Anton von Henle
Anton von Henle (Dr. theol.; * 22. Mai 1851 in Weißenhorn, Deutschland; † 11. Oktober 1927 in Regensburg) war Bischof von Passau und Regensburg.
Inhaltsverzeichnis
Biografie
Franz Anton von Henle wurde in Weißenhorn (Schwaben) als Sohn einer kinderrreichen Familie des Lehrers und Wirtes Anton Henle und seiner Ehefrau Maria Anna Schmid geboren. Er studierte in Dillingen Philosophie und Theologie und empfing am 23. November 1873 die Priesterweihe in Augsburg. Er war Kaplan in Thannhausen seit 1874 in Öttingen im Ries und seit 1877 Präfekt des bischöflichen Knabenseminars in Dillingen. Diese Stelle bot ihm die Möglichkeit zur Ausarbeitung einer historisch-exegetischen Dissertation, mit der er 1884 in München den Doktor der Theologie erwarb. 1887 wurde er dort Privatdozent für neutestamentliche Exegese in München, 1890 zugleich Kanonikus an der Hofkirche St. Kajetan und noch im gleichen Jahr Domkapitular in Augsburg (königliche Nomination). Bereits nach dem Tode von Bischof Pankratius von Dinkel wurde er als möglicher nachfolger genannt. Bischof Petrus von Hötzl ernannte ihn am 4. Mai 1895 zu seinem Generalvikar. In dieser Eigenschaft war er u. a. am Ausbau der großen Caritasanstalten in Ursberg beteiligt.
Am 3. April 1901 nominierte Prinzregent Luitpold Henle zum Bischof von Passau. Die päpstliche Ernennung folgte am 18. April, die Bischofsweihe durch Erzbischof Franz Joseph von Stein am 16. Juni 1901 in Passau. Bereits 1902 wurde er in den Reichsrat der Krone Bayerns berufen (Referent für schul- und kirchenpolitsche Fragen.<ref>Anton Doeberl in: Lexikon für Theologie und Kirche, 1. Auflage, Band , Artikel: Henle, Anton, Sp. 960.</ref>). Henle hat sich in Passau insbesondere um den Ausbau des Seminars verdient gemacht.
Seit dem Herbst 1905 erwog die bayerische Regierung die Berufung des konzilianten, staatsloyalen und zugleich tatkräftigen Henle als Nachfolger des altersschwachen Ignatius von Senestrey nach Regensburg, unter dem das Bistum zum Zentrum des bayerischen Ultramontanismus geworden war. Henle zeigte sich grunsätzlich bereit, bestand aber auf einer förmlichen Aufforderung durch den Papst. Nachdem diese in abgeschwächter Form durch den Kardinalstaatsekretär erfolgt war, nominierte Prinregent Luitpold ihn am 18. Oktober. Der Heilige Stuhl sprach die Translation am 6. Dezember aus, während die Inthronisation am 6. Februar 1902 erfolgte. Henle ist ein loyaler, aber keineswegs unkritischer Partner der bayerischen Regierung geworden. Seine grßten Leistungen lagen allerdings auf dem Gebiet der Seelsorge und ihrer Organisation. In Regensburg hat er wie zuvor in Passau seit 1907 die Pfarreien in einem fünfjährigen Turnus visitiert. Pastoral wertvoll waren die 1909 bzw. 1911 veranlassten Berichte der Dekane und Schuldekane, die Bestellung mehrerer Diözesanpräses, die Einführung eines Diözesangesang- und Gebetbuches (1908), ein Einheitskatechismus (1912), und sein energisches Bemühen um die Aufhebung der noch bestehenden Simultaneeen. Wegen der anwachsenden Bevölkerung hat er in Regensburg fünf neue Pafarreien, dazu in manchen Dörfern neue Seelsorgestellen geschaffen.
Besonders aufmerksam verfolgte Henle die soziale und caritative Vereinstätigkeit. Dennoch wurde er von sozaldemokratischer Seite 1910 von einer missverstanden Äußerung im Reichsrat heftig angegriffen. 1911 gründete er den Jugendfürsorgeverein, dem sich 1924 20 Drittordensgemeinschaften, 28 Marianische Kongregationen und 68 Bruderschaften anschlossen. Der 1910 in Regensburg gegründete Caritasverband wurde auf seine Weisung 1916 reorganisiert. 1922 erfolgte die Gründung eines Diözesancaritasverbandes. Während des Ersten Weltkrieges und der Inflationszeit rief Henle die Landbevölkerung zur Lebensmittellieferung nach Regensburg auf. Daher verlieh der Stadtrat ihm 1923 die Würde eines Ehrenbürgers. 1908 gelang es ihm, die Besoldung der Geistlichen zu erhöhen.
Henle drängte ferner auf die Pflege des kirchlichen Kunstbesitzes. 1909 wurde die 1874 von Franz Xaver Haberl gegründete Kirchenmusikschule in eine öffentliche kirchliche Stiftung umgewandelt. In den Tagen der Novemberrevolution bekannte sich Henle am 12. November 1918 in einem Hirtenschreiben zu dem gestürzten König und dem Hause Wittelsbach. AIs unter Kultusminister Johannes Hoffmann der Religionsunterricht zum Wahlfach erklärt und der obligatorische Gottesdienstbesuch der Schulkinder aufgehoben wurde, rief Henle am 4. Februar 1919 in einer Massenversammlung zum Widerstand und zur Gründung christlicher Elternvereinigungen auf. 1922 stimmten 90 % der Stimmberechtigten im Bistum Regensburg für die Beibehaltung der Bekenntnisschule. Das Ende der staatlichen Kirchenhoheit machte andererseits die Neu- bzw. Wiederansiedlung zahlreicher Orden im Bistum möglich (1920 Pallottiner: Hofstetten; Salesianer: Ensdorf; 1921 Kapuziner: Regensburg; 1922 Maristen: Niedersachdof; 1923: Maristen: Cham). Bereits 1913 waren das Benediktinerkloster Weltenburg und 1917 das Kloster der Steyler Missionare in Tischenreuth gegründet worden. 1925 erfolgte die Erhebung der Zisterzienserklosters Seligenthal und Wasldsassen zu Abteien. Für den 11. und 12. Oktober 1927 berief Henle eine Diözesansynode ein, dessen Eröffnung er in voller geistiger und körperlicher Frische präsidierte. Am Abend des 11. Oktober erlag er unerwartet einem Herzversagen. Er wurde im Dom zu Regensburg beigesetzt.<ref> Paul Mai in: Erwin Gatz (Hsgr.): Biographisches Lexikon, Duncker & Humblot Verlag Berlin, Bd. 5: Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder 1945-2001, 2002, S. 301-302 (595 Seiten, ISBN 3-428-10684-9).</ref>
Werke
- Der Evangelist Johannes und die Antichristen seiner Zeit. Eine kritisch-exegetische Abhandlung, München 1884.
- Kolossä und der Brief des hl. Paulus an die Kolosser. Ein Beitrag zur Einleitung in den Kolosserbrief, München 1887.
- Der Mithrakult, Augsburg 1889.
- Philippi und Philippergemeinde, Theologische Quartalschrift 1893.
- Der Epeserbrief des hl. Paulus erklärt, Augsburg 1890/1908 (1./2. Auflage).
- Predigt bei der Sekundiz-Feier des Hochwürdigsten Herrn Johannes Georg Weinhart. Gehalten in der Studienkirche zu Dillingen am 18. Juni 1899, Dillingen 1899.<ref> Paul Mai in: Erwin Gatz (Hsgr.): Biographisches Lexikon, Duncker & Humblot Verlag Berlin, Bd. 5: Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder 1945-2001, 2002, S. 302 (595 Seiten, ISBN 3-428-10684-9).</ref>
- Der Pflege der kirchlichen Kunst : Winke für ihre Beurteilung und Behandlung / von O. Doering. Vorwortlich eingeführt von Antonius v. Henle, Pustet Verlag Regensburg-Rom 1914 (131 Seiten).
Auszeichnungen und Ehrungen
- 1926: Goldene Bürgermedaille der Stadt Regensburg
- Monsignore
- Ritterkreuz des Verdienstordens der Bayerischen Krone (verliehen am 1. November 1901, damit Erhebung in den bayerischen persönlichen Ritterstand [Adel]).<ref>aus] der Wikipedia, abgerufen am 27. November 2021</ref>
Weblinks
- Datenbankeintrag bei Catholic-Hierarchy.org (engl.)
- Literatur von und über Anton von Henle im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Gedenkseite des Bistums Regensburg zum 75. Todestag des Bischofs
Vorgänger Michael von Rampf |
† Bischof von Passau 1901-1906 |
Nachfolger Sigismund Felix von Ow-Felldorf |
Vorgänger Ignatius von Senestrey |
† Bischof von Regensburg 1906-1927 |
Nachfolger Michael Buchberger |
Anmerkungen
<references />
11.10.2002/Regensburg
Vor 75 Jahren starb Bischof Antonius von Henle
"Der Herr über Leben und Tod hat Seine Exzellenz unseren Hochwürdigsten Herrn Bischof Antonius am 11. ds. Mts. nachts 10 Uhr unerwartet rasch in die ewige Heimat abberufen", mit diesen Worten meldete das Amtsblatt der Diözese vom 13. Oktober 1927 den Tod des Regensburger Oberhirten.
An seinem Todestag, den 11. Oktober, hatte Bischof Antonius die am 31.3.1927 angekündigte Diözesansynode nach einer Pontifikalmesse um 8 Uhr in der Seminarkirche St. Jakob, an der alle Synodalen in Chorkleidung teilgenommen hatten, im großen Hörsaal des Priesterseminars eröffnet. In seiner Eröffnungsansprache hatte er seine Freude zum Ausdruck gebracht, dass dies seit weit über 200 Jahren, genau seit 1660 unter Kardinal Graf Franz Wilhelm von Wartenberg, wieder die erste Diözesansynode war. Die Synode sollte verschiedene pastorale Fragen behandeln, die in Referaten vorgelegt, zu förmlichen Beschlüssen fixiert und als Synodalstatuten veröffentlicht werden sollten, welche durch die Genehmigung des Bischofs als Diözesangesetze Geltung haben würden. Unmittelbar danach hielt Weihbischof Hierl sein Referat über das Kirchengut, im II. Referat von Domkapitular Münz ging es um die Disziplin des Klerus, Dompfarrer Dr. Joseph Kumpfmüller, der spätere Augsburger Bischof, referierte über die Pfarrseelsorge, Stadtpfarrer Scherbauer (Abensberg) sprach für den erkrankten Domdekan Dr. Kiefl über die wissenschaftliche Vorbildung und Fortbildung des Klerus, Pfarrer Kratzer aus Paring schließlich über die Pflege der Naturwissenschaften. Zur Überraschung der Synodalen brach der Bischof unmittelbar nach diesem Referat ohen Aussprache die Sitzung um 18.15 Uhr ab und verabschiedete sich. "Am nächsten Tage, den 12. Oktober, sollte vormittags ½ 9 Uhr, wie Se. Exzellenz zu Beginn der Nachmittagssitzung angeordnet hatte, die Synode fortgesetzt und bis zum Abende zu Ende geführt werden. Aber in den Morgenstunden des 12. Oktober verbreitete sich die erschütternde Trauerkunde, daß Se. Exzellenz, Bischof Antonius, während der Nacht um die 10. Stunde plötzlich an Herzschlag gestorben sei". Dem Weihbischof blieb nur übrig, den versammelten Sodalen die Vertagung der Diözesansynode bis auf weiteres mitzuteilen. Die Beratungen wurden dann erst am 2.7.1928 unter dem neuen Bischof Michael Buchberger fortgesetzt; er sah sich diesbezüglich als "Testamentsvollstrecker" von Bischof Antonius, der "mitten aus der Synode heraus, umgeben von seinem treuen Klerus, in die ewige Heimat abberufen wurde, nachdem er noch die letzten Stunden seines Lebens und die letzte Kraft seiner geliebten Diözese gewidmet hatte".
Dieses Leben hatte im schwäbischen Weißenhorn (heute ca. 13.000 Einwohner im Kreis Neu-Ulm gelegen) begonnen, wo Franz Anton Henle am 22. Mai 1851 geboren wurde und wo noch heute eine Henle-Straße an den berühmten Sohn der Stadt und an seine Eltern erinnert. Seine Eltern Anton und Maria Anna, geborene Schmid, hatten eine zahlreiche Kinderschar; der Vater war Gastwirt und Brauereibesitzer. Nach dem Besuch des Gymnasiums und den philosophisch-theologischen Studien in Dillingen empfing Franz Anton Henle mit 22½ Jahren am 23. November 1873 in Augsburg die Priesterweihe. Nach Kooperatorenjahren in Thannhausen und Öttingen/Ries wurde er 1877 Präfekt am Dillinger Knabenseminar. In dieser Zeit verfasste er seine Doktorarbeit über das Johannesevangelium, mit der er 1884 in München zum Dr. theol. promovierte. Henle beabsichtigte nun, die Laufbahn als Bibelwissenschaftler (Exegese des Neuen Testaments) einzuschlagen. Nach Studien in Würzburg und Tübingen habilitierte er sich im Februar 1887 in München bei Prof. Otto Bardenhewer mit einer Arbeit über den Kolosserbrief und wurde Privatdozent an der Uni München, wo er Hebräisch lehrte. 1890 erschien sein Kommentar zum Epheserbrief. Beendet wurde der bisher eingeschlagene akademische Weg durch seine Ernennung zum Domkapitular in Augsburg im Oktober 1890 und zum Generalvikar, Scholasticus und Direktor der Ordinariatskanzlei im Mai 1895 durch Bischof Petrus von Hötzel. Henle blieb aber der Seelsorge engstens verbunden: er erteilte Religionsunterricht bei den Englischen Fräulein in Augsburg und begründete 1897 zusammen mit Dominikus Ringseisen die Ursberger Anstalten zur Betreuung Behinderter.
Als der Passauer Bischof Michael Rampf am 29. März 1901 verstarb, ernannte Prinzregent Luitpold Generalvikar Dr. Franz Anton Henle schon am 3. April 1901 zu dessen Nachfolger. Am 18. April erfolgte die päpstliche Präkonisation, am 16. Juni 1901 seine Bischofsweihe durch den Münchener Erzbischof Joseph von Stein. In Passau begann Henle sogleich mit dem Ausbau des Priesterseminars, gab ein Gesangs- und Gebetbuch heraus und war auch an der Neugründung der Benediktinerabtei Schweiklberg beteiligt. Seit 1902 gehörte Bischof Henle dem Reichsrat der Krone Bayern an, was zeigt, wie sehr er auch von staatlicher Seite geschätzt war.
Als der langjährige Regensburger Bischof Ignatius von Senestréy (1858-1906) am 16. August 1906 "im hohen Alter von 88 Jahren 1 Monat und im 49. seiner Diözesanregierung selig im Herrn entschlafen war", wählte "Seine Königliche Hoheit Prinz Luitpold, des Königreichs Bayern Verweser, in Ausübung des dem Könige auf Grun ddes Art. IX des Konkordates [von 1817] zustehenden Rechtes am 18. Oktober [1906] den Hochwürdigsten Herrn Bischof von Passau Dr. Franz Anton von Henle" als neuen Oberhirten für Regensburg aus. "Papst Pius X. erklärte freudig seine Zustimmung zu dieser Wahl". Am 6. Dezember 1906 "erfolgte zu Rom im Geheimen Konsistorium unter Lösung des Verbandes mit der Diözese Passau durch Seine Päpstliche Heiligkeit die Präkonisation des erwählten Hochwürdigsten Oberhirten als Bischof von Regensburg". Dabei war Bischof Henle zunächst recht ungern dem Ruf nach Regensburg gefolgt, zu sehr hing er bereits an seiner Diözese Passau. An den Kardinalstaatssekretär schrieb er im Oktober 1906 (zitiert nach K. Hausberger): "Ich liebe meine Diözese Passau, außerdem habe ich ein neues Priesterseminar gebaut, welches ein längeres Verweilen notwendig macht. Auch ist mein Herz nicht mehr in Ordnung".
Die feierliche Inthronisation des neuen Bischofs wurde für Mittwoch, den 6. Februar 1907, vormittags 9 Uhr im Hohen Dom, festgesetzt. Am Vorabend kündigte um 18 Uhr nach dem Gebetläuten "ein halbstündiges Geläute aller Glocken der Stadt die Feier des kommenden Tages an". Noch am Inthronisationstag richtete der Bischof, der offiziell nur seinen Rufnamen Antonius verwendete und in seinem Wappen u. a. den Hahn als Namenshinweis (Henle - Hähnle - Hahn) trug, ein erstes Hirtenwort an sein Bistum. Eigenartig klingen darin folgende Worte des knapp 55-jährigen Bischofs, der dann doch mehr als 20 Jahre das Bistum leiten sollte: "Unsere Tage eilen zur Ewigkeit, wir können sie nicht aufhalten... ‚Jahr reiht sich an Jahr', aber niemand weiß, wann der Zeiger stille steht, ob heute oder morgen, ob schon in diesem Augenblicke oder erst nach Jahrzehnten. Vielleicht ist dieser Hirtenbrief der erste und zugleich der letzte, den Wir an Euch richten... Laßt uns auf ein gutes Ende bedacht sein!". Schon bald nach Amtsbeginn kündigte Bischof Antonius unter Verweis auf das griech. Wort für Bischof "episkopos" an, dass er als sorgsamer Wächter seiner Diözese zügig "das Institut der regelmäßigen Pfarrvisitationen wieder aufnehmen" werde, wobei er auch die Dekane hierfür heranzuziehen gedachte. Am 12. März 1907 hatte Prinzregent Luitpold den Bischof "anläßlich des Allerhöchsten Geburtsfestes durch Verleihung des Prädikates Exzellenz ausgezeichnet". Seine erste Firmreise führte den Bischof vom 22.-24. April 1907 nach Straubing. Dass sich der Bischof auch als erster Pfarrer seiner Diözese sah, zeigt sich in etwa darin, dass Bischof Antonius selbst am 14. März 1907 in der Dompfarrkirche die Feier der Erstkommunion für die Schulkinder der Dompfarrei beging. Seine erste Kirchenkonsekration im Bistum Regensburg nahm Bischof Antonius am 8. Juni 1907 in Teisnach vor. Am 29. Juni 1907 konnte der Bischof 42 Diakonen des Bistums und einem Karmeliter die Priesterweihe spenden. Bereits am 16 Juni 1907 hatte er in der hl. Grabkirche in Deggendorf zehn Professen der Redemptoristen und einem Benediktiner die Priesterweihe erteilt. Am 22. November 1909 übernahm Bischof Antonius die 1874 von F.X. Haberl gegründete Kirchenmusikschule Regensburg als eine "Kirchliche Stiftung", die am 24. Januar 1910 durch Prinzregent Luitpold auch die staatliche Genehmigung erhielt. Im Frühjahr 1910 musste sich der Bischof einer schweren Operation unterziehen, von der er am 1. März wieder heimkehrte und dem Bistumsvolk für das Gebet dankte. Wohl auch aus Gesundheitsgründen bat Henle nun um einen Weihbischof, den er am 4. Februar 1911 in der Person des Domkapitulars Johann Baptist Hierl erhielt. Hierl (geboren am 17 Jan. 1856 in Parsberg, zum Priester geweiht 1880), war zuletzt 15 Jahre Dekan und Pfarrer von Vilseck und seit 1908 Domkapitular aufgrund königlicher Ernennung gewesen; am Osterdienstag, den 18. April 1911 erfolgte Hierls Bischofsweihe zum Titularbischof von Theuchira und Weihbischof in Regensburg, am 12. Mai 1911 wurde er auch Dompropst (+ 31.8.1936).
In all seinen Amtsjahren richtete der Bischof jährlich zumindest ein Fastenhirtenwort an sein Bistum, oft aber kamen weitere Hirtenbriefe hinzu, so z. B.: 1908 zur Einführung des Diözesan-Gesang- und Gebetbuches Lob Gottes; 1908 zur alljährlichen besonderen kirchlichen Feier des Jahresschlusses; 1909 über schlechte Presseerzeugnisse; 1911 zum früheren Kommunionempfang; 1913 zur kirchlichen Kunst; 1914 zu Allerseelen (anlässlich der ersten Toten des I. Weltkriegs); zum Jahresschluss 1915 und zu Weihnachten 1916 sowie zum Erntedankfest 1917 (in der Hoffnung auf baldigen Frieden); 1919 zum Religionsunterricht und zu Elternverbänden (im Blick auf das vorrangige Erziehungsrecht der Eltern gegenüber jenem der Schule); zur Notlage im Sommer 1921, zur Papstwahl 1922, zum 300.Todestag des Hl. Franz von Sales 1923. Am 1. September 1914 nahm Bischof Antonius mit Wirkung vom 1. Januar 1915 eine umfassende Neuordnung der Dekanate der Diözese Regensburg vor. Im Jahr 1916 gab der Bischof eine neue Diözesanmatrikel mit der Beschreibung der Diözese heraus. Am gesellschaftlichen Umsturz des Jahres 1918 trug Bischof von Henle schwer; noch im Januar 1918 hatte er ein eigenes Hirtenwort zum goldenen Ehejubiläum von König und Königin verfaßt. Umso unermüdlicher arbeitete er nun an der Neuordnung der kirchlichen Verhältnisse, besonders auch auf dem Gebiet der Schule (1919 Neueinteilung der Schuldekanate), die nun von der Aufsicht der Kirche in jene des Staates überging.
Bereits 1921 nahm der Bischof die Pläne für eine Diözesansynode in Angriff, verschob aber dann deren Beginn, um den Abschluss des neuen Bayerischen Konkordates (1924) abzuwarten. Große Freude bereitete dem Bischof, dass sein vertrauliches Hirtenwort über die schwierige finanzielle Lage der Diözesan-Seminarien und der Anlaß seines 70. Geburtstages am 22. Mai 1921 offenbar zu großzügigen Spenden des Klerus und von Laien geführt hatte. 1924 musste der Bischof jedoch erneut in einem Hirtenwort um die Unterstützung der Knabenseminare ersuchen. 1922 wurden die bereits seit einigen Jahren laufenden caritativen Bemühungen des Bistums - schon 1910 war ein Katholischer Caritasverband für Regensburg und Umgebung gegründet worden - durch Bischof von Henle in einem Diözesan-Caritasverband gebündelt.
Am 23. November 1923 feierte Bischof Antonius im Dom ein feierliches Pontifikalamt mit Te Deum, "welchem der Hochwürdige Stadtklerus sowie die zur Begrüßung des Oberhirten und zur Feier Hochseines 50-jährigen Priesterjubiläums aus allen Teilen der Diözese zahlreich versammelten H.H. Dekane, Kammerer, Pfarrer und Seelsorgepriester und zahlreiches gläubiges Volk aus allen Ständen beiwohnten". Auch ein Papstschreiben hatte der Bischof am 14. November hierzu erhalten. Der Bischof dankte ergriffen: "Ich müßte ein Buch schreiben, wollte ich die Gefühle niederschreiben, die mich angesichts der ergreifenden Kundgebungen der letzten Tage beseelen".
Am 16. Juni 1926 feierte das Bistum mit seinem Bischof den 25. Jahrestag seiner Bischofsweihe, eine weltliche Feier fand am Nachmittag des 20. Juni in der Stadthalle in Regensburg statt. Bischof von Henles 75. Geburtstag am 22. Mai, dem Pfingstsamstag des Jahres 1926, fand hingegen offenbar keine besondere Aufmerksamkeit. Im Dezmeber 1926 erschien erstmals das "Regensburger Sonntagsblatt" als diözesane Wochenzeitung, aus der 1938 das "Regensburger Bistumsblatt" hervorging.
In seinem letzten Fastenhirtenwort 1927 handelte Bischof Antonius über das Gewissen und die Pflicht zur Gewissensbildung, wobei er die Volksmissionen in den Pfarreien und mehr noch die Exerzitien als "wahre Heilbäder für die Gewissen" betrachtete und gerade letztere den Diözesanen empfahl. "Regensburg darf sich mit Stolz als eine der ersten deutschen Diözesen bezeichnen, in welchen die Laienexerzitien festen Fuß gefaßt hatten. Eine mächtige Förderung erfuhren sie durch das Buch des hochverdienten Bischofs Johann Michael Sailer ‚Übungen des Geistes zur Gründung eines heiligen Sinnes und Lebens'".
Am 31. März 1927 kündigte der Bischof die Abhaltung der lange beabsichtigten Diözesansynode mit sieben Vorbereitungskommissionen an. Am 29. Juni 1927 durfte Bischof Antonius nochmals 28 Diakone des Bistums und sieben Ordensangehörige zu Priestern weihen; der Diözesanklerus zählte insgesamt nahezu 1400 Priester, die Zahl der Gläubigen 929000 Seelen. Am 24. Juli 1927 nahm der Bischof die feierliche Grundsteinlegung der Kirche St. Anton in Regensburg vor. Am 28. August weilte der Bischof zum Eucharistischen Diözesankongress in Straubing-St. Jakob. Seine letzte Firmung hielt Bischof Antonius am 15. Juli 1927 in Dingolfing, bei der 720 Personen gefirmt wurden. Vom 5.-8.September 1927 nahm Bischof Antonius an der Konferenz der bayerischen Bischöfe in Freising teil, bei der man auch mit den Vorfällen in Konnersreuth befaßt war; er selbst hatte Therese Neumann am 12. Juli 1908 in Waldsassen gefirmt. Am 18. September 1927 konsekrierte der Bischof noch die neugebaute Pfarrkirche in Schönach. Als letzte Pfarrei seiner Amtszeit - insgesamt waren es 52 neue Pfarreien - errichtete der Bischof am 19. September 1927 die Pfarrei Regensburg-Schwabelweis, am 16. August 1927 war noch die Errichtung des Dekanates Waldmünchen unter Abtrennung vom Dekanat Neunburg vorm Wald erfolgt. Zum 700. Todestag des hl. Franz von Assisi feierte Bischof Antonius in der Kapuzinerkirche St. Fidelis Anfang Oktober 1927 eine Pontifikalmesse, ebenso am Fest des hl. Franz in der Klosterkirche St. Klara. Am 11. Oktober schließlich eröffnete er die Diözesansynode, deren Abschluss der über 76-Jährige jedoch nicht mehr erlebte.
Am 15. Oktober 1927 bestattete der Münchner Kardinal Michael von Faulhaber Bischof Antonius, den Ehrenbürger der Stadt Weißenhorn und der Kreishauptstadt (des Regenkreises) Regensburg (seit 1923), deren goldene Bürgermedaille er auch trug, zur letzten Ruhe. Anwesend waren auch die Bischöfe Dr. Leo von Mergel OSB (Eichstätt), Dr. Sigismund Felix von Ow (Passau), der als Regensburger Weihbischof nach Henles Berufung nach Regensburg Bischof von Passau geworden war, ferner Weihbischof Dr. Karl Reth (Augsburg) und der Mettener Abt Willibald Adam, die die "absolutiones ad tumbam" vornahmen, während der Regensburger Weihbischof Johann Baptist Hierl die Aussegnungen vom Sterbehaus und vom Alten Dom vorgenommen und den Leichnam bei der Überführung vom Alten Dom durch die Straßen der Stadt zum hohen Dom begleitet hatte. Am 24. und am 26. Oktober fanden dann nochmals feierliche Seelengottesdienste im Dom statt. Von seinen 54 Priester- und 26 Bischofsjahren hatte Antonius von Henle gut 20 Jahre in der Leitung der Diözese Regensburg verbracht. In seinem geistlichen Testament verabschiedete sich Bischof Antonius von seinen Diözesanen, vom Domkapitel, Klerus, den Ordensgemeinschaften und insbesondere auch von den Eltern mit ihren Kindern, die er zur Treue zur Kirche aufforderte. "Ich scheide in Frieden mit allen Menschen. Mein Herz kennt keine Feinde. Die mich beleidigt, umarme und segne ich im Geiste, und die ich sollte beleidigt haben, bitte ich herzlich um Verzeihung". "Ich scheide aus meinem Leben wie ein müder Wanderer, der sich nach Ruhe sehnt".
Neben der Bodenplatte im linken Seitenschiff des Domes beim Albertus-Magnus-Altar erinnert dort auch ein Grabmal an der nördlichen Seitenwand an den verdienten Regensburger Bischof, den es im bischöflichen Ornat mit dem Hirtenstab zeigt. Der Stein trägt unten die schlichte Aufschrift: "Antonius de Henle, Episcopus Ratisbonensis, 1906-1927".
von Domvikar Dr. Josef Ammer