Tradition
Im katholischen Verständnis weicht die Bedeutung des Wortes Tradition vom allgemeinen Sprachgebrauch leicht ab: Abgeleitet vom lateinischen Wort tradere das bedeutet trans dare , also hindurch-reichen, verstehen wir darunter die (unverfälschte) Weitergabe des Glaubens durch die Jahrhunderte.
Im Unterschied zu den Protestanten und Freikirchen, die sich auf die Hl. Schrift als Hauptquelle stützen ("sola scriptura"), hat die katholische Kirche sozusagen zwei Standbeine: die Hl. Schrift und eben die Traditon.
Aufgabe der Tradition ist es, parallel zur Hl.Schrift deren Glaubenssinn weiterzuüberliefern, also festzuhalten, wie diese oder jene Schriftstelle seit apostolischer Zeit bzw. in den Auslegungen durch die Jahrhunderte hindurch verstanden wurde. Dadurch wird die Gefahr von eigenwilligen und Fehl-Auslegungen sehr stark eingeschränkt.
Die Erfahrung der Protestanten und Freikirchen zeigt uns, das das Fehlen der Tradition - zusammen mit dem Fehlen des allgemein verbindlichen Lehramtes - zur völligen Zersplitterung führt.
Im Judentum gibt es ebenfalls eine ergänzende Überlieferung, wie die Hl.Schrift auszulegen ist. Sie ist auch für uns eine interessante Quelle zum tieferen Verständnis der Hl.Schrift.
In Dankbarkeit gedenken wir nicht nur der Märtyrer, die durch das Opfer ihres Lebens für die Weitergabe des Glaubens wirkten, sondern auch der Menschen, denen wir ganz persönlich unseren Glauben verdanken: Eltern, Religionslehrer, Priester, Ordenspersonen, Freunde... Auch das ist ein wichtiger Aspekt der Traditon.