Lectio divina
Die Lectio divina ist eine Methode der meditierenden und betenden Lesung der Bibel. Bereits die Wüstenväter übten diese Art des Schriftsgebets, bei der ein Vers aus Bibel immer wieder wiederholt wird. Eine systematische Darstellung der Methode der lectio divina gibt der Kartäusermönch Guigo II. († 1193) in seiner Schrift Scala claustralium (vor 1150). Er bezeichnet die lectio divina als „Leiter der Mönche zu Gott“ und unterscheidet vier Stufen:
- Lesung (lectio)
- Meditation (meditatio)
- Gebet (oratio)
- Kontemplation (contemplatio)
Inhaltsverzeichnis
Lesung (lectio)
Guido sagte, daß die erste Stufe die lectio (Lesung) ist, wobei wir das Wort Gottes langsam und aufmerksam lesen, so daß es in uns eindringt.
Bis in die jüngste Zeit hinein wurde die lectio divina im katholischen Bereich fast ausschließlich in den Klöstern geübt. Nicht zuletzt durch das Zweite Vatikanische Konzil, das die Bedeutung des Wortes Gottes im geistlichen Leben der Gläubigen betonte, entdeckten viele Christen auch außerhalb der Klöster die lectio divina für sich. Papst Benedikt XVI. empfielt die lectio divina und hofft, dass sie einen neuen geistlichen Frühling in der Kirche bewirkt (vgl. Benedikt XVI. empfiehlt 'Lectio Divina'. In: kath.net vom 20.09.2005).
Literatur
Quellen
- Guigo der Kartäuser: Scala Claustralium – Die Leiter der Mönche zu Gott. Eine Hinführung zur Lectio divina. Übersetzt und eingeleitet von Daniel Tibi. Nordhausen: Verlag Traugott Bautz, 2008. ISBN 978-3-88309-455-7
- Guigo der Kartäuser: Scala claustralium. (PDF-Datei, 527 kB)
Sekundärliteratur
- Michael Casey OCSO: Lectio divina. Die Kunst der geistlichen Lesung. St. Ottilien: EOS-Verlag, 2009. ISBN 978-3-8306-7335-4
- Steele Hartmann OCSO: Gott finden in der Bibel. Eine Hinführung zur Lectio divina. Übersetzt von Daniel Tibi OSB. Traugott Bautz, Nordhausen 2010. ISBN 978-3-88309-587-5