Benignitas et humanitas (Wortlaut)

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Weihnachtsrundfunkansprache
Benignitas et humanitas

von Papst
Pius XII.
über Demokratie und Weltfrieden
24. Dezember 1944

(Offizieller italienischer Text AAS 37 [1945] 10-23)

(Quelle: Gerechtigkeit schafft Frieden, Reden und Enzykliken des Heiligen Vaters Pius XII., Herausgegeben von Wilhelm Jussen SJ, Hansa Verlag Josef Toth Hamburg 1946, S. 93-114 mit Sachregister, Kirchliche Druckerlaubnis Osnabrück am 9. Juli 1946 der bischöfliche Generalvikar Dr. Selig; auch in: Emil Marmy (Hrsg.), Mensch und Gemeinschaft in christlicher Schau, Dokumente, Paulus Verlag Freiburg/Schweiz 1945, S. 683-699; Imprimatur Friburgi Helv., die 21. Augusti 1945 L. Clerc, censor).

Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


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Einleitung

1 Erschienen ist die Güte und Menschenfreundlichkeit unseres Erlösergottes (Tit. 3, 4). …

Ein wahrer Strom von Licht und Freude senkt sich herab auf die trauernden, betrübten, zerschlagenen Herzen und dringt bis auf ihren Grund. Die zu Boden gesenkten Häupter erheben sich und werden wieder froh, denn Weihnachten ist das Fest der Menschenwürde, das Fest des wunderbaren Tausches, durch den der Schöpfer des Menschengeschlechtes, indem Er Menschennatur annahm und sich würdigte, aus der Jungfrau geboren zu werden, uns der göttlichen Natur teilhaftig machte.

Doch von diesem strahlenden Kind in der Krippe wendet sich unser Blick unwillkürlich ab zu der Welt, die Es umgibt. Und der schmerzliche Seufzer des Evangelisten Johannes steigt uns auf die Lippen: Lux in tenebris lucet et tenebrae eam non comprehenderunt (Jo, 1, 5). Das Licht leuchtet in der Finsternis, aber die Finsternis hat es nicht begriffen.

2 Denn leider geht der Weihnachtstag schon zum sechsten Male auf über Schlachtfeldern, die sich immer weiter ausdehnen; über Friedhöfen, wo sich die Leichen der Opfer dieses Krieges immer mehr häufen; über verwüsteten Ländern, wo einige schwankende Türme in trostlosem Schweigen die Trümmer der vor kurzem noch blühenden und glücklichen Städte bezeichnen, und wo die Glocken, die zerschlagen oder weggenommen wurden, nicht mehr durch ihr festliches Lied die Menschen in dieser freudigen Nacht wecken können. Soviel Zeugen, die, wenn sie auch stumm sind, unsere Zeit verklagen und anprangern, und die zeigen, wie sie einen Schandfleck in der Geschichte der Menschheit bildet! Weil unsere Zeit willentlich die Augen verschlossen hat vor dem Lichte Dessen, Der Strahl und Abglanz des Vaters ist; weil sie sich willentlich von Christus entfernt hat, darum ist sie hinabgesunken und der Vernichtung und Entäußerung ihrer Würde anheim gefallen selbst das Ewige Licht ist ausgelöscht in zahlreichen majestätischen Domen und in vielen bescheidenen Kapellen, wo es beim Tabernakel teilnahm an der Wache des göttlichen Gastes über der schlafenden Welt. Welche Verwüstung! Welche Zerstörung! Sollte es denn keine Hoffnung mehr geben für die Menschheit?

3 Doch gepriesen, sei der Herr! Aus den schauerlichen Schmerzensrufen und mitten aus der grauenhaften Angst der Einzelnen und der bedrückten Völker leuchtet ein Hoffnungsschimmer hervor. Bei hervorragenden Geistern, deren Zahl ständig wächst, bricht ein Gedanke durch; ein immer klarerer und festerer Wille diesen Weltkrieg, diesen allgemeinen Umsturz zum Ausgangspunkt für ein neues Zeitalter, für eine tiefgreifende Erneuerung, für eine vollständige Umgestaltung der Welt zu machen. Und während, die Heere fortfahren, sich in mörderischen Schlachten mit immer grausameren Waffen aufzureiben, treffen sich die Machthaber als verantwortliche Vertreter der Nationen, um teilzunehmen an Aussprachen und Zusammenkünften, deren Ziel es ist, die Rechte und Grundpflichten zu bestimmen, auf denen die Gemeinschaft der Staaten aufgebaut werden müsste, und um den Weg zu bahnen zu einer Zukunft, die schöner, sicherer und menschenwürdiger ist. Seltsamer Gegensatz dieses Zusammentreffen eines Krieges, der auf Vernichtung zielt, mit einem sichtbaren Fortschritt in Bestrebungen und Plänen, deren Ziel ein Übereinkommen für einen festen und dauerhaften Frieden ist! Ohne Zweifel kann man über Wert, Anwendbarkeit und Wirksamkeit des einen oder anderen Vorschlags streiten, man kann, sein Urteil darüber zurückstellen, aber bestehen bleibt doch, dass die Bewegung im Gange ist.

Das Problem der Demokratie

4 Außerdem - und das ist vielleicht der wichtigste Punkt - sind die Völker unter dem unheilvollen Lichte des Krieges, das sie umfängt, und in der brennenden Glut des Schmelzofens, in den sie eingeschlossen sind, jetzt wie aus langer Betäubung erwacht. Sie haben gegenüber dem Staat, gegenüber den Regierenden eine neue Haltung angenommen, die Rechenschaft fordert, kritisch und misstrauisch ist. Durch bittere Erfahrung belehrt, widersetzen sie sich immer heftiger den Ansprüchen einer diktatorischen Macht, die nicht zur Verantwortung gezogen werden kann und die unangreifbar ist; sie suchen ein Regierungssystem, das mit der Würde und Freiheit der Bürger besser zu vereinen ist. Diese unruhigen Massen, die durch den Krieg in ihren Tiefen erschüttert sind, haben heute die Überzeugung gewonnen, - die anfangs vielleicht verschwommen und unklar war, jetzt aber nicht mehr zu unterdrücken ist -: die Welt wäre nicht in diesen vernichtenden Wirbel des Krieges hineingezogen worden, wenn es möglich gewesen wäre, das Vorgehen der öffentlichen Macht zu kontrollieren und zu steuern; in den Völkern selbst wären wirksame Garantien zu schaffen, damit für die Zukunft solche Katastrophen vermieden würden.

5 Bei dieser geistigen Haltung braucht man sich nicht mehr darüber zu wundern, dass demokratische Bestrebungen sich der Völker bemächtigen und in großem Ausmaße die Überzeugung und Zustimmung derer gewinnen, deren Anliegen es ist, die Geschicke der Einzelnen und der Gesellschaft wirksam zu beeinflussen.

6 Es ist wohl kaum nötig, hier daran zu erinnern, dass es nach der Lehre der Kirche "nicht verboten ist, Regierungsformen den Vorzug zu geben, die durch die Mitwirkung des Volkes beeinflusst werden; wohlverstanden unter der Bedingung, dass die katholische Lehre über den Ursprung und die Anwendung der staatlichen Macht gewahrt bleibt. Denn die Kirche lehnt keine der vielen verschiedenen Formen ab, die eine Regierung haben kann, sofern sie nur geeignet ist, das Wohl der Bürger zu sichern (Leo XIII, Enzycl. Libertas vom 20, ,Juni 1888, Schluss)

7 In dieser Festzeit, die zugleich die Güte des menschgewordenen Wortes und die Würde des Menschen feiert (Würde, nicht nur vom persönlichen, sondern auch vom sozialen Gesichtspunkt aus verstanden) wenden Wir Unsere Aufmerksamkeit auf das Problem der Demokratie. Wir wollen prüfen, nach welchen Gesetzen sie sich richten muss, um den Namen einer wahren und gesunden Demokratie, die den Bedürfnissen der jetzigen Stunde angepasst ist, zu verdienen. Diese Tatsache zeigt deutlich, dass die Sorge und die Arbeit der Kirche nicht so sehr ihren äußeren und inneren Aufbau betreffen, die von den jeweils verschiedenen Neigungen der einzelnen Völker abhängen, als vielmehr den Menschen selbst, der, weit davon entfernt, ein passives Element des sozialen Lebens zu sein, sein Träger, Fundament und Zweck sein und bleiben soll.

8 Es ist klar, dass die Demokratie im weiten Sinne des Wortes verschiedene Formen zulässt und sich gleich gut in einer Monarchie wie in einer Republik verwirklichen kann. So erheben sich zwei Fragen, die Wir prüfen wollen:

9 Welche Eigenschaften müssen die Menschen auszeichnen

1. die in einer Demokratie und unter einer demokratischen Regierung leben,

2. die die Macht in einer Demokratie ausüben?

10 Seine Meinung sagen über die ihm auferlegten Pflichten und Opfer und nicht gezwungen sein zu gehorchen ohne gehört worden zu sein: das sind zwei Rechte des Bürgers, die in der Demokratie, wie schon ihr Name sagt, ihren Ausdruck finden. Aus der Festigkeit, Übereinstimmung und den Erfolgen dieser Berührung zwischen Bürgern und Regierung kann man erkennen, ob eine Demokratie gesund und im Gleichgewicht und wie stark ihre Lebenskraft und Entwicklungsfähigkeit ist. Wenn wir das Ausmaß und die Art der Opfer ansehen, die von allen Bürgern gefordert werden, erscheint die demokratische Form der Regierung in der Gegenwart, wo die Tätigkeit des Staates ein so großes Ausmaß und einen so entscheidenden Einfluss gewonnen hat, vielen als eine Forderung der Natur, die von der Vernunft selbst aufgestellt ist. Doch wenn man mehr Demokratie und eine, bessere Demokratie fordert, dann kann diese Forderung nur das Ziel haben, den Bürger immer mehr in die Lage zu versetzen, sich seine persönliche Meinung zu bilden, sie zu äußern und ihr entsprechend den Forderungen des allgemeinen Wohls Geltung zu verschaffen.

11 Daraus ergibt sich eine erste notwendige Forderung mit ihren praktischen Folgerungen. Ein Staat umfasst und vereint nicht mechanisch auf einen gegebenen Raum eine formlose Anhäufung von Einzelwesen. In Wahrheit ist und muss er die organische und organisatorische Einheit eines wirklichen Volkes sein.

12 Volk und formlose Menge oder, wie man gewöhnlich sagt, Masse, sind zwei verschiedene Begriffe. Das Volk lebt und bewegt sich durch sein eigenes Leben; die Masse ist an sich untätig, sie kann nur von außen her bewegt werden. Das Volk lebt aus der Fülle des Lebens der Menschen, aus denen es besteht und deren jeder einzelne an seinem Platze und auf seine Weise eine Persönlichkeit ist, die sich ihrer Verantwortung und ihrer Überzeugung , bewusst ist. Die Masse dagegen wartet auf den Anstoß von außen, ist ein williges Spielzeug in den Händen desjenigen, der ihre Instinkte oder Gefühle ausnutzt; sie folgt bereitwillig heute dieser Fahne, morgen jener. Das überströmende Leben eines wahren Volkes teilt sich verschwenderisch und reich dem Staat und allen seinen Organen mit, flößt ihnen dadurch eine immer wieder erneuerte Lebenskraft, das Bewusstsein ihrer Verantwortung und den wirklichen Sinn für das allgemeine Wohl ein. Der elementaren Gewalt der Masse kann sich der Staat selbst bedienen, wenn er sie geschickt leitet und benutzt. Wenn der Staat dem Ehrgeiz eines einzigen oder einiger Führer, die künstlich durch ihre egoistischen Leidenschaften geeint sind, unterworfen ist, dann kann es dahin kommen, dass er mit Unterstützung der Masse, die er nur noch eine Maschine sein lässt, dem besseren Teil des Volkes seine willkürlichen Beschlüsse aufzwingt. Dadurch wird das allgemeine Wohl schwer und nachhaltig verletzt, und diese Verwundung ist nicht leicht zu heilen. Hieraus ergibt sich klar eine weitere Folgerung: die Masse; so wie Wir sie definiert haben, ist der Hauptfeind der wahren Demokratie und ihres Ideales von Freiheit und Gleichheit.

Der Bürger im demokratischen Staat

13 In einem Volk, das dieses Namens würdig ist, fühlt der Bürger in sich selbst das Bewusstsein seiner Persönlichkeit, seiner Pflichten, seiner Rechte und seiner Freiheit, verbunden mit der Achtung vor der Freiheit und der Würde des Nächsten. In einem Volk, das dieses Namens würdig ist, sind alle Ungleichheiten, die nicht aus Willkür, sondern aus der Natur der Dinge selbst stammen, Ungleichheiten der Bildung, des Besitzes, der sozialen Stellung ohne hier Gerechtigkeit und Nächstenliebe in Betracht zu ziehen - kein Hindernis für, das Vorhandensein und das Vorherrschen des Geistes wahrer Gemeinschaft und Brüderlichkeit. Sie verletzen die bürgerliche Gleichheit keineswegs, sie geben ihr vielmehr ihre wahre Bedeutung, so dass also jeder gegenüber dem Staate das Recht. hat, in Ehren sein persönliches Leben zu führen an dem Platze und unter den Verhältnissen, in die ihn die Absichten und Bestimmungen der Vorsehung gestellt haben.

14 Welchen Anblick bietet im Gegensatz zu diesem Bild des demokratischen Ideals der Freiheit und Gleichheit in einem Volke, das von ehrenhaften und gescheiten Männern geführt wird, ein demokratischer Staat, der der Willkür der Massen ausgeliefert ist! Die Freiheit, wie die moralischen Pflichten der Person verwandeln sich in tyrannische Forderungen, den Leidenschaften und Trieben freien Lauf zu lassen ohne Rücksicht auf die Rechte des Mitmenschen. Die Gleichheit sinkt herab zu einer mechanischen Gleichmacherei, zu einer farblosen Gleichförmigkeit; das wirkliche Ehrgefühl, das persönliche Handeln, die Achtung vor der Überlieferung, die Würde, mit einem Worte, alles, was dem Leben Wert gibt, versinkt und schwindet. Bestehen bleiben nur auf der einen Seite die Opfer dieses trügerischen Blendwerks einer Demokratie, das naiv mit dem Geist der Demokratie selbst verwechselt wird, mit der Freiheit und der Gleichheit; auf der anderen Seite die mehr oder weniger zahlreichen Gewinner, die durch die Macht des Geldes oder der Organisation sich eine Vorzugstellung und die Gewalt selbst zu verschaffen wussten.

15 Der demokratische Staat muss, ob er nun monarchisch oder republikanisch ist, wie jede andere Regierungsform mit einer Befehlsgewalt ausgerüstet sein, die auf wahrer und wirksamer Autorität beruht. Die absolute Seins- und Zielordnung, die den Menschen zur selbständigen Persönlichkeit macht, d, h. als Träger unverletzlicher Pflichten und Rechte, als Ursprung und Ziel des sozialen Lebens, umfasst auch den Staat als eine notwendige Gesellschaft, die mit Autorität ausgestattet ist, ohne die er weder sein noch leben kann. Denn wenn die Menschen unter Berufung auf ihre persönliche Freiheit jede Abhängigkeit von einer höheren Autorität, die mit dem Recht ausgestattet ist, Zwang auszuüben, zurückwiesen, dann untergrüben sie dadurch Würde und Freiheit, die absolute Ordnung des Seins und der Ziele.

16 Da die Persönlichkeit, der Staat und die öffentliche Macht mit ihren jeweiligen Rechten auf der gleichen Grundlage ruhen, sind sie so eng miteinander verbunden, dass sie sich gegenseitig unterstützen oder zugrunde richten.

17 Da diese absolute Ordnung, wenn man sie im Lichte der Vernunft und vor allem des christlichen Glaubens betrachtet, keinen anderen Ursprung haben kann als einen persönlichen Gott, unseren Schöpfer, so ergibt sich daraus: die Würde des Menschen besteht in der Gottebenbildlichkeit, die Würde des Staates in der sittlichen, von Gott gewollten Gemeinschaft, die Würde der politischen Autorität in der Teilnahme an der Autorität Gottes.

18 Es gibt keine Staatsform, die diese innige und unlösliche Verbindung nicht berücksichtigen müsste; noch weniger als jede andere könnte es die Demokratie. Wer daher die Macht besitzt, diese Verbindung aber nicht sieht oder sie mehr oder weniger vernachlässigt, erschüttert die Grundlagen seiner eigenen Autorität. Gleicherweise besteht die große Gefahr, dass, wenn er diese Beziehung nicht genügend berücksichtigt und in seinem Amte nicht den Auftrag sieht, die von Gott gewollte Ordnung zu verwirklichen, und wenn eigensüchtiger Ehrgeiz und Selbstsucht über die wesentlichen Forderungen der politischen und sozialen Moral vorherrschen, dass der leere Schein einer nur formellen Demokratie dem als Maske dient, was in Wirklichkeit sehr wenig demokratisch ist.

Die Regierenden im demokratischen Staat

19 Nur die klare Einsicht in die Ziele, die Gott einer jeden menschlichen Gesellschaft vorgezeichnet hat, verbunden mit dem tiefen Gefühl für die erhabenen Pflichten der sozialen Tätigkeit kann diejenigen, denen die Gewalt überantwortet ist, in die Lage versetzen, ihre Aufgaben gesetzgebender, richterlicher oder ausübender Art mit jenem Verantwortungsbewusstsein zu erfüllen, mit jener Sachlichkeit, Unparteilichkeit, Gerechtigkeit, mit jenem Großmut und Unbestechlichkeit, ohne die eine demokratische, Regierung es schwerlich erreichen wird, Achtung, Vertrauen und Billigung des besseren Teiles des Volkes zu gewinnen. Das tiefe Gefühl für die Grundlagen einer gesunden politischen und sozialen Ordnung, die den Grundsätzen von Recht und Gerechtigkeit entspricht, ist von besonderer Wichtigkeit für jene, die in einem demokratischen Regime, gleich welcher Form, als Vertreter des Volkes ganz oder teilweise die gesetzgebende Macht in ihren Händen haben. Und da der Schwerpunkt einer rechtmäßig aufgebauten Demokratie in dieser Volksvertretung liegt, von wo aus die politischen Strömungen zum Guten wie zum Schlechten in alle Gebiete des öffentlichen Lebens ausstrahlen, ist die Frage nach dem moralischen Hochstand, der praktischen Brauchbarkeit, der geistigen Fähigkeiten der Abgeordneten im Parlament für jedes Volk unter demokratischer Herrschaft eine Frage, die über Leben und Tod, Wohlstand und Verfall, Aufstieg und ständigen Niedergang entscheidet.

20 Um fruchtbare Arbeit zu leisten, um sich Achtung und Vertrauen zu erwerben, muss jede gesetzgebende Körperschaft - wie es unwiderlegliche Erfahrungen zeigen eine Elite von Männern vereinigen, die durch Geist und Charakterfestigkeit hervorragen; die sich als Vertreter des ganzen Volkes ansehen und nicht als die Beauftragten einer Gruppe, deren Sonderinteressen sehr oft an die Stelle der wahren Bedürfnisse und wahren Erfordernisse des öffentlichen Wohles treten; eine Elite von Männern, die nicht auf einen Beruf oder einen Stand beschränkt ist, sondern die ein Bild des vielfältigen Lebens des ganzen Volkes sein soll; eine Elite von Männern, die sich auszeichnet durch ihre unerschütterliche christliche Überzeugung, ihr gerades, sicheres Urteil, ihren praktischen Sinn, ihre Billigkeit, ihre in allen Umständen klare Haltung. Männer von klarer und gesunder Lehre, von festem und aufrechtem Willen; Männer vor allem, die durch die Autorität, die sie aus ihrem reinen Gewissen ausstrahlen und die sich um sie verbreitet, fähig sind, Führer und Lenker ihrer Mitbürger zu sein; vor allem in Zeiten wie den jetzigen, wo die Nöte, die die Völker bedrücken, sie leicht beeinflussbar machen und sie der Gefahr aussetzen, sich zu täuschen und getäuscht zu werden; Männer, die in Zeiten des Übergangs, die immer von Leidenschaften, Meinungsverschiedenheiten widersprechenden Programmen bedrängt und zerrissen sind, sich doppelt verpflichtet fühlen, den Adern des Volkes und des Staates, in denen tausend Fieber brennen, die geistige Medizin der klaren Sicht, der helfenden Güte, des gleichen Rechts für alle, der Willensausrichtung zur Einheit und der nationalen Eintracht im Geiste wahrer Bruderliebe einzuflößen.

21 Die Völker, deren geistige und sittliche Veranlagung noch gesund und fruchtbar ist, finden in sich selbst Herolde und Werkzeuge der Demokratie, die diese Eigenschaften besitzen und sie zu verwirklichen wissen. Sie können sie auch der Welt geben. Wo dagegen Männer dieses Schlages fehlen, werden andere ihren Platz einnehmen und aus der politischen Tätigkeit ein Feld ihres Ehrgeizes machen, den Dingen einen Verlauf geben, der ihnen, ihrer Kaste oder ihrer Klasse vorteilhaft ist. Es ist ja bekannt, dass die Jagd nach dem Einzelinteresse das wirkliche allgemeine Wohl aus dem Blickfeld ausschließt und in Gefahr bringt,

Staatsabsolutismus

22 Eine gesunde Demokratie, die auf den unveränderlichen Grundlagen des Naturgesetzes und der geoffenbarten Wahrheiten beruht, ist entschieden der politischen Verderbtheit entgegengesetzt, die der Gesetzgebung des Staates eine zügel- und grenzenlose Macht zubilligt, und die aus dem demokratischen Regime selbst, trotz der trügerischen gegenteiligen Erscheinung, ganz klar ein System des Absolutismus macht. Der Absolutismus des Staates (als solcher nicht mit der absoluten Monarchie zu verwechseln, von der Wir hier nicht; sprechen), besteht in der Tat in dem irrigen Grundsatz, dass die Autorität des Staates unbegrenzt ist und dass ihr gegenüber, - auch dann, wenn sie ihren machtgierigen Bestrebungen freien Lauf lässt und so die Grenzen von Gut und Böse überschreitet - kein höheres, moralisch verpflichtendes Gesetz angerufen werden kann.

23 Ein Mann, der rechte Begriffe von Staat, Autorität und Macht hat, mit der er als Hüter der sozialen Ordnung bekleidet ist, wird die Majestät des positiven Gesetzes, das innerhalb der Grenzen seiner natürlichen Anwendbarkeit bleibt, nicht antasten. Aber diese Majestät des positiven menschlichen Gesetzes ist nur unanfechtbar in dem Maße, in dem es übereinstimmt - oder zum mindesten nicht im Widerspruch steht - mit der absoluten Ordnung, die durch den Schöpfer aufgestellt und durch die Offenbarung des Evangeliums in ein neues Licht gerückt ist. Sie kann nur Bestand haben, wenn sie die Grundlagen achtet, auf die sich die menschliche Persönlichkeit, der Staat und die öffentliche Macht stützen. Das ist das Kennzeichen für jede gesunde Form der Regierung, die Demokratie einbegriffen; das Kennzeichen, nach dem der Wert jedes einzelnen Gesetzes beurteilt werden soll.

24 Wir wollen, geliebte Söhne und Töchter, die Gelegenheit des Weihnachtsfestes ergreifen, um zu zeigen, auf welchen Wegen eine Demokratie, die der menschlichen Würde entspricht, im Einklang mit dem Naturgesetz und den Plänen Gottes, die Er in der Offenbarung aufgezeigt hat, zu guten Ergebnissen gelangen kann. Denn Wir sind Uns tief der großen Bedeutung dieses Problems für die Entwicklung der Menschheitsfamilie bewusst; gleichzeitig fühlen Wir genau die ganze moralische Reife, die diese Regierungsform von den Bürgern fordert; eine moralische Reife, zu der vollständig und sicher zu gelangen man vergeblich hoffen würde, wenn das Licht aus der Grotte von Bethlehem nicht den Weg erleuchtete, auf den die Völker aus der von Stürmen bedrängten Gegenwart einer Zukunft entgegen schreiten, die, wie sie hoffen, ungetrübter ist.

Völkerbund und Friede

25 Aber wie weit sind die Vertreter und Wegbereiter der Demokratie bei ihren Beratungen von der Überzeugung durchdrungen, dass die absolute Ordnung des Seins und Sollens, die Wir beharrlich in die Erinnerung zurückgerufen haben, als moralische Forderung und als Krönung der sozialen Entwicklung gleichzeitig die Einheit des menschlichen Geschlechtes und der Völkerfamilie in sich einschließt? Von der Anerkennung dieses Grundsatzes hängt die Zukunft des Friedens ab. Keine Reform der Welt, keine Friedengarantie kann davon absehen, ohne sich zu schwächen und sich selbst zu verneinen. Im Gegenteil, wenn diese moralische Forderung sich verwirklicht fände in einer Völkergemeinschaft, die die Fehler und Unzulänglichkeiten der früheren Lösungsversuche zu vermeiden wüsste, dann würde die Majestät der absoluten Ordnung auch gleichzeitig die Beschlüsse dieser Gemeinschaft und die Anwendung ihrer Maßnahmen regeln und beherrschen.

26 Man versteht, wie aus demselben Grunde die Autorität dieser Völkergemeinschaft bei ihren Mitgliedstaaten wirklich und wirksam sein muss; derart, dass jeder ein gleiches Recht auf seine relative Selbständigkeit behält. Nur auf diese Weise kann der Geist einer gesunden Demokratie auch in die ausgedehnten und dornigen Gefilde der Außenpolitik eindringen.

27 Eine Pflicht ist im übrigen allen auferlegt; eine Pflicht, die keine Verzögerung, keinen Aufschub, keine Zurückhaltung, keine Ausflucht duldet: die Pflicht, alles nur irgend Mögliche zu tun, um ein für alle Mal den Angriffskrieg als rechtmäßige Lösung internationaler Streitigkeiten und als Werkzeug nationaler Bestrebungen zu ächten und zu bannen. Die Vergangenheit hat genügend Versuche mit diesen Zielen gesehen. Sie alle haben Schiffbruch erlitten, und sie werden auch solange weiter scheitern, als der gesündere Teil des Menschengeschlechtes noch nicht den festen Willen, die heilige Hartnäckigkeit wie eine Gewissenspflicht in sich fühlt, die Mission zu vollenden, die die früheren Zeitalter begonnen haben, aber ohne die nötige Entschlossenheit.

28 Wenn jemals eine Generation den Schrei "Krieg dem Kriege!" der aus, den Tiefen ihres Gewissens aufstieg vernehmen musste, dann ist es gewiss die unsere. Sie ist durch einen Ozean von Blut und Tränen geschritten wie es vielleicht keine Zeit vorher gekannt hat, und sie hat die unaussprechlichen Grausamkeiten so intensiv erlebt, dass das Andenken an diese Schrecken in ihr Gedächtnis und in den Grund ihrer Seele eingegraben bleiben wird wie das Bild einer Hölle …

29 Die Beschlüsse, die von den internationalen Kommissionen angenommen und bis jetzt bekannt geworden sind, lassen erwarten, dass ein wesentlicher Punkt jeder zukünftigen Weltorganisation die Bildung eines Organs sein wird, das den Frieden aufrecht erhalten soll; eines Organs, das durch gemeinsamen Beschluss mit einer höchsten Autorität ausgerüstet ist und das auch die Aufgabe hat, jede Angriffsdrohung im Keime zu ersticken. Niemand kann diese Entwicklung mit grösserer Freude begrüßen als derjenige, der schon seit langer Zeit den Grundsatz vertreten hat, dass die Theorie vom Kriege als dem geeigneten und angebrachten Mittel internationale Konflikte zu lösen, von nun an überlebt sei. Niemand kann dieser gemeinsamen Zusammenarbeit, die es mit bisher unbekannter Entschlossenheit ins Werk zu setzen gilt, mit größerer Wärme einen vollen und glücklichen Erfolg wünschen als derjenige, der im Gewissen dazu verpflichtet ist, das christliche und religiöse Denken dahin zu beeinflussen, dass es den modernen Krieg mit seinen fürchterlichen Kampfmitteln ablehnt.

30 Fürchterliche Kampfmittel ! Es besteht kein Zweifel, dass der Fortschritt der menschlichen Erfindungen, der das Nahen eines größeren Wohlstandes für die ganze Menschheit sichern sollte, im Gegenteil dazu verwandt worden ist, das zu vernichten, was die Jahrhunderte aufgebaut hatten. Aber gerade dadurch ist die Unsittlichkeit des Angriffskrieges immer augenfälliger geworden. Und wenn sich zu der Erkenntnis dieser Unsittlichkeit die drohende Gefahr eines gerichtlichen Einspruchs der Nationen und einer Strafe gesellt, die dem Angreifer vom Bund der Völker auferlegt wird, so dass der Krieg sich ständig unter dem Druck der Ächtung und immer von vorbeugenden Maßnahmen überwacht fühlt, dann kann die Menschheit, die aus der dunklen Nacht hervorgeht, in die sie so lange versenkt war, die Morgenröte eines neuen und besseren Zeitalters ihrer Geschichte begrüßen.

31 Allerdings nur unter der einen Bedingung, dass die Friedensorganisation, der gegenseitige Garantien und, wenn nötig, wirtschaftliche Maßnahmen und selbst bewaffnetes Eingreifen Kraft und Festigkeit verleihen müssten, nicht endgültig eine Ungerechtigkeit billigt und nicht eine Verletzung eines Rechts zum Nachteil eines Volkes zufügt (ob dies Volk nun zu der Gruppe der Sieger oder zu der der besiegten oder der Neutralen gehört); dass sie nicht irgendwelche Auflagen oder Lasten verewigt, die höchstens als Reparation für die Kriegsschäden zulässig wären.

32 Dass gewisse Völker, deren Regierungen - oder vielleicht auch teilweise sie selbst - für den Krieg verantwortlich geworden sind, einige Zeit die Härte der Sicherheitsmassnahmen zu ertragen haben, bis die Bande gegenseitigen Vertrauens, die durch die Gewalt zerbrochen wurden, nach und nach wieder hergestellt sind, das ist etwas, was schwerlich zu vermeiden ist, so hart es auch sein mag. Indessen müssen auch diese Völker die wohlbegründete Hoffnung haben können, entsprechend dem Maß ihrer redlichen und wirksamen Mitarbeit an dem Bemühen um den Wiederaufbau wie die anderen Staaten und mit demselben Ansehen und denselben Rechten in die große Gemeinschaft der Nationen eingegliedert zu werden. Ihnen diese Hoffnung verweigern, wäre das Gegenteil von voraussehender Klugheit; es hieße, die große Verantwortung auf sich nehmen, den Weg zu sperren, der zu einer allgemeinen Befreiung von den verhängnisvollen moralischen, materiellen und politischen Folgerungen führt, die sich aus dem gigantischen Umsturz ergeben, der die arme Menschheit in ihren letzten Tiefen aufgerührt, ihr aber auch zur gleichen Zeit den Weg zu neuen Zielen gezeigt hat,

33 Wir wollen nicht aufhören zu vertrauen, dass die Völker, die alle die Schule des Schmerzes durchgemacht haben, davon ernste Lehren behalten haben. Und Wir finden eine Bestätigung dieser Hoffnung in den Aussprüchen der Männer, die die Leiden des Krieges bitter erfahren haben und die edle Worte fanden, um zugleich mit der Betonung ihrer Sicherheitsforderungen gegen jeden zukünftigen Angriff ihre Achtung vor den Lebensrechten der anderen Völker und ihre Ablehnung jeder Unterdrückung dieser Rechte auszusprechen. Es wäre eitel zu erwarten, dass dieses maßvolle Urteil, das von der geschichtlichen Erfahrung und von einem hohen politischen Sinn diktiert ist, ganz allgemein von der öffentlichen Meinung oder auch nur von der Mehrheit jetzt, wo die Herzen noch glühen, angenommen würde. Der Hass, die Unfähigkeit, sich gegenseitig zu verstehen, hat zwischen den Völkern, die gegeneinander gekämpft haben, eine Nebelwand aufsteigen lassen, die zu dicht ist, als dass man erwarten könnte, die Stunde sei schon gekommen, wo ein Lichtstrahl das trostlose Bild auf beiden Seiten, der Mauer erhellte. Aber eines ist sicher: dieser Augenblick wird kommen - und vielleicht eher, als man denkt - wo die einen und die anderen erkennen, dass es, richtig gesehen, nur einen einzigen Weg gibt, um aus den Schwierigkeiten herauszukommen, die die Welt wie ein ungeheures Netz umschließen, und zwar den Weg der Rückkehr zu einer seit langer Zeit vergessenen Gemeinsamkeit; einer Gemeinsamkeit, die sich nicht auf dieses oder jenes Volk beschränkt, sondern universell ist und auf der engen Gemeinsamkeit des Schicksals aller und der Gleichheit ihrer Rechte beruht.

34 Selbstverständlich denkt niemand daran, die Gerechtigkeit gegenüber denjenigen zu entwaffnen, die aus dem Kriege Nutzen gezogen und Verbrechen gegen das allgemeine Wohl begangen haben; wirkliche und erwiesene Vergehen, für die die vorgeschobenen militärischen Notwendigkeiten höchstens einen Vorwand, niemals aber eine Rechtfertigung bieten konnten. Wenn indessen nicht mehr die Einzelnen, sondern ganze Gemeinschaften bestraft werden sollten, - wer würde in einem solchen Vorgehen nicht eine Verletzung der Regeln sehen, die jeden menschlichen Richtspruch lenken?

35 Niemals vorher haben Völker in einer Wende ihrer Geschichte sich solchen Aufgaben gegenübergesehen, wo sie fühlen, wie in ihren Herzen der ungeduldige und gleichsam angeborene Wunsch schwingt, die Zügel ihres Geschickes mit größerer Selbstverantwortung in die Hand zu nehmen. Sie hoffen nämlich, dass es ihnen dann leichter sein wird, sich gegen die zeitweiligen Ausbrüche der Gewalt zu verteidigen, die wie ein Strom glühender Lava auf ihrem Wege alles vernichten und nichts verschonen, was ihnen lieb und heilig ist.

36 Gott sei gedankt: man kann annehmen, dass die Zeiten vorüber sind, wo die Erinnerung an sittliche und evangelische Grundsätze bezüglich des Staats- und Völkerlebens mit Verachtung beiseite geschoben wurde als mangelnder Realismus. Die Ereignisse der Kriegsjahre, die wir durchlebt haben, hatten die Aufgabe, die Vertreter solcher Ideen auf die härteste Weise, die man sich denken kann, zu widerlegen. Die Verachtung, die sie dem gegenüber zur Schau getragen haben, was sie Mangel an Realismus nannten, ist zu einer erschreckenden Realität geworden: Brutalität, Sünde, Zerstörung, Vernichtung.

Die Kirche als Schützerin wahrer Würde und wahrer Freiheit

37 Wenn die Zukunft der Demokratie gehören soll, wird ein Teil, der zu ihrer Errichtung wesentlich ist, der Religion Christi und der Kirche zukommen, die Vermittlerin der Erlöserworte und Fortsetzerin Seiner Heilsmission ist. In der Tat lehrt und verteidigt sie die Wahrheit; sie teilt die übernatürlichen Gnadenkräfte aus, um die Ordnung des Seins und Sollens zu verwirklichen, die von Gott aufgestellt ist und letzte Grundlage und Richtschnur jeder Demokratie ist.

38 Schon die Existenz der Kirche erhebt sich gegenüber der Welt als ein strahlender Leuchtturm, der unaufhörlich an diese göttliche Ordnung erinnert. Ihre Geschichte spiegelt ganz klar ihre von der Vorsehung bestimmte Aufgabe wider. Die Kämpfe, die sie, gezwungen durch Missbrauch der Macht, für die Verteidigung der von Gott erhaltenen Freiheit führen musste, waren gleichzeitig Kämpfe für die wahre Freiheit des Menschen.

39 Die Kirche hat die Aufgabe, der Welt, die sich nach den besten und vollkommensten Formen der Demokratie sehnt, die größte und wichtigste Botschaft zu verkünden, die es nur gibt: die Würde des Menschen, seine Berufung zur Gotteskindschaft: Das ist der mächtige Ruf, der von der Krippe zu Bethlehem aus bis zu den äußersten Grenzen der Erde in den Ohren der Menschen widerhallt in einer Zeit, die die schmerzlichste Erniedrigung dieser Würde gesehen hat.

Schluss

40 Das heilige Weihnachtsgeheimnis verkündet diese Würde mit einer Kraft und einem Anspruch, gegen den kein Einwand gilt, und der unendlich den überragt, den alle nur möglichen Erklärungen der Menschenrechte je erreichen könnten. Weihnachten, das hohe Fest der Erscheinung des fleischgewordenen Wortes, das Fest, wo der Himmel sich zur Erde neigt mit einer unauslöschlichen Gnade und Güte, ist auch der Tag, wo die Christenheit und die Menschheit im Angesicht der Krippe, in der Betrachtung der benignitas et humanitas Salvatoris nostri Dei sich noch inniger der engen Verbundenheit bewusst wird, die Gott unter ihr aufgerichtet hat. Die Krippe des Welterlösers, des Wiederherstellers der menschlichen Würde in ihrer ganzen Fülle, ist der Ort, der, für immer gezeichnet ist durch die Verbundenheit der Menschen, die guten Willens sind. Dort ist der armen, von Zwietracht zerrissenen, von Eigennutz aufgespalteten, durch Hass vergifteten Welt das Licht gewährt worden; dort ist ihr die Liebe wiedergegeben worden, und dort ist es ihr verliehen worden, in herzlichem Einklang sich auf den Weg zu machen zu dem gemeinsamen Ziel, um endlich die Heilung ihrer Wunden im Frieden Christi zu finden.

41 Wir wollen Unsere Weihnachtsbotschaft nicht beschließen, ohne ein tief empfundenes Wort der Dankbarkeit an alle die Staaten, Regierungen, Bischöfe und Völker zu richten, die in Zeiten unaussprechlichen Unglücks Uns wirksam geholfen haben, dem Schmerzensschrei, der aus vielen Gegenden der Welt zu Uns drang, zu antworten und vielen geliebten Söhnen und Töchtern hilfreich die Hand zu bieten, die durch das Unglück des Krieges in die größte Armut und das größte Elend gebracht sind.

42 Es ist billig, hier an erster Stelle der weitgehenden Hilfsarbeit zu gedenken, die trotz außerordentlichen Transportschwierigkeiten von den Vereinigten Staaten von Amerika und was im besonderen Italien angeht, von Sr. Exzellenz dem persönlichen Vertreter des Präsidenten dieser Republik bei Uns entfaltet worden ist.

Wir möchten das gleiche Lob und die gleiche Dankbarkeit auch der Großmut des Staatschefs, der Regierung und des Volkes von Spanien aussprechen, der Regierung von Irland, von Argentinien, Australien, Bolivien, Peru, Polen, Rumänien, der Slowakei, der Schweiz, Ungarns, Uruguays, die in Liebe und edlem brüderlichen Sinn einen Wettstreit geführt haben, dessen Echo in der Welt nicht vergeblich erklingen wird.

Während, die Menschen, die guten Willens sind, sich bemühen, eine geistige Brücke der Einigung zwischen den Völkern zu bauen, gewinnt dieses Hilfswerk, das aller eigennützigen Interessen bar ist, eine einzigartige Wichtigkeit und Bedeutung.

43 Wenn, wie wir es alle hoffen, die Missklänge des Hasses und der Zwietracht, die den Augenblick beherrschen, nur noch eine traurige Erinnerung sein werden, dann werden mit noch größerer Fülle die Früchte dieses Sieges großmütiger Liebe reifen, die das Gift der Eigensucht und Feindseligkeit angreift. Möge allen, die an diesem Kreuzzug der Liebe teilgenommen haben, Unser apostolischer Segen Ermutigung und Belohnung sein. ... Retribuere dignare, Domine, omnibus nobis bona facientibus propter nomen tuum vitam aeternam!

Pius XI. PP.