Protestantismus
Protestantismus (urspr. von pro testatio, Zeughnis für (das Evangelium)) ist der Oberbegriff für das nichtorthodoxe, papstfeindliche Christentum. Der Protestantismus umfasst Staatskirchen und ehem. Staatskirchen (Kirche von England, EKD) sowie Freikirchen, die von ersteren als Sekten gebrandmarkt und verfolgt wurden. Der Protestantismus hat nichts mit der Idee der Religionsfreiheit gemeinsam, denn idealtypisch sollte allein das Evangelium die Herzen der Menschen regieren. Der Zerfall in Tausende von Konfessionen ist jedoch mit der Preisgabe des kirchlichen Amtes schon dem Anfang der [[Reformation innewohnend gewessen. Diese Tragödie wird nur nachträglich als Ausdruck der "Freiheit des Christenmenschen" interpretiert. Ursprünglich war diese Freiheit nichts anders als die totale Unterwerfung der Religion unter die Landesherren, was sie angeblich von der "Hure Babylon" (=Rom) "befreite".
Der Altprotestantismus (1555-1789) hat die unter Einfluss der Aufklärung stehende deutsche Exegese der Bibel nie verwunden und ist bis auf geringfügige Reste untergegangen. Da die staatskirchlichen Strukturen den Untergang der deutschen Fürstentümer im Jahr 1918 überlebt hatten, wurde Predigtinhalt nunmehr in moralisierender Kontemplation der "neue Staat" (zeitweilig der Nationalsozialismus, seither wahlweise Liberalismus oder Sozialismus). Dagegen protestierte wiederum die bekennende Kirche, in deren Tradition sich heutige Kirchenoffizielle wie Wolfgang Huber gern sehen, nicht immer zu Unrecht. Im internationalen Kontext ist das helvetische Bekenntnis (Calvinismus), neben den Freikirchen, bedeutender als das Luthertum, dessen Einflussbereich kaum über die deutsch-skandinavischen Gebiete hinausreicht. Dieser "deutsche Sonderweg" nimmt sich im ökumenischen Dialog sehr wichtig, wie es für den deutschen Nationalismus typisch ist. Religiös darf im Protestantismus inzwischen jede Lehre vertreten werden, die mithilfe irgendeiner Interpretation an Bibelzitate anzuknüpfen vorgibt. "Gestrichen" aus der Bibel wurde jedoch Mt. 16,18 und die Funktion des Hl. Petrus in den Evangelien und der Apostelgeschichte, da diese Texte das Papsttum stützen. "Wir sind nicht Papst." (W. Huber)
Wie zu Beginn des Protestantismus besteht dort auch heute und in Zukunft der einzige Konsens darin, die Ablehnung des im Kollegium der Bischöfe verbindlich und supranational handelnden Petrusnachfolgers als "vom Evangelium" gefordert zu behaupten. "Was" das Evangelium positiv fordert, darüber gibt dann jeder protestantische Kirchenpolitiker eine andere Auslegung; im Zweifel argumentiert man "christlich" zugunsten der Staatsraison.