Marialis cultus (Wortlaut)

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Apostolisches Schreiben
Marialis cultus

unseres Heiligen Vaters
Paul VI.
an alle Bischöfe die in Frieden und Gemeinschaft mit dem Apostolischen Stuhl leben
über die rechte Pflege und Entfaltung der Marienverehrung
2. Februar 1974

(Offizieller lateinischerText AAS 66 [1974] 153-197)

(Quelle: Papst Paul VI., Die rechte Pflege und Entfaltung der Marienverehrung, Johannes Verlag Leutesdorf am Rhein 1974; mit kirchlicher Druckerlaubnis. Der Text entspricht der deutschen Fassung)

Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


Einleitung: Anlass und Zweck des Dokumentes

Seitdem Wir auf den Stuhl Petri erhoben wurden, haben Wir Uns ständig darum bemüht, den marianischen Kult zu fördern. Wir taten dies nicht nur in der Absicht, dem Empfinden der Kirche und Unserem persönlichen Wunsche Ausdruck zu geben, sondern auch, weil dieser bekanntlich als vorzüglicher Teil zum Bereich jenes religiösen Kultes gehört, in dem sich das Höchstmaß an Weisheit und der Gipfel der Frömmigkeit vereinen,<ref> Vgl. Lactantius, Divinae Institutiones IV, 3, 60-10: CSEL 19, S. 279.</ref> und der deshalb die hauptsächliche Aufgabe des Gottesvolkes ist.

Gerade im Hinblick auf diese Aufgabe haben Wir stets das große Werk der liturgischen Reform mit Nachdruck gefördert, das vom Zweiten Vatikanischen Ökumenischen Konzil durchgeführt worden ist. Es ist auch gewiss nicht ohne einen besonderen Plan der göttlichen Vorsehung geschehen, dass das erste Konzilsdokument, das Wir zusammen mit den ehrwürdigen Konzilsvätern ”im Heiligen Geiste” approbiert und unterzeichnet haben, die Konstitution „Sacrosanctum concilium“ gewesen ist, die sich gerade die Erneuerung und die Förderung der Liturgie zum Ziel gesetzt hat, indem sie die Teilnahme der Gläubigen an den heiligen Geheimnissen fruchtbringender gestaltet.<ref>Vgl. SC Nr. 1-3, 11. 21, 48: AAS 56 (1964), S. 97-98, 102-103, 105-106, 118. </ref> Von da an hatten viele Verlautbarungen Unseres Pontifikates dasselbe Ziel, nämlich die Verbesserung des religiösen Kultes, wie es die Veröffentlichung zahlreicher Bücher des römischen Ritus in diesen Jahren bezeugt, die gemäß den Prinzipien und Richtlinien desselben Konzils überarbeitet worden sind. Dafür danken Wir dem Herrn, dem Geber alles Guten, von ganzem Herzen und bekunden auch den Bischofskonferenzen und den einzelnen Bischöfen Unseren Dank, die auf verschiedene Weise mit Uns bei der Ausarbeitung dieser Bücher zusammengearbeitet haben.

Während Wir aber mit frohem und dankbarem Herzen die geleistete Arbeit und die ersten positiven Ergebnisse der liturgischen Erneuerung betrachten, die sich in dem Maße, wie die Reform in ihrer grundlegenden Bedeutung besser verstanden und richtig durchgeführt wird, noch mehr ausweiten werden, hören Wir nicht auf, Unsere aufmerksame Sorge all dem zuzuwenden, was der Erneuerung des Kultes zu einer geordneten Durchführung verhelfen kann, mit dem die Kirche im Geiste und in der Wahrheit (vgl. Joh 4, 24) den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist anbetet, ”mit besonderer Liebe Maria, die Gottesmutter, verehrt<ref>SC Nr. 103: AAS 56 (1S64), S. 125. </ref> und mit religiöser Ehrfurcht das Gedächtnis der Märtyrer und der anderen Heiligen ehrt.

Die von Uns gewünschte Entfaltung der Andacht zur Jungfrau Maria, die – wie Wir eingangs angedeutet haben – in den Rahmen des einen Kultes eingefügt ist, der mit guten Recht christlich genannt werden kann, da er von Christus seinen Ursprung und seine Wirksamkeit hat, in Christus seinen vollkommenen Ausdruck findet und durch Christus im Heiligen Geiste zum Vater führt, ist ein Element, das die echte Frömmigkeit der Kirche kennzeichnet. Denn mit innerer Notwendigkeit lässt sie im liturgischen Leben der Kirche den Erlösungsplan Gottes widerspiegeln, durch den Maria im Hinblick auf die einzigartige Stellung, die sie in ihm einnimmt, eine einzigartige Verehrung zukommt.<ref>Vgl. LG Nr. 66: AAS 57 (1965), S. 65. </ref> So folgt auch jeder echten Entfaltung des christlichen Kultes notwendig ein echtes Wachstum in der Verehrung der Mutter des Herrn. 

Im übrigen zeigt die Geschichte des religiösen Lebens auf, wie ”die verschiedenen Formen der Verehrung der Gottesmutter, die die Kirche im Rahmen der gesunden und rechtgläubigen Lehre gutgeheißen hat”<ref> Ebd. </ref>, sich in harmonischer Unterordnung unter die Christusverehrung entfalten und um ihn kreisen wie um ihren natürlichen und notwendigen Mittelpunkt. Auch in unserem Zeitalter ist dies so der Fall. Die Betrachtung der Kirche unserer Tage über das Geheimnis Christi und über ihr eigenes Wesen haben sie dahin geführt, in der Wurzel des Christusgeheimnisses und in der Krönung ihres Wesens dieselbe Frauengestalt vorzufinden: die Jungfrau Maria, die Mutter Christi und Mutter der Kirche. Und die tiefere Erkenntnis der Sendung Mariens hat sich in jubelnde Verehrung zu ihr gewandelt und in anbetende Ehrfurcht gegenüber dem weisen Plan Gottes, der in seiner Familie – die Kirche –, wie in jedem Heim, die Gestalt einer Frau gegenwärtig wissen wollte, die verborgen und in der Haltung einer Dienerin wach ”und in Güte schützend ihre Schritte zum Vaterland lenkt, bis der glorreiche Tag des Herrn kommt”<ref>Votivmesse BMV, Mutter der Kirche, Präfation. </ref>.

Die Wandlungen, die sich in unserer Zeit im gesellschaftlichen Leben, im Empfinden der Völker, in den Ausdrucksformen der Literatur und der Kunst wie auch in den Formen der Massenmedien vollzogen haben, sind auch nicht spurlos an den Äußerungen des religiösen Lebens vorübergegangen. Bestimmte kultische Übungen, die in einer nicht allzufernen Vergangenheit geeignet schienen, das religiöse Empfinden der einzelnen wie der christlichen Gemeinschaften zum Ausdruck zu bringen, erscheinen heute ungenügend oder ungeeignet, weil gebunden an sozial-kulturelle Schemen der Vergangenheit, während man heute großenteils neue Ausdrucksformen sucht für die unveränderliche Beziehung der Geschöpfe zu ihrem Schöpfer, der Kinder zu ihrem Vater. Das kann bei einigen vorübergehendes Befremden auslösen. Wer aber in vertrauensvollem Aufblick zu Gott über solche Gegebenheiten nachdenkt, entdeckt, dass viele Bestrebungen der heutigen Frömmigkeit – zum Beispiel die Verinnerlichung des religiösen Lebens – dazu angetan sind, für die Entfaltung der christlichen Frömmigkeit im allgemeinen und der Verehrung der Allerseligsten Jungfrau im besonderen beizutragen. So wird unser Zeitalter in treuer Befolgung der Überlieferung und in aufmerksamer Erwägung der theologischen und wissenschaftlichen Fortschritte seinen Beitrag leisten zum Lobe jener, die nach ihren eigenen prophetischen Worten alle Geschlechter selig preisen werden (vgl. Lk 1, 48).

Wir erachten es daher als eine Aufgabe Unseres apostolischen Amtes, mit Ihnen, Ehrwürdige Brüder, einige Themen wie in einem Dialog durchzusprechen, die sich auf die Stellung beziehen, die die Allerseligste Jungfrau im Kult der Kirche einnimmt, die zum Teil schon vom Zweiten Vatikanischen Konzil<ref>Vgl. LG Nr. 66-67: AAS 57 (1965), S. 65-66; SC Nr. 103: AAS 56 (1964), S. 125. </ref> und von Uns selbst<ref>Apostolisches Schreiben, Signum magnum: AAS 59 (1967), S. 465-475. </ref> behandelt worden sind. Es ist aber nicht unnütz, hierauf zurückzukommen, um Zweifel zu beseitigen und vor allem um die Entfaltung jener Andacht zur Jungfrau zu fördern, die innerhalb der Kirche im Worte Gottes ihre Begründung findet und im Geiste Christi geübt wird.

Wir möchten deshalb auf einige Fragen eingehen, die die Beziehungen zwischen der Liturgie und der Verehrung der Allerseligsten Jungfrau aufzeigen (I); Überlegungen und Richtlinien vorlegen, die geeignet sind, die berechtigte Entwicklung dieser Verehrung zu fördern (II); endlich einige Anregungen für eine lebendige und mehr bewusste Wiederaufnahme des Rosenkranzgebetes zu geben, dessen Übung von Unseren Vorgängern so sehr empfohlen worden ist und das unter dem christlichen Volk eine so weite Verbreitung gefunden hat (III).

Erster Teil: Die Marienverehrung in der Liturgie

1 Wenn Wir nun darangehen, über die Stellung zu sprechen, die die Seligste Jungfrau im christlichen Kult, einnimmt, so müssen wir in erster Linie unsere Aufmerksamkeit der Liturgie zuwenden. Denn sie besitzt außer einem reichen Lehrgehalt eine unvergleichliche pastorale Wirkkraft und hat einen anerkannt beispielhaften Wert für die übrigen Formen des Kultus. Es wäre Unser Wunsch gewesen, die verschiedenen Liturgien des Morgen- und Abendlandes zu betrachten. Aber im Hinblick auf die Zielsetzung dieses Schreibens werden Wir uns fast ausschließlich den liturgischen Büchern des römischen Ritus zuwenden. Denn er allein war in Durchführung der praktischen Vorschriften, die das Zweite Vatikanische Konzil<ref>Vgl. SC Nr. 3: AAS 56 (1964), S. 98. </ref> gegeben hatte, Gegenstand einer tiefgreifenden Erneuerung, auch was die Ausdrucksweise der Marienverehrung betrifft, und fordert darum eine aufmerksame Beachtung und Wertung.

Erster Abschnitt: Maria in der erneuerten römischen Liturgie

2 Die Reform der römischen Liturgie setzte eine wohldurchdachte Erneuerung ihres  Allgemeinen liturgischen Kalenders voraus. Nachdem dieser so aufgebaut war, dass die Feier des Erlösungswerkes mit der notwendigen Herausstellung an bestimmten Tagen ermöglicht wurde, indem das ganze Geheimnis Christi von der Menschwerdung bis zur Erwartung seiner glorreichen Wiederkunft<ref>Vgl. II. Vat. Konzil, ebd. Nr. 102: AAS 56 (1964), S. 125. </ref> auf den Ablauf des Jahres verteilt wurde, hat er es erlaubt, die Gedächtnisfeier der Gottesmutter in den Jahreskreis der Geheimnisse des Sohnes in einer mehr organischen Weise und engeren Verknüpfung einzufügen. 

3 So gedenkt die Liturgie in der Adventszeit, außer am Fest des 8. Dezember – einer Feier, die verbunden ist mit der unbefleckten Empfängnis Mariens, der grundlegenden Vorbereitung (vgl. Jes 11, 1.10) auf die Ankunft des Erlösers und des glücklichen Anfangs einer Kirche ohne Makeln und Falten<ref>Vgl. Römisches Messbuch durch Dekret des II. Vat. Konzils erneuert und im Auftrag Papst Pauls VI. promulgiert. Ed. typica, MCMLXX, 8. Dezember, Präfation. </ref> – häufig der Allerseligsten Jungfrau, vor allem an den Wochentagen zwischen dem 17. und 24. Dezember, und in ganz besonderer Weise am Sonntag, der dem Weihnachtsfest vorausgeht, wo  sie  die alten prophetischen Stimmen über die Jungfrau Maria und über den Messias<ref>Römisches Messbuch durch Dekret des II. Vat. Konzils erneuert, im Auftrag Papst Pauls VI. promulgiert. Ordo lectionum Missae. Ed. typica, MCMLXIX, S. 8: 1. Lesung (Jahr A:  Is  7, 10-14: ”Ecce virgo concipiet”; Jahr B: 2 Sam 7, 1-5. 8b-11.16: ”Regnum David erit usque in aeternum ante faciem Domini”; Jahr C: Mich 5, 2-5a [Hebr 1-4a]: ”Ex te egredietur dominator in Israel”) </ref> vernehmen und Abschnitte aus dem Evangelium vorlesen lässt, die sich auf die bevorstehende Geburt Christi und des Vorläufers beziehen.<ref>Ebd., S. 8: Evangelium (Jahr A: Mt 1, 18-24: ”Iesus nascetur de Maria, desponsata Ioseph, filio David”; Jahr B: Lk 1, 26-38: ”Ecce concipies in utero et paries filium”; Jahr C: Lk 1, 39-45: ”Unde hoc mihi ut mater Domini mei ad me?”). </ref>

4 Auf diese Weise werden die Gläubigen, die mit der Liturgie den Geist des Advents leben, indem sie die unaussprechliche Liebe betrachten, mit der die jungfräuliche Mutter den Sohn erwartete,<ref>Vgl. Römisches Messbuch II. Adventspräfation. </ref> dazu angeleitet, Maria als Vorbild zu nehmen und sich vorzubereiten, dem kommenden Heiland entgegenzugehen „wachend im Gebet und ... in frohlockenden Lobgesängen”<ref>Römisches Messbuch ebd. </ref>. Überdies wollen Wir darauf hinweisen, wie die Adventsliturgie durch die Verbindung der Erwartung des Messias und der Erwartung der glorreichen Wiederkunft Christi mit der verehrungswürdigen Gedächtnisfeier der Gottesmutter ein glückliches Gleichgewicht im Kult darstellt, das als wegweisend angenommen werden kann, um jedes Bestreben zu verhindern, wie es bisweilen in einigen Formen der Volksfrömmigkeit der Fall war, die Marienverehrung von ihrem notwendigen Beziehungspunkt zu lösen, nämlich von Christus. So kommt es, dass dieser Zeitabschnitt, wie die Kenner der Liturgie gezeigt haben, als besonders geeignete Zeit für die Verehrung der Mutter der Herrn gesehen werden muss. Diesem Hinweis pflichten Wir bei. Wir möchten ihn überall bejaht und befolgt sehen.

5 Die Weihnachtszeit bildet eine verlängerte Gedächtnisfeier der göttlichen, jungfräulichen, heilbringenden Mutterschaft jener, deren „unversehrte Jungfräulichkeit dieser Welt den Heiland gebar”<ref>Römisches Messbuch 1. Euch. Hochgebet, Communicantes an Weihnachten und während der Oktav. </ref>. In der Tat, bei der Festfeier der Geburt des Herrn verehrt die Kirche in der Anbetung des göttlichen Heilandes seine glorreiche Mutter; während sie am Feste der Erscheinung des Herrn die universale Berufung zum Heile feiert, betrachtet sie die Jungfrau, den wahren Sitz der Weisheit und wahre Mutter des Königs, die den Weisen den Erlöser aller Völker zur Anbetung entgegenhält (vgl. Mt 2, 11); und am Feste der heiligen Familie Jesus, Maria und Joseph (Sonntag in der Weihnachtsoktav) sucht sie voll Ehrfurcht das heilige Leben zu ergründen, das Jesus, der Gottes- und Menschensohn, Maria, seine Mutter, und Joseph, der gerechte Mann (vgl. Mt 1, 19), im Hause von Nazaret führen.

Bei der Neuordnung des Weihnachtsfestkreises will es Uns scheinen, dass die gemeinsame Aufmerksamkeit auf das wiedereingeführte Fest der heiligen Gottesgebärerin Maria hingelenkt werden muss. Nachdem dieses entsprechend einer antiken Anregung der Liturgie der Stadt Rom auf dem 1. Januar festgesetzt wurde, ist es dazu angetan, den Anteil feierlich herauszustellen, den Maria bei diesem Heilsgeheimnis innehatte sowie die einzigartige Würde zu betonen, die sich hieraus für die „heilige Gottesgebärerin ergab... durch die wir den Urheber des Lebens empfangen durften”<ref>Römisches Messbuch 1. Januar, Ant. zum Introitus und Tagesgebet. </ref>. Gleichermaßen bietet sich eine wiederum günstige Gelegenheit, den neugeborenen Friedensfürsten anzubeten, die Frohbotschaft der Engel zu vernehmen (vgl. Lk 2, 14) und von Gott durch die Vermittlung der Königin des Friedens das hohe Geschenk des Friedens zu erflehen. Darum haben Wir durch das glückliche Zusammentreffen der Oktav des Weihnachtsfestes mit dem 1. Januar, an dem wir unsere Glückwünsche austauschen, den  Weltfriedenstag eingesetzt, der wachsende Zustimmung findet und schon im Herzen vieler Menschen die Segnungen des Friedens reifen lässt.

6 Zu den beiden schon erwähnten Festtagen – Unbefleckte Empfängnis und Gottesmutterschaft Mariens – sind noch die altehrwürdigen Feste des 25. März und des 15. August hinzuzufügen.

Für die Feier der Menschwerdung des Wortes Gottes wurde im Römischen Kalender nach wohlüberlegtem Beschluss die alte Bezeichnung „In Annuntiatione Domini” (Verkündigung des Herrn) wieder eingeführt. Die Feier war und ist in Verbindung mit Christus und der Jungfrau Maria zu sehen: das Göttliche Wort, das der „Sohn Mariens” wird (Mk 6, 3), und die Jungfrau, die Gottesmutter wird. Die östliche und westliche Kirche feiert in dem unerschöpflichen Reichtum ihrer Liturgie diesen Festtag im Hinblick auf Christus als die Erinnerung an das heilbringende ”Fiat” des menschgewordenen Wortes, das beim Eintritt in die Welt sprach: „Siehe, ich komme (...), deinen Willen, o Gott, zu erfüllen“ (vgl. Hebr 10, 7; Ps 39, 8 – 9) als Erinnerung an den Beginn der Erlösung und der unauflöslichen, jungfräulichen Vereinigung der göttlichen Natur mit der menschlichen in der einen Person des Wortes. Im Hinblick auf Maria wird der 25. März als Fest der neuen Eva, der gehorsamen und getreuen Jungfrau begangen, die mit ihrem hochherzigen „Fiat“  (vgl. Lk 1, 38) durch das Wirken des Heiligen Geistes Gottesgebärerin geworden ist, aber auch die wahre Mutter aller Lebenden. Durch die Aufnahme des einzigen Mittlers (vgl. 1 Tim 2, 5) in ihren Schoß wurde sie zur wahren Arche des Bundes und zum wahren Tempel Gottes. So ist der 25. März Gedächtnisfeier eines Höhepunktes im Heilsdialog zwischen Gott und dem Menschen, Erinnerung an die freie Zustimmung der Jungfrau an ihre Mitwirkung beim Heilsplan Gottes.

Der Festtag des 15. August gedenkt der glorreichen Aufnahme Mariens in den Himmel. Es ist das Fest ihrer Bestimmung zur höchsten Seligkeit, der Verherrlichung ihrer unbefleckten Seele und ihres jungfräulichen Leibes, ihrer vollkommenen Gleichförmigkeit mit Christus, dem Auferstandenen, ein Fest, das der Kirche und der Menschheit das Bild und den trostvollen Beweis vor Augen stellt, wie letztlich ihre Hoffnung Wirklichkeit wird. Denn diese Vollendung in der Herrlichkeit ist die Bestimmung all jener, die Christus zu seinen Brüdern gemacht hat, weil er mit ihnen „gemeinsam Fleisch und Blut hat” (Hebr 2, 14; vgl. Gal 4, 4). Der Festtag Mariä Himmelfahrt hat seine festliche Fortsetzung in der Feier von Maria Königin, die acht Tage später begangen wird. An diesem Tag schauen wir auf sie, die neben dem König der Ewigkeit thront, als Königin erstrahlt und als Mutter Fürsprache für uns einlegt.<ref>Vgl. Römisches Messbuch 22. August, Tagesgebet. </ref> Vier Feiern also, die mit der höchsten liturgischen Rangordnung die hauptsächlichen dogmatischen Wahrheiten festhalten, die sich auf die demütige Magd des Herrn beziehen.

[Fortsetzung folgt]

Anmerkungen

<references />