Martyrologium

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Die Seelen der Märtyrer. Illustration in Beatus-Apokalypsen von Meister Pedro (8. Jhd.)

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Ein Martyrologium (auch Martyrerverzeichnis, lat. Calendarium sanctorum) ist ein Verzeichnis von Menschen, welche wegen ihres Glaubens einen gewaltsamen Tod erlitten haben, und anderen Heiligen. Es enthält den Tag ihres Todes, meist mit Angabe ihrer Lebensumstände und der Art ihres Martyriums.

Geschichtliche Entwicklung

Spätestens seit dem 4. Jahrhundert gab es für einzelne Ortskirchen Kalendarien mit den Festen der dort verehrten Märtyrer. Aus der Zusammenstellung solcher Märtyrerverzeichnisse entstanden Martyrologien, die die Märtyrer und Heiligen der gesamten Kirche mitsamt dem Ort ihres Grabes oder ihrer Verehrung aufführten.

Im frühen 5. Jahrhundert entstand das Martyrologium Syriacum. Dieses war eine Vorlage für das bald darauf entstandene erste lateinische Martyrologium Hieronymianum, das (wahrscheinlich fälschlicherweise) dem Kirchenvater Hieronymus zugeschrieben wurde. Dieses wurde in den folgenden Jahrhunderten mehrfach erweitert.

Seit den Zeiten Karls des Großen entstanden dann eine Reihe von Martyrologien, in denen die einzelnen Einträge mit Einzelheiten aus der Vita der Heiligen angereichert wurden. Es gab auch Martyrologien von Heiligen bestimmter Gegenden oder Ordensgemeinschaften. Besonders geschätzt war das um 804 verfasste Martyrologium Gellonense; weite Verbreitung fanden auch die Martyrologien Usuards und Bedas des Ehrwürdigen. Weitere Martyrologien verfassten im 9. Jahrhundert etwa Rabanus Maurus (um 845), Ado von Vienne (Martyrologium Adonis) (ab 855) und Notker Balbulus. Seit dem 13. Jahrhundert sind auch volkssprachliche Fassungen in Gebrauch. Aus gereimten Martyrologien entwickelte sich im ausgehenden Hochmittelalter der sogenannte Cisiojanus, ein Merkgedicht, das bei der Datierung der beweglichen Feiertage der römisch-katholischen Kirche hilft. Eine Sammlung von Martyrologien wurde von August Potthast in der „Bibliotheca historica medii aevi“ (Berlin 1862) veröffentlicht.<ref>August Potthast: Bibliotheca historica medii aevi, Berlin 1862, S. 436–438. Google books</ref>

Papst Sixtus V. ließ 1586 durch Cesare Baronius ein Martyrologium universale, die Märtyrer und Heiligen aller Länder und Zeiten umfassend, anfertigen; jüngste Ausgaben dieses Martyrologium Romanum gab es in den Jahren 1922, 1948 und 1956. Es wurde nach der Kalenderreform des Zweiten Vatikanischen Konzils 1970 abgelöst durch das Calendarium Romanum Generale (Allgemeiner Römischer Kalender).

Liturgischer Ort

Vor der Neuordnung des Stundengebets durch das Zweite Vatikanische Konzil wurde das Martyrologium – außerhalb der österlichen Dreitagefeier – täglich am Ende der Prim vorgetragen. Nach dem Namen des in der jeweiligen Kirche gefeierten Festes und gegebenenfalls beginnender Festzeiten wurde der Tag nach dem römischen Kalender datiert und die Mondphase verkündet. Die darauf folgende Aufzählung der Heiligen wurde stets beschlossen durch die Worte: „… und anderswo viel andere heilige Martyrer, Bekenner und heilige Jungfrauen mehr.“<ref>Martyrologium Romanum, übersetzt und hrsg. von Conrad Vetter, Dillingen 1599, unpaginierte Vorbemerkungen, s. t. Gemeine Regeln zum Martyrologio gehörig</ref>

Das Martyrologium Romanum sieht vor, dass das Lob der Heiligen jeweils für den folgenden Tag gelesen werden soll; dies kann am besten im Rahmen des Stundengebets geschehen, aber auch außerhalb.<ref>Praenotanda, 35–36.</ref> Im Stundengebet kann es nach dem Schlussgebet der Laudes gelesen werden, aber auch nach dem Schlussgebet einer der kleinen Horen.<ref>Ordo lectionis Martyrologii intra Liturgiam horarum, 1 und 5.</ref>

Kriterien für ein Martyrium nach katholischem Verständnis

Der Märtyrer ist ein Mensch, der eines gewaltsamen Todes stirbt, der ein Zeugnis für Christus gegeben hat und der den Tod bereitwillig auf sich genommen hat. Die drei Kriterien sind im Neuen Testament grundgelegt, sind in der alten Kirche durch Augustinus verfeinert und durch Thomas von Aquin systematisch entfaltet worden. Und von Papst Benedikt XIV. wurden sie im 18. Jahrhundert endgültig festgelegt. Papst Paul VI. hat diese drei Kriterien in einigen Punkten in engen Grenzen erweitert.

Regionale Martyrologien

Im Jahr 1994 rief Papst Johannes Paul II. in seinem Apostolischen Schreiben Tertio millennio adveniente alle Bischofskonferenzen, und Kongregationen dazu auf, bis zum Jahr 2000 ein Martyrologium vorzulegen.

Bis zum Jahre 2010 hatten 105 Bischofskonferenzen ein Martyrologium erstellt.

Verzeichnisse nach Ländern

Kein Martyrologium haben z.B. Frankreich und die Schweiz.

Martyrologien von Orden und Diözesen