Kaiser
Der Titel Kaiser für einen Oberkönig oder "König der Könige" (der im Prinzip regionale Herrscher unter sich dulden kann) entwickelte sich im Imperium Romanum, das formell lange Zeit Republik war (SPQR = Senatus PopulusQue Romanus; = Senat und Volk von Rom) aus dem Beinamen Caesar für Gaius Julius d.J., den Imperator (Befehlshaber) am Ende der eigentlichen Römischen Republik. Augustus führte nach dem Ende der Republik die Prinzipatsverfassung ein. Der Sache nach bezeichnet "Kaiser" und "König" aber dieselbe Oberhoheit eines einzelnen, legitimen Herrschers.
Der Begriff wird auf ähnliche Konstellationen in fremden Kulturen analog angewandt (Tenno, Japan; Schah, Persien; Negus Negesti, Äthiopien); einziges noch etabliertes Kaiserhaus weltweit ist das von Japan, aber der Tenno gilt seit 1945 nur noch als Symbol des Staates, ohne offiziell religiös-politischen Anspruch. Vormals war er Gottkönig der japanischen Staatsreligion, wie auch der Dalai Lama von Tibet (im Exil).
Im 19. Jahrhundert gab es eine "Inflation" der Kaisertümer (bis 1806 im Reich; in Frankreich (2 mal), seit 1804 in Österreich, traditionell in Russland ("Zar") - so auch in Bulgarien, überdies "Experimente" in Mexiko und Brasilien); die brit. Queen Victoria ließ sich sogar zur Kaiserin von Indien ausrufen. Der Deutsche Kaiser des Bismarck-Reichs von 1871 war verfassungsrechtlich kein "Oberkönig", sondern hatte nur einen Ehrentitel für das Präsidium im Bundesrat (im Kollegium der Bundesfürsten, die gemeinschaftlich der Souverän waren), das aber erblich dem König von Preußen zustand.
Der ehem. Kolonialoffizier Jean-Bedel Bokassa krönte sich 1977 zum Kaiser eines "Zentralafrikanischen Kaiserreichs", wurde aber nach wenigen Jahren gestürzt. Nach dem Sturz des Kommunismus in Osteuropa wurde nirgendwo die Monarchie wieder eingeführt; so kann man hoffen, dass auch das Staatskirchentum der Orthodoxie nicht wiederersteht.