Peter Wust

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Peter Wust (* 28. August 1884 in Rissenthal; † 3. April 1940 in Münster) ist ein katholischer Existenzphilosoph.

Leben

Peter Wust wurde 1884 in Rissenthal im Saarland geboren. Er hat in Berlin und Straßburg Philosophie, Germanistik und Anglistik studiert, 1910 sein Staatsexamen gemacht und war dann 20 Jahre lang in Berlin, Neuß, Trier und Köln im höheren Schuldienst tätig.

Zwischenzeitlich erfolgte die Promotion bei Oswald Külpe in Bonn (1914). Erst 1930, also mit 46 Jahren, wird er Professor für Philosophie an der Universität Münster, ohne habilitiert zu sein.

Wust stirbt 1940 im Alter von nur 56 Jahren in Münster an Krebs.

Wirkung

Sein akademisches Wirken war kurz, aber dennoch hat Wust eine Menge geschrieben. In den 1960er Jahren wurden seine Schriften in der immerhin zehnbändigen Gesamtausgabe von Werner Vernekohl herausgegeben, neben Werner Schüßler der wichtigste deutsche Wust-Forscher.

Auch institutionell zeitigte Wusts Werk Wirkung: Seit 1982 besteht eine Peter Wust-Gesellschaft mit Sitz in Merzig. Seit 1975 schon wird von der Katholischen Akademie Trier und der Christlichen Erwachsenenbildung Merzig-Wadern e.V. der Peter Wust-Preis vergeben, und zwar „an einen Philosophen, Theologen, Pädagogen, Publizisten oder Schriftsteller, Künstler oder Politiker, der sich verdient gemacht hat um die Erhellung menschlichen Daseins aus christlichem Verstehen“. Bekannte Preisträger waren Lothar de Maizière (1991) und Bernhard Vogel (2005).

Werk

Hauptwerke

Peter Wust schreibt 1920 das erste seiner vier Hauptwerke – Die Auferstehung der Metaphysik. Es folgten in den Jahren 1925 und 1928 Naivität und Pietät sowie sein umfangreichstes Werk Die Dialektik des Geistes, ehe 1937 – drei Jahre vor seinem Tod – sein wohl bekanntestes Buch erschien: Ungewissheit und Wagnis. Diese vier Hauptwerke sind auch als Einzelausgaben erschienen, Ungewissheit und Wagnis liegt in der nunmehr neunten Auflage vor (2002).

Werkeverzeichnis

  • Auferstehung der Metaphysik (1920)
  • Naivität und Pietät(1925)
  • Rückkehr aus dem Exil (1926)
  • Die Dialektik des Geistes (1928)
  • Der Mensch und die Philosophie (1934)
  • Ungewissheit und Wagnis (1937)
  • Gestalten und Gedanken (1940)
  • Abschiedswort (1940)

Gesamtausgabe

  • Gesammelte Werke", hrsg. von Wilhelm Vernekohl, Bd. I-X, Münster (1963 ff.)

Denken

Einordnung

Die Charakterisierung seines Denkens als „christliche Existenzphilosophie“, trifft, so Schüßler, nur die halbe Wahrheit, stünde doch hinter seinem ganzen Denken als Voraussetzung die Anerkennung der vorkritischen Seinsmetaphysik. Aus diesem Grunde sei die Bezeichnung „christliche Anthropologie“ (Karl Delahaye) besser. Trotzdem wird vielfach an der Kennzeichnung „christliche Existenzphilosophie“ festhalten, da Philosophie immer schon die Anthropologie mit einschließt, denn ohne ein Bild vom Menschen zu haben, wird man kaum seine Stellung in bezug auf die Welt darstellen können und darum geht es ja in der Philosophie.

Einflüsse

Es ist wichtig, sich drei Dinge bewusst zu machen, um Wusts Texte gut zu verstehen. 1. die Tradition; sein Werk ist beeinflusst von Augustinus und Bonaventura, aber auch von seinen Zeitgenossen Max Scheler und Karl Jaspers, 2. das Motiv; sein Werk ist getragen von dem Gedanken einer Wiederkehr der Metaphysik und damit gegen den Positivismus seiner Zeit gerichtet, der von Neokantianern vorbereitet, dann von Sprachphilosophen und Erkenntnistheoretikern vollendet wird, die auch gleich mal für sich in Anspruch nehmen, die einzig mögliche Philosophie der Zukunft zu betreiben, und 3. die Fundierung seines Denkens im christlichen Menschenbild; sein Werk ist einer Anthropologie verpflichtet, in welcher der Mensch zwischen reinem Geist und reiner Natur oszilliert. In dieser Eigenschaft als augustinianisches „Zwischenwesen“ des „Nicht-mehr-nur-Tieres“ im Hier und Jetzt, aber eben auch „Noch-nicht-ganz-Engels“, gleichwohl schon immer mal wieder ausgreifend in die Sphäre der Transzendenz, an der er aber erst in Zukunft teil haben wird, in dieser bewegten, „nicht festgestellten“ (Nietzsche) Situation sucht der Mensch nach Ruhe und Geborgenheit, um diese einerseits aus der Weisheit zu erhalten (homo philosophicus), andererseits aber – wenn überhaupt – nur im Glauben an Gott wirklich erfahren kann (homo religiosus). Wust ist damit zugleich „Erkenner und Bekenner“ (Karl Pfleger) und fordert dies auch vom Menschen im allgemeinen: „Erkenner und Bekenner“ zu sein.


Literatur

  • Peter Keller (Hrsg.): Begegnung mit Peter Wust. 26 Autoren im Dialog mit dem christlichen Existenzphilosophen aus dem Saarland. Saarbrücken 1984
  • Alexander Lohner: Peter Wust. Münster 1991
  • Alexander Lohner: Peter Wust. Gewissheit und Wagnis. Paderborn 1995
  • Bernhard Scherer: Ein moderner Mystiker. Begegnung mit Peter Wust. Würzburg 1974
  • F. Werner Veauthier: Kulturkritik als Aufgabe der Kulturphilosophie. Peter Wusts Bedeutung als Kultur- und Zivilisationskritiker. Heidelberg 1997
  • Wilhelm Vernekohl: Der Philosoph von Münster. Münster 1950

Weblinks