Ecclesia de eucharistia (Wortlaut)
Ecclesia de eucharistia |
---|
unseres Heiligen Vaters
Johannes Paul II.
An die Bischöfe, an die Priester und Diakone, an die gottgeweihten Personen und an alle Christgläubigen
über die Eucharistie in ihrer Beziehung zur Kirche
17. April 2003
(Offizieller lateinischer Text: AAS 95 [2003/7] 433-475)
Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist |
EINLEITUNG
1 Die Kirche lebt von der Eucharistie. Diese Wahrheit drückt nicht nur eine alltägliche Glaubenserfahrung aus, sondern enthält zusammenfassend den Kern des Mysteriums der Kirche. Mit Freude erfährt sie auf vielfältige Weise die beständige Erfüllung der Verheißung: "Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt" (Mt 28, 20); indessen erfreut sie sich der Gegenwart des Herrn in einzigartiger Dichte in der heiligen Eucharistie durch die Verwandlung des Brotes und des Weines in den Leib und das Blut Christi. Seitdem die Kirche, das Volk des Neuen Bundes, am Pfingsttag ihren Pilgerweg zur himmlischen Heimat begonnen hat, prägt das Allerheiligste Sakrament unaufhörlich ihre Tage und erfüllt sie mit vertrauensvoller Hoffnung.
Mit Recht hat das Zweite Vatikanische Konzil gelehrt, dass das eucharistische Opfer "Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens"<ref>II. Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen gentium, 11.</ref> ist. "Die Heiligste Eucharistie enthält ja das Heilsgut der Kirche in seiner ganzen Fülle, Christus selbst, unser Osterlamm und das lebendige Brot. Durch sein Fleisch, das durch den Heiligen Geist lebt und Leben schafft, spendet er den Menschen das Leben".<ref>II. Vatikanisches Konzil, Dekret über Dienst und Leben der Priester Presbyterorum ordinis, 5.</ref> Deshalb ist der Blick der Kirche fortwährend auf den im Sakrament des Altares gegenwärtigen Herrn gerichtet, in welchem sie den vollen Ausdruck seiner unendlichen Liebe entdeckt.
2 Während des Großen Jubiläums des Jahres 2000 durfte ich die Eucharistie im Abendmahlssaal zu Jerusalem feiern; da, wo sie gemäß der Überlieferung zum erstenmal von Christus selbst vollzogen wurde. Der Abendmahlssaal ist der Ort der Einsetzung diesen heiligsten Sakramentes. Dort nahm Christus das Brot in seine Hände, brach es und gab es seinen Jüngern mit den Worten: "Nehmet und esset alle davon: Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird" (vgl. Mt 26, 26; Lk 22, 19; 1 Kor 11, 24). Dann nahm er den Kelch mit Wein in seine Hände und sagte zu ihnen: "Nehmet und trinket alle daraus: Das ist der Kelch des neuen und ewigen Bundes, mein Blut, das für euch und für alle vergossen wird zur Vergebung der Sünden" (vgl. Mk 14, 24; Lk 22, 20; 1 Kor 11, 25). Ich bin dem Herrn Jesus dankbar, dass ich an eben diesem Ort seinem Auftrag gehorchend dies wiederholen durfte: "Tut dies zu meinem Gedächtnis" (Lk 22, 19), jene Worte, die er vor 2000 Jahren ausgesprochen hat.
Haben die am Letzten Abendmahl teilnehmenden Apostel den Sinn jener Worte verstanden, die aus dem Munde Christi kamen? Vielleicht nicht. Diese Worte sollten sich erst am Ende des Triduum sacrum ganz klären, d.h. jenes Zeitraums vom Donnerstagabend bis zum Sonntagmorgen. In diese Tage ist das mysterium paschale eingeschrieben, ebenso das mysterium eucharisticum.
3 Aus dem Ostermysterium geht die Kirche hervor. Genau deshalb steht die Eucharistie als Sakrament des Ostergeheimnisses par excellence im Mittelpunkt des kirchlichen Lebens. Das sieht man bereits an den ersten Bildern der Kirche, die uns die Apostelgeschichte bietet: "Sie hielten an der Lehre der Apostel fest und an der Gemeinschaft, am Brechen des Brotes und an den Gebeten" (Apg 2, 42). Im "Brechen des Brotes" ist die Eucharistie angesprochen. Nach zweitausend Jahren fahren wir noch immer fort, dieses ursprüngliche Bild der Kirche zu vollziehen. Und während wir das in der Eucharistiefeier tun, richten sich die Augen der Seele auf das österliche Triduum: auf das, was sich während des Abschiedsmahls am Abend des Gründonnerstags ereignete, und darauf, was danach geschah. Die Einsetzung der Eucharistie nimmt in der Tat auf sakramentale Weise die Ereignisse vorweg, die sich, beginnend mit der Todesangst von Gethsemane, kurz darauf ereignen sollten. Wiederum sehen wir Christus, wie er den Abendmahlssaal verlässt, um mit seinen Jüngern den Bach Kedron zu überqueren und zum Garten am Ölberg zu gelangen. In diesem Garten sind noch heute einige uralte Olivenbäume. Vielleicht waren sie Zeugen all dessen, was sich an jenem Abend in ihrem Schatten zugetragen hat, als Christus im Gebet Todesangst überfiel und sein Schweiß wie Blut zur Erde tropfte (vgl. Lk 22, 44). Das Blut, das er kurz zuvor der Kirche als Trank des Heiles im Sakrament der Eucharistie hinterlassen hatte, begann vergossen zu werden. Bald sollte sich das Vergießen seines Blutes auf Golgotha vollenden, um so das Werkzeug unserer Erlösung zu werden: "Christus [...] ist gekommen als Hoherpriester der künftigen Güter; [...] er ist ein für allemal in das Heiligtum hineingegangen, nicht mit dem Blut von Böcken und jungen Stieren, sondern mit seinem eigenen Blut, und so hat er eine ewige Erlösung bewirkt" (Hebr 9, 11-12).
4 Die Stunde unserer Erlösung. Obgleich hart geprüft, flieht Christus nicht vor seiner ,,Stunde": "Was soll ich sagen: Vater, rette mich aus dieser Stunde? Aber deshalb bin ich in diese Stunde gekommen!" (Joh 12, 27). Er sehnt sich danach, dass die Jünger bei ihm bleiben, jedoch muss er Einsamkeit und Verlassenheit erfahren: "Konntet ihr nicht einmal eine Stunde mit mir wachen? Wachet und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet" (Mt 26, 40-41). Nur Johannes wird mit Maria und den frommen Frauen unter dem Kreuz bleiben. Die Todesangst in Gethsemane hat die Todesangst des Kreuzes am Karfreitag eingeleitet. Die heilige Stunde, die Stunde der Erlösung der Welt. Wenn die Eucharistie am Grab Jesu in Jerusalem gefeiert wird, kehrt man beinahe greifbar zu seiner ,Stunde' zurück, der Stunde des Kreuzes und der Verherrlichung. An diesen Ort und in diese Stunde versetzt sich in spiritueller Weise jeder Priester, der die heilige Messe feiert, gemeinsam mit der christlichen Gemeinde, die daran teilnimmt.
"Gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten" . Die Worte des Glaubensbekenntnisses hallen wieder in den Worten der Betrachtung und der Verkündigung: "Ecce lignum crucis in quo salus mundi pependit. Venite adoremus". Diese Einladung richtet die Kirche in der Nachmittagsstunde des Karfreitags an alle Menschen. Sie nimmt ihren Gesang während der Osterzeit wieder auf, um zu verkünden: "Surrexit Dominus de sepulcro qui pro nobis pependit in ligno. Alleluia" .
5 "Mysterium fidei! – Geheimnis des Glaubens!" . Auf diese vom Priester gesprochenen oder gesungenen Worte antworten die Mitfeiernden: "Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit" .
In diesen oder ähnlichen Worten offenbart die Kirche, indem sie Christus im Geheimnis seiner Passion zeigt, auch ihr eigenes Geheimnis: Ecclesia de Eucharistia. Bevor die Kirche mit der pfingstlichen Gabe des Heiligen Geistes ans Licht tritt und sich auf den Weg in die Welt macht, ist ein entscheidender Moment ihrer Formung sicherlich die Einsetzung der Eucharistie im Abendmahlssaal. Ihr Fundament und ihre Quelle ist das gesamte Triduum paschale. Dieses aber ist in der eucharistischen Gabe gleichsam gesammelt, vorweggenommen und für immer "konzentriert" . In dieser Gabe übereignete Christus der Kirche die immerwährende Vergegenwärtigung des Ostermysteriums. Mit ihr stiftete er eine geheimnisvolle "Gleichzeitigkeit" zwischen jenem Triduum und seinem Lauf durch die Jahrhunderte.
Dieser Gedanke ruft in uns Gefühle großen und dankbaren Staunens hervor. Im Ostergeschehen und in der Eucharistie, die dieses durch die Jahrhunderte hindurch gegenwärtig macht, liegt ein wirklich gewaltiges "Fassungsvermögen" , in dem die ganze Geschichte als Adressat der Erlösungsgnade enthalten ist. Dieses Staunen muss stets die in der Feier der Eucharistie versammelte Kirche ergreifen. In besonderer Weise jedoch muss es den Spender der Eucharistie begleiten. In der Tat ist er es, dem es dank der ihm verliehenen Vollmacht im Sakrament der Priesterweihe zukommt, die Konsekration zu vollziehen. Ihm ist es vorbehalten, mit der Vollmacht, die ihm von Christus aus dem Abendmahlssaal zuteil wird, zu sprechen: "Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird... Das ist der Kelch des neuen und ewigen Bundes, mein Blut, das für euch vergossen wird..." . Der Priester spricht diese Worte aus oder besser er stellt seinen Mund und seine Stimme Jenem zur Verfügung, der diese Worte im Abendmahlssaal gesprochen hat, und der gewollt hat, dass sie von Generation zu Generation von all denen wiederholt werden, die in der Kirche durch die Weihe an seinem Priestertum teilhaben.
6 Dieses "Staunen" über die Eucharistie wünsche ich mit der vorliegenden Enzyklika wiederzuerwecken, in Fortsetzung jenes Erbes des Jubiläums, das ich der Kirche mit dem Apostolischen Schreiben Novo millennio ineunte und mit seiner marianischen Krönung Rosarium virginis mariae übereignen wollte. Das Antlitz Christi zu betrachten und es mit Maria zu betrachten, ist das "Programm" , auf das ich die Kirche in der Morgenröte des Dritten Jahrtausends hingewiesen habe, indem ich sie einlade, mit Enthusiasmus für die Neuevangelisierung auf das Meer der Geschichte hinauszufahren. Christus zu betrachten bedeutet, ihn erkennen zu können, wo immer er sich zeigt, in den vielfältigen Formen seiner Gegenwart, vor allem aber im lebendigen Sakrament seines Leibes und seines Blutes. Die Kirche lebt vom eucharistischen Christus. Von ihm wird sie genährt, von ihm wird sie erleuchtet. Die Eucharistie ist Geheimnis des Glaubens und zugleich "Geheimnis des Lichtes" .<ref>Vgl. Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Rosarium virginis mariae (16. Oktober 2002), 21.</ref> Jedes Mal, wenn die Kirche sie feiert, können die Gläubigen in gewisser Weise die Erfahrung der beiden Emmausjünger erleben: "Da gingen ihnen die Augen auf, und sie erkannten ihn" (Lk 24, 31).
7 Seit Beginn meines Dienstes als Nachfolger Petri habe ich dem Gründonnerstag, dem Tag der Eucharistie und des Priestertums, mit meinem Brief an alle Priester der Welt stets ein Zeichen besonderer Aufmerksamkeit vorbehalten. In diesem Jahr, dem fünfundzwanzigsten meines Pontifikates, möchte ich die gesamte Kirche in noch umfassenderer Weise an dieser eucharistischen Betrachtung beteiligen. Dabei möchte ich dem Herrn auch für das Geschenk der Eucharistie und des Priestertums danken: "Geschenk und Geheimnis" .<ref>Das ist der Titel, den ich einem autobiographischen Zeugnis aus Anlass meines fünfzigjährigen Priesterjubiläums geben wollte.</ref> In der Ausrufung des Rosenkranzjahres wollte ich eben dieses fünfundzwanzigste Jahr meines Pontifikates unter das Zeichen der Betrachtung Christi in der Schule Mariens stellen. Von daher möchte ich diesen Gründonnerstag 2003 nicht verstreichen lassen, ohne vor dem "eucharistischen Antlitz" Christi zu verharren und mit neuer Kraft die Kirche auf die zentrale Bedeutung der Eucharistie hinzuweisen. Aus ihr lebt die Kirche. Von diesem "lebendigen Brot" nährt sie sich. Wie sollte man da nicht das Bedürfnis spüren, alle aufzufordern, diese Erfahrung stets aufs Neue zu machen?
8 Wenn ich an die Eucharistie denke und dabei auf mein Leben als Priester, Bischof und Nachfolger Petri blicke, erinnere ich mich spontan an die vielen Momente und an die Orte, an denen es mir gegeben war, sie zu feiern. Ich erinnere mich an die Pfarrkirche von Niegowic, wo ich meine erste pastorale Aufgabe hatte, an die Kollegiatskirche St. Florian in Krakau, an die Kathedrale auf dem Wawel, die Peterskirche und die vielen Basiliken und Kirchen Roms und in der ganzen Welt. Ich konnte die heilige Messe in Kapellen an Gebirgspfaden zelebrieren, an Seeufern, an Meeresküsten; ich habe sie an Altären gefeiert, die in Stadien errichtet waren, auf den Plätzen der Städte... Diese so vielfältige Szenerie meiner Eucharistiefeiern lässt mich deutlich ihren universalen und sozusagen kosmischen Charakter erfahren. Ja, kosmisch! Denn auch dann, wenn man sie auf dem kleinen Altar einer Dorfkirche feiert, wird die Eucharistie immer, in einem gewissen Sinne, auf dem Altar der Welt zelebriert. Sie verbindet Himmel und Erde. Sie umfasst und erfüllt alles Geschaffene. Der Sohn Gottes ist Mensch geworden, um dem, der alles aus dem Nichts geschaffen hat, alles Geschaffene in einem höchsten Akt des Lobes zurückzuerstatten. Und so erstattet er, der ewige Hohepriester, indem er mittels des Blutes seines Kreuzes in das ewige Heiligtum eintritt, dem Schöpfer und Vater die ganze erlöste Schöpfung zurück. Dies tut er durch das priesterliche Amt in der Kirche zur Ehre der Allerheiligsten Dreifaltigkeit. Wahrhaftig ist dies das mysterium fidei, das sich in der Eucharistie vergegenwärtigt: die Welt, die aus den Händen Gottes des Schöpfers hervorgegangen ist, kehrt zu ihm als eine durch Christus erlöste zurück.
9 Die Eucharistie, heilbringende Gegenwart Jesu in der Gemeinschaft der Gläubigen und ihre geistliche Nahrung, ist das allerwertvollste Gut, das die Kirche auf ihrem Pilgerweg durch die Geschichte haben kann. So erklärt sich die sorgsame Aufmerksamkeit, die sie dem eucharistischen Geheimnis stets entgegengebracht hat; eine Aufmerksamkeit, die sich in verbindlicher Form in den Werken der Konzilien und der Päpste zeigt. Wie könnte man nicht die lehramtlichen Darlegungen in den Dekreten über die Heiligste Eucharistie und über das hochheilige Opfer der Messe bewundern, die das Konzil von Trient promulgiert hat? Diese Seiten haben durch die nachfolgenden Jahrhunderte hindurch sowohl die Theologie als auch die Katechese geleitet, und noch immer sind sie dogmatischer Bezugspunkt für die fortwährende Erneuerung und für das Wachstum des Volkes Gottes im Glauben und in der Liebe zur heiligen Eucharistie. Aus uns näheren Zeiten sind drei Enzykliken zu nennen: die Enzyklika Mirae caritatis (28. Mai 1902) <ref>Leonis XIII Acta, XXII ( 1903), 115-136.</ref> von Papst Leo XIII., die Enzyklika Mediator dei (20. November 1947)<ref>AAS 39 (1947), 521-595.</ref> von Pius XII. und die Enzyklika Mysterium fidei (3. September 1965)<ref>AAS 57 (1965), 753-774.</ref> von Papst Paul VI.
Das Zweite Vatikanische Konzil, obgleich es kein spezifisches Dokument über das eucharistische Geheimnis herausgebracht hat, erhellt dessen verschiedene Aspekte jedenfalls in der inneren Abfolge seiner Dokumente, in besonderer Weise in der dogmatischen Konstitution Lumen gentium und in der Konstitution über die heilige Liturgie Sacrosanctum concilium.
Ich selbst habe in den ersten Jahren meines apostolischen Dienstes auf dem Lehrstuhl Petri mit dem Apostolischen Schreiben Dominicae cenae (24. Februar 1980)<ref>AAS 72 (1980), 113-148.</ref> einige Aspekte des eucharistischen Geheimnisses und seines Einflusses im Leben derer, die seine Ausspender sind, behandelt. Heute nehme ich den Faden dieser Erörterung mit einem von Ergriffenheit und Dankbarkeit noch mehr erfüllten Herzen wieder auf, indem ich gleichsam die Worte des Psalmisten widerhallen lasse: "Wie kann ich dem Herrn all das vergelten, was er mir Gutes getan hat. Ich will den Kelch des Heils erheben und anrufen den Namen des Herrn" (Ps 116, 12-13).
10 Dieser Verkündigungsdienst seitens des Lehramtes hat im inneren Wachstum der christlichen Gemeinschaft seine Antwort gefunden. Ohne Zweifel war die Liturgiereform des Konzils von großem Gewinn für eine bewusstere, aktivere und fruchtbarere Teilnahme der Gläubigen am heiligen Opfer des Altares. Des weiteren findet die Anbetung des Allerheiligsten Sakramentes an vielen Orten einen weiten Raum im täglichen Leben und wird so zur unerschöpflichen Quelle der Heiligkeit. Die andächtige Teilnahme der Gläubigen an der eucharistischen Prozession des Fronleichnamfestes ist eine Gnade des Herrn, die jedes Jahr diejenigen mit Freude erfüllt, die an ihr teilnehmen. Man könnte noch andere positive Zeichen des Glaubens und der Liebe zur Eucharistie erwähnen.
Leider fehlt neben diesem Licht nicht der Schatten. In der Tat gibt es Orte, an denen eine beinahe völlige Vernachlässigung des Kultes der eucharistischen Anbetung feststellbar ist. Überdies gibt es in dem einen oder anderen Bereich der Kirche Missbräuche, die dazu beitragen, den rechten Glauben und die katholische Lehre über dieses wunderbare Sakrament zu verdunkeln. Zuweilen kommt ein sehr bedeutungsminderndes Verständnis der Eucharistie zum Vorschein. Einmal seines Opfercharakters beraubt, wird das eucharistische Geheimnis so vollzogen, als ob es nicht den Sinn und den Wert eines Treffens zum brüderlichen Mahl übersteigen würde. Darüber hinaus ist gelegentlich die Notwendigkeit des Amtspriestertums, das in der apostolischen Sukzession gründet, verdunkelt, und die Sakramentalität der Eucharistie wird allein auf die Wirksamkeit in der Verkündigung reduziert. Von da her frönen hier und da ökumenische Initiativen, obgleich edel in ihren Intentionen, eucharistischen Praktiken, welche der Disziplin, mit der die Kirche ihren Glauben ausdrückt, widersprechen. Wie sollte man nicht über all dies tiefen Schmerz zum Ausdruck bringen? Die Eucharistie ist ein zu großes Gut, um Zweideutigkeiten und Minimalisierungen zu dulden.
Ich vertraue darauf, dass diese Enzyklika wirksam dazu beitragen kann, die Schatten inakzeptabler Lehren und Praktiken zu vertreiben, damit die Eucharistie weiterhin erstrahlen möge im ganzen Glanz ihres Geheimnisses.
[Fortsetzung folgt]
Anmerkungen
<references />