Fidentem piumque (Wortlaut)

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Enzyklika
Fidentem piumque

von Papst
Leo XIII.
an die Ehrwürdigen Brüder. die Patriarchen, Primaten, Erzbischöfe, Bischöfe
der katholischen Welt, die in Gnade und Gemeinschaft mit dem Apostolischen Stuhle stehen
zur Vermittlerin aller Gnaden, Vorzüge und Segen des Rosenkranzgebetes
20. September 1896

(Offizieller lateinischer Text: ASS XXIX [1896-1897] 205-208)

(Quelle : Rundschreiben Leo XIII., Fünfte Sammlung, Lateinischer und deutscher Text, Herder´sche Verlagsbuchhandlung, übersetzt durch den päpstlichen Hausprälaten Professor Franz Hettinger, Freiburg im Breisgau 1904; Die Nummerierung ist der englischen Fassung angeglichen. Die Überschriften wurden aus: Rudolf Graber: Die marianischen Weltrundschreiben der Päpste in den letzten hundert Jahren, Echter Verlag Würzburg 1954, 2. Auflage (Mit kirchlicher Druckerlaubnis entnommen)

Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


Rosenkranz als Herz.jpg
Ehrwürdige Brüder,
Gruß und Apostolischen Segen

Die Liebe des Papstes zum Rosenkranz

1 Schon öfter war es Uns während Unseres Pontifikates verstattet, vor weitern Kreisen den Geist des Vertrauens und der Hingebung gegen die seligste Jungfrau zu bekunden, den Wir schon in den Tagen der Kindheit eingesogen haben und während des ganzen Lebens zu nähren und zu mehren bemüht waren. Denn Wir erkannten, wie vorteilhaft es in unsern für das Christentum ebenso verderblichen als für die Völker selbst gefahrvollen Zeiten wäre, zur Vorsorge jene Schutzwehr des Heiles und des Friedens auf das angelegentlichste zu empfehlen, welche Gott in lauterster Güte in seiner hehren Mutter dem Menschengeschlechte gegeben hat, und von welcher die Jahrbücher der Kirche allezeit ruhmvolle Erfolge verzeichnen. Unsern Aufmunterungen und Wünschen entsprachen die katholischen Völker in mannigfacher passender Weise, besonders durch eifrige Übung der Andacht vom heiligen Rosenkranzes; und ein reichlicher Segen der besten Früchte hat sich eingestellt. Jedoch in der Verehrung der göttlichen Mutter, die wahrhaft in allem des größten Lobes würdig ist, und in der Anempfehlung eifriger Liebe gegen sie auch als Mutter der Menschenkinder, die voll Barmherzigkeit ist und voll der Gnaden, können Wir gar nicht Genüge tun. Ja vielmehr, je näher Wir, von den Sorgen des apostolischen Amtes ermüdet, die Zeit des Heimganges heranrücken sehen, mit desto regerem Vertrauen schauen Wir auf jene, von welcher wie aus einer glückbringenden Morgenröte der Tag unvergänglichen Segens und unvergänglicher Freude ausgeht. Wenn Uns, Ehrwürdige Brüder, die Erinnerung zur Freude gereicht, dass Wir von Zeit zu Zeit in Rundschreiben das Rosenkranzgebet sehr belobt haben, als ein Gebet, das in vielfacher Weise diejenigen, an die es gerichtet wird, überaus angenehm ist, und denen, die es richtig üben, zum großen Nutzen gereicht, so ist es für Uns jetzt gleichermaßen erfreulich, in demselben Vorhaben bekräftigen und bestärken zu können. Es ergibt sich damit aber auch eine vortreffliche Gelegenheit, Geist und Herz väterlich zur Vermehrung des religiösen Lebens anzueifern und in ihnen die Hoffnung auf den Lohn unsterblicher Güter zu schärfen.

Die Erfordernisse des wahren Gebetes

2 Die Gebetsweise, von der wir sprechen, führt den besondern Namen Rosenkranz, als ob sie durch ihre Gefüge die Lieblichkeit und Anmut eines Kranzes von Rosen nachbildete. Dies passt vortrefflich für eine Einrichtung zur Verehrung der (reinsten) Jungfrau, welche mit Recht als „geheimnisvolle Rose“ des Paradieses begrüßt wird, und welche als Königin aller in dem Sternekranze glänzt; es scheint der Name aber auch die Freuden und Kränze des Himmels in leisem, von ihr den Verehrern dargebotenen Vorzeichen anzudeuten. Ganz klar erhellt dies, wenn man die Ordnung des Marianischen Rosenkranzes betrachtet. Christus der Herr und die Apostel haben durch Gebot und Beispiel nichts so eindringlich anempfohlen als die Pflicht des inbrünstigen Gebetes zu Gott. Die Väter und Kirchenlehrer heben nachdrücklich hervor, dass es so notwendig sei, dass Menschen, welche es vernachlässigen, sich vergebliche Hoffnung auf die Erlangung des ewigen Heiles machen. Obgleich nun jeder Betende gemäß dem Gegenstande seiner Bitten und der Verheißung Christi Aussicht auf Erhörung hat, so gewinnt doch, wie jedermann weiß, das Gebet seine Kraft vorzüglich aus zwei Umständen, nämlich aus der beharrlichen Ausdauer und aus dem Zusammenschluss mehrerer zu einer und derselben Absicht. Ersteres zeigen die so gütigen Einladungen Christi: „Bittet, suchet, klopfet an“<ref> {{#ifeq: Evangelium nach Matthäus | Fidentem piumque (Wortlaut) |{{#if: Mt|Mt|Evangelium nach Matthäus}}|{{#if: Mt |Mt|Evangelium nach Matthäus}}}} 7{{#if:7|,7}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}</ref>; wir haben hier ganz das Gleichnis eines guten Vaters, der zwar die Wünsche seiner Kinder erfüllen will, aber sich auch gerne oftmals von ihnen bitten und sozusagen mit Bitten ermüden lässt, um die Herzen derselben enger an sich zu fesseln. Für das Zweite hat der Herr ebenfalls öfters Zeugnis gegeben: „Wenn zwei aus euch auf Erden einstimmig sein werden über was immer für eine Sache, um die sie bitten wollen, so wird es ihnen von meinem Vater gegeben werden.“ Der Grund ist: „“Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.“<ref> {{#ifeq: Evangelium nach Matthäus | Fidentem piumque (Wortlaut) |{{#if: Mt|Mt|Evangelium nach Matthäus}}|{{#if: Mt |Mt|Evangelium nach Matthäus}}}} 18{{#if:19.20|,19.20}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}</ref> Auf dieses Zeugnis stützt sich jenes kräftige Wort Tertullians: „Wir kommen zusammen zu Versammlungen und Vereinen, um bei unseren Bitten Gott wie mit einem Heere zu umzingeln; diese Gewalt gefällt Gott“<ref>Apologet. c. 39.</ref>; ebenso der denkwürdige Ausspruch des Aquinaten: „Es ist unmöglich, dass das Gebet vieler unerhört bleibe, wenn die Bitten der vielen sozusagen zu einem Gebete zusammenwachsen.“<ref>In evang. {{#ifeq: Evangelium nach Matthäus | Fidentem piumque (Wortlaut) |{{#if: Mt|Mt|Evangelium nach Matthäus}}|{{#if: Mt |Mt|Evangelium nach Matthäus}}}} 18{{#if:|,{{{3}}}}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}</ref>

Der Rosenkranz als Gebet der Gemeinschaft

Beide Empfehlungen besitzt in trefflicher Weise der Rosenkranz. In demselben nämlich, um nicht auf weiteres einzugehen, bemühen wir uns nachdrücklich, durch Wiederholung derselben Bitten von himmlischen Vater das Reich seiner Gnade und Glorie zu erflehen; wir beschwören immer wieder die himmlische Mutter, dass sie mit ihrer Fürbitte uns in unserer Sündenschuld zu Hilfe kommen wolle, im ganzen Leben, besonders aber in der letzten Stunde, welche die Schwelle zur Ewigkeit ist. Zur Abhaltung gemeinschaftlichen Gebetes ist die Andacht des Rosenkranzes ebenfalls aufs beste eingerichtet; er hat deshalb mit gutem Grund den Namen “marianischer Psalter“ erhalten. Und es sollte die Übung, welche bei unsern Vätern galt, gewissenhaft beibehalten oder erneuert werden, wo es bei den christlichen Familien in Stadt und Land heiliger Brauch war, zur Abendzeit, nach dem Schweiße der Arbeit vor dem Bildnis der heiligen Jungfrau in herkömmlicher Weise sich zu versammeln und die Rosenkranzandacht wechselweise zu ihrem Lobe zu verrichten. Hocherfreut durch diese gläubige und einmütige Hingebung stand sie nun auch wie eine gütige Mutter im Kreise ihrer Kinder ihnen bei und machte sie der Segnungen des häuslichen Friedens teilhaftig, wie zur Verheißung des himmlischen Friedens. – Mit Rücksicht auf diese Kraft des gemeinsamen Gebetes haben Wir unter Unsern frühern mehrmals getroffenen Verfügungen über den Rosenkranz auch kundgegeben, „dass es Unsern Wünschen entspreche, dass in den Hauptkirchen der einzelnen Diözesen täglich, in den untergeordneten Kirchen an den einzelnen Festtagen der Rosenkranz gebetet werde“.<ref>Apost. Sendschreiben Salutaris ille, erlassen am 24. Dezember 1883.</ref> Dies soll aber eifrig und beständig geschehen, und Wir sehen es gerne, dass es bei anderen Feierlichkeiten öffentlicher Andachtsübungen, bei den Prozessionen der Pilger zu den hervorragenden Heiligtümern, an denen wachsende Teilnahme empfehlenswert ist, geschieht und sich fortverbreitet. Außerdem ist diese Gemeinsamkeit im Bitt- und Lobgebet zu Maria für die Seelen etwas sehr Erfreuliches und Heilsames. Wir selbst haben dies am meisten gefühlt, und gerne verweilt dabei Unsere Erinnerung, wenn Wir bei verschiedenen Anlässen Unseres Pontifikates in der vatikanischen Basilika gegenwärtig waren, umringt von einer ungeheuren Zahl von Gläubigen aus allen Ständen, und diese gemeinsam mit Uns mit Herz, Mund und Vertrauen durch die Geheimnisse und Gebete des Rosenkranzes inständig die allbereite Helferin der katholischen Sache anriefen.

Der Rosenkranz zeigt uns Maria als Mittlerin aller Gnaden

3 Sollte etwa jemand das große Vertrauen auf den Schutz und die Hilfe der heiligen Jungfrau für zu weitgehend halten und einen Vorwurf dagegen erheben wollen? Ganz gewiss, niemand anders als Christus, welcher in einer Person zugleich Gott und Mensch ist und so das Menschengeschlecht bei dem himmlischen Vater wieder zu Gnaden gebracht hat, kommt der Name und das Amt des vollkommenen Mittlers zu. „Ein Mittler ist zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Christus Jesus, der sich selbst zum Lösegeld für alle hingegeben hat.“<ref>{{#ifeq: 1. Brief des Paulus an Timotheus | Fidentem piumque (Wortlaut) |{{#if: 1 Tim|1 Tim|1. Brief des Paulus an Timotheus}}|{{#if: 1 Tim |1 Tim|1. Brief des Paulus an Timotheus}}}} 2{{#if:5.6|,5.6}} Tim%202{{#if:5.6|,5.6}}/anzeige/context/#iv EU | BHS =bibelwissenschaft.de">Tim%202{{#if:5.6|,5.6}}/anzeige/context/#iv EU | #default =bibleserver.com">EU }}</ref> Aber wenn, wie der Engel der Schule lehrt, „nichts im Wege steht, dass auch andere in gewisser Beziehung als Mittler zwischen Gott und den Menschen bezeichnet werden, sofern sie nämlich vorbereitend und dienstbar zur Verbindung des Menschen mit Gott mitwirkten,<ref>Thomas von Aquin Summa theologica III, q. 26, a. 1 (Editio Leonina 11,285b).</ref> wie die Engel und die Seligen des Himmels, die Propheten und die Priester beider Testamente, dann fürwahr kommt diese Ruhmesauszeichnung der erhabenen Jungfrau in reicherem Maße zu. Denn auch nicht eine einzige Persönlichkeit kann gedacht werden, welche zur Versöhnung Gottes mit den Menschen gleich wie sie gewirkt hätte oder je wirken könnte. Sie hat, als die Menschen dem ewigen Verderben jäh entgegengingen, ihnen den Erlöser zugeführt, schon damals, als sie die Botschaft des geheimnisvollen Friedenswerkes, welche der Engel auf die Erde gebracht hatte, an Stelle der ganzen menschlichen Natur<ref>Thomas von Aquin Summa theologica III, q. 30, a. 1. (Editio Leonina ebd. 11,315b).</ref> mit wundervoller Zustimmung entgegennahm: Aus ihr ist Jesus geboren worden, sie ist seine wahre Mutter und aus diesem Grunde die würdige und gottgefällige Mittlerin zum Mittler. – Wenn die frommen Seelen dieser Geheimnisse im Rosenkranzgebete der Ordnung nach gedenken und sie betrachten, so treten dabei zugleich die Verdienste Marias um unsere Versöhnung und unser Heil in helles Licht. Ein jeder muss auf das angenehmste berührt werden, so oft er sie betrachtet, indem sie im Hause der Elisabeth als Spenderin der göttlichen Gnaden erscheint oder den Sohn den Hirten, den Königen oder dem Simeon als Kind darreicht. Was aber, wenn er betrachtet, dass das Blut Christi, welches er um unsretwillen vergossen, dass die Glieder, deren Wunden er dem Vater als Preis unserer Freiheit zeigt, nichts anderes sind als Fleisch und Blut der reinsten Jungfrau? Ja, „Jesu Fleisch ist das Fleisch Marias, und so sehr es auch durch die Herrlichkeit der Auferstehung erhöht ist, so blieb und bleibt doch die Natur des Fleisches dieselbe, wie sie aus Maria angenommen ward“.<ref>De assumpt. B. M. V. c. 5, inter opp. S. Aug.</ref>

Der Rosenkranz stärkt unseren Glauben

4 Noch eine weitere herrliche Frucht, die mit den Zeitverhältnissen in besonderer Beziehung steht, bringt der Rosenkranz; Wir haben ihrer schon andern Ortes Erwähnung getan. Es ist nämlich diese, dass der Christ, wo die Tugend des göttlichen Glaubens so vielem Gefahren und Anfechtungen täglich ausgesetzt ist, in ihm ein gutes Mittel findet, womit er dieselbe nähren und kräftigen kann. „Den Urheber und Vollender des Glaubens“ nennt Christum das göttliche Wort:<ref>{{#ifeq: Brief an die Hebräer | Fidentem piumque (Wortlaut) |{{#if: Hebr|Hebr|Brief an die Hebräer}}|{{#if: Hebr |Hebr|Brief an die Hebräer}}}} 12{{#if:2|,2}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}</ref> den Urheber, weil er die Menschen vieles gelehrt hat, was sie glauben sollen, besonders von ihm, in dem die ganze „Fülle der Gottheit wohnt“,<ref>{{#ifeq: Brief des Paulus an die Kolosser | Fidentem piumque (Wortlaut) |{{#if: Kol|Kol|Brief des Paulus an die Kolosser}}|{{#if: Kol |Kol|Brief des Paulus an die Kolosser}}}} 2{{#if:9|,9}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}</ref> und weil er ebenfalls durch die Gnade uns Salbung des Heiligen Geistes die Kraft, zu glauben, gütig verleiht; den Vollender, weil er die Wahrheiten, welche in diesem Leben von den Menschen nur verschleiert erfasst werden, im Himmel enthüllt offenbaren wird, wo er den Habitus des Glaubens in das klare Licht der Seligkeit verwandeln wird. Allein wahrlich, in der Rosenkranzandacht ragt Christus hoch hervor; betrachtend schauen wir sein Leben, das verborgene in seinen Freuden, das öffentliche im Meer der Mühen und Leiden bis zum Tode, endlich das glorreiche von der Auferstehung des Siegers zur ewigen Wohnung an der Rechten des Vaters. Und da ja der Glaube zum Bekenntnis werden muss, um ein voller und würdiger zu sein, „denn mit dem Herzen glaubt man zur Gerechtigkeit, und mit dem Munde geschieht das Bekenntnis zur Seligkeit“<ref>{{#ifeq: Vorlage:Röm (Bibel) | Fidentem piumque (Wortlaut) |{{#if: Röm|Röm|Vorlage:Röm (Bibel)}}|{{#if: Röm |[[Vorlage:Röm (Bibel)|Röm]]|[[Vorlage:Röm (Bibel)]]}}}} 10{{#if:10|,10}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}</ref>, deshalb bietet auch dazu der Rosenkranz die beste Gelegenheit. Denn durch die Gebetsworte, welche in ihn eingeflochten werden, lässt sich das Bekenntnis des Glaubens an Gott aussprechen, unsern mit bester Fürsorge waltenden Vater, an das jenseitige Leben, an die Vergebung der Sünden; auch an das Geheimnis von der hehren Dreifaltigkeit, der Menschwerdung des Wortes, der göttlichen Mutterschaft und andere Wahrheiten. Jedermann nun weiß, wie groß der Wert und das Verdienst des Glaubens ist. Der Glaube ist ja doch nichts anderes als der auserlesene Keim, welcher im gegenwärtigem Leben die Blüten jeglicher Tugend hervortreibt, durch welche wir uns vor Gott bewähren und welcher dann Früchte hervorbringt, die ewiglich dauern: „Dich erkennen ist vollkommene Gerechtigkeit; deine Vollkommenheit und Macht erkennen ist die Wurzel der Unsterblichkeit.“<ref>{{#ifeq: Buch der Weisheit | Fidentem piumque (Wortlaut) |{{#if: Weish|Weish|Buch der Weisheit}}|{{#if: Weish |Weish|Buch der Weisheit}}}} 15{{#if:3|,3}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}</ref>

Der Rosenkranz führt zur Buße

Diese Stelle mahnt noch an ein Weiteres, und zwar in Hinsicht auf die Tugendpflichten, welche der Glaube gemäß seiner Stellung auferlegt. Zu denselben zählt die Tugend der Buße, zu der als Teil auch die in mehr als einer Hinsicht pflichtgemäße und heilige Enthaltsamkeit gehört. Wenn, was sie betrifft, die Kirche mit der Zeit gegen ihre Kinder größere Milde walten ließ, so mögen sie doch sich vor Augen halten, dass sie mit allem Fleiße durch andere Werke ersetzen sollen, was hier mütterliche Nachsicht freigegeben hat. Auch zu diesem Zwecke gefällt es Uns gleichfalls, an erster Stelle die Verrichtung des Rosenkranzes vorzuschlagen, welcher, besonders durch die Betrachtung der Betrübnisse Christi und seiner Mutter, in gleicher Weise gute Früchte der Buße hervorbringen kann.

Leichtigkeit des Rosenkranzes

5 So ist denn jenen, welche nach dem höchsten Gute streben, wahrhaft mit weiser Fürsorge dieses Hilfsmittel des Rosenkranzes darbgeboten worden, und es ist für alle so bequem und leicht, dass nichts es mehr sein könnte. Wer in der Religion auch nur mittelmäßig unterrichtet ist, kann sich desselben leicht und mit Nutzen bedienen; auch bedarf die Gebetsübung so wenig Zeit, dass sie niemand in seinen Geschäften aufhält. Die Jahrbücher der Religion enthalten davon passende und ruhmreiche Beispiele, und es ist genugsam bekannt, dass es immer viele gegeben hat, welche wichtige Ämter bekleideten oder durch arbeitsreiche Aufgaben hingehalten waren, und doch an keinem Tag je diese gewohnte Übung der Frömmigkeit unterlassen haben. – Zu dieser Erscheinung stimmt recht wohl jenes religiöse Gefühl, welches die Seelen zum heiligen Rosenkranz hinzieht, dass sie ihn wie einen unzertrennlichen Lebensgefährten und treuen Schutz lieb gewinnen, und dass sie ihn auch noch im letzten Kampfe umfassen und wie ein süßes Wahrzeichen des unverwelklichen Kranzes der ewigen Glorie festhalten. Dieses Wahrzeichen unterstützen die Wohltaten des heiligen Ablasses sehr kräftig, wenn sie in der geziemenden Weise gewürdigt werden. Denn die Rosenkranzandacht ist von Unseren Vorgängern und von Uns selbst aufs reichlichste mit ihnen bedacht worden. Dieselben gereichen gewiss den Sterbenden und den Dahingeschiedenen, wie durch die Hand der mitleidsvollen Jungfrau mitgeteilt, zum großen Vorteil, indem sie dadurch bälder dazu gelangen, den Trost des ersehnten ewigen Friedens und Lichtes zu genießen.

Rückkehr der von uns Getrennten

6 Das, Ehrwürdige Brüder, sind die Beweggründe, die Uns veranlassen, ohne Aufhören eine so ausgezeichnete und zur sichern Gewinnung des endlichen Heiles so nützliche Andachtsform den katholischen Völkern lobend anempfehlen. Außerdem rät dazu aber eine hochwichtige Angelegenheit, betreffs deren wir Uns in Sendschreiben und Allokutionen schon öfters ausgesprochen haben. Während Uns nämlich täglich entschiedener zum Handeln der Wunsch antreibt, den Wir vom göttlichen Herzen Jesu empfangen haben, die begonnene Wiedervereinigung der Getrennten zu befördern, erkennen Wir wohl, dass diese so vortreffliche Einheit durch nichts besser herbeigeführt und befestigt werden kann als durch die Kraft heiliger Gebete. Es schwebt Uns das Beispiel Christi vor Augen, der in flehentlicher Bitte zum Vater gebetet hat, dass die Anhänger seiner Lehre in Glauben und Liebe eins seien. In der Apostelgeschichte findet sich auch ein herrlicher Beweis der kräftigen Fürbitte der heiligsten Mutter für dasselbe Gut. Dort wird von der ersten Versammlung der Jünger erzählt, wo sie mit großer Hoffnung den versprochenen Gnadenschatz des segenspendenden Geistes erflehten und erwarteten; zugleich wird die Gegenwart Marias und ihre Teilnahme am Gebete hervorgehoben: „Diese alle beharrten einmütig im Gebete mit Maria, der Mutter Jesu.“<ref>{{#ifeq: Apostelgeschichte | Fidentem piumque (Wortlaut) |{{#if: Apg|Apg|Apostelgeschichte}}|{{#if: Apg |Apg|Apostelgeschichte}}}} 1{{#if:14|,14}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}</ref> Wie nun damals mit ihr, als der vortrefflichen Beförderin und Hüterin der Einheit, die beginnende Kirche in ihrem Gebete sich passend verband, so ist es auch in unserer Zeit wohl am Platze, dass dies in der katholischen Welt geschehe; besonders während des ganzen Monats Oktober, den Wir längst der Anrufung der göttlichen Mutter für die Kirche in den Zeiten der Heimsuchung geweiht und durch das feierliche Gebet des Rosenkranzes geheiligt wissen wollten. – Möge also allenthalben der Eifer für dieses Gebet erglühen, vor allem für das Ziel der heiligen Einheit. Und es dürfte Maria nichts angenehmer und erfreulicher sein, da sie ja bei ihrer innigsten Verbindung mit Christus am heißesten wünscht und will, dass jene, die mit einer und derselben Taufe ausgestattet, alle durch das Band desselben Glaubens und vollkommener Liebe mit ihm und unter sich verbunden seien. – Die erhabenen Geheimnisse dieses Glaubens aber mögen durch die Pflege des Rosenkranzes noch tiefer in die Seelen eingegraben werden mit dem glücklichen Erfolge, dass wir nachahmen, was sie enthalten, und erreichen, was sie verheißen.

7 Inzwischen erteilen Wir als Unterpfand der göttlichen Gnaden und zum Zeugnis Unserer Liebe Euch allen, Euerem Klerus und Volk voll Wohlwollen den Apostolischen Segen.

Gegeben zu Rom bei St. Peter, den 20. September des Jahres 1896,

dem neunzehnten Unseres Pontifikates

Leo XIII. PP.

Anmerkungen

<references />

Weblinks