Sternsinger
Sternsinger werden drei als Heilige Drei Könige gekleidete Personen, die in der Weihnachtszeit um den 6. Januar Spenden für wohltätige Zwecke einsammeln, genannt (siehe auch Erscheinung des Herrn und Heilige drei Könige).
Am 4. Dezember 2015 wurde das „Sternsingen“ in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen.<ref>STERNSINGEN gehört jetzt zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO Kathnews am 22. Dezember 2015</ref>
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Das Sternsingen geht auf die Erwähnung der Sterndeuter in (Mt. 2, 1) zurück. Im sechsten Jahrhundert wurden auf Grund der drei Weihegaben (Mt. 2, 11) und des Bezuges auf den Psalm 72 drei Personen vermutet. Sie werden Caspar, Melchior und Balthasar genannt. Diese Sterndeuter oder Könige werden als Heilige verehrt. Ihre Reliquien befinden sich seit 1164 im Kölner Dom.
Die Ursprünge des Sternsingens liegen vermutlich in den Krippen- oder Dreikönigsspielen. Das Sternsingen entwickelte sich in den Ländern Europas unterschiedlich.
Im Norden verloren seit der Reformation die Klosterschulen ihr Einkommen, da die Herrscher klösterliches Land und Güter an sich nahmen. Die Klosterschüler nutzten in der Not die Gelegenheit, mittels Sternsingen Spenden zu sammeln. In Skandinavien ist der Brauch ab 1563 belegt. In den folgenden Jahrhunderten wurde das Sternsingen in Nordeuropa vorrangig von Klosterschülern gepflegt. In Mitteleuropa ist das Sternsingen ein traditioneller katholischer Brauch. Aufzeichnungen des Klosterstifts St. Peter in Salzburg weisen ein erstes Sternsingen im Jahr 1541 nach. Belege für das Sternsingen finden sich ab 1550 auch in Wasserburg am Inn, 1552 in Laufen und 1569 für das Benediktinerkloster Ettal. Besonders nach 1560 verbreitete sich das Sternsingen und verband sich dabei mit dem zu dieser Zeit gebräuchlichen Ansingen beim Fest der Heiligen Drei Könige durch Schülerchöre.
In manchen Regionen war das Sternsingen nur bestimmten Berufsgruppen erlaubt. In Freising hatten dieses Recht die Leineweber, in Laufen die Salzach-Schiffer und im damaligen Münchner Vorort Au die Maurer. In anderen Gegenden gingen verarmte Kinder und Jugendliche von Haus zu Haus und sammelten Naturalien und Geld für sich und ihre Familien.
Seit Mitte des 20. Jahrhunderts gibt es in Deutschland, Österreich und Belgien zentral gesteuerte Sternsingeraktionen. Gesammelt wird meist für Hilfsprojekte, die Kinder in Not weltweit unterstützen. Hier findet das Sternsingen heute vorrangig von katholischen Gemeinden organisiert statt. Die Sternsinger sind Kinder und Jugendliche, heute meist in Begleitung eines Erwachsenen, die regional unterschiedlich – im Zeitraum vom 27. Dezember bis zum Dreikönigsfest, dem 6. Januar, manchmal auch an dem darauffolgenden Wochenende – als Heilige Drei Könige gekleidet von Haus zu Haus gehen. Sie werden von der jeweiligen Pfarrgemeinde ausgesandt und sind oft die Ministranten oder andere Jugendliche der jeweiligen Gemeinde. Oft findet eine Aussendungsfeier in einem feierlichen Gottesdienst statt. Sie singen Sternsinger-Lieder, sprechen ein Gebet oder sagen ein Gedicht auf. Dann schreiben sie an die Haustüren oder die Türbalken mit geweihter Kreide die traditionelle Segensbitte C+M+B mit der jeweiligen Jahreszahl.
Aktionen der Sternsinger
Sternsingeraktion in Deutschland
Die Sternsingeraktion wird in Deutschland auch „Aktion Dreikönigssingen“ genannt und ist weltweit die größte organisierte Hilfsaktion von Kindern für Kinder. An der ersten Sternsingeraktion 1959 beteiligten sich Sternsinger in 100 Pfarrgemeinden und sammelten 90.000 DM. Seit 1961 beteiligt sich der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) an der Aktion, die seitdem vom Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ und vom BDKJ gemeinsam getragen wird. Im Jahr 2005 nahmen 12.743 Gemeinden und Gruppen mit ca. 500.000 Kindern und 80.000 Betreuern an der Aktion teil. 2004 wurden die Sternsinger mit dem Westfälischen Friedenspreis ausgezeichnet. Mit 47 Mio. Euro wurde in Deutschland ein neuer Rekord beim Spendenaufkommen erreicht.
Dreikönigsaktion in Österreich
Die Arbeit der Dreikönigsaktion verteilt sich auf die drei Tätigkeitsfelder „Projektzusammenarbeit“, „Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit“ und „Anwaltschaft“:
Im Rahmen der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit unterstützt die Dreikönigsaktion jährlich an die 500 Projekte in mehr als 20 Ländern. Unterstützt werden in der Projektzusammenarbeit vier Typen von Projekten:
- für Kinder und Jugendliche: Als Hilfswerk der Katholischen Jungschar gilt das besonderes Augenmerk Kindern und Jugendlichen, die unter Armut und Gewalt leiden. Ihnen soll eine faire Chance auf eine bessere Zukunft ermöglicht werden.
- für Bildung: Bildung ermächtigt Menschen, selbst aktiv zu werden und ihre Lebenssituation zu verbessern. Positive Veränderungen sind so langfristig wirksam.
- für gesicherte Lebensgrundlagen: Jeder Mensch hat ein Recht auf ein Leben ohne Armut. Unterstützt wird eine integrierte ländliche Entwicklung, nachhaltige bäuerliche Landwirtschaft und einkommensschaffende Initiativen.
- für die Stärkung von Menschenrechten und Zivilgesellschaft: Die Durchsetzung der Menschenrechte und die Förderung politischer Partizipation benötigt eine lebendige Zivilgesellschaft, damit Menschen selbst ihre Zukunft mitgestalten können.
- für eine Kirche im Dienst an den Menschen: Die befreiende Botschaft des Evangeliums zielt auf das ganzheitliche Heil der Menschen ab. Dies zeigt sich besonders im Aufbau lebendiger christlicher Gemeinschaften, im Einsatz für die Ärmsten und für die Bewahrung der Schöpfung.
- Information der österreichischen Bevölkerung: Mit der Bildungsarbeit in Österreich will die Dreikönigsaktion über die Lebensbedingungen der Menschen in Afrika, Asien und Lateinamerika informieren. Eine besondere Stellung hat auch die Information über den Reichtum vieler Kulturen in ökonomisch benachteiligten Ländern. Insbesondere, wenn Projektpartner/innen aus der Projektzusammenarbeit in ihren Menschenrechten bedroht sind, führt die Dreikönigsaktion in Österreich öffentliche Aktionen durch, um auf derartige Unrechtssituationen aufmerksam zu machen.
Sternsingen in der Schweiz
In der Schweiz wurde das Sternsingen 1989 neu belebt und seither von missio durchgeführt. Unterstützt wird dabei der Solidaritätsfond „Kinder helfen Kindern“ und ein jährlich wechselndes Projekt des Kindermissionswerks.
Beliebte Sternsinger-Lieder
- Die Legende von den drei weisen Königen. Text: Rolf Krenzer, Melodie: Ludger Stühlmeyer (ZDF-Sternsingeraktion 1999).
- Die Weisen aus dem Morgenland. Text und Melodie: Kurt Rommel.
- Drei Könige führte Gottes Hand. Text: Friedrich Spee von Langenfeld, Melodie: Köln 1880.
- Ein Stern ist aufgegangen. Text: Guido Maria Dreves 1881, Melodie: M. Bärlocher 1941.
- Es ist für uns eine Zeit angekommen. Schweizer Volksweise mitte des 19. Jahrhunderts.
- Es ziehn aus weiter Ferne drei Könige einher. Volksweise aus dem steirischen Salzkammergut.
- Heller Stern in der dunklen Nacht. Text: Diethard Zils, Melodie: Frankreich 1874.
- Hier kommen die Könige, sie folgen einem Stern. Text: Rolf Kernzer, Melodie Peter Janssens.
- Seht ihr unsern Stern dort stehen. Text: Diethard Zils, Melodie: Frankreich 18. Jahrhundert.
- Stern über Bethlehem, zeig uns den Weg. Text und Melodie: Alfred Hans Zoller 1964.
- Wir heil’gen drei Könige mit unserm Stern. Volksweise.
- Wir kommen daher aus dem Morgenland. Text: Maria Ferschl, Melodie: Heinrich Rohr.
- Wir sind die drei Könige. Text und Musik: Kurt Mikula.
Literatur
- Manfred Becker-Huberti: Die Heiligen Drei Könige. Geschichten, Legenden und Bräuche. Greven Verlag, Köln. ISBN 3-7743-0356-8.
Weblinks
- Kindermissionswerks „Die Sternsinger“ in Deutschland
- Dreikönigsaktion der katholischen Jungschar Österreich
- Sternsingeraktion in der Schweiz
Anmerkungen
<references />