Diskussion:Goldene Regel
Fanatismus-Problem
Ist das Beispiel für das Fanatismus-Problem, dass hier genannt wird eigentlich wirklich treffend? Das Beispiel "des Nazis, dessen Hass auf Juden so groß ist, dass er für den Fall, dass er Jude wäre, seine Ermordung fordern würde", ist meiner Meinung nach nicht ganz richtig, denn es lässt sich viel einfacher lösen.
Die Regel besagt doch (man korrigiere mich wenn ich falsch liege), dass man jemand anderen so behandeln soll, wie man selbst in dessen Situation behandelt werden möchte. Aber das tut dieser hypothetische Nazi ja gar nicht. Er versetzt sich aufgrund seines Hasses nicht wirklich in den Juden hinein wie er ist, sondern in einen Juden, wie der Nazi ihn sich vorstellt. Ich weiß nicht genau in wen der Nazi sich hier genau hineinversetzt, wenn er meint er würde als Jude seine Ermordung fordern. In einen Juden, der Juden hasst? In einen Juden, der wie ein Nazi denkt? In einen Juden, der Juden für Untermenschen hält?
Egal in wen er sich hineinversetzt es ist auf jeden Fall kein wirklicher Jude. Er hat sich wenn er seine eigene Ermordung fordert, also nicht wirklich in den anderen hineinversetzt. Damit erfüllt er die Bedingung nicht und hat auch nicht nach der Goldenen Regel gehandelt.
So wie ich das sehe gibt es das Fanatismus-Problem doch eigentlich gar nicht, weil sich Fanatiker nicht wirklich in ihre Opfer hineinversetzen, sondern nur in das verzerrte Bild, das sie sich von ihnen machen. Fanatiker wenden die Goldene Regel nur scheinbar an, aber eben nicht wirklich, somit gibt es - zumindest in Bezug auf die Regel - gar kein Problem, dass behoben werden müsste. ;)
Oder wie seht ihr das? --Patneu 21:23, 4. Jan. 2010 (CET)
Das ist sehr interessant und – wie ich denke – auch ganz richtig. Zwar versetzen wir uns immer in den Anderen derart hinein, wie wir gerade dazu in der Lage sind (das gelingt nie 100prozentig), aber beim Fanatiker misslingt es quasi a priori und systematisch. Das kann man durchaus so sehen. Ich werde es als Einwand in den Artikel einpflegen. Das Fanatismus-Problem selbst würde ich gerne drin behalten, weil es in der Literatur eine gewisse Rolle spielt.
Ich habe den Artikel zudem noch einmal grundlegend überarbeitet und ergänzt.
Josef Bordat 05. Januar 2010