Evangelium

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Engel, das Evangelium bringend. Evangeliar aus Fulda um 980. Fulda Landesbibliothek

Evangelium (von griech. euangélion - "gute Nachricht" oder Frohbotschaft) bezeichnet den Inhalt jeder christlichen Verkündigung. Eingeführt wird der Begriff von Jesus Christus als Zusammenfassung der Botschaft von der durch sein Leben und Sterben anbrechenden Gottesherrschaft (Mk 1,15).

Außerdem bezeichnet der Begriff die schriftlichen Lebenszeugnisse des Herrn dokumentiert in der Heiligen Schrift, von denen die Kirche vier in den verbindlichen Schriftkanon aufgenommen hat:
das Matthäusevangelium, das Markusevangelium, das Lukasevangelium und das Johannesevangelium.

In jeder Hl. Messe wird ein Abschnitt aus den Evangelientexten vorgetragen. Er stellt den Höhepunkt des Wortgottesdienstes dar.

Jesus Christus und der Begriff Evangelium

Ob Jesus selbst von "Evangelium" gesprochen hat bzw. welches entsprechende aramäische Wort er gebraucht hat, ist nicht bekannt. Sicher ist, dass er die Reichgottesbotschaft in Wort und Zeichen machtvoll ausrichtete, den Sündern, Armen und Verlorenen Israels und selbst den bittenden Heiden zum Heil, den Reichen, Stolzen und Selbstgerechten zur Warnung und zum Gericht. Da er selbst in Person der vollkommene Ausdruck dieser Botschaft war und ihre göttliche Legitimität im Prozess um seine göttliche Legitimität zugleich vor Gericht stand und am Kreuz besiegelt wurde, erfährt der Begriff unter den ersten Christen eine Bedeutungserweiterung.

Für die Kirche ist Evangelium das Kurzwort für die Botschaft, von der sie lebt und die sie allen Geschöpfen (Mk 16,15) auszurichten hat: Menschwerdung, Wort und Wirken, Kreuzestod und Auferstehung des Sohnes Gottes; die eine Botschaft, die richtend und rettend jeden Menschen betrifft. Auch der Glaube an das Reich Gottes kann als Evangelium bezeichnet werden (vgl. Mk 1,14). Jesus Christus bezieht sich auf die Heilsbotschaft des Propheten Jesaja (vgl. Jes 40,10).

Die vier Evangelienschriften

Maria von Agreda erklärt im Buch "Leben der jungfräulichen Gottesmutter Maria" Buch 8, Nr. 557-564 das Folgende, tabellarisch dargestellt:

Reihenfolge Evangeliumsverfasser;
Evangelium nach
Entstehungsjahr
nach Christus
Sprache Entstehungsort
1
Matthäus
42.
hebräisch Jerusalem, in Judäa vollendet
2
Markus
46.
hebräisch und lateinisch (Übersetzung
oder Abschrift des Verfassers)
Palästina und Rom
3
Lukas
48.
griechisch Achaja
4
Johannes
58.
griechisch Kleinasien

Die Kirche hat die vier kanonischen Evangelien als authentisches und wahres Lebenszeugnis anerkannt und sie gemeinsam - in ihrer Verschiedenheit - zur Grundlage für alle künftige Evangelisierung erklärt. So heißt es in der Dogmatischen Konstitution über die göttliche Offenbarung "Dei Verbum" des 2. Vatikanischen Konzils:

"Niemandem kann es entgehen, dass unter allen Schriften, auch unter denen des Neuen Bundes, den Evangelien mit Recht ein Vorrang zukommt. Denn sie sind das Hauptzeugnis für Leben und Lehre des fleischgewordenen Wortes, unseres Erlösers. Am apostolischen Ursprung der vier Evangelien hat die Kirche immer und überall festgehalten und hält daran fest; denn was die Apostel nach Christi Gebot gepredigt haben, das haben später unter dem Anhauch des Heiligen Geistes sie selbst und Apostolische Männer uns als Fundament des Glaubens schriftlich überliefert: das viergestaltige Evangelium nach Matthäus, Markus, Lukas und Johannes." (Nr. 18) "Unsere heilige Mutter, die Kirche, hat entschieden und unentwegt daran festgehalten und hält daran fest, dass die vier genannten Evangelien, deren Geschichtlichkeit sie ohne Bedenken bejaht, zuverlässig überliefern, was Jesus, der Sohn Gottes, in seinem Leben unter den Menschen zu deren ewigem Heil wirklich getan und gelehrt hat bis zu dem Tag, da er aufgenommen wurde (vgl. Apg 1,1-2). Die Apostel haben nach der Auffahrt des Herrn das, was er selbst gesagt und getan hatte, ihren Hörern mit jenem volleren Verständnis überliefert, das ihnen aus der Erfahrung der Verherrlichung Christi und aus dem Licht des Geistes der Wahrheit zufloss. Die biblischen Verfasser aber haben die vier Evangelien redigiert, indem sie einiges aus dem vielen auswählten, das mündlich oder auch schon schriftlich überliefert war, indem sie anderes zu Überblicken zusammenzogen oder im Hinblick auf die Lage in den Kirchen verdeutlichten, indem sie schließlich die Form der Verkündigung beibehielten, doch immer so, dass ihre Mitteilungen über Jesus wahr und ehrlich waren. Denn ob sie nun aus eigenem Gedächtnis und Erinnern schrieben oder auf Grund des Zeugnisses jener, 'die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes waren', es ging ihnen immer darum, dass wir die 'Wahrheit der Worte erkennen sollten, von denen wir Kunde erhalten haben' (vgl. Lk 1,2-4)." (Nr. 19)

Petrus bestimmte, wo die Apostel evangelisieren sollten

Petrus bestimmte, wie der jetzige Papst die Bischöfe, wo die Apostel evangelisieren sollten: Maria von Agreda schreibt im Werk: "Leben der jungfräulichen Gottesmutter Maria" im Buch 7 (229-231):

Nachdem dieses Gebet beendet war, kam über den Speisesaal ein wunderbares Licht herab, welches alle umhüllte; zugleich vernahm man eine Stimme, welche sprach: «Petrus, mein Stellvertreter, soll einem jeden seine Provinz bestimmen, welche sein Los zu bilden hat. Ich selbst werde ihn dabei mit meinem Licht erleuchten und mit meinem Geiste leiten.» Der Grund, weshalb Christus der Herr dem heiligen Petrus diese Ernennung übertrug, war, weil er ihn bei diesem Anlass neuerdings in der Gewalt bestätigen wollte, die er ihm als dem Haupt und allgemeinen Hirten der ganzen Kirche schon zuvor übergeben hatte. Was die übrigen Apostel betrifft, so wollte Christus ihnen dadurch zu verstehen geben, dass die Gründung der Kirchen auf der ganzen Welt stets in der Abhängigkeit von dem heiligen Petrus und seinen Nachfolgern zu geschehen habe, welchen sie als den Statthaltern Jesu Christi stets unterworfen und untergeordnet bleiben müssten. Wirklich verstanden es auch alle so und nicht anders, wie es auch mir ausdrücklich als der Wille Gottes zu erkennen gegeben wurde.
Zur Ausführung desselben und nach Anhörung obiger Stimme begann sodann der heilige Petrus die Verteilung der Provinzen, indem er für seine eigene Person erklärte: «Ich, Herr, opfere mich auf, um in der Nachfolge meines Meisters und Erlösers zu leiden und zu sterben und so seinen heiligen Namen zu verkünden.
Jetzt werde ich in Jerusalem bleiben. Hernach werde ich in die asiatischen Provinzen Pontus, Galatien, Bithynien und Kappadozien ziehen. Meinen Amtssitz werde ich zuerst in Antiochien und dann zu Rom nehmen, wo ich den Lehrstuhl unseres Erlösers Jesu Christi errichten werde, damit dort das Haupt seiner Kirche seinen Wohnsitz habe.»
Der heilige Petrus sprach dieses, weil er vom Herrn den Befehl erhalten hatte, die römische Kirche als seinen Sitz und als das Haupt der ganzen katholischen Kirche zu erklären. Denn nimmermehr würde sonst der heilige Petrus eine Maßregel von solcher Wichtigkeit getroffen haben.
230. Darauf fuhr der heilige Petrus fort und sprach: «Der Diener Jesu Christi, unser geliebtester Bruder Andreas , wird dem Herrn nachfolgen und den heiligen Glauben predigen in folgenden Provinzen: im europäischen Szythien, in Epirus und Thrazien. Von der Stadt Patras in Achaja aus wird er diese Provinz und die andern Gegenden seines Anteiles so weit verwalten, als dies in seiner Macht steht.»
«Der Diener Jesu Christi, unser geliebtester Bruder Jakobus der Ältere, wird dem Herrn als Glaubensverkündiger nachfolgen in Judäa, Samaria und Spanien, von wo er wieder in diese Stadt Jersualem zurückkehren wird, um die Lehre unseres göttlichen Meisters zu predigen.»
«Der geliebteste Bruder Johannes wird dem Willen unseres Erlösers und Meisters gehorchen, wie der Herr ihm denselben am Kreuz geoffenbart hat. Er wird alle Pflichten eines Sohnes gegen unsere große Mutter und Königin erfüllen. Er wird ihr mit kindlicher Ehrfurcht dienen und beistehen, ihr das allerheiligste Sakrament der Eucharistie spenden und in unserer Abwesenheit auch für die Gläubigen Jerusalems Sorge tragen. Wenn sodann unser Gott und Heiland seine gebenedeite Mutter zu sich wird in den Himmel aufgenommen haben, wird Johannes als Nachfolger seines Meisters in Kleinasien das Wort Gottes verkündigen und die dortigen Kirchen von der Insel Patmos aus regieren, wohin er als Verbannter gehen wird.»
«Der Diener Christi, unser geliebtester Bruder Thomas, wird dem Herrn nachfolgend das Evangelium verkündigen in Indien und Persien, bei den Parthern, Medern, Hyrkanern, Brahmanen und Baktriern. Er wird die drei Könige taufen und sie in allem unterrichten. Sie selbst harren darauf und werden ihn daher aufsuchen lassen, sobald sie den Ruf von seiner Predigt und seinen Wundern hören werden.»
«Der Diener Christi, unser geliebtester Bruder Jakobus der Jüngere, wird dem Herrn nachfolgen, indem er die Kirche von Jerusalem als Hirt und Bischof leitet und von dort aus den Juden predigt. Auch wird er der Gehilfe des heiligen Johannes in dem Dienste der erhabenen Mutter unseres Erlösers sein.»
«Der Diener Christi, unser geliebtester Bruder Philippus, wird dem Herrn nachfolgen, indem er in den Provinzen Phrygien, dem asiatischen Szythien und in der Stadt Hierapolis in Phygien das Wort Gottes verkündet.»
«Der Diener Christi, unser geliebtester Bruder [Bartholomäus (Apostel)|Bartholomäus]], wird dem Herrn nachfolgen, indem er sich zuerst nach Asien wendet und in jenem Teil von Kappadozien predigt, der Lykaonien genannt wird. Von da wird er in das diesseitige Indien und endlich nach Klein-Armenien gehen.»
«Der Diener Christi, unser geliebtester Bruder Matthäus, wird zuerst die Hebräer unterweisen und dann seinem Meister nachfolgen, indem er in Ägypten und Äthiopien das Evangelium verkündigt.»
«Der Diener Christi, unser geliebtester Bruder Simon Kanaanäus, wird dem Herrn als Prediger in Babylonien, in Persien und im Königreiche Ägypten nachfolgen.»
«Der Diener Christi, unser geliebtester Bruder Judas Thaddäus, wird dem Herrn nachfolgend zuerst in Mesopotamien predigen und sich dann mit Simon vereinigen, um in Babylonien und Persien das Evangelium zu verkünden.»
«Der Diener Christi, unser geliebtester Bruder Matthias, wird dem Herrn nachfolgen und den heiligen Glauben im innern Äthiopien und in Arabien predigen und dann nach Palästina zurückkehren.»
«Möge der Geist des Allerhöchsten uns alle leiten, führen und regieren, damit wir an allen Orten und zu jeder Zeit seinen heiligen und vollkommenen Willen tun. Möge er uns nun seinen Segen schenken, wie ich in seinem Namen ihn allen erteile. (Diese Angaben findet man auch in den Lektionen der 2. Nokturn im röm. Brevier bei den verschiedenen AposteIfesten. Siehe auch Baronius. Annal. eccl. ad anno 44. X. ff. - In manchen Kirchen wird ein Fest mit Offizium und Messe von der Verteilung der Apostel gefeiert. Der Herausgeber des Lebens Mariä).
231. Kaum hatte der heilige Petrus diese seine Rede beendet, als man ein mächtiges Donnern hörte und der Speisesaal zum Zeichen der Gegenwart des Heiligen Geistes von einem großen Lichtglanz erfüllt wurde. Aus dem Licht vernahm man eine sanfte und starke Stimme, welche sprach: «Es nehme ein jeder das Los an, das ihm zugefallen ist.» Da warfen sich alle zur Erde nieder und sprachen einmütig: «Herr, Gott, Allerhöchster ! Auf dein Wort und deines Stellvertreters Wort werden wir mit Bereitwilligkeit und Freudigkeit gehorchen, und unser Geist ist inmitten deiner wunderbaren Werke voll Jubel und himmlischer Süßigkeit.»

Das Evangelium in der Eucharistiefeier

Teil eines Ambos in St. Blasius, Balve

Die Eucharistiefeier der Kirche besteht aus den zwei Hauptteilen Wortgottesdienst und eucharistisches Opfer (Gabenbereitung, Eucharistisches Hochgebet, Kommunion). Im Wortgottesdienst wird aus den Schriften des Alten Testaments, aus den Briefen der Apostel und aus den Evangelien vorgelesen, wobei das Evangelium als unmittelbares Wort des Herrn und besondere Weise seiner Gegenwart schon früh den Vorrang hat und liturgisch hervorgehoben wird. Seine Verlesung ist dem Diakon oder Priester vorbehalten. In der Hochform der hl. Messe wird das üblicherweise kostbar verzierte Evangelienbuch in Prozession mit Leuchtern zum Ambo getragen; der Herr, der nun spricht, wird begrüßt mit dem Halleluja und mit Weihrauch verehrt; der Verkündigung geht der liturgische Wechselgruß, der zugleich Gebet ist, sowie das Kreuzzeichen auf Stirn, Mund und Brust voran, sie wird umrahmt von Christus-Akklamationen des Volkes; zum Abschluss wird das Buch vom Verkünder erhoben und geküsst, die Verkündung mit erneutem Halleluja beantwortet.

Die liturgische Gestaltung drückt den Glauben der Kirche an die Macht und Heiligkeit des Evangeliums aus, die die Macht und Heiligkeit Jesu Christi selber ist und auf die tägliche Antwort der Glaubenden zielt. Dazu Vertiefung und Hilfe zu geben, ist Aufgabe der anschließenden Predigt.

Siehe auch: Evangelisierung, Evangelisch

Literatur

  • Detlev Dormeyer: Evangelium als literarische und theologische Gattung (= Erträge der Forschung. Band 263). Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1989.
  • Hans-Joachim Schulz: Die apostolische Herkunft der Evangelien. Zum Ursprung der Evangelienform in der urgemeindlichen Paschafeier (Quaestiones disputatae 145) Freiburg 31997 (ISBN 3451021455).
  • Helmut Merkel: Die Pluralität der Evangelien als theologisches und exegetisches Problem in der Alten Kirche (Traditio Christiana, Band 3), Peter Lang AG, Internationaler Verlag der Wissenschaften 1978 (202 Seiten, Erstausgabe, ISBN 978-3-261-03075-7 Gewebe, Gebundene Ausgabe).
  • Thomas Weißenborn: Apostel, Lehrer und Propheten: Evangelien und Apostelgeschichte (Einführung in das Neue Testament 1), Marburg 2004, ISBN 3861226766
  • Xavier Leon-Dufour: Die Evangelien und der historische Jesus. Christiana Verlag Zürich 1966 (599 Seiten).
  • Die vier heiligen Evangelien. 2 Mappen. Mit 350 Abbildungen nach älteren deutschen, französischen, italienischen und niederländischen Meisterwerken. Anmerkungen und kunstgeschichtlicher Anhang von G. Anton Weber. Josef Habbel Verlag 1905 (372 Seiten).