Otto Neururer

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Otto Neururer (* 25. März 1882 in Piller, Österreich; † 30. Mai 1940 im KZ-Buchenwald, bei Weimar in Thüringen, Deutschland) war Pfarrer und ist seliggesprochener Märtyrer. Der liturgische Gedenktag ist der 30. Mai.

Biografie

Otto Neururer wurde in Piller bei Landeck als zwölftes Kind der Eheleute Alois und Hildegard Neururer geb. Streng in einem Bergbauerndorf bei Fliess in Tirol, geboren. Von Geburt an schwächlich, wuchs er trotz der kargen Wohn- und Lebensverhältnisse gesund heran. Er besuchte die siebenklassige Volksschule im Dorf und zeichnete sich schon früh mit ausgezeichneten Lernerfolgen aus. Otto erhielt einen Studienplatz für das fürstbischöflichen Gymnasium in Brixen in Südtirol. Er schloss das achtjährige Studium mit der Qualifikation "Erste Klasse mit Vorzug" ab. Er besuchte von 1903 bis 1907 das diözesane Priesterseminar in Brixen. Die Priesterweihe empfing er im Juli 1907 im Dom zu Brixen für die Diözese Innsbruck. Er war als Kooperator, Katechet oder Provisor tätig und wurde kurzfristig auf freie Seelsorgeposten in Uderns (Zillertal), Götzens, Fiss, Silz, Oberhofen, Hall und St. Jakob (1917-1932) in Innsbruck (heutige Domkirche) versetzt. Im Jahre 1932 erhielt Neururer die frei gewordene PfarrersteIle in Götzens bei Innsbruck.<ref>Werner Kunzenmann in: Jan Mikrut (Hg): Blutzeugen des Glaubens. Martyrologium des 20. Jahrhunderts, Bd. 3: Diözesen Feldkirch, Gurk, Innsbruck, Salzburg. Wien Dom Verlag 2000, S. 77-79.</ref> In Götzens blieb besonders seine Verehrung des Herzens Jesu und eine von ihm organisierte Volksmission durch Jesuiten, an der 99% der Bevölkerung teilnahm, in Erinnerung.<ref>Otto Neururer Ökumenisches Heiligenlexikon, abgerufen am 16. Dezember 2019</ref>

Neururer und der Nationalsozialismus

Im Jahr 1934 und 1938 bekam er die Auswirkungen politischer Umbrüche zu spüren. Anfangs mit Zurückhaltung, später unter der Herrschaft des natinalsozialistischen-Regimes, trat er mit Engagement und Entschlossenheit den Kontrollen und Einschränkungsversuchen des gott- und kirchenfeindlichen Systems entgegen.<ref>Werner Kunzenmann in: Jan Mikrut (Hg): Blutzeugen des Glaubens. Martyrologium des 20. Jahrhunderts, Bd. 3: Diözesen Feldkirch, Gurk, Innsbruck, Salzburg. Wien Dom Verlag 2000, S. 79-81).</ref>

Ein Mädchen wollte einen als Trinker bekannten SA-Mann heiraten. In echter Sorge um das spätere Wohl dieser Frau, unternahm es Pfarrer Neururer, ihr von diesem Schritt abzuraten, da dieser aus der Kirche ausgetretenen, wesentlich älter und geschieden war. Nach ihrem Einverständnis diktierte er ihr den Absagebrief an diesen SA-Mann. Dies war der Auslöser, der Otto Neururer in die Fänge der Gestapo brachte. Der enttäuschte Werber meldete den Vorfall der Gestapo, die bald darauf eine Anzeige gegen Pfarrer Neururer erstattete, weil er eine beabsichtigte Eheschließung verhinderte. Am 15. Dezember 1938 nachmittags wurde Pfarrer Neururer von zwei Gestapobeamten verhaftet und in das lnnsbrucker Polizeigefängnis eingeliefert. Mit diesem Tag begann für Otto Neururer eine lange Kette von Demütigungen, Beschimpfungen, Verhören. Er kam erstmals mit einem organisierten Hass gegen Religion und Kirche in Kontakt. Ohne ein Urteil wurde er am 3. März 1939 in Schutzhaft in das Konzentratinslager Dachau und am 26. September 1939 in das KZ Buchenwald eingeliefert.<ref>Werner Kunzenmann in: Jan Mikrut (Hg): Blutzeugen des Glaubens. Martyrologium des 20. Jahrhunderts, Bd. 3: Diözesen Feldkirch, Gurk, Innsbruck, Salzburg. Wien Dom Verlag 2000, S. 81).</ref>

In Dachau wie in Buchenwald wurde er, obwohl von schwächlicher Konstitution, zu den strapaziösen Arbeiten in der Kiesgrube, zu Schaufel, Ziegel- und Lorenkommandos eingeteilt. Dabei war er wie seine Arbeitskameraden immer wieder den Schlägen und Flüchen seiner Bewachungsorgane der SS-Verfügungstruppe ausgesetzt. Trotz großer körperlicher Entbehrungen und seelischer Belastungen entfaltete er - so berichten Mithäftlinge - zu seinen Lagerkameraden in Buchenwald, gleich welcher politischer Gesinnung, Großmut, Heiterkeit und Kameradschaft.<ref>Werner Kunzenmann in: Jan Mikrut (Hg): Blutzeugen des Glaubens. Martyrologium des 20. Jahrhunderts, Bd. 3: Diözesen Feldkirch, Gurk, Innsbruck, Salzburg. Wien Dom Verlag 2000, S. 81-83).</ref> Auf Bitten eines Mitgefangenen, bereitete er diesem mit Pfarrer Matthias Spanlang, trotz NS-Verbotes, auf die Konversion in die katholischen Kirche vor. Plötzlich, am 28. Mai 1940, wurden Neururer und Spanlang zum Lagertor befohlen. Sie kamen - vermutlich wegen ihres Kontaktes mit dem konversionswilligen Häftling in den Sonderarrest. Für beide Priester begann - so bestätigen es verläßliche Zeugen - unter der Leitung subalterner SS-Männer ein qualvolles Martyrium. Für Otto Neururer hatten sie sich eine besondere Tortur ausgedacht. Er wurde, die Füße mit Fellen umwickelt und mit dem Kopf nach unten an einem Haken in einer Zelle aufgehängt. Die Schergen betrachteten das Leiden Otto Neururers als Schauspiel. Für Otto Neururer bedeutete es ein stundenlanges Leiden und ein qualvolles Ende durch Gehirnschlag.<ref>Werner Kunzenmann in: Jan Mikrut (Hg): Blutzeugen des Glaubens. Martyrologium des 20. Jahrhunderts, Bd. 3: Diözesen Feldkirch, Gurk, Innsbruck, Salzburg. Wien Dom Verlag 2000, S. 83).</ref> "Wegen akuter Herzschwäche" soll die Todesursache gewesen sein.<ref>Ferdinand Holböck, Die neuen Heiligen der Katholischen Kirche, Christiana Verlag Stein am Rhein 2006, (1. Auflage; Von Papst Johannes Paul II. kanonisierte Heilige 1996-1999, Band 5, S. 55 (320 Seiten; ISBN 3-7171-1066-7).</ref>

Sein Leichnam wurde im städtischen Krematorium von Weimar am 3. Juni 1940 verbrannt. Seine Aschenurne erhielt die Gemeinde Götzens am 20. Juni 1940 zugesandt.<ref>Werner Kunzenmann in: Jan Mikrut (Hg): Blutzeugen des Glaubens. Martyrologium des 20. Jahrhunderts, Bd. 3: Diözesen Feldkirch, Gurk, Innsbruck, Salzburg. Wien Dom Verlag 2000, S. 83).</ref> Zum Begräbnis wurde von Provikar Carl Lampert eine Todesanzeige verschickt, was ihm selbst schließlich den Tod brachte.<ref> Vorarlberg: Lampert-Seligsprechung am 13. November Kath.net am 6. August 2011; Todesanzeige</ref> Ein Teil der Asche Neururers ist seither im Innsbrucker Dom als Reliquie aufbewahrt. Im Jahre 2002 wurde eine Reliquie von Otto Neururer in den Altartisch der Pfarrkirche Telfs-Schlichtling eingelassen.<ref>Otto Neururer in Wikipedia, abgerufen am 14. Dezember 2019</ref>

Zitate Neururers

  • „Es heißt jetzt, gut ist, was dem deutschen Volk nützt, schlecht ist, was dem deutschen Volk schadet. Damit wird deutsches Blut und deutsche Rasse an die Stelle Gottes gesetzt, der allein die Norm für gut und schlecht ist und dem allein das zusteht. Darum ist das eine Irrlehre.“
  • Es ist Pflicht des Christen, alle Menschen zu lieben. Und zu allen Menschen gehören auch die Juden.
  • bei der Verhaftung: „Meine Herren! Machen Sie keine Umschweife! Es geht nicht so sehr gegen mich als gegen die Kirche und die Religion. Ich habe nur meine Pflicht getan. Wenn das Unrecht sein soll, dann bin ich bereit, dafür zu sterben.“
  • „Der Herrgott hat mich auf diesen Platz gestellt, darum muss ich meine Arbeit fleißig und gewissenhaft verrichten. Ob mich der SS-Mann sieht oder nicht, darauf kommt´s nicht an. Der Herrgott sieht mich immer. Darauf kommt es an.“<ref>www.selige-kzdachau.de - Otto Neururer, abgerufen am 16. Dezember 2019</ref>

Seligsprechung

Im Jahr 1982 leitete die Diözese Innsbruck das Seligsprechungsverfahren für Pfarrer Otto Neururer ein. Im Jahr 1995 wurde durch die päpstliche Prüfungskommission die Echtheit des Martyriums von Otto Neururer bestätigt. Er wurde am 24. November 1996 zusammen mit dem Mitösterreicher Jakob Gapp von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.<ref>Werner Kunzenmann in: Jan Mikrut (Hg): Blutzeugen des Glaubens. Martyrologium des 20. Jahrhunderts, Bd. 3: Diözesen Feldkirch, Gurk, Innsbruck, Salzburg. Wien Dom Verlag 2000, S. 83.</ref>

Zum Gedenken des Seligen

  • 1977 Eine Gedenkstätte wird unter der Empore in der Pfarrkirche Götzens errichtet.
  • Eine Pfarrer-Otto-Neururer-Straße wurde im Innsbrucker Stadtteil Olympisches Dorf verbunden mit einem Gedenkstein nach dem Seligen benannt.<ref>Josefine Justic, Innsbrucker Straßennamen. Woher sie kommen und was sie bedeuten, Tyrolia-Verlag Innsbruck 2012 (242 Seiten, ISBN 978-3-7022-3213-9); Otto Neururer Ökumenisches Heiligenlexikon, abgerufen am 16. Dezember 2019</ref>

Film

  • Der Spielfilm: "Otto Neururer – Hoffnungsvolle Finsternis" von Regisseur Hermann Weiskopf und Drehbuchautor Peter Mair:
    • erlangte im Juni 2019 beim „Vero Beach Wine and Film Festival“ in Vero Beach, Florida, USA, die beiden begehrtesten Preise: den „Jury Award“, also den Preis der Jury für den besten Spielfilm, sowie den „Audience Award“, den Preis des Publikums für den besten Spielfilm.<ref>Tiroler Film erhält gleich zwei begehrte Awards in Florida Kath.net am 11. August 2019</ref>
    • "Bester Spielfilm" im Dezember 2019 beim »International Catholic Film Festival – Mirabile Dictu« im Vatikan (unter 1.500 Bewerbern).<ref>Osservatore Romano, 13. Dezember 2019, S. 3.</ref>

 Literatur

  • Werner Kunzenmann in: Jan Mikrut (Hg): Blutzeugen des Glaubens. Martyrologium des 20. Jahrhunderts, Bd. 3: Diözesen Feldkirch, Gurk, Innsbruck, Salzburg. Wien Dom Verlag 2000, S. 77-85 (299 Seiten, ISBN 3-85351-163-5).
  • Armin Strohmeyr: Glaubenszeugen der Moderne: die Heiligen und Seligen des 20. und 21. Jahrhunderts. Patmos Verlag Mannheim 2010 (280 S., ISBN 978-3-491-72547-8).
  • Erwin Gerst: Ich, die Brille! : der Tiroler Märtyrerpfarrer Otto Neururer (Kindersachbuch), Ed. Tirol Reith im Alpbachtal 1999 (56 S., ISBN 978-3-85361-035-0 Pp.).
  • Dokumentationsarchiv des österreichischen Wiederstandes Wien (Hsgr.): Widerstand und Verfolgung in Tirol 1934-1945, Dokumentation, Bd. 2 (662 und 658 S., 1.Auflage), 1984; H. Humer: Pfarrer Otto Neururer. Ein Seliger aus dem KZ. Innsbruck 1997 (2. Auflage, ISBN 3-9014-5053-4).
  • Wolfgang Pfaundler: Zeugenaussagen über Leben und Tod des Tirolers Otto Neururer, Haymon Verlag Innsbruck 1987 (48 S.).
  • Helmut Tschol: Otto Neururer. Priester und Blutzeuge. Tyrolia Verlag Innsbruck 1982 (108 Seiten; ISBN 3-7022-1441-0).
  • Johann Holzner u.a.: Zeugen des Widerstands, Dokumentation über die Opfer des Nationalsozialismus in Nord, Ost- und Südtirol 1938-1945, Innsbruck-Wien-München 1977 (ISBN 9783702212827).

Weblinks

Anmerkungen

<references />