Liberalismus
Liberalismus ist eine politische Ideenlehre vor allem des 19. Jahrhunderts, die es, aufgrund einer unvollständigen Interpretation des ethischen Personalismus, wegen der sittlichen Autonomie des Einzelnen, also seiner Freiheit, für begründet hält, dass die soziale Ordnung hinter den Ansprüchen auf Selbstverwirklichung des Individuums zurückzutreten hat. Die Aufgabe des Verfassungsstaates ist es, nach liberaler Auffassung, dass er privates Eigentum, Erwerb und Erbrecht zu sichern habe; überdies in einem Mindestmaß aber auch Sozialpolitik zu betreiben, um die Wettbewerbsordnung nicht durch politische Unruhen zu gefährden. Ziel aller Politik ist aber (nur) die Wohlfahrt des Einzelnen, das Gemeinwohl nur in dem Maße, wie es (von selbst) daraus entspringt.
Liberalismus und Religion
Der Liberalismus lehrt, alle Religionen seien zu dulden, denn die Religion sei private Meinungssache. Dieser Liberalismus führt zu einem Abfall vom Glauben. An die Stelle der kirchlichen Autorität stellt diese Geisteshaltung das private Urteil als letzte Instanz. Auf diese Weise fördert er den Weg von "Rom" weg, hin zum Atheismus. Was John Henry Newman seinerzeit im anglikanischen Umfeld mit Liberalismus bezeichnete, bezeichnet Papst Benedikt XVI. im modernen, globalen Kontext als drohende Diktatur des Relativismus.
Päpstliche Schreiben
- Leo XIII. (20. Juni 1888:) Enzyklika Libertas praestantissimum über den Liberalismus (und Staatskirchentum; AL VIII [1888] 237; ASS XX [1887] 593-613).
Literatur
- Georg Michael Pachtler: Die Ziele der Sozialdemokratie und die liberalen Ideen. Herder Verlag 1904 (76 Seiten).
- Albert Stöckl: Der moderne Liberalismus und dessen atheistischer Charakter: philosophische Studie, Foesser Verlag Frankfurt a. M. 1896 (36 Seiten).