Pascendi Dominici gregis

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Mit den Anfangsworten Pascendi dominici gregis wird die Enzyklika von Papst Pius X. gegen den Modernismus zitiert. Unter dem Datum vom 8. September 1907 wurde mit dieser Enzyklika das Phänomen so gen. modernistischer Irrtümer in eine systematische Darstellung gebracht. Fast alle Modernisten behaupteten jedoch, diese Lehre nicht in dieser Geschlossenheit zu vertreten. Dennoch hatte die systematische Darstellung den Vorzug, dass der amtlichen Verurteilung nicht so leicht auszuweichen war, wie in den Fällen, in denen das Lehramt nur bestimmte Sätze verwarf (vgl. das Dekret Lamentabili).

Als eigentlicher Hauptverfasser (der hl. Papst Pius war selbst kein bedeutender theol. Schriftsteller) des lehrhaften Teils gilt heute der frz. P. Joseph Lemius O.M.I., der stark von den innerfranzösischen Konflikten geprägt war. Sein Bruder Jean B. Lemius verfasste einen Kurzkatechismus zu Pascendi, da sich zeigte, dass viele Leser mit der "poetischen" Konzeption der Enzyklika manche Mühe hatten (z.B. die verschieden "Rollen" des Modernisten betreffend). Der diszilpinarische Teil wird auf den integraliustisch geprägten Kardinal De Lai zurückgeführt.

Ungenannter Adressat der Enzyklika war vor allem Alfred Loisy, daneben der Oratorianerpater Laberthonniere und die sie umgebende frz. "Szene". Entgegen mancher, heute noch gern dargebotener Lesart war nicht die gesamte Breite der neueren Theologie verurteilt worden, schon gar nicht die Wissenschaft überhaupt.

Den Gegnern des Modernismus bot die Lehre Pius X. jedoch wiederum eine Handhabe, auch solche Theologen zu verdächtigen, denen es lediglich um die angemessene Modernität der kirchlichen Ausdrucksweise ihrer Verkündigung ging. Seit Benedikt XV. wählten die Päpste daher vorwiegend einen zwar systematischen, aber lehrhaft positiven Stil, um ihr Lehramt auszuüben.

Zitat (Denzinger-Hünermann Nr. 3484):

"Für einen gläubigen Modernisten ist es ausgemacht, dass die Wirklichkeit des Göttlichen tatsächlich in sich selbst existiert und nicht völlig vom Gläubigen abhängt. Wenn man aber fragt, worauf sich denn diese Behauptung des Gläubigen stütze, werden sie erwidern: auf die persönliche Erfahrung jedes Menschen (...): im religiösen Gefühl sei eine gewisse Anschauung des Herzens zu erkennen; durch sie kommt der Mensch unvermittelt mit der Wirklichkeit Gottes selbst in Berührung und erlangt eine so große Überzeugung von der Existenz Gottes und von Gottes Handeln sowohl innerhalb als auch außerhalb des Menschen, dass sie jede Überzeugung, die aus wissenschaftlicher Erkenntnis gewonnen werden kann, weit übertrifft. Sie behaupten also eine wahre Erfahrung, und zwar eine solche, die jedweder Erfahrung der Vernunft überlegen ist. (...)"

Demgegenüber wiederholte und bekräftigte das II. Vatikanum in seiner Konstitution Dei verbum vom 18. November 1965 die Gotteslehre des I. Vatikanum. Pascendi ist heute im Licht des letzten Konzils zu lesen, behält aber so im Kern eine wichtige Mahnung auch für die heutige Theologie, ohne dass die Hundertjahrfeier 2007 irgendeine besondere Bedeutung erlangt hat.

Der Wortlaut der Enzyklika

Pascendi dominici gregis (Wortlaut)

Siehe auch Liste von Lehramtstexten