklicht“ (UR 2). In der „vollen, bewussten und tätigen“ (SC 14) Teilnahme aller Gläubigen in Gegenwart verschiedener Dienste und unter dem Vorsitz des Bischofs oder Priesters wird die christliche Gemeinschaft sichtbar, wodurch eine differenzierte Mitverantwortung aller für die Sendung verwirklicht wird. Aus diesem Grund lernt die Kirche, die Leib Christi ist, durch die Eucharistie, wie Einheit und Pluralität miteinander verbunden werden können: die Einheit der Kirche und die Vielfalt der eucharistischen Versammlungen; die Einheit des sakramentalen Mysteriums und die Vielfalt der liturgischen Traditionen; die Einheit der Feier und die Vielfalt der Berufungen, Charismen und Ämter. Die Eucharistie zeigt vor allem, dass die vom Geist geschaffene Harmonie keine Uniformität ist und dass jede kirchliche Gabe für das Gemeinwohl aller bestimmt ist. Jede Eucharistiefeier ist auch Ausdruck des Wunsches und des Aufrufs zu einer Einheit aller Getauften, die noch nicht vollständig sichtbar ist. Sollte die Feier der Sonntagseucharistie trotz des Wunsches danach nicht möglich sein, versammelt sich die Gemeinde zur Feier des Wortes, wo Christus auf jeden Fall gegenwärtig ist.

27. Zwischen Synaxis und Synodos, zwischen Eucharistiefeier und Synodalversammlung, besteht eine enge Verbindung. In beiden Fällen, wenn auch in unterschiedlicher Form, erfüllt sich die Verheißung Jesu, dass er dort gegenwärtig ist, wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind (vgl. Mt 18,20). Synodenversammlungen sind Ereignisse, die die Vereinigung Christi mit seiner Kirche durch das Wirken des Geistes feiern. Es ist der Geist, der die Einheit des kirchlichen Leibes Christi sowohl in der Eucharistie als auch in der Synode gewährleistet. Die Liturgie ist ein Hören auf das Wort Gottes und eine Antwort auf sein Angebot des Bundes. In ähnlicher Weise ist die Synodenversammlung ein Hören auf dasselbe Wort, das sowohl in den Zeichen der Zeit als auch in den Herzen der Gläubigen widerhallt. Die Liturgie ist auch eine Antwort der Versammlung, die den Willen Gottes erkennt, um ihn in die Tat umzusetzen. Die Vertiefung der Verbindung zwischen Liturgie und Synodalität wird allen christlichen Gemeinschaften in der Vielfalt ihrer Kulturen und Traditionen helfen, Zelebrationsstile anzunehmen, die das Gesicht einer synodalen Kirche sichtbar machen. Zu diesem Zweck fordern wir die Einrichtung einer spezifischen Studiengruppe, die sich mit der Frage befassen soll, wie liturgische Feiern stärker zum Ausdruck der Synodalität werden können. Sie könnte sich auch mit dem Thema der Predigt im Rahmen liturgischer Feiern sowie mit der Entwicklung einer Katechese zur Synodalität aus mystagogischer Perspektive befassen.

Bedeutung und Dimensionen der Synodalität

28. Die Begriffe „Synodalität“ und „synodal“ leiten sich von der alten und beständigen kirchlichen Praxis ab, sich in Synoden zu versammeln. Gemäß den Traditionen der östlichen und westlichen Kirchen bezieht sich das Wort „Synode“ auf Institutionen und Ereignisse, die im Laufe der Zeit unterschiedliche Formen annahmen und eine Vielzahl von Akteuren und Teilnehmern umfassten. Trotz dieser Vielfalt eint sie das Zusammenkommen, um zu diskutieren, zu urteilen und Entscheidungen zu treffen. Aufgrund der Erfahrungen der vergangenen Jahre wird die Bedeutung dieser Begriffe besser verstanden und das, wofür sie stehen, lebendiger gelebt. Sie werden immer stärker mit dem Wunsch nach einer Kirche in Verbindung gebracht, die den Menschen nähersteht und mehr auf Beziehungen ausgerichtet ist – eine Kirche, die Gottes Zuhause und Familie zugleich ist. Während des synodalen Prozesses haben wir eine fruchtbare Annäherung an die Bedeutung der Synodalität erlebt, die die Grundlage dieses Dokuments bildet. Synodalität ist das gemeinsame Gehen der Christen mit Christus und auf das Reich Gottes zu, in Einheit mit der ganzen Menschheit. Die Synodalität ist auf die Sendung ausgerichtet und beinhaltet das Zusammenkommen auf allen Ebenen der Kirche zum gegenseitigen Zuhören, zum Dialog und zur gemeinschaftlichen Entscheidungsfindung. Sie beinhaltet auch das Erreichen eines Konsenses als Ausdruck der Gegenwart Christi, der im Geist lebendig ist. Außerdem besteht sie darin, Entscheidungen gemäß einem differenzierten Verständnis von Mitverantwortung zu treffen. In diesem Sinne können wir besser verstehen, was es bedeutet, dass die Synodalität eine konstitutive Dimension der Kirche ist (ITC 1). In einfachen und prägnanten Worten ist die Synodalität ein Weg der geistlichen Erneuerung und der Strukturreform, der es der Kirche ermöglicht, partizipativer und missionarischer zu sein, damit sie mit jedem Mann und jeder Frau gehen und das Licht Christi ausstrahlen kann.

29. Wir sehen die Merkmale einer synodalen, missionarischen und barmherzigen Kirche in vollem Licht in der Jungfrau Maria, der Mutter Christi, der Kirche und der Menschheit erstrahlen. Sie ist die Gestalt der Kirche, die zuhört, betet, meditiert, den Dialog sucht, begleitet, urteilt, entscheidet und handelt. Von ihr lernen wir die Kunst des Zuhörens, die Aufmerksamkeit für den Willen Gottes, den Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes und die Bereitschaft, die Bedürfnisse der Armen zu hören und uns auf den Weg zu machen. Wir lernen auch die Liebe, die uns zu Hilfe kommt, und den Lobgesang, der im Geist jubelt. Aus diesem Grund kann, wie der heilige Paul VI. sagte, „das Handeln der Kirche in der Welt mit einer Erweiterung der Sorge Mariens verglichen werden“ (Marialis cultus, 28).

30. Konkret bezeichnet die Synodalität drei verschiedene Aspekte des Lebens der Kirche:

a) Erstens bezieht sie sich auf „den ureigenen Stil, der das Leben und die Sendung der Kirche ausmacht. Sie drückt ihr Wesen als Weggemeinschaft und als Versammlung des Gottesvolkes aus, das vom Herrn Jesus in der Kraft des Heiligen Geistes zusammengerufen wurde, um das Evangelium zu verkünden. Die Synodalität muss sich in der gewöhnlichen Lebensund Arbeitsweise der Kirche ausdrücken. Dieser Modus vivendi et operandi verwirklicht sich durch das gemeinschaftliche Hören auf das Wort und die Feier der Eucharistie, die Brüderlichkeit der Gemeinschaft und die Mitverantwortlichkeit und die Teilhabe des ganzen Volkes Gottes an ihrem Leben und ihrer Sendung, und zwar auf seinen unterschiedlichen Ebenen und in der Unterscheidung der verschiedenen Ämter und Rollen“ (ITC 70.a);

b) zweitens meint sie „in einem spezifischen und aus der theologischen und kanonistischen Perspektive hergeleiteten Sinn, jene Strukturen und kirchlichen Prozesse, in denen das synodale Wesen der Kirche sich auf institutioneller Ebene ausdrückt, in analoger Weise auf den verschiedenen Ebenen ihrer Realisierung: der lokalen, der regionalen und der universalen. Diese Strukturen und Prozesse dienen der maßgebenden Unterscheidung der Kirche, die dazu berufen ist, die Richtung zu bestimmen, die im Hören auf den Heiligen Geist zu befolgen ist“ (ITC 70.b);

c) drittens bezeichnet Synodalität „das punktuelle Auftreten jener synodalen Ereignisse, in denen die Kirche von der zuständigen Autorität und nach spezifischen Prozeduren, die von der kirchlichen Disziplin bestimmt worden sind, zusammengerufen ist und die auf unterschiedliche Weise auf der lokalen, regionalen und universalen Ebene das gesamte Volk Gottes unter dem Vorsitz der Bischöfe in kollegialer und hierarchischer Gemeinschaft mit dem Bischof von Rom einbeziehen, um über seinen Weg und über einzelne Fragestellungen zu urteilen sowie zu Entscheidungen und Orientierungen zu kommen mit dem Ziel, seine Sendung der Evangelisierung zu erfüllen“ (ITC 70.c).

31. Im Kontext der Ekklesiologie des Konzils, in Bezug auf das Volk Gottes, drückt der Begriff der Gemeinschaft die tiefgreifende Substanz des Geheimnisses und der Sendung der Kirche aus. Dieses Geheimnis hat seinen Ursprung und Höhepunkt in der Feier der Eucharistie, d. h. in der Vereinigung mit Gott, dem Dreifaltigen, und in der Einheit unter den Menschen, die in Christus durch den Heiligen Geist verwirklicht wird. Vor diesem Hintergrund ist die Synodalität „der spezifische Modus vivendi et operandi der Kirche als Gottesvolk, das seine Existenz als Gemeinschaft und Weggemeinschaft manifestiert und konkretisiert, indem es in der Versammlung zusammenkommt und indem alle seine Mitglieder aktiv an seinem Auftrag der Evangelisierung teilnehmen“ (ITC 6).

32. Die Synodalität ist kein Selbstzweck. Sie dient vielmehr der Sendung, die Christus der Kirche im Heiligen Geist anvertraut hat. Die Evangelisierung ist „die wesentliche Sendung der Kirche [...] Sie ist die Gnade und eigentliche Berufung der Kirche, ihre tiefste Identität“ (EN 14). Durch die Nähe zu allen ohne Ansehen der Person, durch Predigt und Lehre, durch die Taufe, die Eucharistiefeier und das Sakrament der Versöhnung antworten alle Ortskirchen und die gesamte Kirche konkret auf den Auftrag des Herrn, das Evangelium allen Völkern zu verkünden (vgl. Mt 28,19–20; Mk 16,15–16). Indem sie alle Charismen und Dienste würdigt, befähigt die Synodalität das Volk Gottes, Frauen und Männern an jedem Ort und zu jeder Zeit das Evangelium authentisch und wirksam zu verkünden und zu bezeugen, und wird so zu einem „sichtbaren Sakrament“ (LG 9) der von Gott gewollten Gemeinschaft und Einheit in Christus. Synodalität und Sendung sind eng miteinander verbunden: Die Sendung erhellt die Synodalität und die Synodalität spornt zur Sendung an.

33. Die Autorität der Hirten ist „eine besondere Gabe des Geistes von Christus, dem Haupt, zum Aufbau des ganzen Leibes“ (ITC 67). Diese Gabe ist an das Sakrament der Weihe gebunden, das die Hirten Christus, dem Haupt, Hirten und Diener, gleichgestaltet und sie in den Dienst des heiligen Volkes Gottes stellt, um die Apostolizität der Verkündigung zu wahren und die kirchliche Gemeinschaft auf allen Ebenen zu fördern. Die Synodalität bietet „den am besten geeigneten Interpretationsrahmen für das Verständnis des hierarchischen Dienstes selbst“ (Franziskus, Ansprache zum 50. Jahrestag der Einrichtung der Bischofssynode, 17. Oktober 2015) und ermöglicht den richtigen Kontext für das Verständnis des Auftrags, den Christus den Hirten im Heiligen Geist anvertraut. Die Synodalität lädt daher die gesamte Kirche, einschließlich derer, die Autorität ausüben, zur Bekehrung und Reform ein.

Einheit als Harmonie

34. „Der Mensch als Geschöpf geistiger Natur verwirklicht sich in den zwischenmenschlichen Beziehungen. Je echter er diese lebt, desto mehr reift auch seine eigene persönliche Identität. Nicht durch Absonderung bringt sich der Mensch selber zur Geltung, sondern wenn er sich in Beziehung zu den anderen und zu Gott setzt. Die Bedeutung solcher Beziehungen wird also grundlegend“ (Caritas in veritate 53). Eine synodale Kirche erkennen wir an blühenden zwischenmenschlichen Beziehungen, die aus der gegenseitigen Liebe hervorgehen, die das „neue Gebot“ darstellt, das Jesus seinen Jüngern hinterlassen hat (vgl. Joh 13,34–35). Die Kirche als „das von der Einheit des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes her geeinte Volk“ (LG 4) kann die Kraft der auf der Dreifaltigkeit gegründeten Beziehungen bezeugen, insbesondere dort, wo der Individualismus Kulturen und Gesellschaften durchdringt. Die Unterschiede, die in jeder christlichen Gemeinschaft in Bezug auf Alter, Berufung, Geschlecht, Beruf und soziale Zugehörigkeit bestehen, bieten die Möglichkeit, sich mit anderen auseinanderzusetzen, was für das persönliche Wachstum und die persönliche Reife unerlässlich ist.

35. Familien, die das Konzil als „Hauskirche“ (LG 11) bezeichnet, sind der herausragende Ort, an dem wir lernen, den Reichtum der Beziehungen zwischen Personen zu leben, die in ihrer Verschiedenheit in Bezug auf Charakter, Alter und Rolle vereint sind. In Familien lernen wir die grundlegenden Praktiken kennen, die für eine synodale Kirche erforderlich sind. Ungeachtet der Realität von Gebrochenheit und Leid, die Familien erleben, bleiben sie Orte, an denen wir lernen, die Gaben der Liebe, des Vertrauens, der Versöhnung, der Vergebung und des Verständnisses auszutauschen. Hier lernen wir, dass wir in unserer Würde gleich sind und für Gegenseitigkeit geschaffen wurden; dass wir gehört werden müssen und dass wir zuhören können. Hier lernen wir zuerst, gemeinsam zu urteilen und zu entscheiden, Autorität zu akzeptieren und auszuüben, die liebevoll und lebensspendend ist, und mitverantwortlich und rechenschaftspflichtig zu sein. Familien „vermenschlichen die Menschen durch die Beziehung des ‚Wir‘ und fördern gleichzeitig die legitimen Unterschiede jeder Person“ (Franziskus, Ansprache an die Päpstliche Akademie der Sozialwissenschaften, 29. April 2022).

36. Der synodale Prozess hat gezeigt, dass der Heilige Geist aus dem Volk Gottes ständig eine große Vielfalt an Charismen und Diensten hervorbringt. „Auch bei der Auferbauung des Leibes Christi waltet die Verschiedenheit der Glieder und der Aufgaben. Der eine Geist ist es, der seine vielfältigen Gaben gemäß seinem Reichtum und den Erfordernissen der Dienste zum Nutzen der Kirche austeilt (vgl. 1 Kor 12,11)“ (LG 7). Ebenso entstand der Wunsch, die Möglichkeiten zur Teilnahme und zur Ausübung differenzierter Mitverantwortung aller Getauften, Männer und Frauen, zu erweitern. In dieser Hinsicht war jedoch die mangelnde Beteiligung so vieler Mitglieder des Volkes Gottes an diesem Weg der kirchlichen Erneuerung eine Quelle der Traurigkeit. Es herrschte auch ein Gefühl der Traurigkeit über die weit verbreiteten Schwierigkeiten innerhalb der Kirche, blühende Beziehungen zwischen Männern und Frauen, zwischen verschiedenen Generationen und zwischen Einzelpersonen und Gruppen mit unterschiedlichen kulturellen Identitäten und sozialen Bedingungen vollständig zu leben. In dieser Hinsicht muss den verarmten Menschen und den Ausgegrenzten besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden.

37. Darüber hinaus hat der synodale Prozess das geistliche Erbe der Ortskirchen, in denen und aus denen die katholische Kirche besteht, und die Notwendigkeit, ihre Erfahrungen zu vereinen, hervorgehoben. Aufgrund der Katholizität „bringen die einzelnen Teile ihre eigenen Gaben den übrigen Teilen und der ganzen Kirche hinzu ..., die Gemeinschaft miteinander halten und zur Fülle in Einheit zusammenwirken“ (LG 13). Der Dienst des Nachfolgers Petri „wahrt legitime Unterschiede und achtet zugleich darauf, dass das Besondere der Einheit nicht nur nicht schadet, sondern ihr förderlich ist“ (LG 13, vgl. AG 22).

38. Die ganze Kirche bestand schon immer aus einer Vielzahl von Völkern und Sprachen sowie aus Ortskirchen. Diese Ortskirchen wiederum besaßen seit jeher ihre eigenen Riten und Disziplinen sowie ihr eigenes theologisches und geistliches Erbe, ebenso wie ihre eigenen Berufungen, Charismen und Dienste zur Förderung des Gemeinwohls. Die Einheit in der Vielfalt wird durch Christus, den Eckstein, und den Heiligen Geist, die Quelle aller Harmonie, verwirklicht. Diese Einheit in der Vielfalt ist genau das, was mit der Katholizität der Kirche gemeint ist. Die Vielzahl der Kirchen sui iuris (1), deren Reichtum im Rahmen des Synodenprozesses hervorgehoben wurde, ist ein Zeichen dieser Katholizität. Die Versammlung bittet darum, dass wir den Weg der Begegnung, des gegenseitigen Verständnisses und des Austauschs von Gaben fortsetzen, die die Gemeinschaft einer Kirche der Kirchen nähren.

(1) [Der Status der katholischen Ostkirchen sui iuris ist durch zwei wesentliche Merkmale gekennzeichnet: ein erhebliches Maß an Autonomie in Bezug auf das Petrusamt, das für jede Art von Kirche (patriarchalisch, erzbischöflich, metropolitan oder minder) unterschiedlich ist, und die gegenseitige und vollständige Unabhängigkeit der Gerichtsbarkeit jeder Kirche sui iuris, einschließlich der lateinischen Kirche. Die katholischen Ostkirchen sui iuris sind der gesamten lateinischen Kirche gleichgestellt, die nicht mit der gesamten katholischen Kirche gleichgesetzt werden kann. Eine Ortskirche einer Kirche sui iuris kann keine ordentliche Jurisdiktion über eine gesamte andere Kirche sui iuris haben (vgl. CCEO can. 175).]

39. Die synodale Erneuerung fördert die Wertschätzung der lokalen Kontexte als Ort, an dem sich der universelle Ruf Gottes manifestiert und erfüllt. Es ist ein Ruf, Teil des Volkes Gottes zu sein und an jenem Reich Gottes teilzuhaben, das „Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist“ (Röm 14,17) ist. Auf diese Weise wird es den verschiedenen Kulturen ermöglicht, die Einheit zu erfassen, die ihrer Vielfalt zugrunde liegt, und sich der Aussicht auf einen Austausch von Gaben zu öffnen. „Die Einheit der Kirche ist nicht Uniformität, sondern die organische Verschmelzung legitimer Verschiedenheiten“ (NMI 46). Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, die Heilsbotschaft auszudrücken. Dies hilft zu vermeiden, dass diese Botschaft auf ein einziges Verständnis des Lebens der Kirche und der theologischen, liturgischen, pastoralen und disziplinären Formen, die sie annimmt, reduziert wird.

40. Die Wertschätzung von Kontexten, Kulturen und Verschiedenheiten sowie der Beziehungen zwischen ihnen ist der Schlüssel, um als synodal-missionarische Kirche zu wachsen und sich, vom Heiligen Geist geleitet, auf die sichtbare Einheit der Christen zuzubewegen. Wir bekräftigen die Verpflichtung der katholischen Kirche, den ökumenischen Weg mit anderen Christen fortzusetzen und zu intensivieren, kraft unserer gemeinsamen Taufe und als Antwort auf den Ruf, die Gemeinschaft und Einheit unter den Jüngern zu leben, für die Christus beim Letzten Abendmahl gebetet hat (vgl. Joh 17,20–26). Die Versammlung begrüßt mit Freude und Dankbarkeit die Fortschritte in den ökumenischen Beziehungen der vergangenen sechzig Jahre sowie die Dialogdokumente und Erklärungen, die den gemeinsamen Glauben zum Ausdruck bringen. Die Teilnahme der ökumenischen Delegierten hat die Beratungen der Versammlung bereichert, und wir freuen uns auf die nächsten Schritte auf dem Weg zur vollen Gemeinschaft durch die Einbeziehung der Früchte des ökumenischen Weges in die kirchliche Praxis.

41. An jedem Ort der Erde leben Christen Seite an Seite mit Menschen, die nicht getauft sind, aber Gott durch die Ausübung einer anderen Religion dienen. Wir beten in der Liturgie des Karfreitags feierlich für sie und bemühen uns gemeinsam mit ihnen, eine bessere Welt aufzubauen, indem wir den einen Gott anflehen, die Welt von den Übeln zu befreien, die sie heimsuchen. Dialog, Begegnung und Austausch von Gaben, die für eine synodale Kirche typisch sind, sind Aufrufe, sich für Beziehungen zu anderen religiösen Traditionen zu öffnen, mit dem Ziel, „Freundschaft, Frieden, Harmonie und das Teilen moralischer und spiritueller Werte und Erfahrungen in einem Geist der Wahrheit und Liebe zu etablieren“ (Katholische Bischofskonferenz von Indien, Antwort der Kirche in Indien auf die Herausforderungen der Gegenwart, 9. März 2016, zitiert in FT 271). In einigen Regionen werden Christen, die sich für den Aufbau enger Beziehungen zu Angehörigen anderer Religionen einsetzen, verfolgt. Die Versammlung ermutigt sie, in ihren Bemühungen und mit einem Gefühl der Hoffnung auszuharren.

42. Die Pluralität der Religionen und Kulturen, die Vielfalt der spirituellen und theologischen Traditionen, die Verschiedenheit der Gaben des Geistes und der Aufgaben der Gemeinschaft sowie die Verschiedenheit von Alter, Geschlecht und sozialer Zugehörigkeit innerhalb der Kirche sind eine Einladung an jeden Menschen, sich mit seinen eigenen unbewussten Vorurteilen auseinanderzusetzen, der Versuchung zu widerstehen, im Mittelpunkt zu stehen, und sich für die Akzeptanz anderer Perspektiven zu öffnen. Jeder kann einen besonderen und unverzichtbaren Beitrag zur Erfüllung unserer gemeinsamen Aufgabe leisten. Die synodale Kirche kann mit dem Bild eines Orchesters beschrieben werden: Die Vielfalt der Instrumente ist notwendig, um der Schönheit und Harmonie der Musik Leben zu verleihen, in der die Stimme jedes Einzelnen ihre eigenen Besonderheiten im Dienst der gemeinsamen Aufgabe bewahrt. So manifestiert sich die Harmonie, die der Geist in der Kirche bewirkt, der Geist, der die Harmonie in Person ist (vgl. Basilius der Große, Über Psalm 29,1; Über den Heiligen Geist, XVI,38).

Synodale Spiritualität

43. Die Synodalität ist zuerst einmal eine geistliche Haltung. Sie durchdringt das tägliche Leben der Getauften sowie jeden Aspekt der Sendung der Kirche. Eine synodale Spiritualität entspringt dem Wirken des Heiligen Geistes und erfordert das Hören auf das Wort Gottes, Kontemplation, Stille und Bekehrung des Herzens. Wie der Papst in seiner Eröffnungsansprache der zweiten Sitzung sagte, „ist der Heilige Geist ein sicherer Führer und unsere erste Aufgabe ist es, zu lernen, seine Stimme zu hören, da er durch jeden und in allen Dingen spricht“. Eine Spiritualität der Synodalität erfordert auch Askese, Demut, Geduld und die Bereitschaft, zu vergeben und Vergebung zu empfangen. Sie begrüßt mit Dankbarkeit und Demut die Vielfalt der Gaben und Aufgaben, die vom Heiligen Geist für den Dienst des einen Herrn verteilt werden (vgl. 1 Kor 12,4–5). Dies geschieht ohne Ehrgeiz, Neid oder den Wunsch nach Herrschaft oder Kontrolle, indem man dieselbe Haltung wie Christus pflegt, der „sich entäußerte und wie ein Sklave wurde“ (Phil 2,7). Wir erkennen die Früchte einer Spiritualität der Synodalität, wenn das tägliche Leben der Kirche von Einheit und Harmonie in der Vielfalt geprägt ist. Niemand kann auf dem Weg einer authentischen Spiritualität allein voranschreiten. Wir brauchen Begleitung und Unterstützung, einschließlich Ausbildung und geistlicher Leitung, sowohl als Einzelpersonen als auch als Gemeinschaft.

44. Die Erneuerung der christlichen Gemeinschaft ist nur möglich, wenn man den Vorrang der Gnade anerkennt. Wenn es an geistlicher Tiefe sowohl auf persönlicher als auch auf gemeinschaftlicher Ebene mangelt, wird die Synodalität auf organisatorische Zweckmäßigkeit reduziert. Wir sind nicht nur dazu berufen, die Früchte einer persönlichen spirituellen Erfahrung in gemeinschaftliche Prozesse umzusetzen. Wir sind auch aufgerufen, tiefer zu erfahren, wie die Ausübung des neuen Gebots der gegenseitigen Liebe der Ort und die Form einer authentischen Begegnung mit Gott ist. In diesem Sinne trägt die synodale Perspektive, indem sie sich auf das reiche spirituelle Erbe der Tradition stützt, zur Erneuerung ihrer Formen bei: mit einem zur Teilnahme offenen Gebet, mit einer gemeinsam gelebten Unterscheidung und einer missionarischen Kraft, die aus dem Teilen entsteht und als Dienst wirkt.

45. Das Gespräch im Geist ist ein Werkzeug, das trotz seiner Grenzen ein authentisches Zuhören ermöglicht, um zu erkennen, was „der Geist der Kirche“ (Apg 2,7) sagt. Seine Praxis hat Freude, Ehrfurcht und Dankbarkeit hervorgerufen und wurde als ein Weg der Erneuerung erlebt, der Einzelpersonen, Gruppen und die Kirche verändert. Das Wort „Gespräch“ drückt mehr als nur einen Dialog aus: Es verwebt Denken und Fühlen und schafft einen gemeinsamen Lebensraum. Deshalb können wir sagen, dass im Gespräch Bekehrung im Spiel ist. Dies ist eine anthropologische Realität, die in verschiedenen Völkern und Kulturen zu finden ist, die sich in Solidarität versammeln, um für die Gemeinschaft lebenswichtige Angelegenheiten zu besprechen und zu entscheiden. Die Gnade bringt diese menschliche Erfahrung zum Tragen. „Im Geist“ zu sprechen bedeutet, die Erfahrung des Teilens im Licht des Glaubens zu leben und in einer authentischen, vom Evangelium geprägten Atmosphäre, in der die unverwechselbare Stimme des Heiligen Geistes gehört werden kann, nach Gottes Willen zu suchen.

46. Das Bedürfnis innerhalb der Kirche nach Heilung, Versöhnung und Wiederherstellung des Vertrauens hat sich in jeder Phase des synodalen Prozesses bemerkbar gemacht, insbesondere angesichts so vieler Skandale im Zusammenhang mit verschiedenen Arten von Missbrauch. Das wurde auch angesichts ähnlicher Missbräuche in der Gesellschaft deutlich. Die Kirche ist aufgerufen, die Tatsache, dass wir einander in Christus durch die Taufe anvertraut sind, in den Mittelpunkt ihres Lebens und Handelns zu stellen. Das Anerkennen dieser tiefen Wirklichkeit wird zu einer heiligen Pflicht, die uns befähigt, Fehler zu erkennen und Vertrauen wiederherzustellen. Das Volk Gottes hat die missionarische Verpflichtung, diesen Weg in unserer Welt zu gehen, und wir müssen die Gabe, dies zu tun, von oben erbitten. Diesen Weg zu gehen, ist auch ein Akt der Gerechtigkeit. Der Wunsch, dies zu tun, ist die Frucht der synodalen Erneuerung.

Synodalität als Prophetie in der heutigen Welt

47. Wenn der synodale Stil in Demut praktiziert wird, befähigt er die Kirche, in der heutigen Welt eine prophetische Stimme zu sein. „Eine synodale Kirche ist wie ein erhabenes Banner unter den Völkern (vgl. Jes 11,12)“ (Franziskus, Ansprache zum 50. Jahrestag der Einrichtung der Bischofssynode, 17. Oktober 2015). Wir leben in einer Zeit, die von immer größeren Ungleichheiten, wachsender Enttäuschung über traditionelle Regierungsmodelle, Ernüchterung über das Funktionieren der Demokratie, zunehmenden autokratischen und diktatorischen Tendenzen und der Vorherrschaft des Marktmodells ohne Rücksicht auf die Verletzlichkeit der Menschen und der Schöpfung geprägt ist. Die Versuchung kann darin bestehen, Konflikte mit Gewalt statt durch Dialog zu lösen. Authentische Praktiken der Synodalität ermöglichen es Christen, eine kritische und prophetische Stimme gegenüber der vorherrschenden Kultur zu sein. Auf diese Weise können wir einen besonderen Beitrag zur Suche nach Antworten auf viele Herausforderungen leisten, mit denen unsere heutigen Gesellschaften beim Aufbau des Gemeinwohls konfrontiert sind.

48. Die synodale Art, Beziehungen zu leben, kann Zeugnis für das tiefe menschliche Bedürfnis ablegen, in einer bestimmten, konkreten Gemeinschaft willkommen geheißen und anerkannt zu werden. Die Praxis der Synodalität ist eine Herausforderung für die wachsende Isolation der Menschen und den kulturellen Individualismus, den auch die Kirche oft übernommen hat, und sie ruft uns zu gegenseitiger Fürsorge, gegenseitiger Verbundenheit und Mitverantwortung für das Gemeinwohl auf. Ebenso stellt sie übertriebene Formen eines sozialen Kommunitarismus infrage, der die Menschen unterdrückt und ihnen nicht erlaubt, Subjekte ihrer eigenen Entwicklung zu sein. Die Bereitschaft, allen zuzuhören, insbesondere den Armen, steht in krassem Gegensatz zu einer Welt, in der die Konzentration von Macht dazu neigt, die Armen, die Ausgegrenzten, die Minderheiten und die Erde, unser gemeinsames Haus, zu missachten. Sowohl die Synodalität als auch die integrale Ökologie beziehen sich auf den Charakter der Relationalität und bestehen darauf, dass wir das pflegen, was uns verbindet; deshalb entsprechen und ergänzen sie sich gegenseitig in Bezug darauf, wie die Sendung der Kirche in der heutigen Welt gelebt wird.

Teil II – Gemeinsam im gleichen Boot

Die Umkehr in den Beziehungen

Simon Petrus, Thomas, genannt Didymus, Natanael aus Kana in Galiläa, die Söhne des Zebedäus und zwei andere von seinen Jüngern waren zusammen. Simon Petrus sagte zu ihnen: „Ich gehe fischen.“ Sie sagten zu ihm: „Wir kommen auch mit.“ (Joh 21,2–3).

49. Am See Genezareth hat alles begonnen. Petrus, Andreas, Jakobus und Johannes hatten das Boot und die Netze zurückgelassen, um Jesus nachzufolgen. Nach Ostern brachen sie auf denselben See hinaus wieder auf. In der Nacht hört man am Ufer ein Gespräch: „Ich gehe fischen.“ „Wir kommen mit dir.“ So begann auch die Synodenreise: Wir hörten die Einladung des Nachfolgers Petri und nahmen sie an; wir brachen mit ihm auf und folgten seiner Führung. Wir beteten, dachten nach, rangen miteinander und führten miteinander Gespräche. Vor allem aber haben wir erfahren, dass es die Beziehungen sind, die die Lebendigkeit der Kirche erhalten und ihre Strukturen beleben. Eine synodale Kirche der Sendung muss das eine und das andere erneuern.

Neue Beziehungen

50. Während des gesamten Weges der Synode und an jedem Ort und in jedem Kontext wurde der Ruf nach einer Kirche laut, die eine größere Fähigkeit besitzt, Beziehungen zu pflegen: mit dem Herrn, zwischen Männern und Frauen, in der Familie, in der örtlichen Gemeinschaft, zwischen sozialen Gruppen und Religionen, mit der Erde selbst. Viele Teilnehmer waren erfreut und überrascht, als sie gebeten wurden, sich dieser Reise anzuschließen und als sie die Gelegenheit erhielten, ihre Stimme in der Gemeinschaft zu Gehör zu bringen. Leider mussten andere weiterhin den Schmerz ertragen, sich aufgrund ihrer ehelichen Situation, Identität oder Sexualität ausgeschlossen oder verurteilt zu fühlen. Der Wunsch nach echteren und bedeutungsvolleren Beziehungen ist nicht nur ein authentisches Verlangen, zu einer eng verbundenen Gruppe zu gehören, sondern kann auch ein tiefes Gefühl des Glaubens widerspiegeln. Die evangeliumsgemäße Qualität von Beziehungen in einer Gemeinschaft ist entscheidend für das Zeugnis, das das Volk Gottes in der Geschichte ablegen soll. „Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt“ (Joh 13,35). Das beredtste Zeichen für das Wirken des Heiligen Geistes in der Gemeinschaft der Jünger ist die Einladung zur Beziehung zu den Bedürftigsten, die aus einer Erneuerung der Gnade hervorgeht und mit der Lehre Jesu übereinstimmt. Um eine synodale Kirche zu sein, müssen wir uns einer echten beziehungsorientierten Bekehrung öffnen, die die Prioritäten jedes Einzelnen neu ausrichtet, und wir müssen aus dem Evangelium wieder lernen, dass die Pflege von Beziehungen nicht nur eine Strategie oder ein Instrument für eine größere organisatorische Effektivität ist. Beziehungen und Bindungen sind das Mittel, durch das Gott der Vater sich in Jesus und im Geist offenbart hat. Wenn unsere Beziehungen, selbst in ihrer Zerbrechlichkeit, die Gnade Christi, die Liebe des Vaters und die Gemeinschaft des Geistes durchscheinen lassen, bezeugen wir mit unserem Leben unseren Glauben an Gott, den Dreifaltigen.

51. Wir sollten daher auf die Evangelien schauen, um uns den Weg der Bekehrung zu skizzieren, den wir beschreiten müssen, und nach und nach lernen, die Praktiken Jesu zu unseren eigenen zu machen. Die Evangelien stellen uns einen Herrn vor, der oft „den Menschen zuhört, die auf den Straßen des Heiligen Landes nach Hirten suchen“ (DTC 11). Jesus schickte nie jemanden weg, ohne anzuhalten, um ihm zuzuhören und mit ihm zu sprechen, ob Mann oder Frau, Jude oder Heide, Arzt oder Zöllner, Gerechter oder Sünder, Bettler, Blinder, Aussätziger oder Kranker. Indem er den Menschen dort begegnete, wo ihre Geschichte und ihre persönliche Freiheit sie hingeführt hatten, offenbarte er ihnen das Angesicht des Vaters. Indem er den Nöten und dem Glauben derer, denen er begegnete, aufmerksam zuhörte und mit Worten und Gesten darauf einging, erneuerte er ihr Leben und öffnete den Weg zu geheilten Beziehungen. Jesus ist der Messias, der „selbst Taube hören und Stumme sprechen lässt“ (Mk 7,37). Er bittet uns, seine Jünger, dasselbe zu tun, und durch die Gnade des Heiligen Geistes werden wir fähig, dies zu tun, indem wir unsere Herzen an die Seinen anpassen: Nur „das Herz ermöglicht jede echte Bindung, denn eine Beziehung, die nicht mit dem Herzen gestaltet wird, ist nicht in der Lage, die Fragmentierung des Individualismus zu überwinden“ (DN 17). Wenn wir unseren Schwestern und Brüdern zuhören, nehmen wir an der Art und Weise teil, wie Gott in Jesus Christus jedem von uns begegnet.

52. Das Bedürfnis nach Bekehrung betrifft definitiv die Beziehungen zwischen Männern und Frauen. Die Dynamik von Beziehungen ist in unsere Natur als Geschöpfe eingeschrieben. Der Unterschied zwischen den Geschlechtern bildet die Grundlage menschlicher Beziehungen. „Gott erschuf den Menschen als sein Abbild [...] Männlich und weiblich erschuf er sie“ (Gen 1,27). Die Ungleichheit zwischen Männern und Frauen ist nicht Teil von Gottes Plan. In der neuen Schöpfung wird dieser Unterschied im Licht der Würde der Taufe neu betrachtet: „Ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus (als Gewand) angezogen. Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht männlich und weiblich; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus“ (Gal 3,27–28). Unsere Berufung als Christen besteht darin, diese Verschiedenheit, die ein Geschenk Gottes und eine Quelle des Lebens ist, an jedem Ort und in jedem Kontext anzunehmen und zu respektieren. Wir geben Zeugnis vom Evangelium, wenn wir versuchen, in Beziehungen zu leben, die die gleiche Würde und Gegenseitigkeit von Männern und Frauen respektieren. Das vielfach zum Ausdruck gebrachte Leid und der Schmerz vieler Frauen aus allen Regionen und Kontinenten, sowohl von Laiinnen als auch von Ordensfrauen, während des synodalen Prozesses zeigen, wie oft wir dieser Vision nicht gerecht werden.

In einer Pluralität von Kontexten

53. Der Ruf zu erneuerten Beziehungen im Herrn Jesus gedeiht in den verschiedenen Kontexten, in denen seine Jünger leben und die Mission der Kirche erfüllen. Die Pluralität der Kulturen erfordert, dass die Einzigartigkeit jedes kulturellen Kontextes berücksichtigt wird. Die Interaktion von Menschen aus unterschiedlichen kulturellen Kontexten kann jedoch auch zu verzerrten Beziehungen führen, die nicht mit dem Evangelium übereinstimmen. Im Laufe der Geschichte haben sich Beziehungsstörungen zu Strukturen der Sünde entwickelt (vgl. SRS 36), die wiederum die Denkund Handlungsweise der Menschen prägen. Insbesondere schaffen Strukturen der Sünde Hindernisse und erzeugen Angst. Wir müssen uns diesen stellen, um uns auf den Weg zur Umkehr der Beziehungen im Lichte des Evangeliums zu machen.

54. Die Übel, die unsere Welt plagen, einschließlich Kriege und bewaffnete Konflikte, und die Illusion, dass gerechter Frieden durch Gewalt erreicht werden kann, sind in diesen Dynamiken verwurzelt. Genauso zerstörerisch ist der Glaube, dass die gesamte Schöpfung, und dazu gehören auch die Menschen selbst, nach Belieben für Profit ausgebeutet werden kann. Eine Folge dieser Realität ist die Schaffung von Barrieren, die sogar christliche Gemeinschaften spalten und zu Ungleichheiten führen, wodurch einige Möglichkeiten haben, die anderen verwehrt bleiben. Dies sind Ungleichheiten wie zwischen Männern und Frauen, rassistische Vorurteile, Kastentrennung, Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen, Verletzung der Rechte von Minderheiten aller Art und die mangelnde Bereitschaft, Migranten aufzunehmen. Selbst unsere Beziehung zu unserer Mutter und Schwester Erde (vgl. LS 1) trägt das Zeichen eines Bruchs, der das Leben unzähliger Gemeinschaften, insbesondere der Ärmsten, wenn nicht ganzer Völker und vielleicht der gesamten Menschheit, gefährdet. Die radikalste und dramatischste Ablehnung ist die des menschlichen Lebens selbst; dies führt zur Ablehnung des Ungeborenen sowie der älteren Menschen.

55. Viele der Übel, die unsere Welt heimsuchen, sind auch in der Kirche sichtbar. Die Missbrauchskrise mit ihren verschiedenen und tragischen Erscheinungsformen hat den Opfern und Überlebenden sowie ihren Gemeinschaften unsägliches und oft anhaltendes Leid gebracht. Die Kirche muss mit besonderer Aufmerksamkeit und Sensibilität auf die Stimme der Opfer und Überlebenden von Missbrauch hören. Dies umfasst sexuellen, spirituellen, wirtschaftlichen und institutionellen Missbrauch sowie den Missbrauch von Macht und Gewissen durch Mitglieder des Klerus oder Personen, die kirchliche Ämter innehaben. Authentisches Zuhören ist ein grundlegender Aspekt auf dem Weg zu Heilung, Reue, Gerechtigkeit und Versöhnung. In einer Zeit, die von einer globalen Vertrauenskrise geprägt ist, die die Menschen dazu bringt, in Misstrauen und Argwohn zu leben, muss die Kirche ihre eigenen Unzulänglichkeiten eingestehen. Sie muss demütig um Vergebung bitten, sich um die Opfer kümmern, für Präventivmaßnahmen sorgen und sich im Herrn bemühen, das gegenseitige Vertrauen wiederherzustellen.

56. Das Zuhören gegenüber denen, die unter Ausgrenzung und Marginalisierung leiden, stärkt das Bewusstsein der Kirche, dass die Übernahme der Last verletzter Beziehungen Teil ihrer Mission ist. Die Kirche tut dies, damit der Herr, der Lebendige, sie heilen kann. Nur so kann die Kirche „gleichsam das Sakrament, das heißt Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit“ (LG 1) sein. Gleichzeitig ermöglicht die Offenheit gegenüber der Welt die Entdeckung, dass der Geist die Samen des Evangeliums in jedem Winkel des Planeten, in jeder Kultur und in jeder menschlichen Gruppe gesät hat. Diese Samen tragen Früchte in der Fähigkeit, gesunde Beziehungen zu leben, gegenseitiges Vertrauen und Vergebung zu kultivieren und die Angst vor Vielfalt zu überwinden. Sie beleben auch aufnahmebereite Gemeinschaften, fördern eine Wirtschaft, die die Menschen und den Planeten respektiert, und führen nach Konflikten zur Versöhnung. Die Geschichte hinterlässt uns ein Erbe von Konflikten, die manchmal im Namen der Religion geführt wurden und die Glaubwürdigkeit der Religionen selbst untergraben. Der Skandal der Spaltung zwischen christlichen Gemeinschaften und die Feindseligkeit zwischen Schwestern und Brüdern, die die gleiche Taufe empfangen haben, haben viel Leid verursacht. Die erneute Erfahrung der ökumenischen Dynamik, die den Weg der Synode kennzeichnet, öffnet den Weg zur Hoffnung.

Charismen, Berufungen und Dienste für die Sendung

57. Christen sind dazu berufen, als Einzelne und als Teil einer Gemeinschaft Frucht zu bringen, indem sie die Gaben, die ihnen gegeben wurden, miteinander teilen und Zeugen des Evangeliums sind. „Es gibt verschiedene Gnadengaben, aber nur den einen Geist. Es gibt verschiedene Dienste, aber nur den einen Herrn. Es gibt verschiedene Kräfte, die wirken, aber nur den einen Gott: Er bewirkt alles in allem. Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt“ (1 Kor 12,4–7). In der christlichen Gemeinschaft sind alle Getauften mit Gaben beschenkt, die sie entsprechend ihrer Berufung miteinander teilen können. Die verschiedenen kirchlichen Berufungen sind zahlreich, drücken jedoch alle den einen Ruf zur Heiligkeit und Sendung aus, der mit der Taufe verbunden ist. Die Vielfalt der Charismen, die aus der Freiheit des Heiligen Geistes hervorgeht, zielt darauf ab, den kirchlichen Leib Christi zu vereinen (vgl. LG 32) und die Sendung an verschiedenen Orten und in verschiedenen Kulturen zu fördern (vgl. LG 12). Diese Gaben sind nicht das ausschließliche Eigentum derer, die sie empfangen und nutzen, noch sind sie ausschließlich für ihren persönlichen Nutzen oder den einer Gruppe bestimmt. Sie sind für das Gedeihen des Lebens der christlichen Gemeinschaft bestimmt, einschließlich der seelsorgerischen Betreuung von Berufungen, und für die Entwicklung der Gesellschaft als Ganzes.

58. Jede und jeder Getaufte, Mann oder Frau, antwortet auf Anforderungen an die Sendung in den Kontexten, in denen sie oder er lebt und arbeitet, entsprechend ihrer und seiner Veranlagung und ihrer und seinen Fähigkeiten. Dies zeigt die Freiheit des Geistes bei der Verleihung der Gaben Gottes. Aufgrund dieser Dynamik im Geist entdeckt das Volk Gottes, indem es auf die Wirklichkeit hört, in der es lebt, neue Formen des Engagements und neue Wege, um seine Mission zu erfüllen. Die Christen – jeder entsprechend seiner unterschiedlichen Rolle in der Familie und in anderen Lebensbereichen; am Arbeitsplatz und im Beruf; zivil, politisch, sozial oder ökologisch engagiert; bei der Entwicklung einer vom Evangelium inspirierten Kultur, einschließlich der Evangelisierung der digitalen Welt – gehen die Wege der Welt entsprechend ihrer Lebenssituation und verkünden das Evangelium, gestützt auf die Gaben des Geistes.

59. Dabei bitten sie die Kirche, sie nicht im Stich zu lassen, sondern ihnen zu helfen, zu verstehen, dass sie gesandt und in ihrer Sendung unterstützt werden. Sie bitten darum, durch das Brot des Wortes und der Eucharistie sowie durch die familiären Bindungen der Gemeinschaft genährt zu werden. Sie bitten darum, dass ihr Engagement als das anerkannt wird, was es ist: Handeln der Kirche im Lichte des Evangeliums und nicht nur eine persönliche Entscheidung. Schließlich bitten sie die Gemeinschaft, diejenigen zu begleiten, die durch ihr Zeugnis vom Evangelium angezogen wurden. In einer synodalen Kirche der Sendung werden die Gemeinden unter der Leitung ihrer Hirten in der Lage sein, Menschen auszusenden und diejenigen zu unterstützen, die sie ausgesandt haben. Die Gemeinden werden sich daher in erster Linie dem Dienst einer Sendung widmen, die die Gläubigen innerhalb der Gesellschaft, in der Familie und im Arbeitsleben ausüben. Sie werden sich daher nicht ausschließlich auf die Aktivitäten konzentrieren, die innerhalb ihrer eigenen Gemeinschaften stattfinden, und auf ihre eigenen organisatorischen Bedürfnisse.

60. Aufgrund der Taufe haben Frauen und Männer als Mitglieder des Volkes Gottes die gleiche Würde. Frauen stoßen jedoch weiterhin auf Hindernisse, wenn es darum geht, ihre Charismen, ihre Berufung und ihre Rolle in allen verschiedenen Bereichen des kirchlichen Lebens umfassender anzuerkennen. Dies geht zu Lasten des Dienstes an der gemeinsamen Sendung der Kirche. Die Heilige Schrift bezeugt die herausragende Rolle vieler Frauen in der Heilsgeschichte. Einer Frau, Maria Magdalena, wurde die erste Verkündigung der Auferstehung anvertraut. Am Pfingsttag war Maria, die Mutter Gottes, anwesend, begleitet von vielen anderen Frauen, die dem Herrn nachgefolgt waren. Es ist wichtig, dass die Schriftstellen, die diese Geschichten erzählen, in den liturgischen Leseordnungen angemessenen Raum finden. Entscheidende Wendepunkte in der Kirchengeschichte bestätigen den wesentlichen Beitrag von Frauen, die vom Geist bewegt wurden. Frauen stellen die Mehrheit der Kirchgänger dar und sind oft die ersten Glaubenszeugen in den Familien. Sie sind aktiv am Leben kleiner christlicher Gemeinschaften und Pfarreien beteiligt. Sie leiten Schulen, Krankenhäuser und Unterkünfte. Sie führen Initiativen zur Versöhnung, zur Förderung der Menschenwürde und der sozialen Gerechtigkeit an. Frauen tragen zur theologischen Forschung bei und sind in verantwortlichen Positionen in kirchlichen Institutionen, in Diözesankurien und in der Römischen Kurie vertreten. Es gibt Frauen, die Autoritätspositionen innehaben und ihre Gemeinschaften leiten. Diese Versammlung fordert die vollständige Umsetzung aller Möglichkeiten, die bereits im kanonischen Recht in Bezug auf die Rolle der Frau vorgesehen sind, insbesondere an den Stellen, an denen sie noch nicht ausreichend umgesetzt sind. Es gibt keine Gründe, die Frauen daran hindern sollten, Führungsrollen in der Kirche zu übernehmen: Was vom Heiligen Geist kommt, kann nicht aufgehalten werden. Darüber hinaus bleibt die Frage des Zugangs von Frauen zum diakonischen Amt offen. Diese Unterscheidung muss weitergehen. Die Versammlung fordert außerdem, dass der Sprache und den Bildern, die in Predigten, im Unterricht, in der Katechese und bei der Ausarbeitung offizieller kirchlicher Dokumente verwendet werden, mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird, indem den Beiträgen weiblicher Heiliger, Theologinnen und Mystikerinnen mehr Raum gegeben wird.

61. Innerhalb der christlichen Gemeinschaft sollte Kindern besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Kinder brauchen nicht nur Begleitung in ihrem Wachstum, sondern sie haben auch der Gemeinschaft der Gläubigen viel zu geben. Als die Apostel untereinander darüber streiten, wer der Größte ist, stellt Jesus ein Kind in den Mittelpunkt und präsentiert das Kind als Kriterium für den Eintritt in das Königreich (vgl. Mk 9,33–37). Die Kirche kann nicht synodal sein ohne den Beitrag der Kinder, die Träger eines missionarischen Potenzials sind, das es zu schätzen gilt. Die Stimme des Kindes wird von der Gemeinschaft gebraucht. Wir müssen den Kindern zuhören und uns dafür einsetzen, dass alle in der Gesellschaft ihnen zuhören, insbesondere diejenigen, die politische und pädagogische Verantwortung tragen. Eine Gesellschaft, die nicht in der Lage ist, Kinder willkommen zu heißen und für sie zu sorgen, ist eine kranke Gesellschaft. Das Leid, das viele Kinder aufgrund von Krieg, Armut und Vernachlässigung, Missbrauch und Menschenhandel erfahren, ist ein Skandal, der sowohl den Mut erfordert, ihr Leid anzuprangern, als auch ein ernsthaftes Engagement für Solidarität.

62. Auch junge Menschen leisten einen Beitrag zur synodalen Erneuerung der Kirche. Sie sind sich der Werte der Gemeinschaft und des Teilens sehr bewusst, lehnen jedoch Paternalismus oder autoritäre Einstellungen ab. Manchmal kann ihre Haltung gegenüber der Kirche kritisch wirken, doch oft manifestiert sie sich positiv als persönliches Engagement für die Schaffung einer einladenden Gemeinschaft, die sich dem Kampf gegen soziale Ungerechtigkeit und der Pflege unseres gemeinsamen Hauses verschrieben hat. Die Bitte, die sie auf der Synode über junge Menschen 2018 geäußert haben, „im Alltag gemeinsam zu gehen“, entspricht genau der Vision einer synodalen Kirche. Aus diesem Grund ist es von grundlegender Bedeutung, dass wir ihnen eine behutsame und geduldige Begleitung zusichern; insbesondere der Vorschlag einer „Begleitungserfahrung im Hinblick auf die Unterscheidung“, der dank ihres Beitrags entstanden ist, verdient es, erneut aufgegriffen zu werden. Er sieht eine Begleitung gemeinsam mit Erziehern vor, ein apostolisches Engagement im Dienst der Bedürftigsten und das Angebot einer Spiritualität, die im Gebet und im sakramentalen Leben verwurzelt ist (vgl. Schlussdokument der XV. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode, „Jugendliche, Glaube und Berufungsunterscheidung“, 161).

63. Bei der Förderung der Mitverantwortung für die Sendung aller Getauften erkennen wir die apostolischen Fähigkeiten von Menschen mit Behinderungen an, die sich als aktive Akteure der Evangelisierung berufen und gesandt fühlen. Wir schätzen den Beitrag, der aus dem immensen Reichtum an Menschlichkeit stammt, den sie mitbringen. Wir erkennen ihre Erfahrungen von Leid, Ausgrenzung und Diskriminierung an, die sie manchmal sogar innerhalb der christlichen Gemeinschaft selbst erlitten haben aufgrund von Versuchen, Mitgefühl zu zeigen, die paternalistisch sein können. Um ihre Teilnahme am Leben und an der Sendung der Kirche zu fördern, schlagen wir die Einrichtung eines kirchlichen Forschungszentrums für Behinderung vor.

64. Unter den Berufungen, die die Kirche bereichern, sticht die der Eheleute hervor. Das Zweite Vatikanische Konzil lehrt, dass sie „in ihrem Lebensstand und in ihrer Ordnung ihre eigene Gabe im Gottesvolk“ (LG 11) haben. Das Sakrament der Ehe weist ihnen eine besondere Sendung zu, die zugleich das Leben der Familie, den Aufbau der Kirche und das Engagement in der Gesellschaft betrifft. Insbesondere ist in den vergangenen Jahren das Bewusstsein gewachsen, dass die Familien selbst aktive Teilnehmer und nicht nur passive Empfänger sind, wenn es um die Familienpastoral geht. Aus diesem Grund und mithilfe der kirchlichen Institutionen müssen sie sich im Hinblick auf die Erziehung von Kindern und jungen Erwachsenen treffen und vernetzen. Die Versammlung brachte erneut ihre Verbundenheit und Unterstützung für all jene zum Ausdruck, die das Alleinsein als eine Entscheidung akzeptieren, die sie in Treue zur kirchlichen Tradition und zum kirchlichen Lehramt in Bezug auf Ehe und Sexualethik getroffen haben, die sie als Quelle des Lebens anerkennen.

65. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Kirche auch durch die vielen verschiedenen Formen des geweihten Lebens spirituell bereichert. Von Anfang an hat die Kirche das Wirken des Geistes in Männern und Frauen anerkannt, die Christus auf dem Weg der evangelischen Räte gefolgt sind und sich dem Dienst Gottes geweiht haben, sei es durch Kontemplation oder andere Formen des Dienstes. Diejenigen, die ein geweihtes Leben führen, sind aufgerufen, Kirche und Gesellschaft mit ihrer prophetischen Stimme zu hinterfragen. Durch ihre Lebenserfahrung in der Welt sind die verschiedenen Formen des geweihten Lebens zu dem herangereift, was wir heute als Praktiken des synodalen Lebens anerkennen. Dazu gehört, wie man gemeinsam Enthaltsamkeit praktiziert und individuelle Gaben harmonisiert sowie gemeinsam eine Mission verfolgt. Orden und Kongregationen, Gesellschaften des apostolischen Lebens, Säkularinstitute sowie Vereinigungen, Bewegungen und neue Gemeinschaften können alle einen besonderen Beitrag zum Wachstum der Synodalität in der Kirche leisten. Heute sind viele Gemeinschaften des geweihten Lebens wie Laboratorien für ein interkulturelles Zusammenleben, das sowohl für die Kirche als auch für die Welt prophetisch ist. Gleichzeitig lädt die Synodalität das geweihte Leben und die Bewegungen ein – und fordert sie manchmal heraus –, in eine umfassendere Beziehung zu den Ortskirchen zu treten, in denen sie leben und arbeiten. Ihre Beziehung zur Ortskirche sollte zu einem Austausch von Gaben im Dienst der gemeinsamen Sendung führen.

66. Die Sendung beteiligt alle Getauften. Die erste Aufgabe der Laien besteht darin, die irdischen Wirklichkeiten mit dem Geist des Evangeliums zu durchdringen und zu verwandeln (vgl. LG 31.33; AA 5–7). Aufgerufen von Papst Franziskus (vgl. Apostolisches Schreiben in Form eines Motu Proprio Spiritus domini, 10. Januar 2021) forderte der synodale Prozess die Ortskirchen auf, mit Kreativität und Mut auf die Bedürfnisse der Sendung zu reagieren. Diese Reaktion sollte eine Form der Unterscheidung zwischen den verschiedenen Charismen beinhalten, um festzustellen, welche von ihnen eine Form des geistlichen Amtes annehmen. Es bedarf angemessener Kriterien, Instrumente und Verfahren. Nicht alle Charismen müssen als Ämter ausgestaltet werden, noch müssen alle Getauften Amtsträger werden, noch müssen alle Ämter eingerichtet werden. Damit ein Charisma als Amt ausgestaltet werden kann, muss die Gemeinschaft einen echten pastoralen Bedarf feststellen. Dies sollte von einer Unterscheidung begleitet werden, die vom Pfarrer durchgeführt wird, der zusammen mit der Gemeinde entscheidet, ob ein neues Amt geschaffen werden muss. Als Ergebnis dieses Prozesses trifft die zuständige Autorität eine Entscheidung. Eine synodale Kirche der Sendung würde mehr Formen von Laienämtern fördern, d. h. Ämter, die nicht das Sakrament der Weihe erfordern, und dies nicht nur im liturgischen Bereich. Sie können eingerichtet werden oder nicht. Es sollte weiter darüber nachgedacht werden, wie Laienämter in einer Zeit, in der Menschen immer einfacher von einem Ort zum anderen ziehen, am effektivsten vergeben werden können, und wie dabei die Zeiten und Bereiche ihrer Ausübung festgelegt werden.

67. Zu den vielen kirchlichen Diensten, die von der Versammlung anerkannt wurden, gehörte der Beitrag zum Verständnis des Glaubens und zur Unterscheidung, den die Theologie in der Vielfalt ihrer Ausdrucksformen leistet. Theologen helfen dem Volk Gottes, ein von der Offenbarung erleuchtetes Verständnis der Wirklichkeit zu entwickeln und angemessene Antworten und die geeignete Sprache für die Sendung zu finden. In der missionarisch-synodalen Kirche ist „das Charisma der Theologie berufen, einen besonderen Dienst an der Verkündigung des Evangeliums zu leisten [...]. Gemeinsam mit der Erfahrung des Glaubens und der Kontemplation der Wahrheit des gläubigen Volkes und der Predigt der Hirten, trägt die Theologie zur immer tieferen Durchdringung des Evangeliums bei. Darüber hinaus, ‚wie es bei allen christlichen Berufungen der Fall ist, ist der Dienst des Theologen personal, aber auch gemeinschaftlich und kollegial‘“ (ITC 75). Dieser Dienst ist besonders gemeinschaftlich und kollegial, wenn er als Lehre, die mit einer kanonischen Sendung betraut ist, in kirchlichen akademischen Einrichtungen ausgeübt wird. „Die kirchliche Synodalität verpflichtet also die Theologen, Theologie in synodaler Form zu betreiben und fördert so unter ihnen die Fähigkeit, zuzuhören, zu unterscheiden und die Vielheit der Anliegen und Beiträge einzubeziehen.“ In dieser Hinsicht ist es dringend erforderlich, den Dialog zwischen den Hirten und den in der theologischen Forschung Tätigen in geeigneten institutionellen Formen zu fördern. Die Versammlung lädt die theologischen Institutionen ein, die Forschung fortzusetzen, um die Bedeutung der Synodalität zu klären und zu vertiefen und die Ausbildung in den Ortskirchen zu begleiten.

Das priesterliche Amt im Dienst der Harmonie

68. Wie alle Ämter in der Kirche stehen Episkopat, Priestertum und Diakonat im Dienst der Verkündigung des Evangeliums und des Aufbaus der kirchlichen Gemeinschaft. Das Zweite Vatikanische Konzil erinnerte daran, dass das von Gott eingesetzte kirchliche Dienstamt „in verschiedenen Ordnungen ausgeübt [wird] von jenen, die schon seit alters Bischöfe, Priester, Diakone heißen“ (LG 28). In diesem Zusammenhang hat das Zweite Vatikanische Konzil die Sakramentalität des Episkopats bekräftigt (vgl. LG 21), die gemeinschaftliche Dimension des priesterlichen Amtes wiederhergestellt (vgl. LG 28) und den Weg für die Wiedererrichtung des ständigen Diakonats in der lateinischen Kirche geebnet (vgl. LG 29).

Der Dienst des Bischofs: die Gaben des Geistes in Einheit integrieren

69. Die Aufgabe des Bischofs besteht darin, einer Ortskirche vorzustehen als sichtbares Prinzip der Einheit in ihr und als Band der Gemeinschaft mit allen Kirchen. Die Aussage des Konzils, dass „durch die Bischofsweihe die Fülle des Weihesakramentes übertragen wird“ (LG 21), lässt uns die Identität des Bischofs im Rahmen der sakramentalen Beziehung zu Christus und zu dem „Teil des Volkes Gottes“ (CD 11) verstehen. Der Bischof ist berufen, diesem Teil des Volkes, der ihm anvertraut ist, im Namen Christi, des Guten Hirten, zu dienen. Wer zum Bischof geweiht wird, erhält nicht nur Vorrechte und Aufgaben, die er allein erfüllen muss. Vielmehr erhält er die Gnade und die Aufgabe, die Gaben, die der Geist auf Einzelpersonen und Gemeinschaften ausgießt, zu erkennen, zu unterscheiden und in Einheit zusammenzuführen, wobei er mit Priestern und Diakonen auf eine Weise zusammenarbeitet, die ihre gemeinsame sakramentale Verbundenheit widerspiegelt; sie sind mit ihm für den Dienst in der örtlichen Kirche mitverantwortlich. Dabei verwirklicht der Bischof das, was seiner Sendung im Kontext seiner Fürsorge für die Gemeinschaft der Kirchen am angemessensten und spezifischsten ist.

70. Der Dienst des Bischofs ist ein Dienst in, mit und für die Gemeinschaft (LG 20). Er wird durch die Verkündigung des Wortes und durch den Vorsitz bei der Feier der Eucharistie und der anderen Sakramente ausgeübt. Deshalb wünscht die Synodenversammlung, dass das Volk Gottes bei der Wahl der Bischöfe eine größere Stimme hat. Sie empfiehlt auch, dass die Weihe eines Bischofs in der Diözese stattfinden sollte, in die er als Pfarrer berufen wurde, und nicht in seiner Heimatdiözese, wie es oft der Fall ist. Sie empfiehlt auch, dass der Hauptkonsekrator aus den Reihen der Bischöfe der Kirchenprovinz ausgewählt wird, soweit möglich auch der Metropolit. Dadurch wird deutlicher, dass derjenige, der Bischof wird, eine Bindung an die Kirche eingeht, für die er bestimmt ist, und vor ihr öffentlich die Verpflichtungen seines Amtes übernimmt. Ebenso wichtig ist es, dass der Bischof, insbesondere bei Pastoralbesuchen, Zeit mit den Gläubigen verbringen kann, um ihnen zuzuhören, als Teil seiner eigenen kontinuierlichen Unterscheidung der Bedürfnisse. Dies wird ihnen auch dabei helfen, die Kirche als Gottes Familie zu erleben. Bei den heutigen Titularbischöfen scheint die konstitutive Beziehung zwischen dem Bischof und der Ortskirche nicht klar genug zu sein, zum Beispiel bei den päpstlichen Vertretern und denen, die in der Römischen Kurie dienen. Es wäre angebracht, weiter über diese Angelegenheit nachzudenken.

71. Auch Bischöfe müssen in ihrem Dienst begleitet und unterstützt werden. Der Metropolit kann eine Rolle bei der Förderung der Brüderlichkeit unter den Bischöfen benachbarter Diözesen spielen. Im Verlauf der Synode wurde die Notwendigkeit deutlich, den Bischöfen Wege zur Weiterbildung anzubieten, auch in lokalen Kontexten. Es wurde auch deutlich, dass die Rolle der Weihbischöfe geklärt und die Aufgaben, die Bischöfe delegieren können, erweitert werden müssen. Die Erfahrung der emeritierten Bischöfe in ihrer neuen Art, dem Volk Gottes zu dienen, sollte ebenfalls berücksichtigt werden. Es ist wichtig, den Gläubigen zu helfen, übermäßige und unrealistische Erwartungen an den Bischof zu vermeiden und dabei zu bedenken, dass auch er ein schwacher Bruder ist, der Versuchungen ausgesetzt ist und wie jeder andere Hilfe braucht. Ein idealisiertes Bild vom Bischofsamt kann sich als Hindernis für die manchmal zerbrechliche Natur seines Amtes erweisen. Andererseits wird sein Amt sehr aufgewertet, wenn es in einer wahrhaft synodalen Kirche von der aktiven Teilnahme des ganzen Volkes Gottes getragen wird.

Mit dem Bischof: Priester und Diakone

72. In einer synodalen Kirche sind die Priester dazu berufen, ihren Dienst in einem Geist der Nähe zu ihrem Volk zu leben, indem sie allen mit Offenheit und Bereitschaft zum Zuhören begegnen und sich einem authentischen synodalen Stil öffnen. Die Priester bilden „in Einheit mit ihrem Bischof ein einziges Presbyterium“ (LG 28) und arbeiten mit ihm zusammen, um die Charismen zu erkennen und die Ortskirche zu begleiten und zu leiten, insbesondere im Hinblick auf die Wahrung der Einheit. Sie sind aufgerufen, in Solidarität mit ihren Mitbrüdern im Priesteramt zu leben und bei der Seelsorge für ihr Volk zusammenzuarbeiten. Priester, die Ordensgemeinschaften angehören, bereichern das Priestertum durch die Einzigartigkeit ihres Charismas. Zusammen mit Fidei-Donum-Priestern, Priestern aus anderen Ländern und Priestern von Kirchen sui iuris unterstützen sie den örtlichen Klerus dabei, sich für eine gesamtkirchliche Perspektive zu öffnen. Im Gegenzug helfen die einheimischen Priester den Priestern aus anderen Ländern, Teil der Geschichte einer konkreten Diözese mit ihrem besonderen spirituellen Reichtum und ihren Traditionen zu werden. Auf diese Weise erfährt das Priestertum einen echten Austausch von Gaben im Dienst an der Sendung der Kirche. Priester müssen auch begleitet und unterstützt werden, insbesondere in den ersten Phasen ihres Dienstes sowie in Zeiten der Schwäche und Zerbrechlichkeit.

73. Diener des Geheimnisses Gottes und der Kirche (vgl. LG 41), werden Diakone „nicht zum Priestertum, sondern zur Dienstleistung“ (LG 29) geweiht. Sie üben ihren Liebesdienst in der Verkündigung und in der Liturgie aus. Dadurch verwirklichen sie die Beziehung zwischen dem Evangelium und einem in Liebe gelebten Leben in jedem sozialen und kirchlichen Kontext. Sie fördern auch in der ganzen Kirche sowohl das Bewusstsein für den Dienst als auch einen besonderen Stil des Dienstes an allen, insbesondere an den Ärmsten. Wie die Tradition zeigt, haben Diakone viele Aufgaben, vor allem in der Liturgie und in der Seelsorge. Diakone gehen auf die spezifischen Bedürfnisse jeder Ortskirche ein, insbesondere indem sie die Aufmerksamkeit aller auf die Ärmsten in einer synodalen, missionarischen und barmherzigen Kirche lenken und aufrechterhalten. Viele Christen wissen nach wie vor nichts über den Dienst des Diakons, was zum Teil darauf zurückzuführen ist, dass er zwar vom Zweiten Vatikanischen Konzil in der lateinischen Kirche als eigenständiger und ständiger Dienst wiederhergestellt (vgl. LG 29), aber nicht in allen Teilen der Welt angenommen wurde. Die Lehre des Konzils muss eingehender untersucht werden, insbesondere im Lichte der gelebten Erfahrung des Diakonats. Diese Lehre und Erfahrung bieten den Ortskirchen bereits gute Gründe, den ständigen Diakonat großzügiger zu fördern und in diesem Dienst eine wertvolle Ressource für das Wachstum einer dienenden Kirche zu sehen, die dem Beispiel des Herrn Jesus folgt, der sich selbst zum Diener aller gemacht hat. Dieses tiefere Verständnis könnte auch dazu beitragen, die Bedeutung der diakonischen Ordination derer, die Priester werden, besser zu verstehen.

Zusammenarbeit zwischen geweihten Geistlichen innerhalb einer synodalen Kirche

74. Während des synodalen Prozesses wurde den Bischöfen, Priestern und Diakonen häufig für die Freude, das Engagement und die Hingabe gedankt, mit der sie ihren Dienst verrichten. Oft wurden auch die sehr realen Schwierigkeiten erwähnt, mit denen Seelsorger in ihrem Dienst konfrontiert sind. Dieser Dienst ist verbunden mit dem Gefühl der Isolation und Einsamkeit sowie von der Erwartung überwältigt zu werden, alle Bedürfnisse erfüllen zu müssen. Die Erfahrungen der Synode können Bischöfen, Priestern und Diakonen helfen, die gemeinsame Verantwortung bei der Ausübung ihres Amtes wiederzuentdecken, was die Zusammenarbeit mit anderen Mitgliedern des Volkes Gottes erfordert. Eine klarere Verteilung von Aufgaben und Verantwortlichkeiten und eine mutigere Unterscheidung dessen, was eigentlich zum ordinierten Amt gehört und was an andere delegiert werden kann und muss, wird eine spirituellere und pastoral dynamischere Weise der Ausübung des Amtes fördern. Diese Perspektive wird sich sicherlich auf die Entscheidungsprozesse auswirken und ihnen einen klareren synodalen Charakter verleihen. Sie wird auch dazu beitragen, den Klerikalismus zu überwinden, verstanden als Machtausübung zum eigenen Vorteil und als Verfälschung der Autorität der Kirche, die im Dienst des Volkes Gottes steht. Dieser äußert sich vor allem in Formen des Missbrauchs sexueller oder wirtschaftlicher Art, des Missbrauchs des Gewissens und der Macht durch kirchliche Amtsträger. „Klerikalismus, ob von Priestern selbst oder von Laien gefördert, führt zu einer Spaltung im kirchlichen Körper, die viele der Übel, die wir heute verurteilen, unterstützt und zu ihrer Aufrechterhaltung beiträgt“ (Franziskus, Brief an das Volk Gottes, 20. August 2018). 30

Gemeinsam für die Sendung

75. Im Laufe ihrer Geschichte hat die Kirche neben dem Weiheamt auch andere Dienste übernommen, um den Bedürfnissen der Gemeinschaft und der Sendung gerecht zu werden. Charismen nehmen die Form von Diensten an, wenn sie von der Gemeinschaft und den für die Leitung der Gemeinschaft Verantwortlichen öffentlich anerkannt werden. Auf diese Weise werden sie auf stabile und konsequente Weise in den Dienst der Sendung der Kirche gestellt. Einige haben eine spezifischere Ausrichtung auf den Dienst an der christlichen Gemeinschaft. Von besonderer Bedeutung sind die mit einer Einsetzung verbundenen Dienste. Diese werden von einem Bischof einmal im Leben durch einen bestimmten Ritus und nach entsprechender Prüfung und Ausbildung der Kandidaten verliehen. Diese Ämter können nicht auf ein einfaches Mandat oder eine Aufgabenübertragung reduziert werden. Die Verleihung des Amtes ist eine Sakramentalie, die die Person formt und ihre Art der Teilnahme am Leben und an der Sendung der Kirche neu definiert. In der lateinischen Kirche sind dies die Ämter des Lektors und des Akolythen (vgl. Apostolisches Schreiben Motu Proprio Spiritus domini, 10. Januar 2021) und des Katecheten (vgl. Apostolisches Schreiben Motu Proprio Antiquum ministerium, 10. Mai 2021). Die Voraussetzung und die Art und Weise der Ausübung ihres Dienstes werden von der zuständigen Autorität festgelegt. Die Bischofskonferenzen sind für die Festlegung der persönlichen Voraussetzungen zuständig, die Kandidaten für diese Dienste erfüllen müssen, und befinden über die Ausbildungswege, die für den Zugang zu diesen Diensten durchlaufen werden müssen.

76. Diese Ämter werden durch solche ergänzt, die nicht in Form einer Einsetzung verliehen, aber auf Dauer und im Auftrag der zuständigen Autorität ausgeübt werden wie beispielsweise das Amt der Koordination einer kleinen kirchlichen Gemeinschaft, die Leitung des Gemeindegebets, die Organisation von Wohltätigkeitsaktivitäten und so weiter. Diese Ämter haben je nach den Merkmalen der örtlichen Gemeinde eine große Vielfalt an Ausdrucksformen. Ein Beispiel sind die Katecheten, die in vielen Regionen Afrikas seit jeher für Gemeinden ohne Priester zuständig sind. Obwohl es keinen vorgeschriebenen Ritus gibt, soll zur Förderung seiner wirksamen Anerkennung eine öffentliche Beauftragung durch ein Mandat vor der Gemeinde erfolgen. Es gibt zudem außerordentliche Dienste, etwa der außerordentliche Dienst der Kommunionspendung, der Vorsitz beim Sonntagsgottesdienst ohne Priester, die Zuständigkeit für bestimmte Sakramentalien und andere Fälle. Die kanonische Ordnung des lateinischen und östlichen Ritus sieht bereits vor, dass in bestimmten Fällen auch Laien, Männer oder Frauen, außerordentliche Taufspender sein können. In der lateinischen kanonischen Ordnung kann der Bischof (mit Genehmigung des Heiligen Stuhls) die Assistenz bei Eheschließungen an Laien, Männer oder Frauen, delegieren. Als Reaktion auf die Bedürfnisse der lokalen Kontexte sollte in Erwägung gezogen werden, diese Möglichkeiten für die Ausübung von Laienämtern zu erweitern und zu verstetigen. Schließlich gibt es noch spontane Dienste, die keiner weiteren Bedingungen oder ausdrücklichen Anerkennung bedürfen. Sie zeigen, wie alle Gläubigen auf unterschiedliche Weise durch ihre Gaben und Charismen an der Sendung teilnehmen.

77. Den Laien, Männern und Frauen, sind in einem Geist der Zusammenarbeit und differenzierten Mitverantwortung mehr Möglichkeiten zur Beteiligung zu geben, wobei als Antwort auf die pastoralen Bedürfnisse unserer Zeit auch neue Formen des Dienstes und des Amtes zu erkunden sind. Aus dem synodalen Prozess sind einige konkrete Bedürfnisse hervorgegangen, auf die je nach Kontext zu reagieren ist:

a) verstärkte Beteiligung von Laien und Laiinnen an kirchlichen Unterscheidungsprozessen und in allen Phasen von Entscheidungsprozessen (Ausarbeitung und Fassen von Entscheidungen);

b) erweiterter Zugang von Laien und Laiinnen zu verantwortungsvollen Positionen in Diözesen und kirchlichen Institutionen, einschließlich Seminaren, Instituten und theologischen Fakultäten im Einklang mit den bereits bestehenden Bestimmungen;

c) größere Anerkennung und entschiedenere Unterstützung des Lebens und der Charismen gottgeweihter Männer und Frauen und vermehrter Einsatz in Positionen mit kirchlicher Verantwortung;

d) Erhöhung der Anzahl qualifizierter Laien und Laiinnen in der Rolle als Richter in kanonischen Prozessen;

e) die tatsächliche Anerkennung der Würde und Achtung der Rechte derjenigen, die in ihrer Arbeit von der Kirche und ihren Institutionen abhängig sind.

78. Der synodale Prozess hat das Bewusstsein dafür geschärft, dass das Zuhören ein wesentlicher Bestandteil jedes Aspekts des kirchlichen Lebens ist: Sakramentenspendung, insbesondere des Sakraments der Versöhnung, Katechese, Bildung und pastorale Begleitung. In diesem Zusammenhang befasste sich die Versammlung auch mit dem Vorschlag, ein Amt des Zuhörens und der Begleitung einzurichten, und zeigte dabei verschiedene Perspektiven auf. Einige sprachen sich für diesen Vorschlag aus, da dieses Amt eine prophetische Möglichkeit darstellen würde, die Bedeutung des Zuhörens und der Begleitung in der Gemeinschaft zu betonen. Andere sagten, dass Zuhören und Begleitung die Aufgabe aller Getauften seien, ohne dass es eines spezifischen Amtes bedürfe. Andere wiederum betonten die Notwendigkeit weiterer Studien, beispielsweise über die Beziehung zwischen diesem möglichen Amt des Zuhörens und der Begleitung und der geistlichen Begleitung, der Seelsorge und der Feier des Sakraments der Versöhnung. Es wurde auch vorgeschlagen, dass ein mögliches „Amt des Zuhörens und der Begleitung“ sich besonders auf diejenigen ausrichten sollte, die am Rande der kirchlichen Gemeinschaft stehen, auf diejenigen, die zurückkehren, nachdem sie sich entfernt haben, und auf diejenigen, die nach der Wahrheit suchen und sich wünschen, dass ihnen dabei geholfen wird, dem Herrn zu begegnen. Deshalb ist es erforderlich, in dieser Hinsicht die Unterscheidung fortzusetzen. Die lokalen Kontexte, in denen dieser Bedarf stärker empfunden wird, sollen mögliche Ansätze versuchsweise erproben und mögliche Modelle ausarbeiten, die dann zu beurteilen sind.

Teil III – „Das Netz auswerfen“

Die Umkehr in den Prozessen

Jesus sagte zu ihnen: „Meine Kinder, habt ihr keinen Fisch zu essen?“ Sie antworteten ihm: „Nein.“ Er aber sagte zu ihnen: „Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus und ihr werdet etwas finden.“ Sie warfen das Netz aus und konnten es nicht wieder einholen, so voller Fische war es. (Joh 21,5–6)

79. Der Fischfang hat keinen Erfolg gehabt und es ist jetzt an der Zeit, an Land zurückzukehren. Doch es ertönt eine Stimme, die dazu einlädt, etwas zu tun, was die Jünger allein nicht getan hätten. Diese weist auf eine Möglichkeit hin, die ihre Augen und ihr Verstand nicht erfassen konnten: „Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus, und ihr werdet etwas finden.“ Während dem synodalen Prozess haben wir uns bemüht, diese Stimme zu hören und aufzunehmen, was sie uns sagte. Im Gebet und im brüderlichen Dialog haben wir erkannt, dass die kirchliche Unterscheidung, die Sorgfalt bei Entscheidungsprozessen sowie die Verpflichtung zur Rechenschaft und zur Bewertung unserer Entscheidungen Praktiken sind, mit denen wir auf das Wort antworten, das uns die Wege der Sendung weist.

80. Diese drei Praktiken sind eng miteinander verflochten. Entscheidungsprozesse benötigen die kirchliche Unterscheidung, welche das Zuhören in einem Klima des Vertrauens erfordert, zu dem Transparenz und Rechenschaftspflicht beitragen. Vertrauen muss auf Gegenseitigkeit beruhen: Entscheidungsträger müssen sich auf das Volk Gottes verlassen und ihm zuhören. Das Volk Gottes wiederum muss sich auf diejenigen verlassen, die Autorität ausüben. Diese ganzheitliche Sichtweise verdeutlicht, dass jede dieser Praktiken von den anderen abhängt und diese unterstützt und somit der Fähigkeit der Kirche dient, ihren Auftrag zu erfüllen. Sich um Entscheidungsprozesse zu bemühen, die auf kirchlicher Unterscheidung beruhen und eine Kultur der Transparenz, Rechenschaftspflicht und Evaluierung widerspiegeln, bedarf einer entsprechenden Ausbildung. Diese kann nicht nur technischer Natur sein, sondern muss fähig sein, deren theologische, biblische und spirituelle Grundlagen auszuloten. Alle Getauften brauchen diese Ausbildung zu Zeugnis, Sendung, Heiligkeit und Dienst, die die gemeinsame Verantwortung hervorheben. Sie nimmt für diejenigen, die Verantwortung tragen oder im Dienst der kirchlichen Unterscheidung stehen, besondere Formen an.

Die ekklesiale Unterscheidung für die Sendung

81. Um Beziehungen zu fördern, die geeignet sind, die Sendung der Kirche zu unterstützen und auszurichten, muss vorrangig die evangelische Weisheit angewandt werden, die es der apostolischen Gemeinschaft von Jerusalem erlaubte, das Ergebnis der ersten Synode mit den folgenden Worten zu besiegeln: „Denn es ist dem Heiligen Geist und uns gut erschienen“ (Apg 15,28). Dies ist ein Zeichen dafür, dass etwas als „ekklesial“ bezeichnet werden kann, da das Volk Gottes es im Hinblick auf die Sendung unternimmt. Der Geist, den der Vater in Jesu Namen sendet und der alles lehrt (vgl. Joh 14,26), führt die Gläubigen zu jeder Zeit „zur ganzen Wahrheit“ (Joh 16,13). Durch die Gegenwart und das beständige Wirken des Geistes „wächst die Überlieferung, die von den Aposteln kommt, in der Kirche weiter“ (DV 8). Um das Licht des Geistes bittend, trachtet das Volk Gottes, das an der prophetischen Funktion Christi teilhat (vgl. LG 12), danach, „in den Ereignissen, Bedürfnissen und Wünschen, die es zusammen mit den übrigen Menschen unserer Zeit teilt, zu unterscheiden, was darin wahre Zeichen der Gegenwart oder Absicht Gottes sind“ (GS 11). Diese Unterscheidung stützt sich auf alle Gaben der Weisheit, die der Herr der Kirche schenkt, und ist verwurzelt im sensus fidei, der allen Getauften durch den Geist verliehen ist. In diesem Geist muss das Leben einer synodalen Kirche in der Sendung neu verstanden und ausgerichtet werden.

82. Die Unterscheidung der Kirche ist keine organisatorische Technik, sondern eine spirituelle Praxis, die auf einem lebendigen Glauben beruht. Sie erfordert innere Freiheit, Demut, Gebet, gegenseitiges Vertrauen, Offenheit für Neues und Hingabe an den Willen Gottes. Sie ist nie nur die Bestätigung des eigenen persönlichen Standpunktes oder des Standpunktes einer Gruppe oder eine Zusammenfassung unterschiedlicher individueller Meinungen. Jeder Mensch, der aus seinem Gewissen heraus spricht, öffnet sich dem, was die anderen aus ihrem Gewissen heraus teilen. So versuchen sie gemeinsam zu erkennen, „was der Geist den Gemeinden sagt“ (Offb 2,7). Da diese Unterscheidung den Beitrag aller erfordert, ist die kirchliche Unterscheidung sowohl die Voraussetzung als auch ein bevorzugter Ausdruck der Synodalität, in der gleichzeitig Gemeinschaft, Sendung und Partizipation gelebt werden. Die Unterscheidung ist umso reicher, je besser alle gehört werden. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir eine möglichst breite Beteiligung am Unterscheidungsprozess fördern, mit besonderer Aufmerksamkeit für den Einbezug derer, die am Rande der christlichen Gemeinschaft und Gesellschaft stehen.

83. Das Hören auf das Wort Gottes ist der Ausgangspunkt und das Kriterium für jede kirchliche Unterscheidung. Die Heilige Schrift bezeugt, dass Gott zu seinem Volk gesprochen hat, bis hin zur Fülle der Offenbarung in Jesus (DV 2). Sie zeigt die Orte auf, an denen wir seine Stimme hören können. Gott kommuniziert mit uns vor allem in der Liturgie, denn es ist Christus selbst, der spricht, „wenn die Heiligen Schriften in der Kirche gelesen werden“ (SC 7). Gott spricht durch die lebendige Tradition der Kirche, das Lehramt, die persönliche und gemeinschaftliche Meditation über die Heilige Schrift und die Praktiken der Volksfrömmigkeit. Gott offenbart sich weiterhin durch den Schrei der Armen und in den Ereignissen der Menschheitsgeschichte. Gott kommuniziert mit seinem Volk auch durch die Elemente des Kosmos, dessen bloße Existenz auf das Handeln des Schöpfers hinweist und der von der Gegenwart des lebensspendenden Geistes erfüllt ist. Schließlich spricht Gott auch durch das persönliche Gewissen eines jeden Menschen, das „die verborgenste Mitte und das Heiligtum im Menschen [ist], wo er allein ist mit Gott, dessen Stimme in diesem seinem Innersten zu hören ist“ (GS 16). Ecclesia! Die Unterscheidung erfordert die ständige Pflege und Bildung des Gewissens und die Reifung des sensus fidei, um keinen der Orte zu vernachlässigen, an denen Gott spricht und seinem Volk begegnet.

84. Die Schritte der kirchlichen Unterscheidung werden je nach den verschiedenen Orten und ihren Traditionen unterschiedlich sein. Auf der Grundlage der Synoden-Erfahrung haben wir die Elemente der Unterscheidung identifiziert, die einbezogen werden sollten:

a) den Gegenstand der Unterscheidung klar darzulegen und Informationen und Mittel zu verbreiten, um ihn angemessen zu verstehen;

b) genügend Zeit für die Vorbereitung im Gebet, für das Hören auf das Wort Gottes und für die Reflexion über die Frage zu geben;

c) eine innere Bereitschaft zur Freiheit in Bezug auf die eigenen Interessen, sowohl persönlich als auch als Gruppe, und eine Verpflichtung zur Verfolgung des Gemeinwohls;

d) Zeit zu lassen, um respektvoll und tief auf die Stimme jedes Einzelnen zu hören;

e) die Suche nach einem möglichst breiten Konsens, der entsteht, wenn „unsere Herzen brennen“ (vgl. Lk 24,32), ohne Konflikte zu verbergen oder nach dem kleinsten gemein- samen Nenner zu suchen;

f) die Prozessbegleiter formulieren den Konsens so, dass die Teilnehmer sagen können, ob sie sich darin wiedererkennen oder nicht.

Auch wenn einzelne Meinungen nicht akzeptiert werden, sollte der Unterscheidungsprozess zu einer reifen Akzeptanz der Entscheidung durch alle führen. Der Prozess sollte auch eine Phase der Rezeption durch die Gemeinschaft vorsehen, die zu einer weiteren Überprüfung und Bewertung führt.

85. Die Unterscheidung entfaltet sich immer in einem bestimmten Kontext, dessen Komplexität und Besonderheiten so vollständig wie möglich erfasst werden müssen. Damit die Unterscheidung wirklich „ekklesial“ ist, sollte sie sich der geeigneten Mittel bedienen. Dazu gehören eine angemessene biblische Exegese, die bei der Interpretation und dem Verständnis biblischer Texte hilft und dabei einseitige oder fundamentalistische Auslegungen vermeidet, die Kenntnis der Kirchenväter, der Tradition und der Lehren des Lehramtes entsprechend ihrer unterschiedlichen Autoritätsgrade, die Beiträge der verschiedenen theologischen Disziplinen und die Beiträge der Geistes-, Geschichts-, Sozialund Verwaltungswissenschaften. Ohne diese letzteren ist es nicht möglich, den Kontext zu erfassen, in dem und mit Blick auf den die Unterscheidung stattfindet.

86. Die Kirche verfügt über eine Vielzahl von Ansätzen und bewährten Methoden der Unterscheidung. Diese Vielfalt ist ein Geschenk, da sie eine Anpassung an unterschiedliche Kontexte ermöglicht und sich als fruchtbar erweist. Mit Blick auf unsere gemeinsame Mission sollten wir diese verschiedenen Ansätze in einen Dialog bringen und dabei sicherstellen, dass keiner von ihnen seinen spezifischen Charakter verliert oder in seiner Vorgehensweise erstarrt. Es ist von entscheidender Bedeutung, Bildungsmöglichkeiten anzubieten, die eine Kultur der kirchlichen Unterscheidung fördern und nähren, die sich auf die Mission in den Ortskirchen sowie in kleinen kirchlichen Gemeinschaften und Pfarreien konzentriert. Dies ist besonders bei denjenigen notwendig, die Führungspositionen innehaben. Ebenso wichtig ist es, die Ausbildung von Moderatoren zu fördern, deren Beitrag für den Unterscheidungsprozess oft entscheidend ist.

Die Struktur des Entscheidungsprozesses

87. In der synodalen Kirche ist „die ganze Gemeinschaft in der freien und reichen Verschiedenheit ihrer Mitglieder zusammengerufen, um zu beten, zu hören, zu analysieren, miteinander zu sprechen, zu unterscheiden und sich zu beraten, um die pastoralen Entscheidungen zu treffen, die Gottes Willen am besten“ (ITC 68) für die Sendung entsprechen. Eine synodale Kirche kann gefördert werden, indem eine stärkere Beteiligung des gesamten Volkes Gottes an Entscheidungsprozessen unterstützt wird. Wenn es tatsächlich wahr ist, dass die Art und Weise, wie die Kirche lebt und arbeitet (modus vivendi et operandi), synodal ist, dann ist diese Praxis für die Sendung der Kirche von wesentlicher Bedeutung und erfordert Diskretion, das Erreichen eines Konsenses und die Entscheidungsfindung durch den Einsatz der verschiedenen Strukturen und Institutionen der Synodalität.

88. Die Gemeinschaft der Jünger, die vom Herrn ins Leben gerufen und gesandt wurde, ist weder einheitlich noch formlos. Sie ist sein Leib, der aus verschiedenen Gliedern besteht, eine Gemeinschaft mit einer Geschichte, in der das Reich Gottes als „Same und Anfang“ gegenwärtig ist, im Dienst seines Kommens unter die ganze Menschheitsfamilie. Die Kirchenväter reflektieren über die gemeinschaftliche Natur der Sendung des Volkes Gottes mit einem dreifachen „nihil sine“: „Nichts ohne den Bischof“ (hl. Ignatius von Antiochien, Brief an die Trallianer 2,2), „Nichts ohne den Rat der Priester, nichts ohne die Zustimmung des Volkes“ (hl. Cyprian von Karthago, Briefe 14,4). Wenn diese Logik des „Nichts ohne“ missachtet wird, wird die Identität der Kirche verschleiert und ihre Mission behindert.

89. Ein ekklesiologischer Rahmen formt das Engagement zur Förderung der Beteiligung auf der Grundlage einer differenzierten Mitverantwortung. Jedes Mitglied der Gemeinschaft muss respektiert werden, wobei seine Gaben und Fähigkeiten im Hinblick auf das Ziel der gemeinsamen Entscheidungsfindung geschätzt werden. Je nach Größe der Gemeinschaft sind mehr oder weniger ausgefeilte institutionelle Regelungen erforderlich, um diesen Prozess zu erleichtern. Das geltende Recht sieht bereits solche Beteiligungsgremien auf verschiedenen Ebenen vor. Auf diese wird später in diesem Dokument eingegangen.

90. Es ist angebracht, über Entscheidungsprozesse nachzudenken, um ihre effektive Funktionalität sicherzustellen. Diese Prozesse beinhalten in der Regel eine Phase der Ausarbeitung und Vorbereitung „durch gemeinsame Unterscheidung, Beratung und Zusammenarbeit“ (ITC 69), die die anschließende Entscheidungsfindung, die in der Verantwortung der zuständigen Behörde liegt, informiert und unterstützt. Zwischen den beiden Elementen des Prozesses besteht kein Wettbewerb oder Konflikt; vielmehr tragen sie beide dazu bei, dass die getroffenen Entscheidungen das Ergebnis des Gehorsams aller gegenüber dem sind, was Gott für seine Kirche will. Aus diesem Grund ist es notwendig, Verfahren zu fördern, die die Gegenseitigkeit zwischen der Versammlung und der Person, die den Vorsitz führt, in einer Atmosphäre der Offenheit für den Geist und des gegenseitigen Vertrauens auf der Suche nach einem Konsens, der möglicherweise einstimmig sein könnte, wirksam machen. Sobald die Entscheidung getroffen wurde, bedarf es eines Prozesses der Umsetzung und Bewertung, an dem die verschiedenen Teilnehmer erneut beteiligt sind, jedoch auf neue Weise.

91. Die Verantwortlichen sind in mehreren Fällen nach geltendem Recht verpflichtet, vor einer Entscheidung eine Konsultation durchzuführen. Diejenigen mit pastoraler Autorität sind verpflichtet, denjenigen zuzuhören, die an der Konsultation teilnehmen, und dürfen nicht so tun, als hätte die Konsultation nicht stattgefunden. Daher werden die Verantwortlichen nicht ohne zwingenden Grund, der angemessen erklärt werden muss, von den Ergebnissen der Konsultation abweichen, die zu einer Einigung führen (vgl. CIC, can. 127, § 2, 2°; CCEO can. 934, § 2, 3°). Wie in jeder Gemeinschaft, die nach dem Prinzip der Gerechtigkeit lebt, besteht die Ausübung von Autorität in der Kirche nicht in einer willkürlichen Auferlegung des eigenen Willens. Vielmehr sollte Autorität immer im Dienst der Gemeinschaft und der Annahme Christi ausgeübt werden, der die Wahrheit ist, zu der uns der Heilige Geist in verschiedenen Momenten und Kontexten führt (vgl. Joh 14,16).

92. In einer synodalen Kirche ist die Autorität des Bischofs, des Bischofskollegiums und des Bischofs von Rom in Bezug auf die Entscheidungsfindung unumgehbar, da sie in der von Christus geschaffenen hierarchischen Struktur der Kirche begründet ist; sie dient sowohl der Einheit als auch der legitimen Vielfalt (vgl. LG 13). Eine solche Ausübung von Autorität ist jedoch nicht ohne Grenzen: Sie darf eine Richtung nicht ignorieren, die sich durch eine angemessene Unterscheidung innerhalb eines Beratungsprozesses herausbildet, insbesondere wenn dies durch partizipative Gremien geschieht. Es ist nicht angebracht, die beratenden und entscheidenden Elemente, die bei der Entscheidungsfindung eine Rolle spielen, gegeneinander auszuspielen: In der Kirche wird das beratende Element mit der Hilfe aller durchgeführt und niemals ohne diejenigen, deren pastorale Leitung es ihnen erlaubt, kraft ihres Amtes eine Entscheidung zu treffen. Aus diesem Grund sollte die im Kodex des kanonischen Rechts immer wiederkehrende Formel „lediglich beratende Stimme“ (tantum consultivum) überprüft werden, um die Möglichkeit von Unklarheiten auszuschließen. Es erscheint daher angebracht, eine Überarbeitung des kanonischen Rechts aus einer synodalen Perspektive vorzunehmen, die Unterscheidung und Beziehung zwischen Beratung und Entscheidung zu klären und die Verantwortlichkeiten derjenigen zu beleuchten, die im Entscheidungsprozess unterschiedliche Rollen spielen.

93. Wenn die hier vorgesehenen Entscheidungsprozesse Früchte tragen sollen, ist es von grundlegender Bedeutung, dass sie in geordneter Weise durchgeführt werden und dass die Beteiligten ihre eigenen Verantwortlichkeiten übernehmen:

a) Insbesondere ist es Aufgabe der zuständigen Autorität, den Gegenstand der beratenden und beschließenden Elemente klar zu definieren und zu klären, bei wem die letztendliche Verantwortung für die Beschlussfassung liegt. Sie muss diejenigen ermitteln, die konsultiert werden sollten, einschließlich derer, die über eine spezifische Kompetenz verfügen oder von der zu prüfenden Angelegenheit betroffen sind. Sie muss auch sicherstellen, dass alle Beteiligten Zugang zu relevanten Daten haben, damit sie einen fundierten Beitrag zum Prozess leisten können;

b) diejenigen, die sich einzeln oder als Mitglieder eines Kollegium im Rahmen einer Konsultation äußern, übernehmen die Verantwortung dafür, ihre Beiträge ehrlich, aufrichtig und nach bestem Wissen und Gewissen zu leisten, die Vertraulichkeit der erhaltenen Informationen zu wahren und ihre Meinung klar zu formulieren sowie die wichtigsten Punkte zu benennen. So kann die Behörde, sollte sie anders als die erhaltene Stellungnahme entscheiden, erklären, wie sie diese bei ihren Überlegungen berücksichtigt hat;

c) wenn die zuständige Autorität schließlich die Entscheidung formuliert hat, den Beratungsprozess respektiert und die Gründe dafür klar dargelegt hat, sollten alle Getauften aufgrund des Bandes der Gemeinschaft, das sie verbindet, die Entscheidung respektieren und umsetzen. Sie sollten dies auch dann tun, wenn sie von ihrer eigenen Meinung abweicht, aber sie sollten auch die Freiheit haben, ehrlich an der Bewertungsphase teilzunehmen. Es besteht immer die Möglichkeit, gemäß den gesetzlichen Bestimmungen bei der höheren Autorität Berufung einzulegen.

94. Die korrekte und entschlossene Umsetzung authentischer synodaler Entscheidungsprozesse wird den Fortschritt des Volkes Gottes auf partizipative Weise fördern, insbesondere durch die Nutzung der im kanonischen Recht vorgesehenen institutionellen Mittel, vor allem der partizipativen Gremien. Ohne konkrete kurzfristige Veränderungen wird die Vision einer synodalen Kirche nicht glaubwürdig sein, und dies wird diejenigen Mitglieder des Volkes Gottes entfremden, die aus dem synodalen Weg Kraft und Hoffnung geschöpft haben. Die Ortskirchen müssen Wege finden, um diese Veränderungen umzusetzen.

Transparenz, Rechenschaftspflicht und Evaluierung

95. Der Entscheidungsprozess beendet nicht den Prozess der Unterscheidung. Praktiken der Rechenschaftspflicht und Evaluierung müssen ihn begleiten und auf ihn folgen, die in einem Geist der Transparenz durchgeführt werden, inspiriert von den Kriterien des Evangeliums. Die Rechenschaftspflicht gegenüber der Gemeinschaft für den eigenen Dienst gehört zu unserer ältesten Tradition: zur Apostolischen Kirche selbst. Kapitel 11 der Apostelgeschichte zeigt uns das Beispiel, wie Petrus bei seiner Rückkehr nach Jerusalem für die Taufe des Heiden Kornelius zur Rechenschaft gezogen wurde: „Du bist bei Unbeschnittenen eingekehrt und hast mit ihnen gegessen“ (Apg 11,2–3). Petrus antwortete, indem er die Gründe für seine Entscheidung darlegte.

96. Insbesondere wurde darum gebeten, die Bedeutung von Transparenz näher zu beleuchten. Im Rahmen des synodalen Prozesses wurde der Begriff mit folgenden Worten in Verbindung gebracht: Wahrheit, Loyalität, Klarheit, Ehrlichkeit, Integrität, Beständigkeit; Ablehnung von Undurchsichtigkeit, Heuchelei und Zweideutigkeit; und Abwesenheit von Hintergedanken. Der Segen des Evangeliums für diejenigen, die „im Herzen rein“ sind (Mt 5,8) und das Gebot, „unschuldig wie die Tauben“ zu sein (Mt 10,16), fanden in diesem Zusammenhang ebenso Widerhall wie die Worte des Apostels Paulus: „Wir haben uns von aller schimpflichen Arglist losgesagt; wir verhalten uns nicht hinterhältig und verfälschen das Wort Gottes nicht, sondern machen die Wahrheit offenbar. So empfehlen wir uns vor dem Angesicht Gottes jedem menschlichen Gewissen“ (2 Kor 4,2). Wenn wir also von Transparenz sprechen, beziehen wir uns auf eine grundlegende Haltung, die in den Heiligen Schriften verankert ist, und nicht auf eine Reihe von administrativen oder verfahrenstechnischen Anforderungen. Transparenz, im richtigen evangelischen Sinne, beeinträchtigt nicht die Achtung der Privatsphäre und Vertraulichkeit, den Schutz von Personen, ihrer Würde und Rechte, selbst angesichts unangemessener Forderungen von Zivilbehörden. Diese Privatsphäre kann jedoch niemals Praktiken legitimieren, die dem Evangelium widersprechen, oder zum Vorwand werden, um Maßnahmen zur Bekämpfung des Bösen zu umgehen oder zu vertuschen. Was das Beichtgeheimnis betrifft, so ist „das sakramentale Siegel unentbehrlich, und keine menschliche Macht hat die Gerichtsbarkeit darüber, noch kann sie einen Anspruch darauf erheben“ (Ansprache von Papst Franziskus an die Teilnehmer des von der Apostolischen Pönitentiarie organisierten Kurses, 29. März 2019).

97. Die soeben dargelegte Haltung der Transparenz schützt das Vertrauen und die Glaubwürdigkeit, die eine synodale Kirche braucht, die auf Beziehungen achtet. Wenn dieses Vertrauen verletzt wird, leiden die Schwächsten und Verletzlichsten am meisten. Wo die Kirche Vertrauen genießt, tragen die Praxis der Transparenz, der Rechenschaftspflicht und der Evaluierung dazu bei, ihre Glaubwürdigkeit zu stärken. Diese Praktiken sind noch wichtiger, wenn die Glaubwürdigkeit der Kirche wiederhergestellt werden muss. Sie sind besonders wichtig im Hinblick auf den Schutz von Minderjährigen und schutzbedürftigen Erwachsenen.

98. In jeder Situation tragen diese Praktiken dazu bei, dass die Kirche ihrem Auftrag treu bleibt. Das Fehlen dieser Praktiken ist eine der Folgen des Klerikalismus, der dadurch angeheizt wird. Der Klerikalismus basiert auf der stillschweigenden Annahme, dass diejenigen, die in der Kirche Autorität besitzen, nicht für ihre Handlungen und Entscheidungen zur Rechenschaft gezogen werden dürfen, als wären sie vom Rest des Volkes Gottes isoliert oder stünden über ihm. Transparenz und Rechenschaftspflicht sollten nicht nur dann eingefordert werden, wenn es um sexuellen, finanziellen und andere Formen von Missbrauch geht. Diese Praktiken betreffen auch den Lebensstil der Pfarrer, die pastorale Planung, die Methoden der Evangelisierung und die Art und Weise, wie die Kirche die Menschenwürde achtet, beispielsweise in Bezug auf die Arbeitsbedingungen in ihren Einrichtungen.

99. Wenn die synodale Kirche einladend sein will, dann müssen die Kultur und die Praxis der Rechenschaftspflicht ihr Handeln auf allen Ebenen prägen. Diejenigen, die Autoritätspositionen innehaben, tragen in dieser Hinsicht jedoch eine größere Verantwortung und sind aufgerufen, vor Gott und seinem Volk Rechenschaft abzulegen. Während die Rechenschaftspflicht gegenüber den Vorgesetzten über Jahrhunderte hinweg praktiziert wurde, muss die Dimension der Rechenschaftspflicht der Autorität gegenüber der Gemeinschaft wiederhergestellt werden. Die durch die Erfahrung des geweihten Lebens geschaffenen Strukturen und Verfahren (wie Kapitel, kanonische Visitationen usw.) können in dieser Hinsicht als Inspiration dienen.

100. Ebenso ist es notwendig, über Strukturen und Methoden zur regelmäßigen Bewertung der Amtsausübung zu verfügen. Eine derartige Evaluation ist kein Urteil über eine Person. Vielmehr eröffnet sie eine Möglichkeit, dem Amtsträger zu helfen, indem sie positive Aspekte seines Amtes hervorhebt und verbesserungswürdige Bereiche ans Licht bringt. Die Evaluation hilft auch der Ortskirche, aus Erfahrungen zu lernen, Aktionspläne anzupassen, die Ergebnisse ihrer Entscheidungen in Bezug auf ihre Sendung zu bestimmen und auf die Stimme des Heiligen Geistes zu hören.

101. Die Ortskirchen und ihre Gruppierungen sind dafür verantwortlich, auf synodale Weise wirksame Formen und Verfahren der Rechenschaftspflicht und Evaluierung zu entwickeln und sich dabei an die Kriterien und die Aufsicht der bereits durch kanonische Normen festgelegten Strukturen zu halten. Diese sollten dem Kontext angemessen sein, den Anforderungen des Zivilrechts entsprechen, die legitimen Erwartungen der Gesellschaft aufgreifen und dabei Experten auf diesem Gebiet einbeziehen. Es ist auch notwendig, auf die Fähigkeiten derjenigen zurückzugreifen, insbesondere der Laien, die über mehr Fachwissen in Bezug auf Rechenschaftspflicht und Evaluierung verfügen. Bewährte Verfahren innerhalb der Zivilgesellschaft sollten ausgewertet und für die Verwendung im kirchlichen Kontext adaptiert werden. Die Art und Weise, wie die Berichterstattungsund Evaluierungsprozesse auf lokaler Ebene umgesetzt werden, sollte in den Bericht aufgenommen werden, der zu den Ad-limina-Besuchen vorgelegt wird. 102. Zu den folgenden Themen und Aspekten ist auf jeden Fall eine den unterschiedlichen Kontexten angemessene Form zu gewährleisten:

a) effektive Arbeitsweise der Finanzgremien;

b) die wirksame Beteiligung des Volkes Gottes, insbesondere der kompetenteren Mitglie- der, an der pastoralen und finanziellen Planung;

c) die Erstellung und Veröffentlichung (entsprechend dem lokalen Kontext und in zugäng- licher Form) eines jährlichen Finanzberichts, der, soweit möglich, extern geprüft wird und die Transparenz der Verwaltung der zeitlichen Güter und finanziellen Ressourcen der Kirche und ihrer Institutionen nachweist;

d) die Erstellung und Veröffentlichung eines Jahresberichts über die Tätigkeiten der Ortskirche, einschließlich der Schutzmaßnahmen (Schutz von Minderjährigen und schutzbedürftigen Erwachsenen) und der Fortschritte bei der Förderung des Zugangs von Laien zu Führungspositionen und Entscheidungsprozessen unter Angabe des Anteils von Männern und Frauen;

e) regelmäßige Evaluierungen aller Ämter und Aufgaben innerhalb der Kirche. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass dies keine bürokratische Aufgabe um ihrer selbst willen ist. Es handelt sich vielmehr um eine Kommunikationsmaßnahme, die sich als wirksames pädagogisches Instrument erweist, um einen Kulturwandel herbeizuführen. Sie ermöglicht es uns auch, vielen wertvollen Initiativen der Kirche und ihrer Institutionen, die allzu oft im Verborgenen bleiben, mehr Sichtbarkeit zu verleihen. Synodalität und Mitwirkungsgremien

103. Die Getauften nehmen durch institutionelle Strukturen an Entscheidungs-, Rechenschaftsund Evaluierungsprozessen teil, vor allem durch die bereits für die Ortskirche vorgesehenen Strukturen, die im geltenden Kodex des kanonischen Rechtes festgelegt sind. In der lateinischen Kirche sind dies: Die Diözesansynode (vgl. CIC, can. 466), der Priesterrat (vgl. CIC, can. 500, § 2), der diözesane Pastoralrat (vgl. CIC, can. 514, § 1), der Pastoralrat in der Pfarrei (vgl. CIC, can. 536), Vermögensverwaltungsrat (vgl. CIC, cann. 492 und 537). In den katholischen Ostkirchen sind dies: Eparchialkonvent (vgl. CCEO, cann. 235 ff.), Eparchialversammlung für Wirtschaftsangelegenheiten (vgl. CCEO, cann. 262 ff.), Priesterrat (vgl. CCEO, can. 264), Pastoralrat (vgl. CCEO, cann. 272 ff.), Pfarrgemeinderäte (vgl. CCEO, can. 295). Die Mitglieder nehmen die Aufgaben auf der Grundlage ihrer kirchlichen Funktion und ihrer unterschiedlichen Verantwortlichkeiten und Fähigkeiten (Charismen, Ämter, Erfahrungen, Kompetenzen usw.) wahr. Jedes dieser Gremien spielt bei der Unterscheidung, die für die inkulturierte Verkündigung des Evangeliums, für die Sendung der Gemeinschaft in ihrem Umfeld und für das Zeugnis der Getauften erforderlich ist, eine Rolle. Sie sind auch eine schon etablierte Weise der Entscheidungsprozesse. Diese Gremien werden selbst zum Gegenstand von Rechenschaftspflicht und Bewertung, da sie über ihre Arbeit Rechenschaft ablegen müssen. Partizipative Gremien stellen einen der vielversprechendsten Bereiche dar, in denen für eine rasche Umsetzung der synodalen Leitlinien gehandelt werden kann, um schnell spürbare Veränderungen herbeizuführen.

104. Eine synodale Kirche basiert auf der Existenz, Effizienz und effektiven Vitalität dieser partizipativen Gremien, jedoch nicht auf ihrer bloßen nominellen Existenz. Dies erfordert, dass sie in Übereinstimmung mit den kanonischen Bestimmungen oder legitimen Gewohnheiten und unter Berücksichtigung der für sie geltenden Statuten und Vorschriften arbeiten. Aus diesem Grund bestehen wir darauf, dass sie verbindlich gemacht werden, wie es in allen Phasen des Synodalen Prozesses gefordert wurde, und dass sie ihre Rolle voll und ganz und nicht nur auf rein formale Weise spielen, die ihren unterschiedlichen lokalen Kontexten entspricht.

105. Darüber hinaus müssen die Struktur und die Arbeitsweise dieser Gremien angesprochen werden. Es ist notwendig, mit der Annahme einer synodalen Arbeitsmethode zu beginnen. Die Eignung des Gesprächs im Geiste für die Anpassung kann einen Bezugspunkt darstellen. Besondere Aufmerksamkeit sollte der Art und Weise gewidmet werden, wie die Mitglieder ausgewählt werden. Wenn keine Wahl vorgesehen ist, sollte eine synodale Beratung durchgeführt werden, die die Realität der Gemeinschaft oder der Ortskirche so gut wie möglich zum Ausdruck bringt, und die zuständige Autorität sollte auf der Grundlage der Ergebnisse die Ernennung vornehmen, wobei das oben beschriebene Verhältnis zwischen Beratung und Beschlussfassung zu berücksichtigen ist. Es muss auch sichergestellt werden, dass die Mitglieder der Pastoralräte der Diözese und der Pfarrei Tagesordnungspunkte in ähnlicher Weise vorschlagen können, wie es im Priesterrat möglich ist.

106. Der Besetzung der partizipativen Gremien ist eine hohe Aufmerksamkeit zu widmen und es muss eine stärkere Beteiligung von Frauen, jungen Menschen und Menschen, die in Armut oder am Rande der Gesellschaft leben, gefördert werden. Darüber hinaus ist es von wesentlicher Bedeutung, dass sich diese Gremien aus getauften Menschen zusammensetzen, die ihren Glauben im Alltag leben und die sich erkennbar für ein apostolisches und missionarisches Leben einsetzen, und nicht nur diejenigen, die sich mit der Organisation des kirchlichen Lebens und der Dienste innerhalb der Kirche befassen. Auf diese Weise wird die kirchliche Entscheidungsfindung von einer größeren Offenheit, von der Fähigkeit, die Realität, in der sie sich befindet, zu analysieren, und von einer Vielzahl von Perspektiven profitieren. Es kann angebracht sein, die Teilnahme von Delegierten anderer Kirchen und christlicher Gemeinschaften vorzusehen, wie es bei dieser Synodenversammlung der Fall war, oder von Vertretern der in einem Gebiet vertretenen Religionen. Die Ortskirchen und ihre Gruppierungen können besser Kriterien für die Zusammensetzung von partizipativen Gremien angeben, die für jeden jeweiligen Kontext geeignet sind.

107. Die Versammlung hat besonderes Augenmerk auf bewährte Verfahren und positive Reformerfahrungen gelegt. Dazu gehört die Schaffung von Netzwerken von Pastoralräten innerhalb von Gemeinden, Pfarreien, pastoralen Gebieten und zwischen den Pastoralräten der Diözesen. Die regelmäßige Abhaltung von kirchlichen Versammlungen auf allen Ebenen wird ebenfalls empfohlen. Ohne die Konsultation von Mitgliedern der katholischen Kirche zu beschränken, sollten diese Versammlungen offen sein für Beiträge anderer Kirchen und christlicher Gemeinschaften. Auch den Religionen im Gebiet sollte Aufmerksamkeit geschenkt werden.

108. Die Versammlung schlägt vor, dass die Diözesansynode und die Eparchialversammlung als Gremien für regelmäßige Konsultationen zwischen dem Bischof und dem ihm anvertrauten Teil des Volkes Gottes einen höheren Stellenwert erhalten. Dies sollte der Ort des Zuhörens, des Gebets und der Unterscheidung sein, insbesondere wenn es um Entscheidungen geht, die das Leben und die Sendung einer Ortskirche betreffen. Darüber hinaus kann die Diözesansynode Raum für die Ausübung von Rechenschaftspflicht und Bewertung bieten, wobei der Bischof über die pastorale Tätigkeit in verschiedenen Bereichen Rechenschaft ablegt: die Umsetzung eines diözesanen Pastoralplans, die Rezeption der synodalen Prozesse der gesamten Kirche, Initiativen zur Sicherung und Verwaltung von Finanzen und zeitlichen Gütern. Es ist daher notwendig, die bestehenden kanonischen Bestimmungen zu stärken, um den missionarischen synodalen Charakter jeder Ortskirche besser widerzuspiegeln, und dafür zu sorgen, dass diese Gremien regelmäßig und nicht selten oder unregelmäßig zusammentreten.

Teil IV – Ein reicher Fang

Die Umkehr in den Bindungen

Dann kamen die anderen Jünger mit dem Boot – sie waren nämlich nicht weit vom Land entfernt, nur etwa zweihundert Ellen – und zogen das Netz mit den Fischen hinter sich her ... Da stieg Simon Petrus ans Ufer und zog das Netz an Land. Es war mit hundertdreiundfünfzig großen Fischen gefüllt, und obwohl es so viele waren, zerriss das Netz nicht. (Joh 21,8.11)

109. Die Netze, die auf das Wort des Auferstandenen hinausgeworfen wurden, brachten einen reichen Fang ein. Alle Jünger arbeiten zusammen und ziehen das Netz ein; Petrus spielt eine besondere Rolle. Im Evangelium ist das Fischen eine gemeinsame Aktion: Jeder hat seine eigene Aufgabe, die sich von den anderen unterscheidet, aber mit ihnen zusammenwirkt. Das ist die synodale Kirche in Aktion – sie gründet auf Beziehungen der Gemeinschaft, die uns vereinen, und bietet Raum für alle Völker und alle Kulturen. In einer Zeit, in der an den Orten, an denen die Kirche verwurzelt ist und auf Pilgerschaft geht, große Veränderungen stattfinden, müssen wir neue Formen des Austauschs von Gaben und des Netzes von Beziehungen, die uns vereinen, pflegen. Dabei werden wir durch den Dienst der Bischöfe in Gemeinschaft untereinander und mit dem Bischof von Rom unterstützt.

Fest verwurzelt und doch Pilger

110. Die Verkündigung des Evangeliums weckt den Glauben in den Herzen der Menschen und führt zur Gründung der Kirche an einem bestimmten Ort. Die Kirche kann nicht losgelöst von ihren Wurzeln in einem bestimmten Gebiet verstanden werden, von jenem Raum und jener Zeit, in dene eine gemeinsame Erfahrung der Begegnung mit dem erlösenden Gott stattfindet. Diese lokale Dimension unserer Kirche bewahrt die reiche Vielfalt der Ausdrucksformen des Glaubens, die in einem bestimmten kulturellen und historischen Umfeld verwurzelt sind. Die Gemeinschaft der Ortskirchen ist Ausdruck der Einheit der Gläubigen innerhalb der einen Kirche. Daher ruft die synodale Umkehr jeden Menschen dazu auf, den Raum seines Herzens zu weiten, wobei das Herz der erste Ort ist, an dem alle unsere Beziehungen widerhallen, und zwar auf der Grundlage der persönlichen Beziehung jedes Menschen zu Jesus Christus und seiner Kirche. Diese sind der Ausgangspunkt und die Voraussetzung für jede synodale Reform der Beziehungen innerhalb unserer Gemeinschaft und der Räume, in denen wir Kirche sind. Die Seelsorge darf sich nicht darauf beschränken, die Beziehungen zwischen Menschen zu pflegen, die sich bereits aufeinander eingestellt fühlen, sondern sie muss die Begegnung zwischen allen Männern und Frauen fördern.

111. Die Erfahrung der Verwurzelung ermöglicht, sich mit tiefgreifenden soziokulturellen Transformationen auseinanderzusetzen, die das Verständnis von Orten verändern. Ein „Ort“ kann nicht mehr nur in rein geografischen und räumlichen Begriffen verstanden werden, sondern bedeutet in unserer Zeit die Zugehörigkeit zu einem Netzwerk von Beziehungen und zu einer Kultur, deren territoriale Wurzeln dynamischer und flexibler sind als je zuvor. Die Urbanisierung ist einer der Hauptfaktoren, die diesen Wandel vorantreiben. Heute lebt zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit die Mehrheit der Weltbevölkerung in Städten. Großstädte sind oft geschichtsund identitätslose urbane Massen, in denen die Menschen isoliert leben. Traditionelle territoriale Bindungen werden neu definiert, wodurch die Grenzen vieler Diözesen und Pfarreien verschwimmen. Die Kirche, die an diesen Orten wirkt, ist aufgerufen, das Gemeinschaftsleben neu aufzubauen, gesichtslosen Gebilden ein Gesicht zu geben und Beziehungen in diesem Milieu wiederherzustellen. Zu diesem Zweck ist es nicht nur weiterhin notwendig, nützliche Strukturen wertschätzen; wir brauchen auch „missionarische Kreativität“, um neue Formen der Seelsorge auszuloten und konkrete Prozesse der Fürsorge zu ermitteln. Es bleibt dabei, dass ländliche Kontexte, von denen einige echte existenzielle Peripherien darstellen, nicht vernachlässigt werden dürfen und besondere seelsorgerische Aufmerksamkeit erfordern, ebenso wie Orte der Marginalisierung und Ausgrenzung.

112. Aus verschiedenen Gründen ist unsere Zeit durch eine wachsende Mobilität der Bevölkerung gekennzeichnet. Flüchtlinge und Migranten bilden oft dynamische Gruppen, auch in Bezug auf die Religionsausübung, und machen die Orte, an denen sie sich niederlassen, multikulturell. Einige halten, insbesondere mithilfe digitaler Medien, enge Verbindungen zu ihrem Herkunftsland aufrecht und können daher Schwierigkeiten haben, in ihrem neuen Land Kontakte zu knüpfen; andere wiederum leben ohne Wurzeln. Auch die Bewohner der Zielländer empfinden die Aufnahme von Neuankommenden als Herausforderung. Alle erleben die Auswirkungen, die sich aus der Begegnung mit unterschiedlichen geografischen, kulturellen und sprachlichen Ursprüngen ergeben, und sind aufgerufen, interkulturelle Gemeinschaften aufzubauen. Die Auswirkungen des Phänomens der Migration auf das Leben der Kirche sollten nicht übersehen werden. In diesem Sinne ist die Situation einiger Ostkirchen, in denen eine wachsende Zahl von Gläubigen in der Diaspora lebt, ein Abbild für diese Realität. Um die Verbindung zwischen diesen Menschen und ihrer Herkunftskirche aufrechtzuerhalten und gleichzeitig neue Verbindungen zu schaffen, die die unterschiedlichen spirituellen und kulturellen Wurzeln respektieren, müssen neue Ansätze gefunden werden.

113. Die Ausbreitung der digitalen Kultur, die besonders bei jungen Menschen deutlich wird, verändert ihre Erfahrung von Raum und Zeit grundlegend; sie beeinflusst ihre täglichen Aktivitäten, ihre Kommunikation und ihre zwischenmenschlichen Beziehungen, einschließlich ihres Glaubens. Die Möglichkeiten, die das Internet bietet, verändern Beziehungen, Bindungen und Grenzen. Heutzutage erleben wir oft Einsamkeit und Ausgrenzung, obwohl wir mehr denn je miteinander verbunden sind. Darüber hinaus können diejenigen, die ihre eigenen wirtschaftlichen und politischen Interessen verfolgen, soziale Medien nutzen, um Ideologien zu verbreiten und aggressive und manipulative Formen der Polarisierung zu erzeugen. Wir sind darauf nicht gut vorbereitet und sollten Ressourcen bereitstellen, um sicherzustellen, dass die digitale Umgebung zu einem prophetischen Raum für die Mission und die Verkündigung wird. Die Ortskirchen sollten diejenigen ermutigen, unterstützen und begleiten, die sich in der digitalen Umgebung für die Sendung einsetzen. Christliche digitale Gemeinschaften und Gruppen, insbesondere junge Menschen, sind auch aufgerufen, darüber nachzudenken, wie sie Bindungen der Zugehörigkeit schaffen und Begegnung und Dialog fördern können. Sie müssen Bildungsangebote unter Gleichaltrigen anbieten und eine synodale Art und Weise entwickeln, Kirche zu sein. Das Internet, das als ein Netz von Verbindungen aufgebaut ist, bietet neue Möglichkeiten, die synodale Dimension der Kirche besser zu leben.

114. Diese sozialen und kulturellen Entwicklungen fordern die Kirche heraus, die Bedeutung des „Lokalen“ in ihrem Leben zu überdenken und ihre Organisationsstrukturen zu überprüfen, damit sie ihrer Sendung besser dienen können. Es ist wichtig, den „Ort“ als die realen und tatsächlichen Rahmenbedingungen menschlicher Prägung zu verstehen, ohne dass damit geleugnet würde, dass es dabei auch eine geografische und kulturelle Dimension gibt. Hier, wo das Beziehungsgeflecht entsteht, ist die Kirche aufgerufen, ihre Sakramentalität zum Ausdruck zu bringen (vgl. LG 1) und ihre Sendung zu erfüllen.

115. Die Beziehung zwischen Ort und Raum führt uns auch dazu, über die Kirche als „Heimat“ nachzudenken. Wenn sie nicht als geschlossener Raum betrachtet wird, der unzugänglich ist und um jeden Preis verteidigt werden muss, ruft das Bild der Heimat die Möglichkeit von Willkommen, Gastfreundschaft und Inklusion hervor. Die Schöpfung selbst ist unser gemeinsames Haus, in dem Menschen, Mitglieder der einen Menschheitsfamilie, mit allen anderen Geschöpfen leben. Unser vom Geist getragenes Engagement besteht darin, dafür zu sorgen, dass die Kirche als einladendes Zuhause, als Sakrament der Begegnung und des Heils, als Schule der Gemeinschaft für alle Kinder Gottes wahrgenommen wird. Die Kirche ist auch das Volk Gottes, das mit Christus unterwegs ist, in ihr ist jeder dazu berufen, ein Pilger der Hoffnung zu sein. Die traditionelle Praxis der Pilgerfahrt ist ein Zeichen dafür. Die Volksfrömmigkeit ist einer der Orte einer synodalen Kirche der Sendung.

116. Die Ortskirche, verstanden als Diözese oder Eparchie, ist der grundlegende Bereich, in dem die Gemeinschaft der Getauften in Christus am vollständigsten zum Ausdruck kommt. Hier versammelt sich die Ortskirche zur Feier der Eucharistie unter dem Vorsitz ihres Bischofs. Jede Ortskirche hat ihre eigene interne Organisation, unterhält aber auch Beziehungen zu anderen Ortskirchen.

117. Einer der wichtigsten Orte des Zusammenkommens in der Ortskirche, die uns im Laufe der Geschichte gegeben wurde, ist die Pfarrei. Die Pfarrgemeinde, die sich zur Feier der Eucharistie versammelt, ist ein privilegierter Ort der Beziehungen, des Willkommens, der Wertschätzung und der Sendung. Veränderungen in der Art und Weise, wie wir unsere Beziehung zum Ort erleben und leben, erfordern, dass wir die Gestaltung der Pfarreien überdenken. Das Besondere an der Pfarrei ist, dass es sich um eine Gemeinschaft handelt, die sich nicht selbst auswählt. Menschen verschiedener Generationen, Berufe, geografischer Herkunft, sozialer Schichten und unterschiedlichem Status kommen dort zusammen. Um auf die neuen Bedürfnisse der Sendung zu reagieren, muss man sich neuen Formen der Seelsorge öffnen, die die Mobilität der Menschen und den „existenziellen Raum“, in dem sich ihr Leben entfaltet, berücksichtigen. Durch die besondere Betonung der christlichen Initiation und das Angebot von Begleitung und Bildung kann die Pfarrgemeinde Menschen in den verschiedenen Lebensphasen bei der Erfüllung ihrer Sendung in der Welt unterstützen. Auf diese Weise wird deutlicher, dass die Pfarrei nicht auf sich selbst zentriert ist, sondern auf die Sendung in die Welt ausgerichtet ist. Die Pfarrei ist dann aufgerufen, das Engagement so vieler Menschen zu unterstützen, die ihren Glauben auf vielfältige Weise durch ihren Beruf, durch soziale, kulturelle und politische Aktivitäten leben und bezeugen. In vielen Regionen der Welt sind die kleinen christlichen Gemeinden oder die Basisgemeinden der Ort, an dem bedeutsame Beziehungen der Nähe und Gegenseitigkeit gedeihen können und die Möglichkeit bieten, Synodalität konkret zu erfahren.

118. Wir erkennen an, dass die Institute des geweihten Lebens, die Gesellschaften des apostolischen Lebens sowie die Vereinigungen, Bewegungen und neuen Gemeinschaften die Fähigkeit haben, lokal Wurzeln zu schlagen und gleichzeitig verschiedene Orte und Umgebungen miteinander zu verbinden, oft auf nationaler oder internationaler Ebene. Durch ihr Handeln, zusammen mit dem vieler Einzelpersonen und informeller Gruppen, bringen sie das Evangelium oft in sehr unterschiedliche Kontexte: Krankenhäuser, Gefängnisse, Altenheime, Aufnahmezentren für Migranten, zu Minderjährigen, Ausgegrenzten und Gewaltopfern; in Bildungsund Ausbildungszentren, Schulen und Universitäten, wo sich junge Menschen und Familien treffen; in die Foren der Kultur und Politik und der ganzheitlichen menschlichen Entwicklung, wo neue Formen des Zusammenlebens erdacht und aufgebaut werden. Dankbar blicken wir auch auf die Klöster, die Orte der Sammlung und der Zurückgezogenheit sind und von einem „Jenseits“ sprechen, das die ganze Kirche betrifft und ihren Weg lenkt. Es ist die besondere Verantwortung des Bischofs oder des Eparchen, diese verschiedenen Gremien zu beleben und die Beziehungen der Einheit zu pflegen. Institute und Vereinigungen sind aufgerufen, in Synergie mit der Ortskirche zu handeln und an der Dynamik der Synodalität Anteil zu nehmen.

119. Wenn man den „Zwischenräumen“ zwischen der Ortskirche und der Universalkirche – wie den Kirchenprovinzen und den nationalen und kontinentalen Zusammenschlüssen von Kirchen – mehr Bedeutung beimisst, können diese zu einer bedeutungsvolleren Präsenz der Kirche in der heutigen Welt beitragen. Die zunehmende Mobilität und Vernetzung lassen die Grenzen zwischen den Kirchen verschwimmen, sodass ein Dienst in einem weitläufigen „soziokulturellen Großraum“ erforderlich ist. Ein solcher Dienst muss sicherstellen, dass das christliche Leben „dem Geist und der Eigenart einer jeden Kultur angepasst“ wird, wobei jeglicher „falsche Partikularismus“ vermieden werden muss (AG 22).

Der Austausch von Gaben

120. Unser gemeinsamer Weg als Jünger Jesu mit unseren unterschiedlichen Charismen und Diensten, während wir uns gleichzeitig am Austausch von Gaben zwischen den Kirchen beteiligen, ist ein wirksames Zeichen der Liebe und Barmherzigkeit Gottes in Christus, die im Geist zum Ausdruck kommt, der die Menschheit auf ihrem Weg zum Reich Gottes begleitet, unterstützt und leitet. Dieser Austausch von Gaben umfasst jeden Aspekt des kirchlichen Lebens. Die Kirche erfüllt ihre Sendung, indem sie „Anlagen, Fähigkeiten und Sitten der Völker, soweit sie gut sind, fördert und übernimmt“; und indem sie sie aufnimmt, „reinigt, kräftigt und hebt“ (LG 13). Sie tut dies, weil sie sowohl in Christus als Volk Gottes aus allen Völkern der Erde gegründet ist als auch dynamisch in einer Gemeinschaft von Ortskirchen strukturiert ist. Die Ermahnung des Apostels Petrus: „Dient einander als gute Verwalter der vielfältigen Gnade Gottes, jeder mit der Gabe, die er empfangen hat“ (1 Petr 4,10) kann zweifellos auf jede Ortskirche angewandt werden. Die Beziehung zwischen den lateinischen und den östlichen katholischen Kirchen ist ein wichtiges und inspirierendes Beispiel für einen solchen Austausch von Gaben. Diese Beziehung muss aufgrund veränderter und dringender historischer Umstände mit besonderer Sorgfalt wiederbelebt und überdacht werden. Der Austausch von Gaben und die Suche nach dem Gemeinwohl in großen transnationalen und interkulturellen geografischen Gebieten wie dem Amazonas, dem Kongobecken und dem Mittelmeerraum erweist sich als ein Beispiel für etwas Neues und Hoffnungsvolles. Dieser Austausch beinhaltet ein Engagement für soziale Fragen von großer globaler Relevanz.

121. Die Kirche strebt sowohl auf lokaler Ebene als auch kraft ihrer katholischen Einheit danach, ein Netzwerk von Beziehungen zu sein, das prophetisch eine Kultur der Begegnung, der sozialen Gerechtigkeit, der Inklusion der Ausgegrenzten, der Gemeinschaft unter den Völkern und der Sorge für die Erde, unser gemeinsames Zuhause, verbreitet und fördert. Die konkrete Verwirklichung dieses Ziels erfordert, dass jede Kirche ihre eigenen Ressourcen im Geiste der Solidarität teilt, ohne Paternalismus oder Unterordnung, mit Respekt vor der Vielfalt und unter Förderung einer gesunden Gegenseitigkeit. Dazu gehört, wo nötig, die Verpflichtung, die Wunden der Erinnerung zu heilen und den Weg der Versöhnung zu beschreiten. Der Austausch von Gaben und die gemeinsame Nutzung von Ressourcen zwischen Ortskirchen, die verschiedenen Regionen angehören, fördert die Einheit der Kirche und schafft Bindungen zwischen den beteiligten christlichen Gemeinschaften. Es ist notwendig, die Bedingungen festzulegen, die sicherstellen, dass Priester, die den Kirchen mit Priestermangel helfen, nicht nur ein funktionales Heilmittel, sondern auch eine Ressource für das Wachstum sowohl der Kirche sind, die sie sendet, als auch der Kirche, die sie empfängt. Ebenso ist es wichtig sicherzustellen, dass wirtschaftliche Hilfe nicht zu Wohlfahrtsstaatlichkeit verkommt, sondern echte evangelische Solidarität fördert und transparent und zuverlässig verwaltet wird.

122. Der Austausch von Gaben ist von entscheidender Bedeutung auf dem Weg zur vollen und sichtbaren Einheit aller Kirchen und christlichen Gemeinschaften. Darüber hinaus stellt er ein wirksames Zeichen der Einheit im Glauben und in der Liebe Christi dar, das sowohl die Glaubwürdigkeit als auch die Wirkung der christlichen Mission fördert (vgl. Joh 17,21). Der heilige Johannes Paul II. hat den folgenden Ausdruck auf den ökumenischen Dialog angewandt: „Der Dialog ist nicht nur ein Gedankenaustausch. Er ist gewissermaßen immer ein ‚Austausch von Gaben und Geschenken‘“ (UUS 28). Frühere und gegenwärtige Bemühungen, das eine Evangelium durch verschiedene christliche Traditionen in einer Vielfalt kultureller Kontexte, historischer Umstände und sozialer Herausforderungen zu verkünden – unter Berücksichtigung des Wortes Gottes und der Stimme des Heiligen Geistes – haben reichlich Früchte in Heiligkeit, Nächstenliebe, Spiritualität, Theologie, sozialer und kultureller Solidarität hervorgebracht. Es ist an der Zeit, diesen kostbaren Reichtum zu schätzen: mit Großzügigkeit, Aufrichtigkeit, ohne Vorurteile, mit Dankbarkeit gegenüber dem Herrn und mit gegenseitiger Offenheit, indem wir ihn einander schenken, ohne anzunehmen, dass er unser ausschließliches Eigentum ist. Das Beispiel der Heiligen und Glaubenszeugen aus anderen christlichen Kirchen und Gemeinschaften ist ebenfalls ein Geschenk, das wir annehmen können, auch indem wir ihr Gedenken – insbesondere das der Märtyrer – in unseren liturgischen Kalender aufnehmen.

123. Papst Franziskus und der Großimam der Al-Azhar, Ahmed Al-Tayyeb, haben sich in dem am 4. Februar 2019 in Abu Dhabi unterzeichneten „Dokument über die menschliche Brüderlichkeit für den Weltfrieden und das Zusammenleben“ dazu verpflichtet, „die Kultur des Dialogs als Weg, die allgemeine Zusammenarbeit als Verhaltensregel und das gegenseitige Verständnis als Methode und Maßstab“ zu übernehmen. Dies ist kein leeres Streben oder etwas, das auf dem Weg des Volkes Gottes in der heutigen Welt optional ist. Eine synodale Kirche verpflichtet sich, diesen Weg an der Seite der Gläubigen anderer Religionen und Menschen anderer Glaubensrichtungen zu gehen, wo auch immer sie leben. Sie teilt freimütig die Freude am Evangelium und nimmt dankbar ihre jeweiligen Gaben an. Durch diese Zusammenarbeit wollen wir als Schwestern und Brüder im Geist der „gegenseitigen Hilfsbereitschaft und Unterstützung“ (vgl. GS 40) gemeinsam für Gerechtigkeit, Solidarität, Frieden und den interreligiösen Dialog eintreten. In einigen Regionen treffen sich Menschen unabhängig von ihrer religiösen Zugehörigkeit in kleinen Nachbarschaftsgemeinschaften. Diese Gemeinschaften bieten ein günstiges Umfeld für einen dreifachen Dialog: des Lebens, des Handelns und des Gebets.

Die Bande der Einheit: Bischofskonferenzen und Kirchenversammlungen

124. Das Leitprinzip der Beziehungen zwischen den Kirchen ist die Perspektive der Gemeinschaft durch das Teilen von Gaben. Dies verbindet die Aufmerksamkeit für die Beziehungen, die die Einheit der ganzen Kirche bilden, mit der Anerkennung und Wertschätzung der Besonderheit des Kontextes jeder Ortskirche, zusammen mit ihrer Geschichte und Tradition. Ein synodaler Stil ermöglicht es den Ortskirchen, sich in unterschiedlichem Tempo zu bewegen. Unterschiede im Tempo können als Ausdruck legitimer Vielfalt und als Gelegenheit zum Austausch von Gaben und zur gegenseitigen Bereicherung gewürdigt werden. Dieser gemeinsame Horizont erfordert die Unterscheidung, Identifizierung und Förderung konkreter Praktiken, die es uns ermöglichen, eine synodale Kirche im Auftrag zu sein.

125. Die Bischofskonferenzen bringen die Kollegialität der Bischöfe zum Ausdruck und setzen sie um, um die Gemeinschaft zwischen den Kirchen zu fördern und den Bedürfnissen des pastoralen Lebens besser gerecht zu werden. Sie sind ein grundlegendes Instrument, um Bindungen zu schaffen, Erfahrungen und bewährte Verfahren unter den Kirchen auszutauschen und das christliche Leben und den Ausdruck des Glaubens an verschiedene Kulturen anzupassen. Unter Einbeziehung des gesamten Volkes Gottes spielen sie auch eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Synodalität. Auf der Grundlage der Ergebnisse des synodalen Prozesses schlagen wir Folgendes vor:

a) Die Ergebnisse der Beratungen über das theologische und rechtliche Statut der Bischofskonferenzen zusammenzutragen.

b) Den Bereich der lehrmäßigen und disziplinarischen Zuständigkeit der Bischofskonferenzen genau festzulegen. Ohne die Autorität des Bischofs innerhalb der ihm anvertrauten Kirche zu beeinträchtigen oder die Einheit oder Katholizität der Kirche zu gefährden, kann die kollegiale Ausübung dieser Kompetenz die authentische Lehre des einen Glaubens in angemessener und an die Kultur angepasster Weise in verschiedenen Kontexten fördern und darüber hinaus einen angemessenen liturgischen, katechetischen, disziplinären, pastoral-theologischen und spirituellen Ausdruck finden (vgl. AG 22).

c) Einen Prozess der Bewertung der Erfahrungen mit der konkreten Funktionsweise der Bischofskonferenzen, der Beziehungen zwischen den Bischöfen und mit dem Heiligen Stuhl, um die notwendigen besonderen Reformen zu ermitteln. Die Ad-limina-Besuche können hierfür eine geeignete Gelegenheit bieten.

d) Die Sicherstellung der Zugehörigkeit aller Diözesen zu einer Kirchenprovinz und zu einer Bischofskonferenz.

e) Die Festlegung, dass die von einer Bischofskonferenz gefassten Beschlüsse für jeden Bischof, der an ihnen mitgewirkt hat, eine kirchliche Verpflichtung in Bezug auf seine eigene Diözese bedeuten.

126. Im synodalen Prozess sind die sieben kontinentalen kirchlichen Versammlungen, die Anfang 2023 stattfanden, sowohl eine wichtige Neuerung als auch ein Vermächtnis, das wir bewahren müssen. Sie sind ein wirksames Mittel zur Umsetzung der konziliaren Lehre über den Wert „jedes soziokulturellen Großraums“ im Streben nach „einer tieferen Anpassung im Gesamtbereich des christlichen Lebens“ (AG 22). Um sie in die Lage zu versetzen, besser zur Entwicklung einer synodalen Kirche beizutragen, wird es notwendig sein, den theologischen und kanonischen Status der kirchlichen Versammlungen wie auch den der kontinentalen Zusammenschlüsse von Bischofskonferenzen zu klären. Es liegt insbesondere in der Verantwortung der Präsidenten dieser Gruppierungen, die Weiterentwicklung dieses Prozesses zu fördern und zu unterstützen.

127. In den kirchlichen Versammlungen (auf regionaler, nationaler und kontinentaler Ebene) nehmen die Mitglieder, die die Vielfalt des Gottesvolkes (einschließlich der Bischöfe) zum Ausdruck bringen und repräsentieren, an der Unterscheidung teil, die es den Bischöfen ermöglicht, kollegial die Entscheidungen zu treffen, die ihnen aufgrund ihres Amtes zustehen. Diese Erfahrung zeigt, wie die Synodalität konkret die Beteiligung aller (des heiligen Gottesvolkes) und das Amt einiger (des Bischofskollegiums) am Entscheidungsprozess über die Sendung der Kirche ermöglicht. Wir schlagen vor, dass die Unterscheidung in einer der Vielfalt der Kontexte angemessenen Weise Räume des Zuhörens und des Dialogs mit anderen Christen und Vertretern anderer Religionen, öffentlichen Einrichtungen, Organisationen der Zivilgesellschaft und der Gesellschaft insgesamt einschließen kann.

128. Unter besonderen sozialen und politischen Umständen haben einige Bischofskonferenzen Schwierigkeiten, an kontinentalen Versammlungen oder supranationalen kirchlichen Gremien teilzunehmen. Der Heilige Stuhl hat die Aufgabe, diese Bischofskonferenzen zu unterstützen, indem er den Dialog und das gegenseitige Vertrauen zwischen den Staaten oder Nationen fördert, damit sie die Möglichkeit haben, sich mit anderen Bischofskonferenzen zu treffen, um die Gaben zu teilen.

129. Um eine „heilsame Dezentralisierung“ (EG 16) und eine wirksame Inkulturation des Glaubens zu verwirklichen, ist es nicht nur notwendig, die Rolle der Bischofskonferenzen anzuerkennen, sondern auch die Institution der Partikularkonzilien, sowohl der Provinzals auch der Plenarkonzilien, neu zu bewerten. Die regelmäßige Einberufung dieser Konzilien ist seit jeher eine Verpflichtung in der Geschichte der Kirche und ist derzeit im kanonischen Recht der lateinischen Kirche vorgesehen (vgl. CIC cann. 439–446). Sie sollten in regelmäßigen Abständen einberufen werden. Das Verfahren für die Anerkennung der Beschlüsse bestimmter Konzilien durch den Heiligen Stuhl (recognitio) sollte reformiert werden, um ihre rechtzeitige Veröffentlichung zu fördern, indem genaue Fristen festgelegt werden oder, im Falle von rein pastoralen oder disziplinären Angelegenheiten (die nicht direkt Fragen des Glaubens, der Moral oder der sakramentalen Disziplin betreffen), eine Rechtsvermutung eingeführt wird, die einer stillschweigenden Zustimmung gleichkommt.

Der Dienst des Bischofs von Rom

130. Der synodale Prozess hat auch die Frage nach der Art und Weise, wie der Bischof von Rom sein Amt ausübt, neu aufgeworfen. Die Synodalität ermöglicht die gemeinschaftlichen („alle“), kollegialen („einige“) und personalen („einer“) Aspekte der Ortskirchen und der Gesamtkirche, indem sie sie aufeinander abstimmt und vereint. Vor diesem Hintergrund spielt das Petrusamt des Papstes eine grundlegende Rolle in der synodalen Dynamik, ebenso wie der gemeinschaftliche Aspekt, der das ganze Volk Gottes einschließt, und die kollegiale Dimension des bischöflichen Dienstes (vgl. ITC 64).

131. Wir können daher die Feststellung des Konzils besser verstehen, dass es „in der kirchlichen Gemeinschaft zu Recht Teilkirchen [gibt], die sich eigener Überlieferungen erfreuen, unbeschadet des Primats des Stuhles Petri, welcher der gesamten Liebesgemeinschaft vorsteht, die rechtmäßigen Verschiedenheiten schützt und zugleich darüber wacht, dass die Besonderheiten der Einheit nicht nur nicht schaden, sondern ihr vielmehr dienen“ (LG 13). Der Bischof von Rom, der das Fundament der Einheit der Kirche ist (vgl. LG 23), ist der Garant der Synodalität: Er ist derjenige, der die Kirche zur Synodalität einberuft, ihr vorsteht und ihre Ergebnisse bestätigt. Als Nachfolger Petri hat er die einzigartige Aufgabe, die Glaubensund Sittenlehre zu bewahren und dafür zu sorgen, dass die synodalen Prozesse auf Einheit und Zeugnis ausgerichtet sind. Zusammen mit dem Bischof von Rom hat das Bischofskollegium eine unersetzliche Aufgabe bei der Leitung der ganzen Kirche (vgl. LG 22–23) und bei der Förderung der Synodalität in allen Ortskirchen.

132. Als Garant der Einheit in der Vielfalt sorgt der Bischof von Rom dafür, dass die Identität der katholischen Kirchen des Ostens gewahrt bleibt und dass ihre jahrhundertealten theologischen, kanonischen, liturgischen, geistlichen und pastoralen Traditionen geachtet werden. Diese Kirchen verfügen über ihre eigenen beratenden Synodalstrukturen: die Bischofssynode der Patriarchalkirche, die Synode der Großen Erzbischöflichen Kirche (CCEO can. 102. ss., 152), der Provinzialrat (CCEO can. 137), der Rat der Hierarchen (CCEO cann. 155, § 1, 164 ss.), und schließlich die Versammlungen der Hierarchen der verschiedenen Kirchen sui iuris (CCEO can. 322). Im Namen der Synodalität ist es angebracht, die Geschichte gemeinsam aufzuarbeiten, um die Wunden der Vergangenheit zu heilen und neue Modelle der Gemeinschaft zu entwickeln. Diese sollten einen Wandel in den Beziehungen zwischen den katholischen Ostkirchen und der römischen Kurie bewirken. Diese Beziehungen müssen durch den Austausch von Gaben, durch Zusammenarbeit und gegenseitige Bereicherung gekennzeichnet sein.

133. Um diese Beziehungen zu fördern, schlägt die Synodenversammlung vor, einen Rat der Patriarchen, Großerzbischöfe und Metropoliten der katholischen Ostkirchen unter dem Vorsitz des Papstes einzurichten, der ein Ausdruck der Synodalität und ein Instrument zur Förderung der Gemeinschaft sein würde. Der Rat würde auch dazu dienen, das liturgische, theologische, kanonische und geistliche Erbe zu teilen. Die Abwanderung vieler Gläubigen aus dem Osten in Regionen des lateinischen Ritus birgt die Gefahr, dass ihre Identität infrage gestellt wird. Es müssen Instrumente und Normen entwickelt werden, um die Zusammenarbeit zwischen der lateinischen Kirche und den katholischen Ostkirchen so weit wie möglich zu stärken, um dieser Situation zu begegnen. Die Synodenversammlung empfiehlt einen aufrichtigen Dialog und eine brüderliche Zusammenarbeit zwischen den Bischöfen des lateinischen und des östlichen Ritus, um eine bessere Seelsorge für die Gläubigen des Ostens zu gewährleisten, denen es an Priestern ihres eigenen Ritus mangelt, und um die Beteiligung der Bischöfe des Ostens an den Bischofskonferenzen mit der entsprechenden Autonomie zu garantieren. Schließlich schlägt die Versammlung dem Heiligen Vater vor, eine Sondersynode einzuberufen, um die Konsolidierung und das Wiederaufblühen der katholischen Ostkirchen zu fördern.

134. Eine synodale Reflexion über die Ausübung des Petrusamtes muss unter dem Blickwinkel der von Papst Franziskus und vielen Bischofskonferenzen gewünschten „heilsamen Dezentralisierung“ (EG 16) erfolgen. Nach der Apostolischen Konstitution Praedicate evangelium bedeutet diese Dezentralisierung, „den Hirten die Kompetenz zu ü berlassen, in Ausü bung ‚ihres eigenen Lehramts‘ als Hirten die Fragen zu lö sen, die sie gut kennen und die die Einheit der Lehre, der Disziplin und der Gemeinschaft der Kirche nicht berü hren, wobei sie immer in jener Mitverantwortung handeln, die Frucht und Ausdruck jenes spezifischen mysterium communionis darstellen, das die Kirche ist“ (PE II, 2). Um in dieser Richtung weiter voranzukommen, könnte man eine theologische und kirchenrechtliche Studie in die Wege leiten, deren Aufgabe es wäre, die Angelegenheiten zu bestimmen, die an den Papst (reservatio papalis) und die Angelegenheiten, die an die Bischöfe in ihren Kirchen oder Kirchenverbänden gerichtet werden können. Dies sollte im Einklang mit dem jüngsten Motu Proprio Competentias quasdam decernere (15. Februar 2022) geschehen. Das Dokument weist auf der Grundlage der „kirchlichen Dynamik der Gemeinschaft“ (Präambel) „bestimmte Zuständigkeitsbereiche in Bezug auf die Bestimmungen der Gesetzbücher zu, die die Einheit der Disziplin in der Gesamtkirche und die Exekutivgewalt in den Ortskirchen und kirchlichen Einrichtungen gewährleisten sollen“. Auch die kanonischen Normen sollten von denjenigen, die in der Kirche die entsprechende Verantwortung und Autorität haben, im synodalen Stil entwickelt werden und als Frucht der kirchlichen Unterscheidung reifen dürfen.

135. Die Apostolische Konstitution Praedicate evangelium hat den Dienst der Römischen Kurie in einem synodalen und missionarischen Sinn gestaltet. Sie betont, dass sie „nicht zwischen dem Papst und den Bischö fen [steht], sondern sie stellt sich in den Dienst beider, und zwar in einer Weise, die dem Wesen beider entspricht.“ (PE I, 8). Ihre Umsetzung soll eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Dikasterien fördern und sie ermutigen, auf die Ortskirchen zu hören. Vor der Veröffentlichung wichtiger normativer Dokumente werden die Dikasterien aufgefordert, eine Konsultation mit den Bischofskonferenzen und den entsprechenden Strukturen der Ostkirchen sui iuris einzuleiten. Im Einklang mit den oben dargelegten Grundsätzen der Transparenz und der Rechenschaftspflicht könnten möglicherweise Formen der Evaluierung der Arbeit der Kurie ins Auge gefasst werden. Eine solche Evaluierung in einer synodalen und missionarischen Perspektive könnte auch auf die Päpstlichen Vertreter ausgedehnt werden. Die Ad-limina-Besuche sind der Höhepunkt der Beziehungen zwischen den Bischöfen der Ortskirchen und dem Bischof von Rom und seinen engsten Mitarbeitern in der Römischen Kurie. Viele Bischöfe wünschen, dass die Art und Weise, wie diese Besuche durchgeführt werden, überprüft wird, um sie mehr und mehr zu einer Gelegenheit für einen offenen Austausch und gegenseitiges Zuhören zu machen. In Anbetracht ihrer unterschiedlichen Kulturen und Hintergründe ist es für das Wohl der Kirche wichtig, dass die Mitglieder des Kardinalskollegiums einander besser kennenlernen und dass die Bande der Gemeinschaft zwischen ihnen gefördert werden. Die Synodalität sollte ihre Zusammenarbeit mit dem Petrusamt und ihre kollegiale Unterscheidung in den ordentlichen und außerordentlichen Konsistorien inspirieren.

136. Die Bischofssynode erweist sich als einer der offensichtlichsten Orte, an denen Synodalität und Kollegialität praktiziert werden sollen. Die Synode wurde von Papst Paul VI. als eine Versammlung von Bischöfen ins Leben gerufen, die den Papst bei seiner Arbeit für die ganze Kirche unterstützen sollte. Heute, durch die Apostolische Konstitution Episcopalis communio in einen stufenweisen Prozess umgewandelt, fördert sie die wesentlichen Beziehungen zwischen dem Volk Gottes, dem Bischofskollegium und dem Papst. Das gesamte heilige Gottesvolk, die Bischöfe, denen Teile des Gottesvolkes anvertraut sind, und der Bischof von Rom nehmen in vollem Umfang am synodalen Prozess teil, jeder entsprechend seiner eigenen Funktion. Diese Beteiligung zeigt sich in der vielfältigen Zusammensetzung der um den Papst versammelten Synodenversammlung, die die Katholizität der Kirche widerspiegelt. Die Zusammensetzung dieser XVI. Ordentlichen Generalversammlung ist, wie Papst Franziskus erklärt hat, „mehr als ein kontingenter Umstand. Sie drückt die Art und Weise der Ausübung des bischöflichen Amtes aus, die mit der lebendigen Tradition der Kirche und der Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils in Einklang steht“ (Ansprache bei der ersten Generalkongregation der zweiten Sitzung der XVI. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode, 2. Oktober 2024). Die Bischofssynode, die ihren bischöflichen Charakter bewahrt, signalisiert in der Beteiligung anderer Glieder des Volkes Gottes „die Form, die die Ausübung der bischöflichen Autorität in einer Kirche annehmen soll, die sich bewusst ist, dass sie konstitutiv relational und daher synodal ist“ (ebd.), und wird dies auch in Zukunft tun können. Bei der Vertiefung der Identität der Bischofssynode kommt es darauf an, dass die Beziehung zwischen der Beteiligung aller (des heiligen Gottesvolkes), dem Amt einiger (des Bischofskollegiums) und dem Vorsitz eines (des Nachfolgers Petri) während des gesamten synodalen Prozesses und in den Versammlungen zum Ausdruck kommt und konkret verwirklicht wird.

137. Eine der wichtigsten Früchte der Synode 2021–2024 war die Intensität des ökumenischen Eifers. Die Notwendigkeit, „eine Form der Primatsausübung zu finden, die [...] sich aber einer neuen Situation öffnet“ (UUS 95), ist eine grundlegende Herausforderung sowohl für eine missionarische synodale Kirche als auch für die christliche Einheit. Die Synode begrüßt die jüngste Veröffentlichung des Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen „Der Bischof von Rom“: Primat und Synodalität in den ökumenischen Dialogen und in den Antworten auf die Enzyklika Ut unum sint, die einen Weg für weitere Studien eröffnet. Das Dokument zeigt, dass die Förderung der christlichen Einheit ein wesentlicher Aspekt des Dienstes des Bischofs von Rom ist und dass der ökumenische Dialog zu einem tieferen Verständnis dieses Aspekts beigetragen hat. Die darin enthaltenen konkreten Vorschläge für eine Neulektüre oder einen offiziellen Kommentar zu den dogmatischen Definitionen des Ersten Vatikanischen Konzils über den Primat, eine klarere Unterscheidung zwischen den verschiedenen Zuständigkeiten des Papstes, die Förderung der Synodalität innerhalb der Kirche und in ihren Beziehungen zur Welt sowie die Suche nach einem auf einer Ekklesiologie der Gemeinschaft basierenden Einheitsmodell bieten vielversprechende Perspektiven für die ökumenische Zusammenarbeit . Die Synodenversammlung hofft, dass dieses Dokument als Grundlage für weitere Überlegungen mit anderen Christen, „natürlich gemeinsam“, über die Ausübung des Einheitsamtes des Bischofs von Rom als „von den einen und anderen anerkannten Dienst der Liebe“ (UUS 95) dienen wird.

138. Der Reichtum der Teilnahme von ökumenischen Delegierten aus anderen Kirchen und christlichen Gemeinschaften an der Synodenversammlung lädt uns ein, den synodalen Praktiken unserer ökumenischen Partner sowohl im Osten als auch im Westen mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Der ökumenische Dialog ist von grundlegender Bedeutung für die Entwicklung eines Verständnisses der Synodalität und der Einheit der Kirche. Er fordert uns auf, authentisch ökumenische synodale Praktiken zu entwickeln, einschließlich Formen der Konsultation und des Diskurses über Fragen von gemeinsamem und dringendem Interesse, wie es die Feier einer ökumenischen Synode zur Evangelisierung sein könnte. Er lädt uns auch zur gegenseitigen Rechenschaft darüber ein, wer wir sind, was wir tun und was wir lehren. Was dies möglich macht, ist unsere Einheit unter der einen Taufe, die uns die Dynamik der Gemeinschaft, der Teilhabe und der Mission bietet und die unsere Identität als Volk Gottes mit Leben erfüllt.

139. Im Jubiläumsjahr 2025 werden wir auch den Jahrestag des Konzils von Nizäa feiern, des ersten ökumenischen Konzils, auf dem das Symbol des Glaubens, das alle Christen vereint, formuliert wurde. Die Vorbereitung und das gemeinsame Gedenken an den 1700. Jahrestag dieses Ereignisses sollte eine Gelegenheit sein, unseren Glauben an Christus gemeinsam zu vertiefen, zu bekennen und Formen der Synodalität unter Christen aller Traditionen in die Praxis umzusetzen. Es wird auch eine Gelegenheit sein, Initiativen für ein gemeinsames Osterdatum zu starten, damit wir die Auferstehung des Herrn am selben Tag feiern können, wie es dank der Vorsehung im Jahr 2025 der Fall sein wird. Dies wird der Verkündigung von Ihm, der das Leben und das Heil der ganzen Welt ist, größere missionarische Kraft verleihen.

Teil V – „So sende ich euch“

Ein Volk für die missionarische Nachfolge formen

Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! (Joh 20, 21–22)

140. Am Abend der Auferstehung gab Jesus den Jüngern die heilsame Gabe seines Friedens und machte sie zu Teilhabern an seiner Sendung. Sein Friede bedeutet die Fülle des Lebens, die Harmonie mit Gott, mit den Schwestern und Brüdern und mit der Schöpfung. Seine Sendung besteht darin, das Reich Gottes zu verkünden und jedem Menschen, ohne Ausnahme, die Barmherzigkeit und Liebe des Vaters anzubieten. Die subtile Geste, die die Worte des Auferstandenen begleitet, erinnert an das, was Gott am Anfang getan hat. Jetzt, im Abendmahlssaal, beginnt mit dem Hauch des Geistes die neue Schöpfung: Ein Volk von missionarischen Jüngern ist entstanden.

141. Das heilige Volk Gottes bedarf einer angemessenen Ausbildung, damit es die Freude des Evangeliums bezeugen und in der Praxis der Synodalität wachsen kann: vor allem in der Freiheit der Söhne und Töchter Gottes in der Nachfolge Jesu Christi, die im Gebet betrachtet und in den Armen anerkannt wird. Synodalität impliziert ein tiefes Bewusstsein für Berufung und Mission, die Quelle einer erneuerten Art und Weise, kirchliche Beziehungen zu leben, und eine neue Dynamik der Beteiligung. Dies kann nur durch gezielte Ausbildungsprozesse erreicht werden. Die Ausbildung in Synodalität und der synodale Stil der Kirche werden den Menschen bewusst machen, dass die in der Taufe empfangenen Gaben zum Wohl aller eingesetzt werden müssen: Sie können nicht versteckt werden oder ungenutzt bleiben.

142. Die Ausbildung der missionarischen Jüngerinnen und Jünger beginnt mit der christlichen Initiation und ist in ihr verwurzelt. Im Glaubensleben eines jeden Menschen gibt es eine Begegnung mit vielen Menschen, Gruppen und kleinen Gemeinschaften, die dazu beigetragen haben, seine Beziehung zum Herrn und zur Gemeinschaft der Kirche zu fördern: Eltern und Familienangehörige, Paten, Katecheten und Erzieher, liturgische Leiter und karitative Dienste, Diakone, Priester und der Bischof selbst. Viele dieser Menschen haben einen Eindruck auf uns gemacht. Leider kommt es manchmal vor, dass die Bindung an die Gemeinschaft nachlässt und die Ausbildung vernachlässigt wird, sobald die Zeit der Initiation vorbei ist. Missionarische Jünger des Herrn zu werden, ist jedoch nicht etwas, das ein für allemal erreicht ist, sondern erfordert eine ständige Umkehr, ein Wachsen in der Liebe „zur vollen Größe, die der Fülle Christi entspricht“ (Eph 4,13) und eine Offenheit für die Gaben des Geistes für ein lebendiges und frohes Glaubenszeugnis. Deshalb ist es wichtig, die sonntägliche Eucharistie wiederzuentdecken, die den Christen im tiefsten Sinne des Wortes „formt“: „Die Fülle unserer Bildung ist die Angleichung an Christus. [...]: Es geht nicht um einen geistigen, abstrakten Prozess, sondern darum, Er zu werden“ (Franziskus, Desiderio desideravi, 41). Für viele Gläubige ist die sonntägliche Eucharistie der einzige Kontakt mit der Kirche: Für die Synodalität ist es entscheidend, dass sie in bestmöglicher Weise gefeiert wird, mit besonderem Augenmerk auf die Homilie und auf die „tätige Teilnahme“ (SC 14) aller. In der Messe erleben wir die Synodalität, die in der Kirche als eine von oben empfangene Gnade lebendig wird. Sie geht der Synodalität voraus, die durch unsere eigenen Bemühungen entsteht. Unter dem Vorsitz des einen und dank des Dienstes der anderen können alle am doppelten Tisch des Wortes und des Brotes teilnehmen. Die Gaben der Gemeinschaft, der Sendung und der Teilnahme – die drei Grundpfeiler der Synodalität – werden in jeder Eucharistie verwirklicht und erneuert.

143. Eine der Forderungen, die während des synodalen Prozesses am stärksten und in allen Kontexten zum Ausdruck kam, ist, dass die von der christlichen Gemeinschaft angebotene Ausbildung ganzheitlich und kontinuierlich sein soll. Eine solche Ausbildung darf nicht nur auf den Erwerb von theoretischem Wissen abzielen, sondern muss auch die Fähigkeit zu Offenheit und Begegnung, zum Austausch und zur Zusammenarbeit, zur Reflexion und zum gemeinsamen Diskurs fördern. Die Ausbildung muss folglich alle Dimensionen der menschlichen Person (intellektuelle, affektive, relationale und spirituelle) einbeziehen und konkrete Erfahrungen umfassen, die angemessen begleitet werden. Während des gesamten Synodenprozesses wurde die Notwendigkeit einer gemeinsamen Ausbildung betont, an der Männer und Frauen, Laien, Personen des geweihten Lebens, geweihte Amtsträger und Kandidaten für den geweihten Dienst teilnehmen und dadurch in der Lage sind, an Wissen und gegenseitiger Wertschätzung sowie an der Fähigkeit zur Zusammenarbeit zu wachsen. Dies erfordert die Anwesenheit geeigneter und kompetenter Ausbilder, die in der Lage sind, mit ihrem Leben zu zeigen, was sie mit ihren Worten vermitteln. Nur auf diese Weise wird die Ausbildung wirklich generativ und transformativ sein. Wir sollten auch nicht den Beitrag übersehen, den die pädagogischen Disziplinen für eine gezielte Ausbildung, für Lernund Lehrmethoden für Erwachsene und für die Begleitung von Einzelpersonen und Gemeinschaften leisten können. Wir müssen daher in die Ausbildung von Ausbildern investieren.

144. Die Kirche verfügt bereits über viele Orte und Ressourcen für die Ausbildung von missionarischen Jüngern: Familien, kleine Gemeinschaften, Pfarreien, kirchliche Vereinigungen, Seminare und Ordensgemeinschaften, akademische Einrichtungen, aber auch Orte für den Dienst und die Arbeit mit den Ausgegrenzten sowie missionarische und ehrenamtliche Initiativen. In jedem dieser Bereiche bringt die Gemeinschaft ihre Fähigkeit zum Ausdruck, in der Nachfolge zu erziehen und durch Zeugnis zu begleiten. Diese Begegnung bringt oft Menschen verschiedener Generationen zusammen. Auch die Volksfrömmigkeit ist ein kostbarer Schatz der Kirche, die das ganze Volk Gottes in der Gemeinschaft lehrt (vgl. Schlussdokument von Aparecida 259. 261). In der Kirche wird niemand einfach nur ausgebildet: Jeder ist ein aktives Subjekt und hat den anderen etwas zu geben.

145. Unter den Ausbildungspraktiken, die von den neuen Impulsen der Synodalität profitieren können, sollte der Katechese besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden, damit die Katechese nicht nur Teil des Initiationsweges ist, sondern die Menschen auch ständig in die Sendung hinausführt. Die Gemeinschaften missionarischer Jünger werden es verstehen, die Katechese im Zeichen der Barmherzigkeit durchzuführen und sie der gelebten Erfahrung jedes Einzelnen näherzubringen, indem sie sie an die existenziellen Peripherien tragen, ohne den Katechismus der katholischen Kirche als Bezugspunkt zu verlieren. Sie kann so zu einem „Laboratorium des Dialogs“ mit den Männern und Frauen unserer Zeit werden (vgl. Päpstlicher Rat zur Förderung der Neuevangelisierung, Allgemeines Direktorium für die Katechese, 54) und ihre Suche nach Sinn erhellen. In vielen Kirchen sind die Katechetinnen und Katecheten die grundlegende Ressource für die Begleitung und Ausbildung; in anderen muss ihr Dienst von der Gemeinschaft besser gewürdigt und unterstützt werden, indem man sich von einer Logik der Delegation löst, die der Synodalität widerspricht. In Anbetracht des Ausmaßes des Phänomens der menschlichen Migration ist es wichtig, dass die Katechese tiefere Beziehungen des gegenseitigen Kennenlernens zwischen den verschiedenen Kirchen fördert.

146. Neben den spezifisch pastoralen Einrichtungen und Ressourcen ist die christliche Gemeinschaft auch an vielen anderen Orten der Bildung präsent wie in Schulen, Berufsschulen und Universitäten sowie dort, wo Menschen für soziales und politisches Engagement ausgebildet werden, und in der Welt des Sports, der Musik und der Kunst. Trotz der Vielfalt kultureller Kontexte, die sehr unterschiedliche Praktiken und Traditionen bedingen, stehen katholisch geprägte Bildungszentren zunehmend in der vordersten Reihe der Kirche, die sich in ihrer Mission immer weiter nach außen bewegt. Inspiriert von den Praktiken der Synodalität können sie zu fruchtbaren Kontexten für freundschaftliche und partizipative Beziehungen werden. Sie werden zu Kontexten, die Zeugnis vom Leben geben; in ihnen werden die Kompetenzen und die Organisation vor allem von Laien gebracht und der Beitrag der Familien hat Vorrang. Insbesondere die katholischen Schulen und Universitäten spielen eine wichtige Rolle im Dialog zwischen Glauben und Kultur und in der moralischen Werteerziehung, indem sie eine an Christus, der Ikone des Lebens in seiner Fülle, orientierte Ausbildung anbieten. Auf diese Weise sind sie in der Lage, eine Alternative zu den vorherrschenden Modellen zu fördern, die oft von Individualismus und Wettbewerb geprägt sind, und damit auch eine prophetische Rolle zu spielen. In manchen Kontexten sind sie die einzigen Einrichtungen, in denen Kinder und Jugendliche mit der Kirche in Kontakt kommen. Wenn sie vom interkulturellen und interreligiösen Dialog inspiriert sind, wird ihr pädagogisches Engagement auch von Angehörigen anderer religiöser Traditionen als eine Form der authentischen menschlichen Entwicklung geschätzt.

147. Die gemeinsame synodale Ausbildung für alle Getauften bildet den Horizont, in dem die spezifische Ausbildung, die für die einzelnen Ämter und Berufungen erforderlich ist, verstanden und praktiziert werden kann. Damit dies geschehen kann, muss sie als Austausch der Gaben zwischen den verschiedenen Berufungen (Gemeinschaft), in der Perspektive eines zu leistenden Dienstes (Sendung) und in einem Stil des Engagements und der Erziehung zu einer differenzierten Mitverantwortung (Partizipation) verwirklicht werden. Diese Forderung, die aus dem Synodenprozess deutlich hervorging, erfordert oft einen anspruchsvollen Mentalitätswandel und eine neue Herangehensweise sowohl an die Ausbildungskontexte als auch an die Ausbildungsprozesse. Sie setzt vor allem eine innere Bereitschaft voraus, sich durch die Begegnung mit Brüdern und Schwestern im Glauben bereichern zu lassen und dabei Vorurteile und parteiische Ansichten zu überwinden. Die ökumenische Dimension der Ausbildung kann diesen Mentalitätswandel nur erleichtern.

148. Während des gesamten synodalen Prozesses wurde vielfach der Wunsch geäußert, dass die Unterscheidung und Ausbildung der Kandidaten für das ordinierte Amt auf synodale Weise erfolgen sollte. Es sollte eine signifikante Präsenz von Frauen geben, ein Eintauchen in das tägliche Leben der Gemeinschaften und eine Ausbildung, die die Zusammenarbeit mit allen in der Kirche und die Ausübung der kirchlichen Unterscheidung ermöglicht. Dies setzt eine mutige Investition von Energie in die Vorbereitung der Ausbilder voraus. Die Versammlung ruft zu einer Überarbeitung der Ratio Fundamentalis institutionis sacerdotalis auf, um die Forderungen der Synode aufzunehmen. Sie sollten in präzise Richtlinien für eine Ausbildung zur Synodalität umgesetzt werden. Die Ausbildungswege sollten in den Kandidaten die Leidenschaft für die Sendung zu allen Völkern (ad gentes) wecken. Die Ausbildung der Bischöfe ist ebenso notwendig, damit sie ihre Sendung, die Gaben des Geistes in Einheit zusammenzuführen und die ihnen übertragene Autorität in synodaler Weise auszuüben, besser wahrnehmen können. Der synodale Weg der Ausbildung impliziert, dass die ökumenische Dimension in allen Aspekten des Weges zu den geweihten Ämtern präsent ist.

149. Der synodale Prozess hat nachdrücklich die Aufmerksamkeit auf einige spezifische Bereiche der Ausbildung des Gottesvolkes für die Synodalität gelenkt. Der erste Bereich betrifft die Auswirkungen des digitalen Umfelds auf Lernprozesse, Konzentration, Selbstund Weltwahrnehmung und den Aufbau zwischenmenschlicher Beziehungen. Die digitale Kultur stellt eine entscheidende Dimension des kirchlichen Zeugnisses in der zeitgenössischen Kultur und ein neues missionarisches Feld dar. Dazu muss sichergestellt werden, dass die christliche Botschaft online auf zuverlässige Weise präsentiert wird, ohne dass ihr Inhalt ideologisch verfälscht wird. Obwohl die digitalen Medien ein großes Potenzial haben, unser Leben zu verbessern, können sie auch Schaden und Verletzungen durch Mobbing, Fehlinformationen, sexuelle Ausbeutung und Sucht verursachen. Kirchliche Bildungseinrichtungen müssen Kindern und Erwachsenen dabei helfen, wichtige Fähigkeiten zu entwickeln, um sicher im Internet zu navigieren.

150. Ein weiterer Bereich von großer Bedeutung ist die Förderung einer Kultur des Schutzes in allen kirchlichen Kontexten, um Gemeinschaften zu immer sichereren Orten für Minderjährige und schutzbedürftige Personen zu machen. Die Arbeit, kirchliche Strukturen mit Vorschriften und rechtlichen Verfahren auszustatten, die die Verhinderung von Missbrauch und rechtzeitige Reaktionen auf unangemessenes Verhalten ermöglichen, hat bereits begonnen. Es ist notwendig, dieses Engagement fortzusetzen und denjenigen, die mit Minderjährigen und schutzbedürftigen Erwachsenen in Kontakt stehen, eine spezifische und angemessene Ausbildung anzubieten, damit sie kompetent handeln und die oft stillen Signale derjenigen erkennen können, die in Schwierigkeiten sind und Hilfe benötigen. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die Betroffenen von sexuellem Missbrauch willkommen geheißen und unterstützt werden, und dies muss mit Sensibilität geschehen. Das wiederum erfordert viel Menschlichkeit und muss mithilfe qualifizierter Personen durchgeführt werden. Wir alle müssen uns von ihrem Leid berühren lassen und diese Nähe praktizieren, die ihnen durch konkrete Entscheidungen Auftrieb gibt, ihnen hilft und eine andere Zukunft für alle vorbereitet. Es ist unerlässlich, dass die Kirche weltweit eine Kultur der Prävention und des Schutzes fördert und unterstützt, um die Gemeinschaften für Minderjährige und schutzbedürftige Personen immer sicherer zu machen. Obwohl bereits Schritte unternommen wurden, um Missbrauch zu verhindern, ist es notwendig, dieses Engagement durch spezifische und fortlaufende Ausund Weiterbildung für diejenigen zu stärken, die mit Minderjährigen und schutzbedürftigen Erwachsenen arbeiten. Die Schutzprozesse müssen ständig überwacht und bewertet werden. Opfer und Überlebende müssen mit großer Sensibilität aufgenommen und unterstützt werden.

151. Die Themen der Soziallehre der Kirche, wie das Engagement für Frieden und Gerechtigkeit, die Sorge um unser gemeinsames Haus und der interkulturelle und interreligiöse Dialog, müssen auch unter dem Volk Gottes stärker verbreitet werden, damit das Handeln der missionarischen Jünger den Aufbau einer gerechteren und mitfühlenderen Welt beeinflussen kann. Das Engagement für den Schutz des Lebens und der Menschenrechte, für eine angemessene Ordnung der Gesellschaft, für die Würde der Arbeit, für eine gerechte und solidarische Wirtschaft und eine ganzheitliche Ökologie ist Teil des Evangelisierungsauftrags, den die Kirche zu leben und in der Geschichte zu verkörpern berufen ist.

Schlussfolgerungen

Ein Fest für alle Völker

Als sie an Land gingen, sahen sie am Boden ein Kohlenfeuer und darauf Fisch und Brot liegen ... Jesus sagte zu ihnen: Kommt her und esst! Keiner von den Jüngern wagte ihn zu befragen: Wer bist du? Denn sie wussten, dass es der Herr war. Jesus trat heran, nahm das Brot und gab es ihnen, ebenso den Fisch. (Joh 21,9.12.13)

152. Der wunderbare Fischfang endet mit einem Festmahl. Der Auferstandene fordert die Jünger auf, seinem Wort zu gehorchen, ihre Netze auszuwerfen und sie an Land zu ziehen. Er ist es jedoch, der das Festmahl vorbereitet und sie zum Essen einlädt. Es gibt Brot und Fisch für alle, genau wie damals, als er sie für die hungrige Menge vermehrte. Vor allem aber gibt es das Wunder und die Faszination seiner Gegenwart, so klar und hell, dass niemand Fragen stellen muss. Nachdem er mit ihnen gegessen hat, nachdem er sie verlassen und verleugnet hat, lädt er sie erneut zur Gemeinschaft mit ihm ein und prägt ihnen das Zeichen seiner ewigen Barmherzigkeit ein, die sich der Zukunft öffnet. Diejenigen, die an diesem Osterfest teilnahmen, würden sich daher als diejenigen „die wir mit ihm nach seiner Auferstehung von den Toten gegessen und getrunken haben“ (Apg 10,41) bezeichnen.

153. Mit diesen Festmählern erfüllt der auferstandene Herr das Bild des Propheten Jesaja, dessen Worte die Arbeit der Synodenversammlung inspiriert haben: ein überreiches und üppiges Festmahl, das der Herr auf dem Berggipfel bereitet, ein Symbol der Gastfreundschaft und der Gemeinschaft, das für alle Völker bestimmt ist (vgl. Jes 25,6–8). Das Festmahl, das der Herr nach Ostern für seine Jünger vorbereitet hat, ist ein Zeichen dafür, dass das eschatologische Festmahl bereits begonnen hat. Auch wenn es seine Fülle erst im Himmel findet, ist das Festmahl der Gnade und Barmherzigkeit bereits für alle vorbereitet. Die Kirche hat die Aufgabe, diese großartige Botschaft in eine sich verändernde Welt zu bringen. Während sie in der Eucharistie vom Leib und Blut des Herrn genährt wird, weiß sie, dass sie die Ärmsten, die Letzten, die Ausgeschlossenen, diejenigen, die die Liebe nicht kennen und ohne Hoffnung sind, und auch diejenigen, die nicht an Gott glauben oder sich in keiner etablierten Religion wiederfinden, nicht vergessen darf. Sie bringt sie in seinem Gebet zum Herrn und geht dann mit der Kreativität und Kühnheit, die der Geist inspiriert, auf sie zu. Die Synodalität der Kirche wird so zu einer sozialen Prophetie, die neue Wege in der Politik und Wirtschaft inspiriert und mit all jenen zusammenarbeitet, die an Gemeinschaft und Frieden glauben, in einem Austausch von Gaben mit der Welt.

154. Durch den synodalen Prozess sind wir uns wieder bewusst geworden, dass das Heil, das empfangen und verkündet werden soll, von Natur aus auf Beziehungen beruht. Wir leben es und bezeugen es gemeinsam. Die Geschichte offenbart sich uns als tragisch gezeichnet von Krieg, Rivalität um die Macht und Tausenden von Ungerechtigkeiten und Missbräuchen. Wir wissen jedoch, dass der Geist in das Herz jedes Menschen einen tiefen und stillen Wunsch nach authentischen Beziehungen und wahren Bindungen gelegt hat. Die Schöpfung selbst spricht von Einheit und Teilen, von Vielfalt und von unterschiedlich miteinander verbundenen Lebensformen. Alles hat seinen Ursprung in der Harmonie und strebt nach ihr, auch wenn es vom Bösen verwüstet wird. Die höchste Bedeutung der Synodalität ist das Zeugnis, das die Kirche Gott, dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist, geben soll: die Harmonie der Liebe, die sich selbst verströmt, um sich der Welt hinzugeben. Wir können die Gemeinschaft, die erlöst, leben, indem wir auf synodale Weise voranschreiten, in der Verflechtung unserer Berufungen, Charismen und Dienste. Indem wir auf alle Menschen zugehen, um ihnen die Freude des Evangeliums zu bringen, können wir die Gemeinschaft leben, die erlöst: mit Gott, mit der gesamten Menschheit und mit der gesamten Schöpfung. Dann werden wir beginnen, durch das Teilen das Festmahl des Lebens zu erleben, das Gott allen Völkern anbietet.

155. Wir vertrauen die Ergebnisse dieser Synode der Jungfrau Maria an, die den herrlichen Titel Odigitria trägt, die den Weg zeigt und leitet. Möge sie, die Mutter der Kirche, die im Abendmahlssaal der neu gegründeten Jüngergemeinschaft half, sich der Neuheit von Pfingsten zu öffnen, uns lehren, ein Volk von Jüngern und Missionaren zu sein, die gemeinsam unterwegs sind, eine synodale Kirche zu sein.

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